Jugendliches Engagement ist auch nicht mehr das, was es einmal war

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Foto: DBJR, DVD „Blickwinkel“, studioprokopy werbeagentur & fotostudio
Freiwilliges Engagement und Ehrenamt
Die Clique bleibt wesentliche Sozialisationsinstanz – auch beim Thema Engagement
Perspektivwechsel in der Betrachtung jugendlichen Engagements
Jugendliches Engagement ist auch
nicht mehr das, was es einmal war
Viele, die ihr Erwachsenwerden in der Zeit der Studentenbewegung erlebt haben, neigen dazu, die späteren Jugendgenerationen als Verfallsprodukte zu sehen. Sie werden entweder als narzisstisch, unpolitisch, karrieristisch – bestenfalls pragmatisch bezeichnet. Nicht selten werden sie pauschal als Ichlinge diffamiert. Wenn man dann mit empirischen Befunden
dagegenhält, erntet man oft ungläubiges Staunen. Auf dem bereitstehenden „68er-Prüfstand“ wird aktuelles jugendliches
Engagement als zu leicht befunden.
Dem jugendlichen Engagement fehle die
nötige politische Radikalität und Durchschlagskraft. Wenn dann als Gegenargument
die Protestbewegung gegen „Stuttgart 21“
angeführt wird, sieht man dort vor allem die
unerschrockenen Kämpferinnen und Kämpfer der eigenen Generation, die den Protest
anführen würden.
Es war schon immer problematisch, die
eigenen zeittypischen Erfahrungen zum
Normalitätsmaßstab für nachfolgende Generationen zu erklären. Das gilt insbesondere
in einer Zeit, in der sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen grundlegend
verändern. Die Bundesrepublik Deutschland
befindet sich in einer Phase des gesellschaftlichen Wandels, der mit Schlagworten wie
Globalisierung, Pluralisierung und Individualisierung angedeutet ist. Dieser Wandel
erfasst nicht nur den ökonomischen und
politischen Bereich, sondern bedeutet auch,
dass sich in den privaten Welten grundlegende Veränderungen vollziehen. Von den
Konsequenzen eines sich herausbildenden
globalen Netzwerk-Kapitalismus sind alle Bereiche des Alltagslebens betroffen: wie man
Beziehungen eingeht, Familie begreift, sich
beruflich orientiert, erwachsen wird, Schule
erlebt, Freizeit gestaltet und sich politisch
betätigt. Von diesem Wandel ist auch das freiwillige soziale Engagement betroffen. Es löst
sich aus den milieuspezifischen Kontexten,
in denen traditionelle Engagementformen
ihre spezifische Passform gefunden hatten.
Jugendliche sind keine Ichlinge
Den ideologisch verschleierten Blick auf
Jugendliche, der nur „Ichlinge“ oder „EgoShooter“ auszumachen vermag, kann man
mit nüchternen Zahlen kontern. Die 1999,
2004 und 2009 durchgeführten repräsentativen Freiwilligenerhebungen haben uns
einen guten empirischen Überblick zum
bürgerschaftlichen Engagement ermöglicht.
Der Freiwilligensurvey von 1999 hat gezeigt,
dass zu dem bereits hohen Niveau von etwa
einem Drittel der Bevölkerung (34 Prozent),
das sich engagiert, ein weiteres knappes
Drittel (26 Prozent) hinzukommt, das am
Engagement interessiert ist. Der zweite
Freiwilligensurvey von 2004 und der dritte
von 2009 zeigen, dass sich die Zahlen erhöht
haben. In diesem Zusammenhang hatte
Helmut Klages von einem „brachliegenden
Potenzial“ oder einer „riesigen ‘schlafenden
Ressource’“ gesprochen.
Folgende Bilanz zum Freiwilligenengagement lässt sich auf der Basis der empirischen
Forschung ziehen:
1)Freiwilliges Engagement geht nicht zurück,
sondern unterliegt einem charakteristischen Wandel: weg von dem klassischen
Ehrenamt, das seinen „Nachschub“ aus
traditionsreichen sozialen und weltanschaulichen Milieus bezogen hat, hin zu
einem Engagement, das sich aus Motiven
einer selbstbestimmten Lebensführung
speist.
2)Für Engagementverlust bei Jugendlichen
und Erwachsenen gibt es keine empirischen
Belege. Allerdings könnte man von einer
Stagnation auf hohem Niveau sprechen.
Vergleicht man die Gruppe der 14- bis
25-Jährigen mit den 56- bis 66-Jährigen
sieht man ein vergleichbar hohes Engagementniveau, Zuwachsraten gibt es
hingegen nur bei älteren Bürgerinnen und
Bürgern.
3)Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen,
die über Jahre die höchsten Engagement­
raten zeigten, stagniert das Engagement,
während es bei den älteren Bevölkerungsgruppen deutlich ansteigt. Die Verdichtung
der Bildungsgänge nimmt Heranwachsenden selbstbestimmte Zeitressourcen und
reduziert die Möglichkeiten für freiwilliges
Engagement.
4)Die „Anlagesphären“ für das vorhandene
soziale Kapital verändern sich als Konsequenz dieses Motivwandels. Weil sich Menschen mit ihrem Engagement nicht mehr
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Freiwilliges Engagement und Ehrenamt
selbstverständlich in den vorhandenen
Strukturen von Politik und Organisationen
verorten wollen, bedarf es neuer Handlungsangebote. Da diese für einige noch
nicht existieren bzw. nicht bekannt sind,
gibt es ein „frei flottierendes Potenzial an
Gemeinsinn“ (Helmut Klages).
5)D ie Idee einer entwickelten Zivilgesellschaft braucht eine bürgernahe „Erdung“
und Realisierung. Sie lebt aus der Identifikation mit demokratischen Spielregeln
im Sinne eines partizipativ und solidarisch orientierten Gemeinwesens, in
dem die öffentlichen Angelegenheiten
zu Anliegen der Bürgerinnen und Bürger
werden. Diese Bürgerschaft mischt sich in
diese Angelegenheiten ein, versucht sie
nach ihren Vorstellungen und Interessen
zu gestalten, akzeptiert auch, dass in
einer pluralistischen Gesellschaft keine
Instanz, keine Person und keine Gruppierung für sich beanspruchen kann, über
die einzig richtige Lösung zu verfügen.
Dieses zivilgesellschaftliche Engagement
kann am ehesten im kommunalen Raum
praktiziert werden und deshalb müssen
entsprechende Förderstrukturen in den
Gemeinden entwickelt werden (vgl. dazu
Keupp 2003).
Erwachsenwerden heute
In einer individualisierten Gesellschaft,
in der die Menschen ihre Biographien immer
weniger in den gesicherten Identitätsgehäusen der Berufsarbeit einrichten können
und in der ihr Lebenssinn zur Eigenleistung
wird, sind vermehrt Fähigkeiten zur Selbst­
organisation in den sozialen Mikrowelten
gefordert. Fertige soziale Schnittmuster für
die alltägliche Lebensführung verlieren ihren Gebrauchswert. Sowohl die individuelle
Identitätsarbeit als auch die Herstellung von
gemeinschaftlich tragfähigen Lebensmodellen unter Menschen, die in ihrer Lebenswelt
aufeinander angewiesen sind, erfordert ein
eigenständiges Verknüpfen von Fragmenten.
Die roten Fäden für die Stimmigkeit unserer
inneren Welten zu spinnen, wird ebenso zur
Eigenleistung der Subjekte wie die Herstellung lebbarer Alltagswelten. Kinder und Jugendliche brauchen die dazu erforderlichen
Lebenskompetenzen in einem sehr viel höheren Maße als die Generationen vor ihnen.
