Aktuell 18. September 2013 Ungelogene Geschichten von hier erzählt von Fredi Köbeli Das mag wohl so sein», sagte Adolf. Sie nannten ihr erstes Kind Anton. Zwei Jahre später wurde Alice wieder schwanger. Wieder war es ein Bube, den sie Othmar tauften. Als der Junge ein bisschen älter war, fiel Adolf auf, dass Othmar ein nordisches Aussehen hatte. Sehr blondes Haar, hellblaue Augen. Er rechnete zurück, damals, als Othmar gezeugt wurde, befanden sie sich in Schweden in den Ferien. «Das muss sich irgendwie übertragen haben», sagte Alice. «Das mag wohl so sein», sagte Adolf. Dann wurde Alice erneut schwanger. Sie waren seit Jahren nicht mehr in den Ferien. Es wurde erneut ein Junge. Sie tauften ihn Eugen. Als Eugen zu sprechen begann, sprach er nur russisch. Adolf war verwirrt. Seit vielen Jahren arbeitete Adolf bei den SBB, war als Monteur beschäftigt. Seine Frau Alice musste ihren Job als Büroangestellte aufgeben, als das zweite Kind das Licht der Welt erblickte. Seit einem Jahr arbeitete sie dann wieder stundenweise in einem Reisebüro, das einem Russen gehörte. «Das muss sich irgendwie übertragen haben», sagte Alice. «Das mag wohl so sein», sagte Adolf. Dann starb Adolf Stähl, er wurde 48 Jahre alt. Ein Herzinfarkt hatte ihn dahingerafft. Die Kinder waren beinahe erwachsen: Anton war 23, Othmar 21 und Eugen 17. Mutter Alice bat die Kinder, in der Stube Platz zu nehmen. Sie hatte einiges mitzuteilen. «Euer Vaters Wunsch war stets, drei Kinder zu haben», sagte Alice Strähl. «Wir probierten und probierten, doch es wollte nicht klappen. Schnell merkte ich, dass Adolf zeugungsunfähig war.» Die Kinder sassen mit aufgerissenen Augen auf dem Sofa und hörten ihrer Mutter zu. «Als wir zum ersten Mal in den Ferien waren in Kenia, schlief ich mit ei- nem Kellner des Hotels und wurde schwanger. Dieser Kellner ist dein Vater, mein geliebter Anton.» Antons Gesichtsausdruck war entsetzt. Die Mutter fuhr weiter: «Als wir in Schweden in den Ferien waren, schlief ich mit dem Hoteldirektor. Aus dieser Liebesnacht bist du entstanden, mein geliebter Othmar.» Othmar schien erstarrt. «Als ich dann die Teilzeitstelle im Reisebüro annahm, schlief ich mit meinem Chef, dem Russen Boris. So bist du, mein Glück, entstanden.» Eugen schluckte und murmelte etwas in russischer Sprache. Einige Tage später war im Tageblatt zu lesen: «Als die Kinder Anton, Othmar und Eugen von ihrer Wanderung zurückkehrten, fanden sie ihre Mutter Alice Strähl erstochen in ihrer Wohnung. Alice Strähl war mit 240 Messerstichen hingerichtet worden. Die Polizei hat keine Spur, die auf einen Täter hinweisen könnte.» Bis heute hat man nicht herausgefunden, wer Alice Strähl hingerichtet hat. Obwohl es im Grunde genommen klar ist. LINKSAUSSEN René Sulzer war in den 60er-Jahren der beste Fussballer im Städtchen. Wenn seine Mannschaft ein Heimspiel hatte, kamen stets über 500 Zuschauer auf den Fussballplatz. Die Hälfte davon waren Frauen. René Sulzer sah blendend aus, hatte blondes, gelocktes Haar, war stets braungebrannt und hatte eine Figur wie ein Athlet. Er war ein linker Flügel der alten Schule. Die Mittelfeldspieler schickten in steil, und René Sulzer ging ab wie eine Rakete. Dann flankte er zentimetergenau auf den Mittelstürmer Sandro Bananini, der den Ball ins Tor köpfelte. Fortsetzung folgt Seite 3 Was macht eigentlich... 10 Fragen an... ...Paul Sahli, der Weltmeister im Fussballjonglieren? Einst war Paul Sahli Weltmeister im Fussballjonglieren. Heute kämpft er mit der Suva um sein Recht. «Ich kämpfe bis zum letzten Atemzug», sagt der Lostorfer. Paul Sahli hat eine massiv verkrümmte Wirbelsäule. Skoliose heisst der Fachbegriff. Das hinderte den 65-Jährigen nicht, jahrelang sportliche Spitzenleistungen zu erbringen und voll zu arbeiten. Dann kam der 31. Juli 2009. Sahli war auf der Autobahn unterwegs nach Sargans. Bei einer Baustelle musste er anhalten, als ihm ein Mercedes-Lieferwagen mit 100 km/h auffuhr. «Seither habe ich Schmerzen, die kaum auszuhalten sind und ständig mehr werden», sagt Paul Sahli. Zahlungen eingestellt Paul Sahli jongliert nicht mehr. Paul Sahli arbeitet nicht mehr. Und