NL Agrarstruktur Kein Markt wie andere Der deutsche Bodenmarkt kommt nur langsam in Bewegung Der deutsche Boden- und Pachtmarkt bewegt sich trotz der umfangreichen Bodenverkäufe in den neuen Ländern und den zum Teil turbulenten Entwicklungen auf den Agrarmärkten in relativ ruhigen Bahnen. Jetzt mehren sich allerdings die Hinweise, dass er in nächster Zeit an Dynamik gewinnen könnte. NL-Redakteur KLAUS BÖHME analysiert die Anzeichen und vergleicht sie mit den vorliegenden neuen statistischen Werten. D ie soeben vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden veröffentlichte Kaufwertstatistik für landwirtschaftliche Grundstücke für das Jahr 2006 zeigt auf den ersten Blick wenig Aufregendes. Zumindest ist von all den Einflussfaktoren auf den Bodenpreis, über die zur Zeit intensiv diskutiert wird (noch) wenig zu spüren. In den einzelnen Ländern und Regionen be- wegen sich die Abweichungen der Durchschnittswerte im Rahmen der Entwicklungen in den letzten Jahren. Dabei gibt es sowohl zunehmende als auch abnehmende Bodenpreise (Tabelle 1). Die Entwicklungstendenzen lassen sich nur schwer an bestimmten Ursachen festmachen. Geteilter Bodenmarkt Nach wie vor sind die Unterschiede zwischen den alten und den neuen Bundesländern so groß, dass man von einem – aus historischen Gründen – gespaltenen Bodenmarkt sprechen kann. Im Kartenbild auf Seite 17 wird die bereits lang andauernde Differenzierung der Bodenpreise in den Werten für 2006 erneut deutlich. Gebiete mit hohen Preisen finden sich im Nordwesten (Nordrhein-Westfalen) und im Südosten (Bayern), während für die ostdeutschen Länder deutlich niedrigere Bodenpreise ausgewiesen werden. Allerdings verzeichnen die Statistiker auch für die alten Länder im Norden und in einem Streifen vom Saarland bis Thüringen niedrigere Bodenpreise. Diese sind allerdings immer noch doppelt so hoch wie die Tabelle 1: Kaufwerte für landwirtschaftliche Grundstücke zum Verkehrswert (ohne Gebäude und Inventar) Land Veräußerte FdlN –––––––––––– 2005 2006 ha ha Baden-Württemberg Bayern Brandenburg Hessen Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz Saarland Sachsen Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein Thüringen Neue Länder Früheres Bundesgebiet Deutschland 3.276 4.708 18.280 2.163 17.194 14.724 4.742 2.945 408 4.707 12.871 5.582 5.104 58.157 38.549 96.705 –x EMZ 3.745 5.570 18.022 1.788 17.919 14.783 4.319 3.848 389 5.489 9.832 5.356 6.218 57.479 39.796 97.275 1 beschränkte Aussagekraft, da kein gewichteter Durchschnitt 16 Neue Landwirtschaft 9 · 2007 2006 in 100 –x Kaufwert –––––––––––––––––––––––––––––– –x 2000-051 2006 Entwicklung 2006 –x 2000-051 2005 €/ha FdlN 50,0 47,3 32,8 48,9 38,6 42,7 50,2 43,7 40,1 45,2 61,1 46,0 47,3 42,2 45,6 43,6 18.867 23.599 2.620 13.293 4.118 13.808 26.314 9.525 8.858 4.058 4.534 11.653 4.500 3.866 16.565 9.179 19.169 24.294 2.729 13.441 4.618 13.170 25.973 8.788 9.031 4.110 5.198 11.031 4.279 4.040 15.941 8.909 Quelle: Statistisches Bundesamt 2007 = 100 101,6 102,9 104,2 101,1 112,2 95,4 98,7 92,3 101,2 101,3 114,7 94,7 95,1 104,5 96,2 97,1 = 100 101,3 108,8 105,6 103,4 107,2 99,5 100,4 102,8 103,7 99,9 97,2 89,9 103,5 101,9 100,7 102,5 