Freitag
23. Januar 2015
Konzerthaus Freiburg, 20 Uhr
[Abo 5]
Dirigent | François-Xavier Roth
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Die Programmhefte der Freiburger Konzerte des SWR Sin­fonie­orchesters
können Sie jeweils eine Woche im Voraus auf der Website des Orchesters
www.SWR.de/so kosten­­los downloaden.
Das Konzert wird am 11.03.2015 um 20.03 Uhr im SWR Abendkonzert in
SWR2 übertragen.
Weitere Konzerte mit diesem oder Teilen aus diesem Programm:
18.1.2015 Baden-Baden, Festspielhaus
22.1.2015 Mannheim, Rosengarten
24.1. 2015 Karlsruhe, Konzerthaus
25.1. 2015 La Chaux de Fonds, Salle de Musique
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MEDIENPARTNER
Die Blumen für die Künstler
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19 Uhr: Einführung
Lydia Jeschke im Gespräch mit Emmanuel Pahud
Pierre Boulez
...explosante – fixe... für Flöte mit Live-Elektronik,
2 Flöten und Ensemble
Transitoire VII
Transitoire V
Originel
PAUSE
Ludwig van Beethoven
Große Fuge B-Dur op. 133
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 60
Adagio – Allegro Vivace
Adagio
Menuetto. Allegro Vivace
Allegro ma non troppo
Emmanuel Pahud, Flöte
Dagmar Becker, Flöte
Anne Romeis, Flöte
Live-Elektronische Realisation | Experimentalstudio des SWR
Detlef Heusinger, Gilbert Nouno,
Dominik Kleinknecht, Simon Spillner | Klangregie
SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg
Dirigent | François-Xavier Roth
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Ludwig van Beethoven 1770-1827
Beethoven und... die Klassik
Barock, Klassik, Romantik, Moderne – die Epochen sind bekannt. Im
Barock gab es Johann Sebastian Bach und Friedrich Händel. Später, in der
Klassik, setzte Joseph Haydn Maßstäbe, nach ihm traten in der Romantik Franz Schubert und Robert Schumann auf den Plan. Die Moderne
folgte, etwa um 1900, und hörte auf... ja wann eigentlich? – Mit dem
Ende fangen die Probleme an. In der Postmoderne ist die Moderne
schon im Schriftbild aufgehoben. Aber schon vorher endeten die Zeiten
nicht abrupt. Natürlich war es mit der barocken Fuge mit jenem Jahr
1750 nicht vorbei, als die Klassik laut Geschichtsbuch angefangen haben soll. Wolfgang Amadeus Mozart schrieb Fugen, Robert Schumann,
der große Bach-Bewunderer Felix Mendelssohn-Bartholdy, Johannes
Brahms, ja selbst noch Arnold Schönberg. »Ich habe gefunden«, schrieb
Schönberg kurz vor seinem Tod, »dass in allen nach-Bachischen Komponisten eine Sehnsucht nach dem kontrapunktischen Stil gelegentlich durchbricht, woraufhin sie dann Fugen oder Ähnliches schreiben.
Auch in mir lebt der heiße Wunsch nach Tonalem oft genug auf, und
dann muss ich diesem Drang nachgeben. Komponieren ist ja: einem
inneren Drang gehorchen.«
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Geschichte als Baustelle
Die Zeiten kommen wieder durcheinander. Musik und Kulturgeschichte bedeuten nicht nur Fortschritt. Sie gleichen einem Vexierspiel mit
vielen Überraschungen und Rückblicken: »Über die Formen der Klassiker sind wir nicht hinaus«, schrieb Anton Webern, und ergänzte: »Was
später gekommen ist, war nur Veränderung, Erweiterung, Verkürzung.
