Gleichstellung ist noch nicht erreicht!

MAGAZIN
DAS MAGAZIN FÜR ARBEITNEHMENDE WWW.TRANSFAIR.CH NR. 1 I MÄRZ 2015
CHIARA SIMONESCHI-CORTESI IM INTERVIEW
Gleichstellung
ist noch nicht
erreicht!
POST / LOGISTIK
COMMUNICATION
Verkaufsdruck?
Neue Welt
transfair im Gespräch
mit Andreas Pätzold,
Leiter Poststellen und
Verkauf.
Swisscom hat vor
Kurzem eine neue Welt
entdeckt, sie nennt sich
Romandie.
ÖFFENTLICHER
ÖFFENTLICHE
VERKEHR
VERWALTUNG
Neuer GAV BLS
Externe
Bis Juni 2015 verhandelt transfair mit der
BLS den neuen GAV.
Die hohe Anzahl
externer Arbeitskräfte
lässt aufhorchen.
EDITORIAL
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser
Sie halten das neue transfair magazin in den Händen. Vor fast genau fünf Jahren
wurde unsere Zeitung «das Personal» durch das transfair magazin ersetzt. Das
­magazin präsentiert sich nun in einem neuen Kleid, ist übersichtlicher gestaltet,
bietet Hintergrundberichte und wird zukünftig sechs Mal jährlich erscheinen. Parallel finden Sie auf der ebenso neu gestalteten Website www.transfair.ch aktuelle
Neuigkeiten aus Ihrer Branche. Ein Besuch der neuen Website
lohnt sich!
Seit 1981 ist in der Bundesverfassung der Grundsatz verankert,
dass Frauen und Männern für gleichwertige Arbeit der gleiche
Lohn zusteht. Unsere Präsidentin Chiara Simoneschi-Cortesi
engagiert sich bereits ein Leben lang für die Gleichstellung. So
auch am 7. März in Bern an der Demonstration für Lohngleichheit. Über den langjährigen Kampf für die Gleichstellung und
darüber, wo wir heute stehen, gibt unsere Präsidentin auf den
Seiten 6 und 7 Auskunft.
Janine Wicki, unsere Branchenleiterin Öffentliche Verwaltung,
hat sich entschieden, neue Wege zu gehen, und wird uns per
Geschäftsführerin
Ende Monat verlassen. Sie hat die Branche öffentliche Verwaltung in den letzten fünf Jahren stark geprägt und sich mit Herzblut und Erfolg für die Anliegen der Mitglieder und für transfair eingesetzt. Wir
danken Janine Wicki für ihr grosses Engagement zugunsten von transfair und wünschen ihr von Herzen viel Erfolg für ihre private und berufliche Zukunft!
Tanja Brülisauer
Tanja Brülisauer
Impressum
Herausgeber: transfair, Hopfenweg 21, 3000 Bern 14, T 031 370 21 21, [email protected], www.transfair.ch, Mitgliederzeitschrift Personalverband transfair; Redaktion: Nicole Hochstrasser, Angela Pertinez; Anzeigen: transfair; Preis: ist im Mitgliederbeitrag enthalten; Erscheinung: 6 Mal pro Jahr; Übersetzungen: Ivano Zannol, www.transterm.ch; Cécile Jacq, www.jacq.ch. Druck: Stämpfli AG; Satz: Luc Loosli,
Stämpfli AG; Bilder: fotolia/Jeanette Dietl, fotolia/rawpixel, syna, fotolia/Web Buttons Inc, Die Schweizerische Post, Cartoon Rober Métrailler, BLS, transfair; transfair Beglaubigte Auflage (2014): 9 150 Exemplare (WEMF) Für unverlangt eingesandte Texte und Fotos wird die
Verantwortung abgelehnt.
transfair magazin 1/2015 3
Inhalt
TRANSFAIR
05
Neues magazin: transfair im neuen
Kleid – Ihre Verstärkung in Wort
und Bild
06–07
Gleichstellung: Chiara Simoneschi-­
Cortesi im Interview
ÖFFENTLICHE VERWALTUNG
08
Externe Mitarbeitende: Die hohe
Anzahl externer Arbeitskräfte lässt
aufhorchen.
09
Eine gelebte Sozialpartnerschaft
mit der Bundesverwaltung ist und
bleibt anspruchsvoll.
POST/LOGISTIK
10–11
transfair im Gespräch mit Andreas
Pätzold, Leiter Poststellen und
Verkauf.
4 transfair magazin 1/2015
10
11
Die Post hat sich mit dem Leitsatz
«Einfach mit System» eine neue
Vision zugelegt.
11
Kommentar von Branchenleiter
René Fürst zum zeitgemässen
Dataismus
COMMUNICATION
12–13
Managementevents von Swisscom:
Eine Reise ins Land aller
Möglichkeiten
13
Kommentar von Branchenleiter
Robert Métrailler zur Entdeckung
der Romandie
ÖFFENTLICHER VERKEHR
14
GAV BLS: Bis Juni 2015 verhandelt
transfair mit der BLS den neuen
GAV.
14
T RANSFAIR
15
Gut zu wissen:
Regionalsekretär Hanspeter
Hofer über den Rechtsschutz
bei transfair
16
Interview: Unser Mitglied Werner
Rüegg über seine Arbeit als
Zugverkehrsleiter
17
Branchenleiterin Janine Wicki
verlässt transfair nach fünf
erfolgreichen Jahren
18–19
Agenda
19
Zu guter Letzt: Kolumne von
Travail.Suisse-Präsident Martin
Flügel zum Frankenkurs.
20
transfair Adressen
Titelbild: fotolia/Jeanette Dietl
05
Unsere Mitgliederzeitschrift kommt ganz neu daher: In einem schmucken
Kleid und mit neuen Inhalten. Wir starten jeweils mit einem grossen Interview oder einer spannenden Reportage. Was sich bewährt hat, behalten wir
natürlich bei: Mit Informationen aus den Branchen und den Agendaeinträgen
auf den Schlussseiten bleiben wir ganz nah an unseren Mitgliedern.
Text: Angela Pertinez
Wir haben das magazin komplett überarbeitet. Wir haben das Layout verändert, wodurch unser Blatt moderner, frischer und farbiger wirkt. Auch die redaktionellen Gefässe haben wir überdacht, wir wollen vermehrt
spannende Personen zeigen und aufregende Geschichten erzählen. Unser magazin erscheint weniger
oft – 2015 werden es sechs Ausgaben sein – dafür
aber mit mehr Hintergrundinformationen. Ausserdem
wird bei transfair insgesamt nicht weniger geschrieben, ganz im Gegenteil: Auf unserer ebenso neuen
Webseite wollen wir regelmässig aktuelle Informationen aufschalten.
