19 Foto: DBJR, DVD „Blickwinkel“, studioprokopy werbeagentur & fotostudio Freiwilliges Engagement und Ehrenamt Die Clique bleibt wesentliche Sozialisationsinstanz – auch beim Thema Engagement Perspektivwechsel in der Betrachtung jugendlichen Engagements Jugendliches Engagement ist auch nicht mehr das, was es einmal war Viele, die ihr Erwachsenwerden in der Zeit der Studentenbewegung erlebt haben, neigen dazu, die späteren Jugendgenerationen als Verfallsprodukte zu sehen. Sie werden entweder als narzisstisch, unpolitisch, karrieristisch – bestenfalls pragmatisch bezeichnet. Nicht selten werden sie pauschal als Ichlinge diffamiert. Wenn man dann mit empirischen Befunden dagegenhält, erntet man oft ungläubiges Staunen. Auf dem bereitstehenden „68er-Prüfstand“ wird aktuelles jugendliches Engagement als zu leicht befunden. Dem jugendlichen Engagement fehle die nötige politische Radikalität und Durchschlagskraft. Wenn dann als Gegenargument die Protestbewegung gegen „Stuttgart 21“ angeführt wird, sieht man dort vor allem die unerschrockenen Kämpferinnen und Kämpfer der eigenen Generation, die den Protest anführen würden. Es war schon immer problematisch, die eigenen zeittypischen Erfahrungen zum Normalitätsmaßstab für nachfolgende Generationen zu erklären. Das gilt insbesondere in einer Zeit, in der sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen grundlegend verändern. Die Bundesrepublik Deutschland befindet sich in einer Phase des gesellschaftlichen Wandels, der mit Schlagworten wie Globalisierung, Pluralisierung und Individualisierung angedeutet ist. Dieser Wandel erfasst nicht nur den ökonomischen und politischen Bereich, sondern bedeutet auch, dass sich in den privaten Welten grundlegende Veränderungen vollziehen. Von den Konsequenzen eines sich herausbildenden globalen Netzwerk-Kapitalismus sind alle Bereiche des Alltagslebens betroffen: wie man Beziehungen eingeht, Familie begreift, sich beruflich orientiert, erwachsen wird, Schule erlebt, Freizeit gestaltet und sich politisch betätigt. Von diesem Wandel ist auch das freiwillige soziale Engagement betroffen. Es löst sich aus den milieuspezifischen Kontexten, in denen traditionelle Engagementformen ihre spezifische Passform gefunden hatten. Jugendliche sind keine Ichlinge Den ideologisch verschleierten Blick auf Jugendliche, der nur „Ichlinge“ oder „EgoShooter“ auszumachen vermag, kann man mit nüchternen Zahlen kontern. Die 1999, 2004 und 2009 durchgeführten repräsentativen Freiwilligenerhebungen haben uns einen guten empirischen Überblick zum bürgerschaftlichen Engagement ermöglicht. Der Freiwilligensurvey von 1999 hat gezeigt, dass zu dem bereits hohen Niveau von etwa einem Drittel der Bevölkerung (34 Prozent), das sich engagiert, ein weiteres knappes Drittel (26 Prozent) hinzukommt, das am Engagement interessiert ist. Der zweite Freiwilligensurvey von 2004 und der dritte von 2009 zeigen, dass sich die Zahlen erhöht haben. In diesem Zusammenhang hatte Helmut Klages von einem „brachliegenden Potenzial“ oder einer „riesigen ‘schlafenden Ressource’“ gesprochen. Folgende Bilanz zum Freiwilligenengagement lässt sich auf der Basis der empirischen Forschung ziehen: 1)Freiwilliges Engagement geht nicht zurück, sondern unterliegt einem charakteristischen Wandel: weg von dem klassischen Ehrenamt, das seinen „Nachschub“ aus traditionsreichen sozialen und weltanschaulichen Milieus bezogen hat, hin zu einem Engagement, das sich aus Motiven einer selbstbestimmten Lebensführung speist. 2)Für Engagementverlust bei Jugendlichen und Erwachsenen gibt es keine empirischen Belege. Allerdings könnte man von einer Stagnation auf hohem Niveau sprechen. Vergleicht man die Gruppe der 14- bis 25-Jährigen mit den 56- bis 66-Jährigen sieht man ein vergleichbar hohes Engagementniveau, Zuwachsraten gibt es hingegen nur bei älteren Bürgerinnen und Bürgern. 3)Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die über Jahre die höchsten Engagement raten zeigten, stagniert das Engagement, während es bei den älteren Bevölkerungsgruppen deutlich ansteigt. Die Verdichtung der Bildungsgänge nimmt Heranwachsenden selbstbestimmte Zeitressourcen und reduziert die Möglichkeiten für freiwilliges Engagement. 4)Die „Anlagesphären“ für das vorhandene soziale Kapital verändern sich als Konsequenz dieses Motivwandels. Weil sich Menschen mit ihrem Engagement nicht mehr 4|14 20 Freiwilliges Engagement und Ehrenamt selbstverständlich in den vorhandenen Strukturen von Politik und Organisationen verorten wollen, bedarf es neuer Handlungsangebote. Da diese für einige noch nicht existieren bzw. nicht bekannt sind, gibt es ein „frei flottierendes Potenzial an Gemeinsinn“ (Helmut Klages). 5)D ie Idee einer entwickelten Zivilgesellschaft braucht eine bürgernahe „Erdung“ und Realisierung. Sie lebt aus der Identifikation mit demokratischen Spielregeln im Sinne eines partizipativ und solidarisch orientierten Gemeinwesens, in dem die öffentlichen Angelegenheiten zu Anliegen der Bürgerinnen und Bürger werden. Diese Bürgerschaft mischt sich in diese Angelegenheiten ein, versucht sie nach ihren Vorstellungen und Interessen zu gestalten, akzeptiert auch, dass in einer pluralistischen Gesellschaft keine Instanz, keine Person und keine Gruppierung für sich beanspruchen kann, über die einzig richtige Lösung zu verfügen. Dieses zivilgesellschaftliche Engagement kann am ehesten im kommunalen Raum praktiziert werden und deshalb müssen entsprechende Förderstrukturen in den Gemeinden entwickelt werden (vgl. dazu Keupp 2003). Erwachsenwerden heute In einer individualisierten Gesellschaft, in der die Menschen ihre Biographien immer weniger in den gesicherten Identitätsgehäusen der Berufsarbeit einrichten können und in der ihr Lebenssinn zur Eigenleistung wird, sind vermehrt Fähigkeiten zur Selbst organisation in den sozialen Mikrowelten gefordert. Fertige soziale Schnittmuster für die alltägliche Lebensführung verlieren ihren Gebrauchswert. Sowohl die individuelle Identitätsarbeit als auch die Herstellung von gemeinschaftlich tragfähigen Lebensmodellen unter Menschen, die in ihrer Lebenswelt aufeinander angewiesen sind, erfordert ein eigenständiges Verknüpfen von Fragmenten. Die roten Fäden für die Stimmigkeit unserer inneren Welten zu spinnen, wird ebenso zur Eigenleistung der Subjekte wie die Herstellung lebbarer Alltagswelten. Kinder und Jugendliche brauchen die dazu erforderlichen Lebenskompetenzen in einem sehr viel höheren Maße als die Generationen vor ihnen. Sie müssen in der