Landesseite der DHZ Nummer 05/2013 - Baden-Württembergischer

Deutsche Handwerks Zeitung
BADEN-WÜRTTEMBERG
Ausg. 5 | 8. März 2013 | 65. Jahrgang
Telegramme
Berufliche Gymnasien: Potenzial für
Kooperation mit Betrieben
Die beruflichen Gymnasien stehen hoch im
Kurs – jeder dritte Abiturient erwirbt dort
seinen Abschluss. Vor diesem Hintergrund
sollen nun die Profile „Internationale Wirtschaft“, „Gesundheit“ und „Umwelttechnik“
weiter ausgebaut werden. Letzteres bietet
interessante Anknüpfungspunkte für das
Handwerk. Das gesellschaftlich zunehmend
bedeutsame Profil „Umwelttechnik“ wird
laut Kultusministerium in Baden-Württemberg künftig an 26 statt an 22 beruflichen
Gymnasien angeboten. Dies dient auch der
Fachkräftesicherung in den Zukunftsfeldern
Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Ökologie
und erneuerbare Energien. Bereits zum laufenden Schuljahr startete das Wahlfach
„Vertiefungsgebiete der Umwelttechnik“,
das den Schülern ein handlungsorientiertes
Erarbeiten und Vertiefen der vielfältigen Aspekte der Umwelttechnik ermöglicht. Für
das Handwerk sind zwei dazugehörige
Wahlthemen von besonderem Interesse:
„Projekt an einer umwelttechnischen Anlage“ und „Wohnen und Energie“. Beide Themen bieten Potenzial für Kooperationsmöglichkeiten mit Handwerksbetrieben, insbesondere aus den Bereichen Elektro- und Informationstechnik sowie Sanitär-HeizungKlima.
Ausbildungsbegleiter: Abbrüche
verhindern, Nachwuchs sichern
Um Ausbildungsabbrüche rechtzeitig zu
verhindern, fördert das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft im Rahmen des Projekts „Abbruch vermeiden – Fachkräftenachwuchs sichern“ im ganzen Land Ausbildungsbegleiterinnen und -begleiter. Die Begleiter unterstützen sowohl Auszubildende
als auch Ausbilder in Betrieben, wenn ein
Ausbildungsverhältnis gefährdet ist. Für fünf
Vorhaben regionaler Träger stellt das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft insgesamt rund 1,1 Millionen Euro aus Mitteln
des Europäischen Sozialfonds zur Verfügung, darunter 293.000 Euro für die Fördergesellschaft der Handwerkskammer
Freiburg. Das Ministerium für Finanzen und
Wirtschaft hatte das Programm im August
2012 in zwölf Regionen gestartet und stellt
nun zusätzlich ESF-Mittel zur Verfügung. Die
Kammern Konstanz, Stuttgart, Heilbronn,
Reutlingen und Karlsruhe sind bereits seit
letztem Jahr mit im Boot. In Baden-Württemberg werden jährlich rund 20 Prozent
der Ausbildungsverträge – mehr als
17.000 – vorzeitig aufgelöst. Nach einer
Untersuchung des Bundesinstituts für Berufsbildung kostet eine vorzeitige Vertragslösung den Betrieb im Durchschnitt rund
6.800 Euro.
Gemeinschaftsschule: Gründlichkeit
vor Übereifer
Der Handwerkstag begrüßte, dass bei der
Auswahl der neuen Gemeinschaftsschulen
im Land für das Schuljahr 2013/2014 in
erster Linie pädagogische Aspekte den
Ausschlag gaben. „Allerdings sind immer
noch deutlich zu wenig Realschulen mit im
Boot“, kritisierte Landeshandwerkspräsident Joachim Möhrle. Dass von den 87 genehmigten Anträgen nur vier von Realschulen und kein einziger von einem Gymnasium
stammten, lasse befürchten, dass das Projekt Gemeinschaftsschule kaum mehr als
die alte Hauptschule mit neuem Label sei.
Er befürchte, dass in Realschulen und Gymnasien wenig Aufbruchstimmung herrsche.
„Hier muss das Kultusministerium ansetzen
und verstärkt Überzeugungsarbeit leisten“,
fordert der Landeshandwerkspräsident. Es
müsse mehr dafür getan werden, auch diesen Schularten den Einstieg in die Gemeinschaftsschule schmackhaft zu machen, beispielsweise durch entsprechende Lehrerfortbildungen und andere Unterstützungsmaßnahmen. Dass bei der Auswahl als
Allererstes die pädagogischen Konzepte
eingehend geprüft wurden, trifft auf Möhrles volle Zustimmung: „Gründlichkeit kommt
vor Übereifer.“ Schließlich gehe es um eine
neue heterogene Lernkultur und nicht darum, so schnell wie möglich eine Vielzahl an
Gemeinschaftsschulen aus dem Boden zu
stampfen.