Aber die Formen sind geblieben.« Ein treffenderes Bild als die zeitlich
sauber gereihte Folge von Madrigal, Fuge und Sonate wäre die Baustelle, das Nicht-Beendete, an dem sich Generationen von Komponisten
immer wieder von Neuem abarbeiten. Das gilt insbesondere auch für
Pierre Boulez – jenen Komponisten, für den die Revision, die Überarbei-
Pierre Boulez *1925
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...explosante – fixe...
tung und Korrektur zum steten Lebensbegleiter wurde. ...explosante –
fixe... nahm seinen Ausgang schon im Jahr 1971. Ursprünglich war es
eine Vorlage für individuelle Fassungen, die den jeweiligen Interpreten
vorbehalten sein sollte. Der Schweizer Oboist und Komponist Heinz
Holliger hat eine solche Bearbeitung vorgelegt. Aber auch Boulez dachte seine Motive und Ideen weiter: 1985 schrieb er eine Version von
...explosante – fixe... in Form des Werkes Mémoriale (Originel) für den
verstorbenen Flötisten Lawrence Beauregard, 1986 folgte zum 80sten
Geburtstag des Basler Mäzens Paul Sacher ein ...explosante – fixe... für
Vibraphon und Live-Elektronik. Die heute gespielte Fassung schrieb
Boulez 1991-93 für das französische Ensemble InterContemporain und
nutzte eine elektronische Midi-Technologie, die ihm in den frühen 70er
Jahren noch nicht zur Verfügung stand.
Ein Solist steuert über ein elektronisches Abtastsystem Klänge aus den
Lautsprechern, die aus veränderten, nämlich beschleunigten, gefilterten oder transformierten Instrumentalklängen bestehen. Schon die
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Begegnung von Elektronik und Orchester ist komplex strukturiert. Dazu kommt noch eine unauflösbare Verflechtung verschiedener Gattungen. Zum einen wirkt ...explosante – fixe... durch die drei dominanten
Flöten wie ein orchestrales Tripelkonzert, zum anderen unterliegt es
aber auch kammermusikalisch gedachten Prinzipien. Bedingt durch
diese Aufweichung »klassischer« Gattungen gelingt Boulez ein ungeheuer bewegliches, dichtes wie farbenfrohes Werk. Josef Häusler, langjähriger Leiter der Donaueschinger Musiktage, hat weitere Erklärungen für ein »luxurierendes Klangbild«: »Tatsächlich führt ...explosante
– fixe... jenen Virtuositätsbegriff weiter (...), verabsolutiert ihn gewissermaßen: Virtuosität der Spieltechnik, der Instrumentalführung, der
Klanggestaltung, des Satzbildes, der Sprache, Virtuosität zuletzt, aber
eigentlich zuerst: der Erfindung.«
Wie Chinesisch
Auch Ludwig van Beethoven trieb, wie viele Komponisten vor und nach
ihm, die »Sehnsucht nach dem kontrapunktischen Stil«. Sein Interesse
für die »klassische« Kunst des Kontrapunkts hatte er schon in Jugendjahren gezeigt. Im Spätwerk macht er Ernst. Den Pianisten treibt die
Fuge aus der Klaviersonate op. 106 (1817/1818) noch immer Schweiß
und Grübelfalten auf die Stirn. Beethovens Fuge op. 133 (1826) stammt
ursprünglich aus dem B-Dur-Streichquartett op. 130. Dieses hatte das
Schuppanzigh-Quartett 1826 zum ersten Mal aufgeführt. »Es wird alles leicht gehen, die Fuge ausgenommen«, schrieben die Musiker vor
der Uraufführung. Nach der Premiere stand in der Allgemeinen Musikalischen Zeitung: »Der erste, dritte und fünfte Satz sind ernst, düster,
mystisch, wohl auch mitunter bizarr, schroff und capriziös; der zweyte
und vierte voll von Muthwillen, Frohsinn und Schalkhaftigkeit (...). Mit
stürmischem Beifall wurde die Widerholung beyder Sätze verlangt.
