/ UNIVERSITY OF ILLINOIS LIBRARY Class 831 Wie Book 0-^y^ Volume fc.-^ MrlO-20M « ^i^:-;- ^^^^•' •i 4 Was erzählt Richard Wagner über die Entstehung seiner musikalischen Komposition des Ringes des Nibelungen? Aus brieflichen Äußerungen des Meisters zusammengestellt von S. Röckl. Leipzig. Druck und Verlag von Breitkopf 1904. & Härtel. V -'•'. Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung, vorbehalten. i -;v-' Das vorliegende Schriftchen bildet die Fortsetzung zu dem im gleichen Verlage erschienenen : Was erzählt Richard Wagner über die Entstehung seines Nibelungengedichtes und wie deutet er es? ).; 4S 106918 W. a. Otto Wesendonck, Zürich, 11. Juni 1853. „Alles liegt mir daran, mich jetzt erst gründlich zu erfrischen machen — um — nach fast fünfjähriger Pause im Musik- den nötigen jugendlichen Mut zu gewinnen, mit Lust und Heiterkeit mich an meine neue Riesenauf- gabe zu machen. habe einen ganzen großen Lebens- Ich um abschnitt hinter mir zu schließen tigen zu beginnen: dazu brauche ich einen neuen, wich- neue Lebenseindrücke: bedarf einer gewissen Sättigung von außen her ich um dann durch einen schönen Gegendruck mein Inneres freudig wieder nach außen werfen zu müssen. ganz ungehindert sein, reisen können, vielleicht So muß ich Italien auch Paris wieder besuchen dürfen zu der angenehmen Ruhe zu kommen, die mir genießen, um dann jetzt eben fehlt.« W. a. O. W., Zürich, 13. Juli 1853. „Morgen früh geht es fort nach St. Moritz^: ist die Kur^ glücklich überstanden, so geht es dann nach Italien. Wohlliniertes Papier zu Skizzen ist vorrätig und noch vor Ablauf dieses Jahres soll, denke ich, die Rheingoldes vollständig entworfen sein. friedigendsten Überraschung nen Plane für die dereinstige festspiels entgegen: ^ kam mir Graubünden. Komposition des Zu meiner meinem Liszt mit Aufführung meines Bühnen- wir haben abgemacht, sie soll 2 beeig- Wasserkur. vom 6 Frühjahr bis Herbst eines Jahres in Zürich stattfinden; und was ein provisorisches Theater soll dazu gebaut ich an Sängern usw. gebrauche, eigens dafür engagiert werden. Himmelsgegenden hin und von überdas Unternehmen Beiträge sammeln und er das nötige Geld dafür aufzutreiben. Sie sehen, Liszt wird nach allen all her für getraut sich wir haben nichts Geringes unter uns abgemacht." Wagner mit dem Dichter Herwegh Moritz und kehrte dann nach Zürich zurück um zehn Tage später, am 24. August abends, seine Reise nach Italien anzuBis Mitte August blieb in St. Über Bern begab Genua und Spezzia. er sich nach Turin, von hier nach treten. Dämon „Sei es ein oder ein Genius, der uns entscheidungsvollen Stunden beherrscht los in — genug: oft in schlaf- einem Gasthofe ausgestreckt, kam mir die Ein- gebung meiner Musik zum ,Rheingold' an^" W. „Da kehrte um ich zu komponieren. wohl, verstimmt — a. um 12. Sept. Liszt, zu krepieren — Da bin ich wieder in Zürich zum Sterben bereit." — W. „Im übrigen habe a. L., 1853. — un- Zürich, 29. Sept. 1853. ich jetzt große Sehnsucht endlich an die Arbeit zu gehen; mein gewöhnliches Leben gar nicht anders zu ertragen, als hineinfresse. schweigen — Zudem kann was ich ich wenn gar doch durchaus ich nicht R. Wagners ges. Schriften IX, 344. mich ist in mich anders jetzt will, als zugleich gerade diese Musik ausführe." 1 — oder wenn ich \ Am 6. Okt. traf Wagner mit Liszt und einigen von dessen- Schülern in Basel zusammen. Von hier aus ging es gemeinsam, nach Straßburg, wo sich die Freunde nach verschiedenen Richtungen trennten. Wagner setzte mit Liszt die Reise nach Parisfort. Während dieser schon nach acht Tagen nach Weimar zurückkehrte, blieb Wagner bis Ende Oktober im Kreise trauter Genossen. Zwei Tage nach seiner Rückkunft nach Zürich schrieb er an Liszt: „Heute muß Ihr floß mir das Rheingold bereits durch die Adern: es denn sein und kann es nicht anders sein, so sollt denn ein Kunstwerk bekommen, das Euch machen — Freude soll." W. L., Zürich, 16. Nov. a. 1853. „Ich fühle mich jetzt so heil und froh in meiner beit, Musik (?) daß ich mir selbst, alles — nicht nur Ar-*^ das Gelingen der sondern auch mein Gesunden erwarten darf, sobald ich vollkommen ungestört dabei verweilen und der Stimmung unbetrübt mich hingeben darf. Wenn Morgens aufstehen müßte ohne meine Musik vornehmen zu dürfen, würde ich unglücklich." herrlichen ich eines W. a. L., Zürich, 17. Dez. 1853. „Ich spinne mich ein wie ein Seidenwurm: aber auch aus mir heraus spinne Musik geschrieben. ich. Jetzt Fünf Jahre habe ich bin ich in ,Nibelheim': keine- heute klagte Mime seine Not. Leider packte mich vorigen Monat noch ein starkes Erkältungsfieber und machte mich auf 10 Tage arbeitsunfähig: sonst hätte ich in diesem Jahre noch mit dem Entwürfe mir auch meine etwas fertig werden müssen. luftige Situation die augenblicklich eine böse Windstille bei mir. Januar muß ich fertig sein." Oft raubt Laune: es ist Doch End& %»'*;* 8 W. „Das Rheingold tig! ! — ! Ich habe — ist fertig mich : a. L., 1854. 