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Offizieller
Ausrüster der
Energiewende.
Impressum
Verantwortlich: Oskar Vogel
Redaktion: Eva Hauser, Heilbronner
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Tel. 0711/263709-105
Fax 0711/263709-205
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Energieberater des Handwerks
nicht vom Markt ausschließen
Erster EnergieSparCheck-Kongress des BWHT auf der Landesmesse CEB war ein voller Erfolg
O
hne das Handwerk kann die Energiewende nicht gelingen“, betonte
der Hauptgeschäftsführer des BadenWürttembergischen Handwerkstages
(BWHT), Oskar Vogel, anlässlich der Eröffnung des EnergieSparCheck-Kongresses, den der BWHT erstmals auf der
Landesenergiemesse Clean Energy and
Building (CEB) organisierte. Er bezeichnete es deshalb als vollkommen unverständlich, dass Förderprogramme, mit
denen die Sanierungsquote gesteigert
werden soll, zunehmend Energieberater aus dem Markt ausschließen. „Ein
Beispiel hierfür sind die geplanten Änderungen der KfW-Bank im Programm
Energieeffizient Sanieren“, sagte Vogel
und unterstrich die große Bedeutung
der vom Umweltministerium geförderten Gebäudeenergieberatung, mit der
sich Hauseigentümer über Einsparmöglichkeiten informieren können.
Falsches Signal
Dass ab März eine sogenannte vorhabensbezogene Unabhängigkeit eingeführt werden soll, sei absolut das falsche
Signal, kritisierte Vogel. Müssten sich
Berater aus dem Handwerk entscheiden, ob sie weiter beraten oder ihre
Leistungen anbieten, dürften sich viele
gegen die Beratung entscheiden. „Wir
brauchen mehr und nicht weniger Berater“, sagte Vogel. Nur so könne das riesige Einsparpotenzial, das die Gebäudesanierung biete, auch wirklich ausgeschöpft werden. Rund 80 Prozent der
EnergieSparChecks würden von Handwerkern durchgeführt: „Wer soll denn
die Hauseigentümer auf die Möglichkeiten hinweisen, wenn nicht der Berater?“ Rund 43.000 Maßnahmen wurden
nach Schätzungen des Handwerkstages
in den seit 1999 durchgeführten Beratungen empfohlen und weitgehend
umgesetzt.
Echte Pionierarbeit
Auch Umweltminister Franz Untersteller betonte in seiner Begrüßung die Be-
Freuen sich über gelungenen Auftakt des ersten EnergieSparCheck-Kongresses:
Umweltminister Franz Untersteller (links) und BWHT-Hauptgeschäftsführer Oskar Vogel.
Foto: Messe
deutung der energetischen Gebäudesanierung für das Gelingen der Energiewende. Der EnergieSparCheck (ESC)
spiele hier eine wichtige Rolle und müsse weiterentwickelt werden. „Die Gebäudesanierung ist ein Riesenthema
bei Klimaschutz und Energiewende. Wir
müssen da deutlich mehr tun in BadenWürttemberg, in Deutschland und
international sowieso. Regional, aufs
Land bezogen, leisten die Energieberater des EnergieSparChecks in diesem
Sinne echte Pionierarbeit. Sie klären auf
und sie regen an und das auf hohem
fachlichen Niveau“, sagte der Minister.
Auf dem neuesten Stand
ESC-Projektleiter Benjamin Weismann
bezeichnete den Kongress als einen vollen Erfolg: „Wir hatten deutlich mehr
Besucher als ursprünglich erwartet und
mussten deshalb sogar in einen größeren Veranstaltungsraum wechseln.“ Um
auch künftig EnergieSparChecks auf
hohem Niveau anbieten zu können,
nutzten die rund 200 Energieberater die
Möglichkeit, sich auf dem Kongress umfassend auf den neuesten Stand zu bringen. Sie erfuhren, wie eine idealtypische
Baubegleitung ablaufen sollte und was
bei einer energetischen Gebäudesanierung zu beachten ist, um Baumängel zu
vermeiden. Zudem konnten sich die
Teilnehmer über aktuelle Förderprogramme der KfW- und der L-Bank informieren. Die Fachmesse CEB hat sich zu
einem wichtigen Branchentreffpunkt in
Deutschland entwickelt. Sie zeigt an
drei Messe- und Kongresstagen, welche
Trends in den Bereichen energieeffiziente Gebäude, regenerative Energieerzeugungen und technische Gebäudeeh
ausrüstung aktuell sind.