Durchschnittspreise in den ostdeutschen Ländern. Spitzenwerte bei den Preisen für Flächen der landwirtschaftlichen Nutzung (FdlN) wurden 2006 z. B. mit 33.058 €/ha im Regierungsbezirk Niederbayern, 32.415 €/ha in Düsseldorf und 30.142 €/ha in Oberbayern erzielt. Die Durchschnittswerte in einzelnen Kreisen überschreiten dabei auch die 45.000 €-Grenze. In diesen drei Regierungsbezirken wurden 2006 zusammen aber nur 2.739 ha verkauft. In Brandenburg dagegen, wo mit durchschnittlich 2.729 €/ha bei Verkehrswertverkäufen weniger als ein Zehntel der genannten Spitzenpreise erzielt wurden, wechselten immerhin 18.022 ha FdlN zum Verkehrswert und dazu noch 6.254 ha zum begünstigten EALG-Preis (–x 1.663 €/ha) den Besitzer. In Mecklenburg-Vorpommern waren das mit 17.194 ha zum Verkehrswert und 5.928 ha nach EALG fast ebenso viel. Erzielt wurden dabei 4.618 bzw. 2.659 €/ha FdlN. Wie Tabelle 1 zeigt, ist die Entwicklung in den Ländern unterschiedlich. Sowohl im Vergleich zum Vorjahr als auch zum Durchschnitt der letzten Jahre (2000 bis 2005) steigen die Preise vor allem in den ostdeutschen Ländern, während sie in den alten Ländern mehrheitlich sinken bzw. wie in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen im Durchschnitt leicht steigen. Nur Bayern verzeichnete von den alten Ländern im Vergleich zum Vorjahr einen deutlicheren Anstieg von fast 9 %, Schleswig-Holstein dagegen mit rund 10 % minus den größten Rückgang zu 2005. Ähnliche Jahresschwankungen sind in den letzten Jahren durchaus normal. Bodenmarkt reagiert träge Der Bodenmarkt reagiert auf veränderte Rahmenbedingungen recht langfristig und träge. Durch Verkäufe ist im alten Bundesgebiet im Normalfall in einem Jahr für weniger als 0,5 % der Fläche eine veränderte Preisorientierung möglich. Das heißt, bemerkenswerte Änderungen sind bestenfalls regional eng begrenzt – auch kurzfristig – spürbar und werden durch andere Tendenzen im statistischen Mittel wieder verdeckt. Auch der Anstieg der gehandelten Flächen im Vergleich zu den Vorjahren ist 2006 nicht ungewöhnlich gewesen. ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ unter 4.000 4.000 bis unter 7.000 7.000 bis unter 10.000 10.000 bis unter 13.000 13.000 bis unter 16.000 16.000 bis unter 19.000 19.000 bis unter 22.000 22.000 bis unter 25.000 25.000 bis unter 28.000 28.000 und darüber Für Niedersachsen sind die Angaben nach Regierungsbezirken nur für 2005 verfügbar. Der durchnittliche Kaufwert für das Land Niedersachsen betrug 2005 13.326 €/ha und war 2006 mit 13.170 €/ha nur leicht gesunken. NL-Grafik, Quelle: Statistisches Bundesamt Karte: Kaufwerte von Flächen der landwirtschaftlichen Nutzung (Mittelwerte für Länder- bzw. Regierungsbezirke) im Jahr 2006 Etwas anders ist das in den neuen Bundesländern, wo immerhin jährlich rund 1,5 % der Agrarflächen den Besitzer wechseln. Eine historische Besonderheit ist hier, dass mit der BVVG ein einzelner Anbieter einen größeren Flächenanteil verkauft. Von den 2006 insgesamt gehandelten 83.049 ha FdlN hat die BVVG zwei Drittel verkauft, davon mehr als 25.000 ha zu vergünstigten Preisen (–x 2.584 €/ha FdlN). Hinzu kommt, dass der hohe Pachtanteil in den neuen Ländern (rund 80 %) für eine zusätzliche Dynamik am Bodenmarkt sorgt. Die Pachtpreise steigen schon seit geraumer Zeit schneller als die Bodenpreise und der Pachtmarkt ist generell flexibler als der Kaufmarkt. Aus den genannten Gründen sind Auswirkungen veränderter Rahmenbedingungen auf den Bodenmarkt sicher zuerst am ostdeutschen Teilmarkt zu erkennen. Anzeichen für mehr Dynamik ▲ Auch wenn nicht mit kurzfristigen und schnellen Veränderungen am Bodenmarkt zu rechnen ist, die derzeitigen, weitreichenden Veränderungen in den Rahmenbedingungen für die Bodennutzung werden sich – wenn sie wie erwartet längerfristig sind – am Bodenmarkt in mehr Bewegung mit vor al- Neue Landwirtschaft 9 · 2007 17 NL Agrarstruktur 18 Neue Landwirtschaft 9 · 2007 Tabelle 2: Verkaufte Fläche und Erlöse des Verkaufes von landwirtschaftlichen Flächen durch die BVVG 2004 bis 2006 Jahr 2004 2005 2006 Verkäufe zum Verkehrswert ––––––––––––––––––––––––––– Flächen Erlöse Erlöse je ha ha 1.000 Euro Euro 23.222 96.490 4.155 25.526 109.068 4.273 28.936 128.373 4.437 Verkäufe nach EALG –––––––––––––––––––––––––––– Flächen Erlöse Erlöse je ha ha 1.000 Euro Euro 38.445 88.388 2.299 23.732 60.109 2.533 26.169 68.284 2.609 Quelle: BVVG Erholungszwecke tritt eine weitere Verknappung der Flächen ein. Derzeit beträgt der Flächenverbrauch mehr als 100 ha pro Tag (!) und soll bis 2020 auf 30 ha gesenkt werden, führt aber auch dann noch zu einer ständigen Flächenverknappung. Die genannten Entwicklungen sind eng miteinander verflochten und dürften sich in ihren Wirkungen in der Tendenz gegenseitig eher verstärken als aufheben. Teilweise werden sie über die Weltmarktbeziehungen abgepuffert, zum Teil aber auch extrem verstärkt. Das Fazit heißt also: Die Weichen sind in Richtung wachender Dynamik der Bodenmärkte gestellt. Vorherrschend dürften dabei höhere Flächenumsätze und steigende Preise sein. Gleichzeitig wächst der Pachtanteil vor allem in den alten Bundesländern. Diese Tendenzen sind derzeit übrigens auch in vielen anderen alten und vor allem in den neuen EU-Ländern, aber auch in den USA zu beobachten. Der Pachtmarkt ist dabei nur bedingt mit dem Kaufmarkt verbunden. 2005, bei der letzten bundesweiten Pachtpreiserfassung (siehe Bodenmarkt 2, S. 53 ff.) lagen die durchschnittlichen Pachtpreise in den alten Ländern bei 227 €/ha und in den neuen Ländern bei 119 €/ha. Das sind 1,4 bzw. 3 % des ausgewiesenen durchschnittlichen Kaufwertes. Die Pachtpreise steigen seit längerer Zeit, im Mittel allerdings recht moderat. Spannend ist, ob sich die Berichte über z.T. exorbitante Pachtpreisabschlüsse im Zusammenhang mit Flächen für nachwachsende Energie auch in den Pachtpreisstatistiken für 2007 niederschlagen. Besondere Rolle der BVVG Eine besondere Rolle am Bodenmarkt spielt – wie bereits erwähnt – die BVVG Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH. Immer stärker steht ein möglichst gutes finanzielles Ergebnis für den Bodeneigentümer Bundesrepublik im Focus der Anstrengungen des größten Agrarim- mobilien-Verwalters in Deutschland. Mit ihren umfangreichen Verkäufen und den Neuverpachtungen bzw. Pachtvertragsverlängerungen übt die BVVG großen Einfluss auf die Entwicklung