Was tut UNICEF in Afghanistan

Projektbericht
UNICEF-Nothilfe für die Kinder in Afghanistan
September 2001 – Juni 2002
UNICEF Österreich, Info-Center, Hietzinger Hauptstraße 55, 1130 Wien, T: 01/879 21 91; F: 01/879 21 919;
[email protected]
www.unicef.at
PSK: 15 16 500
Bereits vor dem 11. September 2001 gehörte Afghanistan zu den ärmsten Ländern der Welt.
Nach 22 Jahren Krieg und Bürgerkrieg sowie einer seit drei Jahren anhaltenden Dürre
wachsen die Kinder unter so schwierigen Bedingungen auf wie sie sonst nur in einigen
afrikanischen Ländern südlich der Sahara zu finden sind. Jedes vierte Kind stirbt vor
seinem fünften Geburtstag. Die Hälfte der Kinder ist mangelernährt, nur ein Drittel wird von
Impfprogrammen erreicht. Zum Zeitpunkt der Anschläge in den USA suchten bereits eine
Million Menschen Nahrung und Schutz in Flüchtlingslagern innerhalb Afghanistans, die
meisten von ihnen Frauen und Kinder. Weitere drei Millionen afghanische Flüchtlinge leben
zum Teil schon seit vielen Jahren in den Nachbarländern.
UNICEF leistet seit 1949 in Afghanistan Entwicklungs- und Nothilfe und stützt sich dabei
auf ein breites Netzwerk von lokalen Ansprechpartnern, Einrichtungen und NGOs.
Schwerpunkte sind die Gesundheits- und Wasserversorgung, Bildungsprogramme für Buben
und Mädchen sowie der Kampf gegen die chronische Mangelernährung von Kindern.
UNICEF
unterstützt
seit
Jahren
auch
die
Versorgung
afghanischer
Familien
in
Flüchtlingslagern. Ein weiterer Schwerpunkt sind Information und Aufklärung über Minen
sowie Hilfe für die kleinen Minenopfer.
Ende September gingen die Vereinten Nationen davon aus, daß in Afghanistan rund 7,5
Millionen Menschen auf Hilfe von außen angewiesen waren, darunter 1,5 Millionen Kinder
unter fünf Jahren. UNICEF hat deshalb eine der größten Hilfsaktionen der vergangenen
Jahre gestartet, um die Kinder und ihre Familien vor Einbruch des Winters mit dem Nötigsten
zu versorgen.
UNICEF-Hilfe in Afghanistan seit September 2001
Nach dem 11. September mussten alle internationalen Helfer Afghanistan verlassen. 70
afghanische UNICEF-Mitarbeiter hielten an fünf Standorten in Zusammenarbeit mit örtlichen
Behörden, NGOs und Einrichtungen die UNICEF-Programme aufrecht. So wurden zum
Beispiel weiter Medikamente an Gesundheitsstationen und Krankenhäuser verteilt und der
Bau von Brunnen für die ärmsten Menschen in den Dürregebieten unterstützt. Ende
September und Anfang November fanden mit Unterstützung von UNICEF und tausenden
freiwilligen Helfern landesweite Impftage gegen Kinderlähmung statt. Für die Impfaktion vom
6. bis 8. November stellte UNICEF fünf Millionen Polio-Impfeinheiten und Materialien zum
Aufbau einer Kühlkette zur Verfügung. Gleichzeitig erhielten die Kinder Vitamin-A zur
Stärkung der Abwehrkräfte.
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Trotz der sich zusehends verschlechternden Sicherheitslage, dem weiteren Verfall der
öffentlichen Ordnung, der Bombenangriffe durch die USA und dem Vormarsch der NordAllianz gelang es UNICEF, über 200 Lastwagenkonvois mit Hilfsgütern ins Land zu
bringen und zu verteilen, darunter:
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Medikamente zur Grundversorgung für 2 Millionen Menschen
therapeutische Zusatznahrung für 300.000 mangelernährte Kinder
mehr als 800.000 Decken für Kinder
über 730.000 Pullover und Jacken für Kinder
500.000 Winterstiefel, Socken und Schuhe für Kinder
40.000 Matratzen, Plastikplanen sowie 17.000 winterfeste Zelte für
Flüchtlinge
• Trinkwasser und sanitäre Anlagen für über 500.000 Menschen
• „Schulen in der Kiste“ für 70.000 Kinder sowie Spielzeug für
Flüchtlingskinder.
Logistische Basen in den Nachbarländern
Diese Hilfslieferungen waren möglich, weil UNICEF in den Nachbarländern Pakistan, dem
Iran, Turkmenistan, Tadschikistan und Usbekistan logistische Basen eingerichtet hat.
Hilfsflüge aus dem zentralen UNICEF-Warenlager in Kopenhagen brachten hunderte Tonnen
Überlebensgüter in die Krisenregion.
Besonders wichtig war die Einrichtung eines „humanitären Brückenkopfes“ durch die
Vereinten Nationen im Süden Usbekistans. Von Termez aus ging am 14. 11. 2001 erstmals
eine Fähre mit UNICEF Hilfsgütern wie Winterkleidung, Wasserkanistern und Decken über
den Amu-Daria-Fluß nach Nord-Afghanistan. Von hier aus wurde dann die Versorgung der
notleidenden Bevölkerung im von den Auswirkungen der Dürre besonders betroffenen
„Hungergürtel“ in Nord-Afghanistan organisiert.