Das neue Kleid
Die Farben sind im überarbeiteten Erscheinungsbild
ganz zentral, jede Branche hat dabei ihre eigene Farbe
erhalten: Das transfair Rot für alle übergeordneten
Themen, Orange für die Öffentliche Verwaltung, Grün
für den Öffentlichen Verkehr, Blau für die Communication und Gelb (wie soll es anders sein?) für die Bran-
che Post/Logistik. Dank den Farben sollen sich unsere
Leserinnen und Leser schnell zurechtfinden.
Insgesamt soll das Magazin luftiger gestaltet sein
und mit starken Bildern erscheinen. Wir zeigen Menschen bei der Arbeit und wollen immer wieder Einblicke hinter die Kulissen gewähren.
Die neuen Inhalte
Das neue magazin startet jeweils mit einem Interview
oder einer erzählenden Reportage. Wir wollen spannende Persönlichkeiten zu Wort kommen lassen und
besondere Geschichten erzählen. Inhaltlich kreisen
wir dabei um die Themen Arbeit, Gesellschaft oder
Politik. Neu bieten wir Ihnen auch mit jeder Ausgabe
eine Ratgeberseite: Im Gefäss «Gut zu wissen» geben
unsere Regionalsekretärinnen und Regionalsekretäre
Tipps, die alle Angestellten kennen sollten. Denn wer
versteht, besteht auch in schwierigen Situationen! Und
zu guter Letzt finden Sie im neuen magazin jeweils
eine Kolumne über Themen, die uns alle bewegen.
transfair magazin 1/2015 5
TRANSFAIR
transfair im neuen Kleid – Ihre
Verstärkung in Wort und Bild
Gleichstellung ist noch
nicht erreicht!
Chiara Simoneschi-Cortesi kämpft schon ihr ganzes Leben für die Gleichstellung von Frauen und Männern. Von 1992 bis 2008 war sie Mitglied der
Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen, zehn Jahre davon als Präsidentin. Für sie bleibt in Sachen Gleichstellung noch viel zu tun.
Text: Angela Pertinez
Chiara, am 7. März hast du gemeinsam mit einer sehr jungen Frau von Jeunesse.Suisse an der
Kundgebung zur Lohngleichheit auf dem Bundesplatz eine Rede gehalten. Wieso dieser gemeinsame Auftritt?
Im Namen von Travail.Suisse haben wir so aufgezeigt,
dass sich bereits Generationen von Frauen für die
Gleichstellung starkmachen. Malika von Jeunesse.
Suisse könnte meine Enkelin sein, und trotzdem muss
sie noch für Lohngleichheit zwischen Männern und
Frauen kämpfen. Und dies, obwohl der Verfassungsartikel über die gleichen Rechte für Mann und Frau bereits seit 1981 besteht. Darin ist unmissverständlich
der Grundsatz verankert, dass Frauen und Männern
für gleichwertige Arbeit der gleiche Lohn zusteht.
Einiges hat sich in den letzten 34 Jahren aber
auch positiv verändert in Sachen Gleichstellung.
Oder siehst du das anders?
Natürlich haben wir auch schon einiges erreicht. Seit
der Einführung des Verfassungsartikels sind die meisten rechtlichen Ungleichheiten zwischen Frauen und
Männern beseitigt worden. Auch im Bildungsbereich
ist viel geschehen. Der Zugang zur Bildung hat sich
«Sobald Frauen Mütter
werden, beginnt ein
wahrer Hindernislauf.»
6 transfair magazin 1/2015
allgemein verbessert, gefolgt von Programmen zur
Förderung der Gleichstellung in der Berufsbildung
und Verbesserungen beim Zugang zur Bildung an Universitäten und Fachhochschulen. Dank diesen Entwicklungen können heute viele Frauen höhere Ausbildungen absolvieren und qualifizierte Berufe ergreifen.
Die Beseitigung der rechtlichen Ungleichheit heisst
aber noch lange nicht, dass auch die Benachteiligung
von Frauen insgesamt beseitigt ist.
Was genau meinst du damit?
Oft wird vergessen, dass der Verfassungsartikel neben
einem absoluten Verbot der direkten und indirekten
Diskriminierung auch ausdrücklich die Verwirklichung
der tatsächlichen Gleichstellung in allen Lebensbereichen verlangt. Konkret bedeutet dies, dass Frauen und
Männer die gleichen Möglichkeiten haben müssen zu
studieren, erwerbstätig zu sein, eine Familie zu gründen und sich für die Zivilgesellschaft zu engagieren. In
der Praxis bedeutet er, all die positiven Massnahmen
zu ergreifen zur Beseitigung der Hindernisse, denen
nur Frauen begegnen, und eine ausgeglichene Präsenz von Frauen und Männern auf allen hierarchischen
Ebenen und in allen Bereichen der Gesellschaft anzustreben.
An der Kundgebung vom 7. März habt ihr nicht
nur Lohngleichheit, sondern allgemein gleiche
Chancen im Beruf gefordert. Und ihr habt betont, dass die Benachteiligung von Frauen heute
ganz speziell die Mütter trifft.
TRANSFAIR
transfair Präsidentin Chiara Simoneschi-Cortesi und Malika Zouaoui kurz vor ihrer Rede an der Kundgebung für Lohngleichheit vom 7. März in Bern.
Genau, während der Ausbildung und beim Berufseinstieg ist die Benachteiligung der Frauen zwar noch immer vorhanden, aber in einem eher kleinen Ausmass.
Sobald die Frauen aber Mütter werden, beginnt ein
wahrer Hindernislauf. Die Erziehungsaufgaben sind
praktisch noch immer ausschliesslich den Frauen vorbehalten. Die Frauen ziehen sich dadurch aus dem Erwerbsleben zurück oder werden in die Teilzeitarbeit
gedrängt. Während Väter als zuverlässige Mitarbeiter
gelten, sind Mütter aus Sicht der Arbeitgebenden
noch immer eine Belastung. Dabei wird vergessen,
dass diejenigen Frauen, die nicht oder nur wenig erwerbstätig sind, als grösstes «Fachkräftereservoir»
der Schweiz gelten. In Hinblick auf den demografischen Wandel und den erwarteten Fachkräftemangel
müssen wir alles tun, um den Frauen im Erwerbsleben
faire Chancen zu bieten. Trotzdem und obwohl es ausdrücklich verboten ist, werden Frauen an Vorstellungsgesprächen noch immer salopp gefragt, wie es mit
der Familienplanung bei ihnen steht. Das darf nicht
sein!
Was braucht es, um die Gleichstellung von Frau
und Mann im Erwerbsleben tatsächlich zu erreichen?