Sie müssen in der Lage sein, ein Berufsleben
ohne Zukunftsgarantien zu managen, ihren
individuellen Lebenssinn ohne die Vorgabe
von Meta-Erzählungen zu entwickeln und die
Komplexität von Weltverhältnissen auszuhalten. Auf diesem Hintergrund bekommt
das zivilgesellschaftliche Engagement von
ihnen einen zentralen Stellenwert. Dazu
drei Thesen:
These 1: Die Lebensphase Jugend soll
Menschen die psychosoziale und qualifikatorische Basis für ein gelingendes Erwachsenenleben schaffen. Von einer sich dramatisch
verändernden globalisierten kapitalistischen
Gesellschaft ist auch das Aufwachsen betroffen. Es kommt vor allem im Bildungssystem
zu einer Beschleunigung und Verdichtung der
Jugendphase und zu einer Engführung durch
das Ziel „employability“.
These 2: Die aktuellen gesellschaftlichen
Entwicklungen haben zunehmend die Spielräume für Experimentieren mit möglichen
Identitätsentwürfen reduziert. Die wachsenden psychosozialen Probleme von Jugend-
Eila (12)
Bist du eine Ausnahme unter deinen
Freunden, weil du dich ehrenamtlich
engagierst?
Ich kenne sonst niemanden. Das kann aber
auch daran liegen, dass ich erst seit drei Jahren in München lebe. Aber natürlich – meine
Freundinnen, mit denen ich zusammen im
Spielhaus bin, arbeiten ja auch ehrenamtlich
mit. In der Schule finden das die meisten gut,
was ich mache. Meine Eltern auch – immer
vorausgesetzt, die Schule leidet nicht darunter. Aber das ist im Moment kein Problem.
Du kümmerst dich im Spielhaus auch um
den Spielgeräteverleih, stimmt‘s?
Stimmt. Ich komme in meiner Mittagspause
und helfe mit beim Spielgeräteverleih. Ich
mache das seit letztem Jahr zusammen mit
meiner Freundin Benita.
Wer von euch beiden hat wen überredet,
da mitzumachen?
Das war eigentlich Zufall. Irgendwann hatte
ich mich mal auf den Stuhl gesetzt, auf dem
immer die Person saß, die den Spielgeräteverleih bis dahin gemacht hatte. Daraufhin
fragte mich Jutta Schneider, die Leiterin des
Spielhauses, ob ich nicht mal den Verleih
machen möchte. Ich habe es dann einfach
ausprobiert, am nächsten Tag gleich wieder … Und irgendwann war es dann normal.
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Jutta fragte mich dann, ob ich das nicht ganz
machen möchte. So bin ich zu dieser Aufgabe
gekommen.
Merkst du, dass dich diese Aufgabe irgendwie verändert?
Man lernt viel. Bei so einer Aufgabe muss man
ja mit den Kindern gut umgehen können;
man muss mit den verschiedensten Leuten
klarkommen. Wenn man da keinen Spaß dran
hat, funktioniert es nicht. Ich bin gern für die
anderen Kinder da und lerne ganz nebenbei,
wie man sich besser organisiert.
Was möchtest du später mal beruflich
machen?
Vielleicht tatsächlich Kinderärztin.
Hast du auch irgendwelche Vorteile durch
deine Arbeit im Spielhaus?
Mir wird vieles ermöglicht. Natürlich nicht
im Sinne von Bezahlung oder so. Aber ich
kann zum Beispiel in diesem Jahr die Veranstaltung KiKS moderieren. Oder ich bin im
„Team Stuck“, wo man zur Museumsführerin
ausgebildet wird. Ich bekomme also viele
Chancen.
Was brauchst du für deine ehrenamtliche
Arbeit?
Ich würde mir wünschen, dass die Schule
diese Arbeit mehr respektiert und wir mehr
Freiraum für unsere Arbeit bekommen.
Grundsätzlich gibt es zwar schon eine Beurlaubung, wenn ich so eine Moderation wie für
KiKS mache. Aber das ist eher die Ausnahme.
Ehrenamt ist …
Verantwortung, die gleichzeitig Spaß macht.
Ich tue gern etwas für andere und bin froh,
dass ich mit Menschen arbeiten kann.
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lichen und jungen Erwachsenen zeigen uns
die „Kostenseite“ dieser Entwicklung. Wir
brauchen eine Kultur des Aufwachsens, die
die Verwirklichungschancen für ein selbstbestimmtes Leben fördert.
These 3: Freiwilliges soziales Engagement
kann für Heranwachsende eine hervorragende
Chance bieten, jugendspezifische Entwicklungsaufgaben in einer spätmodernen Gesellschaft zu bewältigen. Im Zentrum steht
die eigene Identitätsarbeit. Dazu bedarf diese
Engagementform förderlicher Rahmenbedingungen, die Selbstwirksamkeitserfahrungen
und Partizipation ermöglichen und nicht in
die Logik der vorherrschenden Bildungs­
systeme „gesperrt“ werden.
Die Sozialisationsforschung hat mittlerweile ein gut abgesichertes Wissen über die
Bedingungen gelingenden Erwachsenwerdens
erarbeitet. Dazu gehören Kompetenzen im
kognitiven, emotionalen und sozialen Bereich, weiterhin Empathie und Achtsamkeit
für die Befindlichkeit anderer Menschen,
Bindungs- und Beziehungsfähigkeit und
schließlich Vertrauen in die eigene Person
als Basis für gelingende Identitätsentwicklung. Aktuell wird die besondere Bedeutung
zivilgesellschaftlichen Engagements von Jugendlichen herausgearbeitet. Ihre Erfahrung,
mit ihrer Beteiligung an der Gestaltung ihrer
Kinder und Jugendlichen engagieren sich – aber eben anders als früher und oft
jenseits vorgegebener Strukturen
Lebensbedingungen, durch Einmischung in
Politik und Gesellschaft den Verhältnissen
nicht ohnmächtig ausgeliefert zu sein, ist die
Grundlage für Selbstwirksamkeit und Handlungsfähigkeit. Von daher ist es notwendig,
den Diskurs zum Freiwilligenengagement von
Jugendlichen nicht aus der Perspektive von
Vereinen und Organisationen zu führen, die
Foto: DBJR, DVD „Blickwinkel“, dieprojektoren
agentur für gestaltung und präsentation
Freiwilliges Engagement und Ehrenamt
sich über die Rekrutierung ihrer künftigen
Mitgliedschaft Gedanken machen, sondern
aus der Perspektive der Jugendlichen und
ihrem gelingenden Erwachsenwerden im
Sinne der Förderung des „aufrechten Gangs“.
Prof. Dr. Heiner Keupp
Christian Straubinger (21)
Das klingt nach viel Arbeit. Machst du das
alles ehrenamtlich?
Mit meiner Jungen-Gruppe habe ich mich
bisher einmal wöchentlich getroffen. Jetzt
haben wir 14-tägig noch einen zweiten Termin, weil wir ein Sportprogramm gestartet
haben. Wir sind insgesamt vier Leiter und
wechseln und ab. Es macht ja Spaß, deshalb
ist das schon OK.
Wie engagierst du dich ehrenamtlich?
Ich arbeite im Verein des Jugendzentrums
„Diversity München“. Das Ganze hat im Juli
2013 angefangen. Ich bin im Internet auf
das Jugendzentrum gestoßen, kurz darauf
zum ersten Treffen der Jungs gegangen und
habe mir das angeschaut. Ich hatte bis dahin
noch keinen Kontakt zur Szene und suchte
nach Anschluss.
Wir sind ein Verein, der in verschiedene
Gruppen aufgeteilt ist. Ich bin in die JungenGruppe gegangen. Der damalige Leiter dieser
Gruppen wollte aufhören, weil ihm einfach
die Zeit fehlte. Der Verein suchte dringend
Nachwuchs. Nachdem ich kurz überlegt hatte,
dachte ich mir, dass ich ja auch die Leitung
der Gruppe übernehmen könnte. Ich habe ja
ohnehin schon viel Zeit im Jugendzentrum
verbracht. Also lag diese Entscheidung nahe
und ich wurde Jugendleiter.