15. Jan. auch ich bin aber in der letzten Zeit fer- durch meine Arbeit so notwendig absichtlich betäubt, daß ich auch jede Veranlassung unterdrückte Kunst vor schreiben. Die Notbehelf, nichts anderes! ist der Vollendung Dir mir doch Doch wird — mer wieder zum wahren Notbehelf: mich mir durch sie eigentlich um zu helfen sie zu reiner endlich im- Die Not zwingt eben noch leben zu Doch eigentlich nur mit wahrer Verzweiflung nehme ich immer wieder die Kunst auf: geschieht dies und muß ich wieder der Wirklichkeit entsagen, muß ich mich wieder in die Wellen der künstlerischen Phankönnen. — um mich in einer eingebildeten Welt zu bemuß wenigstens meiner Phantasie auch gemeine Einbildungskraft muß unterstützt werden. tasie stürzen friedigen, so holfen, kann dann nicht wie ein Hund leben, ich kann mich Ich nicht auf Stroh betten und mich in Fusel erquicken muß : ich irgendwie mich geschmeichelt fühlen, wenn meinem Geiste das blutigschwere handenen Welt gelingen Gut! Werk ich jetzt wieder als der Bildung einer unvor- soll. den Plan der Nibelungen und ihre wirkliche Ausführung wirken um faßte, mußte vieles dazu mir die nötige künstlerisch -wollüstige Stim- mung zu geben: — ich mußte ein besseres Leben als zuerst führen können, .... ich richtete meine Häuslichkeit neu ein, verschwendete (Gott — Verschwenden!!) an diesem oder jenem Bedürfnisse des Luxus dieser künstlich behaglichen der Lust zur Musik In Stimmung faßte ich nun wieMit welchem Glauben, mit welcher Freude ging ich an die Musik! Mit wahrer Ver- 0 9 zweiflungswut habe ich endlich fortgefahren und geendet: ach, wie auch mich die Not des Goldes mir, so ist umspann noch nicht komponiert worden meine Musik ist furchtbar; es ist : ich Glaub' ! denke mir, ein Pfuhl von Schreck- nissen und Hoheiten." W. „Anfang November Musik gesetzt; Heine, Zürich, 19. Jan. 1354. a. — habe ich das ,Rheingold* in war so enthusiastisch dabei, daß ich ich nichts hörte noch sah vor der Beendigung." W. „Dieses Werk^ — es ist a. 1854. ? Jan. L., wahrlich das Einzige, was mich noch mit Neigung an das Leben Wenn festhält. ich an Opfer denke und Opfer heische, so ist dies nur Werk; denn nur in ihm fühle auch ich noch Ich muß ihm einen Zweck für dieses mein Leben. zu lieb aushalten und zwar hier, wo ich nun einmal meinen Fuß hingestellt und mich zum Arbeiten niedergelassen habe. Überlege ich es mir recht, so kann all' mein gewolltes für dieses — Handeln sich nur darauf beziehen, mir es möglich zu machen, für die Vollendung meines Werkes aushalten zu können Mit der wütenden Sorge ist mein auch Nervenleiden gewaltsam wiedergekehrt: während der Arbeit fühlte ich ich mich jetzt oft recht wohl; .... meist war schweigsam aus innerer Freudigkeit Hoffnung legte sich weich die Kinder der Sage — — — schon selbst um mein Herz zum weinenden Nix und die traten riefen ihm zu: ,weine nicht; auch du kannst noch selig werden*." 1 Der Ring des Nibelungen. •fi»;.: 10 W. „Jetzt führe aus, mit der L., a. Zürich, Febr. 1854. 7. das ,Rheingold' sogleich in Partitur ich Instrumentation: ich keine Weise konnte finden, das Vorspiel (Die Rheins-Tiefe) als Skizze deutlich aufzuschreiben; so verfiel ich sogleich auf die volle Par- Nun werde titur. ich soviel langsamer fertig: auch ist mir der Kopf etwas wüst." W. — „Denke Dir L., a. Zürich, ist Ich arbeite angestrengt. . Es aus- Du mir nicht auf den einzigen Dreiklang von jRheingold' . zum die ganze Instrumental-Einleitung geführt . März 1854. 4. Kannst einen Menschen nachweisen, der geeignet wäre aus meinen wilden Bleistiftskizzen eine saubere Partitur zusammen- zuschreiben? Aber Ich arbeite diesmal ganz anders als früher. die Reinschrift bringt mich um. Ich verliere damit eine Zeit, diel'ch kostbarer anwenden könnte; und außer- dem greift mich das viele Schreiben so stark an, daß es mich krank macht und mir die Laune zum eigentlichen Arbeiten wegnimmt. Menschen bin ich Jahren mit allem Ohne einen verloren: fertig. solchen mit ihm geschickten wäre ich in zwei So lange müßte ich den Mann haben: wenn im Partiturschreiben eine Pause eintrete, währenddem immer Stimmen ausschreiben. Sieh Dich doch um! Hier ist niemand. Allerdings könnte er — klingt es etwas fabelhaft, halten will, — W. — daß ich mir einen der ich mich selbst a. L., kaum Zürich, — Sekretär halten kann!" 9. April 1854. „Die Instrumentation des ,Rheingoldes' geht vorwärts: jetzt bin ich mit dem Orchester nach Nibelheim ge- 11 Im Mai stiegen. schrift; alles Du ist — nur das Ganze fertig keine Rein- mit Bleistift unleserlich auf einzelne Blätter; wirst's so bald noch nicht zu sehen bekommen können. Im Juni muß es an die , Walküre' gehen." W. Zürich, 2. Mai 1854. L., a. „Die Reinschrift meiner Partituren werde ich mir Ende doch sie nach doch oft selbst machen müssen: es meinem ist am gar zu schwer, Sinn zu fertigen, zumal die Skizzen so heillos konfus so daß doch wohl nur sind, ich daraus klug werde." W. a. Zürich, 7. Juni 1854. L., muß „Die Reinschrift der Partitur des ,Rheingoldes' ich noch warten lassen. Zunächst soll's an die ,Walküre' gehen." W. a. L., ? Juni 1854. „Suche mir keinen Schreiber: Mad. Wesendonck hat mir eine goldene Feder kraft — — von unverwüstlicher Schreibe- geschenkt, die macht mich nun wieder graphischen Pedanten. zum kalli- Die Partituren werden mein kann seinem Schicksale nicht entgehen! voll- Man endetstes Meisterstück in Schönschreiberei werden! Meyerbeer be- wunderte seiner Zeit nichts mehr an als die saubere Schrift: meinen Partituren dieser Akt der Bewunderung ist mir nun zum Fluch geworden: — ich muß saubere Par- tituren schreiben, so lange ich lebe auf Erden! — ... Das Rheingold