Messe und Seniorenmärkte, Fachartikel

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MESSEN
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Messe und Seniorenmärkte
Neue Perspektiven ab 50: Der Aufgabendruck lässt nach, und man gewinnt 24 Stunden Freiheit.
  Weshalb die Messe eine
ideale Form von Verkaufsan­
bahnung, Beratung und Verkauf
für die Seniorenmärkte ist.
Bekanntlich sind Seniorenmärkte Boommärkte und interessante Felder für Innovationen. In der Neuerscheinung¹ «Wirtschaftliche Potenziale des Alters» halten die Autoren
fest:
«Neben
den
klassischen
Werbeträgern ist in den letzten Jahren die
Zahl der Messen im Bereich der Seniorenwirtschaft regelrecht explodiert.» Die Senioren mit ihrem Alterssparvolumen in der
mittleren und oberen Kaufkraftklasse sind
also ein stark wachsender und wichtiger
Wirtschaftsfaktor. Meist ist aber von «Überalterung» und steigenden Kosten die Rede.
Dabei kann das Leben nach der Pensionierung zu ganz neuen Erfüllungen führen. Und
eine alte Bevölkerung sei doch eher «friedlich, wohlhabend und glücklich», stellt Autor
Peter Gross² fest. Auch deshalb wollen wir
hier dieser Frage näher nachgehen. Ebenfalls bekannt ist aber, dass die Zielgruppe
der Senioren gar nicht so leicht zu gewinnen
ist. Der Erfolg liegt also auch in der Kunst
der richtigen Ansprache und des geeigneten
Umgangs. Aber nun der Reihe nach.
verfügbaren Einkommen, das Gegenteil. Dieses Einkommen erfährt nun regelmässige Zuwächse! Statt sparen kann man nun das GeDas Gesparte für einen
sparte zugunsten Lebensstil brauchen und
guten Lebensstil
schrittweise abtragen. Wenn beide Partner
Es ist nicht nur die allgemeine Bevölkerungs- berufstätig waren, gilt jetzt das Doppeleinzunahme ein Wachstumsfaktor. Speziell in kommen weiter. Die mittleren Einkommensunserer Zeit kommen die geburtenstarken klassen kommen nun plötzlich in die höhere
Jahrgänge nun laufend in das Alter von 50 + Kaufkraftklasse. So möchte z. B. Herr Neuund 60 +. Damit wächst unsere Zielgruppe reich zeigen, dass er sich jetzt eine goldene
ausserordentlich stark. Sodann treffen wir Uhr leisten kann – und gleich noch eine solhier auf eine Generation, die den Anspruch che seiner Angebeteten schenken . . . Geld,
hat, das Leben zu geniessen und sich etwas zu Zeit und Appetit auf Geniessen oder Sich-Vergönnen. Hedonismus und Materialismus sind wirklichen, Gesundheit, «Jungbleiben» sowie
heute einfach ein Teil des Lebenssinns – auch Neugierde und Erbauung – das allein, aber
als Kompensation für die gesunkenen religiö- vor allem in Gruppen und Netzwerken sind
sen Stützen. Mit zunehmendem Alter werden ganz wichtige Konsumfaktoren der Senioren.
die Jahre kostbarer und die alten Träume aktueller. Das können sich die heutigen Fünfzi- Jung und Alt – Synergien von
ger und Älteren in der mittleren bis oberen Erfahrung und frischem Wissen
Kaufkraftklasse denn auch leisten. Das steuer- Vielleicht werden Sie jetzt sagen, dass doch
lich begünstigte Alterssparen in den Jahren die AHV und die Rendite der Pensionskassen
von starkem Wachstum und Karriere wirkt gefährdet seien. Dem steht gegenüber das
nach – auch bei den berufstätigen Frauen. Um aufkommende Längerarbeiten, die flexible
die – meist bereits erfolgreichen – Nachkom- Pensionierung und Teilpensionierung. Wie
men muss man sich nicht mehr so viel materi- der bekannte Alterskenner René Künzli ³ festelle Gedanken machen wie früher. Sobald der hält, brauchen wir das Erfahrungswissen der
Pensionierungspunkt eintritt, wird aus den Senioren und deren Aktivbleiben im Interesse
regelmässigen Altersrücklagen (AHV, BVG, des Generationenvertrags und der Gesundprivates Sparen), also aus Einbussen beim heit. Der heutige allgemein gute Gesund-
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heitszustand der älteren Menschen und die ernsthaft über die dritte Lebensphase nach.
