Herzprobleme sind zumeist vermeidbar: Wie Sie das - Kardiologie

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s ist ein wahres Kraftpaket, unser
Herz.Rund 180 Millionen Liter Blut
pumpt es im Lauf des Lebens in
Richtung aller Organe und Zellen,
schlägt, bis wir alt sind, gut drei Milliarden
Male. Und es ist nicht nur sehr leistungsstark, sondern auch völlig autark. Alle Organe brauchen es, inklusive des Gehirns.
Nur das Herz selbst braucht keinen, um
zu überleben. Es schlägt ganz aus eigenem
Impuls heraus. Doch in einem Punkt ist
auch dieser kleine Muskelprotz, gerade so
groß wie die Faust seines Besitzers, auf Unterstützung angewiesen. Das Herz benötigt
Sauerstoff, und zwar reichlich, denn es
selbst verbraucht bereits in Ruhe zehn
Prozent des kompletten Körperbedarfs.
Wenn seine eigene Blutversorgung eingeschränkt oder gar unterbrochen ist,
E
FOTOS: FRANK GRIMM FÜR HÖRZU (GR.), SUPERBILD
Robustes Organ mit
zarten Seiten: Soll das
Herz lange gesund
bleiben, gilt es, seine
Sauerstoffversorgung
zu sichern
Herzprobleme sind
zumeist vermeidbar: Wie
Sie das wertvolle Organ
schützen, Risiken rechtzeitig erkennen und im
Notfall richtig handeln
gerät es aus dem Takt, der Muskel lahmt
oder geht unwiderruflich kaputt. Die Gefahr, daß dies geschieht, ist erheblich, denn
nichts anderes in der westlichen Welt bringt
mehr Menschen um ihr Leben als HerzKreislauf-Erkrankungen. Und obgleich die
medizinische Versorgung in Deutschland
erstklassig ist und das Wissen um die Anfälligkeit dieses Zentralorgans enorm, erliegen doch 180 000 Deutsche jährlich einem Infarkt – häufig aus scheinbar heiterem
Himmel. Besonders paradox: Rund die
Hälfte der Herz-Erkrankungen wäre vollständig vermeidbar, würde nur die Vorbeugung besser funktionieren.
Computer-Tomographie des Herzens:
1. rechte Herzkammer, 2. rechter Vorhof,
3. linke Herzkammer, 4. Hohlvene
gewissen Grad normal, sie ist Teil der natürlichen Alterung. „Ein Rohr-Frei-Medikament haben wir leider noch nicht“, sagt
Schäden bleiben lange Zeit verborgen
Christoph Bode, Kardiologieprofessor an
der Freiburger Uni-Klinik. Doch läßt sich
Anders als etwa bei Infektionen wird unsedas Fortschreiten jener Aderverengung,
re Pumpe meist nicht von heute auf morgen
die irgendwann das Leben bedroht, mit
krank.Voraus geht sehr oft ein jahrzehnteArzneien und dem richtigen Verhalten im
langer Prozeß – mit vielen WeichenstellunAlltag massiv verlangsamen.
gen. Das Herz erweist sich dabei zunächst
„Entscheidend“, so Prof. Thomas Meials sehr geduldig. So meldet es sich mit
nertz, Direktor der Kardiologischen
Beschwerden beispielsweise häufig
Klinik am Uni-Krankenhaus
erst, wenn die Arterien, die es mit
Hamburg-Eppendorf, „ist ein
Sauerstoff versorgen, zu 70 Provernünftiger Lebensstil“ (siehe
zent verstopft sind. Diese Art
braucht
auch Kasten S. 13). Doch selbst
Verstopfung, Arteriosklerose dasSekunden
Herz, um fast unser
wer
sich ausreichend bewegt
genannt, ist bis zu einem
ganzes Blut einmal
60
und maßvoll genießt, hat
Visite
möglicherweise ein indiGesundheitsmagazin
mit Vera Codes.