am ostdeutschen Teilmarkt aus. Das trifft zum einen für die Verkehrswertverkäufe aber auch für die Entwicklung der Pachtpreise zu. Wie aus Tabelle 2 ersichtlich, steigen die Preise sowohl für die BVVG-Verkehrswertverkäufe als auch für die begünstigten Verkäufe nach dem EALG. Der Durchschnittspreis der Verkehrswertverkäufe der BVVG war 9 % höher als der von der Statistik ausgewiesene Preis für alle Verkäufe in Ostdeutschland. Die BVVG begründet die steigenden Preise vor allem mit der Entwicklung am ostdeutschen Bodenmarkt selbst. Sie beobachtet eine deutlich anziehende Nachfrage nach ihren Flächen und vermeldet von Ausschreibungen unerwartet hohe Angebote. Für das erste Halbjahr 2007 berichtet sie von einem Durchschnittspreis der schon wieder 9,5 % höher ist, als der für 2006 ermittelte Preis. Die BVVG sah sich durch diese Entwicklung auch veranlasst, eine Anpassung der Methode zur Preisfindung bei begünstigten EALG-Verkäufen vorzunehmen. So werden jetzt bei Vorliegen von mindestens drei vergleichbaren Ausschreibungsergebnissen mit einem Marktwert von 20 % über den Regionalen Wertansätzen, höhere Preise angeboten. Begründet wird das mit der Gefahr, durch nicht dem Marktgeschehen entsprechende Verkehrswerte die EU-Förderobergrenze zu überschreiten. Der Nebeneffekt für die BVVG und vor allem für den Bundesfinanzminister besteht natürlich in den damit zu erzielenden zusätzlichen Einnahmen. Es erübrigt sich, hinsichtlich dieser Ent- Lesetipp: Boden markt 2 Einschätzungen, Analysen und Statistiken zu deutschen und europäischen Bodenmarkt Bestellungen: www.NeueLandwirtschaft.de ▲ lem steigenden Preisen niederschlagen. Welche Anzeichen sind es insbesondere, die auf eine höhere Dynamik auch in diesem besonderen Markt hinweisen? ● Die Tendenz steigender Preise für Agrarprodukte, zuerst für die pflanzlichen Rohstoffe, dann für Milch, und schließlich sicher auch für andere tierische Erzeugnisse, führen zu wachsender Rentabilität und damit zu größeren Spielräumen auch am Bodenmarkt. Einerseits wecken die öffentlichen Diskussionen um höhere Agrarrohstoff- und Lebensmittelpreise bei den nicht selbst wirtschaftenden Bodeneigentümern (oft überhöhte) Erwartungen hinsichtlich von Pachtund gegebenenfalls auch Bodenpreisen. In den Preisverhandlungen bleibt davon sicher „etwas hängen“. Andererseits müssen Landwirte angesichts wachsender Konkurrenz die neuen Spielräume durch höhere Rentabilität auch für die Flächensicherung über Preiszuschläge nutzen. ● Die zusätzlichen Flächenanforderungen der Produktion von Rohstoffen für die Gewinnung von Bioenergie wirken sich vor allem über die gesteigerte Nachfrage auf die Pacht- und Bodenpreise aus. Bei Biogas kommt es besonders dort, wo außerlandwirtschaftliche Betreiber auf der Grundlage von zugekauften Agrarrohstoffen Energie erzeugen, zu Auswirkungen direkt im Territorium. Bei Biodiesel und Bioethanol dürfte die allgemeine Preissteigerungstendenz über den Weltmarkt größere Wirkungen auf die Bodenpreise haben als der direkte Rohstoffabfluss aus dem Territorium. Allerdings setzt die – durch Subventionen gestützte – Wirtschaftlichkeit der Bioenergierzeugung Grenzen für Preissteigerungen. Bei bisher