Wie der Klimawandel die Märkte von morgen verändert Workshop „Der Klimawandel – eine sichere Angelegenheit?“ Veranstaltung von econsense und SWP 20. September 2010, Berlin Eric Heymann Branchenanalyse Agenda 1 Zwei Dimensionen des Klimawandels 2 Gewinner und Verlierer 3 Fazit und Ausblick 1 Zwei Dimensionen des Klimawandels Klimatisch-natürliche Dimension Großer Einfluss menschlicher Aktivitäten auf Klimawandel von Mehrheit der Naturwissenschaftler anerkannt Unsicherheiten über Tempo, Ausmaß und konkrete Folgen des Klimawandels, aber einige Trends gelten als wahrscheinlich: – Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur – Veränderung der Niederschlagsmuster – Zunahme extremer lokaler Wetterereignisse Erwartete negative Folgen umfassen z.B. Schäden an Gebäuden und Infrastruktur, Ernteeinbußen, Wüstenbildung, menschliche Todesopfer Klimawandel kann in den nächsten Jahrzehnten allenfalls verlangsamt, aber nicht gestoppt werden – Globale Energienachfrage wächst, Fokus liegt auf fossilen Energieträgern – Wirkungsverzögerung der bereits ausgestoßenen Treibhausgase Eric Heymann, 20. September 2010 Seite 3 1 Zwei Dimensionen des Klimawandels Ursache und Wirkung Eric Heymann, 20. September 2010 Seite 4 1 Zwei Dimensionen des Klimawandels Zunehmende Preis- und Mengenrisiken bei fossilen Energieträgern Preise für Energierohstoffe expandierten in den letzten Jahren deutlich – trotz zwischenzeitlicher Beruhigung durch die globale Rezession – Preisanstieg im Wesentlichen nachfrageinduziert (wieder anziehende Konjunktur, Energiehunger von China und Indien als dauerhafter Faktor) – Sicherung des Zugangs zu fossilen Energieträgern genießt weltweit hohe politische Priorität Energieversorgung bleibt zudem anfällig für Angebotsschocks – Große Teile der fossilen Energiereserven in politisch brisanten Regionen – Erschließung und Ausbeutung neuer Öl- und Gasfelder wird – trotz technischen Fortschritts – tendenziell teurer Unsicherheiten über Versorgungssicherheit und Preisvolatilität nehmen zu Zeiten dauerhaft niedriger Energiepreise sind vorbei Eric Heymann, 20. September 2010 Seite 5 1 Zwei Dimensionen des Klimawandels Regulatorisch-marktwirtschaftliche Dimension Sowohl aus der Gefahr des Klimawandels als auch aus den sich ändernden Rahmenbedingungen bei der Energieversorgung resultiert politischer Handlungsbedarf Breiter umwelt- und energiepolitischer Instrumentenmix steht zur Verfügung und wird verstärkt genutzt – trotz des Dämpfers in Kopenhagen Unterschiedliche Politikschwerpunkte in EU, USA oder Emerging Markets Generelle Trends zeichnen sich jedoch ab; Beispiele: – Verbrauch (fossiler) Energien wird tendenziell verteuert – Subventionen für kohlenstoffarme Energieträger werden zunehmen, auch aus Gründen der Versorgungssicherheit – Förderung der Energieeffizienz und von Maßnahmen, die Klimawandel verlangsamen und seine negativen Folgen abmildern Unsicherheit über konkrete Maßnahmen, aber Klimapolitik kein Strohfeuer Eric Heymann, 20. September 2010 Seite 6 Agenda 1 Zwei Dimensionen des Klimawandels 2 Gewinner und Verlierer 3 Fazit und Ausblick 2 Gewinner und Verlierer Energiewirtschaft stark gespalten Erneuerbare ganz klar auf der Gewinnerseite wegen staatlicher Maßnahmen – – – – Aber verstärkter Fokus der Förderung auf Effizienz (z.B. CO2-Vermeidungskosten) Einmal gewährte Zuschüsse kein Freifahrtschein für die Zukunft Technischer Fortschritt, Größenvorteile