In verschiedenen Sitzungen habe ich schnell
die anderen Gruppen und deren Leitungen
kennengelernt – vor allem die Gruppe diversity@school. Ich fand deren Arbeit inhaltlich
sehr spannend. Wir gehen in Schulklassen
und klären die Schülerinnen und Schüler
auf. Mir hat das so gefallen, dass ich auch
Mitglied in dieser Gruppe wurde. Bei diversity@school muss man bei drei Schulbesuchen
hospitieren, an Teamsitzungen teilnehmen
– anschließend kann man selbständig Projekttage durchführen.
Wie bist du zu Diversity gekommen?
Ich habe mich mit 19 Jahren als schwul
geoutet – das ist eigentlich ziemlich spät.
Ich war bis dahin einfach noch nicht so
weit. Während meines Coming-out habe ich
nach Leuten gesucht, mit denen ich mich
offen unterhalten konnte, die meine Situation verstehen konnten. Ich bin jetzt unter
anderem deshalb als Leiter tätig, weil ich
die Jüngeren auf diesem Weg begleiten und
unterstützen möchte.
Warum aber gleich eine JugendleiterFunktion?
Ich habe mich von Anfang an gefreut, Verantwortung übernehmen zu können, weil es
einfach Spaß macht, weil man einen anderen
Blickwinkel bekommt. Ich habe jetzt viele
Gespräche, in denen ich direkt die Probleme
und Fragen unserer Mitglieder beantworten
kann. Ich kann die „Neuen“ an die Hand
nehmen und ihnen unsere Anliegen erklären.
Es ist echt cool, Leiter zu sein.
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Freiwilliges Engagement und Ehrenamt
Freiwillige im Kreisjugendring München-Stadt
Der Einsatz von Freiwilligen gehört zur
Tradition und zum Selbstverständnis
des Kreisjugendring München-Stadt
(KJR) als Zusammenschluss von Jugendverbänden sowie als Träger von
Einrichtungen der Offenen Kinder- und
Jugendarbeit (OKJA) und der Kindertagesbetreuung. Ohne freiwilliges
Engagement wäre die Arbeit des KJR
so nicht möglich.
Die Vorstandsmitglieder im KJR machen ihren „Job“ ehrenamtlich, die Mitgliedsverbände werden zu einem großen Teil ehrenamtlich
getragen, in unseren Kitas engagieren sich
Elternbeiräte freiwillig, Jugendräte, Haussprecherinnen und -sprecher, Thekenteams,
Selbst­ö ffnungsgruppen und viele andere
junge Freiwillige gestalten unsere Freizeitstätten mit. Erwachsene bringen sich und
ihre Zeit bei Ferienfahrten, Projekten oder
regelmäßigen Angeboten ehrenamtlich ein.
Im Rahmen von sogenannten „Social Days“
unterstützen Beschäftigte von Unternehmen
unsere Einrichtungen tageweise. Sie führen
beispielsweise kleinere Renovierungen oder
Bauarbeiten aus. In vielen Einrichtungen
und der Geschäftsstelle wird ein Freiwilliges
Soziales Jahr oder der Bundesfreiwilligen-
Ehrenamt ist vielfältig – zum Beispiel als Betreuerin oder Betreuer bei Ferienfahrten
dienst abgeleistet. Diese Liste ließe sich
sicher fortsetzen.
Wer gehört zum Kreis
der Freiwilligen?
Freiwillige unterstützen und bereichern
die Arbeit des KJR sowohl im Bereich der
Pädagogik als auch in anderen Feldern, die
für das Gelingen unseres pädagogischen Auftrags nötig sind. Dabei sind Freiwillige kein
kostengünstiger Ersatz regulärer Arbeitsverhältnisse, sondern stellen einen Gewinn für
die Organisation und unser Angebot dar. Die
große Anzahl an Freiwilligen und die Heterogenität der Personen und Felder, in denen
Johannes Saller (15)
Was machst du?
Ich bin beim Bund der Pfadfinderinnen und
Pfadfinder Jugendleiter. Unser Stamm ist in
Trudering. Wir haben dort einen Bauwagen, in
dem sich jeden Tag eine andere Gruppe trifft.
Ich leite eine Gruppe von 9- bis 10-Jährigen.
amt bei Jugendlichen vielleicht doch nicht.
Wie unterstützt dich dein Verband?
Unser Stamm hat die Ausbildung zum Gruppenleiter organisiert – an drei Wochenenden
waren wir zu Seminaren unterwegs plus eine
Abschlussfahrt nach Kroatien. Die Stammesführung hat Erfahrung, die sie an uns
weitergibt. Auch der Landesverband ist da
sehr hilfreich.
Seit wann bist du ehrenamtlich aktiv?
Meine Gruppe ist noch ziemlich jung. Ich
selbst bin erst seit Ende 2013 ehrenamtlicher
Gruppenleiter – zuvor war ich aber schon
Mitglied im Verband.
Wie bist du zu dieser Aufgabe gekommen?
Durch meinen besten Freund. Der hatte mich
immer zu Gruppenstunden mitgenommen.
Nach und nach kamen dann alle meine engen
Freunde zum Verband. Mir hat das von Anfang
an gut gefallen.
Danach haben auch wiederum Freunde von
mir begonnen, Gruppen zu leiten. Ich fand
das auch ganz prima – wollte aber eher
Gruppen von älteren Kindern übernehmen,
mit denen ich längere Zeit zusammenbleiben
konnte. So habe ich dann die Sippenführung
übernommen.
Welche Rolle spielt der Spaß dabei?
Die Freude und der Spaß an dieser Aufgabe
sind die Hauptgründe dafür, dass ich das
mache. Und wenn man so will, auch eine Art
Generationenvertrag. Mein Sippenführer hat
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Woran wirst du dich in zehn Jahren erinnern?
Ich denke, dass man bei den Pfadfindern mehr
fürs Leben lernt als in der Schule. Man lernt
Verantwortung, Achtsamkeit, selbständig zu
sein. Man übernimmt ja Verantwortung für
sich und andere.
mir damals eine tolle Zeit im Jugendverband
ermöglicht. Ich will das den Jüngeren jetzt
auch ermöglichen.
Oft hört man, dass sich Jugendliche nicht
engagieren?
In meiner Straße gibt es vier Pfadfinder – alles
Freunde von mir. In meiner Klasse werde ich
aber schon häufiger gefragt, warum ich das
freiwillig mache. Ganz so üblich ist das Ehren-
Wie wird dein Ehrenamt anerkannt?
In der Schule wird es zwar nicht ins Zeugnis
geschrieben, aber die Schule unterstützt uns
Ehrenamtliche – man bekommt zum Beispiel
immer frei, wenn man in ein Lager fährt.
Vervollständige bitte den Satz: „Ehrenamt
ist für mich …”
ein wichtiger Teil meines Lebens. Ehrenamt
ist Verantwortung und auch Zeitaufwand,
den man aber gern in Kauf nimmt, weil man
unendlich viel Spaß hat.
Foto: DBJR, DVD „Blickwinkel“, Journalistenbüro Röhr : Wenzel
Bunt und vielfältig wie Jugendarbeit selbst
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sie sich einbringen, verdeutlicht zunehmend den Bedarf, sich die unterschiedlichen
Gruppen und Einsatzfelder von Freiwilligen
näher anzusehen und Bedingungen für deren gelingenden Einsatz zu definieren. Eine
Arbeitsgruppe beschäftigte sich 2013 mit
den vielfältigen Freiwilligen(-formen) in
den Einrichtungen des KJR und erarbeitete
Standards für freiwilliges Engagement, die
im Februar 2014 vom Vorstand verabschiedet
wurden.
