1 „Bin ichs, so ists ein jeder, der ist soviel wie ich - Stadtkirche

„Bin ich's, so ist's ein jeder, der ist soviel wie ich…“
Predigt für den 12. Sonntag nach Trinitatis, 7. September 2014
Das Predigtwort: 1. Korinther 3, 5-15
Wer ist nun Apollos? Wer ist Paulus?
Diener sind sie, durch die ihr gläubig geworden seid,
und das, wie es der Herr einem jeden gegeben hat:
Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen;
aber Gott hat das Gedeihen gegeben.
So ist nun weder der pflanzt noch der begießt etwas,
sondern Gott, der das Gedeihen gibt.
Der aber pflanzt und der begießt, sind einer wie der andere.
Jeder aber wird seinen Lohn empfangen nach seiner Arbeit.
Denn wir sind Gottes Mitarbeiter;
ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau.
Ich nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist,
habe den Grund gelegt als ein weiser Baumeister;
ein anderer baut darauf.
Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut.
Einen andern Grund kann niemand legen als den,
der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.
Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh,
so wird das Werk eines jeden offenbar werden.
Der Tag des Gerichts wird's klarmachen;
denn mit Feuer wird er sich offenbaren.
Und von welcher Art eines jeden Werk ist,
wird das Feuer erweisen.
Wird jemandes Werk bleiben,
das er darauf gebaut hat,
so wird er Lohn empfangen.
Wird aber jemandes Werk verbrennen,
so wird er Schaden leiden;
er selbst aber wird gerettet werden,
doch so wie durchs Feuer hindurch.
Die Predigt
„Einen andern Grund kann niemand legen als den,
der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“
Ja, dieses Wort vom Grund, das kennen wir –
Es kam uns immer wieder im Leben
in den Gottesdiensten
zum Tag der Reformation am 31. Oktober wird es uns besonders gesagt
und vielleicht kommt es uns auch einfach so in den Sinn
manchmal – wichtiges Manchmal
weil wir es brauchen und
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weil es ein Wort ist, das uns hält
in den Haltlosigkeiten.
Das glaube ich sehr.
Und diesem 12. Sonntag nach Trinitatis entgegen hat es gemurmelt in mir
glücklich:
„Einen andern Grund kann niemand legen“
Was für eine Wahrheit!
Was für eine Wahrheit in der gelebten Unwahrheit, Halbwahrheit
Was für eine Wahrheit in einer Wirklichkeit die Angst macht
die verwirrt.
Einen anderen Grund kann niemand legen
Nicht Du
Apollos und nicht einmal Du Paulus und nicht Du Christiane und nicht Du Reinhard
und nicht Du und nicht Du und nicht ich.
Der Grund ist gelegt
Und ich lebe mein Leben auf diesem Grund
Der gelegt ist, der meinem Leben zugrunde liegt,
der ist ein Mensch
Jesus Christus
Der Satz vom Grund ist ein Satz, der hilft und heilt.
So ein schönes Wort zum Sonntag der Verwandlung.
So mag mir dieser Tag heißen, Tag der Verwandlung
ganz sollen wir werden und heil, heilen an Leib und an der Seele.
Und wir haben ein Wort, das ist ein Mensch, der uns heraus hilft aus aller Not
Wenn ein Sommer so dunkel werden kann wie dieser es geworden ist
In einer Not, die uns die Sprache verschlägt.
Und ich habe mit Pfarrer Wilfried im Café gesessen und darüber gesprochen,
was wir denn tun können mit all der Not.
Mit der Verfolgung der Christen und anderer Religionen und Ansichten
Isis – und die unbeschreibbare Qual
Mit den Kriegen, die sind und sein können – Ukraine, der Gaza-Streifen
Was können wir tun mit all der Not?
Wohin mit den Ängsten?
Wohin?
Zu dem, der uns helfen und heilen will.