und richtige Standortwahl als Erfolgsfaktoren Technologien zur Energiespeicherung und zum Transport werden wichtiger Fossile Energieträger sollen tendenziell verteuert werden – Aber enormes Modernisierungspotenzial in Europa und der Welt – Bei 100% Versteigerung der CO2-Zertifikate gewinnt Gas zu Lasten von Kohle – Global gesehen bleibt traditionelle Kraftwerkstechnologie ein Wachstumsmarkt Exportchancen für europäische Unternehmen; Energieforschung ist Gewinner Kernenergie bleibt international ein Standbein, aber politisch brisant Verschiedene Klimawirkungen auf Energiewirtschaft Eric Heymann, 20. September 2010 Seite 8 2 Gewinner und Verlierer Land- und Forstwirtschaft: vielfältige Auswirkungen Steigende Nachfrage und Preise wegen Förderung von Bioenergien; Konflikt zwischen Nahrungsmitteln und Energiepflanzen Weitere Faktoren sprechen für höhere Preise und mehr Preisschwankungen – Größerer Einsatz der Bewässerungslandwirtschaft – Stärkere Verwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln – Ernteschäden und Schwankungen bei Ernteerträgen nehmen zu Gen- und Biotechnologie gewinnen an Bedeutung Bessere Ernteerträge in höheren Breiten möglich, Rückgänge in Südeuropa Mehr Sturmschäden in der Forstwirtschaft, Gefahr von Waldbränden steigt Standortgerechte Anpflanzung rückt in den Fokus Großer Einfluss der klimatisch-natürlichen Dimension; hohe Kosten aufgrund von Anpassungsmaßnahmen Eric Heymann, 20. September 2010 Seite 9 2 Gewinner und Verlierer Bauwirtschaft und verwandte Branchen sind Gewinner Erhebliches CO2-Einsparpotenzial durch energetische Sanierung von Gebäuden im Bestand – Durch staatliche Förderprogramme und private Initiativen werden Investitionen in Gebäudedämmung zunehmen effiziente Regulierung notwendig – Investitionen rentieren sich oftmals nach kurzer Zeit – Niedrige CO2-Vermeidungskosten, einfache Technologie – Energiekosten können in Deutschland laut BMU durch bessere Isolierung und Heizungsanlagen im Durchschnitt halbiert werden Alle Branchen, die Beitrag zur Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden leisten, zählen zu Gewinnern des Klimawandels, z.B. – – – – Hersteller von Dämmstoffen Bauhandwerk (z.B. Heizungsbauer, Dachdecker, Fenster- und Fassadenbauer) Architekten und Ingenieurbüros mit Fokussierung auf Energieberatung Angebote aus einer Hand für Kunden attraktiv Eric Heymann, 20. September 2010 Seite 10 2 Gewinner und Verlierer Bauwirtschaft und verwandte Branchen sind Gewinner Mehr Maßnahmen zur Verbesserung des Küstenschutzes zu erwarten, global auch über Entwicklungshilfeprojekte Wetterextreme führen zu Schäden an Infrastruktur und Gebäuden, die die Bauwirtschaft beseitigt regionale und saisonale Sonderkonjunkturen Mildere Winter verbessern Bedingungen für Bauwirtschaft – Geringere Kosten – Aber: Weniger Frosttage und Salzeinsatz haben geringere Straßenschäden zur Folge In „Jahrhundertsommern“ sinkt die Arbeitsproduktivität Impulse für Bauwirtschaft durch Neubau von Kraftwerken Eric Heymann, 20. September 2010 Seite 11 Gewinner und Verlierer Schätzung für das gesamte Baupotenzial Mehr Bauleistungen durch Klimawandel und Umweltpolitik Durch Klimawandel und -politik bewirkte Bauleistungen bis 2030 in DE, Mrd. EUR, heutige Preise 450 300 150 Status-quo-Szenario Wohnungsbau Ausgabenlimit-Szenario Sonstiger Hochbau Quelle: DB Research Eric Heymann, 20. September 2010 Seite 12 Infrastruktur Gesamt Bau von