Aber den Sinn des fugirten Finale wagt Ref. nicht zu deuten: für ihn war
es unverständlich, wie chinesisch.«
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Es hatte wohl mit diesen – im Fall Beethoven grundsätzlich nicht untypischen – Rezeptionsproblemen zu tun, dass sich der Bonner Meister zur
Trennung der Fuge vom B-Dur-Quartett op. 130 entschloss. Sie erschien
fortan als eigenständige Große Fuge op. 133 für Streichquartett, als
vierhändige Klavierfassung Op. 134 und als die heute gespielte Version
für Streichorchester, mit Vortragszeichen versehen vom Dirigenten
und Komponisten Felix Weingartner (1863-1942). Noch in heutigen
Ohren klingt diese Fuge absonderlich. Das Ausgangsthema erinnert
entfernt an Johann Sebastian Bachs fünfstimmige cis-moll-Fuge aus
dem Wohltemperierten Klavier. Es hat keine rhythmische oder harmonische Prägnanz, verliert sich in Halbtönigkeit und vagem Tasten. Beethovens Überschrift gibt die Richtung vor: »Grande fugue tantôt libre,
tantôt recherchée«, »Große Fuge, mal frei, mal gelehrt«. In der Tat gibt
es für Fugen symptomatische Krebse, Umkehrungen und Spiegelungen en masse. Dazu kommen aber für Beethovens Zeit völlig ungewohnte rhythmische Finessen, ein delikater Umgang mit verschiedenen Lautstärkegraden wie mit traditioneller Harmonik. Es hat viele
wortreich-verzweifelte Versuche gegeben, dieser schroffen und nicht
immer goutierten Fuge auf die Schliche zu kommen. Der Komponist
Louis Spohr nannte gleich sämtliche späten Quartette Beethovens einen »nicht entzifferbaren und unkorrigierten Horror«. Daniel Gregory
Mason, der amerikanische Musikkritiker, fand die Große Fuge noch im
mittleren 20. Jahrhundert einfach nur »abstoßend«. Igor Strawinsky
und Glenn Gould hingegen liebten das Werk, betonten die Modernität
eines noch heute faszinierenden Opus. Kürzlich hielt es der Schweizer
Dirigent Stefan Blunier vor der Aufführung der Orchesterfassung für
ratsam, eine kleine Einführung zu geben, die er mit den Worten beendete: »Man könnte genauso gut etwas von Anton Webern spielen«.
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Vierte als Vorbild
Aber bleiben wir bei Beethoven – und bei der Frage der Klassik, die so
verschieden beantwortet wird: heute kann ein Auto klassisch sein, ein
Parfüm, sogar jenes Fußballspiel zwischen England und Deutschland,
das Franz Beckenbauer so unnachahmlich ankündigte mit den Worten:
»We call it a classic, a Klassiker«. Was klassisch nun heißt, ist nicht nur
auf Englisch schwer zu sagen. Wo soll die gemeinsame Basis sein zwischen alten Griechen, zwischen Klassizismus, Wiener oder Weimarer
Klassik, zwischen Neoklassizismus oder solchen Klassikern wie Shakespeare und Beethoven? All die Namen und Begriffe verbinden weder
Epochen noch bestimmte Stile. Eher ist es eine Idee oder eine Funktion,
die das Klassische erfüllt. Es dient offenbar, wie es der Musikwissenschaftler Volker Scherliess beschreibt, als »etwas Vorbildliches, Mustergültiges, an dem sich anderes orientiert.«
Zumindest für Robert Schumann hatte Beethovens Spätwerk nichts
mit Klassik zu tun. In Form seines Alter Ego Florestan warnt er geradezu vor der Nachahmung einer Neunten Sinfonie, die wie die späten
Streichquartette den Zug des Einmaligen und Abnormen trage. Dies
Besondere sei zwar durchaus zu bewundern, so Schumann alias Florestan, doch sei nicht zu verkennen, dass solche schwierigen Werke wie
die Große Fuge op. 133 eine Sackgasse für kommende KomponistenGenerationen sei. Wer also an Beethoven mit Fug und Recht anknüpfen
wolle, der solle sich nicht an den großen überwältigenden Sinfonien
orientieren, sondern an der Ersten, der Zweiten, Achten oder Vierten.