geringere körperliche Abnützung ergeben ein In diesen Lebensabschnitt fallen auch die
interessantes Arbeitspotenzial und Zusatzein- gros­
sen Veränderungen: neue Betätigung,
kommen. Im Zusammenspiel zwischen Jung Verwirklichung eines alten Traums, allenfalls
und Alt können Synergien von Erfahrung und neue Lebenspartnerschaft, neue Netzwerke,
frischem Wissen entstehen – wie ich das in wohnliche Veränderungen, längere Ferien,
einem Projekt deutlich erlebt habe. Zudem Fernreisen, die Bequemlichkeit eines GA usw.
leben wir in einem der sichersten Länder mit Sobald dann die Teil- oder Vollpensioniestarker Wettbewerbsfähigkeit bei hohen Ein- rung kommt, potenziert sich das Ganze. Endkommen. Die Vermögenswerte können in der lich haben wir das interessante Zielpublikum,
Schweiz durch Sachwert-Investition in Lie- das Zeit wie kein anderes hat – und das auch
genschaften gesichert werden. Der anhalten- in der Zwischensaison und unter der Woche
de Wohnbedarf und der Tourismus verhin- sowie ebenfalls ausserhalb der Schulferien.
dern eine Immobilienblase. Die mittleren und Diese Freiheiten zusammen mit den hohen
oberen Einkommensklassen der Senioren ha- Ansprüchen eines genussorientierten, aktiben einen sehr hohen Anteil am Schweizer ven und gesunden Lebens in dieser LebensSparvermögen und entsprechendem verfüg- reife sprechen eigentlich für ganz interessanbarem Einkommen für Konsum. Die Senio- te Märkte. Im Tourismus und Freizeitmarkt
renmärkte sehe ich nicht gefährdet.
generell heisst das sogar: Belebung ausserhalb der Saison und während der flauen WoDie SeniorenGeneration
chentage. Eigentlich fantastische Verhältnisbeginnt um 50
se, wenn da nicht die Schwierigkeit in der
Das beginnt schon so um 50 herum: Die Kar- Ansprache und im Kundenumgang dieser Seriereanstrengungen sind da meist abgeschlos- niorenzielgruppe wäre.
sen, die Kinder aus dem Haus, sodass man
Zeit und mehr «Luft» hat. Der Aufgabendruck Eigenarten und Herausforderun­
lässt nach, und man gewinnt neu 24 Stunden gen der Zielgruppe Senioren
Freiheit. Spätestens an diesem Vorabend der Die Erfahrungen und die Quellen zeigen,
reiferen Lebensphase macht man sich lang- dass die Senioren sich durch die folgenden
sam Gedanken über die Lebensgestaltung der stärker ausgeprägten Merkmale von anderen
kommenden Jahre und denkt wohl erstmals Zielgruppen unterscheiden:
Messe «Zukunft Alter oder:
Alter hat Zukunft!»
Nicht das defizitorientierte Alter, sondern das selbstbestimmte und lustvolle längere Leben
steht im Mittelpunkt. Dies ist eine wichtige Zielsetzung im Leitbild der neuen Altersmesse,
die vom Freitag, 23. Oktober 2015, bis Sonntag, 25. Oktober 2015, in der Messe Luzern
auf der Allmend stattfinden wird. Sie ist in sechs Bereiche gegliedert:
–– Vorsorge/Finanzen.
–– Bauen/Umbauen/Wohnen/Immobilien – selbstständiges und sicheres Wohnen.
–– Lifestyle/Kultur/Musik/Bildung/Sport.
–– Reisen, Tourismus, Ferien, Freizeit.
–– Gesundheit.
–– Engagement und Soziales.
