Was VoIP-Nutzer beachten sollten / Sicherheit und Spit bei Voice-over-IP – Sicherer Schutz durch die Eingabe persönlicher Passwörter 63 Prozent der Deutschen halten das Internet für unsicher. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid (18. Mai 2005). Um so verwunderlicher ist es, dass lediglich 60 Prozent der Internetnutzer persönliche Passwörter einsetzen und regelmäßig austauschen, obwohl für 89 Prozent das sogenannte „Phishing“ ein Begriff ist – der betrügerische Versuch an Passwörter und Geheimzahlen zu gelangen. Für VoIP gelten deshalb die gleichen Vorsichtsmaßnahmen wie bei E-Mail. Um beim Einsatz von VoIP-Hardware (Telefon, Adapter, etc.) sicher zu gehen, sollten Nutzer generell die Konfigurationsoberfläche (meist eine Webseite) des Gerätes durch ein sicheres persönliches Passwort schützen. Bleibt das hinterlegte SIP-Passwort ungesichert, können Einbrecher leicht unbefugt Zugriff erhalten und bestehende Guthaben abtelefonieren sowie eingehende Anrufe entgegennehmen. Gleiches gilt für die inzwischen weit verbreitete Anwendung von WLAN-Netzen, die drahtlos PCs und Router verbinden. Wird der Zugriff durch ein persönliches Passwort geschützt, sind „WLAN-Räuber“ nicht in der Lage auf fremde Kosten im Internet zu surfen oder über ein spezielles WLAN-VoIP-Telefon kostenlos zu telefonieren. Generell sind VoIP-Telefone und -Adapter verhältnismäßig unempfindlich gegenüber Angriffen. Setzt der Nutzer auf entsprechende Hardware, ist es kaum möglich Manipulationen von außen vorzunehmen. Ein VoIP-Telefon zu beeinflussen, dass es Gespräche unbemerkt falsch weiterleitet, ist nicht möglich. - Abhörsicherheit und Verschlüsselung Die Wahrscheinlichkeit, dass Gespräche über das Internet abgehört werden, ist genauso niedrig wie im herkömmlichen Festnetz. Bei der klassischen Telefonie genügt bereits ein einfacher Kopfhörer, um ein Gespräch auf der Leitung mithören zu können. Für das Abhören von VoIPGesprächen ist mehr Know-how notwendig, generell ist ein Abhören von Gespräche aber auch hier nicht unmöglich. Grundsätzlich gilt jedoch: Der normale Nutzer wird in der Regel nicht davon betroffen sein. Eine Schwachstelle in Sachen Abhörsicherheit sind offene, ungeschützte WLAN/LAN-Netze, die von mehreren Nutzern in Anspruch genommen werden. Technisch ist es heute schon möglich Gespräche von VoIP zu VoIP zu verschlüsseln. Hierbei müssen zwei Komponenten getrennt verschlüsselt werden: Signalisierung und Sprachdaten. Realisiert wird dies derzeit nur über wenige Softphones wie beispielsweise mit dem „X-PRO“ von Xten. Im Handel erhältliche VoIP-Telefone unterstützen eine Verschlüsselung auch nur in seltenen Fällen wie zum Beispiel das Grandstream GXP-2000. Voraussetzung für eine Verschlüsselung von Internet- zu Internet-Anschluss ist, dass die eingesetzten Softphones oder VoIP-Telefone die gleiche Verschlüsselungstechnologie beherrschen, da sonst keine Verständigung zustande kommt. Eine Verschlüsselung der ganzen Anrufstrecke ist darüber hinaus nur von SIP- zu SIP-Telefon möglich. Bei einer Verbindung ins Festnetz endet die Verschlüsselung – aufgrund fehlender Technik – automatisch beim Übergang ins Festnetz. -2Fazit: In Deutschland ist eine netzübergreifende Verschlüsselung derzeit nicht möglich. Möchte der VoIP-Nutzer Verschlüsselung einsetzen, ist eine enge Abstimmung mit seinem Bekanntenkreis in Sachen Soft- und Hardware erforderlich. – Unaufgeforderte Werbeanrufe Als „Spam over Internet Telefony“ oder kurz Spit werden unaufgeforderte Werbeanrufe an VoIPTelefonanschlüsse bezeichnet. In der Öffentlichkeit besteht die Befürchtung, dass statt per Mail ("Spam") oder Instant Messaging-Botschaft ("Spim") künftig unerwünschte Werbung auch Internet-Telefonierer belästigen könnte. Tatsache ist, dass derzeit Werbeanrufe bei VoIP in Deutschland nicht existent sind. Auch künftig wird Spit eher ein theoretisches Phänomen bleiben. Der Grund: Im Gegensatz zur Spam-Problematik bei E-Mails ist der VoIP-Bereich nicht offen, sondern abgeschottet. Realisiert wird dies durch die genaue Zuordnung der VoIP-Nummern im sipgate-Netz, den Partnernetzen und über die internationale VoIP-Peering-Zentrale e164.info. Auffällige Rufnummern, die nicht zu diesem Verbund gehören werden in absehbarer Zeit automatisch geblockt werden. Ein entsprechender Spit-Schütz ist in Planung. Darüber hinaus sind Anrufe die ausserhalb dieser vertrauenswürdigen Netze initiiert werden nicht kostenlos und deshalb generell uninteressant für „Spitter“. Die Datenbank von e164.info ermöglicht angeschlossenen Netzbetreibern die kostenlose Übermittlung von Gesprächen zu weltweit mehr als 100 Millionen Rufnummern. Derzeit sind 33 nationale und internationale VoIP- und TK-Anbieter im Verbund von e164.info. Fazit: VoIP-Kunden sind durch die Netzstruktur ihres VoIP-Providers - ohne eigenes Zutun und entsprechende Konfiguration - weitgehendst vor Werbeanrufen sicher. Internationale Peering-Zentrale e164.info zum Thema Spit: Generell müssen an e164.info angeschlossene Carrier Regeln für die Zusammenarbeit akzeptieren, die sicherstellen, dass jeder Carrier alle seiner Teilnehmer kennt sowie keine anonymen Accounts zulässt. Sollte einer dieser Teilnehmer kostenlose Anrufe zu Spit-Zwecken missbrauchen, könnte er von seinem Carrier also gesperrt werden – anders als z.B. bei E-Mail, wo jeder Internet-Nutzer anonym E-Mails versenden kann. Durch diese Netzwerkstruktur ist sichergestellt, dass keine unautorisierten kostenlosen Anrufe stattfinden. Fest steht, Werbeanrufer müssen bei VoIP eine deutlich höhere Hürde nehmen als bei E-Mail.
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