viduelles Risiko. Fatal
Thema u.a.: Herzinfarkt
wird es, wenn der Betrof– Jede Minute zählt
fene davon nichts ahnt –
DI 20.15h NDR
und sich daher nicht
frühzeitig ärztlich behandeln läßt. „Leider sind
Harald und Evediejenigen, die von ihrem
Brigitte Klepzig
Herzleiden gar nichts
Herzerkrankungen
wissen, noch immer die
Gut leben mit einem
kranken Herzen
Regelpatienten in der
Trias, 220 Seiten, 17,95 ¤
Notaufnahme“, sagt Meinertz. Zwar haben neuere Forschungen gezeigt, daß die Gene wesentlich dafür verantwortlich sind, ob wir
einen Infarkt erleiden und ob uns das früh
im Leben widerfährt. Doch andere Risiken
lassen sich leicht steuern. Eine große Bedrohung für das Herz ist etwa ein Diabetes,
vor allem, wenn er unerkannt bleibt. Bluthochdruck und hohe Blutfettwerte, die den
Innenwänden der Gefäße massiv zusetzen
und die Arteriosklerose verschärfen, lassen
sich mit modernen Medikamenten wie
ACE-Hemmern und Statinen bestens in den
Griff bekommen. Schäden, die bereits entstanden sind, gehen dann mitunter sogar
zurück. Voraussetzung: Man kennt sein >
durch alle Gefäße zu
pumpen
Der große HERZ-TEST
Wie fit
ist Ihr
Y
Checken Sie Ihr Infarkt-Risiko
Mit diesem Test können Sie feststellen, ob Ihr Herz fit ist oder
ob Sie besser mal zum Arzt
gehen sollten. Er wurde von
dem international anerkannten Experten Prof. Helmut
Gohlke, Bad Krozingen, in
Zusammenarbeit mit der
Deutschen Herzstiftung
entwickelt und basiert
auf neuesten Forschungsergebnissen. Falls Sie
nicht wissen, wie hoch
Ihr Blutdruck, Ihr
Blutzucker und Ihre
Blutfette sind, sollten
Sie diese beim Arzt
oder in der Apotheke
bestimmen lassen.
Herz?
K
Auflösung
1. Gab es in Ihrer Familie bei
Verwandten ersten Grades (Vater,
Mutter, Geschwister) einen Herzinfarkt oder Schlaganfall?
Nein
0
Ja, vor dem 70. Lebensjahr
2
Ja, vor dem 55. Lebensjahr
3
2. Rauchen Sie?
Überhaupt nicht
Weniger als 20 Zigaretten pro Tag
Mehr als 20 Zigaretten pro Tag
Häufiger
Eher nicht
1
0
6. Bewegen Sie sich regelmäßig
3. Wiegen Sie zuviel? (Faustregel
Normalgewicht: Körpergröße in cm
– 100, bei Frauen noch mal – 10 %)
Nein
0
Ich wiege 5–10 kg mehr
0,5
Ich wiege 11–20 kg mehr
1
Ich wiege über 20 kg mehr
1,5
Cholesterinwerte?
Nichts bekannt
Stark erhöht (über 280 mg/dl)
Über 200 bis 280 mg/dl
Unter 200 mg/dl
1
2
11. Haben Sie bei körperlicher
(mind. 20 Minuten am Stück)?
Ja, mindestens 1 x pro Woche
Ja, mindestens 1 x pro Monat
Seltener als 1 x pro Monat
-1
0
1
7. Was wissen Sie über Ihre
0
3
4
Häufig
Praktisch andauernd
1
3
1,5
0
8. Was wissen Sie über Ihren Blutdruck?
4. Ernähren Sie sich fettarm?
Keine Ahnung
Oberer Wert 140–160 mmHg
Oberer Wert über 160 mmHg
Unterer Wert unter 90 mmHg
Unterer Wert über 90 mmHg
1
0,5
3
0
2
Essen Sie Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, täglich Obst/Gemüse,
2 x Fisch pro Woche?
Ja, praktisch immer
-2
Häufiger
-1
Eher nicht
0
9. Haben Sie zu hohen Blutzucker?
Das weiß ich nicht
Nein
Ja, nehme noch keine Medikamente
Nehme Tabletten für Blutzucker
Ich spritze Insulin
5. Bevorzugen Sie eher deftige
10. Stehen Sie im Beruf ständig
Speisen, z.B. rotes Fleisch und Wurst,
oder Sahne und Süßigkeiten?
Ja, praktisch immer
2
unter Zeitdruck oder Stress?
Nein
Gelegentlich
1
0
3
4
4
Belastung oder Stress ein Engegefühl im Brustbereich, evtl. mit
Ausstrahlung in Hals/Arm?
Nein
Bei körperlicher Belastung
Bei Stress
Gelegentlich kleine Beschwerden in
Ruhe oder nach Belastungen
0
5
3
2
12. Verspürten Sie schon einmal
länger als 10 Minuten druckartige
Beschwerden im Brustkorb?
