vorschriftsgemäß dem Feuerwerker ein dreimaliges „Halt" zugerufen

vorschriftsgemäß dem Feuerwerker ein dreimaliges
„Halt" zugerufen, was Semann nicht beachtete.
Schweh. R a p p e r S w i l . Vorletzten Mittwoch
wurde eine gestohlene Kuh auf den hiesigen
Wochenmarkt geführt. Der Eigenthümer war ein
Metzger Artho von S t . Gallenkappel und produzierte einen Gesundheitsschein zu dem Tier von
Herrn Peter Zuppiger im Paradies. Erst nachdem die Kuh verkauft war an Metzger Linder
in Kempraten kam eine Depesche von Hrn. Alb.
Oberholzer im Oberholz, Goldingen, daß ihm
eine Kuh, auf welche das Signalement paßte,
entwendet worden sei. Artho hatte sich beim
Viehinspektorat Unterhof als Knecht des Hrn.
Zuppiger ausgegeben und auf diese Weise den
Gesundheitsschein erschwindelt. Zufällig kam Hr.
Tierarzt Grob dahier bei einem Untersuch betr.
Klauenseuchefall im Stalle des Hrn. Linder auf
den Betrug und es dürfte nun ein interessanter
Rechtsfall daraus entstehen.
— L u z ern. Eine aufregende Scene spielte
sich vorletzten Montag in einem Gasthause in
Luzern ab. Ein betrunkener Italiener zog Plötzlich ohne jede Veranlassung einen langen, scharf
geschliffenen Dolch und drang mit demselben auf
die anwesenden Gäste ein. D a man es mit einem
von Trunkenheit und Wut ganz unzurechnungsfähig gewordenen Menschen zu thun hatte, flüchteten sichalle Anwesenden und schloffen die Wirtsstube ab. Ein herbeigerufener Polizist öffnete
dann die Thüre wieder, worauf der Betrunkene
in voller Wut auf denselben eindrang und ihm
den Dolch in die Brust zu stoßensuchte. Der
Polizeibeamte konnte sich des Angriffes nicht
anders erwehren, als daß er das Messer erfaßte
und dem Angreifer mit gezogenem Seitengewehr
einen Hieb über den Kopf versetzte. Der Italiener
stürztedann ziemlich schwer verletzt zusammen;
aber auch der Polizist hatte starteVerletzungen
erhalten, indem er sichbeim Erfassen des WiesserS fast alle Finger durchgeschnitten hatte.
kommen, aus dem Hause gelockt. Die Hcbannne
folgte ahnungslos dem Rufe, handelte es sich
doch um die gewissenhafte Erfüllung ihrer Dienstpflichten. Auf dem Wege nach dem Zollhaus
überfiel der Unbekannte die Wehrlose und traktierte sie auf schaudererregende Weise mit Mes«
serstichen. Die Tat spottet aller menschlichen
Begriffe und darf man kaum daran denken, geschweige dieselbe an die Oeffentlichkeit bringen.
Der Verdacht richtete sichsofort auf einen übelbeleumdeten und vorbestraften 55jähr. Taglöhner
Vinzenz Kurz von Riedöschingen, der dann auch
in Blumberg verhaftet wurde. Leider scheint die
Polizei einen Mißgriff gethan zu haben, denn
Kurz bestreitet alle ihm gemachten Zumutungen
und kann sein Alibi beweisen. D a man nun
kein Signalement vom wahren Thäter kennt, wird
die Habhaftwerdung desselben wohl sehr schwer
halten. Laut den Aeußerungen der Hausbewohner redete der Mörder bei der Herauslockung
der Unglücklichen Schweizerdialekt und vermutet
man in ihm einen Schweizer. Die Schaffhauser
Polizei wird sichdaher ebenfalls mit dem Fall
zu befassen haben. Auf die Entdeckung des
Scheusals ist von der Staatsanwaltschaft in
Konstanz ein Preis von 500 Mark ausgesetzt
worden.
fressen und ferner ganze Stücke aus der Stirne,
einer Backe und einer Hand aenagt waren.