wird nun aber erst in müßigen Stunden und langen Winterabenden gefördert werden; denn jetzt kann ich mich nicht damit aufhalten, — jetzt muß es an 12 -^ Walküre gehen, die mir ganz herr- die Komposition der lich in den Gliedern liegt." W. „Die Walküre erst los! szene angefangen: Du, ist 4. Juli L., a. in geht es doch jetzt — Sonderbar diese Kontraste, der 1854. ersten Liebes- der Walküre mit der im Rheingold!" W. „Geht Brunnen, 31. L., a. alles gut, so fahre ich vom der in der Komposition der Walküre — 1. Juli 1854. August ab wie- fort; — — die Arbeit ist das Einzige, was mich das diese Arbeit Leben ertragen läßt. Mit der Reinschrift des Rheingoldes fahre ich denke ich nebenbei — fort; die Partitur in W. „Von H. 1 zum erhältst du a. sollst — Du Händen haben." L., in Spätherbst Zürich, 29. Sept. 1854. wenigen Tagen die Partitur des Rheingolds, die ich ihm bisher einzeln zum Zweck einer in Dresden anzufertigenden Kopie übermachte." W. „Das Rheingold hast Du Akt der Walküre: Wotan u. a. L., Ich jetzt? Fricka: wie ? Okt. 1854. bin im zweiten Du siehst, muß mir das geraten." W. „Neben dem habe ich mich beschäftigt, der 1 a. L., ? Dez. 1854. — langsamen — Vorrücken meiner Musik jetzt ausschließlich mir — wenn Ferdinand Heine. mit einem Menschen auch nur literarisch — jwie 13 ein Himmelsgeschenk Es ist meine Einsamkeit gekommen in Arthur Schopenhauer. die endliche . . Verneinung des Willens zum Leben, furchtbarem Ernste, aber einzig erlösend. sten meiner Lebensträume, ist. Sein Hauptgedanke, . dem jungen . Dem . . Siegfried, von ist schön- zu lieb, muß ich wohl schon noch die Nibelungenstücke fertig machen: die Walküre hat mich zu sehr angegriffen, als daß ich mir diese Erheiterung nicht noch gönnen damit in der zweiten Hälfte des letzten Aktes. ich bin Mit dem Ganzen werde ich doch erst 1856 aufführen, — wenn's sein Da soll. im Leben nie das eigentliche habe, so diesem schönsten will ich Denkmal setzen, in — fertig 1858, im zehnten Jahre meiner Hegira kann ich's ein soll; dann nun aber doch ich Glück der Liebe genossen Träume noch dem vom Anfang bis zum Ende aller diese Liebe sich einmal so recht sättigen soll: ich habe im Kopfe einen Tristan und Isolde entworfen, fachste, die ein- aber vollblutigste musikalische Konzeption; mit am Ende der schwarzen Flagge, die dann zudecken um — weht, will ich mich zu sterben." W. „Brünnhilde schläft! — W. a. Ich — a. L., ? Dez. wache 1854. leider noch!" U., Zürich, 21. Jan. 1855. „Ich instrumentiere bereits die Walküre." W. „Mit dem bald fertig: er a. L., Anfang Februar 1855. ersten Akt der Walküre wird die Partitur ist außerordentlich schön; so etwas habe ich noch nie auch nur annähernd gemacht." \ 14 W. Röckel, a. „Ende dieses Monats reise das erste Konzert, am ich ab^: das 25. Juni Febr. 5. am 12. 1855. März Anfang letzte. ist Juli gedenke ich wieder zurück zu sein und zwar auf dem am Seelisberg punkte in meinem Lieblings- der Schweiz: dort denke ich mich vom Lon- Vierwaldstätter See, doner Qualm zu erholen und den jungen Siegfried zu komMit der Komposition der Walküre bin ich nun ponieren. auch fertig — geworden unter großen inneren Leiden, von denen niemand etwas weiß, Frau . . Die Instrumentation . am wenigsten meine gute davon will ich in London vollenden. W. a. Fischer, Zürich, 5. „Laß Dir noch einmal erst März 1855. sagen, wie sich das mit Schon vor mehreren der Partitur des Rheingold verhält. Jahren hatte ich dem jungen Freunde ^ versprochen ihm den Klavierauszug machen zu lassen: da ich diesmal bei der Instrumentation ein neues Verfahren befolgte, wonach nicht ich zuvor einen vollständig ausgearbeiteten positionsentwurf verfaßte, woraus ich fehlte etwas vorspielen könnte, und ich bat daher den Freund, noch während ich an schrieb, ich ihm Kom- mir ein Arrangement, der Partitur weiter immer schon Klavierauszug zu machen, weshalb immer das Fertige zuschickte." in einzelnen Partien W. a. O. W., London, „Ich habe meine Komposition^ fast und mußte mich 5. April ganz 1855. vergessen lange besinnen, wie ich dies und oft 1 Nach London um mehrere Konzerte der dortigen philharmonischen Gesellschaft zu dirigieren. 2 Klindworth. 3 Die Walküre. m: 15 jenes darin gemeint hätte: — habe hier vollkommen ich mühsam dag innere Gedächtnis dafür verloren. Sehr ich vorgestern mit dem ersten Akt fertig geworden und begnüge ich mich mit der Hoffnung, wenigstens bereits noch den zweiten Akt hier zu vollenden; den dritten ich den bin muß mir aber auf den Seelisberg versparen, wo ich leider , jungen Siegfried' glücklich will ich sein, nicht werde beginnen können; wenn ich dort mein Werk über- und den Mut zum jungen^ Siegfried wiedergewinne. Glaubt mir, ich hätte nicht nach Loödon haupt wiederfinde gehen pas sollen! l'esprit Das hat man aber davon, quand on n'a de son äge — wie Sie mir zu verstehen gaben." W. „Ich wünschte viel als a. allerdings Dir L., ? Aug. ? von der , 1855. Walküre' so möglich vorlegen zu können und hauptsächlich deshalb war mir ein Aufschub Deines sonst so sehr er- sehnten Besuches recht. Wie es nun aber mit mir steht, habe ich keine große Hoffnung durch Zeitgewinn auch Arbeit zu gewinnen. unbeschreiblich; oft Meine innerliche Verstimmung starre ich ist tagelang auf das Noten- papier hin und finde keine Erinnerung, kein Gedächtnis, keinen Sinn für meine Arbeit mehr: die Lust herquellen? Wo soll ich mir Alle Motive dazu, die ich aus mei- ner qualvollen Einsamkeit eine Zeitlang schöpfen konnte, müssen doch endlich an Kraft verlieren. Als ich das ,Rheingold' begann und schnell beendigte, war ich eben noch voll von dem Zusammensein mit Dir und den Deinigen. Jetzt ist nun seit fast zwei Jahren alles um mich verstummt und alle meine Berührungen mit der Außenwelt sind nur verstimmend und beängstigend. Glaub' — & . 