Cyanotypie-Anleitung Was Sie brauchen: - Lösung A (grünes Ammoniumeisen(III)citrat) - Lösung B (rotes Blutlaugensalz (Kaliumhexacyanoferrat)) - Schwamm oder Pinsel zum Auftragen - Kontaktkopierrahmen oder Glasplatte (z.B. aus einem Bilderrahmen) - kleine Glasschale (zum Mischen der Lösungen) - geeignetes Papier (Aquarellpapier) - UV-Lampe (für erste Versuche genügt das Sonnenlicht) - Föhn (zum Trocknen des Papiers) - Negativ - evtl. Pipette und/oder Mensur zum Abmessen der Chemikalien So geht’s: Negativ auswählen: Entscheiden Sie sich für ein Motiv (das kann ein digitales Bild oder Negativ oder Dia auf Film sein) und stellen Sie von diesem ein großes Negativ in der gewünschten Größe der Cyanotypie her. Wie Sie das tun, ist im Anschluss an diese Anleitung erklärt. Beschichtung auftragen: Nun beschichten Sie das Papier, indem Sie zunächst Lösung A und Lösung B zu gleichen Teilen in einer Glasschale mischen. Die gemischte Lösung ist lichtempfindlich und sollte daher nicht direktem Licht ausgesetzt werden. Schwaches Glühlampenlicht ist in Ordnung. Für den Anfang genügt es, wenn Sie von jeder Lösung erst einmal eine geringe Menge nehmen. Komfortabler wird das Abmessen mit einer Pipette oder einer kleinen Mensur. Die gemischte Lösung tragen Sie mit dem Schwamm möglichst gleichmäßig und zügig auf das Papier auf, da sonst Flecken in der fertigen Cyanotypie sichtbar werden. Eine Cyanotypie sieht am besten aus, wenn der beschichtete Bereich auf dem Papier etwas kleiner als das Negativ ist. Trocknen: Dann muss das Papier vollständig trocknen, diesen Vorgang können Sie mit einem Föhn beschleunigen, sodass das beschichtete Papier nach ein paar Minuten getrocknet ist. Einrichten: Jetzt richten Sie das Negativ auf dem Papier aus und beschweren das Ganze mit einer Glasplatte. Einfacher wird es, wenn Sie einen Kontaktkopierrahmen verwenden. Belichten: Die folgende Belichtung mit einer UV-Lampe in ca. 50cm Abstand dauert nach meinen Erfahrungswerten ca. 15 Minuten (300 Watt, Osram Ultra Vitalux). Während der Belichtung sollten Sie sich nicht in der Nähe aufhalten, sonst müssen Sie mit einem Sonnenbrand, verursacht durch die UV-Strahlung der Lampe, rechnen. Für erste Experimente genügt es, das Papier im Freien mit Sonnenlicht zu belichten. Die Belichtungszeiten variieren aber in Abhängigkeit der Jahres- und Uhrzeit sehr stark und sind nicht reproduzierbar. Haben Sie einen Kontaktkopierrahmen verwendet, so können Sie die richtige Belichtung einfach sehen; die Cyanotypie ist richtig belichtet, wenn die Schatten dunkelgrau und die Lichter hellblau sind (den gelbgrünen Ton der Beschichtung nicht beachtet). Das Bild sollte deutlich zu erkennen sein. Im Zweifelsfalle belichten Sie lieber etwas zu lang als zu kurz, sonst sehen Sie in der sich anschließenden Entwicklung, wie das Bild regelrecht davonschwimmt. Entwickeln: Entwickelt wird die Cyanotypie mit Wasser. Dazu halten Sie die belichtete Cyanotypie unter fließendes Wasser oder legen diese mit der Schichtseite nach unten in eine mit Wasser gefüllte Schale und bewegen diese moderat. Zwischendurch wechseln Sie das Wasser. Nach ein paar Minuten, wenn kein „gelbes Wasser“ mehr abläuft, ist der Entwicklungsvorgang abgeschlossen, die Cyanotypie muss nur noch