MAGAZIN DAS MAGAZIN FÜR ARBEITNEHMENDE WWW.TRANSFAIR.CH NR. 1 I MÄRZ 2015 CHIARA SIMONESCHI-CORTESI IM INTERVIEW Gleichstellung ist noch nicht erreicht! POST / LOGISTIK COMMUNICATION Verkaufsdruck? Neue Welt transfair im Gespräch mit Andreas Pätzold, Leiter Poststellen und Verkauf. Swisscom hat vor Kurzem eine neue Welt entdeckt, sie nennt sich Romandie. ÖFFENTLICHER ÖFFENTLICHE VERKEHR VERWALTUNG Neuer GAV BLS Externe Bis Juni 2015 verhandelt transfair mit der BLS den neuen GAV. Die hohe Anzahl externer Arbeitskräfte lässt aufhorchen. EDITORIAL Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Sie halten das neue transfair magazin in den Händen. Vor fast genau fünf Jahren wurde unsere Zeitung «das Personal» durch das transfair magazin ersetzt. Das magazin präsentiert sich nun in einem neuen Kleid, ist übersichtlicher gestaltet, bietet Hintergrundberichte und wird zukünftig sechs Mal jährlich erscheinen. Parallel finden Sie auf der ebenso neu gestalteten Website www.transfair.ch aktuelle Neuigkeiten aus Ihrer Branche. Ein Besuch der neuen Website lohnt sich! Seit 1981 ist in der Bundesverfassung der Grundsatz verankert, dass Frauen und Männern für gleichwertige Arbeit der gleiche Lohn zusteht. Unsere Präsidentin Chiara Simoneschi-Cortesi engagiert sich bereits ein Leben lang für die Gleichstellung. So auch am 7. März in Bern an der Demonstration für Lohngleichheit. Über den langjährigen Kampf für die Gleichstellung und darüber, wo wir heute stehen, gibt unsere Präsidentin auf den Seiten 6 und 7 Auskunft. Janine Wicki, unsere Branchenleiterin Öffentliche Verwaltung, hat sich entschieden, neue Wege zu gehen, und wird uns per Geschäftsführerin Ende Monat verlassen. Sie hat die Branche öffentliche Verwaltung in den letzten fünf Jahren stark geprägt und sich mit Herzblut und Erfolg für die Anliegen der Mitglieder und für transfair eingesetzt. Wir danken Janine Wicki für ihr grosses Engagement zugunsten von transfair und wünschen ihr von Herzen viel Erfolg für ihre private und berufliche Zukunft! Tanja Brülisauer Tanja Brülisauer Impressum Herausgeber: transfair, Hopfenweg 21, 3000 Bern 14, T 031 370 21 21, [email protected], www.transfair.ch, Mitgliederzeitschrift Personalverband transfair; Redaktion: Nicole Hochstrasser, Angela Pertinez; Anzeigen: transfair; Preis: ist im Mitgliederbeitrag enthalten; Erscheinung: 6 Mal pro Jahr; Übersetzungen: Ivano Zannol, www.transterm.ch; Cécile Jacq, www.jacq.ch. Druck: Stämpfli AG; Satz: Luc Loosli, Stämpfli AG; Bilder: fotolia/Jeanette Dietl, fotolia/rawpixel, syna, fotolia/Web Buttons Inc, Die Schweizerische Post, Cartoon Rober Métrailler, BLS, transfair; transfair Beglaubigte Auflage (2014): 9 150 Exemplare (WEMF) Für unverlangt eingesandte Texte und Fotos wird die Verantwortung abgelehnt. transfair magazin 1/2015 3 Inhalt TRANSFAIR 05 Neues magazin: transfair im neuen Kleid – Ihre Verstärkung in Wort und Bild 06–07 Gleichstellung: Chiara Simoneschi- Cortesi im Interview ÖFFENTLICHE VERWALTUNG 08 Externe Mitarbeitende: Die hohe Anzahl externer Arbeitskräfte lässt aufhorchen. 09 Eine gelebte Sozialpartnerschaft mit der Bundesverwaltung ist und bleibt anspruchsvoll. POST/LOGISTIK 10–11 transfair im Gespräch mit Andreas Pätzold, Leiter Poststellen und Verkauf. 4 transfair magazin 1/2015 10 11 Die Post hat sich mit dem Leitsatz «Einfach mit System» eine neue Vision zugelegt. 11 Kommentar von Branchenleiter René Fürst zum zeitgemässen Dataismus COMMUNICATION 12–13 Managementevents von Swisscom: Eine Reise ins Land aller Möglichkeiten 13 Kommentar von Branchenleiter Robert Métrailler zur Entdeckung der Romandie ÖFFENTLICHER VERKEHR 14 GAV BLS: Bis Juni 2015 verhandelt transfair mit der BLS den neuen GAV. 14 T RANSFAIR 15 Gut zu wissen: Regionalsekretär Hanspeter Hofer über den Rechtsschutz bei transfair 16 Interview: Unser Mitglied Werner Rüegg über seine Arbeit als Zugverkehrsleiter 17 Branchenleiterin Janine Wicki verlässt transfair nach fünf erfolgreichen Jahren 18–19 Agenda 19 Zu guter Letzt: Kolumne von Travail.Suisse-Präsident Martin Flügel zum Frankenkurs. 20 transfair Adressen Titelbild: fotolia/Jeanette Dietl 05 Unsere Mitgliederzeitschrift kommt ganz neu daher: In einem schmucken Kleid und mit neuen Inhalten. Wir starten jeweils mit einem grossen Interview oder einer spannenden Reportage. Was sich bewährt hat, behalten wir natürlich bei: Mit Informationen aus den Branchen und den Agendaeinträgen auf den Schlussseiten bleiben wir ganz nah an unseren Mitgliedern. Text: Angela Pertinez Wir haben das magazin komplett überarbeitet. Wir haben das Layout verändert, wodurch unser Blatt moderner, frischer und farbiger wirkt. Auch die redaktionellen Gefässe haben wir überdacht, wir wollen vermehrt spannende Personen zeigen und aufregende Geschichten erzählen. Unser magazin erscheint weniger oft – 2015 werden es sechs Ausgaben sein – dafür aber mit mehr Hintergrundinformationen. Ausserdem wird bei transfair insgesamt nicht weniger geschrieben, ganz im Gegenteil: Auf unserer ebenso neuen Webseite wollen wir regelmässig aktuelle Informationen aufschalten. Das neue Kleid Die Farben sind im überarbeiteten Erscheinungsbild ganz zentral, jede Branche hat dabei ihre eigene Farbe erhalten: Das transfair Rot für alle übergeordneten Themen, Orange für die Öffentliche Verwaltung, Grün für den Öffentlichen Verkehr, Blau für die Communication und Gelb (wie soll es anders sein?) für die Bran- che Post/Logistik. Dank den Farben sollen sich unsere Leserinnen und Leser schnell zurechtfinden. Insgesamt soll das Magazin luftiger