Um die Rahmenbedingungen für die Gleichstellung im
Erwerbsleben zu verbessern, müssen wir die Gleichstellungspolitik eng mit der Familienpolitik verknüpfen
und koordinieren: Familienpolitik ist eine unverzichtbare Voraussetzung dafür, dass die Vereinbarkeit von
Familienleben, Berufsleben und aktiver Mitgestaltung
unserer Gesellschaft realistisch wird. Und es braucht
noch mehr Väter, die ihre Vaterrolle wahrnehmen und
somit zu einer Neuverteilung der Betreuungs- und Erziehungsaufgaben zwischen den Eltern beitragen. Das
ist Gleichstellung von Mann und Frau!
Du selbst hast fünf Enkelinnen. Was wünschst du
dir für ihre Zukunft?
Ich hoffe, dass sie keine Benachteiligung und keine
Diskriminierung mehr erleben werden und dass sie
sich in der Familie, in der Arbeitswelt und in der Gesellschaft gleichberechtigt entfalten dürfen.
transfair magazin 1/2015 7
Hohe Anzahl externer Arbeitskräfte lässt aufhorchen
Im vergangenen Oktober löste der Bericht der ständerätlichen Geschäftsprüfungskommission (GPK) an den Bundesrat zum Beizug von externem
Personal ein grosses Medienecho aus. Der Bericht untersuchte neun Einheiten der Bundesverwaltung. So unter anderem das Bundesamt für Informatik
und Telekommunikation (BIT), das Bundesamt für Statistik (BFS) oder das
Bundesamt für Umwelt (BAFU).
Text: Janine Wicki
Kommission forderte Bundesrat auf, seine Praxis so
rasch wie möglich zu verbessern
Der Bericht zeigte auf, dass im Jahr 2012 in neun Verwaltungseinheiten rund 500 Vollzeitstellen mit externen Mitarbeitenden besetzt wurden. Diese verursachten Kosten von 137 Mio., wovon 114 Mio. auf den
Informatikbereich entfielen. Davon wurden wiederum 70 Mio. für amtstypische Daueraufgaben verwendet. Vor diesem Hintergrund hat die GPK dem Bundesrat einen Bericht mit sechs Empfehlungen
zugestellt. Sie verlangt unter anderem die Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zum Einsatz von externen Mitarbeitenden und die Einführung eines Kontrollverfahrens. Zudem fordert sie eine Verbesserung
der Transparenz innerhalb der Bundesverwaltung
und gegenüber dem Parlament, da die Mitarbeitenden in fast allen Fällen als Sach- und nicht als Personalaufwand verbucht wurden. Der Bundesrat hat
Ende Januar zum Bericht Stellung genommen. Er
möchte auch in Zukunft nicht auf den Einsatz von externen Fachkräften verzichten, ist jedoch bereit, hinsichtlich der Transparenz die Kontierungsrichtlinien
anzupassen und mit der Einführung des Neuen Führungsmodells Bund umzusetzen.
Parlament trägt Mitverantwortung
transfair begrüsst grundsätzlich die Initiative der
GPK wie auch des Bundesrates, das Verhältnis zwischen externen und internen Arbeitskräften genau zu
8 transfair magazin 1/2015
beleuchten, ebenso die Forderung nach Kontrolle
und Transparenz. Auch lehnen wir jegliche Form von
Pseudo-Aufträgen ab. Sobald eine externe Fachkraft
in einem Subordinationsverhältnis zum jeweiligen
Bundesamt steht, in dem sie tätig ist, muss diese über
einen Arbeitsvertrag oder allenfalls über einen Personalleihvertrag angestellt werden. Hier hat auch der
Bundesrat in seiner Stellungnahme Handlungsbedarf
erkannt.
Aber wir erwarten eben auch vom Parlament, dass
es die nötige Selbstkritik in dieser Angelegenheit übt
und Mitverantwortung trägt. Denn die jährlich wiederkehrenden überrissenen Sparanträge zulasten des
Personalkredits tragen massgeblich dazu bei, dass
Verwaltungseinheiten ihre Tätigkeiten auslagern.
Hauptfokus auf BIT
Die vorliegenden Untersuchungen haben aber auch
bestätigt, was von unserer Seite schon länger vermutet
wurde: Im BIT fallen die Kosten für externes Personal
am höchsten aus. Unser Vizepräsident Nationalrat Stefan Müller-Altermatt hat deshalb im vergangenen
Herbst eine entsprechende Anfrage «Wer arbeitet wie
beim BIT» an den Bundesrat gestellt. Die mässig befriedigende Antwort hat uns nun dazu bewogen, an die
Vorsteherin des EFD zu gelangen und eine Aussprache auf Stufe Departement zum Personaletat im BIT zu
fordern. Wir werden Sie per Newsletter und im magazin auf dem Laufenden halten.
ÖFFENTLICHE VERWALTUNG
Gelebte Sozialpartnerschaft
Text: Janine Wicki
Zu Beginn meiner Tätigkeit bei transfair wurde Evelyne Widmer-Schlumpf zur neuen Vorsteherin EFD ernannt und somit unsere Sozialpartnerin. Dafür bin ich
bis heute dankbar, denn so bekamen wir in den vergangenen fünf Jahren die Chance, eine gut funktionierende und von gegenseitigem Respekt geprägte Sozialpartnerschaft zu etablieren.
Anspruchsvolle Sozialpartnerschaft
Grundsätzlich ist und bleibt die Sozialpartnerschaft in
der Bundesverwaltung anspruchsvoll, da verschiedene
Köche im Brei rühren. Ein mit der Finanzministerin ausgehandeltes Verhandlungsergebnis muss anschliessend
vom Gesamtbundesrat genehmigt werden, und danach
gilt es die nächste Hürde zu nehmen, das Parlament.
Gute Partnerschaft mit Bundesämtern
Auch auf Stufe Amtsdirektionen pflegen wir mehrheitlich eine gute Sozialpartnerschaft. Insbesondere in jenen Bundesämtern, die in den vergangenen Jahren von
Reorganisationen und Führungsproblemen geplagt
waren, wie in einem BFM, einem BFS oder einem BAFU,
hat sich eine sehr gute und konstruktive Sozialpartnerschaft etablieren können.
Berührungsängste überwinden
Was mich aber nach wie vor befremdet, sind die tiefverwurzelten Berührungsängste, die uns bei Werbe-
aktionen vor Ort in den Ämtern immer wieder begegnen. Bei Anfragen werden wir regelmässig auf
einen einmal im Jahr stattfindenden Werbetag hingewiesen, bei dem sich alle Verbände möglichst unauffällig zu präsentieren haben. Und man versteckt sich
hinter dem ewig gleichen und abgegriffenen Argument: «Wir müssen alle Personalverbände gleich behandeln und können ihnen daher keine Werbeaktion
erlauben.» Sehr geehrte Personalverantwortliche,
gerne sage ich es in aller Deutlichkeit noch einmal:
Sozialpartnerschaft findet nicht einmal jährlich statt.
