Sicherheitskultur: Wie sich Kultur auf Sicherheit - Arbeitshygiene

Arbeitssicherheit
Toni Wäfler*
Diana Hornung
Sicherheitskultur:
Wie sich Kultur auf Sicherheit
auswirkt
Sicherheit hängt nicht nur davon ab,
wie zuverlässig Prozesse und Technologien funktionieren. Eine ganz entscheidende Rolle spielt auch der
Mensch. Er kann mit seinem Verhalten die Sicherheit gewährleisten oder
gefährden.
einzelner Mitarbeiter bestrebt sein,
den Sicherheitsschutz kontinuierlich
zu optimieren.
Damit wird die Sicherheitskultur zu einer wichtigen Einflussgrösse. Denn
das menschliche Verhalten ist nicht
nur beeinflusst von Wissen und Können. Beides kann man mit guter Ausbildung optimieren. Das Verhalten ist
auch beeinflusst durch die Einstellung
eines Menschen. Und diese Einstellung
wiederum wird vom Unternehmen
geprägt.
In jedem Unternehmen gibt es vorherrschende Wertvorstellungen. Das
Set dieser Wertvorstellungen macht
die Sicherheitskultur aus. Es prägt das
Verhalten der Unternehmensangehörigen aller Hierarchiestufen, vom TopManagement bis zum einzelnen Mitarbeiter. Steckt im Kern dieser Wertvorstellungen beispielsweise das Motto
«Wen kümmert’s schon, solange man
nicht erwischt wird», dann wird man
sich nicht an Sicherheitsvorschriften
halten, solange dieser keiner überprüft. Man hat also die Einstellung,
dass Vorschriften eigentlich Schikanen
sind, die man nicht für sich, sondern
für den Inspektor einhalten muss.
Dies prägt dann das Verhalten des
Top-Managements gegenüber der
Aufsichtsbehörde genauso wie das
Verhalten des einzelnen Mitarbeiters
gegenüber dem SiBe. Herrscht hingegen die Einstellung vor «Die Einhaltung von Sicherheitsvorschriften dient
unserem eigenen Schutz», so wird
man als Unternehmen wie auch als
4/11
Beide beschriebenen Wertvorstellungen sind vereinfachende Extreme. Sie
zeigen aber, wie sich Einstellung auf
sicheres Verhalten auswirkt. In der
Praxis sind diese Einflüsse oft grösser,
als objektives Wissen. Deshalb ist es
so schwierig, Mitarbeiter mittels
Schulung von der Notwendigkeit bestimmter Massnahmen zu überzeugen. Solange die Schulung der vorherrschenden Sicherheitskultur nicht
entspricht, wird sie nicht überzeugen.
Es ist daher entscheidend, dass neben
Schulung immer auch Entwicklung
von Sicherheitskultur stattfindet.
Sicherheit inhärent erhöhen
zwischen Produktion und
Protektion
Zum Sicherheitsmanagement der
Swiss gehören die vorausschauende
Evaluation von Ereignissen und Unfällen und die Reaktion auf neue Beinahe- und Unfälle, wie Marco Müller,
Head of Operations Safety Assurance
und Pete Steinmann, Head of Quality
and Risk Management aus dem Blickwinkel des Fluggeschäfts erläuterten.
4 Pfeiler gehören zur Sicherheitskultur. Es sind dies, die Informationen
zu nutzen und auszuwerten, gerecht
zu sein und daraus zu lernen.
Dazu bedient man sich vieler Sicherheitselementen wie Flug- und Datenauswertung, Rapporten aus Kabine,
Technik und Bodenpersonal, Checklisten, vertraulichen und anonymen Berichten, Risikomanagement, Diskussionen, Feedbacks und Seminaren.
Man legt in Gruppensituationen Wert
auf Diversität der Gruppenzusammensetzung, Unabhängigkeit der
Gruppenmitglieder, Meinungen werden nicht gewertet und zählen für
sich, achtet auf Warnungen (Verdienst vor Sicherheit?, Stoppuhrmentalität?), falsch verstandenener Kommunikation, Müdigkeit, altersbedingten Fehlerquellen, passt die Selektionskriterien an und übt gefährliche
oder unübliche Situationen. Dies alle
um Geld zu verdienen, aber auf eine
für alle Beteiligten sichere Art und
Weise.
Jede Person muss die Frage nach Verantwortung und Kompetenz immer
wieder beantworten und auch danach
handeln.
* Prof. Dr. Toni Wäfler ist Dozent an der Hochschule für Angewandte Psychologie der FH
Nordwestschweiz. Er arbeitet in Projekten
gemeinsam mit der Industrie (z. B. Kernkraftwerke, Luftfahrt) an Massnahmen zur
Förderung menschlicher Zuverlässigkeit.
Kontakt: [email protected]
Bin ich kompetent?
Ja
Nein
Bin ich verantwortlich?
Ja
Entscheid, Aktion
Delegation
Nein
Intervenieren
Reden
Mentales Interventionsmodell