gestaltet sein und mit starken Bildern erscheinen. Wir zeigen Menschen bei der Arbeit und wollen immer wieder Einblicke hinter die Kulissen gewähren. Die neuen Inhalte Das neue magazin startet jeweils mit einem Interview oder einer erzählenden Reportage. Wir wollen spannende Persönlichkeiten zu Wort kommen lassen und besondere Geschichten erzählen. Inhaltlich kreisen wir dabei um die Themen Arbeit, Gesellschaft oder Politik. Neu bieten wir Ihnen auch mit jeder Ausgabe eine Ratgeberseite: Im Gefäss «Gut zu wissen» geben unsere Regionalsekretärinnen und Regionalsekretäre Tipps, die alle Angestellten kennen sollten. Denn wer versteht, besteht auch in schwierigen Situationen! Und zu guter Letzt finden Sie im neuen magazin jeweils eine Kolumne über Themen, die uns alle bewegen. transfair magazin 1/2015 5 TRANSFAIR transfair im neuen Kleid – Ihre Verstärkung in Wort und Bild Gleichstellung ist noch nicht erreicht! Chiara Simoneschi-Cortesi kämpft schon ihr ganzes Leben für die Gleichstellung von Frauen und Männern. Von 1992 bis 2008 war sie Mitglied der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen, zehn Jahre davon als Präsidentin. Für sie bleibt in Sachen Gleichstellung noch viel zu tun. Text: Angela Pertinez Chiara, am 7. März hast du gemeinsam mit einer sehr jungen Frau von Jeunesse.Suisse an der Kundgebung zur Lohngleichheit auf dem Bundesplatz eine Rede gehalten. Wieso dieser gemeinsame Auftritt? Im Namen von Travail.Suisse haben wir so aufgezeigt, dass sich bereits Generationen von Frauen für die Gleichstellung starkmachen. Malika von Jeunesse. Suisse könnte meine Enkelin sein, und trotzdem muss sie noch für Lohngleichheit zwischen Männern und Frauen kämpfen. Und dies, obwohl der Verfassungsartikel über die gleichen Rechte für Mann und Frau bereits seit 1981 besteht. Darin ist unmissverständlich der Grundsatz verankert, dass Frauen und Männern für gleichwertige Arbeit der gleiche Lohn zusteht. Einiges hat sich in den letzten 34 Jahren aber auch positiv verändert in Sachen Gleichstellung. Oder siehst du das anders? Natürlich haben wir auch schon einiges erreicht. Seit der Einführung des Verfassungsartikels sind die meisten rechtlichen Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern beseitigt worden. Auch im Bildungsbereich ist viel geschehen. Der Zugang zur Bildung hat sich «Sobald Frauen Mütter werden, beginnt ein wahrer Hindernislauf.» 6 transfair magazin 1/2015 allgemein verbessert, gefolgt von Programmen zur Förderung der Gleichstellung in der Berufsbildung und Verbesserungen beim Zugang zur Bildung an Universitäten und Fachhochschulen. Dank diesen Entwicklungen können heute viele Frauen höhere Ausbildungen absolvieren und qualifizierte Berufe ergreifen. Die Beseitigung der rechtlichen Ungleichheit heisst aber noch lange nicht, dass auch die Benachteiligung von Frauen insgesamt beseitigt ist. Was genau meinst du damit? Oft wird vergessen, dass der Verfassungsartikel neben einem absoluten Verbot der direkten und indirekten Diskriminierung auch ausdrücklich die Verwirklichung der tatsächlichen Gleichstellung in allen Lebensbereichen verlangt. Konkret bedeutet dies, dass Frauen und Männer die gleichen Möglichkeiten haben müssen zu studieren, erwerbstätig zu sein, eine Familie zu gründen und sich für die Zivilgesellschaft zu engagieren. In der Praxis bedeutet er, all die positiven Massnahmen zu ergreifen zur Beseitigung der Hindernisse, denen nur Frauen begegnen, und eine ausgeglichene Präsenz von Frauen und Männern auf allen hierarchischen Ebenen und in allen Bereichen der Gesellschaft anzustreben. An der Kundgebung vom 7. März habt ihr nicht nur Lohngleichheit, sondern allgemein gleiche Chancen im Beruf gefordert. Und ihr habt betont, dass die Benachteiligung von Frauen heute ganz speziell die Mütter trifft. TRANSFAIR transfair Präsidentin Chiara Simoneschi-Cortesi und Malika Zouaoui kurz vor ihrer Rede an der Kundgebung für Lohngleichheit vom 7. März in Bern. Genau, während der Ausbildung und beim Berufseinstieg ist die Benachteiligung der Frauen zwar noch immer vorhanden, aber in einem eher kleinen Ausmass. Sobald die Frauen aber Mütter werden, beginnt ein wahrer Hindernislauf. Die Erziehungsaufgaben sind praktisch noch immer ausschliesslich den Frauen vorbehalten. Die Frauen ziehen sich dadurch aus dem Erwerbsleben zurück oder werden in die Teilzeitarbeit gedrängt. Während Väter als zuverlässige Mitarbeiter gelten, sind Mütter aus Sicht der Arbeitgebenden noch immer eine Belastung. Dabei wird vergessen, dass diejenigen Frauen, die nicht oder nur wenig erwerbstätig sind, als grösstes «Fachkräftereservoir» der Schweiz gelten. In Hinblick auf den demografischen Wandel und den erwarteten Fachkräftemangel müssen wir alles tun, um den Frauen im Erwerbsleben faire Chancen zu bieten. Trotzdem und obwohl es ausdrücklich verboten ist, werden Frauen an Vorstellungsgesprächen noch immer salopp gefragt, wie es mit der Familienplanung bei ihnen steht. Das darf nicht sein! Was braucht es, um die Gleichstellung von Frau und Mann im Erwerbsleben tatsächlich zu erreichen? Um die Rahmenbedingungen für die Gleichstellung im Erwerbsleben zu verbessern, müssen wir die Gleichstellungspolitik eng mit der Familienpolitik verknüpfen und koordinieren: Familienpolitik ist eine unverzichtbare Voraussetzung dafür, dass die Vereinbarkeit von Familienleben, Berufsleben und aktiver Mitgestaltung unserer Gesellschaft realistisch wird. Und es braucht noch mehr Väter, die ihre Vaterrolle wahrnehmen und somit zu einer Neuverteilung der Betreuungs- und Erziehungsaufgaben