Was sucht Österreich im Weltraum? - Inatura

Was sucht Österreich im Weltraum?
Wolfgang Baumjohann
Institut für Weltraumforschung
Österreichische Akademie der Wissenschaften
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Österreichische Akademie der Wissenschaften
Institut für Weltraumforschung
Institut für Weltraumforschung
Seit fast 40 Jahren aktiv in der
Erforschung des erdnahen
Weltraums und Sonnensystems
85 MitarbeiterInnen aus 12
Nationen in 3 Abteilungen
Arbeitsgebiete:
ƒ Instrumentenbau
ƒ Erdschwerefeld
ƒ Weltraumplasmaphysik
ƒ Sonnensystemexploration
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Österreichische Akademie der Wissenschaften
Institut für Weltraumforschung
Entwickeln, bauen, testen, messen
Herausforderung:
ƒ extreme Temperaturen
ƒ energiereiche Strahlung
ƒ Schockbelastung beim Start
ƒ keine Reparaturmöglichkeit
Spezielle Testeinrichtungen:
ƒ Temperaturtestanlagen
ƒ Vakuumkammern
ƒ Magnetometerlabor
ƒ Penetrometrie-Teststand
Entwicklungsstufen:
ƒ Labormodell
ƒ Ingenieurmodell
ƒ Qualifikationsmodell
ƒ Flugmodell
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Österreichische Akademie der Wissenschaften
Institut für Weltraumforschung
25 Missionen ― 95 Instrumente
Satellitenmission
Agentur
Ziel
Start
Instrumente
Venera 13/14
Spacelab 1
VEGA 1/2
Phobos
AustroMIR
Interball
MIR
Deep Space 1
Cassini/Huygens
Equator-S
Cluster
Mars Express
IKI
ESA/NASA
IKI
IKI
ASA/IKI
IKI
IKI
NASA
NASA/ESA
DLR
ESA
ESA
Venus
Erdmagnetosphäre
Venus, Komet Halley
Mars, Phobos
Erdmagnetosphäre
Erdmagnetosphäre
Erdmagnetosphäre
Asteroid Braille, Komet Borrelly
Saturn
Erdmagnetosphäre
Erdmagnetosphäre
Mars
1981
1983
1984
1988
1991
1995
1997
1997
1997
1998
2000
2003
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z
DoubleStar
Rosetta
Venus Express
COROT
STEREO
THEMIS
GOCE
Yinghuo
Radiation Belt Storm Probes
BepiColombo
Magnetospheric MultiScale
Resonance
Solar Orbiter
CNSA/ESA
ESA
ESA
CNES
NASA
NASA
ESA
CNSA
NASA
ESA/JAXA
NASA
IKI
ESA/NASA
Erdmagnetosphäre
Komet Churyumov-Gerasimenko
Venus
Astronomie
Sonne
Erdmagnetosphäre
Erdschwerefeld
Mars
Erdmagnetosphäre
Merkur
Erdmagnetosphäre
Erdmagnetosphäre
Sonne
2003
2004
2005
2006
2006
2007
2009
2011
2012
2014
2014
2015
2017
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Österreichische Akademie der Wissenschaften
Institut für Weltraumforschung
Langzeitprojekte: 10-25 Jahre
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Österreichische Akademie der Wissenschaften
Institut für Weltraumforschung
Huygens: entferntester Außenposten
Zusammen mit dem Huygens-Lander der ESA landeten nach 8 Jahren
Flugzeit im Januar 2005 mehrere Instrumente „made in Graz/Austria“
auf dem Saturnmond Titan. Im Abstieg erforschten diese Geräte die
Atmosphäre des Mondes (Aerosole, Blitze, Windturbulenz; mehrere
Veröffentlichungen in Nature).