Kraftwerken Bauleistungen Gesamt Bau von Kraftwerken Bauleistungen Gesamt Bau von Kraftwerken 0 Bauleistungen 2 Klimaschock-Szenario Schäden Kraftwerke 2 Gewinner und Verlierer Verarbeitendes Gewerbe (I) Ernährungsgewerbe – Steigende Preise und mehr Preisschwankungen – Nachfrageverschiebungen in Abhängigkeit von Wetterbedingungen Bekleidungsindustrie – Planungssicherheit sinkt, wenn Wetter häufiger „verrückt spielt“ – Technische Textilien werden profitieren Holz- und Möbelindustrie – Steigende Preise für (Energie-)Rohstoff Holz, aber Marktmacht des Einzelhandels – Holz als Werkstoff kann an Bedeutung gewinnen Baustoffe – Hohe prozessbedingte Emissionen problematisch; je nach Regulierung sinkt Wettbewerbsfähigkeit gegenüber außereuropäischen Konkurrenten – Mehrnachfrage nach ausgewählten Baustoffen Eric Heymann, 20. September 2010 Seite 13 2 Gewinner und Verlierer Verarbeitendes Gewerbe (II) Chemieindustrie – Steigende Energiepreise belastend – Querschnittsbranche kann Beitrag bei Entwicklung von Klimatechnologien leisten – Mehrnachfrage nach Pflanzenschutzmitteln und Pharmazeutika möglich Gummi- und Kunststoffindustrie – Verringerung des Rollwiderstands bei Reifen im Fokus der Forschung – Geringere Fahrleistung pro Pkw bedeutet weniger Ersatzbedarf – Mehrnachfrage nach Kunststoffen dank der Gewichtsvorteile Metallindustrie – Steigende Energiekosten können Wettbewerbsfähigkeit gegenüber außereuropäischen Konkurrenten verschlechtern – Ausbau erneuerbarer Energien und Modernisierung des Kraftwerksparks führen zu Mehrnachfrage nach Metallen Eric Heymann, 20. September 2010 Seite 14 2 Gewinner und Verlierer Verarbeitendes Gewerbe (III) Maschinenbau und Elektrotechnik – Gewinner, da sie Technologien zur Bewältigung des Klimawandels und seiner negativen Folgen liefern – Große Exportchancen – Energieeffizienz steht im Mittelpunkt – Vorteil durch geringe Energiekostenanteile Automobilindustrie – – – – – Rückgang der CO2-Emissionen politisch gefordert Entwicklung neuer Antriebsformen wird weiter intensiviert Effizienzsteigerung bei traditionellen Antrieben verspricht kurzfristig größten Erfolg Kraftstoffverbrauch wird zum wichtigen Verkaufsargument Durch sparsame Fahrzeuge steigen Chancen im Export Eric Heymann, 20. September 2010 Seite 15 2 Gewinner und Verlierer Dienstleistungen (I) Verkehr wird tendenziell verteuert – Luftverkehr wird in den EU-Emissionshandel integriert; Ticketabgabe in einigen Ländern auf der politischen Agenda – Steigende Mineralölsteuersätze etwa in Osteuropa belasten den Straßenverkehr; Lkw-Maut dürfte mittelfristig weiter steigen – Schienenverkehr und ÖPNV zählen zu potenziellen Gewinnern regulatorischer Maßnahmen (Steuerbefreiungen denkbar) – Binnenschifffahrt mit besonderen Klimarisiken (Hoch- und Niedrigwasser) – Seeschifffahrt rückt allmählich in den Fokus der internationalen Klimapolitik – Klimarisiken für Verkehrswirtschaft nehmen zu Tourismus tendenziell auf Verliererseite – Regionale und saisonale Verschiebung von Touristenströmen wahrscheinlich – Trend zu späten Buchungen dürfte verstärkt werden; Planungssicherheit sinkt – Höhere Kosten für Touristen durch Verteuerung von Mobilität Eric Heymann, 20. September 2010 Seite 16 2 Gewinner und Verlierer Dienstleistungen (II) Handel: geringere Planungssicherheit und größere Preisschwankungen in einigen Handelssegmenten (z.B. Bekleidungs- und Lebensmitteleinzelhandel) Unternehmensnahe