Lage sein, ein Berufsleben ohne Zukunftsgarantien zu managen, ihren individuellen Lebenssinn ohne die Vorgabe von Meta-Erzählungen zu entwickeln und die Komplexität von Weltverhältnissen auszuhalten. Auf diesem Hintergrund bekommt das zivilgesellschaftliche Engagement von ihnen einen zentralen Stellenwert. Dazu drei Thesen: These 1: Die Lebensphase Jugend soll Menschen die psychosoziale und qualifikatorische Basis für ein gelingendes Erwachsenenleben schaffen. Von einer sich dramatisch verändernden globalisierten kapitalistischen Gesellschaft ist auch das Aufwachsen betroffen. Es kommt vor allem im Bildungssystem zu einer Beschleunigung und Verdichtung der Jugendphase und zu einer Engführung durch das Ziel „employability“. These 2: Die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen haben zunehmend die Spielräume für Experimentieren mit möglichen Identitätsentwürfen reduziert. Die wachsenden psychosozialen Probleme von Jugend- Eila (12) Bist du eine Ausnahme unter deinen Freunden, weil du dich ehrenamtlich engagierst? Ich kenne sonst niemanden. Das kann aber auch daran liegen, dass ich erst seit drei Jahren in München lebe. Aber natürlich – meine Freundinnen, mit denen ich zusammen im Spielhaus bin, arbeiten ja auch ehrenamtlich mit. In der Schule finden das die meisten gut, was ich mache. Meine Eltern auch – immer vorausgesetzt, die Schule leidet nicht darunter. Aber das ist im Moment kein Problem. Du kümmerst dich im Spielhaus auch um den Spielgeräteverleih, stimmt‘s? Stimmt. Ich komme in meiner Mittagspause und helfe mit beim Spielgeräteverleih. Ich mache das seit letztem Jahr zusammen mit meiner Freundin Benita. Wer von euch beiden hat wen überredet, da mitzumachen? Das war eigentlich Zufall. Irgendwann hatte ich mich mal auf den Stuhl gesetzt, auf dem immer die Person saß, die den Spielgeräteverleih bis dahin gemacht hatte. Daraufhin fragte mich Jutta Schneider, die Leiterin des Spielhauses, ob ich nicht mal den Verleih machen möchte. Ich habe es dann einfach ausprobiert, am nächsten Tag gleich wieder … Und irgendwann war es dann normal. 4|14 Jutta fragte mich dann, ob ich das nicht ganz machen möchte. So bin ich zu dieser Aufgabe gekommen. Merkst du, dass dich diese Aufgabe irgendwie verändert? Man lernt viel. Bei so einer Aufgabe muss man ja mit den Kindern gut umgehen können; man muss mit den verschiedensten Leuten klarkommen. Wenn man da keinen Spaß dran hat, funktioniert es nicht. Ich bin gern für die anderen Kinder da und lerne ganz nebenbei, wie man sich besser organisiert. Was möchtest du später mal beruflich machen? Vielleicht tatsächlich Kinderärztin. Hast du auch irgendwelche Vorteile durch deine Arbeit im Spielhaus? Mir wird vieles ermöglicht. Natürlich nicht im Sinne von Bezahlung oder so. Aber ich kann zum Beispiel in diesem Jahr die Veranstaltung KiKS moderieren. Oder ich bin im „Team Stuck“, wo man zur Museumsführerin ausgebildet wird. Ich bekomme also viele Chancen. Was brauchst du für deine ehrenamtliche Arbeit? Ich würde mir wünschen, dass die Schule diese Arbeit mehr respektiert und wir mehr Freiraum für unsere Arbeit bekommen. Grundsätzlich gibt es zwar schon eine Beurlaubung, wenn ich so eine Moderation wie für KiKS mache. Aber das ist eher die Ausnahme. Ehrenamt ist … Verantwortung, die gleichzeitig Spaß macht. Ich tue gern etwas für andere und bin froh, dass ich mit Menschen arbeiten kann. 21 lichen und jungen Erwachsenen zeigen uns die „Kostenseite“ dieser Entwicklung. Wir brauchen eine Kultur des Aufwachsens, die die Verwirklichungschancen für ein selbstbestimmtes Leben fördert. These 3: Freiwilliges soziales Engagement kann für Heranwachsende eine hervorragende Chance bieten, jugendspezifische Entwicklungsaufgaben in einer spätmodernen Gesellschaft zu bewältigen. Im Zentrum steht die eigene Identitätsarbeit. Dazu bedarf diese Engagementform förderlicher Rahmenbedingungen, die Selbstwirksamkeitserfahrungen und Partizipation ermöglichen und nicht in die Logik der vorherrschenden Bildungs systeme „gesperrt“ werden. Die Sozialisationsforschung hat mittlerweile ein gut abgesichertes Wissen über die Bedingungen gelingenden Erwachsenwerdens erarbeitet. Dazu gehören Kompetenzen im kognitiven, emotionalen und sozialen Bereich, weiterhin Empathie und Achtsamkeit für die Befindlichkeit anderer Menschen, Bindungs- und Beziehungsfähigkeit und schließlich Vertrauen in die eigene Person als Basis für gelingende Identitätsentwicklung. Aktuell wird die besondere Bedeutung zivilgesellschaftlichen Engagements von Jugendlichen herausgearbeitet. Ihre Erfahrung, mit ihrer Beteiligung an der Gestaltung ihrer Kinder und Jugendlichen engagieren sich – aber eben anders als früher und oft jenseits vorgegebener Strukturen Lebensbedingungen, durch Einmischung in Politik und Gesellschaft den Verhältnissen nicht ohnmächtig ausgeliefert zu sein, ist die Grundlage für Selbstwirksamkeit und Handlungsfähigkeit. Von daher ist es notwendig, den Diskurs zum Freiwilligenengagement von Jugendlichen nicht aus der Perspektive von Vereinen und Organisationen zu führen, die Foto: DBJR, DVD „Blickwinkel“, dieprojektoren agentur für gestaltung und präsentation Freiwilliges Engagement und Ehrenamt sich über die Rekrutierung ihrer künftigen Mitgliedschaft Gedanken machen, sondern aus der Perspektive der Jugendlichen und ihrem gelingenden Erwachsenwerden im Sinne der Förderung des „aufrechten Gangs“. Prof. Dr. Heiner Keupp Christian Straubinger (21) Das klingt nach viel Arbeit. Machst du das alles ehrenamtlich? Mit meiner Jungen-Gruppe habe ich mich bisher einmal wöchentlich getroffen. Jetzt haben wir 14-tägig noch einen zweiten Termin, weil wir ein Sportprogramm gestartet haben. Wir sind insgesamt vier Leiter und wechseln und ab. Es macht ja Spaß, deshalb ist das schon OK. Wie engagierst du dich ehrenamtlich? Ich arbeite im Verein des Jugendzentrums „Diversity München“. Das Ganze hat im Juli 2013 angefangen. Ich bin im Internet auf das Jugendzentrum gestoßen, kurz darauf zum ersten Treffen der Jungs gegangen und habe mir das angeschaut. Ich hatte bis dahin noch keinen Kontakt zur Szene und suchte nach Anschluss. Wir sind ein Verein, der in verschiedene Gruppen aufgeteilt ist. Ich bin in die JungenGruppe gegangen. Der damalige Leiter dieser Gruppen wollte aufhören, weil ihm einfach die Zeit fehlte. Der Verein suchte dringend Nachwuchs. Nachdem ich kurz überlegt hatte, dachte ich mir, dass ich ja auch die Leitung der Gruppe übernehmen könnte. Ich habe ja ohnehin schon viel Zeit im