Baubranche hatte ordentlich
was zu tun im letzten Jahr
Billigkonkurrenz bereitet Sorge: Verband fordert stärkere Kontrolle
Schwarzarbeit und Scheinselbstständige beeinträchtigen die Bilanz.
Foto: Holger Rausch/pixelio
Volle Auftragsbücher, gute Beschäftigungslage, positive Stimmung: Die Baubranche im Land hatte ordentlich was
zu tun im vergangenen Jahr. Mit Ausnahme des öffentlichen Baus konnten
alle Sparten zulegen. Thomas Schleicher, Präsident der Landesvereinigung
Bauwirtschaft Baden-Württemberg,
könnte eigentlich rundum zufrieden
sein. Wäre da nicht das leidige Problem
mit den Scheinselbstständigen auf heimischen Baustellen.
Insgesamt setzte die Baubranche bis
Ende November rund 10,5 Milliarden
Euro um, im Vergleich zum Vorjahr ein
Plus von 2,1 Prozent. Den höchsten Zuwachs erzielte der Wirtschaftsbau mit
einem Plus von 9,4 Prozent. Relativ stabil zeigte sich der Wohnungsbau. Bekla-
genswert ist für Schleicher die Entwicklung im öffentlichen Bau. Zwischen Januar und November rutschten die Umsätze um 6,4 Prozent ins Minus. Den
stärksten Einbruch gab es mit minus
22,3 Prozent im öffentlichen Hochbau.
Die Kommunen hätten nur zögerlich
investiert, berichtete Schleicher und
hofft auf das Wahljahr 2013: „Da wird im
öffentlichen Sektor erfahrungsgemäß
mehr investiert.“
Positiv bewertet die Bauwirtschaft die
momentane Auftragssituation, mit dem
Wirtschaftsbau als Spitzenreiter. Auch
die weitere Entwicklung für 2013 schätzt
der Verband optimistisch ein. Im Ausbaugewerbe sorgt insbesondere die hohe Nachfrage im Bereich Modernisierung und Sanierung für gute Auslastung.
Die Bauwirtschaft fordert in diesem Zusammenhang dringend eine steuerliche
Förderung energetischer Sanierungsmaßnahmen an Wohngebäuden.
Zu schaffen macht den Ausbaufirmen allerdings die Billigkonkurrenz
durch Scheinselbstständige. „Dabei
handelt es sich meist um Arbeitskräfte
aus Osteuropa, die als Ein-Mann-Betriebe auftreten“, sagte der Vizepräsident des Verbandes, Stuckateurmeister
Michael Bleich. Auf den Baustellen werden sie im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft eingesetzt – zu Dumpinglöhnen unterhalb des Mindestlohnniveaus. Auch die Sozialabgaben entfallen. Bleich: „Diese Stundensätze können wir nicht zahlen, wir müssen das
Mindestlohnniveau einhalten.“ Verbandspräsident Schleicher fand drastische Worte: „Das ist Ausbeutung präindustrieller Prägung der Arbeitnehmer.“
Er appellierte an die zuständigen
Hauptzollämter, mit aller Konsequenz
gegen diese Wettbewerbsverzerrung
vorzugehen. Allerdings räumten beide
ein, dass die Kontrolle schwierig sei:
„Wenn der Zoll kommt, kann kaum geklärt werden, wer Arbeitnehmer und
wer Arbeitgeber ist.“
Die geplante Verstärkung der EUEntsenderichtlinie, befürchtet Schleicher, werde das Problem noch vergrößern. Wenn beispielsweise die Ausweispflicht für Beschäftigte entfiele, „dann
setzt das alle Kontrollsysteme außer
Kraft und die Leute werden noch mehr
ausgebeutet“.
eh
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Betrieben den Rücken stärken
Bürgschaftsbank: Frischzellenkur für die Wirtschaft im Land
Die Bürgschaftsbank Baden-Württemberg begleitete im vergangenen Jahr
2.435 Finanzierungen, was einem Plus
von fast vier Prozent entspricht. Jedes
fünfte Unternehmen, dem die Bürgschaftsbank den Rücken stärkte, war ein
Handwerksbetrieb.