16 — nun nicht mehr lange: wenn mein äußeres Geschick nicht bald eine andere Wendung bekommt, wenn' mir, das geht nicht bald die Möglichkeit gewinne Dich öfter zu sehen und eines meiner Werke hier und da zu hören oder ich aufzuführen, — dann muß der Quell in mir vertrocknen und es hat ein Ende. So geht das unmöglich mehr! Die Walküre ist nun mit Mühe zur Hälfte selbst schon . . — in der Reinschrift fertig." W. a. L., Zürich, 13. Sept. 1855. „Die Beendigung der Walküre (des tragischsten Werkes, welches ich je konzipiert) wird mich muß viel kosten und ich darauf bedacht sein mir sodann durch die erhaben- sten Eindrücke wieder zu ersetzen, was ich zugesetzt haben werde." W. L., 3. Okt. a. 1855. „Heute schicke ich Dir die fertigen beiden ersten ist mir eine innige Genugtuung Akte der ,Walküre'; es sie alsbald in Deinen Händen zu wissen, weil ich weiß, daß niemand mit meinen Arbeiten so sympathisiert wie J^u. / Für den inhaltschweren zweiten Akt bin ich besorgt: er enthält zwei so wichtige und starke Katastrophen, daß dieser Inhalt eigentlich für zwei Akte genug wäre; doch sind beide so voneinander abhängig und die andere so unmittelbar einanderhalten ganz unmöglich war. Wird so dargestellt, wie ich es verlange, so — die eine zieht nach sich, daß hier ein Auser einmal ganz muß er allerdings — vollkommen verstanden wird eine Erschütterung hervorbringen, der nichts Dagewesenes wenn jede gleicht. Intention Für solche, die etwas aushalten, ist so etwas Vßiß ':. -ri„ aber auch nur geschrieben (eigentlr^ niemftnd!): für daß Unbefähigte und Schwächlinge klagen werden, fcann mich in nichts Ob bestimmen. — gut aber alles — auch meinen mußt du entschei- den; ich kann es einmal nicht anders machen. In ent- Intentionen nach ausgefallen ist, mutigten, nüchternen Stunden hatte ich die meiste Furcht vor der großen Szene Wotans und namentlich vor seiner Schicksals -Enthüllung gegen Brünnhilde, ja, war ich bereits einmal so weit die zu wollen; um mich darüber zu London Szene ganz verwerfen eatfiKfaeiden den Entwurf noch einmal vor und C in tnm mir nahm ich selbst die Szene mit allem nötigen Ausdruck vor; glücklicherweise fand ich dabei, daß mein Spleen ungerechtfertigt war und der geeignete Vortrag im Gegenteil selbst rein musikalisch und fesselnd Diesen Vortrag habe ich an einigen wirkt. doch bleibt noch viel übrig und es wird einmal eine Hauptaufgabe für mich sein Stellen genauer bezeichnet, einen talentvollen Sänger und Darsteller bis in das Innerste meiner Intentionen durch lebendige Mitteilung ein- zuführen. Du wirst — zuversichtlich Für den Gang des ganzen das Richtige sogleich finden. großen vierteiligen Dramas und sie findet als — das hoffe ich ist es die wichtigste Szene solche wahrscheinlich bald auch die nötige Teilnahme und Aufmerksamkeit." W. a. L., Zürich, 18. Jan. „Etwas habe ich Dir vorzustellen. lich schrieb ich Dir, ich — Du 1856. weißt, kürz- hätte hier endlich einen guten meine musikalischen ManuDiesem gab ich zunächst Klindworths Klavierauszug der Walküre; er brachte mir dea ersten und intelligenten Kopisten für skripte aufgetrieben. Röckl, R. Wagners Ring des Nibelungen. 2 ;^5^5^:-?W:;V ''"' ;\^'-^' i"V5^-% '' 18 . !^ i"' — Akt, famos geschrieben, aber mir billig seine (im übrigen von erfundene) Berechnung der aufgewendeten Zeit mußte mir so hoch und teuer erscheinen, daß meinem Jahrgelde dergleichen Kosten — überlegte Ich wenn mir, ich wirklich ich von nicht bestreiten kann. was zu tun, und fand, daß ich, noch mit meinen Kompositionen fort- fahre, gerade für drei Jahre Beschäftigung für einen Noten- schreiber habe; nämlich Klavierauszüge und Stimmen. — Kopie der Partituren, der die sämtlicher Sing- und Orchester- Unternehmen der Auffüh- Sollte dereinst das rung so oder so zustande kommen, so könnte zu den künfKosten der dreijährige Gehalt eines Kopisten sehr tigen man geschlagen werden und es früge sich nur, ob gut schon der einen kleinen Kreis jetzt dies Geld nötige von Aktionären fände, vorschösse. müßte meinen Ich Schreiber geradewegs auf drei Jahre engagieren und ihm einen jährlichen Gehalt von 800 francs zahlen. — Hierbei wäre mir einzig bedenklich, daß ich mich auch verpflichten müßte, in dieser Zeit die Kompositionen zu liefern, jedoch, sobald die ich ersähe Unmöglichkeit könnte ich immer leicht nach für ein Jahr hätte mein Kopist aber schon genug zu tun und was er geschrieben, nären so fortzufahren, beiden Seiten kündigen, sollte für diesen Fall als Ersatz zugestellt werden. den Aktio- Ich dächte, das wäre billig?