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Musikalische Logik
Von einer »griechisch schlanken Maid zwischen zwei Nordlandriesen«
sprach Robert Schumann und bezog sich damit auf die Nachbarschaft
der 1806 komponierten Vierten mit der weit bekannteren Eroica und der
Fünften. Tatsächlich wirkt die Sinfonie klassisch oder wie es in den ersten
Rezensionen hieß: »heiter, verständlich und sehr einnehmend«. Eine
langsame Orchester-Einleitung, die es schon bei Mozart und Haydn gegeben hatte, führt den Hörer dezent und elegant ein. Vieles von dem, was
kommen wird, bereitet Beethoven schon in den ersten Adagio Takten vor.
Die ungeheure Wucht des im Fortissimo einsetzenden Allegro Vivace
resultiert aus einer genialen Verknüpfung von Harmonik und Form. Erst
mit dem Eintritt des schnellen Tempos ist die Grundtonart B-Dur erreicht, die Beethoven zuvor gemieden hatte. Entscheidender für die
Wirkung des Allegros sind die metrischen Proportionen zwischen Einleitung und Hauptteil. Genau im Verhältnis 1:4 stehen die Takteinheiten. Das heißt, ein Takt der Einleitung wird gedehnt auf vier der
ungleich schnelleren Takte. Exakt hörbar ist das nicht. Spürbar aber ist
solche musikalische Logik allemal.
Tempofragen sind der Vierten eingeschrieben. Viel diskutiert waren die
Metronom-Angaben zum zweiten Satz, dem Adagio. Im Autograph gab
Beethoven das Tempo mit 84 für den Achtelschlag an. Unter anderem
Richard Strauss gab zu bedenken, dass Achtel nicht wirklich gemeint sein
konnten, was schon der erste Einsatz der Violinenkantilene in Vierteln
beweise. Des Rätsels Lösung wurde später auf denkbar einfache Art gefunden. Tatsächlich meinte Beethoven den Viertelschlag, konnte ihn aber
deshalb nicht angeben, weil damalige Metronome nur bis 50 korrekt
schlugen. Der letzte Satz, ein Allegro ma non troppo ist ein typisches Finale mit Kehraus-Charakter. Erst kurz vor den finalen Schlägen stoppt Beethoven das fast durchweg laufende Sechzehntel-Band. Das ZeitlupenTempo der hohen Violinen und der Fagotte wirkt wie ein Scherz. Vielleicht
war es am Ende aber auch der Einspruch des Meisters gegen das »klassische« Sonaten-Modell: »Seht her, ich kann auch anders!«
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Emmanuel Pahud, Flöte
Emmanuel Pahud zählt zu den interessantesten Musikern unserer Zeit.
In Genf geboren begann er sein Flötenstudium bereits im Alter von
sechs Jahren. 1990 schloss er sein Studium am Conservatoire in Paris
mit Auszeichnung ab. Es folgten weitere Studien bei Aurele Nicolet und
schon mit 22 Jahren bekam Emmanuel Pahud die Stelle als Soloflötist
bei den Berliner Philharmonikern unter Chefdirigent Claudio Abbado
und hat diese Stelle noch immer inne.
Zusätzlich zu seinen Engagements mit den Berliner Philharmonikern ist
Emmanuel Pahud international sehr erfolgreich als Solist und Kammermusiker. Er gibt regelmäßig Konzerte bei den renommiertesten Festivals in Europa, den USA und dem fernen Osten. Als Solist spielte er mit
vielen der weltweit führenden Orchestern, wie beispielsweise dem
London Philharmonic Orchestra, dem Tonhalle Zürich Orchester, dem
Orchester des Bayerischen Rundfunks, dem Mariinski Orchester, der
Camerata Salzburg, der Deutschen Kammerphilharmonie, dem Cincinatti
und dem Washington National Symphony Orchestra, dem NHK Symphony Orchestra und dem Scottish Chamber Orchestra. Er arbeitete
mit Dirigenten wie Abbado, Rattle, Zinman, Maazel, Boulez, Gergiev,
Gardiner, Harding, Järvi, Nezet-Séguin, Rostropovich und Perlman zusammen.