Mitte November 2001 kehrten die internationalen UNICEF-Mitarbeiter wieder
nach Afghanistan zurück.
Die UNICEF-Büros in Afghanistan waren somit wieder voll einsatzfähig.
UNICEF-Impfkampagnen
Jedes Jahr sterben in Afghanistan rund 35.000 Kinder an Masern. Mangelernährte Kinder
sind besonders bedroht. UNICEF führt deshalb zusammen mit anderen Organisationen eine
landesweite Impfkampagne gegen Masern durch. Bis zum Sommer 2002 sollen rund neun
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Millionen Kinder erreicht werden – Ende Juni waren es schon über 6 Millionen Kinder.
Allein in Kabul und Umgebung wurden im Januar über 500.000 Kinder geimpft. Mullahs
riefen von den Dächern der Moscheen mit dem Megaphon die Bevölkerung auf, ihre Kinder
zum Impfen zu bringen. In den Moscheen bildeten sich lange Schlangen von Kindern.
Mitglieder der Impfteams gingen von Haus zu Haus, um Familien anzusprechen. UNICEF
stellt für die Kampagne die Impfstoffe sowie Materialien zum Aufbau der Kühlkette zur
Verfügung. Weiters wurden in den vergangenen Monaten mehr als 8 Millionen Kinder gegen
Kinderlähmung geimpft.
Zurück in die Schule!
Armut und der jahrzehntelange Bürgerkrieg haben
dazu geführt, daß ganze Generationen afghanischer
Kinder nicht die Schule besuchen konnten. In den
vergangenen Jahren wurden lediglich 32 Prozent
der Buben und acht Prozent der Mädchen in
Afghanistan eingeschult.
Unter den Taliban brachen die noch existierenden Überreste des Bildungssystems
zusammen. Eine Ursache war das Berufsverbot für Frauen. Bis Mitte der 90er Jahre waren
nämlich 80 Prozent der Lehrkräfte an Grundschulen auf dem Land Frauen. Oft waren die
Schulen seit Jahren geschlossen.
UNICEF startete zusammen mit der afghanischen Übergangsregierung die landesweite
Kampagne "Zurück in die Schule". Am 23. März öffneten 3.000 Schulen ihre Tore. Viele
Kinder betraten zum erstenmal seit sechs Jahren wieder ein richtiges Klassenzimmer. Statt
der ursprünglich erwarteten 1,8 Millionen Kinder erhalten heute 3 Millionen Mädchen
und Buben wieder Unterricht. 51.000 Lehrerinnen und Lehrer unterrichten wieder.
UNICEF stellte bis jetzt für diese Kampagne 7 Millionen Schulbücher, 8 Millionen
Schreibhefte, 18.000 Schiefertafeln, 60.000 Schulsets und 10.000 Schulen in der Kiste zur
Verfügung. Die Kampagne "Zurück in die Schule" wurde von einer landesweiten
Informations- und Aufklärungskampagne begleitet. Radiospots, Plakate, Aufkleber, Folder
und Straßentheater ermutigten Eltern dazu, ihre Kinder einzuschulen.
Hilfe für die Bebenopfer
Im März 2002 erschütterte ein verheerendes Erdbeben den Nordosten Afghanistans. Bereits
wenige Stunden danach brachte UNICEF 70 Tonnen Hilfsgüter in die besonders
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betroffenen Distrikte Nahrin und Burka. Von Mazar-i-Sharif aus starteten weitere
Lastwagen mit Kleidung, Matratzen, Zelten, Wasserkanistern sowie Hygieneutensilien. Die
Hilfslieferungen enthielten auch sogenannte „Babypakete“ für Familien mit kleinen Kindern.
Weiters wurden hochproteinhaltige Kekse an die Bevölkerung verteilt. UNICEF-Experten für
medizinische Versorgung, für Wasserversorgung und für Logistik wurden in das Krisengebiet
geschickt. In kürzester Zeit wurden auf Wunsch der Eltern zwölf UNICEF-Zeltschulen für die
Kinder errichtet und in Betrieb genommen.
Das Team von UNICEF Österreich arbeitet seit Herbst 2001
verstärkt für das Schwerpunktland Afghanistan.
Dank der österreichischen Spenderinnen und Spender
konnte UNICEF Österreich bis jetzt die Winterhilfe für afghanische Kinder und die
Schulprogramme mit
385.427,06 Euro
unterstützen. Das entspricht 5,303.591,96 Schilling.
EIN GROSSES DANKE IM NAMEN DER KINDER AN ALLE SPENDERINNEN UND
SPENDER!
UNICEF ruft weiterhin dringend zu Spenden für die notleidenden Kinder in
Afghanistan auf:
PSK 15 16 500 „Kinder in Afghanistan“
Online-Spenden: www.unicef.at/spende
UNICEF ist eine internationale Non-Profit-Organisation, die von den Vereinten Nationen 1946 gegründet wurde, um den
Kindern in Europa nach dem 2. Weltkrieg zu helfen. Heute ist UNICEF in 161 Ländern vor Ort für die Kinder im Einsatz.
UNICEF finanziert seine Arbeit ausschließlich aus freiwilligen Beiträgen.
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