die Suva stellte nach einem Jahr ihre Zahlungen ein. Der Gesundheitszustand sei nicht auf den Unfall zurückzuführen. Begründung: Zu diesem Zeitpunkt wäre Sahli ohnehin invalid geworden – auch ohne Unfall. Der Berner Wirbelsäulenspezialist Professor Max Aebi hat Sahli untersucht. Für ihn ist klar, dass der Zusammenstoss schuld an Sahlis Situation sei. Das Gericht lehnte jedoch eine Befragung von Sahli und Aebi ab. Erst nachdem der «Kassensturz» die Argumentation der Suva kritisierte, waren die Richter bereit, ein Gutachten einzuholen. Aus allen Wolken gefallen «Als dieses Gutachten kam, bin ich aus allen Wolken gefallen», sagt Paul Sahli. «Dreiviertel darin sprechen für mich, aber die Fragen am Schluss, auf die es ankam, sprechen gegen mich.» Gutachter Professor Boos sagt, die Aktenlage sei für die ersten drei Monate nach dem Bild: Fredi Köbeli Einst jonglierte Paul Sahli mit Bällen, heute kämpft er sich durch Akten. Unfall unvollständig und lückenhaft. Deshalb habe das Gutachten nicht anders ausfallen können. Boos habe sich bei Sahli schriftlich entschuldigt, dass er das Gutachten zu seinen Ungunsten schrieb. Sahli: «Er sagte, menschlich müsste ich gewinnen.» Paul Sahlis Anwalt Remy Wyssmann: «Es ist genau das passiert, was nicht hätte passieren dürfen. Das Gericht hat Professor Boos als medizinischen Fachmann vertraut, dass er die nötigen Informationen selbst einholt, die er braucht, um ein Gutachten zu erstellen. Und Professor Boos hat offenbar dem Gericht vertraut, dass er sämtliche Unterlagen bekommen würde.» Halbiertes Einkommen Sahli will mit Unterstützung der grosszügigen Coop-Rechtschutzversicherung «bis zum letzten Atemzug» kämpfen. Notfalls vor dem Bundesgericht oder dem Gerichtshof für Menschenrechte in Strasbourg. «Mein Einkommen hat sich halbiert, und meiner Frau hat man 430 Franken von der AHV abgezogen, weil ich eine kleine IVRente bekomme», sagt Paul Sahli. Enttäuscht sei er und seine Gattin vom Gutachter, der ihm sagte, dass er anhand der Röntgenbilder gewinnen werde, und jetzt nichts mehr davon wissen will. Fredi Köbeli & Roli Diglas ...Christoph Egger. Der Musikbegeisterte ist seit elf Jahren Lagerleiter am Kisi-Musiklager, welches dieses Jahr vom 28. September bis 4. Oktober stattfindet. Welche drei Dinge würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen? Meine Familie, ein Fass meines Lieblingsbiers «Guinness» und ein Boot für die Rückfahrt, wenn es zu langweilig wird. Worüber haben Sie das letzte Mal gelacht? Über den Schabernack meiner beiden «Meitlis». Worüber haben Sie sich das letzte Mal geärgert? Über 1.-August-Feiern, die bereits am 31. Juli stattfinden. Welches Kompliment gefällt Ihnen am besten? Ich denke, alle hören gerne, wenn jemand sagt: «Das hesch guet gmacht.» Und wenn es jemand dann noch ernst meint, tut das gut. Welches ist ihr Lieblingsplatz in der Region? Im Sommer ist es im eigenen Garten am schönsten. Ansonsten geniesse ich den Born als Naherholungsgebiet, insbesondere die Gegend bei der Kappeler Bornkapelle. Wenn Sie nur noch einen Fünfliber hätten, was würden Sie damit kaufen? Einen Lottoschein mit 6 Richtigen plus Glückszahl. Zunfthüslifest WANGEN Am Wochenende fand im Zunfthüsli der Bären-Zunft Wangen das beliebte Zunfthüslifest statt. Wie immer waren musikalische Unterhaltung und kulinarische Leckerbissen vom Feinsten und dementsprechend die Stimmung einmalig Würden Sie für 50'000 Franken ins Dschungelcamp gehen? Auf keinen Fall! Mit welchem Promi möchten Sie gerne einmal ausgehen? Und mit wem auf keinen Fall? Roger Federer würde ich Djokovic eindeutig vorziehen! In welche berufliche Rolle möchten Sie gerne einmal eine Woche lang schlüpfen? Ich würde gerne im Winter für eine Woche bei den Adelbodner Bergbahnen arbeiten. Ab Tag bei schönstem Sonnenschein an der frischen Bergluft und in der Nacht mit einem PistenBully die Skipisten feinsäuberlich herrichten. Bilder: z.V.g. Welches ist das beste Buch, das Sie je gelesen haben? «Im Canyon: Fünf Tage und Nächte bis zur schwersten Entscheidung meines Lebens» von Aron Ralston.
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