WAS MACHT EIGENTLICH… - smartquotes

FERNSEHEN | TVSTAR
Geschichten
von Frau Z.
Simon Kopp (l.)
sprang 2000 für Röbi
Koller als «Quer»Moderator ein.
SCHREINACHTEN
***
KAUM HABEN DIE Schwalben
die Fliege gemacht, flattert Ende
September der erste Weihnachtsprospekt ins Haus. Heuer ignoriert
ihn Frau Z. aber nicht, sondern
nimmt die Werber beim Wort.
Vielleicht wissen’s die ja wirklich
besser? Lasst uns also feiern und
frohlocken! Flugs die Räume mit
Zierrat zudekoriert (Gold harmoniert bestens mit dem Blätterbunt draussen) und einen Christbaum besorgt. Die Auswahl ist
riesig, allerdings muss man ihn
selber schlagen im Wald, weil er
den Weg zu uns noch nicht fand.
WAS MACHT EIGENTLICH …
TV-STAR Als SRF 2002 das «Mittags-
magazin» einstellte, wechselten
viele intern die Stelle. Sie dagegen verliessen den Leutschenbach. Warum?
SIMON KOPP Ich habe diese Sendung mit
Herzblut moderiert und stand daher erstmal
vor einem ziemlichen Loch. Aber einfach in
irgendeine Redaktion zu gehen, nur um
beim Schweizer Fernsehen bleiben zu können, kam nicht in Frage. Dann erhielt ich
die Chance, für die Staatsanwaltschaft
Luzern die Kommunikationsstelle neu aufzubauen. Das war hochspannend.
Wie schätzen Sie das SRF-Programm
von heute ein – so aus der Ferne?
Lange Zeit war ich vorsichtig, wenn es darum ging, die Arbeit meiner früheren Kollegen zu beurteilen. Inzwischen habe ich aber
genügend Abstand und finde, dass das Programm generell leider reichlich oberflächlich geworden ist. Mir fehlt oft der Tiefgang, mir fehlen spannende Gespräche,
neue Gesichter, Geschichten über Menschen, Alltagsstorys vom einfachen, aber
bunten Leben da draussen. Solchen TheSIMON KOPP
Geboren: 25.12.1968
Zivilstand: verheiratet
Karriere: Ab 1996 SRFModerator («TAF», «Mittagsmagazin»). Seit 20 03 Informationschef Staatsanwaltschaft Luzern; Kommunikationsfirma Smartquotes.
men wurde früher viel mehr Platz eingeräumt. Heute wird sehr viel kopiert, Kreativität ist nur noch vereinzelt zu spüren.
GÄSTE SIND ZWAR leicht
irritiert, wenn Frau Z. Gans statt
Poulet auftischt, auch die Produktion von Kunstschnee, damit
das Fest der Feste weissgewandet
einherkommt, gestaltet sich
zugegebenermassen ziemlich
aufwendig. Und wenn ich heute
nur mit dem Kater aufs Neujahr
anstosse, weil sonst keiner an
meine Party kommen mag, ist das
zwar etwas sonderbar so fastsolo,
aber irgendwie auch wunderbar.
Ist denn das Thema Fernsehen für Sie
abgeschlossen?
Fernsehen ist ein Virus, das man nie ganz
loswird. Insofern könnte mir durchaus vorstellen, wieder einmal etwas in diese Richtung zu machen.
Treten Sie als Kommunikationschef
der Staatsanwaltschaft nur in Erscheinung,
wenn es Negatives zu berichten gibt?
Ja, das ist so: An meinen Auftritten hat niemand Freude. Es geht immer um tragische
Ereignisse, Unfälle, Tötungen etc., die ich
kommunizieren muss. Dieser extreme thematische Wechsel machte mir anfangs sehr
zu schaffen. Ich musste lernen, mich persönlich abzugrenzen und nicht alles in mich
hineinzufressen, sondern über die Bilder
und Erlebnisse zu sprechen, mit denen ich
tagtäglich konfrontiert werde.
Sie sind inzwischen zum Spezialisten
für Krisenkommunikation geworden, bilden
in diesem Bereich auch Leute aus.
Was wird am häufigsten falsch gemacht?
In einer Krisensituation wird oft überhaupt
nicht kommuniziert oder dann kopf- und
hilflos. Hier setzen unsere Schulungen und
Konzepte an. Denn das Wichtigste ist,
dass die eigene Kommunikation in solchen
Momenten den Medien stets einen Schritt
voraus ist und nicht hinterherhinkt. Dann
hat man schon viel erreicht.
Interview: Regula Elsener
F OTO S : R D B, Z VG, S R F (5)
… Simon Kopp?
KONSEQUENT weitergedacht,
stehen im Januar Ostern an. Bei
Minusgraden ist Eiersuche zwar
hart, aber schnell erledigt, denn
im Schnee fallen die etwa so auf
wie Angorapullis im August. Dafür
sind Osterhasen frisch, da nicht
lang abgehangen im Laden, sondern zack, zack in Z.’s Magen. Im
März fahren wir in die Sommerfrische – einfach nicht ans Meer. Es
hat die Verschiebung der Saisons
nämlich nicht mitgekriegt, weil es
keine Post erhält. Ja und im Juli
pflücken wir dann ob der unsaisonalen Aberntung leicht säuerliche
Äpfel. Liebe Werber, steckt euch
solche Kataloge sonst wohin –
einfach nicht in meinen Briefkasten. Eure vorzeitigen Weihnachtsergüsse bringen mich nämlich zum
Schreien.
Ihre Miriam Zollinger
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