bekannt gewordenen extremen Boden- und Pachtpreissteigerungen handelt es sich um Einzelfälle. Zudem wirken die Freigabe stillgelegter Flächen und die erwartete Abschaffung der Stilllegung nachfragedämpfend. ● Auch der Bioboom trägt zu einer Flächenverknappung bei. Für die Erzeugung der gleichen Menge an Nahrungsmitteln wird bedeutend mehr Fläche gebraucht. Bei zunehmender Professionalisierung des Bioanbaus ist damit zu rechnen, dass sich die höheren Flächenanforderungen auch in steigenden Bodenpreisen niederschlagen. ● Durch die Inanspruchnahme von landwirtschaftlichen Flächen für Infrastruktur, Siedlungen, Gewerbegebiete und für Naturschutz- und Neue Landwirtschaft 9 · 2007 19 NL Agrarstruktur Eugen Roth verstorben Am 31. Juli 2008 ist der Thüringer Landwirt Eugen Roth im Alter von 66 Jahren gestorben. Eugen Roth war ein geachteter Mann. Er hat mit seinem geradlinigen Leben und seinem Engagement tiefe Spuren hinterlassen. Ein solcher Mensch ist nur schwer zu ersetzen. In seinem Heimatdorf Töttelstädt vor den Toren von Erfurt war Eugen Roth Bürgermeister, Abgeordneter im Erfurter Stadtparlament, Sportförderer und Hobbyarchitekt. Er leitete die Agro-Agrarprodukte und Handels GmbH & Co. KG, in deren Entwicklung aus der von ihm geleiteten LPG er viel Kraft investierte. „Original Töttelstädter“ ist heute ein Markenzeichen für hochwertige Agrarprodukte aus Thüringen. Eugen Roth hat sich immer auch über seine Heimatgemeinde und seinen Betrieb hinaus für die Entwicklung der Landwirtschaft und des ländlichen Raumes eingesetzt. Als Mitglied der Präsidien des DDRBauernverbandes und des 1990 neu gegründeten Genossenschaftsverbandes der LPG und GPG hatte Eugen Roth einen großen Anteil daran, dass die ostdeutschen Agrarunternehmen einen geachteten Platz in der gesamtdeutschen Landwirtschaft gefunden haben. Als Vizepräsident des Thüringer Bauernverbandes und in zahlreichen weiteren Ehrenämtern prägte er den Weg der ostdeutschen Landwirtschaft maßgeblich mit. Auch die Neue Landwirtschaft hat mit Eugen Roth einen guten Freund, aufrechten Partner und klugen RatNL geber verloren. 20 Neue Landwirtschaft 9 · 2007 wicklungen die Frage nach Huhn und Ei zu stellen. Sicher treiben die verschiedenen Faktoren (steigende Nachfrage, relativ niedriges Ausgangsniveau, Ausschreibungen der BVVG, Preisanpassungen bei EALG-Verkäufen) den Bodenpreis auf dem ostdeutschen Teilmarkt wechselseitig nach oben. Anzumerken bleibt allerdings auch, dass das vor allem für Regionen mit besseren Produktionsbedingungen zutrifft, während andererseits für schlechtere Böden landwirtschaftlicher Nutzung die Preise derzeit eher weiter sinken als steigen. Auswirkungen der besonderen Dynamik auf ostdeutschen Bodenmärkten sind allerdings auf Teilmärkte außerhalb der neuen Länder nicht festzumachen. Auch wenn Landwirte aus den alten Bundesländern die Möglichkeiten des günstigen ostdeutschen Bodenmarktes, besonders auf besseren Standorten, in Grenznähe oder am alten Familiensitz, genutzt, bzw. Alteigentümer die Entschädigungs- und Ausgleichmöglichkeiten in Anspruch genommen haben, ist davon auf ihren Herkunftsmärkten nichts zu spüren. Gegenströmungen am Bodenmarkt Es gibt