zwischen den Eltern beitragen. Das ist Gleichstellung von Mann und Frau! Du selbst hast fünf Enkelinnen. Was wünschst du dir für ihre Zukunft? Ich hoffe, dass sie keine Benachteiligung und keine Diskriminierung mehr erleben werden und dass sie sich in der Familie, in der Arbeitswelt und in der Gesellschaft gleichberechtigt entfalten dürfen. transfair magazin 1/2015 7 Hohe Anzahl externer Arbeitskräfte lässt aufhorchen Im vergangenen Oktober löste der Bericht der ständerätlichen Geschäftsprüfungskommission (GPK) an den Bundesrat zum Beizug von externem Personal ein grosses Medienecho aus. Der Bericht untersuchte neun Einheiten der Bundesverwaltung. So unter anderem das Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT), das Bundesamt für Statistik (BFS) oder das Bundesamt für Umwelt (BAFU). Text: Janine Wicki Kommission forderte Bundesrat auf, seine Praxis so rasch wie möglich zu verbessern Der Bericht zeigte auf, dass im Jahr 2012 in neun Verwaltungseinheiten rund 500 Vollzeitstellen mit externen Mitarbeitenden besetzt wurden. Diese verursachten Kosten von 137 Mio., wovon 114 Mio. auf den Informatikbereich entfielen. Davon wurden wiederum 70 Mio. für amtstypische Daueraufgaben verwendet. Vor diesem Hintergrund hat die GPK dem Bundesrat einen Bericht mit sechs Empfehlungen zugestellt. Sie verlangt unter anderem die Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zum Einsatz von externen Mitarbeitenden und die Einführung eines Kontrollverfahrens. Zudem fordert sie eine Verbesserung der Transparenz innerhalb der Bundesverwaltung und gegenüber dem Parlament, da die Mitarbeitenden in fast allen Fällen als Sach- und nicht als Personalaufwand verbucht wurden. Der Bundesrat hat Ende Januar zum Bericht Stellung genommen. Er möchte auch in Zukunft nicht auf den Einsatz von externen Fachkräften verzichten, ist jedoch bereit, hinsichtlich der Transparenz die Kontierungsrichtlinien anzupassen und mit der Einführung des Neuen Führungsmodells Bund umzusetzen. Parlament trägt Mitverantwortung transfair begrüsst grundsätzlich die Initiative der GPK wie auch des Bundesrates, das Verhältnis zwischen externen und internen Arbeitskräften genau zu 8 transfair magazin 1/2015 beleuchten, ebenso die Forderung nach Kontrolle und Transparenz. Auch lehnen wir jegliche Form von Pseudo-Aufträgen ab. Sobald eine externe Fachkraft in einem Subordinationsverhältnis zum jeweiligen Bundesamt steht, in dem sie tätig ist, muss diese über einen Arbeitsvertrag oder allenfalls über einen Personalleihvertrag angestellt werden. Hier hat auch der Bundesrat in seiner Stellungnahme Handlungsbedarf erkannt. Aber wir erwarten eben auch vom Parlament, dass es die nötige Selbstkritik in dieser Angelegenheit übt und Mitverantwortung trägt. Denn die jährlich wiederkehrenden überrissenen Sparanträge zulasten des Personalkredits tragen massgeblich dazu bei, dass Verwaltungseinheiten ihre Tätigkeiten auslagern. Hauptfokus auf BIT Die vorliegenden Untersuchungen haben aber auch bestätigt, was von unserer Seite schon länger vermutet wurde: Im BIT fallen die Kosten für externes Personal am höchsten aus. Unser Vizepräsident Nationalrat Stefan Müller-Altermatt hat deshalb im vergangenen Herbst eine entsprechende Anfrage «Wer arbeitet wie beim BIT» an den Bundesrat gestellt. Die mässig befriedigende Antwort hat uns nun dazu bewogen, an die Vorsteherin des EFD zu gelangen und eine Aussprache auf Stufe Departement zum Personaletat im BIT zu fordern. Wir werden Sie per Newsletter und im magazin auf dem Laufenden halten. ÖFFENTLICHE VERWALTUNG Gelebte Sozialpartnerschaft Text: Janine Wicki Zu Beginn meiner Tätigkeit bei transfair wurde Evelyne Widmer-Schlumpf zur neuen Vorsteherin EFD ernannt und somit unsere Sozialpartnerin. Dafür bin ich bis heute dankbar, denn so bekamen wir in den vergangenen fünf Jahren die Chance, eine gut funktionierende und von gegenseitigem Respekt geprägte Sozialpartnerschaft zu etablieren. Anspruchsvolle Sozialpartnerschaft Grundsätzlich ist und bleibt die Sozialpartnerschaft in der Bundesverwaltung anspruchsvoll, da verschiedene Köche im Brei rühren. Ein mit der Finanzministerin ausgehandeltes Verhandlungsergebnis muss anschliessend vom Gesamtbundesrat genehmigt werden, und danach gilt es die nächste Hürde zu nehmen, das Parlament. Gute Partnerschaft mit Bundesämtern Auch auf Stufe Amtsdirektionen pflegen wir mehrheitlich eine gute Sozialpartnerschaft. Insbesondere in jenen Bundesämtern, die in den vergangenen Jahren von Reorganisationen und Führungsproblemen geplagt waren, wie in einem BFM, einem BFS oder einem BAFU, hat sich eine sehr gute und konstruktive Sozialpartnerschaft etablieren können. Berührungsängste überwinden Was mich aber nach wie vor befremdet, sind die tiefverwurzelten Berührungsängste, die uns bei Werbe- aktionen vor Ort in den Ämtern immer wieder begegnen. Bei Anfragen werden wir regelmässig auf einen einmal im Jahr stattfindenden Werbetag hingewiesen, bei dem sich alle Verbände möglichst unauffällig zu präsentieren haben. Und man versteckt sich hinter dem ewig gleichen und abgegriffenen Argument: «Wir müssen alle Personalverbände gleich behandeln und können ihnen daher keine Werbeaktion erlauben.» Sehr geehrte Personalverantwortliche, gerne sage ich es in aller Deutlichkeit noch einmal: Sozialpartnerschaft findet nicht einmal jährlich statt. Sie findet täglich, wöchentlich und monatlich statt. Bei persönlichen Problemen am Arbeitsplatz, bei Führungsproblemen innerhalb eines Amtes, bei Reorganisationen, bei Anpassungen des Bundespersonalgesetzes