Zunächst musste in der Arbeitsgruppe
definiert werden, für welche Gruppen von
Freiwilligen Standards erarbeitet werden
sollten. Schnell wurde klar, dass alle Freiwilligen, die zur Zielgruppe der jeweiligen
Einrichtung gehören – also im Bereich der
Freizeitstätten die Kinder, Jugendlichen
und jungen Erwachsenen und im Bereich der
Kindertagesstätten auch Elternbeiräte –,
nicht von den Standards erfasst werden sollen. Es gehört zum pädagogischen Auftrag
des KJR, die Zielgruppe zu freiwilligem Engagement anzuregen und anzuleiten. Ferner
fallen auch die Freiwilligen im Rahmen von
Unternehmens-Engagement nicht unter
die Standards, da ihre Einsätze nur punktuell und in einem begrenzten Zeitrahmen
stattfinden. Für alle anderen Personen, die
beim KJR weder fest angestellt sind noch
sich im Praktikum befinden und deren
freiwillige Tätigkeit nicht zur Sicherung
ihres Lebensunterhalts beiträgt, gelten die
Standards zum Einsatz Freiwilliger ebenso
wie für alle, die ein Freiwilliges Soziales
Jahr, ein Freiwilliges Ökologisches Jahr oder
den Bundesfreiwilligendienst absolvieren.
Da der Einsatz im Rahmen geregelter Frei-
Regelmäßige Weiterbildungsangebote gehören zur Qualitätssicherung
ehrenamtlichen Engagements
willigendienste stärker rechtlich geregelt
ist, wurden sowohl Standards für diese
Gruppe als auch für alle übrigen Freiwilligen
formuliert.
Qualitätssicherung
in der Freiwilligenarbeit
Die Standards verstehen sich als Spielregeln für das Miteinander von KJR und
Freiwilligen, damit freiwilliges Engagement
für alle positive Wirkung entfalten kann. So
sind für die unterschiedlichen Tätigkeiten,
die von Freiwilligen übernommen werden,
Aufgaben- bzw. Einsatzprofile zu erstellen. Über die beiderseitigen Erwartungen,
Verpflichtungen sowie organisatorischen
Rahmenbedingungen wird eine EngagementAbsprache bzw. Vereinbarung getroffen. Mit
den Freiwilligen, die regelmäßig tätig sind,
finden in jedem Einsatzgebiet kontinuierlich
Einsatzbesprechungen und Reflexionen statt.
Foto: DBJR, DVD „Blickwinkel“, dieprojektoren
agentur für gestaltung und präsentation
Freiwilliges Engagement und Ehrenamt
Dabei werden geeignete Partizipationsformen
und verbindliche Teilhabemöglichkeiten
für die Freiwilligen geschaffen. Durch regelmäßige und angemessene Anerkennung
wird die Wertschätzung für die Tätigkeiten
der Freiwilligen zum Ausdruck gebracht.
Die Freiwilligen sichern ihrerseits zu, die
pädagogischen Leitlinien des KJR sowie die
Standards zur Nachhaltigkeit zu beachten
und ihre Tätigkeit nach bestem Wissen und
Gewissen auszuführen. Die Freiwilligen entscheiden selbst, wann, wo und wie lange sie
eine freiwillige Tätigkeit ausführen wollen.
Nun geht es an die Umsetzung der Standards und darum, zu sehen, welche Wirkungen diese in der Praxis der Freiwilligen,
der Beschäftigten und derjenigen Zielgruppen, denen die freiwillige Tätigkeit letztlich
zugutekommen soll, entfalten können.
Dr. Manuela Sauer, Grundsatzreferentin, KJR
Jana (17)
Du arbeitest auch ehrenamtlich im Spielhaus in der Sophienstraße – aber in einem
ganz anderen Bereich als Eila und Benita.
Was machst du genau?
Im Spielhaus gibt es das Ferienangebot
„Komm doch mit nach Indien“. Das Besondere
an diesem Projekt ist, dass man dabei in
der Gruppe Mallakhamb – Yoga am Seil und
Pfahl – trainieren kann. Für diese spezielle
Yoga-Art, die es europaweit nur bei uns hier
gibt, begleite ich Kurse. Ich war vorher selbst
vier Jahre Teilnehmerin – jetzt assistiere ich
ehrenamtlich der Trainerin. 2010 bin ich
übrigens zum ersten Mal hier gewesen.
Was motiviert dich dazu, diese Kurse zu
geben?
Ich weiß noch nicht, was ich später beruflich
machen werde. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass ich – ganz gleich, was ich dann
tue – etwas aus diesem Ehrenamt für mich
mitnehme. Ich habe im letzten Jahr die Juleica erworben und dabei schon viel gelernt.
Beim Training mit den Kindern merke ich,
dass ich gut Gruppen anleiten kann. Anfangs
war das gar nicht so einfach – gestern selbst
noch Teilnehmerin an den Kursen und heute
Wer so eine Sportgruppe leitet, übernimmt viel Verantwortung. Hilft man
dir dabei?
Die Jugendleiterschulung war eine große
Hilfe. Sonst gilt bei uns das Prinzip ‚learning by doing‘. Nachdem es wohl europaweit
keine anderen Gruppen außer uns gibt, die
Mallakhamb anbieten, müssen wir selbst viel
ausprobieren und lernen; das machen wir
dann immer gemeinsam.
Assistentin in der Gruppe. Da muss man sich
erst einmal Respekt erarbeiten.
Was sagen deine Freunde und deine Familie, dass du viel Zeit für dieses Ehrenamt
opferst?
Ich habe Freunde, die in der Pfarrjugend
aktiv sind. Insofern wissen die, was Ehrenamt bedeutet und dass es Spaß macht. Dass
Jugendliche sich heute angeblich nicht mehr
ehrenamtlich engagieren wollen, kann ich
nicht bestätigen. Das ist ein Vorurteil.
Was wünschst du dir als Ehrenamtliche?
Viele meine Freunde sind zu schüchtern, um
selbst was zu machen. Ich wünsche mir mehr
Kinder, die ein Ehrenamt übernehmen. Der
Kreisjugendring München-Stadt zeigt es ja,
dass das geht, und kann Beispiel sein. Ich
fühle mich jedenfalls wunderbar unterstützt
– es ist immer jemand erreichbar, wenn man
Fragen hat. Und ich fühle mich auch sicher
durch die Jugendleiterausbildung.
Ehrenamt ist …
schön, weil ich sehe, dass ich damit andere
Leute glücklich machen kann. Eine Bestätigung im Zeugnis ist mir nicht so wichtig – ich
will einfach was machen.
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Freiwilliges Engagement und Ehrenamt
Auszeichnung für bürgerschaftlich Engagierte
„München dankt!“
Zum 1. August 2008 hat die Landeshauptstadt München die Auszeichnung
„München dankt!“ für bürgerschaftlich
Engagierte in München eingeführt.
„München dankt!“ ist eine über alle Tätigkeitsfelder des bürgerschaftlichen
Engagements reichende einheitliche
Anerkennung, die vom Oberbürgermeister und der Einrichtung, in der die
Bürgerin oder der Bürger ehrenamtlich
tätig war oder ist, ausgesprochen wird.
Auf Initiative der Stadt München konnte
unter Beteiligung von Wohlfahrtsverbänden,
Wirtschaftskammern, Wissenschaft, engagierten Bürgerinnen und Bürgern, Kirchen,
Erwachsenenbildungsträgern, interessierten
Unternehmen sowie Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern der Stadtverwaltung dem Stadtrat das Ergebnis in Form der Ehrung „München
dankt!“ nach intensivem Diskussionsprozess
vorgelegt werden.
Engagement sichtbar machen
Bürgerschaftliches Engagement kommt
in vielfältiger Form und Intensität in den
unterschiedlichsten Themenfeldern zum
Tragen. Durch Mitwirkung und Einsatz von
Bürgerinnen und Bürgern entwickeln sich in
München viele Angebote, die in dieser Qualität und Vielfalt sonst nicht möglich wären.
München dankt deshalb diesen engagierten
Bürgerinnen und Bürgern für ihre
ehrenamtliche Tätigkeit mit dieser
Auszeichnung.
Mit der Ehrung „München dankt!“
werden neben dem Dank für das
Engagement die konkreten Arbeitsfelder, damit verbundene Anforderungen bzw. Kompetenzen und
gegebenenfalls dafür erworbene
Qualifizierungen dargestellt.