« W. „Ich habe a. Ferd. Präger endlich wieder i, Zürich, 28. auf März 1856. dem Krankenbette ge- als ich endlich genesen, hatte ich eine völlige und Wut, endlich die Partitur meiner Walküre, an deren Voll- legen, 1 Londoner Freund, 19 nun fast seit einem Jahre verhindert worden Wenn Du die Dichtung der bin, fertig zu machen ^ Walküre einmal wieder durchliesest, wirst Du finden, daß endung ich . . . hierin ein solcher Superlativ zweiflung ausgedrückt ist, von Leid, Schmerz und Ver- daß die Musik dazu mich not- wendig furchtbar angreifen mußte: ich könnte so etwas Ähnliches nicht wieder zu Ende bringen; wenn es fertig nimmt ist, sich, als aus und kann Kunstwerk, dann vieles ganz anders selbst da erfreuen, wo eigentlich nur die reine Verzweiflung schöpferisch war." W. „Bereits ist die a. L., ? Aprill856. Kopie des Rheingoldes ganz fertig: ich erwarte sie nächstens von London, mit Klindworths Arrange- ment davon zurück diese stände Dir dann schon fürs nächste zur Verfügung. Vom Klavierauszug der Walküre werden in diesen Tagen die beiden ersten Akte fertig; den dritten Akt habe ich vor kurzem erst Klindworth zur Bearbeitung In der Hoffnung, daß Du auf mein Gegenzugeschickt. anerbieten eingehst, will ich nun auch die Kopie der Partitur der Walküre beginnen lassen, die Du nach ihrer Be; endigung ebenfalls sogleich erhalten kannst, da Klindworth nach den Instrumentationsskizzen jetzt arbeitet. — Wenn Du aber gerade etwas Ruhe und Lust zur Durchsicht nun ganz Werkes mit tausend Freuden noch einmal auf einige Zeit zu und beschäftige den Kopisten allein mit dem erwarteten Klavierauszuge des Rheingoldes. Gewiß bin ich nun ungeheuer verlangend zu wissen, wie Dir hast, so stelle ich Dir die Originalpartitur des fertigen ^ küre (!) Nach der Angabe am 23. März in der Partitur vollendete 1856. 2* W. die Wal- '^'^- :*"; >tn'^"i^- ' z'^ S^W"' 20 I der letzte Akt gefiele, denn ich habe ja außer Dir niemand, dem ist ich was geraten; wahrscheinlich das Beste, ben. Er das eigentlich mit Erfolg mitteilen könnte. — Ein furchtbarer Sturm ich geschrie- der Elemente und der zum Wunderschlaf Brünn- Herzen, der sich allmählich bis hildes besänftigt." W. „Endlich Walküre die ist Zürich, 29. April 1856. F., a. schon fertig: sie ist furchtbar ausgefallen: den ersten Akt habe ich letzthin einmal bei mir aufgeführt; ich sang den und Frau Heim, eine tüchtige ein Freund akkompagnierte." , Siegmund und Hunding* Dilettantin, die ,Sieglinde% W. a. R., 23. Aug. 1856. „Die Londoner Expedition war eine törichte Inkonse- quenz von mir, für die ich mit trug, namentlich Ergebung jede Strafe er- auch die des Aushaltens, bis meine Ver- Ende war. Dort schwand mir aller Geist meine Arbeit; ich wollte da die Partitur der Walküre pflichtung zu für vollenden, verlor aber innere alles Gedächtnis dafür, kehrte krank nach Zürich zurück, vollendete unter steten mühsam Rückfällen der Gesichtsrose (aber — unter uns: schön) die Walküre im Laufe des Winters und ging Anfang dieses Sommers in die Nähe von Genf, wo ich unter der Leitung eines ausgezeichneten Arztes eine sehr erfolgreiche Wasserkur durchmachte, von der hierher zurückgekehrt bin, An den Beginn wo ich ich soeben Deinen Brief vorfand. der Komposition des jungen Siegfried war noch nicht zu denken: Ende September wird mich Liszt besuchen; J% mit ihm nehme ich meine beiden fertigen 21 . Partituren durch; dann hoffe ich, erfrischt und angeregt, den Siegfried vorzunehmen um Welt zu bringen. Da fertig zur — von mir weiß. Jahr des Mit diese in nächsten Jahre Du hast Mühe und Not London noch eine in ,Rheingoldes' ; ihn im alles was , ich erhielt ich voriges Dresden verfertigte Abschrift ich ließ einem dort jungen Freunde und ausgezeichneten Klavierspieler, Klindworth, zurück um ein schönes Arrangement davon zu machen. Dieser Unglückliche, der lange Zeit selbst in große Krankheit dem fiel, hat mir nun erst ganz kürzlich die Partitur mit vollendeten^ Klavierauszuge zurückgeschickt: letztere muß nun dieser hier auch erst aufs reine geschrieben werden, wozu die Partitur, der Bemerkungen wegen, Kopisten nötig ist; erst wenn ich wieder über die Partitur verfügen Dir, dem diese Abschrift beendigt, kann und ich verspreche nach Liszts Besuche sie Dir zuzuschicken. Von der aber noch keine Abschrift gemacht, da ich Walküre ist hier nur einen guten Kopisten habe und Zeit hat. Meine Originalpartituren gebe dieser wenig ich aber so un- gern aus den Händen, daß ich deshalb die'^Walküre nicht in Dresden kopieren lassen will; nicht sowohl aus Sorge für den möglichen Verlust, der allerdings auch mehr bedenklich wäre, als weil ich sie bei mir haben muß um weiter arbeiten zu können. als Erkläre Dir also die Ver- zögerung des Erhaltes meiner Arbeiten freundschaftlichst aus den angegebenen Umständen Ich für wünsche mir hauptsächlich Gesundheit deren ich noch voll bin, um alle mein Teil Entwürfe, ausführen zu können; leider bin ich davon voller, als ich bedarf; denn außer den Nibe- lungenstücken habe ich noch einen Tristan und Isolde (die Liebe als furchtbare Qual) und einen neuesten Stoff ^ - 22 ' . . ,^;.t .1, Legende) im ,die Sieger' (höchste Erlösung, buddhistische Kopfe, die mir so nahe liegen, daß ich sie mit großer Hartnäckigkeit den Nibelungen zulieb zurückdrängen muß." Am nahm Mutes den ersten Akt des den nächsten drei Wochen den größten Teil der ersten Szene. Mitte Oktober besuchte ihn endlich Liszt und verweilte zu Wagners Freude bis 27. November. Voll der freudigsten Eindrücke setzte er dann sogleich seine Arbeit fort und machte davon am 