Jugendzentrum verbracht. Also lag diese Entscheidung nahe und ich wurde Jugendleiter. In verschiedenen Sitzungen habe ich schnell die anderen Gruppen und deren Leitungen kennengelernt – vor allem die Gruppe diversity@school. Ich fand deren Arbeit inhaltlich sehr spannend. Wir gehen in Schulklassen und klären die Schülerinnen und Schüler auf. Mir hat das so gefallen, dass ich auch Mitglied in dieser Gruppe wurde. Bei diversity@school muss man bei drei Schulbesuchen hospitieren, an Teamsitzungen teilnehmen – anschließend kann man selbständig Projekttage durchführen. Wie bist du zu Diversity gekommen? Ich habe mich mit 19 Jahren als schwul geoutet – das ist eigentlich ziemlich spät. Ich war bis dahin einfach noch nicht so weit. Während meines Coming-out habe ich nach Leuten gesucht, mit denen ich mich offen unterhalten konnte, die meine Situation verstehen konnten. Ich bin jetzt unter anderem deshalb als Leiter tätig, weil ich die Jüngeren auf diesem Weg begleiten und unterstützen möchte. Warum aber gleich eine JugendleiterFunktion? Ich habe mich von Anfang an gefreut, Verantwortung übernehmen zu können, weil es einfach Spaß macht, weil man einen anderen Blickwinkel bekommt. Ich habe jetzt viele Gespräche, in denen ich direkt die Probleme und Fragen unserer Mitglieder beantworten kann. Ich kann die „Neuen“ an die Hand nehmen und ihnen unsere Anliegen erklären. Es ist echt cool, Leiter zu sein. 4|14 22 Freiwilliges Engagement und Ehrenamt Freiwillige im Kreisjugendring München-Stadt Der Einsatz von Freiwilligen gehört zur Tradition und zum Selbstverständnis des Kreisjugendring München-Stadt (KJR) als Zusammenschluss von Jugendverbänden sowie als Träger von Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) und der Kindertagesbetreuung. Ohne freiwilliges Engagement wäre die Arbeit des KJR so nicht möglich. Die Vorstandsmitglieder im KJR machen ihren „Job“ ehrenamtlich, die Mitgliedsverbände werden zu einem großen Teil ehrenamtlich getragen, in unseren Kitas engagieren sich Elternbeiräte freiwillig, Jugendräte, Haussprecherinnen und -sprecher, Thekenteams, Selbstö ffnungsgruppen und viele andere junge Freiwillige gestalten unsere Freizeitstätten mit. Erwachsene bringen sich und ihre Zeit bei Ferienfahrten, Projekten oder regelmäßigen Angeboten ehrenamtlich ein. Im Rahmen von sogenannten „Social Days“ unterstützen Beschäftigte von Unternehmen unsere Einrichtungen tageweise. Sie führen beispielsweise kleinere Renovierungen oder Bauarbeiten aus. In vielen Einrichtungen und der Geschäftsstelle wird ein Freiwilliges Soziales Jahr oder der Bundesfreiwilligen- Ehrenamt ist vielfältig – zum Beispiel als Betreuerin oder Betreuer bei Ferienfahrten dienst abgeleistet. Diese Liste ließe sich sicher fortsetzen. Wer gehört zum Kreis der Freiwilligen? Freiwillige unterstützen und bereichern die Arbeit des KJR sowohl im Bereich der Pädagogik als auch in anderen Feldern, die für das Gelingen unseres pädagogischen Auftrags nötig sind. Dabei sind Freiwillige kein kostengünstiger Ersatz regulärer Arbeitsverhältnisse, sondern stellen einen Gewinn für die Organisation und unser Angebot dar. Die große Anzahl an Freiwilligen und die Heterogenität der Personen und Felder, in denen Johannes Saller (15) Was machst du? Ich bin beim Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder Jugendleiter. Unser Stamm ist in Trudering. Wir haben dort einen Bauwagen, in dem sich jeden Tag eine andere Gruppe trifft. Ich leite eine Gruppe von 9- bis 10-Jährigen. amt bei Jugendlichen vielleicht doch nicht. Wie unterstützt dich dein Verband? Unser Stamm hat die Ausbildung zum Gruppenleiter organisiert – an drei Wochenenden waren wir zu Seminaren unterwegs plus eine Abschlussfahrt nach Kroatien. Die Stammesführung hat Erfahrung, die sie an uns weitergibt. Auch der Landesverband ist da sehr hilfreich. Seit wann bist du ehrenamtlich aktiv? Meine Gruppe ist noch ziemlich jung. Ich selbst bin erst seit Ende 2013 ehrenamtlicher Gruppenleiter – zuvor war ich aber schon Mitglied im Verband. Wie bist du zu dieser Aufgabe gekommen? Durch meinen besten Freund. Der hatte mich immer zu Gruppenstunden mitgenommen. Nach und nach kamen dann alle meine engen Freunde zum Verband. Mir hat das von Anfang an gut gefallen. Danach haben auch wiederum Freunde von mir begonnen, Gruppen zu leiten. Ich fand das auch ganz prima – wollte aber eher Gruppen von älteren Kindern übernehmen, mit denen ich längere Zeit zusammenbleiben konnte. So habe ich dann die Sippenführung übernommen. Welche Rolle spielt der Spaß dabei? Die Freude und der Spaß an dieser Aufgabe sind die Hauptgründe dafür, dass ich das mache. Und wenn man so will, auch eine Art Generationenvertrag. Mein Sippenführer hat 4|14 Woran wirst du dich in zehn Jahren erinnern? Ich denke, dass man bei den Pfadfindern mehr fürs Leben lernt als in der Schule. Man lernt Verantwortung, Achtsamkeit, selbständig zu sein. Man übernimmt ja Verantwortung für sich und andere. mir damals eine tolle Zeit im Jugendverband ermöglicht. Ich will das den Jüngeren jetzt auch ermöglichen. Oft hört man, dass sich Jugendliche nicht engagieren? In meiner Straße gibt es vier Pfadfinder – alles Freunde von mir. In meiner Klasse werde ich aber schon häufiger gefragt, warum ich das freiwillig mache. Ganz so üblich ist das Ehren- Wie wird dein Ehrenamt anerkannt? In der Schule wird es zwar nicht ins Zeugnis geschrieben, aber die Schule unterstützt uns Ehrenamtliche – man bekommt zum Beispiel immer frei, wenn man in ein Lager fährt. Vervollständige bitte den Satz: „Ehrenamt ist für mich …” ein wichtiger Teil meines Lebens. Ehrenamt ist Verantwortung und auch Zeitaufwand, den man aber gern in Kauf nimmt, weil man unendlich viel Spaß hat. Foto: DBJR, DVD „Blickwinkel“, Journalistenbüro Röhr : Wenzel Bunt und vielfältig wie Jugendarbeit selbst 23 sie sich einbringen, verdeutlicht zunehmend den Bedarf, sich die unterschiedlichen Gruppen und Einsatzfelder von Freiwilligen näher anzusehen und Bedingungen für deren gelingenden Einsatz zu definieren. Eine Arbeitsgruppe beschäftigte sich 2013 mit den vielfältigen Freiwilligen(-formen) in den Einrichtungen des KJR und erarbeitete Standards für freiwilliges Engagement, die im Februar 2014 vom Vorstand verabschiedet wurden. Zunächst musste in der Arbeitsgruppe definiert werden, für welche Gruppen von Freiwilligen Standards erarbeitet werden sollten. Schnell wurde klar, dass alle Freiwilligen, die zur Zielgruppe der jeweiligen Einrichtung gehören – also im Bereich der Freizeitstätten