Sie findet täglich, wöchentlich und monatlich statt. Bei
persönlichen Problemen am Arbeitsplatz, bei Führungsproblemen innerhalb eines Amtes, bei Reorganisationen, bei Anpassungen des Bundespersonalgesetzes und natürlich bei Lohnverhandlungen – um nur
einige Beispiele zu nennen. Auch Sie alle profitieren
von den durch die Sozialpartner ausgehandelten Reallohnerhöhungen oder Abfederungsmassnahmen
bei der Pensionskasse (unabhängig davon, ob Sie bei
einem Personalverband organisiert sind oder nicht).
Also lassen Sie uns doch bitte unsere Arbeit machen, und geben Sie uns die Möglichkeit, unkompliziert mit den Mitarbeitenden vor Ort in Kontakt zu
kommen. Helfen Sie mit, und setzen wir auch in den
kommenden Jahren ein starkes Zeichen für die gelebte Sozialpartnerschaft in der Bundesverwaltung.
Besten Dank!
transfair magazin 1/2015 9
Verkaufsdruck am Postschalter?
Aktuelle Berichte in der Tagespresse deuten darauf hin, dass ein grosser
Teil der Mitarbeitenden bei Poststellen und Verkauf (PV) unter zu grossem
Verkaufsdruck stehen. Demgegenüber stehen die Resultate der jährlichen
Umfrage zur Personalzufriedenheit. transfair wollte wissen, wie die Leitung
die Situation einschätzt, und befragte dazu den neuen Leiter Verkauf von PV,
Andreas Pätzold.
Text: René Fürst
Um die Verkaufsziele zu erreichen, muss das
Personal geschult sein. transfair hat sich wiederholt dafür eingesetzt, dass die Schulung der Mitarbeitenden verstärkt wird. Welche Massnahmen
wurden diesbezüglich in der letzten Zeit umgesetzt?
Diese Aussage stütze ich. Wer Verkaufsziele zu erreichen hat, muss auch über die dafür notwendigen Kompetenzen verfügen. Wir haben deshalb per 2015 für
alle Mitarbeitenden Verkauf bis hin zu den Leitenden
Poststellengebiet ein Kompetenzziel ins Focus eingebaut. Die Vorgabe ist, dass dieses Ziel im Bereich
«Weiterentwicklung Verkauf» liegen muss. Damit wollen wir klar zum Ausdruck bringen, dass für Poststellen und Verkauf nicht nur die Zahlen, sondern auch die
10 transfair magazin 1/2015
Weiterentwicklung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter äusserst wichtig ist.
Wie ist ihre Einschätzung bezüglich der Stimmung
bei den Mitarbeitenden bezüglich des Verkaufsdruckes?
Ich war in den letzten Wochen sehr oft im Poststellennetz
unterwegs und habe auch an verschiedenen Semestermeetings teilgenommen. Die Stimmung beim Personal
betrachte ich nach wie vor als sehr gut. Die Mitarbeitenden leisten hervorragende Arbeit, tun dies mit Herzblut,
und das spürt man sofort. Poststellen und Verkauf ist die
Verkaufsorganisation der Post. Wir tragen das Wort
«Verkauf» ja schon in unserer Bereichsbezeichnung.
Vom Verkauf werden wir uns nicht verabschieden.
Einfach mit
System
Text: René Fürst
Mit «Einfach mit System» wird der Wunsch verbunden,
dass alle Mitarbeitenden Teil eines neuen Kapitels in
der Geschichte des Konzerns sein sollen. Warum will
die Post ein neues Kapitel aufschlagen? Ganz offensichtlich will die Post auch in Zukunft eine führende
Rolle in der Unternehmens- und Dienstleistungslandschaft der Schweiz wahrnehmen. Das wiederum bedingt einen Umschwung, die Weiterentwicklung der
Post, Ergänzung und Verbindung des traditionellen
Geschäftes (Beispiel: abnehmende Briefmengen) mit
neuen Aktivitätsfeldern, die nicht nur die digitale mit
der physischen Welt verknüpfen, sondern für die Kunden zusätzliche Mehrwerte generieren. Dabei setzt
die Post stark auf die Technologie als Beschleunigungsfaktor. Schliesslich will man den Kunden einfache Lösungen bieten, die im Hintergrund gleichzeitig
komplexe Prozesse und Systeme koordinieren.
transfair begleitet den steten Wandel
transfair hat nach einer Analyse erkannt, dass die grosse
Herausforderung darin besteht, die jeweiligen Konsequenzen für die Mitarbeitenden zu ermessen und eine
klare Haltung einzunehmen. Veränderungen wird es immer geben, man kann nicht nur Risiken, sondern auch
Chancen erkennen. Im Sinne unserer Mitglieder werden
transfair und seine Gremien die Post weiterhin auf diesem Weg begleiten – aber einfach und mit System.
alles andere als ein Stimmungsbild der Schweiz oder
von PV. Ich persönlich bedaure sehr, dass dieses Thema in der Presse immer wieder auftaucht, und die
grosse Mehrheit unserer Mitarbeitenden teilt hier meine Einschätzung, dass uns dies als Post nicht weiterbringt.
Das umfassende Interview mit Andreas Pätzold finden
Sie auf unserer Webseite: www.transfair.ch.
KOMMENTAR
Dataismus
Der neue Postscanner mit der Bezeichnung Intermec-CN51 hat die WTO-Ausschreibung gewonnen.
Dieses kleine Ding wird bis Ende Oktober 2015 ausgeliefert und in über 20 000 Exemplaren flächendeckend bei PostMail, PostLogistics und Poststellen
und Verkauf im Einsatz stehen. Neben verschiedenen Apps ist auch ein GPS integriert. Aufträge werden übermittelt, Informationen gesucht oder erfasst,
Karten angezeigt. Stellt sich die Frage, ob der gläserne Kunde auch bei der Post schon zur Gegenwart
gehört? Wie steht es mit der Kontrolle des Personals? Werden über kurz oder lang Routenoptimierungen durchgeführt und Wegzeiten berechnet?
Während der Dadaismus eine künstlerische und literarische Bewegung bezeichnet, bezeichnet der Dataismus die Möglichkeit, Daten neu sehen zu lernen.
Mit neuen Deutungssystemen und smarten Mapping-Ansätzen lassen sich Daten in schier unvorstellbarer Menge nach neuen Zusammenhängen filtern und auswerten. Seitdem wir lernen, die
Datenflut nicht mehr zu bekämpfen, sondern in ihr
zu fischen, zeichnet sich die Geburt eines neuen
Weltbildes ab. Wachsende Speicher- und Rechenkapazitäten in Kombination mit neuen, smarten Analysemethoden schaffen, was der Psychologie nie gelungen ist: Menschen und damit auch Kunden
berechenbar zu machen. Lassen wir uns nicht täuschen! Auch wenn die Post an der letzten Sitzung
der Fachkommission PostMail signalisierte, dass sie
keine Überwachung der Mitarbeitenden anstrebt, irgendwann wird auch die Post im Datenmeer fischen
gehen, Innovationen generieren und Optimierungen
umsetzen, einfach mit System.
