Diagnostik und Sekundärprävention zerebrovaskulärer Ereignisse

Diagnostik und Sekundärprävention zerebrovaskulärer
Ereignisse – was ist gesichert? Koinzidenz mit PAVK?
Prof. Dr. med. Roman Haberl
Neurologische Klinik, Klinikum Harlaching, Städt. Klinikum München GmbH
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Die PAVK ist eine Markererkrankung für polyvaskuläres Risiko. Die Risikoerhöhung für
kardiovaskuläre Ereignisse bei Patienten in hausärztlicher Praxis ab 65 Jahre wurde in
der deutschen getABI Studie untersucht (1,2,3). Als Screening Test für PAVK wurde der
Köchel-Arm Index (ABI) verwendet. Es zeigte sich eine Risikoerhöhung für
kardiovaskuläre Ereignisse und Schlaganfall unter einem ABI von 0,9 (Tab. 1).
Tabelle 1: 1- und 5 Jahres Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und Schlaganfall in
Abhängigkeit von ABI Kategorien
ABI
Kardiovaskuläre Kardiovaskuläre Schlaganfall
Schlaganfall
Ereign. 1 Jahr
Ereignisse 5 J.
1 Jahr
5 Jahre
0,9-1,1
3
13
0,5
2
0,7-0,9
6
23
1
4
0,5-0,7
10
42
2
7
Ereigniswahrscheinlich und Mortalität sind damit ähnlich hoch bei Patienten mit PAVK
wie bei Patienten mit Diabetes mellitus (Mortalität nach 5 Jahren 10-12 %), das
Vorliegen beider Risikomarker steigert das 5-Jahres Mortalitätsrisiko auf über 25 % (4).
Auch PAVK und früherer Schlaganfall addieren sich im Risiko. Der Essen Schlaganfall
Risiko Score (ESRS) beschreibt das Schlaganfall-Rezidivrisiko nach einem Jahr und
enthält die symptomatische PAVK als Risikoitem (Tab. 2).
Tabelle 2: Rezidivrisiko nach einem Schlaganfall, Essen Schlaganfall Risiko Score
ESRS
ESRS
Punkte
Score
Risiko in
CI
REACH (5)
Kriterien
Alter 65 – 75 J.
1
0
2,6
0,00-6,18
Alter > 75 J.
2
1
3,6
2,02-5,23
Hypertonie
1
2
4,3
2,87-5,71
Diabetes
1
3
7,0
5,12-8,77
Früh
1
4
6,6
4,75-8,52
Herzinfarkt
Früh.
1
5
6,4
4,02-8,74
Schlaganf.
PAVK
1
6
6,3
2,94-9,61
Andere kardiale
1
>6
11,3
3,37-18,53
Krkh. (außer MI
und VHF)
Rauchen
1
Der ABI bei einem Schlaganfallpatienten beschreibt das Rezidivrisiko in ähnlicher Weise
wie der ESRS (Tab. 3).
Tabelle 3: Rezidivrisiko für Schlaganfall und kardiovaskuläre Ereignisse in Abhängigkeit
vom ABI
ABI
Schlaganfallrezidiv nach 1 Jahr
Kardiovask. Rezidiv
0,9-1,1
3%
4%
0,6-0,9
5%
6%
<0,6
7%
12 %
Der Sinn dieser Risikostratifizierung
liegt in der Indikationsstellung für die
medikamentöse Primär- und Sekundärprophylaxe. Die Leitlinienkommissionen
empfehlen eine Prophylaxe ab einem jährlichen vaskulären Risiko von 2 % und eine
„intensivierte Prophylaxe“ ab einem Risiko von etwa 6 %. Die Wirksamkeit des
Konzeptes der intensivierten Prophylaxe wurde in der Steno-2 Studie bei DiabetesPatienten nachgewiesen (7). Tabelle 4 stellt die Empfehlungen zur üblichen
(Schlaganfallrisiko < 6 %/Jahr) und intensivierten Schlaganfall Prophylaxe (Risiko > 6
%/Jahr) dar.
intensiviert
Weiterbehandlung
Erster Tag
Tabelle 4: Risikoadaptierte Sekundärprophylaxe des Schlaganfalls
Duplex, TCD,
LZ EKG,
Echo, MR
ASA 100 mg
Simvastatin
Makro/ Mikroang.Ursache
ESRS 0-3, ABI>0.6, PFO
Aggrenox
Atorvastatin 80 mg
Makro/ Mikroang Ursache,
ESRS > 3, ABI > 0.6
ASS 300 mg
Simvastatin
Marcumar
INR 2-3
VHF, kardialer
Thrombus
Clopidogrel
Makro/ mikroang Ursache,
ESRS > 3, PAVK
Entlassung mit normalem Blutdruck
Referenzen:
1. Atherosclerosis 2005; 178: 351-357
2. European Heart Journal 2006; 27:1743-1749
3. Stroke 2009; 40: Abstract im Druck
4. DMW 2008; 45: 2317-22
5. Stroke 2009; 40: 350-354
6. JNNP 2008; 79: 1339-1343
7. New Engl J Med 2008; 358: 580-91
Carotisoperation,
Stent
>70% Carotis Stenose