getrocknet werden. Herzlichen Glückwunsch, Sie haben eine Cyanotypie hergestellt! Negative herstellen: Besonders einfach ist es, wenn Sie ein Digitalbild nehmen, in Ihrer Bildbearbeitungssoftware in Schwarzweiß umwandeln und es dann invertieren, sodass Sie ein schwarzweißes Negativ erhalten, das Sie auf klarer Overhead-Folie ausdrucken können. Für die Bildschärfe ist es besser, wenn Sie zudem das Negativ seitenverkehrt ausdrucken und dann mit der bedruckten Seite zum Papier ausgerichtet belichten. Ist Ihr Ausgangsbild ein Dia, dann belichten Sie dieses auf einen Schwarzweiß-Planfilm geeigneter Größe und entwickeln eher ein bisschen länger, sodass ein kontrastreiches Negativ entsteht. Von einem Negativ ausgegangen, müssen Sie zuerst das Negativ umkopieren, um ein Dia zu erhalten und dann wie oben beschrieben fortzufahren. Dias und Negative können Sie natürlich auch einscannen, bearbeiten und drucken. Hinweise: Die verwendeten Chemikalien sind nicht sonderlich gefährlich, erfordern jedoch trotzdem einen vorsichtigen Umgang. Sie sollten sie also vor Kindern geschützt, kühl, trocken und dunkel lagern. Sollten Sie etwas verschütten, reinigen Sie dies sofort und waschen Sie gründlich Ihre Hände (oder andere betroffene Stellen). Lösung B muss unbedingt von starken Säuren fern gehalten werden. Beim Trockenföhnen des Papiers sollten Sie nicht die Dämpfe einatmen. Die Glasschale ist nach Gebrauch zu reinigen. Beschichten Sie ruhig mehrere Seiten Papier direkt nacheinander. Sie müssen das beschichtete Papier nur innerhalb von ein paar Tagen verbrauchen (Lagerung in absoluter Dunkelheit). Als Papier kann ich das Aquarellpapier Fabriano Artistico Extra White Feinkorn empfehlen, das nach meiner Meinung ideal für Cyanotypien geeignet ist. Ansonsten eignen sich aber auch andere Aquarellpapiere. Es ist nur darauf zu achten, dass das Papier säurefrei und wässerungsbeständig ist. Als UV-Lichtquelle können Sie z.B. die oben angesprochene Osram-Lampe benutzen. Alternativ gibt es sehr günstig auch gebrauchte Gesichtsbräuner, die sich sehr gut eignen. Oder aber Sie wählen die ganz klassische Belichtung, nämlich das Sonnenlicht. Für weitere Fragen und um Unklarheiten zu beseitigen schreiben Sie an: [email protected] Ich werde bei Bedarf gerne weitere Hilfestellungen geben. Direkt an diese E-Mail-Adresse können Sie auch Ihre Nachschub-Bestellungen senden. Weiterführendes: Da die fertige Cyanotypie normalerweise erst nach dem Trocknen beurteilt werden kann (beim Trocknen dunkelt sie nach), kann man sie in ein Bad aus schwacher, ca. 0,3%-iger Wasserstoffperoxid-Lösung nach dem Entwickeln legen. Dadurch oxidiert diese sofort durch und man kann die endgültige Farbe und Helligkeit sofort sehen. Einen anderen Effekt hat dies nicht. Andere Farbtöne als Blau sind problemlos möglich. Mit einer Tonerlösung aus Tannin nach einem geeigneten Bleichbad lässt sich eine Cyanotypie beispielsweise Braun färben. Sollten Sie das Verfahren an sich gut beherrschen und hieran Interesse haben, sprechen Sie mich an. Ich habe mehrere Rezepte für verschiedenste Farbtöne, die allerdings teilweise einen recht hohen Aufwand erfordern. Zudem sind die benötigten Stoffe nicht bei mir erhältlich.
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