— F ü s s e n , 22. Febr. M o r d . Heute früh
kurz nach 6 Uhr, durcheilte unser Städtchen die
Kunde von einem Morde. Eine Fabrikarbeiterin,
die an ihre Beschäftigung gehen wollte, wurde
von ihrem Geliebten überfallen und durch Stiche
in den HalS umgebracht. Der Tod trat äugenblicklich ein. Der Mörder, der sich auf der Flucht
selbst einen ungefährlichen Stich am Halse beibrachte, ist verhaftet. Grund zur unseligen That
war, daß die Ermordete den wiederholten Heiratsantrügen des existenzlosen Liebhabers, der ohne«
hin ein verkommener Mensch war, kein Gehör
schenkte.
— B e r l i n , 20. Febr. Heute nachmittag
haben die Konfektionäre einstimmig beschlossen,
den gestern von der Fünfzehnerkommission vorgeschlagenen Vergleich auf Grund einer Erhöhung der Löhne von 10 bis 30 Prozent anzunehmen. Die Meister haben dasselbe beschlossen,
ebenso Versammlungen der Arbeiter. Daher ist
auch der Streik in der Damenkonfektion als be­
endet anzusehen.
— Aus B r e s l a u wird der „N.Fr.Presse" *
berichtet: Der Rechtsanwalt Regentke aus Kö­
nigshütte feuerte in der Lipiner Pfarrkirche nach
lauten Beschimpfungen während der heil. Messe
auf den Pfarrer Ronezka einen Revolverschuß
ab, welcher sein Ziel verfehlte. Der als exaltiert bekannte Attentäter wurde von Kirchenbesuchern geseffelt und in das Justizgefängnis gebracht.
Frankreich. Ein furchtbares Drama, so schreibt
man den „Basl. Nachr." aus P a r i s , 20.ds.,
spielte sichheute nachmittags auf dem Bahnhofe
von BoiS-Colombes bei Paris ab. Eine ältere
Dame wartete mit zwei in tiefe Trauer gekleidete
Mädchen des Zuges nach Paris. Expreßzug von
Havre wurde signalisiert,der Stationschef gab
d»e üblichen Anweisungen, die Passagiere von den
Geleisen zu entfernen, als das jüngere der beiden
Mädchen fast vor der heransausenden Lokomotive'
sich auf die Schienen warf. Die Schwester stieß
einen Schrei aus und eilte ihr nach. I m nächsten
Augenblick wurden beide von der Lokomotive erfaßt und 60 Meter weit vorwärts geschleudert.
D a s Publikum war wie versteinert über das
schreckliche Schauspiel, während die unglückliche
Mutter leblos zusammenbrach. Der Zugführer
bremste sofort, aber man fand nur noch unförmliche Reste der beiden Mädchen. Die beiden
Opfer wurden als die Fräulein Cecile und Martha Davenne agnosciert, deren Mutter die Kleintinderschule in Bois-Colombes leitet. Die jüngere
Tochter hatte wahrscheinlich einen Jrrsinnsanfall,
worauf schon der Umstand schließen läßt, daß sie
erst vor einem Monat aus der Irrenanstalt
Sainte-Anne entlassen worden war.
— Der Pariser „GauloiS" teilt mit, daß es
mittels Röntgen Strahlen gelang, einen Brief
im geschlossenen Couvert zu photographieren.
D a s Facsimile des photographifchen Britfes ist
abgedruckt, Die Schriftzüge sinddeutlich erkennbar.
— U e b e r einen S c h i f s b r u c h , 100 Meter
unter der Erde, wird berichtet: Der kühne Erforscher der Höhlen Frankreichs, Martel, wäre
beinahe das Opfer einer Katastrophe geworden,
welche ihn und seine zwei Begleiter bei der Erforfchung der berühmten Höhlen „Patriae" im
Lot-Departement traf. Die HauptanziehungSkraft besagter Höhle, welche schon mehrere Male
— S c h a f f h a u s e n . Ein Scheusal. Ueber
einen zwischen Epfenhofen und Zollhaus (auf
badischem Gebiet) verübten Lustmord wird aus
Schaffhausen folgendes berichtet: I n der Nacht
vom 12. bis 13. Februar wurde die 30jährige
Hebamme von Epfenhofen nachts 11 Uhr von
einem Unbekannten, der sichals Knecht des Hrn.