Diese neue Form von Anerkennung kann zum Beispiel Bewerbungen beigelegt werden oder
als Referenz für ein weiteres
bürgerschaftliches Engagement
dienen. Immer wieder geben befragte Unternehmen an, dass sie
eine solche Auszeichnung von
Bewerberinnen und Bewerbern bei gleicher
fachlicher Eignung positiv bewerten würden.
Vor allem soziale Kompetenzen sind nicht
aus Büchern erlernbar. Diese sogenannten
weichen Kompetenzen werden unter anderem in einer ehrenamtlichen Tätigkeit geübt
und vertieft. Bei gleicher fachlicher Eignung
kann dies also ein Pluspunkt für die ehrenamtlich tätige Person sein.
Das Gutscheinheft
Der Münchner Stadtrat hat Mitte 2012
beschlossen, den Münchner Bürgerinnen und
Bürgern, die für ihr bürgerschaftliches Enga-
gement mit
„München
dankt!“ ausgezeichnet
werden, als
weitere Anerke n nu ng e i n
Gutscheinheft
zu überreichen.
Das Gutscheinheft ermöglicht
jeweils einer Person den einmaligen kostenlosen
Eintritt in verschiedene Musen,
Theater und Bäder
der Stadt sowie in
den Tierpark Hellabrunn. Außerdem enthält
das Heft Gutscheine für eine Streifenkarte für
den Freizeitsport, eine kostenlose Auffahrt
auf den Olympiaturm, die Teilnahme an einer
geführten Stadiontour durch den Olympiapark sowie die Teilnahme an einer geführten
Erlebnistour durch den Olympiapark.
Mit diesem Angebot bedankt sich die Landeshauptstadt München für das beispielhafte
Engagement, das viele Bürgerinnen und
Bürger für die Münchner Stadtgesellschaft
leisten.
(Website der Landeshauptstadt München)
Kinderrat im Rumfordschlössl
Gute Voraussetzungen
Der Kinderrat „R7“ konnte daraufhin seine
Aufgaben wahrnehmen und sich den anderen
Kindern präsentieren. Bei den ersten Kinderversammlungen ging es unter anderem um die
Reflexion bestehender und die Einführung
neuer Regeln, wie beispielsweise den Umgang
mit dem Fußballgelände, die Umsetzung
einer allgemeinen Ordnung in und um die
Einrichtung. Der „R7“ gestaltete die Versammlungen eigenständig, das pädagogische
Team hielt sich zurück. Alle Kinder hörten
zu und das Gefühl von Benachteiligung und
Unmutsäußerungen blieb aus. Der Wunsch
der Kinderrats-Kinder nach dem Besuch im
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Für den „R7“ gab es sogar einen richtigen Wahlkampf.
Rathaus, die Gestaltung des nächsten Kinderund Jugendforums zu übernehmen, wurde
am 23. Mai Wirklichkeit. Vom Kinder- und
Jugendforum, der Vorbereitung zur Gestal-
tung und des Engagements der Kinder folgt
ein Bericht im nächsten K3.
Sabine Laske, Rumfordschlössl, KJR
Foto: Rumfordschlössl
Seit Januar 2014 hat das Rumfordschlössl einen demokratisch gewählten
Kinderrat: „R7“. In geheimen Wahlen
wurde nach einem zweiwöchigen Wahlkampf mit Plakaten, auf denen sich die
Kinder mit Foto und aussagekräftigen
Sätzen zu Motivation und Umsetzungsplänen vorstellten, in selbstgebauten
Wahlkabinen gewählt. Die Wahlbeteiligung lag bei 98 Prozent.
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Freiwilliges Engagement und Ehrenamt
Ehrenamt im Spielhaus Sophienstraße
Unendliche Möglichkeiten
Schülerinnen und Schüler des benachbarten Luisen-Gymnasiums übernehmen in der
Mittagsbetreuungszeit den Spielgeräteverleih und koordinieren die Nutzung des TobeRaums, sie übernehmen die Moderation bei
„kids on stage“ und bei der Eröffnungsveranstaltung von KiKS. Teenies und Jugendliche,
arbeiten in den Workshops von „Komm doch
mit nach Indien“ und in der wöchentlichen
Mallakhamb-Gruppe mit.
Für diejenigen, die aus „Komm doch mit
nach Indien“ altersmäßig herausgewachsen
sind, besteht eine Hauptmotivation darin,
weiter an der Atmosphäre dieses Projektes
teilhaben und Kontakt zu den indischen
Gästen halten zu können. Im zweiten Schritt
erleben sie, dass es viel Spaß macht, Verantwortung zu übernehmen, mit einer Gruppe
umgehen zu lernen. All das führt zu Anerkennung und mehr Selbstbewusstsein.
Hier hat Ehrenamt ganz viele Gesichter: Die Kinder aus dem Spielhaus war u.a. bei
„One Billion Rising“ dabei
Die Juleica-Schulung bietet in diesem
Prozess sehr gute Unterstützung. Auch die
Kinder profitieren. Viele wachsen als Einzelkind auf. Für sie ist es reizvoll, beispielsweise
einmal einen „großen Bruder“ neben sich zu
haben. Wenn durch das Ehrenamt Neigungen
Foto: Spielhaus Sphienstraße
Ehrenamtliche Tätigkeit birgt vielseitige Möglichkeiten, soziale Kompetenz
zu entwickeln. Bereiche, in denen im
Spielhaus Sophienstraße erste Erfahrungen im Ehrenamt gemacht werden
können, sind dabei sehr unterschiedlich.
entdeckt werden, eine Ausbildung folgt und
eine Honorartätigkeit möglich wird, umso
besser …
Jutta Schneider,
Spielhaus Sophienstraße, KJR
Seit fünf Jahren eine Erfolgsgeschichte
Das Team der ASP-Juniors
Sie sind zwischen 8 und 16 Jahre alt und
unterstützen das „Erwachsenen-Team“ des
ASP Neuhausen im täglichen Betrieb. Ab 14
Jahren übernehmen sie zusätzlich die Anleitung der jüngeren Juniors als sogenannte
„Tjuniors“. Ab dem 15. Lebensjahr werden
sie aktiv bei der Anmeldung zur JuleicaSchulung unterstützt. Im Projektrahmen
entwickelten die Kinder mit Unterstützung
des pädagogischen Teams ein eigenständiges
Konzept, mit dem sie als Kinderteam aktiv
und nachhaltig das Geschehen auf dem ASP
beeinflussen können.
Die ASP-Juniors fungieren als eigenes
Kinderteam. Im Gesamtteam können sie –
innerhalb eines finanziellen und zeitlichen
Rahmens – allein, unter Begleitung und in
Absprache mit dem Team Ideen und Projekte
planen und selbständig umsetzen.
Sie sind Ansprechpersonen für alle Spielplatzbesucherinnen und -besucher und
Das aktuelle Junior-Team nach der Schulung im Mai 2014
setzen sich für die Wünsche und Interessen
der Kinder ein. Durch ihr Engagement, ihre
Präsenz auf dem Platz sowie die Umsetzung
und Planung eigener Ideen motivieren sie
Foto: ASP Neuhausen
Auf dem Abenteuer-Spiel-Platz Neuhausen (ASP) gibt es seit 2009 die
ASP-Juniors. Dies sind ehrenamtliche
Stammkinder des Spielplatzes, die
nicht nur „spielen“, sondern sich aktiv
am Geschehen der Einrichtung beteiligen wollen.
sichtbar und nachhaltig alle Spielplatzkinder, sich selbst aktiv zu beteiligen.
Nicole Endrich, ASP Neuhausen, KJR
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Freiwilliges Engagement und Ehrenamt
Ehrenamt in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit
Unter dem Stichwort „Ehrenamt“ findet
sich im Duden „… ehrenvolles (besonders öffentliches) Amt, das überwiegend unentgeltlich ausgeübt wird“.