René Fürst, Branchenleiter Post/Logistik
transfair magazin 1/2015 11
POST/LOGISTIK
Die aktuellen Umfrageresultate und Presseberichte widersprechen sich mit der Personalzufriedenheitsumfrage. Warum?
Bei der Umfrage, auf welche sich die Presseberichte
beziehen, ist nur eine geringe Anzahl Mitarbeitende
befragt worden, wohingegen die Personalumfrage die
Meinung von mehr als 70% aller Mitarbeitenden wiedergibt. Zudem stammen die Resultate der erwähnten
Umfrage aus einer Region der Schweiz und sind somit
Eine Reise ins Land aller
­Möglichkeiten
Innovation@Swisscom – Eine Reise ins Land aller Möglichkeiten, so lautete
der Slo-gan des letzten Managementevents von Swisscom. Am diesjährigen
Kadertreffen auf dem neuen Campus der Eidgenössischen Technischen
Hochschule Lausanne (EPFL) haben die Verantwortlichen des Unternehmens
Bilanz über das vergangene Jahr gezogen und die Ziele für 2015 festgelegt.
Text: Robert Métrailler
Bilanz 2014
Urs Schäppi, Swisscom-CEO, hat das Jahr 2014 als
sehr gutes Jahr bezeichnet. Dies ist zurückzuführen
auf die Finanzergebnisse, die Kundenzufriedenheit,
die guten Resultate in der Umfrage zur Personalzufriedenheit, die positive Entwicklung der Kundenzahlen
im Bereich Swisscom TV 2.0 und der Bestellungen in
der Einheit Enterprise Customers sowie die Erhöhung
der Marktanteile der italienischen Tochter Fastweb.
12 transfair magazin 1/2015
Ziele 2015
Für Hansueli Loosli, Verwaltungsratspräsident, müssen die Leistungen noch gesteigert und die Dienstleistungen verbessert werden. Besonderes Augenmerk soll der Kundenbindung und der Erschliessung
neuer Märkte gelten. Swisscom will in der vernetzten
Welt Leader bleiben. So soll das beste Hochgeschwindigkeitsnetz der Schweiz ausgebaut und betrieben werden. Urs Schäppi betonte die Wichtigkeit
Eine hochkarätige Debatte
Myret Zaki, Chefredakteurin von Bilan, Christian Petit,
Leiter Enterprise Customers von Swisscom, und Nicolas Fulpius, CEO von Veltigroup, haben über die Wirtschaftskraft, die Innovationsfähigkeit der Romandie
und die Perspektiven für Swisscom debattiert. In den
Bereichen Gesundheit – Medizintechnik, digitale Gesundheit (digital health) –, verbundene Geräte und Digitalisierung im Bankensektor insbesondere besteht
ein gewaltiges Potenzial; in diesen Bereichen sind die
Kompetenzen der Genferseeregion weltweit anerkannt. Swisscom sollte daher Synergien mit der EPFL
und den PH entwickeln, denn keine Industrie kann es
sich leisten, auf eine digitale Strategie zu verzichten.
Dank der Übernahme von Veltigroup kann sowohl den
Bedürfnissen der globalen als auch der individuellen
Kunden entsprochen werden. Zu diesem Zweck werden die Kader aus der Deutschschweiz aufgefordert,
die Saane zu überqueren!
KOMMENTAR
Ein historisches Ereignis!
Anlässlich dieses Managementevents haben die Kader die Existenz der Romandie entdeckt, und das
gewaltige Entwicklungspotenzial, das sich dem Unternehmen bietet! Es stellt sich heraus, dass ein Unternehmen von nationaler Bedeutung nicht auf eine
Zusammenarbeit mit der EPFL und den anderen
Universitäten der Westschweiz verzichten sollte.
War die Übernahme von Veltigroup der Anstoss
dazu, dass Swisscom endlich ihren Blick auf eine Region richtet, deren wirtschaftliche Dynamik und
technologische Innovationsfähigkeit über die Grenzen hinaus anerkannt sind? Es ist zu hoffen, denn
die Romandie hat lange unter dem mangelnden Interesse von Swisscom gelitten und musste dementsprechend den Verlust zahlreicher Arbeitsplätze
hinnehmen.
«Wir müssen unsere Leistung steigern und unsere
Dienstleistungen verbessern!», Hansueli Loosli und
Urs Schäppi haben ihre Ziele eindeutig formuliert.
Ohne ein starkes Engagement aller Mitarbeitenden
können diese nicht erreicht werden. An dieser Kaderversammlung wurden die Mitarbeitenden jedoch mit keinem Wort erwähnt! Hatten die Verantwortlichen den Mitarbeitenden keine Botschaft zu
vermitteln, keine Empfehlung, keinen Dank auszusprechen? Es fiel kein Wort zur Umsetzung der Personalpolitik. Dabei wäre die Gelegenheit günstig
gewesen. Alle Kader sowie der Personalchef und
die Mitglieder der Personalvertretung waren anwesend. Swisscom steht vor attraktiven Chancen und
zahlreichen Herausforderungen. Aber wer soll diese
bewältigen, wenn nicht die Mitarbeitenden?
Robert Métrailler , Branchenleiter Communication
transfair magazin 1/2015 13
COMMUNICATION
der Infrastruktur und der Netzqualität. Swisscom
muss sich verbessern, insbesondere durch die Anpassung der Kostenstruktur und durch attraktive
A ngebote für die anspruchsvollen Kundinnen und
­
Kunden. Weitere Ziele sind die Reduzierung der Firmenkomplexität und die Ambition, führender Leader
im Bereich der modernen Cloud-Dienstleistungen zu
werden.
transfair verhandelt mit der BLS
den neuen GAV
Am 13. Februar 2015 hat transfair im Verbund mit weiteren Sozialpartnern die
Verhandlungen über die Weiterentwicklung des Gesamtarbeitsvertrags (GAV)
begonnen. Die Verhandlungen dauern voraussichtlich bis Juni 2015. Ziel ist es,
das neue Vertragswerk für die Mitarbeitenden auf den 1.1.2016 in Kraft zu setzen.
Text: Bruno Zeller
Nachdem 2012 die Weiterentwicklung des GAV abrupt
durch den massiven Verlust des Güterverkehrsvolumens auf der Gotthardachse unterbrochen wurde, arbeiten transfair, SEV, VSLF und die BLS daran, den bis
Ende 2015 verlängerten GAV zu überarbeiten. Organisiert sind Plenumsverhandlungen sowie Arbeitsgruppensitzungen, an denen transfair mit Mitgliedern
des Firmenvorstandes vertreten ist.