„Einen andern Grund kann niemand legen als den,
der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“
Dieser Grund trägt
Er schiebt sich unter die Füße, sobald uns der Boden entzogen wird,
der Grund unsrer Existenz auch im persönlichen,
wenn Du denkst: habe ich vielleicht auch ein Burnout
oder bin ich hoffentlich nur ein bisschen müde
wenn Du versagst an Dir und Deinem Leben
und Du Dich nicht magst
und nicht verstehst,
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warum Du so bist und nicht anders
strahlend, Kraft strotzend, sicher, ohne Angst, frei und was Du sonst Dir so wünschst
von Dir und Deinem Leben
Da ist ja immer was offen – immer ein Unerreichtes
Und jetzt kann ich schon mal für die Evangelische Woche werben mit einem
wunderbaren Gedicht von Peter Härtling und ein Fensterbild habe ich auf den
Sonntagsgruß gegeben:
„Ich und ich, getrennt durchs Fenster
Ein Spiegel, der nur mich aufnimmt
Und alles, was mein Blick anzieht,
hervorgeholt aus der abgelebten Welt,
die Bilder von gestern, unversehens
mächtig für das ich vor dem ich
Bleib weg! Rede ich gegen die Scheibe.“
Tag des Gerichts – kennst Du solche Tage des Gerichts?
Tage, an denen Du sagst
„Bleib weg!“ zu Dir selbst – und niemand sieht Dich…
Aber in Dir da brennt es. Herzbrand…
„Der Tag des Gerichts wird's klarmachen;
denn mit Feuer wird er sich offenbaren.
Und von welcher Art eines jeden Werk ist,
wird das Feuer erweisen.
Wird jemandes Werk bleiben,
das er darauf gebaut hat,
so wird er Lohn empfangen.
Wird aber jemandes Werk verbrennen,
so wird er Schaden leiden;
er selbst aber wird gerettet werden,
doch so wie durchs Feuer hindurch.“
Was uns verneint,
was wir an uns verneinen,
nimmt Gott in seine Hände und alle Angst der Welt dazu
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und verwandelt es von Grund auf
wenn wir es ihm auch nur geben, was uns gefährdet und was uns quält,
wie der Taube oder Blinde oder der Stumme sein Leiden dem Jesus gibt.
Und er heilt.
Glaube, dass Gott heilt!
„Kunst ist Therapie“ heißt eine Ausstellung in Amsterdam
Bei Verwandten habe ich den Ausstellungskatalog gesehen
Und gedacht: Religion ist Therapie – unser Glaube ist Therapie,
mein Glaube ist Therapie
und wir alle dazu da, das Heilwerden zu unterstützen, einander zum Leben zu helfen
wir das Therapeutenteam – mal bedürftig, ein anderes Mal kundig –
wie auch immer, jeder und jede zur rechten Zeit an seinem und an ihrem Ort.
Ich bekenne mich zum Team-Gedanken und zu Team-Freude
Ich wollte nie Pfarrerin alleine in einer Kirche sein,
sondern immer mit einem Kollegen, einer Kollegin an meiner Seite –
Und ich freue mich über die evangelische Grundstruktur von Kirche,
dass wir alle – jeder Mensch mit seinem unmittelbaren Zugang zu Gott –
gestaltend wirken an dem Bau, der die Kirche ist –
das Presbyterium , GemeindevertreterInnen,
Mitarbeiter organisiert, plötzlich für einen kleinen Augenblick –
jung und alt, stark und schwach
aber zu einem geschickt:
durch den Glauben zu verwandeln,
was jetzt ist und wo etwas fehlt,
ich mich verfehle
Dafür sind wir Kirche,
niemanden allein zu lassen in seiner Sorge und seiner Not
und auch kein Glück zu neiden
das es gibt – Gott sein Dank!
Wer ist nun Apollos? Wer ist Paulus?
Diener sind sie, durch die ihr gläubig geworden seid,
und das, wie es der Herr einem jeden gegeben hat:
Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen;
aber Gott hat das Gedeihen gegeben.
So ist nun weder der pflanzt noch der begießt etwas,
sondern Gott, der das Gedeihen gibt.
Der aber pflanzt und der begießt, sind einer wie der andere.
Jeder aber wird seinen Lohn empfangen nach seiner Arbeit.
Denn wir sind Gottes Mitarbeiter;
ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau.