Schaller in Zollhaus ausgab, unter dem Vorwände, sie möchte sofort zu Herrn Dr. Schaller
— Bern. E i n wunderlicher TauschVorschlag. A u s S t . Beatenberg wird den
„Basler Nachr." folgendes Geschichtleia berichtet:
I n einer Dorfschule des Berner Oberlandes
erhielt kürzlich ein 12jähriger Knabe vier Strafaufgaben, die er absolvieren sollte, bevor er nach
Haufe entlassen wurde. Nach cirka einer halben
Stunde trat er mit zwei fertigen Aufgaben zum
Lehrer und sagte: „ S ä g i t , Schulmeister, weitet
I h r mir nit für die zwo andere Aufgabi zwee
Chläpf gen? i mangleti hym ga hälfe Hirten."
(Auf gut Deutsch: Herr Lehrer, würden S i e mir
nicht anstatt der zwei ausstehenden Aufgaben, zwei
Ohrfetgen geben? ich sollte nach Hause, um das
Bich besorgen zu helfen.) Jedermann wird wohl
mit dem Lchrer einverstanden sein, der dem Knaben
den Rest der Strafe schenkte und ihm erlaubte,
sofort ohne Schläge, zur Besorgung seiner lieben
Tiere nach Hause zu gehen.
— O p f e r d e r I n f l u e n z a . Ein tragische»
Geschick ereilte die Familie des Johann Wieniger,
Großrat in Mattstetten. Bor ca. 8 Tagen erkrankte
die einzige Tochter an Influenza und Lungenent«
zündung und schon vorletzten SamStag war fie
eine Leiche, Vater und Mutter war eS aber nicht
vergönnt, ihr einziges Kind auf dem Wege zum
Grab zu begleiten; denn auch fie hatte die gleiche
heimtückische Krankheit aufS Krankenlager geworfen.
Am Donnerstag ist nun Hr. Wieniger und am
Abend auch seine Frau gestorben. D i e kalte Hand
des Todes hat also in weniger als 8 Tagen ein
ganzes Haus entvölkert.
Deutschland. V o n e i n e r R a t t e z e r n a g t .
A u s Köln, 19. Febr., berichtet die „Fr. Ztg.":
I n einem Hause an der Hühnergaffe wurde gestern
ein etwa vier Monate aUeS Kind von einer Ratte
derart zugerichtet, daß eine sofortige Ueberführung
de« KindeS in den Bürgerhospital angeordnet werden mußte. I n dem Hause wohnt ein Mann, der
im Befitze dressierter amerikanischer Ratten ist;
eineS dieser Tiere fand man, als das Kind jämmerlich schrie, auf deffen Geficht fitzendund an der
Stirne nagend. Als ein Hausbewohner das Tier
getötet hatte, bemerkte man, daß dem Kinde ein
Ohrläppchen und ein Stück von der Nase abge-
dreißig Jahre alt, konnte Greta Morton sich
nickt des kleinsten Jugendreizes mehr rühmen.
Aber der gewinnende Ausdruck ihrer ernsten, geduldigen Züge ersetzte vollkommen, was ihr an
Lieblichkeit abging und was selbst ihre simple
Kleidung nicht beeinträchtigen konnte.
„ S o , das nenne ich einmal angenehm", sagte
sie, ihre Handschuhe ablegend und die steifen
Finger an der hellen Glut erwärmend, „da lohnt
sich schon ein solch nasser Gang, wenn man bei
seiner Hermkehr ein behagliches Feuer und eine
gute Mutter daneben sitzend
antrifft."
„Gott sei Dank, daß Du es so auffaßt, liebes
Kind; ich hatte so großes Mitleid mit Dir. Laß
mich fühlen, ob D u sehr durchnäßt bist", versetzte
Frau Morton besorgt.