Ja
Nein
5
0
13. Müssen Sie bei zügigem Gehen
gelegentlich wegen Krämpfen in Wade
und Oberschenkel oder Schwächegefühl stehenbleiben?
Ja
3
Nein
0
14. Wurden Sie bereits wegen
eines Herzinfarkts oder Verdacht auf
Herzinfarkt behandelt?
Ja
5
Nein
0
Zählen Sie alle Punkte zusammen.
Bei Antworten, die mit einem
Minuszeichen versehen sind,
muß die entsprechende Punktzahl
abgezogen werden.
0 – 2 Punkte Herzlichen Glückwunsch: Ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten ist unterdurchschnittlich.
2,5 – 4 Punkte Ihr Risiko ist
durchschnittlich. Wenn Sie beeinflußbare Risikofaktoren haben,
sollten Sie versuchen, diese
auszuschalten.
4,5 – 8 Punkte Ihr Risiko ist
erhöht. Besprechen Sie mit Ihrem
Arzt eine Strategie zur Verminderung Ihres Risikos. Achten Sie auf
Ihren Lebensstil.
Mehr als 8 Punkte Ihr Risiko ist
deutlich erhöht. Besprechen Sie
bald mit Ihrem Arzt eine Strategie,
wie Sie Ihr erhöhtes Risiko vermindern können. Für Sie ist ein gesunder Lebensstil besonders wichtig.
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180-
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Vorbeugung
56%
sagt Klepzig.Selbst wenn sie die
pectoris-Anfall, ist es vollstänBedrohung durchaus fühlen,
dig versperrt,kommt es zum Inrufen sie dennoch oft erst nach
farkt. Eine neue Broschüre mit
der Frauen, die einen
Stunden den Notarzt. Meist aus
ausführlichen Infos zum HerzInfarkt erleiden,
sterben daran,
falscher Rücksichtnahme oder
infarkt verschickt die Deutsche
Männer zu 44 %
Scham: Weil sie den Ehepartner
Herzstiftung anläßlich der aktuelwährend des gemeinsamen Fernsehlen Herzwoche gegen 2,20 € in Briefabends einfach nicht beunruhigen oder
marken: Vogtstr. 50, 60322 Frankfurt.
nachts niemanden belästigen wollen.
Rund ein Drittel aller Infarkte verläuft
„Die Zeit, bis der Notarzt herbeigerufen
stumm, also ohne bemerkenswerte Symwird, beträgt im Schnitt noch immer zwei
ptome. Die restlichen Infarkte indes lösen –
bis drei Stunden – das ist viel zu lang“, klagt
mitunter heftige – Beschwerden aus. In beider Rostocker Kardiologieprofessor Chriden Fällen kann das Herz zu flimmern bestoph Nienaber. Denn, so der Experte, all
ginnen, es kommt dann zum plötzlichen
die erstklassige High Tech, die im NotarztHerztod. Doch unglücklicherweise werden
wagen, den Krankenhäusern und Herzkaselbst deutliche Signale von den Betroffetheterlaboren zur Verfügung steht, nützt
nen häufig nicht recht ernst genommen.
nichts, wenn die Patienten zu Hause aus„Den meisten ist die Gefahr nicht bewußt“,
harren in der Hoffnung, daß sich das
Problem von allein erledigt. „Das ist das
größte Hindernis bei der Versorgung überhaupt“, so Nienaber.
Akute Warnsignale erkennen
Experten-Telefon
Herz-Spezialisten geben Auskunft
Sie wollen mehr über eine Diagnose- oder
Behandlungsmethode wissen oder möchten
eine zweite Meinung einholen? HÖRZU und
die Deutsche Herzstiftung haben für Sie eine
exklusive Experten-Hotline organisiert. Sieben
hochrangige deutsche Herz-Spezialisten stehen
für Sie am Telefon bereit. Am Dienstag, den
Prof. Dr. med.
Annette GeibelZehender,
Kardiologin
und Oberärztin
an der Universitätsklinik
Freiburg, Abt.
Innere Medizin
III. Spezialistin
für den Infarkt
bei Frauen
Prof. Dr. med.
Matthias
Leschke, Städt.
Kliniken Esslingen, Chefarzt
an der Klinik
für Innere Medizin/Kardiologie,
Mitglied im Wissenschaftlichen
Beirat der Dt.
Herzstiftung
Prof. Dr. med.
Harald Klepzig,
Klinikum Offenbach, Herzkatheter-Experte und Chefarzt
an der Med.
Klinik I, Mitglied
im Wissenschaftlichen
Beirat der Dt.