die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen und im Bereich der Kindertagesstätten auch Elternbeiräte –, nicht von den Standards erfasst werden sollen. Es gehört zum pädagogischen Auftrag des KJR, die Zielgruppe zu freiwilligem Engagement anzuregen und anzuleiten. Ferner fallen auch die Freiwilligen im Rahmen von Unternehmens-Engagement nicht unter die Standards, da ihre Einsätze nur punktuell und in einem begrenzten Zeitrahmen stattfinden. Für alle anderen Personen, die beim KJR weder fest angestellt sind noch sich im Praktikum befinden und deren freiwillige Tätigkeit nicht zur Sicherung ihres Lebensunterhalts beiträgt, gelten die Standards zum Einsatz Freiwilliger ebenso wie für alle, die ein Freiwilliges Soziales Jahr, ein Freiwilliges Ökologisches Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst absolvieren. Da der Einsatz im Rahmen geregelter Frei- Regelmäßige Weiterbildungsangebote gehören zur Qualitätssicherung ehrenamtlichen Engagements willigendienste stärker rechtlich geregelt ist, wurden sowohl Standards für diese Gruppe als auch für alle übrigen Freiwilligen formuliert. Qualitätssicherung in der Freiwilligenarbeit Die Standards verstehen sich als Spielregeln für das Miteinander von KJR und Freiwilligen, damit freiwilliges Engagement für alle positive Wirkung entfalten kann. So sind für die unterschiedlichen Tätigkeiten, die von Freiwilligen übernommen werden, Aufgaben- bzw. Einsatzprofile zu erstellen. Über die beiderseitigen Erwartungen, Verpflichtungen sowie organisatorischen Rahmenbedingungen wird eine EngagementAbsprache bzw. Vereinbarung getroffen. Mit den Freiwilligen, die regelmäßig tätig sind, finden in jedem Einsatzgebiet kontinuierlich Einsatzbesprechungen und Reflexionen statt. Foto: DBJR, DVD „Blickwinkel“, dieprojektoren agentur für gestaltung und präsentation Freiwilliges Engagement und Ehrenamt Dabei werden geeignete Partizipationsformen und verbindliche Teilhabemöglichkeiten für die Freiwilligen geschaffen. Durch regelmäßige und angemessene Anerkennung wird die Wertschätzung für die Tätigkeiten der Freiwilligen zum Ausdruck gebracht. Die Freiwilligen sichern ihrerseits zu, die pädagogischen Leitlinien des KJR sowie die Standards zur Nachhaltigkeit zu beachten und ihre Tätigkeit nach bestem Wissen und Gewissen auszuführen. Die Freiwilligen entscheiden selbst, wann, wo und wie lange sie eine freiwillige Tätigkeit ausführen wollen. Nun geht es an die Umsetzung der Standards und darum, zu sehen, welche Wirkungen diese in der Praxis der Freiwilligen, der Beschäftigten und derjenigen Zielgruppen, denen die freiwillige Tätigkeit letztlich zugutekommen soll, entfalten können. Dr. Manuela Sauer, Grundsatzreferentin, KJR Jana (17) Du arbeitest auch ehrenamtlich im Spielhaus in der Sophienstraße – aber in einem ganz anderen Bereich als Eila und Benita. Was machst du genau? Im Spielhaus gibt es das Ferienangebot „Komm doch mit nach Indien“. Das Besondere an diesem Projekt ist, dass man dabei in der Gruppe Mallakhamb – Yoga am Seil und Pfahl – trainieren kann. Für diese spezielle Yoga-Art, die es europaweit nur bei uns hier gibt, begleite ich Kurse. Ich war vorher selbst vier Jahre Teilnehmerin – jetzt assistiere ich ehrenamtlich der Trainerin. 2010 bin ich übrigens zum ersten Mal hier gewesen. Was motiviert dich dazu, diese Kurse zu geben? Ich weiß noch nicht, was ich später beruflich machen werde. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass ich – ganz gleich, was ich dann tue – etwas aus diesem Ehrenamt für mich mitnehme. Ich habe im letzten Jahr die Juleica erworben und dabei schon viel gelernt. Beim Training mit den Kindern merke ich, dass ich gut Gruppen anleiten kann. Anfangs war das gar nicht so einfach – gestern selbst noch Teilnehmerin an den Kursen und heute Wer so eine Sportgruppe leitet, übernimmt viel Verantwortung. Hilft man dir dabei? Die Jugendleiterschulung war eine große Hilfe. Sonst gilt bei uns das Prinzip ‚learning by doing‘. Nachdem es wohl europaweit keine anderen Gruppen außer uns gibt, die Mallakhamb anbieten, müssen wir selbst viel ausprobieren und lernen; das machen wir dann immer gemeinsam. Assistentin in der Gruppe. Da muss man sich erst einmal Respekt erarbeiten. Was sagen deine Freunde und deine Familie, dass du viel Zeit für dieses Ehrenamt opferst? Ich habe Freunde, die in der Pfarrjugend aktiv sind. Insofern wissen die, was Ehrenamt bedeutet und dass es Spaß macht. Dass Jugendliche sich heute angeblich nicht mehr ehrenamtlich engagieren wollen, kann ich nicht bestätigen. Das ist ein Vorurteil. Was wünschst du dir als Ehrenamtliche? Viele meine Freunde sind zu schüchtern, um selbst was zu machen. Ich wünsche mir mehr Kinder, die ein Ehrenamt übernehmen. Der Kreisjugendring München-Stadt zeigt es ja, dass das geht, und kann Beispiel sein. Ich fühle mich jedenfalls wunderbar unterstützt – es ist immer jemand erreichbar, wenn man Fragen hat. Und ich fühle mich auch sicher durch die Jugendleiterausbildung. Ehrenamt ist … schön, weil ich sehe, dass ich damit andere Leute glücklich machen kann. Eine Bestätigung im Zeugnis ist mir nicht so wichtig – ich will einfach was machen. 4|14 24 Freiwilliges Engagement und Ehrenamt Auszeichnung für bürgerschaftlich Engagierte „München dankt!“ Zum 1. August 2008 hat die Landeshauptstadt München die Auszeichnung „München dankt!“ für bürgerschaftlich Engagierte in München eingeführt. „München dankt!“ ist eine über alle Tätigkeitsfelder des bürgerschaftlichen Engagements reichende einheitliche Anerkennung, die vom Oberbürgermeister und der Einrichtung, in der die Bürgerin oder der Bürger ehrenamtlich tätig war oder ist, ausgesprochen wird. Auf Initiative der Stadt München konnte unter Beteiligung von Wohlfahrtsverbänden, Wirtschaftskammern, Wissenschaft, engagierten Bürgerinnen und Bürgern, Kirchen, Erwachsenenbildungsträgern, interessierten Unternehmen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung dem Stadtrat das Ergebnis in Form der Ehrung „München dankt!“ nach intensivem Diskussionsprozess vorgelegt werden. Engagement sichtbar machen Bürgerschaftliches Engagement kommt in vielfältiger Form und Intensität in den unterschiedlichsten Themenfeldern zum Tragen. Durch Mitwirkung und Einsatz von Bürgerinnen und Bürgern entwickeln sich in München viele Angebote, die in dieser Qualität und Vielfalt sonst nicht möglich wären. München dankt deshalb diesen engagierten Bürgerinnen und Bürgern für ihre ehrenamtliche Tätigkeit mit dieser Auszeichnung. Mit der Ehrung „München dankt!