und natürlich bei Lohnverhandlungen – um nur einige Beispiele zu nennen. Auch Sie alle profitieren von den durch die Sozialpartner ausgehandelten Reallohnerhöhungen oder Abfederungsmassnahmen bei der Pensionskasse (unabhängig davon, ob Sie bei einem Personalverband organisiert sind oder nicht). Also lassen Sie uns doch bitte unsere Arbeit machen, und geben Sie uns die Möglichkeit, unkompliziert mit den Mitarbeitenden vor Ort in Kontakt zu kommen. Helfen Sie mit, und setzen wir auch in den kommenden Jahren ein starkes Zeichen für die gelebte Sozialpartnerschaft in der Bundesverwaltung. Besten Dank! transfair magazin 1/2015 9 Verkaufsdruck am Postschalter? Aktuelle Berichte in der Tagespresse deuten darauf hin, dass ein grosser Teil der Mitarbeitenden bei Poststellen und Verkauf (PV) unter zu grossem Verkaufsdruck stehen. Demgegenüber stehen die Resultate der jährlichen Umfrage zur Personalzufriedenheit. transfair wollte wissen, wie die Leitung die Situation einschätzt, und befragte dazu den neuen Leiter Verkauf von PV, Andreas Pätzold. Text: René Fürst Um die Verkaufsziele zu erreichen, muss das Personal geschult sein. transfair hat sich wiederholt dafür eingesetzt, dass die Schulung der Mitarbeitenden verstärkt wird. Welche Massnahmen wurden diesbezüglich in der letzten Zeit umgesetzt? Diese Aussage stütze ich. Wer Verkaufsziele zu erreichen hat, muss auch über die dafür notwendigen Kompetenzen verfügen. Wir haben deshalb per 2015 für alle Mitarbeitenden Verkauf bis hin zu den Leitenden Poststellengebiet ein Kompetenzziel ins Focus eingebaut. Die Vorgabe ist, dass dieses Ziel im Bereich «Weiterentwicklung Verkauf» liegen muss. Damit wollen wir klar zum Ausdruck bringen, dass für Poststellen und Verkauf nicht nur die Zahlen, sondern auch die 10 transfair magazin 1/2015 Weiterentwicklung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter äusserst wichtig ist. Wie ist ihre Einschätzung bezüglich der Stimmung bei den Mitarbeitenden bezüglich des Verkaufsdruckes? Ich war in den letzten Wochen sehr oft im Poststellennetz unterwegs und habe auch an verschiedenen Semestermeetings teilgenommen. Die Stimmung beim Personal betrachte ich nach wie vor als sehr gut. Die Mitarbeitenden leisten hervorragende Arbeit, tun dies mit Herzblut, und das spürt man sofort. Poststellen und Verkauf ist die Verkaufsorganisation der Post. Wir tragen das Wort «Verkauf» ja schon in unserer Bereichsbezeichnung. Vom Verkauf werden wir uns nicht verabschieden. Einfach mit System Text: René Fürst Mit «Einfach mit System» wird der Wunsch verbunden, dass alle Mitarbeitenden Teil eines neuen Kapitels in der Geschichte des Konzerns sein sollen. Warum will die Post ein neues Kapitel aufschlagen? Ganz offensichtlich will die Post auch in Zukunft eine führende Rolle in der Unternehmens- und Dienstleistungslandschaft der Schweiz wahrnehmen. Das wiederum bedingt einen Umschwung, die Weiterentwicklung der Post, Ergänzung und Verbindung des traditionellen Geschäftes (Beispiel: abnehmende Briefmengen) mit neuen Aktivitätsfeldern, die nicht nur die digitale mit der physischen Welt verknüpfen, sondern für die Kunden zusätzliche Mehrwerte generieren. Dabei setzt die Post stark auf die Technologie als Beschleunigungsfaktor. Schliesslich will man den Kunden einfache Lösungen bieten, die im Hintergrund gleichzeitig komplexe Prozesse und Systeme koordinieren. transfair begleitet den steten Wandel transfair hat nach einer Analyse erkannt, dass die grosse Herausforderung darin besteht, die jeweiligen Konsequenzen für die Mitarbeitenden zu ermessen und eine klare Haltung einzunehmen. Veränderungen wird es immer geben, man kann nicht nur Risiken, sondern auch Chancen erkennen. Im Sinne unserer Mitglieder werden transfair und seine Gremien die Post weiterhin auf diesem Weg begleiten – aber einfach und mit System. alles andere als ein Stimmungsbild der Schweiz oder von PV. Ich persönlich bedaure sehr, dass dieses Thema in der Presse immer wieder auftaucht, und die grosse Mehrheit unserer Mitarbeitenden teilt hier meine Einschätzung, dass uns dies als Post nicht weiterbringt. Das umfassende Interview mit Andreas Pätzold finden Sie auf unserer Webseite: www.transfair.ch. KOMMENTAR Dataismus Der neue Postscanner mit der Bezeichnung Intermec-CN51 hat die WTO-Ausschreibung gewonnen. Dieses kleine Ding wird bis Ende Oktober 2015 ausgeliefert und in über 20 000 Exemplaren flächendeckend bei PostMail, PostLogistics und Poststellen und Verkauf im Einsatz stehen. Neben verschiedenen Apps ist auch ein GPS integriert. Aufträge werden übermittelt, Informationen gesucht oder erfasst, Karten angezeigt. Stellt sich die Frage, ob der gläserne Kunde auch bei der Post schon zur Gegenwart gehört? Wie steht es mit der Kontrolle des Personals? Werden über kurz oder lang Routenoptimierungen durchgeführt und Wegzeiten berechnet? Während der Dadaismus eine künstlerische und literarische Bewegung bezeichnet, bezeichnet der Dataismus die Möglichkeit, Daten neu sehen zu lernen. Mit neuen Deutungssystemen und smarten Mapping-Ansätzen lassen sich Daten in schier unvorstellbarer Menge nach neuen Zusammenhängen filtern und auswerten. Seitdem wir lernen, die Datenflut nicht mehr zu bekämpfen, sondern in ihr zu fischen, zeichnet sich die Geburt eines neuen Weltbildes ab. Wachsende Speicher- und Rechenkapazitäten in Kombination mit neuen, smarten Analysemethoden schaffen, was der Psychologie nie gelungen ist: Menschen und damit auch Kunden berechenbar zu machen. Lassen wir uns nicht täuschen! Auch wenn die Post an der letzten Sitzung