Das Besuchermarketing will die Gäste über 60 Jahre ansprechen, aber auch jene zwischen
40 und 60 Jahren. Es sind insbesondere die Zielgruppen der Bereiche Finanzen/Vorsorge
und Bauen/Wohnen/Immobilien. Dazu Projektleiter Josef Odermatt: «Zwischen 40 und 60
stellen viele verantwortungsvolle Personen und Paare die finanziellen und baulichen Weichen für das Pensionsalter. Deshalb erstaunt es auch nicht, dass diese Branchen an der
Altersmesse stark vertreten sein werden.» Die Organisatoren streben 50 Prozent Besucher
zwischen 40 und 60 Jahren und 50 Prozent über 60 Jahren an.
Bis jetzt haben über 100 Firmen und Organisationen ihr Interesse angemeldet. Rund 70
Prozent davon haben eine national ausgerichtete Tätigkeit. Die Ausstellerakquisition läuft
über das Kernteam (Josef Odermatt, Josef Sprüngli und Edwin Rudolf) sowie über ein vernetztes Verkaufsteam. Bis 30. April 2015 gibt es einen Frühbucherrabatt von 10 Prozent.
www.altersmesse-luzern.ch
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–– Sind informierter, kritischer, keine Spontankäufer
–– Wollen Beratung und mit Konkurrenzprodukten vergleichen können
–– Möchten das Produkt erleben, anfassen
bzw. austesten, Referenzen einholen
–– Suchen persönlichen Kontakt, Vertrauenswürdigkeit und Sicherheit
–– Das Kaufobjekt hat vielfach mit der eigenen Lebensgestaltung, Veränderung zu tun
–– Oft ist das Kaufobjekt auch eine Angelegenheit mit Lebenspartner, Kindern
–– Senioren verlangen, dass Produkt und
Umgang an ihr Alter angepasst sind
–– Haben bestimmte Seniorenthemen, die sie
berücksichtigt wissen wollen
–– Wollen aber nicht auf ihr Alter angesprochen werden
–– Haben Zeit und Lust für einen Messebesuch, vielfach mit Begleitung
–– Lassen sich auch auf ein passendes Rahmenprogramm der Messe ansprechen
–– Sind eher treue Messebesucher, pflegen
wiederholten Kontakt zum Lieferanten
–– Haben durch Gleichgesinnte ein grosses
Potenzial an Weiterempfehlung
–– Lassen sich nach Bedürfnissen leichter in
homogene Zielgruppen einordnen
–– Sind grosses, wachsendes Konsumpotenzial, da steigende Zahl mit Geld, Zeit, Lust
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Das Patronatskomitee – gute Namen für eine gute Sache
Viele prominente Persönlichkeiten aus der ganzen Schweiz sind im Patronatskomitee der
neuen Altersmesse in Luzern:
– Rony Amrein FRICS, Direktor Zug Estates AG, Suurstoffi - Nachhaltigkeits- und
Innovationsquartier Rotkreuz
– Alfred N. Becker, Ehrenpräsident Messe Luzern AG und Träger Tourismus-Award
– Prisca Birrer-Heimo, Nationalrätin Kanton Luzern
– Niklaus Bleiker, Regierungsrat Kanton Obwalden, Vorsteher Volkswirtschaftsdepartement
– Ivo Bracher, Verwaltungsratspräsident Bonainvest Holding AG, Solothurn
– Dr. med. Ignazio Cassis, Nationalrat und Präsident CURAVIVA Schweiz
– Joachim Eder, Ständerat, alt Regierungsrat und Gesundheitsdirektor Kanton Zug
– Yvette Estermann, Nationalrätin Kanton Luzern
– Susanna Fassbind, Marketingfachfrau, Redaktion Fachzeitschrift 3fach
– Beat Fellmann, Geschäftsführer und Partner casea ag, Luzern/Zürich
– Peter Föhn, Ständerat Kanton Schwyz
– Ida Glanzmann-Hunkeler, Nationalrätin und Präsidentin Pro Senectute
– Guido Graf, Regierungsrat Kanton Luzern, Vorsteher Gesundheits- und Sozialdepartement