“ werden neben dem Dank für das Engagement die konkreten Arbeitsfelder, damit verbundene Anforderungen bzw. Kompetenzen und gegebenenfalls dafür erworbene Qualifizierungen dargestellt. Diese neue Form von Anerkennung kann zum Beispiel Bewerbungen beigelegt werden oder als Referenz für ein weiteres bürgerschaftliches Engagement dienen. Immer wieder geben befragte Unternehmen an, dass sie eine solche Auszeichnung von Bewerberinnen und Bewerbern bei gleicher fachlicher Eignung positiv bewerten würden. Vor allem soziale Kompetenzen sind nicht aus Büchern erlernbar. Diese sogenannten weichen Kompetenzen werden unter anderem in einer ehrenamtlichen Tätigkeit geübt und vertieft. Bei gleicher fachlicher Eignung kann dies also ein Pluspunkt für die ehrenamtlich tätige Person sein. Das Gutscheinheft Der Münchner Stadtrat hat Mitte 2012 beschlossen, den Münchner Bürgerinnen und Bürgern, die für ihr bürgerschaftliches Enga- gement mit „München dankt!“ ausgezeichnet werden, als weitere Anerke n nu ng e i n Gutscheinheft zu überreichen. Das Gutscheinheft ermöglicht jeweils einer Person den einmaligen kostenlosen Eintritt in verschiedene Musen, Theater und Bäder der Stadt sowie in den Tierpark Hellabrunn. Außerdem enthält das Heft Gutscheine für eine Streifenkarte für den Freizeitsport, eine kostenlose Auffahrt auf den Olympiaturm, die Teilnahme an einer geführten Stadiontour durch den Olympiapark sowie die Teilnahme an einer geführten Erlebnistour durch den Olympiapark. Mit diesem Angebot bedankt sich die Landeshauptstadt München für das beispielhafte Engagement, das viele Bürgerinnen und Bürger für die Münchner Stadtgesellschaft leisten. (Website der Landeshauptstadt München) Kinderrat im Rumfordschlössl Gute Voraussetzungen Der Kinderrat „R7“ konnte daraufhin seine Aufgaben wahrnehmen und sich den anderen Kindern präsentieren. Bei den ersten Kinderversammlungen ging es unter anderem um die Reflexion bestehender und die Einführung neuer Regeln, wie beispielsweise den Umgang mit dem Fußballgelände, die Umsetzung einer allgemeinen Ordnung in und um die Einrichtung. Der „R7“ gestaltete die Versammlungen eigenständig, das pädagogische Team hielt sich zurück. Alle Kinder hörten zu und das Gefühl von Benachteiligung und Unmutsäußerungen blieb aus. Der Wunsch der Kinderrats-Kinder nach dem Besuch im 4|14 Für den „R7“ gab es sogar einen richtigen Wahlkampf. Rathaus, die Gestaltung des nächsten Kinderund Jugendforums zu übernehmen, wurde am 23. Mai Wirklichkeit. Vom Kinder- und Jugendforum, der Vorbereitung zur Gestal- tung und des Engagements der Kinder folgt ein Bericht im nächsten K3. Sabine Laske, Rumfordschlössl, KJR Foto: Rumfordschlössl Seit Januar 2014 hat das Rumfordschlössl einen demokratisch gewählten Kinderrat: „R7“. In geheimen Wahlen wurde nach einem zweiwöchigen Wahlkampf mit Plakaten, auf denen sich die Kinder mit Foto und aussagekräftigen Sätzen zu Motivation und Umsetzungsplänen vorstellten, in selbstgebauten Wahlkabinen gewählt. Die Wahlbeteiligung lag bei 98 Prozent. 25 Freiwilliges Engagement und Ehrenamt Ehrenamt im Spielhaus Sophienstraße Unendliche Möglichkeiten Schülerinnen und Schüler des benachbarten Luisen-Gymnasiums übernehmen in der Mittagsbetreuungszeit den Spielgeräteverleih und koordinieren die Nutzung des TobeRaums, sie übernehmen die Moderation bei „kids on stage“ und bei der Eröffnungsveranstaltung von KiKS. Teenies und Jugendliche, arbeiten in den Workshops von „Komm doch mit nach Indien“ und in der wöchentlichen Mallakhamb-Gruppe mit. Für diejenigen, die aus „Komm doch mit nach Indien“ altersmäßig herausgewachsen sind, besteht eine Hauptmotivation darin, weiter an der Atmosphäre dieses Projektes teilhaben und Kontakt zu den indischen Gästen halten zu können. Im zweiten Schritt erleben sie, dass es viel Spaß macht, Verantwortung zu übernehmen, mit einer Gruppe umgehen zu lernen. All das führt zu Anerkennung und mehr Selbstbewusstsein. Hier hat Ehrenamt ganz viele Gesichter: Die Kinder aus dem Spielhaus war u.a. bei „One Billion Rising“ dabei Die Juleica-Schulung bietet in diesem Prozess sehr gute Unterstützung. Auch die Kinder profitieren. Viele wachsen als Einzelkind auf. Für sie ist es reizvoll, beispielsweise einmal einen „großen Bruder“ neben sich zu haben. Wenn durch das Ehrenamt Neigungen Foto: Spielhaus Sphienstraße Ehrenamtliche Tätigkeit birgt vielseitige Möglichkeiten, soziale Kompetenz zu entwickeln. Bereiche, in denen im Spielhaus Sophienstraße erste Erfahrungen im Ehrenamt gemacht werden können, sind dabei sehr unterschiedlich. entdeckt werden, eine Ausbildung folgt und eine Honorartätigkeit möglich wird, umso besser … Jutta Schneider, Spielhaus Sophienstraße, KJR Seit fünf Jahren eine Erfolgsgeschichte Das Team der ASP-Juniors Sie sind zwischen 8 und 16 Jahre alt und unterstützen das „Erwachsenen-Team“ des ASP Neuhausen im täglichen Betrieb. Ab 14 Jahren übernehmen sie zusätzlich die Anleitung der jüngeren Juniors als sogenannte „Tjuniors“. Ab dem 15. Lebensjahr werden sie aktiv bei der Anmeldung zur JuleicaSchulung unterstützt. Im Projektrahmen entwickelten die Kinder mit Unterstützung des pädagogischen Teams ein eigenständiges Konzept, mit dem sie als Kinderteam aktiv und nachhaltig das Geschehen auf dem ASP beeinflussen können. Die ASP-Juniors fungieren als eigenes Kinderteam. Im Gesamtteam können sie – innerhalb eines finanziellen und zeitlichen Rahmens – allein, unter Begleitung und in Absprache mit dem Team Ideen und Projekte planen und selbständig umsetzen. Sie sind Ansprechpersonen für alle Spielplatzbesucherinnen und -besucher und Das aktuelle Junior-Team nach der Schulung im Mai 2014 setzen sich für die Wünsche und Interessen der Kinder ein. Durch ihr Engagement, ihre Präsenz auf dem Platz sowie die Umsetzung und Planung eigener Ideen motivieren sie Foto: ASP Neuhausen Auf dem Abenteuer-Spiel-Platz Neuhausen (ASP) gibt es seit 2009 die ASP-Juniors. Dies sind ehrenamtliche Stammkinder des Spielplatzes, die nicht nur „spielen“, sondern sich aktiv am Geschehen der Einrichtung beteiligen wollen. sichtbar und nachhaltig alle Spielplatzkinder, sich selbst aktiv zu beteiligen. Nicole Endrich, ASP Neuhausen, KJR 4|14 26 Freiwilliges Engagement und Ehrenamt Ehrenamt in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit Unter dem Stichwort „Ehrenamt“ findet sich im Duden „… ehrenvolles (besonders öffentliches) Amt, das überwiegend unentgeltlich ausgeübt wird“. Diese Definition von „Ehrenamt“ ist