Herzstiftung
8. 11., und Mittwoch, den 9.11., jeweils von
16–19 Uhr erreichen Sie die Herz-Professoren
unter der Nummer 0180/33 34 123. Sie werden automatisch an einen der Fachleute weitergeleitet. Der Anruf kostet Sie nur 9 Cent pro
Minute, da die Deutsche Herzstiftung die
Hälfte Ihrer Gebühren übernimmt.
Prof. Dr. med.
Christoph A.
Nienaber,
UniversitätsKlinik Rostock,
Direktor der
kardiologischen
Abteilung und
Mitglied im Wissenschaftlichen
Beirat der Dt.
Herzstiftung
Prof. Dr. med.
Matthias P.
Heintzen, Städtisches Klinikum
Braunschweig,
Chefarzt an der
Medizinischen
Klinik II, Mitglied
im Wissenschaftlichen
Beirat der Dt.
Herzstiftung
Prof. Dr. med.
Karl Josef
Osterziel,
Kardiologe und
Oberarzt an der
Charité/FranzVolhard Klinik in
Berlin, Mitglied
im Wissenschaftlichen
Beirat der Dt.
Herzstiftung
Dr. Christa
Meisinger,
Allgemeinmedizinerin
und wissenschaftliche
Mitarbeiterin
beim MONICA/
KORA Herzinfarktregister,
Klinikum
Augsburg
FOTOS: FRANK GRIMM FÜR HÖRZU, GREUNE/FIT FOR FUN/A-LIFE
C
Risiko und handelt entsprechend (siehe
Test Seite 10–11).
Wer ein höheres Gefährdungspotential
bei sich feststellt, kann mit einem Belastungs-EKG prüfen lassen, ob das Herz bereits in Mitleidenschaft gezogen ist. „Diese
Untersuchung, so einfach und billig sie ist,
bildet noch immer den goldenen Standard“,
sagt Prof. Harald Klepzig, Chefarzt am
Klinikum Offenbach. Bei Bedarf stehen
auch Katheter, Szintigraph oder Magnetresonanz-Tomograph zur Verfügung.
Erweisen sich die Herzkranzgefäße bereits als verengt, liegt eine koronare Herzerkrankung (KHK) vor, an der zwei Millionen Deutsche leiden. Dann gilt es, sämtliche Risikofaktoren zu minimieren. So läßt sich ein möglicher
Infarkt sowie eine anschließende Schwäche unserer
Pumpe weit hinauszögern.
mal pro Minute schlägt
das Herz, wenn
Halten Beschwerden wie
wir aufgeregt sind –
die typische Brustenge
im Normalfall
(Angina pectoris) trotz einer
70mal
Änderung des Lebensstils und
der Einnahme von Medikamenten an, können die Gefäße per Katheter gedehnt oder
mit Gefäßstützen (Stents) stabilisiert oder
auch Bypässe gelegt werden.
Zwar läßt sich das Fortschreiten einer
Arteriosklerose inzwischen gut ausbremsen. Doch keine Medizin kann vollständig
verhindern,daß die Ablagerungen (Plaques)
in den Gefäßwänden irgendwann einmal
aufbrechen – und dann wird’s gefährlich.