allerdings auch generell und regional wirksame Gegenströmungen zur Tendenz von Preiserhöhungen am Bodenmarkt: So sind die derzeitigen Preise am Bodenmarkt in weiten Teilen Deutschlands aus der historischen Entwicklung heraus zum Teil deutlich überhöht. Hier bestehen auch bei steigenden Agrarpreisen kaum noch ökonomisch begründete Möglichkeiten für Boden- und Pachtpreissteigerungen, im Gegenteil. Auch in dieser Richtung ist der Bodenmarkt allerdings träge. Er verharrt auf hohen Preisen, auch wenn die Rentabilitätsverhältnisse diese längst nicht mehr rechtfertigen. Zum Ausgleich für den Preisverfall gewährte Stützungen fließen über hohe Preise zu einem großen Teil an die Bodeneigentümer. Der mit der Agrarreform von 2003 vollzogene Paradigmenwechsel hin zur Stützung der Bewirtschafter und seine Bestätigung durch die Gerichte hat am Bodenmarkt noch zu keinen spürbaren Veränderungen geführt. Die mit einer Dynamisierung am Bodenmarkt verbundene Tendenz hin zu größeren Verkaufs- und Pachtlosen führt zu sinkenden Durchschnittspreisen. Die kleinen Ergänzungsflächen von 0,1 bis 0,25 ha kosteten in den alten Bundesländern 2006 durchschnittlich 22.478 €/ha FdlN, bei Käufen von 5 ha und mehr waren dagegen 15.002 €/ha zu zahlen. Auch größere Handelsmengen dürften mit niedrigeren Durchschnittspreisen je Hektar verbunden sein. Außerdem ist langfristig damit zu rechnen, dass mit dem weiteren Strukturwandel größere und betriebswirtschaftlich besser geleitete Agrarunternehmen den Bodeneigentümern gegenüber treten und ihre ökonomischen Interessen besser durchsetzen können. Ihnen geht es nicht um die niedrigsten sondern um ökonomisch gerechtfertigte Marktpreise mit denen ● eine Gewinnerwirtschaftung des Agrarunternehmens, ● die langfristige Sicherung der Betriebsgrundlagen und ● eine angemessene Verzinsung des Bodeneigentums gleichermaßen gesichert werden. Zusammenfassung Der Produktionsfaktor Boden wird langfristig teurer. Das ergibt sich aus den Preisentwicklungen für Agrarprodukte und der steigenden Nachfrage nach Boden bei sinkendem Angebot. Auch gibt es Anzeichen dafür, dass der relativ starre Bodenmarkt an Dynamik gewinnt. Dynamisierung des Bodenmarktes bedeutet offensichtlich auch eine weitere Differenzierung zwischen und innerhalb der Teilmärkte, aber auch ein Abschleifen historisch begründeter Unterschiede, die heute keine ökonomische Grundlage mehr haben. Allerdings ist, wie Kenner des Bodenmarktes immer wieder betonen, beim Bodenkauf und -verkauf auch ein großes Stück Psychologie mit im Spiel. Das macht ökonomisch-rationale Erklärungen oft schwer. Der Bodenmarkt ist kein Markt wie alle anderen. Und das liegt nicht nur an der territorialen Bindung der Flächen sondern auch an Emotionen von EigenNL tümern und Nutzern. (bö) Wir sind an Ihren Erfahrungen und Meinungen zum Bodenmarkt sehr interessiert. Schreiben Sie uns! Neue Landwirtschaft Berliner Str. 112A, 13189 Berlin E-Mail: [email protected] Für Abonnenten der Neuen Landwirtschaft und der Briefe zum Agrarrecht bieten wir im Exklusivbereich unseres Internetauftrittes umfangreiche Informationen zum Bodenmarkt. www.Bodenmarkt.info
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