Ich nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist,
habe den Grund gelegt als ein weiser Baumeister;
ein anderer baut darauf.
Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut.
Mein Merksatz aus der Wunderwelt der Sprache von Ingeborg Bachmann dazu –
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„…Bin ich's nicht, ist es einer, der ist so gut wie ich…
Bin ich's, so ist's ein jeder, der ist soviel wie ich…“
Einen andern Grund kann niemand legen
Niemand
Aber wir durch ihn
Am besten mit- und füreinander.
Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen;
aber Gott hat das Gedeihen gegeben…
So schön habe ich das Mit- und Füreinander erlebt
in diesem Sommer in Monemvasia.
Denn ich wollte so viele Wochen schon uns hier in der Kirche erinnern
an ein Lied von Jaques Brel. „Ne me qitte pas“, verlass mich nicht.
Denn das ruft uns Gott doch zu. Verlass mich nicht.
Ich bin doch Dein Grund, bin Dein Halt, Dein Lebensgrund in allem –
und er ruft immer wie ein Verliebter die Menschen zu sich: verlass mich nicht…
Auf einem Fest in Monemvasia, im Ferien-Elternhaus meiner Verwandten Vanessa
hat Byron mit einer lieben Freundin
im Überschwang von Sonne und Meer und der bergenden Burg
die der Ort Monemvasia und das Familienhaus ist,
auf einmal gesungen mit Stella,
die übrigens hier am Hohen Markt mit dem Wiener Philosophen Walter Seitter gelebt
hat…
Sie haben einander die Wort von „Ne me quitte pas“ zugesungen,
Ne me quitte pas
Il faut oublier
Tout peut s'oublier
Qui s'enfuit déjà
Oublier le temps
Des malentendus
Et le temps perdu…
Und ich musste an heute denken,
und will es so gerne teilen, in deutscher Sprache von Klaus Hoffmann:
„Geh' nicht fort von mir und was war vergiß
Wenn du kannst vergiß die Vergangenheit
Und vergiß die Zeit die verloren war
Mißverstehen war Suchen war und Leid
Und vergiß die Zeit die nur töten muß Herzen Glück-bereit
Geh' nicht fort von mir Geh' nicht fort von mir
Schau, ich hab' für dich viel Perlen aus Regen
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Aus einem Land wo Sonne nur brennt
Ich durchkreuz' die Welt bis zu meinem Tod
Um zu schmücken mit Licht und Gold dein Angesicht
Ich erschaff' ein Reich wo nur Liebe ist
Wo du Herrin bist einer Königin gleich
Geh' nicht fort von mir Geh' nicht fort von mir
Geh' nicht fort von mir Ich erfinde schnell
Worte neu und hell und ich sag sie dir
Ich erzähle dir von Verliebten hier
Die zweimal erlebt daß ihr Herz gebebt
Ich erzähle dir von dem Prinzen der
starb vor Kummer schwer als er um dich warb
Geh' nicht fort von mir Geh' nicht fort von mir
Man hat oft erlebt daß wiedererwacht
Ein Vulkan über Nacht
Und es scheint als ob die Erde glüht
Und Erde blüht wie der schönste Mai
Selbst die Nacht bleibt Licht weil der Himmel loht
Denn ein Schwarz und Rot die vereinen sich nicht
Geh' nicht fort von mir Geh' nicht fort von mir
Geh' nicht fort von mir und ich sag nichts mehr
Und ich klag nicht mehr bleib versteckt vor dir
Will dich lächeln sehn lächelnd tanzen sehn
Hören deinen Mund Liebe singen uns
Lass' mich Schatten sein deines Schattens sein
Schatten deiner Hand deines Schattens sei
Geh' nicht fort von mir Geh' nicht fort von mir…“
Geh' nicht fort von mir
das ruft uns Gott doch zu. Verlass mich nicht.
Ich bin doch Dein Grund, bin Dein Halt, Dein Lebensgrund in allem –
und er ruft immer wie ein Verliebter die Menschen zu sich: verlass mich nicht…
Verlass Du Dich auf ihn –
Einen andern Grund kann niemand legen als den,
der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.
+ Amen.
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