Als passionierter Kammermusiker konzertiert Emmanuel Pahud regelmäßig mit den Pianisten Eric Le Sage, Yefim Bronfman sowie Hélène
Grimaud und spielt gelegentlich Jazz mit Jacky Terrason. Er konzertiert
mit verschiedenen Kammermusik-Partnern, auch mit dem von ihm
gegründete Ensemble »Les Vents Français« in Japan und Europa. 1993
gründete Emmanuel Pahud gemeinsam mit Eric Le Sage und Paul Meyer das Sommerfestival für Kammermusik »Musique à l’Empéri« in Salon
de Provence, das im Sommer 2012 sein 20–jähriges Bestehen feierte.
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Seine mittlerweile mehr als 20 Einspielungen erhielten einstimmigen
Beifall der Presse und wurden mit vielen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit
dem »Record Geijutsu« und dem »Ongaku no Tomo« Preis der Japanischen
Plattenindustrie. Ende 2011 wurde
seine CD mit Trevor Pinnock veröffentlicht, die der Flötenmusik am Hof
von Friedrich dem Großen gewidmet
ist. Diese Aufnahme erhielt 2012 die
»Choc de Classica« Auszeichnung des
Classica Magazines und wurde 2013
für den »Victoires de la Musique«
Award nominiert. Seine Anfang 2013
veröffentlichte CD, die sich den gesamten Flötenwerken von Frank
Martin widmet, bekam von der französischen Zeitschrift Diapason
bereits im März den Schallplattenpreis verliehen. Das Doppelalbum
mit dem Ensemble Les Vents Francais »Best of Quintet Music« gewann in Japan den« Record Academy Award« 2012 und Emmanuel
Pahud bereits zum sechsten Mal den Deutschen Musikpreis ECHO. Im
Herbst 2014 erscheint eine 3-CD Box, auf der klassische und romantische französische Werke für Holzbläser und Klavier zu hören sind.
Im Juni 2009 wurde Emmanuel Pahud der Titel »Chevalier dans l’Ordre
des Arts et des Lettres« für seinen Beitrag zur Musik verliehen, im April
2011 wurde er zum Honorary Member of the Royal Academy of Music.
Außerdem ist Emmanuel Pahud UNICEF-Botschafter.
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Dagmar Becker, Flöte
In Berlin geboren, studierte
sie an der Musikhochschule
Freiburg bei Aurèle Nicolet,
war 1977 Preisträgerin des
Deutschen
Musikwettbe-
werbs, Bonn.
Seit 1979 ist Dagmar Becker
Soloflötistin des SWR-Sinfonieorchesters Baden-Baden
und Freiburg.
Seither konzertierte sie als Solistin unter Dirigenten wie
Yuri Ahronowitsch, Klaus Arp, Herbert Blomstedt, Peter
Eötvös, Jörg Faerber, Michael Gielen, Wolf-Dieter Hauschild,
Kazimierz Kord, Lothar Zagrosek, Hans Zender, Sylvain
Cambreling u. a.
Als Kammermusikerin in unterschiedlichsten Ensembles
führten sie Konzerte und Tournéen neben Europa nach
Afrika, China, Südost-Asien, Kanada und Süd-Amerika.
Es liegen von Dagmar Becker zahlreiche Rundfunk- und
CD-Einspielungen vor, etliche Werke zeitgenössischer
Komponisten (wie z.B. Jean Francaix, Tiberiu Olah, Peter
Eötvös, Adriana Hölszky, Edison Denisov) wurden ihr gewidmet und von ihr uraufgeführt.
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Anne Romeis, Flöte
studierte bei Prof. Mirjam Nastasi an der Musikhochschule
Freiburg und absolvierte Meisterkurse bei Aurèle Nicolet,
Michel Debost, Eckart Haupt, Jeanne Baxstresser und
Moshe Epstein. Sie erhielt erste Preise bei internationalen
Wettbewerben in Paris, Bayreuth und Darmstadt und ist
gefragte Partnerin als Kammermusikerin und Solistin. Seit
1996 ist sie Flötistin des SWR Sinfonieorchesters BadenBaden und Freiburg.