in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit problematisch. „Überwiegend unentgeltlich ausgeübt“ bedeutet in der sozialen Arbeit meist „umsonst“ oder „billig“. Früher waren es die „preiswerten“ Ersatzdienstleistenden, die den Pflegenotstand kaschierten. Heute sind es junge Menschen im Bundesfreiwilligendienst oder im Freiwilligen Sozialen Jahr, die unverhältnismäßig viel für unverhältnismäßig wenig Geld leisten – auch in der Offenen Kinderund Jugendarbeit. Ein anderer problematischer Begriff ist „Ehre“. Er taucht immer wieder in negativem Kontext auf, ist Relikt aus wertkonservativen Zeiten und deshalb eine unglückliche Formulierung für die Dinge, die wir eigentlich meinen. Nicht mehr als eine Aufwandsentschädigung ist das, was an die jungen Menschen gezahlt wird, die ein freiwilliges Jahr im Dienste der Gesellschaft ableisten und damit gleichzeitig ihre eigene Persönlichkeit weiterentwickeln. Umso wichtiger ist es, diese Arbeit wertzuschätzen und die Leistung als solche zu benennen. Denn was treibt junge Menschen an, sich für etwas einzusetzen? Geld kann es nicht sein; da gibt es einfach zu wenig zu holen. Schon landet man bei der inhaltlichen Verknüpfung, die Ehrenamt braucht, damit es sinnstiftend ist: Engagement. Was ist ihre Motivation? Unter Engagement versteht der Duden: „… [persönlicher] Einsatz aus [weltanschaulicher] Verbundenheit; Gefühl des Verpflichtet-Seins zu etwas“. Es ist also das ehrenamtliche Engagement, das mir täglich im Mikrokosmos einer Kinder- und Jugendfreizeitstätte begegnet. Im Spiel- und Bildungszentrum Sendling (SBZ) haben – oft seit Jahrzehnten – Kulturvereine, die Mitglieder im Kreisjugendring sind, ihren Treffpunkt gefunden. Junge Erwachsene organisieren ihre Vereine, planen für die Teilnehmenden Auftritte, Feiern, Informationsveranstaltungen. Hier scheint die Motivation klar zu sein. Sie entspringt dem Wunsch, dass Ursprungskultur und Traditionen auch in der neuen Heimat lebendig bleiben sollen. Zweites Beispiel: Junge Eltern bauen für ihre Kinder im Kindergarten einen Bauwagen um. Deren Motivation? Sie machen das natürlich für ihre Kinder. Schließlich gibt es Jugendliche, die immer dann da sind, wenn die pädagogischen 4|14 Ehrenamt in Freizeitstätten – Jugendliche helfen zum Beispiel bei Planung und Durchführung von medienpädagogischen Angeboten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Unterstützung brauchen. Sie organisieren Sommerfeste mit, betreuen dabei Stände, bauen auf und ab, organisieren den Einkauf und den Spüldienst. Sie helfen mit bei der Deko der Weihnachtsfeier, servieren, arrangieren ... ältere Jugendliche begleiten Ausflügen, sie fahren als Betreuungspersonal bei Wochenendausflügen mit, betreuen verantwortlich eine wöchentliche Selbstöffnung für Jugendliche. Sie unterstützen uns im offenen Treff, indem sie darauf schauen, dass Regeln eingehalten werden, geben Bescheid, wenn etwas kaputt ist, oder intervenieren, wenn es zu Auseinandersetzungen unter Jugendlichen kommt. Eine Frage der Ressourcen Natürlich freut sich der eine oder andere über ein Geschenk, ein kostenloses Essen, Getränke. Mancher fragt auch, was er denn für diese oder jene Arbeit bekommen wird. „Du tust es für die Gemeinschaft, … für uns alle, … damit wir ein schönes Fest haben …“, verlockt wenig – und dennoch reicht es oft, ihre Hilfe zu bekommen. Lob und Anerkennung motivieren Jugendliche. Häufig erfahren Jugendliche in ihren Familien oder innerhalb ihres sozialen Umfeldes keine Anerkennung, oft haben sie nur wenige Freunde. Für diese Jugendlichen bieten wir die Möglichkeit, sich zu beweisen, an Aufgaben zu wachsen und sich und anderen zu zeigen, dass sie planen, denken und handeln können. Im geschützten Rahmen können sie ausprobieren, Entscheidungen zu treffen und umzusetzen. Sie finden dabei den persönlichen Kontakt und die Zuwendung des pädagogischen Personals. Zur Entwicklung der Heranwachsenden gehören auch Kurse für Jugendleitungen, die beispielsweise vom Kreisjugendring München-Stadt durchgeführt werden. Die Teilnahme berechtigt zum Erwerb der Jugendleitercard (Juleica), einem Nachweis der persönlichen Reifung. Wer glaubt, dass man sich Arbeit spart, wenn man die Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern und Helferinnen hat, der irrt. Foto: DBJR, DVD „Blickwinkel“, dieprojektoren agentur für gestaltung und präsentation Wir für uns Freiwilliges Engagement und Ehrenamt Anfang der 2000er Jahre fand an der Stiftungsfachhochschule München eine Tagung zum Thema „Partizipation und Ehrenamt in Freizeitstätten“ statt. Das Ergebnis zeigte, dass ein hoher Grad von Partizipation in Freizeitstätten auch mehr Ressourcen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beansprucht. Diese Ressourcen wollen wir weiterhin gern investieren, damit unsere jugendlichen Besucher und Besucherinnen sich zu verantwortlichen und selbständig denkenden Bürgern und Bürgerinnen entwickeln können. Wolfgang Petzold, Spiel- und Bildungszentrum Sendling, KJR 27 Worüber reden wir eigentlich? In den 49 Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Trägerschaft des Kreisjugendring München-Stadt leisteten im Jahr 2013 insgesamt 22 junge Leute einen Bundesfreiwilligendienst, 15 weitere ein Freiwilliges Soziales Jahr, zwei ein Freiwilliges Ökologisches Jahr und 735 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer (überwiegend im geringfügig vergüteten Ehrenamt) unterstützten mit insgesamt 22.256 Stunden unsere angestellten Pädagoginnen und Pädagogen sowie Praktikantinnen und Praktikanten bei der Umsetzung ihrer Aufgaben für und mit Kindern, Teenies, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Damit leisteten sie einen wesentlichen Beitrag für ein kinder- und jugendgerechtes, tolerantes und freundliches Für- und Miteinander in der Landeshauptstadt. Dafür ein ganz herzliches DANKE. Armin Schroth, Abteilungsleiter OKJA Süd, KJR Stolpersteine, die das Engagement in der Jugendarbeit bremsen Schwarzbuch Ehrenamt Keine Zeit, zu viel Bürokratie, kein Dank – so lässt sich der Frust mancher Ehrenamtlicher in der Jugendarbeit zusammenfassen. Ein Drittel der Jugendlichen sind in Bayern in ihrer Freizeit ehrenamtlich in Jugendgruppen, -vereinen und -verbänden aktiv. Stimmen die Rahmenbedingungen nicht, so können sich junge Menschen ein Ehrenamt nicht leisten. Zudem brauchen die Jugendlichen Räume. Die bekommen sie über ihren Bürgermeister. Der verweist die Jugendlichen zunächst an den Kommunalen Jugendpfleger Michael. Er bietet dem Verein seine Unterstützung an und stellt klar, dass Jugendarbeit Aufgabe der Gemeinde ist und der Bürgermeister Räumlichkeiten zur Verfügung stellen muss. Nach der Sitzung des Gemeinderats wird dem Verein „Culture Gap“ das leerstehende Gasthaus überlassen. Die Miete wird als Zu- Matthias Fack, Präsident des Bayerischen Jugendrings (BJR) fordert: „Ehrenamtliches Engagement muss auch für junge Menschen attraktiv sein. Was wir brauchen, ist ein Ehrenamts- und Jugendcheck für alle Gesetze und Vorschriften, um bürokratische Hürden für ehrenamtliches Engagement in der Jugendarbeit abzubauen.