1. Dez. seinem Freunde folgende Mitteilung: 22. Sept. „Siegfried" in er frohen Angriff und komponierte in , „Ich muß sehen, wie ich morgen früh vom Tode die Nachricht a. L., Sonderbar! fertig. nieren geht mir das eigentliche überall auf: entdecken selbst bis dahin sich machen soll Dez. 1856. beim Kompo- erst Wesen meirier Dichtung mir Geheimnisse, die mir So wird auch und drängender. Im ganzen aber gehört viel Hartnäckigkeit fertig 6. noch verborgen blieben. alles viel heftiger doch Zürich, Dieser Tage werde ich mit der „Mir geht's so-so. Szene ^ Siegfried seiner Mutter beibringe." W. ersten dem : u. dazu, wenn so recht hast ich das alles Du mir noch doch eigent- auch nicht Lust dazu gemacht." lich W. „Ich kann mich nicht men und mein a. mehr O. W., 22. Dez. 1856. für den , Siegfried' stim- musikalisches Empfinden schweift schon wo meine Stimmung hinpaßt: Es kommt mir alles recht in das Reich der Schwermut. Von meiner Einsamkeit schal und oberflächlich vor! weit darüber hinaus, da — 1 des Siegfried. 2 Wesendonck befand " sich mit seiner Familie in Paris. 23 machen Sie sich jetzt keinen Begriff und meine heit ist auch schwer und bleiern." W. »Nun a. ich die Skizze daß ich nun schon zum 1857. L., 27. Jan. bin ich auch einmal wieder mit meiner heit so herunter, Gesund- seit Gesund- wo zehn Tagen, ersten Akte des Siegfried beendigte^ buchstäblich nicht einen Takt mehr niederschreiben konnte, ohne durch die ängstlichsten Kopfschmerzen davon fort- So setze ich mich nun jeden Morgen gejagt zu werden. — und bin endlich froh, wenn zum Walter Scott bringe. Ich habe mich eben einmal wieder übernommen wie mich dann auffrischen? ? Mit dem Rheingold ging's unter diesen Verhältnissen noch hin, starre das Papier an, ich's : Walküre machte mir schon großen Schmerz. Nun gleiche ich bereits einem sehr verstimmten Klavier ganz frisch; die (was mein Nervensystem betrifft) den Siegfried herausbringen. endlich, hat's ein denke ich, werden — darauf Schön! die Saiten Mit soll ich dem reißen; und dann Ende. Nun, wir können's nicht ändern. nun doch einmal ein nun letzten Es ist Hundeleben!" W. a. O. W., Anfang Febr. 1857. ,Des Vaters Stahl fügt sich wohl mir: ich selbst schweiße das Schwert!' „Soweit war ich gerade dem Motive dung, den Beginn zeichnen gekommen und eben sann ich Wen- nach, das nun die schnell eingetretene soll, der wunderbaren Schmiedearbeit be- da unterbrach mich Ihr Brief mit der ver- trauten Nachricht 1. Wesendoncks Mitteilung über den Ankauf des neben seiner dem grünen Hügel bei Zürich gelegenen Gütchens für Wagner. i Villa auf R. 'i^* V ^ ^ <f -V 24 ..;: W. a. Febr. 1857. L., 8. „Ich denke den ersten Akt, sobald ich mich etwas erholt habe, noch zu instrumentieren, solange ich in mei- Wohnung bleibe. An die Wiederaufnahme der Komposition kann ich hier aber nicht mehr ner gegenwärtigen denken; ich habe in der letzten Zeit durch die — Unruhe kalische und unmusikalische — musi- meiner Wohnung sehr gelitten." W. a. Tichatschek, Zürich, 9. Febr. 1857. „Heute schicke ich das Manuskript des Klavierauszuges von ,Rheingold' an Dich ab. Sei so gut und sorge so gut wie möglich für die Abschrift. kurzer Zeit In schicke ich auch den letzten Akt der ,Walküre'." W. a. L., 8. Mai 1857. „Nächstens hoffe ich meine lange unterbrochene Arbeit falls nun auch wieder aufnehmen zu können und jedenverlasse ich nun mein hübsches Asyl nicht eher, {sei es zu irgendwelchem Ausflug), als bis Siegfried Brünnhilde vollkommen in Ordnung gekommen jetzt bin ich der ist nur mit aber auch gelungen als fix dem und alles: ich ersten Akte fertig fertig, war kam ich mir stümperhafter Musiker vor. mit Bis geworden; wohlgeraten und schöner selbst erstaunt, daß ich das habe zustande bringen können: denn Zusammensein ist. seit wieder unsrem wie Doch habe ein ich letzten gräßlich mir ganz gradweise wieder Selbstvertrauen zu verschaffen gewußt; mit einer hiesigen Theatersängerin, die hörtest, studierte ich die letzte küre ein; Kirchner akkompagnierte; ich Üfe Du in der Jüdin große Szene aus der Waltraf famos und 25 diese Dir so ärgerliche Szene hat alle meine Erwartungen von ihr vollständig • mir Wir haben erfüllt. dreimal bei sie und nun bin ich ganz zufrieden« Die Sache daß alles in ihr so fein, tief und leise ist, daß ^eitlkctit ist die, es des bewußten , zartesten und vollendetsten Vortrages nach jeder Seite hin bedarf um chen; gelingt aber dies, so ist zweifelhaft. Natürlich ma-, sie verständlich zu auch der Eindruck un- schwebt so etwas aber auch am Rande des äußersten Mißfallens, wenn es dabei nicht von jeder Seite zur vollkommensten, weihevollsten, bewußtesten Sammlung kommt; — so heruntermusizieren, wie wir es flüchtig versuchten, kann wenigstens geht dann und — Intelligenz aus; ich nun bin ich die Schmelzsollst man so etwas nicht; mir wie instinktiv — werde vollkommen alle Fähigkeit stupid. mir doch klar geworden, wenn Du und Schmiede-Lieder Siegfrieds hören Du was Neues von mir W. a. Aber einmal wirst, erfahren." Klindworth, Zürich, 18. Mai 1857. „Zur Abschrift des ersten Aktes ^ bin ich nicht ge- kommen, jetzt fange ich damit eben nur an, werde sie aber wohl nur sehr langsam beenden, da ich in Bälde die Komposition des zweiten Aktes zu beginnen gedenke." W. a. L., Zürich, 28. Juni 1857. „Mit Härteis werde ich nun keine Not^ mehr haben, da ich mich endlich dazu entschlossen habe, das obstinate Unternehmen der Vollendung meiner Nibelungen aufzugeben. Ich habe meinen jungen Siegfried noch in die 1 2 des Siegfried. Wegen des Kaufes der Nibelungenmanuskripte. '•^}vi^.