Mikrophon zur Messung von Windgeräuschen und -turbulenz
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Österreichische Akademie der Wissenschaften
Institut für Weltraumforschung
Cluster: die Ernte wird eingefahren
Cluster liefert erstmals Messergebnisse an vier Punkten:
mehr als 180 Veröffentlichungen
mit Grazer Beteiligung
ƒ Federführung bei SatellitenPotenzialregelung
ƒ Mitarbeit bei Entwicklung
und Bau der Magnetometer
ƒ Beteiligung an Elektronenstrahlexperiment, Ionenund Elektronenspektrometer
ƒ Start: Sommer 2000 (ESA)
ƒ Konzentration der Analyse auf
Magnetosphärenschweif
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Österreichische Akademie der Wissenschaften
Institut für Weltraumforschung
Rosetta: der lange Weg zum Kometen
Auf der Rosetta-Raumsonde
(Orbiter und Lander) sind fünf
Instrumente aus Graz unterwegs
zu einem Kometen. U.a. das
erste für den Weltraum gebaute
Rasterkraftmikroskop, das 2006
die erste Rasterkraftaufnahme
im Weltraum gemacht hat.
1995: Instrumentauswahl
1996:
2004:
2014:
2016:
2018:
Baubeginn
Start mit Ariane 5
Ankunft bei Komet
Ende der Messungen
Ende der Auswertung
Rasterkraftaufnahme
eines Testgitters
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Österreichische Akademie der Wissenschaften
Institut für Weltraumforschung
Die Venus
ƒ Durchmesser: 12100 km
ƒ Masse: 81,5% der Erdmasse
ƒ Dichte: etwa Erddichte
ƒ Umlaufzeit um die Sonne: 225 Tage
ƒ Distanz zur Erde: 40 Mio. km
ƒ Distanz zur Sonne: 108 Mio. km
ƒ Dauer eines Venustages: 243 Tage
ƒ Mittlere Temperatur: 456 °C
ƒ Atmosphäre: CO2, N2 (92 bar)
ƒ Kein eigenes Magnetfeld
? Wasser, Blitze
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Institut für Weltraumforschung
Venus Express / VEXMAG
Die Raumsonde Venus Express
und ihre Instrumente wurden in
nur drei Jahren fertig gestellt.
ƒ Federführung Magnetometer
ƒ Herausforderung: magnetisch
unreine Sonde, kurzer Ausleger
ƒ Beteiligung an Plasmadetektor
ƒ Hauptziel: Untersuchung des
Verlusts von (ionisierter)
Venusatmosphäre an den
Sonnenwind, Blitze
ƒ Start: November 2005 (ESA)
ƒ Erste Messungen im Sommer
2006
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Österreichische Akademie der Wissenschaften
Institut für Weltraumforschung
Magnetische Barriere
ƒ Überschall-Sonnenwind wird
an Bugstoßwelle auf Unterschall abgebremst
ƒ Bei Auftreffen auf Ionosphäre
induziert Sonnenwind
Magnetfeld in Atmosphäre
ƒ Induziertes Magnetfeld ist
Barriere und verhindert
Eindringen des Sonnenwinds
in Venusatmosphäre
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Österreichische Akademie der Wissenschaften
Institut für Weltraumforschung
Wasserverlust in alle Richtungen
ƒ Magnetische Wellen: Pick-up von Wasserstoff im Sonnenwind
ƒ H+/O+ = 2:1 im Venusschweif
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Österreichische Akademie der Wissenschaften
Institut für Weltraumforschung
Magnetisch „hörbare“ Blitze
ƒ Blitze in Venusatmosphäre erzeugen magnetische „Pfiffe“
ƒ Blitze zwischen Wolken
in 50-60 km Höhe
ƒ Etwa halb so viele Blitze
wie auf Erde
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Österreichische Akademie der Wissenschaften
Institut für Weltraumforschung
Der Merkur
ƒ Durchmesser: 4900 km
ƒ Masse: 5,5% der Erdmasse
ƒ Dichte: etwa Erddichte, aber...