Diese Definition von „Ehrenamt“ ist in
der Offenen Kinder- und Jugendarbeit
problematisch. „Überwiegend unentgeltlich ausgeübt“ bedeutet in der
sozialen Arbeit meist „umsonst“ oder
„billig“. Früher waren es die „preiswerten“ Ersatzdienstleistenden, die
den Pflegenotstand kaschierten. Heute
sind es junge Menschen im Bundesfreiwilligendienst oder im Freiwilligen
Sozialen Jahr, die unverhältnismäßig
viel für unverhältnismäßig wenig Geld
leisten – auch in der Offenen Kinderund Jugendarbeit.
Ein anderer problematischer Begriff ist
„Ehre“. Er taucht immer wieder in negativem
Kontext auf, ist Relikt aus wertkonservativen
Zeiten und deshalb eine unglückliche Formulierung für die Dinge, die wir eigentlich
meinen.
Nicht mehr als eine Aufwandsentschädigung ist das, was an die jungen Menschen
gezahlt wird, die ein freiwilliges Jahr im
Dienste der Gesellschaft ableisten und damit
gleichzeitig ihre eigene Persönlichkeit weiterentwickeln. Umso wichtiger ist es, diese Arbeit
wertzuschätzen und die Leistung als solche zu
benennen. Denn was treibt junge Menschen
an, sich für etwas einzusetzen? Geld kann
es nicht sein; da gibt es einfach zu wenig zu
holen. Schon landet man bei der inhaltlichen
Verknüpfung, die Ehrenamt braucht, damit es
sinnstiftend ist: Engagement.
Was ist ihre Motivation?
Unter Engagement versteht der Duden:
„… [persönlicher] Einsatz aus [weltanschaulicher] Verbundenheit; Gefühl des
Verpflichtet-Seins zu etwas“. Es ist also das
ehrenamtliche Engagement, das mir täglich
im Mikrokosmos einer Kinder- und Jugendfreizeitstätte begegnet.
Im Spiel- und Bildungszentrum Sendling
(SBZ) haben – oft seit Jahrzehnten – Kulturvereine, die Mitglieder im Kreisjugendring
sind, ihren Treffpunkt gefunden. Junge
Erwachsene organisieren ihre Vereine, planen
für die Teilnehmenden Auftritte, Feiern,
Informationsveranstaltungen. Hier scheint
die Motivation klar zu sein. Sie entspringt
dem Wunsch, dass Ursprungskultur und Traditionen auch in der neuen Heimat lebendig
bleiben sollen.
Zweites Beispiel: Junge Eltern bauen für
ihre Kinder im Kindergarten einen Bauwagen
um. Deren Motivation? Sie machen das natürlich für ihre Kinder.
Schließlich gibt es Jugendliche, die immer dann da sind, wenn die pädagogischen
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Ehrenamt in Freizeitstätten – Jugendliche helfen zum Beispiel bei Planung und
Durchführung von medienpädagogischen Angeboten
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Unterstützung brauchen. Sie organisieren Sommerfeste mit, betreuen dabei Stände, bauen auf
und ab, organisieren den Einkauf und den
Spüldienst. Sie helfen mit bei der Deko der
Weihnachtsfeier, servieren, arrangieren ...
ältere Jugendliche begleiten Ausflügen, sie
fahren als Betreuungspersonal bei Wochenendausflügen mit, betreuen verantwortlich
eine wöchentliche Selbstöffnung für Jugendliche. Sie unterstützen uns im offenen
Treff, indem sie darauf schauen, dass Regeln
eingehalten werden, geben Bescheid, wenn
etwas kaputt ist, oder intervenieren, wenn
es zu Auseinandersetzungen unter Jugendlichen kommt.
Eine Frage der Ressourcen
Natürlich freut sich der eine oder andere
über ein Geschenk, ein kostenloses Essen,
Getränke. Mancher fragt auch, was er denn
für diese oder jene Arbeit bekommen wird.
„Du tust es für die Gemeinschaft, … für uns
alle, … damit wir ein schönes Fest haben …“,
verlockt wenig – und dennoch reicht es oft,
ihre Hilfe zu bekommen.
Lob und Anerkennung motivieren Jugendliche. Häufig erfahren Jugendliche in
ihren Familien oder innerhalb ihres sozialen
Umfeldes keine Anerkennung, oft haben sie
nur wenige Freunde. Für diese Jugendlichen
bieten wir die Möglichkeit, sich zu beweisen,
an Aufgaben zu wachsen und sich und anderen zu zeigen, dass sie planen, denken und
handeln können. Im geschützten Rahmen
können sie ausprobieren, Entscheidungen
zu treffen und umzusetzen. Sie finden
dabei den persönlichen Kontakt und die
Zuwendung des pädagogischen Personals.
Zur Entwicklung der Heranwachsenden
gehören auch Kurse für Jugendleitungen,
die beispielsweise vom Kreisjugendring
München-Stadt durchgeführt werden. Die
Teilnahme berechtigt zum Erwerb der Jugendleitercard (Juleica), einem Nachweis
der persönlichen Reifung.
Wer glaubt, dass man sich Arbeit spart,
wenn man die Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern und Helferinnen hat, der irrt.
Foto: DBJR, DVD „Blickwinkel“, dieprojektoren agentur für gestaltung und präsentation
Wir für uns
Freiwilliges Engagement und Ehrenamt
Anfang der 2000er Jahre fand an der Stiftungsfachhochschule München eine Tagung
zum Thema „Partizipation und Ehrenamt in
Freizeitstätten“ statt. Das Ergebnis zeigte,
dass ein hoher Grad von Partizipation in Freizeitstätten auch mehr Ressourcen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beansprucht.
Diese Ressourcen wollen wir weiterhin gern
investieren, damit unsere jugendlichen Besucher und Besucherinnen sich zu verantwortlichen und selbständig denkenden Bürgern
und Bürgerinnen entwickeln können.
Wolfgang Petzold,
Spiel- und Bildungszentrum Sendling, KJR
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Worüber reden wir eigentlich?
In den 49 Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Trägerschaft des
Kreisjugendring München-Stadt leisteten im Jahr 2013 insgesamt 22 junge Leute einen
Bundesfreiwilligendienst, 15 weitere ein Freiwilliges Soziales Jahr, zwei ein Freiwilliges
Ökologisches Jahr und 735 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer (überwiegend im
geringfügig vergüteten Ehrenamt) unterstützten mit insgesamt 22.256 Stunden unsere
angestellten Pädagoginnen und Pädagogen sowie Praktikantinnen und Praktikanten bei
der Umsetzung ihrer Aufgaben für und mit Kindern, Teenies, Jugendlichen und jungen
Erwachsenen. Damit leisteten sie einen wesentlichen Beitrag für ein kinder- und jugendgerechtes, tolerantes und freundliches Für- und Miteinander in der Landeshauptstadt.
Dafür ein ganz herzliches DANKE.
Armin Schroth, Abteilungsleiter OKJA Süd, KJR
Stolpersteine, die das Engagement in der Jugendarbeit bremsen
Schwarzbuch Ehrenamt
Keine Zeit, zu viel Bürokratie, kein
Dank – so lässt sich der Frust mancher
Ehrenamtlicher in der Jugendarbeit zusammenfassen. Ein Drittel der Jugendlichen sind in Bayern in ihrer Freizeit
ehrenamtlich in Jugendgruppen, -vereinen und -verbänden aktiv. Stimmen
die Rahmenbedingungen nicht, so können sich junge Menschen ein Ehrenamt
nicht leisten.
Zudem brauchen die Jugendlichen Räume.
Die bekommen sie über ihren Bürgermeister.
Der verweist die Jugendlichen zunächst an
den Kommunalen Jugendpfleger Michael. Er
bietet dem Verein seine Unterstützung an
und stellt klar, dass Jugendarbeit Aufgabe
der Gemeinde ist und der Bürgermeister
Räumlichkeiten zur Verfügung stellen muss.