der Fachkommission PostMail signalisierte, dass sie keine Überwachung der Mitarbeitenden anstrebt, irgendwann wird auch die Post im Datenmeer fischen gehen, Innovationen generieren und Optimierungen umsetzen, einfach mit System. René Fürst, Branchenleiter Post/Logistik transfair magazin 1/2015 11 POST/LOGISTIK Die aktuellen Umfrageresultate und Presseberichte widersprechen sich mit der Personalzufriedenheitsumfrage. Warum? Bei der Umfrage, auf welche sich die Presseberichte beziehen, ist nur eine geringe Anzahl Mitarbeitende befragt worden, wohingegen die Personalumfrage die Meinung von mehr als 70% aller Mitarbeitenden wiedergibt. Zudem stammen die Resultate der erwähnten Umfrage aus einer Region der Schweiz und sind somit Eine Reise ins Land aller Möglichkeiten Innovation@Swisscom – Eine Reise ins Land aller Möglichkeiten, so lautete der Slo-gan des letzten Managementevents von Swisscom. Am diesjährigen Kadertreffen auf dem neuen Campus der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) haben die Verantwortlichen des Unternehmens Bilanz über das vergangene Jahr gezogen und die Ziele für 2015 festgelegt. Text: Robert Métrailler Bilanz 2014 Urs Schäppi, Swisscom-CEO, hat das Jahr 2014 als sehr gutes Jahr bezeichnet. Dies ist zurückzuführen auf die Finanzergebnisse, die Kundenzufriedenheit, die guten Resultate in der Umfrage zur Personalzufriedenheit, die positive Entwicklung der Kundenzahlen im Bereich Swisscom TV 2.0 und der Bestellungen in der Einheit Enterprise Customers sowie die Erhöhung der Marktanteile der italienischen Tochter Fastweb. 12 transfair magazin 1/2015 Ziele 2015 Für Hansueli Loosli, Verwaltungsratspräsident, müssen die Leistungen noch gesteigert und die Dienstleistungen verbessert werden. Besonderes Augenmerk soll der Kundenbindung und der Erschliessung neuer Märkte gelten. Swisscom will in der vernetzten Welt Leader bleiben. So soll das beste Hochgeschwindigkeitsnetz der Schweiz ausgebaut und betrieben werden. Urs Schäppi betonte die Wichtigkeit Eine hochkarätige Debatte Myret Zaki, Chefredakteurin von Bilan, Christian Petit, Leiter Enterprise Customers von Swisscom, und Nicolas Fulpius, CEO von Veltigroup, haben über die Wirtschaftskraft, die Innovationsfähigkeit der Romandie und die Perspektiven für Swisscom debattiert. In den Bereichen Gesundheit – Medizintechnik, digitale Gesundheit (digital health) –, verbundene Geräte und Digitalisierung im Bankensektor insbesondere besteht ein gewaltiges Potenzial; in diesen Bereichen sind die Kompetenzen der Genferseeregion weltweit anerkannt. Swisscom sollte daher Synergien mit der EPFL und den PH entwickeln, denn keine Industrie kann es sich leisten, auf eine digitale Strategie zu verzichten. Dank der Übernahme von Veltigroup kann sowohl den Bedürfnissen der globalen als auch der individuellen Kunden entsprochen werden. Zu diesem Zweck werden die Kader aus der Deutschschweiz aufgefordert, die Saane zu überqueren! KOMMENTAR Ein historisches Ereignis! Anlässlich dieses Managementevents haben die Kader die Existenz der Romandie entdeckt, und das gewaltige Entwicklungspotenzial, das sich dem Unternehmen bietet! Es stellt sich heraus, dass ein Unternehmen von nationaler Bedeutung nicht auf eine Zusammenarbeit mit der EPFL und den anderen Universitäten der Westschweiz verzichten sollte. War die Übernahme von Veltigroup der Anstoss dazu, dass Swisscom endlich ihren Blick auf eine Region richtet, deren wirtschaftliche Dynamik und technologische Innovationsfähigkeit über die Grenzen hinaus anerkannt sind? Es ist zu hoffen, denn die Romandie hat lange unter dem mangelnden Interesse von Swisscom gelitten und musste dementsprechend den Verlust zahlreicher Arbeitsplätze hinnehmen. «Wir müssen unsere Leistung steigern und unsere Dienstleistungen verbessern!», Hansueli Loosli und Urs Schäppi haben ihre Ziele eindeutig formuliert. Ohne ein starkes Engagement aller Mitarbeitenden können diese nicht erreicht werden. An dieser Kaderversammlung wurden die Mitarbeitenden jedoch mit keinem Wort erwähnt! Hatten die Verantwortlichen den Mitarbeitenden keine Botschaft zu vermitteln, keine Empfehlung, keinen Dank auszusprechen? Es fiel kein Wort zur Umsetzung der Personalpolitik. Dabei wäre die Gelegenheit günstig gewesen. Alle Kader sowie der Personalchef und die Mitglieder der Personalvertretung waren anwesend. Swisscom steht vor attraktiven Chancen und zahlreichen Herausforderungen. Aber wer soll diese bewältigen, wenn nicht die Mitarbeitenden? Robert Métrailler , Branchenleiter Communication transfair magazin 1/2015 13 COMMUNICATION der Infrastruktur und der Netzqualität. Swisscom muss sich verbessern, insbesondere durch die Anpassung der Kostenstruktur und durch attraktive A ngebote für die anspruchsvollen Kundinnen und Kunden. Weitere Ziele sind die Reduzierung der Firmenkomplexität und die Ambition, führender Leader im Bereich der modernen Cloud-Dienstleistungen zu werden. transfair verhandelt mit der BLS den neuen GAV Am 13. Februar 2015 hat transfair im Verbund mit weiteren Sozialpartnern die Verhandlungen über die Weiterentwicklung des Gesamtarbeitsvertrags (GAV) begonnen. Die Verhandlungen dauern voraussichtlich bis Juni 2015. Ziel ist es, das neue Vertragswerk für die Mitarbeitenden auf den 1.1.2016 in Kraft zu setzen. Text: Bruno Zeller Nachdem 2012 die Weiterentwicklung des GAV abrupt durch den massiven Verlust des Güterverkehrsvolumens auf der Gotthardachse unterbrochen wurde, arbeiten transfair, SEV, VSLF und die BLS daran, den bis Ende 2015 verlängerten GAV zu überarbeiten. Organisiert