Gute Anstellungsbedingungen
Aus Sicht von transfair müssen die Anstellungsbedingungen in jedem Bereich der BLS zu den besten der
Branche gehören. Die Attraktivität am Arbeitsmarkt ist
für das zweitgrösste Bahnunternehmen der Schweiz
von grosser Bedeutung, um gute Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten. Schon heute legen die Mitarbeitenden viel Flexibilität an den Tag und helfen bei der
Produktion von verlässlichen Bahndienstleistungen
mit. Die spürbare Zunahme der Flexibilisierung aufgrund des Kostendrucks darf nicht zu einer Entwertung von Bahnarbeitsplätzen führen.
Weitere Kernthemen von transfair
Der heutige GAV enthält wertvolle, substanzielle Errungenschaften. transfair will sich während der Verhandlungen für ein breites Vertragswerk einsetzen.
Das heisst, dass möglichst viele Mitarbeitende der
BLS vom Schutz eines GAV profitieren sollen. Wichtig
ist uns ausserdem, dass Regeln gefunden werden, die
definieren, wie künftig Reorganisationsprozesse ablaufen und was die davon betroffenen Mitarbeitenden
erwarten dürfen. Ein spezielles Augenmerk will transfair auch auf den Umgang mit kranken oder verunfallten Mitarbeitenden legen. Die Wiedereingliederung
solcher Mitarbeitenden ist uns ein wichtiges Anliegen.
Bei der betrieblichen Mitwirkung geht es um eine einheitliche Ausgestaltung. Zudem stehen auch Urlaubsansprüche (wie Vaterschaftsurlaub) zur intensiven Beratung an.
14 transfair magazin 1/2015
TRANSFAIR
GUT ZU WISSEN
Unsere Mitglieder sind geschützt
Die Praxis zeigt: Rechtsschutz ist nicht gleich Rechtsschutz. Viele unserer Mitglieder geniessen als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter bei ihrem Arbeitgeber zwar einen
Rechtsschutz. Bei Konflikten am Arbeitsplatz hilft dieser interne Rechtsschutz aber
nicht weiter. Darum ist ein zusätzlicher gewerkschaftlicher Rechtsschutz vernünftig
und sinnvoll. Als transfair Mitglied profitieren Sie von einer juristischen Beratung
und einem umfassenden Rechtsschutz.
Hanspeter Hofer
transfair Regionalsekretär
Region Ost
Aus Erfahrung weiss ich, dass die Arbeitgebenden richterliche Urteile selten über
die Erstinstanz hinaus weiterziehen. Ein Beispiel: Ein Stadtrichter büsst einen Tramführer nach einem Verkehrsunfall wegen Nichtbeherrschen des Fahrzeugs oder
Nichtanhalten trotz Kollisionsgefahr. Der Tramfahrer ist zwar unzufrieden mit diesem Urteil und/oder der Busse, doch nicht er, sondern sein Arbeitgeber entscheidet, ob das Ganze weitergezogen wird oder nicht. Als Mitglied von transfair fahren
Sie in diesem Fall deutlich besser. Dank unserem umfassenden Rechtsschutz können Sie entscheidend mitreden, ob ein Urteil der Erstinstanz weitergezogen wird
oder nicht – transfair unterstützt Sie in jedem Fall! Wichtig ist auch – gerade bei
schweren Unfällen – der Beizug eines Anwalts der ersten Stunde. Denn zu den
Belastungen des betroffenen Mitarbeitenden sollen nicht noch (Existenz)Ängste
über die Kosten eines Anwalts dazukommen. Im Notfall hilft Ihnen Ihr zuständiges
Regionalsekretariat oder die transfair Hotline Tel. 0848 112 848.
transfair magazin 1/2015 15
Werner Rüegg
Werner Rüegg ist Zugverkehrsleiter in der Betriebszentrale Ost Zürich Flughafen. Seit über 30 Jahren arbeitet er bei der SBB, und fast so lange ist er
auch ein aktives Mitglied von transfair. Er war bei einigen gewerkschaftlichen Reorganisationen und Zusammenschlüssen dabei. Und er hat miterlebt,
wie sich seine Arbeit bei Wind und Wetter immer stärker in klimatisierte
Räume verlagert hat.
Text: Angela Pertinez
Werner, du sagst, früher sei dein Beruf ganz anders gewesen. Erzähl, wie
war das damals als Zugverkehrsleiter?
Bis etwa zum Jahr 2010 hatten wir mit
allen Eisenbahnern persönlichen Kontakt. Wir Verkehrsleiter arbeiteten auch
auf dem Perron. Wir waren Generalisten, heute sind wir Spezialisten in einem stark technologisierten Beruf.
Wie sieht deine Arbeit heute denn
konkret aus?
Heute arbeite ich in klimatisierten Räumen vor rund
zehn Bildschirmen. Die Kolleginnen und Kollegen im
Zug sehe ich nicht mehr persönlich, wir sprechen über
Telefon oder den Funk miteinander. Es ist eher ein abstraktes «Isebähnle» geworden, aber auch das ist auf
eine neue Art und Weise sehr spannend. Die Sinnfrage
stellt sich vielleicht schon öfter, weil die grosse Eisenbahnfamilie von damals verloren gegangen ist.
Dein Vater ist auch schon bei der Bahn gewesen und
du hast dich ebenso für die Bahn berufen gefühlt. Wie
ist das mit deinen beiden Jungs, wollen sie später auch
zur Bahn?
Nein, meine Jungs sind keine Bähnler! Die wollen und
sollen etwas anderes tun. Was ich ihnen aber mitgege-
«... für andere einstehen,
sich einbringen und mitgestalten ...»
16 transfair magazin 1/2015
ben habe, sind die Grundwerte, die mir
wichtig sind: Für andere einstehen, sich
einbringen und mitgestalten.
Du selbst nimmst diese Werte sehr
ernst: Du bist Gemeinderat in Heiden,
und im Moment kandidierst du für den
Kantonsrat. Und du bist eines der engagiertesten Mitglieder bei transfair.
Wie ist es dazu gekommen?
Ich bin transfair schon während der
Lehre beigetreten, das muss so um
1982 gewesen sein. Wenige Jahre darauf hat man mich
am Kongress in Lugano in den Zentralvorstand gewählt.
Du sagst, du hättest viel bei transfair gelernt.
Ja, ich habe ganz konkret gelernt, Verhandlungen oder
auch schwierige Gespräche zu führen. Ich habe jeden
GAV mitverhandelt, den die SBB je gehabt hat, und so
auch meine eigenen Arbeitsbedingungen mitgestaltet.
Die Herausforderung dabei ist, Lösungen zu finden,
die für die Mitarbeitenden, aber auch für das Unternehmen gut sind. Durch das Mitgestalten hat sich auch
immer wieder das Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen gestärkt.