Denn unser Körper versucht sofort, die eingerissene Stelle zu verschließen, indem er
dort ein Blutgerinnsel bildet. Doch eben
dieser Thrombus blockiert die ohnehin
schon verengten Arterien noch mehr. Folge
zumeist: das akute Koronarsyndrom. Ist das
Herzkranzgefäß noch etwas durchlässig, erleidet der Patient einen heftigen Angina-
Doch nicht nur Verdrängung spielt eine
Rolle, auch Unsicherheit im Hinblick auf
die Infarkt-Symptome hält die Betroffenen
ab, sofort den Notruf 112 zu wählen. „Das
wichtigste Erkennungsmerkmal ist eine
plötzliche Änderung des Befindens“, faßt
es Prof. Nienaber zusammen: „Die als
typisch geltenden starken Schmerzen in
Brust, Rücken und Armen treten nur bei
30 Prozent der Patienten auf.“ Doch auch
Müdigkeit, anhaltendes Erbrechen, Bauchweh, Atemnot, kalter Schweiß, ein unbestimmtes Druckgefühl oder ein Kollaps können jeweils alleinige Anzeichen sein. Zumeist sind die Beschwerden von Todesangst
begleitet. Besonders Frauen greifen zu spät
zum Hörer: Denn ihr Infarkt äußert sich
besonders häufig auf solch eine unspezifische Art. Zum Verhängnis wird Frauen zudem, daß sie in der Regel weniger wehleidig sind als Männer – und die Pein länger
aushalten. Indianertugenden jedoch sind
beim Infarkt eine lebensgefährliche Falle. Denn das Absterben des Herzmuskelgewebes schreitet während dieses
Ereignisses unaufhörlich voran. „Zeit
ist Muskel – deshalb zählt jede Minute“, sagt Prof. Klepzig: „Und
je mehr Herzmuskel sich
retten läßt, desto höher
ist nicht nur die Wahrscheinlichkeit, daß man
den Infarkt überlebt, sondern auch die Chance, hinterher ein unbeschwertes und längeres Leben führen zu können.“
So stärken Sie Ihr Herz
Ob Sie 40 oder 80 Jahre alt sind, ob
Sie schon einen Infarkt hatten oder
sich topfit fühlen, ist in diesem Fall
ganz nebensächlich: Die Gesundheit
von Herz und Gefäßen läßt sich
zu jedem Zeitpunkt mit fast den
gleichen Mitteln steigern. Weithin
bekannt und unvermindert gültig in
puncto Prävention sind die Empfehlungen, das Rauchen aufzugeben und
Übergewicht abzubauen. Neu ist indes
die Aufmerksamkeit, die speziell dem
Bauchumfang gilt: Bei Männern, so
zeigen neuere Untersuchungen, sollte er
102 cm nicht übersteigen, bei Frauen
88 cm. Gesichert ist zudem, daß unser
Herz vom Verzicht auf gesättigte Fette
profitiert, die nicht nur in der Wurst,
sondern auch in Pommes frites lauern.
Von Nahrungsergänzungsmitteln raten
die Experten fast einhellig ab: „Eine
positive Wirkung künstlicher Vitamine
fürs Herz ist nicht belegt, und manch ein
ACE-Drink enthält sie in geradezu giftiger Dosis“, warnt Prof. Helmut Gohlke,
Chefarzt am Herz-Zentrum Bad Krozingen. Vom Tisch scheint auch die
gezielte Einnahme von Folsäure
zu sein, die sich günstig auf den
Homocysteinspiegel auswirken
sollte: „Neue Forschungsergebnisse zeigen, daß Folsäurepillen
den Herzkranken gar nichts
nützen, sondern möglicherweise sogar das Krebsrisiko steigern“, sagt der Offenbacher
Kardiologe Prof. Harald Klepzig.
Lebensjahre sowie Lebensqualität gewinnen wir hingegen nach-
weislich, wenn wir Blutdruck, Blutfette
und Zuckerspiegel wenn nötig mit
Medikamenten auf Normalwerte bringen. Daß Bewegung dem Herzen irgendwie nützlich ist, hat sich zwar herumgesprochen, doch: „Welch enorme Wirkung
regelmäßiger Sport hat, wird völlig
unterschätzt“, sagt der Hamburger Herzexperte Prof. Thomas Meinertz. Denn
Ausdauersport sorgt für einen langsameren Herzschlag. Eine geringe Herzfrequenz aber schenkt Lebenszeit, weil sich
das Organ weniger schnell verbraucht.
Sport vermag sogar Arteriosklerose
zurückzubilden. Und er mobilisiert die
Selbstheilung des Herz-Kreislauf-Systems: Wer ausreichend trainiert, bildet
sogenannte Umgehungskreisläufe, neue
Gefäße, welche die verstopften Arterien
schlicht umwachsen. Zunehmend ins
Visier der Forschung gerät die Wirkung
seelischer Belastungen auf das Herz:
Depressionen etwa verdoppeln das Risiko für einen Infarkt. Akute Angst kann
ihn unmittelbar auslösen. So erlagen
1994 am Tag des Erdbebens in Los Angeles mehr als dreimal so viele Menschen
einem Herz-Kreislauf-Tod wie an gewöhnlichen Tagen. Offenkundig löste die
Angst bei ihnen frühzeitig einen Infarkt
aus, der ihnen ohnehin bevorstand.
Die These, daß Stress Herzprobleme
entstehen läßt, ist allerdings nicht belegt.
Ausdauersport,
mindestens
dreimal pro
Woche, vollbringt wahre
Wunder in
unserem
Herz-KreislaufSystem. Er
verhindert
nicht nur
Erkrankungen,
er kann sie
sogar heilen
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CORINNA SCHÖPS
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