Nach der Sitzung des Gemeinderats wird
dem Verein „Culture Gap“ das leerstehende
Gasthaus überlassen. Die Miete wird als Zu-
Matthias Fack, Präsident des
Bayerischen Jugendrings (BJR)
fordert: „Ehrenamtliches Engagement muss auch für junge
Menschen attraktiv sein. Was
wir brauchen, ist ein Ehrenamts- und Jugendcheck für
alle Gesetze und Vorschriften,
um bürokratische Hürden für
ehrenamtliches Engagement in
der Jugendarbeit abzubauen.“
Der tägliche Frust
Im „Schwarzbuch Ehrenamt“ setzt sich der BJR mit den
alltäglichen Hindernissen ehrenamtlich Engagierter in der
Jugendarbeit – aus der Sicht
von Jugendlichen erzählt –
auseinander. Die Geschichte
im „Schwarzbuch Ehrenamt“
handelt von Leo, Steffi, Murat, Fritz und Aishe, die zwischen 14 und 21 Jahre alt sind.
Sie wohnen in Schwarzheim
Das „Schwarzbuch Ehrenamt“ listet Hürden auf, die den
und wollen gemeinsam einen
Ehrenamtlichen im Weg stehen.
Verein namens „Culture Gap“
schuss gegengerechnet, aber die laufenden
gründen. Bei der Gründungsversammlung
Betriebskosten müssen vom Verein selbst
wird Steffi zur Vorsitzenden gewählt. Doch
erwirtschaftet werden, da die Gemeinde dafür
darf man mit 17 Jahren schon Vorsitzende
kein Geld zur Verfügung hat. „Culture Gap“
eines Vereins sein? Da der Vereinsvorsitz
hat nun ein Zuhause.
keine alltägliche Entscheidung ist und für
Jetzt geht's los mit dem Papierkram: MietSteffi zu Verpflichtungen führt, ist eine
vertrag, Nutzungsvertrag, Hausordnung und
Einwilligung beider Elternteile erforderlich.
Regelungen zum Jugendschutz. Mithilfe des
Sonst könnte Steffi keine wirksamen EntKommunalen Jugendpflegers gelingt es den
scheidungen treffen und handeln.
fünf Jugendlichen, diese Hürden zu nehmen
und von der Gemeinde einen Zuschuss für
die Aktivitäten sowie Renovierung und das
Mobiliar des Raumes zu erhalten.
Wer soll das schaffen?
Nach Vereinsgründung, Eintragung beim
Notar und einer Anerkennung als gemeinnützig durch das Finanzamt hat inzwischen
auch der BJR seine Zustimmung zur Satzung
des Vereins gegeben. Wenn
„Culture Gap“ ein Jahr aktiv
ist, kann er sogar die Aufnahme in den Kreisjugendring beantragen und hat
bei den Vollversammlungen
Stimmrecht.
Der Verein etabliert sich.
Allerdings gibt es immer
wieder Diskussionen um
den Jugendschutz, da aufmerksame Bürgerinnen und
Bürger aus Sorge um die
öffentliche Ordnung die
Polizei informieren. Das
Jugendschutzgesetz beinhaltet beispielsweise Regeln
zum Thema Rauchen, Alkohol und die Anwesenheit
minderjähriger Jugendlicher auf Partys.
Urheberrecht, Hygieneund Lebensmittelrecht,
Rundfunkbeiträge sowie das
Veröffentlichen von PartyFotos und das richtige Impressum auf einer eigenen
Homepage bereiten dem
Verein weitere Probleme. Aus Erfahrungen
lernt man, doch geht das nicht einfacher?
Der BJR bietet zu diesen Fragen Hilfe
und gibt Tipps. Unter www.bjr.de kann das
„Schwarzbuch Ehrenamt“ als Online-Version
kostenlos heruntergeladen werden.
Carolin Keller und Herbert Hartinger,
Öffentlichkeitsarbeit KJR
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Freiwilliges Engagement und Ehrenamt
Service-Learning an Schulen – eine Chance für Jugendverbände?
Service-Learning (Lernen durch Engagement) ist eine schulische Lehr- und
Lernmethode, die zum Ziel hat, schulisches Lernen mit gesellschaftlichem
Engagement zu verbinden. ServiceLearning verfolgt die Absicht, das gesellschaftliche Engagement von jungen
Menschen mit Unterrichtsinhalten zu
verbinden und in den Schulalltag zu
integrieren. Dieser Schulalltag wird
dabei möglichst engagementfreundlich
gestaltet und die Inhalte bzw. Einsätze
im Rahmen des gesellschaftlichen Engagements werden in den curricularen
Jahresablauf eingebunden.
Die Erfahrungen, die die Schülerinnen
und Schüler beim „Engagement für andere“
machen, sollen dabei reflektiv zum Unterrichtsinhalt sein. Damit wird die Hoffnung
verbunden, dass die jungen Menschen
lernen, dass es sich lohnt, sich für die
Gemeinschaft einzusetzen. Erwartet wird
zudem, dass dadurch die soziale und demokratische Kompetenz bei den Schülern und
Schülerinnen steigt. Service-Learning gibt
es bereits deutschlandweit an zahlreichen
Schulen und soll auch in München an verschiedenen Schulen etabliert werden. Im
Herbst 2014 wird es dazu voraussichtlich
einen ersten Fachtag in München – orga-
Nicht nur inhaltlich kann der Unterricht von den Erfahrungen des außerschulischen
Engagements profitieren – auch methodisch, zum Beispiel in Form der Projektarbeit
nisiert durch das Referat für Bildung und
Sport – geben.
Damit dieses spannende Konzept moderner Schulbildung auch für die Jugendarbeit
und besonders für die ehrenamtlichen Jugendverbände nutzbar wird, müssen jedoch
Anpassungen vorgenommen werden:
1)Vor allem ehrenamtlich geprägtes Engagement findet nicht zur selben Uhrzeit
wie Schule statt. Eine Einbindung von
Engagement-Einsätzen in den Stundenplan
ist hier nur sehr schwer vorstellbar. Daher
müssen Konzepte erarbeitet werden, die
auch ein Engagement von Schülerinnen
und Schülern am Abend und am Wochenende (beispielsweise als Gruppenleitung in
einem Jugendverband) ermöglichen und
als gleichwertig anerkennen.
2)G esellschaftliches Engagement findet
nicht nur in unmittelbar sozialen Be-
Benita (11)
Du arbeitest im Spielhaus in der Sophienstraße ehrenamtlich. Was machst du dort
genau?
Ich bin auf einer Ganztagsschule. Mittwochs
und donnerstags kümmere ich mich um
die Spielgeräteausleihe. Ich bin seit einem
halbem Jahr dabei. An diesen beiden Tagen
bin ich ein bis zwei Stunden im Spielhaus.
finde ich einerseits spannend – ist andererseits auch eine Anerkennung, dass man
dabei sein kann.
Woran wirst du dich in zehn Jahren
erinnern, wenn du an deine Arbeit im
Spielhaus denkst?
Ich glaube an Veranstaltungen wie „kids on
stage“ – da durften wir auf der Bühne moderieren. Daran werde ich mich wohl erinnern.
Demnächst kommt „KiKS“ – das wird auch
wieder schön.
Wie bist du dazu gekommen?
Meine Freundin Eila hatte das schon länger
gemacht. Sie hat mir davon erzählt. Zuerst
haben wir das zusammen gemacht – jetzt
wechseln wir beide uns ab.
Du bist noch ziemlich jung. Kennst du
viele Kinder, die schon in dem Alter eine
ehrenamtliche Aufgabe übernehmen?
Ich kenne nicht so viele, die ehrenamtlich
was machen. Mir macht das einfach unheimlich viel Spaß. Das Spielhaus ist so schön und
macht tolle Angebote.
Lernst du auch was für dich selbst bei
deiner Aufgabe?