Du hast viele gewerkschaftliche Reorganisationen,
auch einige unruhige Zeiten erlebt. Wo stehen wir
deiner Meinung nach heute?
transfair hat in den letzten Jahren eindeutig an Ausstrahlung gewonnen. Ich würde sagen, wir haben einen guten Stand auf dem Kronberg, aber das Ziel ist
der Säntis.
TRANSFAIR
Neue Wege für
Janine Wicki
In den vergangenen fünf Jahren hat sich
Janine Wicki mit grossem Einsatz für
transfair und unsere Mitglieder stark­
gemacht. Jetzt will sie neue Wege gehen.
Wohin es die Juristin führt, ist noch offen.
Sie hat sich bewusst für ein Sabbatical
entschieden und begibt sich demnächst
auf eine grosse Reise nach Südost.
Text: Angela Pertinez
Aufmerksam in der Branchenleitung
Janine Wicki kann stolz auf eine erfolgreiche Zeit als
Leiterin der Branche Öffentliche Verwaltung zurückschauen. Sie hat vieles bewegt und zahlreiche Missstände frühzeitig wahrgenommen. Am runden Tisch
hat sie mit den Sozialpartnern nach Lösungen gesucht.
Sie hat unter anderem die Reorganisation im Bundesamt für Migration eng begleitet und sich immer wieder vehement gegen Sparmassnahmen beim Bundespersonal gewehrt.
Hartnäckig und fachkompetent hat sie ihre Geschäfte – wenn nötig – bis auf Stufe der Departementsvorstehenden vorangetrieben, was ihr Respekt bei
den Sozialpartnern verschaffte. Und jährlich hat sie
die Lohnmassnahmen mit Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf verhandelt.
Trotz ihrer strategischen Aufgaben in der Branchenleitung hat sie aber auch immer wieder die Nähe
zu den Mitgliedern gesucht. Regelmässig hat sie bei
unseren Mitgliedern in verschiedensten Bundesämtern Umfragen gestartet, ausgewertet und falls nötig
Massnahmen ergriffen.
Engagiert in der Geschäftsleitung
Als Mitglied der Geschäftsleitung mit einem beeindruckenden unternehmerischen Gespür hat sie ent-
scheidend zur positiven Entwicklung von transfair
beigetragen. Und auch im Vorstand von Travail.Suisse oder im Verwaltungsrat der SUVA hat sie sich engagiert mit ihrer strategisch-politischen Kompetenz
eingebracht.
Präsent im Team
Janine Wicki wird uns ohne Zweifel als Fachperson fehlen, nicht weniger aber werden wir ihre Präsenz, ihren
Witz und ihr Allgemeinwissen vermissen. Wie oft haben wir mit ihr über Politik, philosophische Fragen
und kurz darauf über Videogames diskutiert? Oft. Und
dieser wache Geist, dieses Interesse an allen möglichen Themen hat unseren Pausenraum zu einem spannenden Treffpunkt gemacht.
Wie geht es weiter?
Am 1. März hat Janine Wicki die Branchenleitung an
Matthias Humbel, ihren langjährigen Assistenten übergeben. Ende März wird sie sich nun definitiv von transfair verabschieden und sich auf eine Reise nach Neuseeland, Australien und Südostasien machen. Wie es
für sie nach dieser Reise beruflich weitergeht, hat sie
sich bewusst offengelassen. Denn, wie John Lennon so
schön sagte: «Leben ist das, was passiert, während du
eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.»
transfair magazin 1/2015 17
Agenda
A LLE BRANCHEN
Pensionierte Bern
Jassen und kegeln
Mittwoch, 18. März 2015
Gemütlichkeit, Spass, Entspannung und viel Zeit für
Gespräche: von 14 bis 17 Uhr, im
Restaurant Bahnhof Bümpliz-Süd.
Keine Anmeldung erforderlich.
Pensionierte Bern
Besuch SRF SSR Produktionszentrum Bundeshaus
Montag, 27. April 2015
Dienstag, 28. April 2015
Wir haben die Gelegenheit, die
Schaltzentrale des Fernsehens im
Bundeshaus zu besuchen.
Wann und wo? Um 14.30 Uhr.
Treffpunkt 14.15 Uhr vor dem
Eingang Bundesgasse 8 (vis-à-vis
Bundeshaus West). Der Rundgang
dauert ca. 90 Minuten.
Anmeldung bis 4. April 2015 an
Bernhard Amlinger: amlinger@
bluewin.ch (vgl. auch separate
Einladung).
Pensionierte Bern
Wanderung im Emmental
Mittwoch, 13. Mai 2015
Emmenmatt–Lauperswil–Rüderswil–Ramsei–Lützelflüh; 11,2 km,
110 m Aufstieg, 190 m Abstieg, ca.
3 Stunden. In Ramsei kann die
Wanderung beendet werden (ca.
2,20 Std). Besammlung: 8.25 Uhr
beim Treffpunkt. Bern ab 8.42.
Billett: Bern–Emmenmatt und
Lützelflüh–Bern. Bei zweifelhafter
Witterung gibt ab 7 Uhr Auskunft:
Armin Walter, 031 941 29 34.
Pensioniertenkommission
Engadiner Wanderwoche
11. bis 18. Juli 2015
Wanderwoche in Pontresina,
Preise im Doppelzimmer Fr. 880.-,
im Einzelzimmer Fr. 950.Anmeldung (bis 30. März) an:
Guido Scherer Rütiwiesenstrasse 31, 8172 Niederglatt, 044
850 34 85, guido.scherer@
hispeed.ch.
POST/LOGISTIK/ÖVK
Sektion Basel
GV
Samstag, 25. April 2015
Im Keller der Stainlemer Alti
Garde, Nadelberg 6, Basel ab
15 Uhr mit anschliessendem Essen.
Anmeldung an Hermann Joachim
([email protected]).
ÖFFENTLICHER VERKEHR
POST/LOGISTIK/
COMMUNICATION
Pensioniertenvereinigung Basel
Wanderung
Dienstag, 7. April 2015
Wir treffen uns um 12.30 Uhr im
Bahnhof SBB Basel. Wir wandern
von Arboldswil in rund 1½ Std.
nach Reigoldswil ins Restaurant
Ryfenstein, Unterbiel 1, wo wir
unser Zvieri einnehmen. Nichtwanderer fahren um 13.47 Uhr ab
Basel SBB mit dem IR nach Liestal,
steigen um auf den Bus NFB 70,
Abfahrt 14.05 Uhr, Ankunft in
Reigoldswil Dorf 14.27 Uhr und
laufen direkt ins Restaurant. Infos:
Schmidiger Edy, 061 461 55 37.