ƒ Umlaufzeit um die Sonne: 88 Tage
ƒ Distanz zur Erde: 82 Mio. km
ƒ Distanz zur Sonne: 46-70 Mio. km
ƒ Dauer eines Merkurtages: 59 Tage
ƒ Mittlere Temperatur: 167 °C
ƒ Atmosphäre: fast keine (10-15 bar)
ƒ Eigenes (schwaches) Magnetfeld
? Hohe Dichte, Magnetfeld
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Österreichische Akademie der Wissenschaften
Institut für Weltraumforschung
Gewaltiger Crash
Vor 4,5 Milliarden Jahren:
ƒ Großer Asteroid schlägt ein
ƒ Leichtes Gestein (Kruste und
Mantel) wird vom Sonnenwind
verweht
ƒ 2% Gestein trifft Venus
ƒ 0.02% Gestein trifft Erde
ƒ Schweres Eisen (Kern) ballt
sich wieder zusammen und
bildet mit Gesteinsrest
heutigen Merkur
[Benz et al., 2007]
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Österreichische Akademie der Wissenschaften
Institut für Weltraumforschung
Mariner 10 entdeckte Magnetfeld
ƒ NASA-Sonde Mariner-10
entdeckte 1974-1975 bei
3 Vorbeiflügen überraschend
ein planetares Magnetfeld
[Ness et al., 1975]
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Österreichische Akademie der Wissenschaften
Institut für Weltraumforschung
BepiColombo
Die beiden BepiColomboRaumsonden, MMO & MPO,
untersuchen die Merkuroberfläche, sein Inneres und
seine Magnetosphäre.
ƒ Federführung bei
Magnetometer auf
japanischem MMO
ƒ Federführung bei IonenKamera auf europäischem
MPO
ƒ Mitarbeit bei Magnetometer
auf europäischem MPO
ƒ Start: 2014 (ESA/JAXA)
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Österreichische Akademie der Wissenschaften
Institut für Weltraumforschung
BepiColombo: Einzelne Elemente
MMO
Hitzeschild
MPO
Transfermodul
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Österreichische Akademie der Wissenschaften
Institut für Weltraumforschung
BepiColombo: Auf dem Weg
MMO
Hitzeschild
MPO
Transfermodul
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Österreichische Akademie der Wissenschaften
Institut für Weltraumforschung
BepiColombo: Start und LEO-Phase
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Österreichische Akademie der Wissenschaften
Institut für Weltraumforschung
BepiColombo: Checkout im Erdorbit
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Österreichische Akademie der Wissenschaften
Institut für Weltraumforschung
BepiColombo: Interplanetare Reise
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Institut für Weltraumforschung
BepiColombo: Ankunft am Merkur
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Österreichische Akademie der Wissenschaften
Institut für Weltraumforschung
Warum … Wofür … Weswegen?
¾ Wissenschaftliche Fragestellungen im Vordergrund:
ƒ Plasmaphysik des erdnahen Weltraums bei Cluster-Mission
ƒ Entstehung des Sonnensystems bei Rosetta-Mission
ƒ Vergleichende Planetologie bei Venus Express, BepiColombo
ƒ Erdschwerefeld und Ozeanströmungen bei GOCE-Mission
¾ Wirtschaftlich-gesellschaftliche Bedeutung:
ƒ Wissenschaftliches Verständnis unserer Umgebung ist
Grundlage für notwendige Vorhersagen (Weltraumwetter)
ƒ Industrie kann beim Bau von wissenschaftlichen Weltrauminstrumenten das notwendige Know-how für das kommerzielle
Weltraumgeschäft erwerben
ƒ Begeistern der Jugend für Wissenschaft und Technik
Wolfgang Baumjohann, IWF Graz
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Österreichische Akademie der Wissenschaften
Institut für Weltraumforschung
Der wahre Grund
Untitled über dem Nebelmeer
Wanderer
David Southwood,
20051818
Caspar
David Friedrich,
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Institut für Weltraumforschung
Danke
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