– Prof. Peter Gross, em. Ordinarius für Soziologie Universität St. Gallen HSG und Autor
zahlreicher Bücher zu Fragen der 3. und 4. Lebensphase
– Philipp Heer, Geschäftsbereichsleiter Luzern, VZ VermögensZentrum
– Noldi Hess, Leiter Alters- und Pflegeheim Fläckematt, Rothenburg
– Urs Hofstetter, Direktor Ausgleichskasse Luzern und Präsident der Innerschweizer
Kassenleiterkonferenz
– Prof. Alexander Klapproth, Leiter iHomeLab, Denkfabrik und Forschungszentrum für
Gebäudeintelligenz – Hochschule Luzern
– René Künzli, ehem. CEO der Tertianum AG und heute Stifter und Präsident der terzStiftung
– Hans Lustenberger, Geschäftsführer Gesellschaft Altersheim Unterlöchli Luzern und
alt Grossratspräsident
– Michael Lüthi, Leiter Operatives/Betriebe Senevita AG
– Martin Merki, Stadtrat/Sozialdirektor, Luzern
Die Zeit ist reif für eine
– Marcus Michelotti, selbständiger Fundraising- und Direktmarketing-Berater, Meggen
eigene Messe
– Dr. Franz Müller, alt Stadtrat Luzern
Es gibt viele kleinere und regionale Senioren– Paul Niederberger, Ständerat Kanton Nidwalden
messen, oft auch «kaschiert» mit einem tren– Alfons Röthlin, Leiter Alterszentrum Hofmatt Weggis
digen oder sinnentstellenden Namen wie
– Peter Schilliger, Nationalrat Kanton Luzern
etwa 50 +, Ever young, ü60 usw. Die Alters– Emil Steinberger, Kabarettist
messe in Luzern nennt das Kind beim Namen
– Walter Suter, Präsident Spitex Verband Schweiz, alt Regierungsrat Kanton Zug, Hünenberg.
und zeigt auf, welche Themen besonders
– Georges Theiler, Ständerat Kanton Luzern
wichtig sind. Die Aussteller haben sechs klar
– Dr. iur. Rudolf Tuor, alt Direktor AHV Ausgleichskasse Luzern
definierte Bereiche – und die Besucher fin– Albert Vitali, Nationalrat Kanton Luzern
den sich bedarfs- und interessengerecht wohl
– Karl Vogler, Nationalrat Kanton Obwalden
in einer klar strukturierten Messe. Die Ziel– Roger Wicki, Präsident LAK Curaviva Kanton Luzern
gruppe wird eine eigene Messe zu schätzen
– Prof. Ernst Wüthrich, Verfasser und Veranstalter zu Senioren-Themen
wissen, weil sie so das antrifft, was sie inter– Kurt Zurfluh, Moderator
essiert und weil sich diese Senioren am BeDiese Liste wird laufend ergänzt und aktualisiert unter www.altersmesse-luzern.ch.
suchstag nicht durch eine Masse anders Interessierter durchkämpfen muss. Und wenn sie
noch an einem passenden Rahmenprogramm
teilhaben kann, kommt diese zeithabende
eh. CEO Tertianum, Spezialist für Leben
Zielgruppe besonders gern – und oft nicht al- Konkurrenzvergleich) gebucht werden.
und Wohnen im Alter
leine. Diese Eigenarten zeigen eindeutig,
dass die Messe die geeignete Form der Ver- ¹ «Wirtschaftliche Potenziale des Alters»
kaufsanbahnung, Beratung und des Verkaufs
Grundriss der Gerontologie Band 11,
für Senioren ist – gerade wenn diese Messe
Verlag W. Kohlhammer Taschenbücher
noch auf diese Zielgruppe spezialisiert ist. So
Band 761, Ausgabe 2011
bestätigt zum Beispiel der Messeveranstalter
travelexpo, dass Kreuzfahrten und andere ² «Wir werden älter. Vielen Dank. Aber
Prof. Ernst Wüthrich
teure, mehrwöchige Reisen – also Reisen mit
wozu?» Peter Gross, Herder Verlag,
Fachhochschule FHNW,
primär Pensionierten – vornehmlich im Ge4. Auflage 2013
Olten
spräch am Messestand (offenbar nach einem ³ René Künzli, in: TOP-Talk terzStiftung,