sind Plenumsverhandlungen sowie Arbeitsgruppensitzungen, an denen transfair mit Mitgliedern des Firmenvorstandes vertreten ist. Gute Anstellungsbedingungen Aus Sicht von transfair müssen die Anstellungsbedingungen in jedem Bereich der BLS zu den besten der Branche gehören. Die Attraktivität am Arbeitsmarkt ist für das zweitgrösste Bahnunternehmen der Schweiz von grosser Bedeutung, um gute Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten. Schon heute legen die Mitarbeitenden viel Flexibilität an den Tag und helfen bei der Produktion von verlässlichen Bahndienstleistungen mit. Die spürbare Zunahme der Flexibilisierung aufgrund des Kostendrucks darf nicht zu einer Entwertung von Bahnarbeitsplätzen führen. Weitere Kernthemen von transfair Der heutige GAV enthält wertvolle, substanzielle Errungenschaften. transfair will sich während der Verhandlungen für ein breites Vertragswerk einsetzen. Das heisst, dass möglichst viele Mitarbeitende der BLS vom Schutz eines GAV profitieren sollen. Wichtig ist uns ausserdem, dass Regeln gefunden werden, die definieren, wie künftig Reorganisationsprozesse ablaufen und was die davon betroffenen Mitarbeitenden erwarten dürfen. Ein spezielles Augenmerk will transfair auch auf den Umgang mit kranken oder verunfallten Mitarbeitenden legen. Die Wiedereingliederung solcher Mitarbeitenden ist uns ein wichtiges Anliegen. Bei der betrieblichen Mitwirkung geht es um eine einheitliche Ausgestaltung. Zudem stehen auch Urlaubsansprüche (wie Vaterschaftsurlaub) zur intensiven Beratung an. 14 transfair magazin 1/2015 TRANSFAIR GUT ZU WISSEN Unsere Mitglieder sind geschützt Die Praxis zeigt: Rechtsschutz ist nicht gleich Rechtsschutz. Viele unserer Mitglieder geniessen als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter bei ihrem Arbeitgeber zwar einen Rechtsschutz. Bei Konflikten am Arbeitsplatz hilft dieser interne Rechtsschutz aber nicht weiter. Darum ist ein zusätzlicher gewerkschaftlicher Rechtsschutz vernünftig und sinnvoll. Als transfair Mitglied profitieren Sie von einer juristischen Beratung und einem umfassenden Rechtsschutz. Hanspeter Hofer transfair Regionalsekretär Region Ost Aus Erfahrung weiss ich, dass die Arbeitgebenden richterliche Urteile selten über die Erstinstanz hinaus weiterziehen. Ein Beispiel: Ein Stadtrichter büsst einen Tramführer nach einem Verkehrsunfall wegen Nichtbeherrschen des Fahrzeugs oder Nichtanhalten trotz Kollisionsgefahr. Der Tramfahrer ist zwar unzufrieden mit diesem Urteil und/oder der Busse, doch nicht er, sondern sein Arbeitgeber entscheidet, ob das Ganze weitergezogen wird oder nicht. Als Mitglied von transfair fahren Sie in diesem Fall deutlich besser. Dank unserem umfassenden Rechtsschutz können Sie entscheidend mitreden, ob ein Urteil der Erstinstanz weitergezogen wird oder nicht – transfair unterstützt Sie in jedem Fall! Wichtig ist auch – gerade bei schweren Unfällen – der Beizug eines Anwalts der ersten Stunde. Denn zu den Belastungen des betroffenen Mitarbeitenden sollen nicht noch (Existenz)Ängste über die Kosten eines Anwalts dazukommen. Im Notfall hilft Ihnen Ihr zuständiges Regionalsekretariat oder die transfair Hotline Tel. 0848 112 848. transfair magazin 1/2015 15 Werner Rüegg Werner Rüegg ist Zugverkehrsleiter in der Betriebszentrale Ost Zürich Flughafen. Seit über 30 Jahren arbeitet er bei der SBB, und fast so lange ist er auch ein aktives Mitglied von transfair. Er war bei einigen gewerkschaftlichen Reorganisationen und Zusammenschlüssen dabei. Und er hat miterlebt, wie sich seine Arbeit bei Wind und Wetter immer stärker in klimatisierte Räume verlagert hat. Text: Angela Pertinez Werner, du sagst, früher sei dein Beruf ganz anders gewesen. Erzähl, wie war das damals als Zugverkehrsleiter? Bis etwa zum Jahr 2010 hatten wir mit allen Eisenbahnern persönlichen Kontakt. Wir Verkehrsleiter arbeiteten auch auf dem Perron. Wir waren Generalisten, heute sind wir Spezialisten in einem stark technologisierten Beruf. Wie sieht deine Arbeit heute denn konkret aus? Heute arbeite ich in klimatisierten Räumen vor rund zehn Bildschirmen. Die Kolleginnen und Kollegen im Zug sehe ich nicht mehr persönlich, wir sprechen über Telefon oder den Funk miteinander. Es ist eher ein abstraktes «Isebähnle» geworden, aber auch das ist auf eine neue Art und Weise sehr spannend. Die Sinnfrage stellt sich vielleicht schon öfter, weil die grosse Eisenbahnfamilie von damals verloren gegangen ist. Dein Vater ist auch schon bei der Bahn gewesen und du hast dich ebenso für die Bahn berufen gefühlt. Wie ist das mit deinen beiden Jungs, wollen sie später auch zur Bahn? Nein, meine Jungs sind keine Bähnler! Die wollen und sollen etwas anderes tun. Was ich ihnen aber mitgege- «... für andere einstehen, sich einbringen und mitgestalten ...» 