Wie Christen in der Justiz auf vielfältige Weise - Christ und Jurist

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N AC H R IC H T E N
Wie Christen in der Justiz auf vielfältige Weise Flagge zeigen
RECHTSWESEN Erstmals veranstaltete „Christ und Jurist“ einen öffentlichen Kongress, an dem rund 180
Rechtsgelehrte in Frankfurt am Main teilnahmen.
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Warum gegen Piratenaktion kein Widerstand?
Simon verwies auf Versuche der Partei „Die Piraten“, das Tanz­
verbot an Karfreitag zu kippen. Sie hatte dazu Eil-Anträge an das
Bundesverfassungsgericht gerichtet, die jedoch für unzulässig er­
klärt wurden. Simon bedauerte, dass die Reaktionen der Christen
auf die Initiative der Piraten kaum zu vernehmen gewesen seien.
Für ihn unterscheidet sich das Christentum von anderen Weltre­
ligionen durch die Feindesliebe, die Christus gelebt habe. Wäh­
rend Ehebruch im Alten Testament mit dem Tode bestraft werden
sollte, habe Jesus die zu ihm gebrachte Ehebrecherin nicht verur­
teilt. Simon: „Allein die Liebe kann Gerechtigkeit hervorbringen.“
Gerechtigkeit erhöht ein Volk
Der Neutestamentler Prof. Hans-Joachim Eckstein (Tübingen)
rief dazu auf, sich an der Gerechtigkeit Jesu Christi zu orientieren.
Sie gehe nicht von der Illusion eines unschuldig geborenen Men­
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3 Juristen: Landau (l.), Simon, Menges (r.) & Theologe Eckstein (2. v. r.)
schen aus, sondern zeige den Weg zur Gerechtigkeit gerade für
schuldig Gewordene – durch Gottes Erbarmen. Wenn Christen
nach biblischem Vorbild als „Friedensstifter“ und „Barmherzige“
tätig seien, wirkten sie „wie das Salz und wie das Licht in der Nacht“.
Dann werde in der Gesellschaft etwas sichtbar von der biblischen
Wahrheit „Gerechtigkeit erhöht ein Volk!“ (Sprüche 14,34). Der
Richter am Bundesverfassungsgericht, Prof. Herbert Landau
(Karlsruhe), unterstrich die Bedeutung der Menschenwürde, die
ihre Grundlagen im Judentum und Christentum habe. Er bedau­
erte, dass sie Bürgern in islamischen Staaten und kommunistischen
Diktaturen vorenthalten werde. Zur Aufgabe des Staates gehöre es
auch, für den Schutz des Lebens am Anfang und Ende einzutreten.
Für Gerechtigkeit auf Erden
Der Vorsitzende Richter am Hessischen Landesarbeitsgericht in
Frankfurt, Peter Gegenwart, ermunterte Christen, sich für gerechte­
re Lebensverhältnisse zu engagieren: „Gottes Willen ist, dass auch
hier auf Erden Gerechtigkeit geschieht. Dafür setze ich mich ein.“
Bei Gerichtsverhandlungen bitte er Gott vor Sitzungen um Weisheit
und Erkenntnis: „Ich beziehe Gott so in die Verhandlung ein.“
Wie Juristen in Ruanda halfen
Der südafrikanische Rechtsanwalt Dieter M. Achtzehn (Durban)
sagte, jeder Mensch habe das Recht, „frei von Unterdrückung
und Knechtschaft zu leben“. Er war von 2007 bis 2010 Direktor der
Menschenrechtsorganisation „International Justice Mission“ im
ostafrikanischen Ruanda. Dort habe er zusammen mit Kollegen
rund 150 Menschen geholfen, denen Land unrechtmäßig wegge­
nommen wurde oder die Opfer sexuellen Missbrauchs wurden.
Ein Kontaktnetz von 700 Juristen
Der Kongress wurde in Zusammenarbeit mit der Deutschen
Evangelischen Allianz, der hessen-nassauischen Kirche und dem
katholischen Bistum Limburg veranstaltet. „Christ und Jurist“ be­
steht seit 1997. Die Vereinigung hat Kontakt zu rund 700 Juristen.
Vorsitzender ist der Rechtsanwalt Patrick Menges (München). P
b 0 69 7950060 • www.christ-jurist.de
Foto: idea/Rösler
ie waren sich darin einig, in der Gesellschaft stärker Flagge
zu zeigen. „Es wurde höchste Zeit, dass christliche Juristen an
die Öffentlichkeit gehen“, sagte der Präsident der Rechtsanwalts­
kammer Frankfurt am Main, Prof. Lutz Simon. „Wir brauchen uns
unseres Glaubens nicht zu schämen.“ Das Christentum habe Euro­
pa und große Teile der Welt geprägt und präge sie nach wie vor.
Allerdings bedeute heute Toleranz gegenüber Vertretern anderer
Religionen oder Atheisten häufig, die eigene Position aufzuge­
ben. Das sei ein falsches Verständnis des christlichen Glaubens.
19.2012