^m^^^-' 26 -!: schöne Waldeinsamkeit geleitet; dort hab' ich ihn unter dersLinde gelassen und mit herzlichen Tränen von ihm — Abschied genommen: — derswo. Soll ich das er ist dort besser dran als an- Werk wieder einmal aufnehmen, so müßte mir dies entweder sehr leicht gemacht werden oder ich selbst müßte es mir bis dahin möglich machen können, das Werk im vollsten Sinne des Wortes der Welt zu schenken. Wirklich bedurfte es endlich nur noch dieser Auseinandersetzungen mit Härteis — — um als erster Berührung mit derjenigen Welt, die mir die Realisation meines Unternehmens doch ermöglichen soll mich und mich die große Chimäre der Unternehmung einsehen zu lassen .... Das hoffe ich wohl annehmen zu dürfen, daß ein durchaus praktikables Opus wie der Tristan werden wird mir zur letzten Besinnung zu bringen — — bald und schnell gute Revenuen abwerfen und für einige Zeit mich flott erhalten wird. noch etwas Kurioses vor. Ich Zudem habe ich damit denke nämlich daran, dies Werk gut in das Italienische übersetzen zu lassen um es dem Theater in Rio Janeiro das wahrscheinlich — vorher schon den Tannhäuser aufführen wird Opus zur lienisches dem Kaiser von ersten Repräsentation — als ita- anzubieten; Brasilien aber, der schon nächstens die Exemplare meiner letzten drei Opern empfängt, werde ich es dedizieren und aus nug für bleiben. mich abwerfen dem allen, um denke einige Zeit ich, soll sich ge- ungeschoren zu Ob mir dann meine Nibelungen wieder ankom- men, kann ich allerdings nicht voraussehen: dies hängt von Stimmungen ab, über die ich nicht gebieten kann. Für diesmal habe ich mir Zwang angetan; ich habe mitten in der besten Stimmung den Siegfried mir vom Herzen 21 , -- gerissen und wie einen lebendig Begrabenen unter Schloß und Riegel gelegt. Dort will ich ihn halten und keiner etwas davon zu sehen bekommen, da ich ihn mir soll selbst verschließen der Schlaf gut; für muß. sein Nun, vielleicht bekommt ihm Erwachen bestimme ich aber Es hat mich einen harten, bösen Kampf nichts. — ehe ich so weit kam! — gemacht sein! ich z. lassen wir auch das ab- " W. „Ob Nun gekostet,, a. L., Venedig, 5. Dez. 1858. B. meine Nibelungen je aufführe oder nicht, ist mir im tiefsten Grunde durchaus gleichgültig; deswegen werde ich sie doch vollenden, denn meine Begeisterung und Kraft zu solchen Arbeiten schöpfe ich nicht aus Hoffnungen, zu deren Verwirklichung ich ge- wisse Menschen nötig haben müßte. Alles, was die Welt oder meine Bewunderer und Verehrer oft hören muß — für — wie ich es ja mich tun könnten, wäre, einen ernsten und teilnahmsvollen Blick auf meine ganze Lebens- und nach Kräften dann bemüht zu sein mein wirklich schweres Leben mir so leicht zu machen, daß ich Lust und Muße zur Arbeit mir ungestört erhielte. Nichts brauche ich als das. Dazu gehört aber ein anderes Wesen als dieses mir bis jetzt bekannt gewordene.* lage zu werfen Dieses Wesen lernte Wagner, nachdem er 1859 seinen Trivollendet, 1862 die Dichtung der Meistersinger herausgegeben und 1863 die des Ringes der Nibelungen dem Publikum zugänglich gemacht hatte, im Mai 1864 an König Ludwig II. von Bayern kennen. In München gingen am 10. Juni 1865 Tristan stan und Isolde, am in Szene. 21. Juni 1868 die Meistersinger zum erstenmal '-'% 28 W. O. W., Triebschen, 13. Juli 1868. a. „Nach der ersten Aufführung, welcher ich, aus un- abweislicher Sorge für die Sänger, zur heimlichen Über- wachung gänzlich ungesehen beiwohnen wollte, reiste ich nach meinem abgeschiedenen Landsitz und bin seitdem fortwährend erkrankt geblieben. Doch denke ich wohl und dann mich an die Vollendung wieder zu genesen der Nibelungenstücke zu machen, bei denen ich bisher stehen geblieben bin, wo ich sie vor W. zehn Jahren verließ." O. W., 21. August 1869. a. „Ich bin jetzt so glücklich gewesen nach so langer und verwirrender Unterbrechung die Vollendung der Nibelungenstücke wieder aufzunehmen und habe soeben wirklich vom den dritten Akt ,Siegfried' fertig gemacht. Daß ich gerade hierzu die Fähigkeit in mir fand, hat mich mit großem Vertrauen in meine fernere Produktivität erfüllt und somit den Wunsch nach einem ruhigen Alter mir stetig eingegeben. Ich durch die Entschlüsse, die hoffe ich gefaßt habe, zur Erfüllung dieses Wunsches wirken zu können, jedenfalls gehört daiu gänzliches Fernhalten der Aufregungen und Ärgernisse, welche mir bisher die Aufführungen meiner Werke bereiteten," W. „Die , a. O. W., Triebschen, Götterdämmerung' ist Ruh und Sammlung soll dann manches andere in mir sich Schaffen gestaltet." 