16 transfair magazin 1/2015 ben habe, sind die Grundwerte, die mir wichtig sind: Für andere einstehen, sich einbringen und mitgestalten. Du selbst nimmst diese Werte sehr ernst: Du bist Gemeinderat in Heiden, und im Moment kandidierst du für den Kantonsrat. Und du bist eines der engagiertesten Mitglieder bei transfair. Wie ist es dazu gekommen? Ich bin transfair schon während der Lehre beigetreten, das muss so um 1982 gewesen sein. Wenige Jahre darauf hat man mich am Kongress in Lugano in den Zentralvorstand gewählt. Du sagst, du hättest viel bei transfair gelernt. Ja, ich habe ganz konkret gelernt, Verhandlungen oder auch schwierige Gespräche zu führen. Ich habe jeden GAV mitverhandelt, den die SBB je gehabt hat, und so auch meine eigenen Arbeitsbedingungen mitgestaltet. Die Herausforderung dabei ist, Lösungen zu finden, die für die Mitarbeitenden, aber auch für das Unternehmen gut sind. Durch das Mitgestalten hat sich auch immer wieder das Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen gestärkt. Du hast viele gewerkschaftliche Reorganisationen, auch einige unruhige Zeiten erlebt. Wo stehen wir deiner Meinung nach heute? transfair hat in den letzten Jahren eindeutig an Ausstrahlung gewonnen. Ich würde sagen, wir haben einen guten Stand auf dem Kronberg, aber das Ziel ist der Säntis. TRANSFAIR Neue Wege für Janine Wicki In den vergangenen fünf Jahren hat sich Janine Wicki mit grossem Einsatz für transfair und unsere Mitglieder stark gemacht. Jetzt will sie neue Wege gehen. Wohin es die Juristin führt, ist noch offen. Sie hat sich bewusst für ein Sabbatical entschieden und begibt sich demnächst auf eine grosse Reise nach Südost. Text: Angela Pertinez Aufmerksam in der Branchenleitung Janine Wicki kann stolz auf eine erfolgreiche Zeit als Leiterin der Branche Öffentliche Verwaltung zurückschauen. Sie hat vieles bewegt und zahlreiche Missstände frühzeitig wahrgenommen. Am runden Tisch hat sie mit den Sozialpartnern nach Lösungen gesucht. Sie hat unter anderem die Reorganisation im Bundesamt für Migration eng begleitet und sich immer wieder vehement gegen Sparmassnahmen beim Bundespersonal gewehrt. Hartnäckig und fachkompetent hat sie ihre Geschäfte – wenn nötig – bis auf Stufe der Departementsvorstehenden vorangetrieben, was ihr Respekt bei den Sozialpartnern verschaffte. Und jährlich hat sie die Lohnmassnahmen mit Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf verhandelt. Trotz ihrer strategischen Aufgaben in der Branchenleitung hat sie aber auch immer wieder die Nähe zu den Mitgliedern gesucht. Regelmässig hat sie bei unseren Mitgliedern in verschiedensten Bundesämtern Umfragen gestartet, ausgewertet und falls nötig Massnahmen ergriffen. Engagiert in der Geschäftsleitung Als Mitglied der Geschäftsleitung mit einem beeindruckenden unternehmerischen Gespür hat sie ent- scheidend zur positiven Entwicklung von transfair beigetragen. Und auch im Vorstand von Travail.Suisse oder im Verwaltungsrat der SUVA hat sie sich engagiert mit ihrer strategisch-politischen Kompetenz eingebracht. Präsent im Team Janine Wicki wird uns ohne Zweifel als Fachperson fehlen, nicht weniger aber werden wir ihre Präsenz, ihren Witz und ihr Allgemeinwissen vermissen. Wie oft haben wir mit ihr über Politik, philosophische Fragen und kurz darauf über Videogames diskutiert? Oft. Und dieser wache Geist, dieses Interesse an allen möglichen Themen hat unseren Pausenraum zu einem spannenden Treffpunkt gemacht. Wie geht es weiter? Am 1. März hat Janine Wicki die Branchenleitung an Matthias Humbel, ihren langjährigen Assistenten übergeben. Ende März wird sie sich nun definitiv von transfair verabschieden und sich auf eine Reise nach Neuseeland, Australien und Südostasien machen. Wie es für sie nach dieser Reise beruflich weitergeht, hat sie sich bewusst offengelassen. Denn, wie John Lennon so schön sagte: «Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.» transfair magazin 1/2015 17 Agenda A LLE BRANCHEN Pensionierte Bern Jassen und kegeln Mittwoch, 18. März 2015 Gemütlichkeit, Spass, Entspannung und viel Zeit für Gespräche: von 14 bis 17 Uhr, im Restaurant Bahnhof Bümpliz-Süd. Keine Anmeldung erforderlich. Pensionierte Bern Besuch SRF SSR Produktionszentrum Bundeshaus Montag, 27. April 2015 Dienstag, 28. April 2015 Wir haben die Gelegenheit, die Schaltzentrale des Fernsehens im Bundeshaus zu besuchen. Wann und wo? Um 14.30 Uhr. Treffpunkt 14.15 Uhr vor dem Eingang Bundesgasse 8 (vis-à-vis Bundeshaus West). Der Rundgang dauert ca. 90 Minuten. Anmeldung bis 4. April 2015 an Bernhard Amlinger: amlinger@ bluewin.ch (vgl. auch separate Einladung). Pensionierte Bern Wanderung im Emmental Mittwoch, 13. Mai 2015 Emmenmatt–Lauperswil–Rüderswil–Ramsei–Lützelflüh; 11,2 km, 110 m Aufstieg, 190 m Abstieg, ca. 3 Stunden. In Ramsei kann die Wanderung beendet werden (ca. 2,20 Std). Besammlung: 8.25 Uhr beim Treffpunkt. Bern ab 8.42. Billett: Bern–Emmenmatt und Lützelflüh–Bern. Bei zweifelhafter Witterung gibt ab 7 Uhr Auskunft: Armin Walter, 031 941 29 34. Pensioniertenkommission Engadiner Wanderwoche 11. bis 18. Juli 2015 Wanderwoche in Pontresina, Preise im Doppelzimmer Fr. 880.-, im Einzelzimmer Fr. 950.Anmeldung (bis 30. März) an: Guido Scherer Rütiwiesenstrasse 31, 8172 Niederglatt, 044 850 34 85, guido.scherer@ hispeed.ch. POST/LOGISTIK/ÖVK Sektion Basel GV Samstag, 25. April 2015 Im Keller der Stainlemer Alti Garde, Nadelberg 6, Basel ab 15 Uhr mit anschliessendem Essen. Anmeldung an Hermann Joachim ([email protected]). ÖFFENTLICHER VERKEHR POST/LOGISTIK/ COMMUNICATION Pensioniertenvereinigung Basel Wanderung Dienstag, 7. April 2015 Wir treffen uns um 12.30 Uhr im Bahnhof SBB Basel. Wir wandern von Arboldswil in rund 1½ Std. nach Reigoldswil ins Restaurant Ryfenstein, Unterbiel 1, wo wir unser Zvieri einnehmen. Nichtwanderer fahren um 13.47 Uhr ab Basel SBB mit dem IR nach Liestal, steigen um auf den Bus NFB 70, Abfahrt 14.05 Uhr, Ankunft in Reigoldswil Dorf 14.27 Uhr und laufen direkt ins Restaurant. Infos: Schmidiger Edy, 061 461 55 37. Pensioniertenvereinigung Basel Wanderung nach Oberdorf Montag, 4. Mai 2015 Besammlung um 13 Uhr im Bahnhof SBB Basel. Abfahrt um 13.17 Uhr mit dem IR Richtung Liestal. Wir steigen ins Waldenburgerli, das um 13.59 Uhr in Waldenburg eintrifft, und wandern dann ca. 1 Stunde nach Oberdorf ins