Das Kredit- und Beteiligungsvolumen lag bei fast einer halben Milliarde
Euro, teilte Vorstand Guy Selbherr bei
der Pressekonferenz von Bürgschaftsbank und Mittelständischer Beteiligungsgesellschaft (MBG) in Stuttgart
mit. Damit konnten die Betriebe Projekte im Umfang von 830 Millionen Euro
umsetzen. Mehr als die Hälfte der Vorhaben bezog sich auf Neugründungen
oder die Übernahme eines Unternehmens. Selbherr: „Hier wurde Neues geschaffen.“ Dies unterstütze den strukturellen Wandel und sei wie eine Frischzellenkur für die baden-württembergische Wirtschaft. Das Handwerk ist dabei
gründungsaktivster Sektor. Zwar gab es
2012 mit rund minus fünf Prozent weniger Gründer, dafür aber mit größerem
Kreditvolumen (+9,4 Prozent). Bewährt
haben sich vor allem die Bürgschaften
für Betriebsmittelfinanzierungen. „Die
Liquidität war knapp, doch die Unternehmen mussten Aufträge abarbeiten
und investierten in Material und Ausrüstung“, erläuterte Selbherr. Nicht alle
Unternehmen, die von der Bürgschafts-
bank begleitet werden, überleben am
Markt. Im Jahr 2012 konnten 387 Betriebe ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, so dass den Hausbanken ein
Schaden von 32,5 Millionen Euro ersetzt werden musste. Das entspricht einer Ausfallquote von 2,1 Prozent. In 387
Fällen waren Handwerksbetriebe betroffen, was einem Anteil von 18,9 Prozent an den gesamten Ausfällen und
von 9,2 Prozent am Gesamtausfallvolumen entspricht. In der Gesamtschau
setzte sich die Bürgschaftsbank mit ihren positiven Zahlen vom bundesweit
leicht rückläufigen Trend ab. „Der Erfolg
des Landes hängt entscheidend von den
Finanzierungsmöglichkeiten für den
Mittelstand ab“, lobte Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid, „BadenWürttemberg hat die leistungsfähigste
Bürgschaftsbank, worauf wir stolz
sind.“
Die MBG investierte im letzten Jahr
in 127 neue Beteiligungen mit einem
Volumen von 38,1 Millionen Euro. Das
entspricht zahlenmäßig einem Minus
von 18,6 Prozent und volumenmäßig
von 26,5 Prozent. „Die Unternehmen erwirtschaften Gewinne und bauen Kapital auf“, erklärte MBG-Geschäftsführer
Dirk Buddensiek den Rückgang. Wegen
der historisch niedrigen Zinsen hätten
sich viele für Fremdkapital anstatt für
externes Eigenkapital entschieden. eh
Energie gemeinsam einkaufen
Jetzt profitieren auch die gewerblichen Kunden der Handwerker
Seit Beginn dieses Jahres steht die EnergieEinkaufsgemeinschaft
des Handwerks für eine breitere Teilnehmerschaft offen. Neben den Handwerksbetrieben selbst können nun auch deren
gewerbliche Kunden
von den exklusiven
Sonderpreisen des gemeinsamen Energieeinkaufs profitieren.
Das Handwerk in
Baden-Württemberg
öffnet ab sofort seine
Energie-Einkaufsgemeinschaft. Konnten
zuvor lediglich diejenigen der Energie-Einkaufsgemeinschaft
beitreten, die als Handwerksbetrieb Mitglied
der baden-württembergischen Handwerksorganisationen waren, so können nun
auch deren gewerbliche Kunden von den
exklusiven Sonderkonditionen des gemeinschaftlichen EnergieEinkaufs profitieren.
Oskar Vogel, Hauptgeschäftsführer des
BWHT, sprach sich erfreut über die Öffnung
der Energie-Einkaufsgemeinschaft
aus:
„Einerseits ergibt sich aus dem Zuwachs eine noch stärkere Position bei
der Verhandlung von niedrigen Stromund Gaspreisen. Andererseits können
Handwerksbetriebe, die einen Bezug
zum Thema Energie haben, ihren Kunden so einen wertvollen Zusatzservice
anbieten und die Energie-Einkaufsgemeinschaft als Maßnahme der Kundenbindung nutzen.“
Bereits seit 1999 verhandelt die Energie-Einkaufsgemeinschaft des Handwerks bestmögliche Strom- und Gaspreise für mehr als 7.500 Betriebe.
Durch die gebündelte Nachfragemacht
kommen den Unternehmen deutliche
Kostenvorteile bei Strom und Gas sowie
langlaufende Preisgarantien zugute. Mit
einer Gesamtnachfragemenge von über
125 Millionen Kilowattstunden jährlich
handelt es sich um die bundesweit
größte Energie-Einkaufsgemeinschaft
im Segment kleiner und mittlerer
Unternehmen (KMU). Betreut wird die
Energie-Einkaufsgemeinschaft von den
Energie-Experten der Berliner Ampere
AG, einem der führenden deutschen
am
Energiedienstleister.