Dienstleistungen: Beratung rund um Energiesparen und Energieeffizienz gewinnen an Bedeutung Finanzwirtschaft: vielfältige Berührungspunkte – Größere Unsicherheit für Versicherungswirtschaft durch Klimarisiken, etwa bei Berechnung von Versicherungsprämien – Gewisse Risiken sind mit traditionellen Versicherungsprodukten nicht mehr versicherbar; neue Lösungen müssen gesucht werden – Banken beziehen Klimarisiken in Beurteilung der Kundenbonität mit ein – Chancen durch Finanzierung z.B. von erneuerbaren Energien oder Maßnahmen gegen die negativen Folgen des Klimawandels – Mehr Anlageprodukte mit Bezug zum Klimawandel (nachhaltige Investments) – Emissionshandel als Geschäftsoption Eric Heymann, 20. September 2010 Seite 17 2 Gewinner und Verlierer Gewinner- und Verliererbranchen des Klimawandels Klimatisch-natürliche Dimension (+) Vom Klimawandel Begünstigte unter staatlicher Regulierung Doppelte Gewinner Bauwirtschaft und verwandte Branchen Tourismus AutomobilBaustoffe, industrie Energiewirtschaft, Papierindustrie, fossile Metallindustrie (-) Energieträger Chemieindustrie, Kunststoffwaren Textil und Bekleidung Maschinenbau, Elektrotechnik Finanzwirtschaft Verkehrssektor Ernährungsgewerbe Doppelte Verlierer Profiteure staatlicher Maß(-) nahmen mit Klimarisiken Quelle: DB Research Eric Heymann, 20. September 2010 Seite 18 Erneuerbare Energien Land- und Forstwirtschaft Regulatorischmarktwirtschaftliche Dimension (+) Agenda 1 Zwei Dimensionen des Klimawandels 2 Gewinner und Verlierer 3 Fazit und Ausblick 3 Fazit und Ausblick Staat und Markt vorerst wichtiger als Klimawirkungen Regulatorisch-marktwirtschaftliche Dimension des Klimawandels wirkt sich in den meisten Sektoren stärker und vor allem früher aus – vor allem in Europa – Frühzeitiges Ankündigen von Maßnahmen durch Politik besonders wichtig – Langfristige Planungssicherheit für Wirtschafsakteure entscheidend Für viele Branchen übersteigen die Chancen des Klimawandels seine Risiken – Gewinner sind vor allem jene Sektoren, die Beitrag zur Verlangsamung des Klimawandels und zur Bekämpfung seiner negativen Folgen leisten können – Enorme Exportchancen aus Europa und Deutschland heraus Forschung z.B. im Bereich Energieeffizienz wird zu wichtigem Erfolgsfaktor Grundsätzlich profitieren solche Unternehmen, die sich frühzeitig auf neue Rahmenbedingungen einstellen Unternehmen sollten Klima- und Umweltpolitik im Auge behalten Eric Heymann, 20. September 2010 Seite 20 Mehr auf www.dbresearch.de Eric Heymann, 20. September 2010 Seite 21 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Fragen und Kommentare? Kontakt: Eric Heymann Tel.: +49 69 910-31730 E-Mail: [email protected] © Copyright 2010. Deutsche Bank AG, DB Research, D-60262 Frankfurt am Main, Deutschland. Alle Rechte vorbehalten. Bei Zitaten wird um Quellenangabe „Deutsche Bank Research“ gebeten. Die vorstehenden Angaben stellen keine Anlage-, Rechts- oder Steuerberatung dar. Alle Meinungsaussagen geben die aktuelle Einschätzung des Verfassers wieder, die nicht notwendigerweise der Meinung der Deutsche Bank AG oder ihrer assoziierten Unternehmen entspricht. Alle Meinungen können ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Die Meinungen können von Einschätzungen abweichen, die in anderen von der Deutsche Bank veröffentlichten Dokumenten, einschließlich Research-Veröffentlichungen, vertreten werden. 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