Restaurant Fuchsfarm, Auf Arten 34, wo wir unser Zvieri einnehmen. Nichtwanderer wenden sich an mich. Infos: Schmidiger Edy, 061 461 55 37. Pensionierte Olten-Solothurn Wanderung Mittwoch, 1. April 2015 Wir fahren mit dem Bus 505 in Olten ab um 13.03 Uhr nach Neuendorf, von dort marschieren wir circa 45 Min. zum Ziel. Nichtwanderer nehmen den Bus etwas später, auch den 505er, in Olten ab 13.33 Uhr und fahren direkt zur Sonne Niederbuchsiten. Heimfahrt stündlich x.26 x.56. Sektion Basel Pensioniertenwanderung Mittwoch, 8. April 2015 Treffpunkt: 7.50 Schalterh. Basel; Basel ab 8.07, Zürich HB an 09.00 / 9.12; Ziegelbrücke an 0.9.58 / 10.04 Bus 650, Weesen Post an 10.10. Nach dem Kaffeehalt wandern wir der Linth entlang nach Schänis (ca. 2 Std.) zum INFO Erscheinungsdaten magazin 2015 Nr. 1 13. März Nr. 2 08. Mai Nr. 3 03. Juli Nr. 4 18. September Nr. 5 30. Oktober Nr. 6 15. Dezember Inseratenschluss 4 Wochen vor Erscheinung 18 transfair magazin 1/2015 Pensionierte Olten-Solothurn Wanderung, Mittwoch, 6.Mai Treffpunkt Gleis 10, Abfahrt nach Herzogenbuchsee 13.06, dort erwartet uns Erwin, der uns durchs Reckenberg-Quartier, nach Schwerzi, Heimenhausen und Röthenbach führt ins Rest. Post. Nichtwanderer nehmen den Bus ab Bahnhof Herzogenbuchsee und fahren direkt zum Treffpunkt. Lokomotivpersonal-Reise 17. Mai bis 21. Mai 2015 Kategorienreise nach Salzburg. Alle Infos finden Sie in der Agenda unter: www.transfair.ch. F REIZEITKOMMISSION Wanderung 26. März 2015 Besammlung: 10. Uhr BH Herzogenbuchsee. Wanderung nach Wangenried ca. 2 Std. bis Mittagessen. Wanderung ca. ¾ Std bis Wangen a.A. Evtl. Besichtigung des Städtchens. Anmeldung bis 24.3. an G. Moos, 041 855 23 63, [email protected]. Flusskreuzfahrt 13. April bis 20.April 2015 Flusskreuzfahrt auf Rhône und Saône mit MS Corona****. Alle Infos finden Sie in der Agenda unter: www.transfair.ch. ZU GUTER LETZT Anstellungspolitik ist zentral Der Mindestkursentscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB) kam einigen Exponenten aus Wirtschaft und Politik offenbar gerade recht. Ihr Forderungskatalog liest sich wie ein Abenteuerroman: Senkung der Löhne, Sistierung von langfristig angelegten politischen Projekten wie der Energiestrategie 2050, Euro-Löhne, Einstellungsstopp in der Verwaltung, Subventionen für die Tourismusbranche, Steuersenkungen für Unternehmen – der Katalog könnte beliebig erweitert werden. Doch was in den kommenden Monaten passiert, steht in den Sternen. Jetzt vorschnell Entscheide zu fällen, dient niemandem. Aus kurzfristigen Gründen, die auf die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz angelegte Energiestrategie 2050 abzusagen, ist kontraproduktiv. Und der Versuch, die heikle Unternehmenssteuerreform III schnell durch das Parlament zu drücken, wird in einem Scherbenhaufen enden. Es gilt Ruhe zu bewahren und bei Bedarf Massnahmen zu beschliessen, die der ganzen Bevölkerung zugutekommen. Auch die Kritik an der SNB bringt nichts. Die Nationalbank hatte gar keine echte und langfristige Alternative zum Ausstieg aus dem Mindestkurs. Durch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) wäre der Druck auf den Franken massiv gestiegen. Und obschon die SNB theoretisch Tausende von Milliarden Euro kaufen kann, ist mehr als fraglich, ob Verlustrisiken in der Grössenordnung von 200 bis 300 Milliarden Franken eine passable Alternative sind. Klar ist: Der Frankenkurs wird die Wirtschaftsentwicklung der Schweiz beeinträchtigen. Travail. Suisse setzt sich dafür ein, dass die Kaufkraft der Arbeitnehmenden erhalten bleibt, und stellt sich klar gegen generelle Lohnsenkungen und gegen Eurolöhne. Was die Schweiz braucht, sind griffige Massnahmen gegen die drohende Arbeitslosigkeit und gegen den Kaufkraftverlust. Kurzfristig steht die Kurzarbeitsentschädigung für Unternehmen im Fokus. Mittel- und längerfristig ist es möglicherweise sinnvoll, dass vorübergehend auch unter 55-jährige Arbeitslose zwei Jahre lang Arbeitslosengeld beziehen können. Besonders in der Pflicht stehen aber die Arbeitgeber. Sie müssen auf eine neue, inlandorientierte Anstellungspolitik setzen. Es braucht wieder vermehrt die Bereitschaft, längerfristig in Arbeitnehmende zu investieren und so auch älteren oder nicht topqualifizierten Arbeitnehmenden eine Chance zu geben. Gerade hier können öffentliche Hand und Unternehmen des Service Public vorangehen und wichtige Signale setzen. Martin Flügel, Präsident Travail.Suisse, [email protected] transfair magazin 1/2015 19 TRANSFAIR Mittagessen. Rückfahrt am Nachmittag mit Bus um 15.19 (Hst. Windegg) nach Ziegelbr., ab 15.34, Zürich 16.17 / 34, Basel 17.27. Anmeldung bis Sonntag, 5. April 2015, an Guido Scherer, 044 850 34 85. Kontaktieren Sie uns REGION SÜD TRANSFAIR Via Cantonale 19 6814 Lamone T 091 950 09 01 [email protected] REGION MITTE TRANSFAIR Hopfenweg 21 3000 Bern 14 T 031 370 21 21 [email protected] BÜRO HÄRKINGEN Altgraben 31 4624 Härkingen T 079 221 57 99 BÜRO WALLIS Kantonsstrasse 11 3930 Visp T 027 946 62 25 [email protected] REGION OST TRANSFAIR Karstlernstrasse 9 8048 Zürich T 044 432 62 70 [email protected] REGION WEST TRANSFAIR Rue du Valentin 18 1004 Lausanne T 021 329 00 91 [email protected] BÜRO FREIBURG Route du Petit-Moncor 1a (Büro Syna) 1752 Villars-sur-Glâne T 079 322 82 42 BÜRO GENF 4, rue du Quartier Neuf 1205 Genève T 022 781 40 10 ZENTRALE TRANSFAIR Hopfenweg 21 3000 Bern 14 T 031 370 21 21 [email protected] Hotline 0848 112 848 Detaillierte Informationen zu unseren Öffnungszeiten finden Sie auf www.transfair.ch.
© Copyright 2024 ExpyDoc