Ich denke, man lernt den Umgang mit Menschen. Wahrscheinlich lernt man auch, sich
selbst besser zu organisieren, seine Kräfte
einzuteilen und zu planen; und genau zu
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arbeiten. Da ergänzen Eila und ich uns ganz
gut – die eine ist ein bissel genauer – die
andere nicht so arg …
Merkst du, dass dein ehrenamtliches
Engagement irgendwie anerkannt wird?
Im Spielhaus finden sehr viele Veranstaltungen statt. Dadurch lernen wir viel. Das
Was sagen deine Klassenkameraden zu
deiner ehrenamtlichen Arbeit?
Meine Eltern finden vor allem toll, dass ich
ehrenamtlich arbeite. In der Schule schauen
mich meine Klassenkameraden schon manchmal schräg an, weil sie nicht verstehen, dass
ich meine Zeit opfere. Aber es gibt keine
doofen Kommentare. Es gibt auch einige,
die wir für unsere ehrenamtliche Arbeit
gewinnen konnten.
Ehrenamt ist für dich …
mit meinem Ehrenamt anderen eine Freude
zu machen. Ich tue gern für andere etwas und
wünsche mir, dass sie eine gute Zeit haben,
Spaß haben und neue Leute kennenlernen.
DBJR, DVD „Blickwinkel“, Journalistenbüro Röhr : Wenzel
Das könnte funktionieren
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reichen statt. So wichtig die Kooperation
mit Behindertenwerkstätten oder AltenService-Zentren ist, bürgerschaftliches
Engagement ist viel breiter: Kulturinitiativen, Ökologie-Projekte, jugendpolitische
Aktionen ... Schule sollte auch den Zugang
zu diesen Engagement-Bereichen ermöglichen.
3)Bürgerschaftliches Engagement ist in der
Regel ehrenamtlich strukturiert. Verbindliche Kooperationen, wie oftmals vom
Partner Schule verlangt, sind nur sehr
schwer in der Freizeit zu realisieren.
So kann’s gehen …
Abschließend sei ein Weg genannt, wie
Service-Learning in Kooperation zwischen
Jugendverbänden und Schule funktionieren könnte. In einer Projektwoche werden
interessierte Schülerinnen und Schüler der
10. Jahrgangsstufe im Rahmen einer JuleicaSchulung zu Jugendleiterinnen und -leitern
ausgebildet. In den darauf folgenden Ferien
werden diese angehenden Jugendleitungen
als Helferinnen und Helfer bei Ferienmaßnahmen eingesetzt. Die Schülerinnen und
Schüler suchen sich dabei einen Jugendverband, der ihnen inhaltlich nahe ist. Der
Praxiseinsatz wird nach den Ferien in der
Schule besprochen und reflektiert. Die beteiligten Jugendverbände können dabei darauf
hoffen, engagierte Jugendleiterinnen und
-leiter hinzuzugewinnen und ihre Angebote
durch das Engagement der Schülerinnen und
Schüler zu stärken.
Gerhard Wagner, Abteilung Jugendarbeit, KJR
Was in der Gruppenstunde funktioniert, kann auch für den Unterricht nützlich sein
Foto: DBJR, DVD „Blickwinkel“, dieprojektoren
agentur für gestaltung und präsentation
Freiwilliges Engagement und Ehrenamt
Beispiel: Franz Ludwig Gymnasium Bamberg
mit der Bamberger Lebenshilfe Werkstätte
Die zwei Institutionen arbeiten bereits seit vielen Jahren eng zusammen. Neben den Fächern Deutsch, Wirtschaft und Sport gibt es im Fach Musik eine spannende Kooperation
(Quelle: www.servicelearning.de)
„In den Bamberger-Lebenshilfe-Werkstätten wird die Veeh-Harfe hergestellt, ein Instrument, das es auch Menschen mit Behinderungen ermöglicht, ohne Notenkenntnisse zu
musizieren. Damit ergibt sich eine hervorragende Schnittstelle zum Fach Musik.
Für das Fach Musik selbst sehen Lehrpläne in den Jahrgangsstufen unter anderem folgende
Lernziele vor: Neugierde und Offenheit gegenüber neuen musikalischen Erfahrungen,
Musiktheorie, Orchesterkunde, Erprobung des vorhandenen Schulinstrumentariums bzw.
Durchführung eines Konzerts. Die Veeh-Harfe wurde in unser Schulinstrumentarium
aufgenommen. Sie kommt bei Konzerten zum Einsatz, in denen die Schülerinnen und
Schüler sowie Mitarbeiter der Bamberger Lebenshilfe-Werkstätten mit Behinderungen
gemeinsam musizieren. Die Konzerte, aber auch die gemeinsamen Probentermine ermöglichen zwischenmenschliche Begegnungen. Der besondere Klang des Veeh-Harfen-Spiels
stellt für viele eine neue Hörerfahrung dar und bereichert die Palette der Stilrichtungen
und Musikvorlieben.“
Angebote
KJR-Publikation
Neuer Reader von AMYNA
„Hilfe für Kids”-Jahresbericht Nur Spaß …?
Das KJR-Spendenprojekt „Hilfe für
Kids” wurde vor 15 Jahren ins Leben
gerufen, um sozial benachteiligte
Besucher und Besucherinnen unserer
49 Kinder- und Jugendfreizeitstätten
und neun Kindertageseinrichtungen
zu unterstützen und ihnen die Teilhabe an der Mittagsbetreuung, an
Ferienfahrten und Ausflügen sowie an
Bildungsangeboten zu ermöglichen.
Manches Ungleichgewicht, manche subjektiv empfundene Ungerechtigkeit hat sich
in über 15 Jahren zum Positiven verändert
– für manche Dinge muss man sich nach
wie vor starkmachen. Deshalb
befasst sich dieser Jahresbericht
schwerpunktmäßig mit Bildung
– und zwar der Bildung an außerschulischen Lernorten. Wir
setzen uns dafür ein, dass alle
Kinder, Jugendlichen und jungen
Erwachsenen gleichermaßen an
Bildungs- und Freizeitangeboten teilhaben
können. Denn wir sehen darin einen wesentlicher Beitrag, um der zunehmenden
gesellschaftlichen Spaltung in arm und reich
entgegenzuwirken.
Dr. Manuela Sauer, Referentin für Grundsatzfragen beim KJR, hält auf den ersten
Seiten des Jahresberichts ein Plädoyer für
außerschulische Bildung, denn „Das Leben
ist nicht nur Schule“. Ab Seite 7 wird es dann
konkret. Wir zeigen an Beispielen auf, welche Bildungsangebote über „Hilfe für Kids“
im Hortbereich, in einer Kindereinrichtung
und in einer Jugendfreizeitstätte gefördert
werden. Und ab Seite 15 sehen Sie auf einem
Blick, wie wir alle Spendengelder
verwendet haben und wer uns
unterstützt hat.
Die Broschüre kann über
[email protected] bestellt werden
und steht unter www.kjr-m.de/
publikationen zum Download
bereit.
Bei Straftaten gegen die sexuelle
Selbstbestimmung gibt es seit Jahren
einen Anstieg der Tatverdächtigenzahlen - besonders bei männlichen Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren.
Wie kommt das? Was lässt sich dagegen
tun? Fachkräfte aus Forschung und Kinderund Jugendhilfe fanden sich beim Fachtag
GrenzwertICH von AMYNA in München zusammen und steuerten Artikel für das Buch
„War doch nur Spaß …? Sexuelle Übergriffe
durch Jugendliche verhindern“ bei. Der nun
erschienene Reader bietet einen Überblick
über den aktuellen Forschungsstand und
die fachliche Diskussion zum Thema sexuelle Übergriffe durch Jugendliche. Zudem
gibt er Anregungen, wie Einrichtungen
und Fachkräfte den Schutz von Mädchen
und Jungen vor sexuellen Grenzverletzungen durch Gleichaltrige erhöhen können. Mehr Informationen bei AMYNA unter
[email protected] und www.amyna.de.
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