„ O , nur ganz unbedeutend, Mütterchen; und
hier bin ich ja für alles entschädigt. Jetzt aber
erzählt mir, was sich den Tag über ereignet hat.
W a s hast D u den getrieben, Willy?
„Ich weiß nicht", versetzte der Kleine müde;
„eigentlich gar nichts, Tante Greta."
„Nicht einmal für Großmama Sorge getragen?"
„Sie brauchte ja gar nichts, Tantchen. Seit war ich wirklich recht böse darüber. Frau Adams
dem Mittagessen sitzt sie schon mäuschenstill und vergaß, daß ich noch Stunden zu geben hätte,
blickt ins Feuer."
und behielt die Kinder zu lange bei sich. Ich
Greta wandte sich rasch nach der Mutter um, war bald geneigt, mich ohne Weiteres zu emaber der Ausdruck ihrer Züge war ruhig und fernen, stand aber doch davon ab."
„Ich glaube, D u thatest gut daran, mein Kind;
zufrieden.
„Hast Du Deine Rechnungen beendigt, Willy?" aber doch möchte ich, daß sie von ihrer Rücksichtslosigkeit erfahre."
fragte sie den Knaben wieder.
„ J a , Tante, und auch meine anderen schrist„ O , das würde wenig Unterschied machen,
lichen Arbeiten."
Mutter, was liegt ihr an meiner Zeit? Sie be„Schön, dann wollen wir heute abend weiter- trachtet mich einfach als ihre bezahlte Bonne, „eine
studieren. Aber jetzt werden wir unfern Thee ordentliche Person", wie sie ihren Bekannten erzählt,
trinken, nicht wahr, liebe Mutter? Willy kann „natürlich nur für kleinere Kinder genügend,
Frau Webb behilflich sein» die Sachen heraus- aber recht gutmütig und aufmerksam, dabei so
zutragen, während ich mich umkleide."
arm, daß es ein Werk der Barmherzigkeit ist,
Eine Viertelstunde später war die kleine Fa- siezu behalten."
milie um den traulichen Theetifch versammelt,
Eine gewisse Bitterkeit sprach aus Greta's
und wenn auch das Mahl nur das allereinfachste Stimme und Frau Morton wurde plötzlich sehr
war, so herrschte doch während desselben eine ernst.
heitere Stimmung, bis Frau Morton sich mit
„Liebe Greta", sagte sie, „wenn könnte Frau
der Frage an ihre Tochter wandte, weßhalb sie Adams p von Dir gesprochen haben?"
so spät nach Hause gekommen sei, obfchon sie
„Erst vor ganz kurzer Zeit, Mutter; ich war
eigentlich den Nachmittag frei gehabt hätte.
mit den Kindern im Salon und hörte, wie sie
„ J a , die Wahrheit zu gestehen, liebe Mutter, dies ihrer Freundin mitteilte, obschon sie leise
— Schwyz. P i l g e r z u g a u s Amerika.
Wie der Korrespondent deS „Vaterland" zu melden
weiß, wird in den Bereinigten Staaten von Nord'
amerika ein Pilgerzug nach Europa vorbereitet.
Die Pilger sollen im J u l i von New'Jork oerreisen,
die Meerenge von Gibraltar passieren, LourdeS
besuchen und über Genua und Neapel nach Rom
kommen. Nach der päpstlichen Audienz gedenken
fie nach Assisi, Loreto und Padua zu wallfahrten.
Auf dem Heimreise wollen fie ganz besonders auch
Einsiedel« besuchen, um dann über Paris und
Irland im Monat September heimzukehren.
— B e r n , 23. Febr. Entschädigung an einen
unschuldig Verurteilten. D a s Bundesgericht hat
den Kanton Zug als verpflichtet erklärt, dem im
Jahre 1 8 8 2 vom zugerischen Obergericht wegen
Raubmord zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe virurteilten Josef Schiker von BlickenSdorf, der dann
im Oktober 1894 als unschuldig erklärt und wieder
freigelassen wurde, für die ausgestandene Haft eine
Entschädigung von 12,000 Fr. nebst ZinS, vom
Datum der Einreichung der Klage an, zu bezahlen.