“ Der tägliche Frust Im „Schwarzbuch Ehrenamt“ setzt sich der BJR mit den alltäglichen Hindernissen ehrenamtlich Engagierter in der Jugendarbeit – aus der Sicht von Jugendlichen erzählt – auseinander. Die Geschichte im „Schwarzbuch Ehrenamt“ handelt von Leo, Steffi, Murat, Fritz und Aishe, die zwischen 14 und 21 Jahre alt sind. Sie wohnen in Schwarzheim Das „Schwarzbuch Ehrenamt“ listet Hürden auf, die den und wollen gemeinsam einen Ehrenamtlichen im Weg stehen. Verein namens „Culture Gap“ schuss gegengerechnet, aber die laufenden gründen. Bei der Gründungsversammlung Betriebskosten müssen vom Verein selbst wird Steffi zur Vorsitzenden gewählt. Doch erwirtschaftet werden, da die Gemeinde dafür darf man mit 17 Jahren schon Vorsitzende kein Geld zur Verfügung hat. „Culture Gap“ eines Vereins sein? Da der Vereinsvorsitz hat nun ein Zuhause. keine alltägliche Entscheidung ist und für Jetzt geht's los mit dem Papierkram: MietSteffi zu Verpflichtungen führt, ist eine vertrag, Nutzungsvertrag, Hausordnung und Einwilligung beider Elternteile erforderlich. Regelungen zum Jugendschutz. Mithilfe des Sonst könnte Steffi keine wirksamen EntKommunalen Jugendpflegers gelingt es den scheidungen treffen und handeln. fünf Jugendlichen, diese Hürden zu nehmen und von der Gemeinde einen Zuschuss für die Aktivitäten sowie Renovierung und das Mobiliar des Raumes zu erhalten. Wer soll das schaffen? Nach Vereinsgründung, Eintragung beim Notar und einer Anerkennung als gemeinnützig durch das Finanzamt hat inzwischen auch der BJR seine Zustimmung zur Satzung des Vereins gegeben. Wenn „Culture Gap“ ein Jahr aktiv ist, kann er sogar die Aufnahme in den Kreisjugendring beantragen und hat bei den Vollversammlungen Stimmrecht. Der Verein etabliert sich. Allerdings gibt es immer wieder Diskussionen um den Jugendschutz, da aufmerksame Bürgerinnen und Bürger aus Sorge um die öffentliche Ordnung die Polizei informieren. Das Jugendschutzgesetz beinhaltet beispielsweise Regeln zum Thema Rauchen, Alkohol und die Anwesenheit minderjähriger Jugendlicher auf Partys. Urheberrecht, Hygieneund Lebensmittelrecht, Rundfunkbeiträge sowie das Veröffentlichen von PartyFotos und das richtige Impressum auf einer eigenen Homepage bereiten dem Verein weitere Probleme. Aus Erfahrungen lernt man, doch geht das nicht einfacher? Der BJR bietet zu diesen Fragen Hilfe und gibt Tipps. Unter www.bjr.de kann das „Schwarzbuch Ehrenamt“ als Online-Version kostenlos heruntergeladen werden. Carolin Keller und Herbert Hartinger, Öffentlichkeitsarbeit KJR 4|14 28 Freiwilliges Engagement und Ehrenamt Service-Learning an Schulen – eine Chance für Jugendverbände? Service-Learning (Lernen durch Engagement) ist eine schulische Lehr- und Lernmethode, die zum Ziel hat, schulisches Lernen mit gesellschaftlichem Engagement zu verbinden. ServiceLearning verfolgt die Absicht, das gesellschaftliche Engagement von jungen Menschen mit Unterrichtsinhalten zu verbinden und in den Schulalltag zu integrieren. Dieser Schulalltag wird dabei möglichst engagementfreundlich gestaltet und die Inhalte bzw. Einsätze im Rahmen des gesellschaftlichen Engagements werden in den curricularen Jahresablauf eingebunden. Die Erfahrungen, die die Schülerinnen und Schüler beim „Engagement für andere“ machen, sollen dabei reflektiv zum Unterrichtsinhalt sein. Damit wird die Hoffnung verbunden, dass die jungen Menschen lernen, dass es sich lohnt, sich für die Gemeinschaft einzusetzen. Erwartet wird zudem, dass dadurch die soziale und demokratische Kompetenz bei den Schülern und Schülerinnen steigt. Service-Learning gibt es bereits deutschlandweit an zahlreichen Schulen und soll auch in München an verschiedenen Schulen etabliert werden. Im Herbst 2014 wird es dazu voraussichtlich einen ersten Fachtag in München – orga- Nicht nur inhaltlich kann der Unterricht von den Erfahrungen des außerschulischen Engagements profitieren – auch methodisch, zum Beispiel in Form der Projektarbeit nisiert durch das Referat für Bildung und Sport – geben. Damit dieses spannende Konzept moderner Schulbildung auch für die Jugendarbeit und besonders für die ehrenamtlichen Jugendverbände nutzbar wird, müssen jedoch Anpassungen vorgenommen werden: 1)Vor allem ehrenamtlich geprägtes Engagement findet nicht zur selben Uhrzeit wie Schule statt. Eine Einbindung von Engagement-Einsätzen in den Stundenplan ist hier nur sehr schwer vorstellbar. Daher müssen Konzepte erarbeitet werden, die auch ein Engagement von Schülerinnen und Schülern am Abend und am Wochenende (beispielsweise als Gruppenleitung in einem Jugendverband) ermöglichen und als gleichwertig anerkennen. 2)G esellschaftliches Engagement findet nicht nur in unmittelbar sozialen Be- Benita (11) Du arbeitest im Spielhaus in der Sophienstraße ehrenamtlich. Was machst du dort genau? Ich bin auf einer Ganztagsschule. Mittwochs und donnerstags kümmere ich mich um die Spielgeräteausleihe. Ich bin seit einem halbem Jahr dabei. An diesen beiden Tagen bin ich ein bis zwei Stunden im Spielhaus. finde ich einerseits spannend – ist andererseits auch eine Anerkennung, dass man dabei sein kann. Woran wirst du dich in zehn Jahren erinnern, wenn du an deine Arbeit im Spielhaus denkst? Ich glaube an Veranstaltungen wie „kids on stage“ – da durften wir auf der Bühne moderieren. Daran werde ich mich wohl erinnern. Demnächst kommt „KiKS“ – das wird auch wieder schön. Wie bist du dazu gekommen? Meine Freundin Eila hatte das schon länger gemacht. Sie hat mir davon erzählt. Zuerst haben wir das zusammen gemacht – jetzt wechseln wir beide uns ab. Du bist noch ziemlich jung. Kennst du viele Kinder, die schon in dem Alter eine ehrenamtliche Aufgabe übernehmen? Ich kenne nicht so viele, die ehrenamtlich was machen. Mir macht das einfach unheimlich viel Spaß. Das Spielhaus ist so schön und macht tolle Angebote. Lernst du auch was für dich selbst bei deiner Aufgabe? Ich denke, man lernt den Umgang mit Menschen. Wahrscheinlich