5. Juni 1870. begonnen: nach einiger ,Parzival' folgen, während hoffnungsvoll für ferneres 2Ö W. Klindworth, 26. April 1870. a. der Instrumentation des dritten Aktes von Sieg- „In habe ich mich der Komposition der ,Götterdämme- fried rung' zulieb unterbrechen müssen, weil es mir durchaus unmöglich, meine Aufmerksamkeit gleichzeitig auf beide Arbeiten zu wenden. aber für einige Zeit Von Anfang — Juni an darf ich mich nach der Vollendung des ganzen ersten Aktes (mit Vorspiel) — unterbrechen und dann arbeite ich rasch hintereinander die Partitur des dritten Siegfried- Aktes aus." W. a. Pusinellii, Triebschen, „Im vorigen Sommer, an dem Tage mir Überglücklichen ein 12. Jan. (25. Aug.), mich hörter seit elf Fall! kommen an dem schöner Sohn geboren wurde, vollendete ich die Komposition des ,Siegfried', in ich 1870. Jahren unterbrochen hatte. Keiner hat geglaubt, daß ich welchem Ein uner- dazu noch Und nun mußt Du diesen letzten Akt Mein Schönstes! würde. hören, die Erweckung der Brünnhilde! Und habe ich auch die Götterdämmerung* begonnen. jetzt , muß Viel Zeit ist eben ich haben; denn was ich niederschreibe, alles Superlativ. Doch bleibe ich mögen): na, geschaffen muß mein Junge ist für das es nun dabei und München damit angeben doch! Und dereinst da sage mir dann (was sie auch in — Rechte sorgen! So erhalt« ich aus allem neue Lebenskraft." ^ Dr. starb 1878. med. Ant. Pusinelli, seit 1843 Wagner befreundet, ! .-J - ..-. i ' .•- -, . ..'--•• ><Vi,...?-.»5- ... .!^ 30 W. „Nach außen ' - • ' \: Präger, Luzern, 25. Nov. 1870. a. will ich noch eines Erreichen; die Auf- Führung meines Nibelungenwerkes, wie ich sie konzipiert habe. Es macht um scheint, der ganze deutsche Krieg ist nur ge- mir zu meinem Ziele zu verhelfen." W. „Vom , a. O. W., Triebschen, Siegfried' wird 4. Dez. 1870. wohl gegen Ostern der Klavier- auszug erscheinen können. Mit der , Götterdämmerung' denke ich nächstes Jahr fertig zu werden. Mein großes Werk noch genau nach meinem Willen ausgeführt zu sehen, bleibt meine einzige Absicht in meinem Welt- verkehr. Wagners Widmung an König Ludwig 25. August II. 1872. Vollendet das ewige Werk! Wie im Traum ich Wie mein Wille es Was bange •' es trug. wies. Jahre barg Des reifenden Mannes Brust, Aus winternächt'gen Wehen Der Lieb und des Lenzes Gewalten Trieben dem Tag es zu: Da steh' es stolz zur Schau, Als kühner Königsbau Prang es prächtig der Welt Anmerkung. Nach Glasenapp sind die authentischen Termine zur Entstehung der Musik der Götterdämmerung': , 31 Bleistiftskizze. ' I. II. III. Akt begonnen: Schluß: Akt begonnen: Schluß: Akt begonnen: Schluß: 9. Jan. 1870. S.Juni 1870. 24, Juni 1871. 25. Okt. 1871. 4. 10. Jan. 1872. April 1872. Orchesterskizze. I. II. III. Akt begonnen: Triebschen: 11. Jan. 1870. Schluß: 2. Juli 1870. Akt begonnen: S.Juli 1871. Schluß: 19. Nov. 1871. Akt begonnen: 9. Febr. 1872. Schluß: 22. Juli 1872. Partitur. I. II. III. Akt begonnen: Bayreuth 3. Mai 1873. Schluß: 24. Dez. 1873. Akt Anfang undatiert. Schluß: 26. Juni 1874. Akt begonnen: Wahnfried 10. Juni 1874. Schluß: 21. Nov. 1874. & /" ^ Musikerbriefe ' <>, »«t-r~ aus dem Verlage. Preitkopf& Härtel In Leipzig. Berlioz, Hector, Briefe an die Ffirstin Carolyne Sayn-Wittg^nstein. Herausgegeben von La Mara.^ Geh. 3 Mk., geb. 4 Mk.. Briefe hervorragender Zeitgenossen <an Franz Liezt. Nach den Handschriften des Weimarer Liszt-Museums herausgegeben von^La Mara. *-2 Bände. Geh. 12 Mk., geb. 14 Mk. / ^^ \ 1836—1886. Neue Folge. Nach den H^riilschriften herausIII. Band. gegeben von La Mara. Geh. 6 Mk., geb. 7 Mk. Briefwechsel zwischen Franz Liszt und Hans von Bülow. Herausgegeben von La Mara. Geh. 6 Mk., geb. 7 Mk. Briefwechsel zwischen Wagner und Liszt. 2 Bände. I. Band : Vom Jahf 1841-1853. II. Band: Vom Jahre 1854-1861. 2. Aufl. Geh. 12Mk„geb. 14Mk. Bfilow, Hans von, Briefe, hdrausgegeben von-Marije von Biaiow. Band I/II (1841—1855). Geh. 10 Mk., geb. rn^Leinwand 12 Mk., geb. — , ^ , \~ ^ Mk. , ^ Geh. 7 Mk., geb. in Leinwand. 8"Mk.> geb. in Halfefranz. 9 Mk. ^ Band IV (1«64^1872). Geh. 6 Mk.,-geb. in Leinwand 7 ML, geb. in"^ - ' Halbfranz. 8 Mk. Hauptmann, M., Briefe an Franz Hauser. Herausgegeben von Altj;;.. Schöne. 2 B^nde. iVBt Hauptmanna Bildnis. Geh. 6 Mk.,\ geb. 8 Mk. Briefe an Ludwig Spohr und^andere. ^ Herausgegeben von F. H i 1 1 e r. Geh. 3 Mk., geb. 4 Mk. ^ Liszt, Franz, Briefe. Gesammelt und herausgegeben von La^ara. in Halbfranz. 14 - Band III (1855—1864). ' ^ ^ . — ^ ^ - , Band „ „ - ., L Von "Paris IL III. Von Rom 2.' ) mi, geb..l4 „^u iami^ Mk. 12 Mk<, ' -- ir» Geh. 4 Mk., geb. 5 Mk. Briefe an eine Freundin. 1. 1 VL ' VIL „ . „. . « , ». =2. „ '3.' «t 4. Theil.- » „ » Geh. 8 Mk., geb. « Mk. Geh. 4 Mk., gel). 5 Mk. Geh.^ Mk., leb. 7 Mk. Ge^-6 Mk., gel>;7 Mk. Originalen^ herausgegeben von' Ludw. Nobl vermehrte Auflage. MitPorträtu. Faksimile. Geh. 6 Mk.,geb;7,5(KMk. Nach den Mozarts Briefe. 3 ^^i, Geh. \ IV. Briefe an die Fürstin Carolyne Sayn-wittgenstein. „V. „ „ bis Rom. bis ans Ende. ilusikerbriefe aus fßnf Jahrhunderten. Nach den Urhands9liriften erstmalig zusammengestellt von La Mara. 2. Bände. L Ban^t? Bis, zu Beethoven. 11. Band Von Beethoven bis zur Gegenwart^ Geh. ffMfc. ' geb. 8 A^k. Schumann, Robert, Jugendforiefe. Nach d^n Originalen mitgeteilt voq^ .^ Clara Schumann. 3. Auflage. Geh. 6 Mk., geb. "7 Mk. : ' ' "^ " Neue Schumann, Robert, "Briefe. Folge. 2, verbesserte und vermehrte Gußtav Jansen. Geh. 6Mk., geb. 7Mk. an 'Hieodor Uhlig, Wilhelm Fischer, Ferdi- Auflage. Herausgegeben von F. Wagner, Richard, fl^iefe nand Heine. Geh, 6 ^4 — Mk., geh. 7,50 Mk. ?. Auflage. Briefe an Ai^g|tst Rbeck«^. -^f^Jdi^^- J. y^:-'-- '^-'^ •- >'' /'LT -.;;• ~;.-'V'i ; ^^ ; ^ .^ Geh.~2 Mk., ge*. 3 Mk. * - -"^v^ /> .i^>- . A-n4, \-
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