Pensioniertenvereinigung Basel
Wanderung nach Oberdorf
Montag, 4. Mai 2015
Besammlung um 13 Uhr im
Bahnhof SBB Basel. Abfahrt um
13.17 Uhr mit dem IR Richtung
Liestal. Wir steigen ins Waldenburgerli, das um 13.59 Uhr in
Waldenburg eintrifft, und wandern
dann ca. 1 Stunde nach Oberdorf
ins Restaurant Fuchsfarm, Auf
Arten 34, wo wir unser Zvieri
einnehmen. Nichtwanderer
wenden sich an mich. Infos:
Schmidiger Edy, 061 461 55 37.
Pensionierte Olten-Solothurn
Wanderung
Mittwoch, 1. April 2015
Wir fahren mit dem Bus 505 in
Olten ab um 13.03 Uhr nach
Neuendorf, von dort marschieren
wir circa 45 Min. zum Ziel.
Nichtwanderer nehmen den Bus
etwas später, auch den 505er, in
Olten ab 13.33 Uhr und fahren
direkt zur Sonne Niederbuchsiten.
Heimfahrt stündlich x.26 x.56.
Sektion Basel
Pensioniertenwanderung
Mittwoch, 8. April 2015
Treffpunkt: 7.50 Schalterh. Basel;
Basel ab 8.07, Zürich HB an 09.00 /
9.12; Ziegelbrücke an 0.9.58 /
10.04 Bus 650, Weesen Post an
10.10. Nach dem Kaffeehalt
wandern wir der Linth entlang
nach Schänis (ca. 2 Std.) zum
INFO
Erscheinungsdaten
magazin 2015
Nr. 1 13. März
Nr. 2 08. Mai
Nr. 3 03. Juli
Nr. 4 18. September
Nr. 5 30. Oktober
Nr. 6 15. Dezember
Inseratenschluss
4 Wochen vor Erscheinung
18 transfair magazin 1/2015
Pensionierte Olten-Solothurn
Wanderung, Mittwoch, 6.Mai
Treffpunkt Gleis 10, Abfahrt nach
Herzogenbuchsee 13.06, dort
erwartet uns Erwin, der uns
durchs Reckenberg-Quartier, nach
Schwerzi, Heimenhausen und
Röthenbach führt ins Rest. Post.
Nichtwanderer nehmen den Bus
ab Bahnhof Herzogenbuchsee und
fahren direkt zum Treffpunkt.
Lokomotivpersonal-Reise
17. Mai bis 21. Mai 2015
Kategorienreise nach Salzburg.
Alle Infos finden Sie in der Agenda
unter: www.transfair.ch.
F REIZEITKOMMISSION
Wanderung
26. März 2015
Besammlung: 10. Uhr BH Herzogenbuchsee. Wanderung nach
Wangenried ca. 2 Std. bis Mittagessen. Wanderung ca. ¾ Std bis
Wangen a.A. Evtl. Besichtigung
des Städtchens. Anmeldung bis
24.3. an G. Moos, 041 855 23 63,
[email protected].
Flusskreuzfahrt
13. April bis 20.April 2015
Flusskreuzfahrt auf Rhône und
Saône mit MS Corona****. Alle
Infos finden Sie in der Agenda
unter: www.transfair.ch.
ZU GUTER LETZT
Anstellungspolitik ist zentral
Der Mindestkursentscheid der Schweizerischen
Nationalbank (SNB) kam einigen Exponenten aus
Wirtschaft und Politik offenbar gerade recht. Ihr
Forderungskatalog liest sich wie ein Abenteuerroman: Senkung der Löhne, Sistierung von langfristig
angelegten politischen Projekten wie der Energiestrategie 2050, Euro-Löhne, Einstellungsstopp in
der Verwaltung, Subventionen für die Tourismusbranche, Steuersenkungen für Unternehmen – der
Katalog könnte beliebig erweitert werden.
Doch was in den kommenden Monaten passiert,
steht in den Sternen. Jetzt vorschnell Entscheide
zu fällen, dient niemandem. Aus kurzfristigen
Gründen, die auf die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz angelegte Energiestrategie
2050 abzusagen, ist kontraproduktiv. Und der
Versuch, die heikle Unternehmenssteuerreform III
schnell durch das Parlament zu drücken, wird in
einem Scherbenhaufen enden. Es gilt Ruhe zu bewahren und bei Bedarf Massnahmen zu beschliessen, die der ganzen Bevölkerung zugutekommen.
Auch die Kritik an der SNB bringt nichts. Die Nationalbank hatte gar keine echte und langfristige
Alternative zum Ausstieg aus dem Mindestkurs.
Durch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) wäre der Druck auf den Franken massiv gestiegen. Und obschon die SNB theoretisch
Tausende von Milliarden Euro kaufen kann, ist
mehr als fraglich, ob Verlustrisiken in der Grössenordnung von 200 bis 300 Milliarden Franken eine
passable Alternative sind.
Klar ist: Der Frankenkurs wird die Wirtschaftsentwicklung der Schweiz beeinträchtigen. Travail.
Suisse setzt sich dafür ein, dass die Kaufkraft der
Arbeitnehmenden erhalten bleibt, und stellt sich
klar gegen generelle Lohnsenkungen und gegen
Eurolöhne. Was die Schweiz braucht, sind griffige
Massnahmen gegen die drohende Arbeitslosigkeit
und gegen den Kaufkraftverlust. Kurzfristig steht
die Kurzarbeitsentschädigung für Unternehmen
im Fokus. Mittel- und längerfristig ist es möglicherweise sinnvoll, dass vorübergehend auch unter 55-jährige Arbeitslose zwei Jahre lang Arbeitslosengeld beziehen können. Besonders in der
Pflicht stehen aber die Arbeitgeber. Sie müssen
auf eine neue, inlandorientierte Anstellungspolitik
setzen. Es braucht wieder vermehrt die Bereitschaft, längerfristig in Arbeitnehmende zu investieren und so auch älteren oder nicht topqualifizierten Arbeitnehmenden eine Chance zu geben.
Gerade hier können öffentliche Hand und Unternehmen des Service Public vorangehen und wichtige Signale setzen.
Martin Flügel, Präsident Travail.Suisse,
[email protected]
transfair magazin 1/2015 19
TRANSFAIR
Mittagessen. Rückfahrt am
Nachmittag mit Bus um 15.19 (Hst.
Windegg) nach Ziegelbr., ab
15.34, Zürich 16.17 / 34, Basel
17.27. Anmeldung bis Sonntag,
5. April 2015, an Guido Scherer,
044 850 34 85.
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REGION SÜD
TRANSFAIR
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6814 Lamone
T 091 950 09 01
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4624 Härkingen
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Route du Petit-Moncor 1a (Büro Syna)
1752 Villars-sur-Glâne
T 079 322 82 42
BÜRO GENF
4, rue du Quartier Neuf
1205 Genève
T 022 781 40 10
ZENTRALE
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Öffnungszeiten finden Sie auf www.transfair.ch.