lernt man auch, sich selbst besser zu organisieren, seine Kräfte einzuteilen und zu planen; und genau zu 4|14 arbeiten. Da ergänzen Eila und ich uns ganz gut – die eine ist ein bissel genauer – die andere nicht so arg … Merkst du, dass dein ehrenamtliches Engagement irgendwie anerkannt wird? Im Spielhaus finden sehr viele Veranstaltungen statt. Dadurch lernen wir viel. Das Was sagen deine Klassenkameraden zu deiner ehrenamtlichen Arbeit? Meine Eltern finden vor allem toll, dass ich ehrenamtlich arbeite. In der Schule schauen mich meine Klassenkameraden schon manchmal schräg an, weil sie nicht verstehen, dass ich meine Zeit opfere. Aber es gibt keine doofen Kommentare. Es gibt auch einige, die wir für unsere ehrenamtliche Arbeit gewinnen konnten. Ehrenamt ist für dich … mit meinem Ehrenamt anderen eine Freude zu machen. Ich tue gern für andere etwas und wünsche mir, dass sie eine gute Zeit haben, Spaß haben und neue Leute kennenlernen. DBJR, DVD „Blickwinkel“, Journalistenbüro Röhr : Wenzel Das könnte funktionieren 29 reichen statt. So wichtig die Kooperation mit Behindertenwerkstätten oder AltenService-Zentren ist, bürgerschaftliches Engagement ist viel breiter: Kulturinitiativen, Ökologie-Projekte, jugendpolitische Aktionen ... Schule sollte auch den Zugang zu diesen Engagement-Bereichen ermöglichen. 3)Bürgerschaftliches Engagement ist in der Regel ehrenamtlich strukturiert. Verbindliche Kooperationen, wie oftmals vom Partner Schule verlangt, sind nur sehr schwer in der Freizeit zu realisieren. So kann’s gehen … Abschließend sei ein Weg genannt, wie Service-Learning in Kooperation zwischen Jugendverbänden und Schule funktionieren könnte. In einer Projektwoche werden interessierte Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe im Rahmen einer JuleicaSchulung zu Jugendleiterinnen und -leitern ausgebildet. In den darauf folgenden Ferien werden diese angehenden Jugendleitungen als Helferinnen und Helfer bei Ferienmaßnahmen eingesetzt. Die Schülerinnen und Schüler suchen sich dabei einen Jugendverband, der ihnen inhaltlich nahe ist. Der Praxiseinsatz wird nach den Ferien in der Schule besprochen und reflektiert. Die beteiligten Jugendverbände können dabei darauf hoffen, engagierte Jugendleiterinnen und -leiter hinzuzugewinnen und ihre Angebote durch das Engagement der Schülerinnen und Schüler zu stärken. Gerhard Wagner, Abteilung Jugendarbeit, KJR Was in der Gruppenstunde funktioniert, kann auch für den Unterricht nützlich sein Foto: DBJR, DVD „Blickwinkel“, dieprojektoren agentur für gestaltung und präsentation Freiwilliges Engagement und Ehrenamt Beispiel: Franz Ludwig Gymnasium Bamberg mit der Bamberger Lebenshilfe Werkstätte Die zwei Institutionen arbeiten bereits seit vielen Jahren eng zusammen. Neben den Fächern Deutsch, Wirtschaft und Sport gibt es im Fach Musik eine spannende Kooperation (Quelle: www.servicelearning.de) „In den Bamberger-Lebenshilfe-Werkstätten wird die Veeh-Harfe hergestellt, ein Instrument, das es auch Menschen mit Behinderungen ermöglicht, ohne Notenkenntnisse zu musizieren. Damit ergibt sich eine hervorragende Schnittstelle zum Fach Musik. Für das Fach Musik selbst sehen Lehrpläne in den Jahrgangsstufen unter anderem folgende Lernziele vor: Neugierde und Offenheit gegenüber neuen musikalischen Erfahrungen, Musiktheorie, Orchesterkunde, Erprobung des vorhandenen Schulinstrumentariums bzw. Durchführung eines Konzerts. Die Veeh-Harfe wurde in unser Schulinstrumentarium aufgenommen. Sie kommt bei Konzerten zum Einsatz, in denen die Schülerinnen und Schüler sowie Mitarbeiter der Bamberger Lebenshilfe-Werkstätten mit Behinderungen gemeinsam musizieren. Die Konzerte, aber auch die gemeinsamen Probentermine ermöglichen zwischenmenschliche Begegnungen. Der besondere Klang des Veeh-Harfen-Spiels stellt für viele eine neue Hörerfahrung dar und bereichert die Palette der Stilrichtungen und Musikvorlieben.“ Angebote KJR-Publikation Neuer Reader von AMYNA „Hilfe für Kids”-Jahresbericht Nur Spaß …? Das KJR-Spendenprojekt „Hilfe für Kids” wurde vor 15 Jahren ins Leben gerufen, um sozial benachteiligte Besucher und Besucherinnen unserer 49 Kinder- und Jugendfreizeitstätten und neun Kindertageseinrichtungen zu unterstützen und ihnen die Teilhabe an der Mittagsbetreuung, an Ferienfahrten und Ausflügen sowie an Bildungsangeboten zu ermöglichen. Manches Ungleichgewicht, manche subjektiv empfundene Ungerechtigkeit hat sich in über 15 Jahren zum Positiven verändert – für manche Dinge muss man sich nach wie vor starkmachen. Deshalb befasst sich dieser Jahresbericht schwerpunktmäßig mit Bildung – und zwar der Bildung an außerschulischen Lernorten. Wir setzen uns dafür ein, dass alle Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen gleichermaßen an Bildungs- und Freizeitangeboten teilhaben können. Denn wir sehen darin einen wesentlicher Beitrag, um der zunehmenden gesellschaftlichen Spaltung in arm und reich entgegenzuwirken. Dr. Manuela Sauer, Referentin für Grundsatzfragen beim KJR, hält auf den ersten Seiten des Jahresberichts ein Plädoyer für außerschulische Bildung, denn „Das Leben ist nicht nur Schule“. Ab Seite 7 wird es dann konkret. Wir zeigen an Beispielen auf, welche Bildungsangebote über „Hilfe für Kids“ im Hortbereich, in einer Kindereinrichtung und in einer Jugendfreizeitstätte gefördert werden. Und ab Seite 15 sehen Sie auf einem Blick, wie wir alle Spendengelder verwendet haben und wer uns unterstützt hat. Die Broschüre kann über [email protected] bestellt werden und steht unter www.kjr-m.de/ publikationen zum Download bereit. Bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung gibt es seit Jahren einen Anstieg der Tatverdächtigenzahlen - besonders bei männlichen Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren. Wie kommt das? Was lässt sich dagegen tun? Fachkräfte aus Forschung und Kinderund Jugendhilfe fanden sich beim Fachtag GrenzwertICH von AMYNA in München zusammen und steuerten Artikel für das Buch „War doch nur Spaß …? Sexuelle Übergriffe durch Jugendliche verhindern“ bei. Der nun erschienene Reader bietet einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand und die fachliche Diskussion zum Thema sexuelle Übergriffe durch Jugendliche. Zudem gibt er Anregungen, wie Einrichtungen und Fachkräfte den Schutz von Mädchen und Jungen vor sexuellen Grenzverletzungen durch Gleichaltrige erhöhen können. Mehr Informationen bei AMYNA unter [email protected] und www.amyna.de. 4|14
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