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François-Xavier Roth, Dirigent
François-Xavier Roth ist einer der charismatischsten und wagemutigsten Dirigenten seiner Generation. Mit dem Abschlusskonzert der Donaueschinger Musiktage 2011 trat er seinen Posten als Chefdirigent
beim SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg an - ein klares
Signal für den Stellenwert, den Neue Musik für ihn einnimmt. In seiner
Arbeit mit dem SWR Sinfonieorchester setzt er Schwerpunkte u.a. bei
Pierre Boulez und Richard Strauss, bei György Ligeti und Beethoven.
Gastspiele mit wohldurchdachten Programmen führten ins In- und
Ausland und bis nach Japan. Innovativ auch seine Arbeit für und mit
der jungen Generation: eine kühne Kombination von Prokofjew und
jugendlichen Rappern unter dem Titel »Romeo feat. Julia« kam im
Sommer 2012 zu umjubelten Aufführungen, das Projekt wurde vom
Fernsehen für eine 20-teilige Doku begleitet. Konzerte für Kinder und
Mitmachkonzerte gehören zu den festen Bestandteilen seiner Arbeit.
Die ersten drei CDs eines Zyklus der sinfonischen Werke von Richard
Strauss sind bereits erschienen, dazu eine Aufnahme der Ersten Sinfonie von Mahler.
Sein Repertoire reicht von der Musik des 17. Jahrhunderts bis hin zu
zeitgenössischen Werken und umfasst alle Genres: sinfonische Musik,
Oper und Kammermusik. Im Jahr 2003 gründete er das innovative Orchester Les Siècles, das sowohl auf neuen wie auf alten Instrumenten
kontrastreiche Programme aufführt; eine CD für ihr neugegründetes
Label »Les Siècles Live« mit Werken von Bizet und Chabrier wurde mit
einem Diapason Découverte ausgezeichnet. Weitere CDs mit Werken
von Berlioz, Saint-Saëns, Martin Matalon, Debussy und von Strawinskys »Sacre du printemps«, zum 100. Jubiläum auf Originalinstrumenten, liegen vor. Für das Fernsehen konzipierte Les Siècles die Serie »Presto!«, die während ihrer dreijährigen Laufzeit wöchentlich ein Publikum
von ca. vier Millionen Zuschauern erreichte.
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Höhepunkte sind neben seiner Arbeit mit dem SWR Sinfonieorchester
und mit Les Siècles Konzerte mit dem London Symphony Orchestra –
dort auch Leiter der Andrej Panufnik-Projekte für junge Komponisten –,
dem königlichen Concertgebouworkest, dem Finnish Radio- und
Gothenburg Symphony Orchestra, dem Bayerischen Staatsorchester,
den Wiener Symphonikern und dem Boston Symphony Orchestra. In
der kommenden Saison stehen u.a. Konzerte mit den Berliner Philharmonikern, dem BBC Symphony Orchestra, dem NHK, dem Tokyo Metropolitan, dem Yomiuri Nippon Symphony Orchestra und dem Orchestra
of the Age of Enlightenment bevor. Ab der Spielzeit 2015/16 ist er parallel zu seiner Tätigkeit beim SWR designierter Generalmusikdirektor
der Stadt Köln.
Auch im Opernbereich ist François-Xavier Roth erfolgreich, seine Aufführungen von »Mignon« (Ambroise Thomas), »Les Brigands« (Jacques Offenbach) und »Lakmé« (Léo Delibes) an der Opéra Comique in Paris wurden von der Kritik hoch gelobt. Im Juni hat er an der Staatoper Berlin
»Neither« von Morton Feldman dirigiert, für 2015 steht »Der fliegende
Holländer« von Richard Wagner mit Les Siècles auf dem Programm.
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Experimentalstudio des SWR
Das EXPERIMENTALSTUDIO versteht sich als Schnittstelle zwischen kompositorischer Idee und technischer Umsetzung. Jährlich werden deshalb mehrere Komponisten und Musiker zu einem Arbeitsstipendium
eingeladen, um dann im kreativen Diskurs mit den Mitarbeitern des
Studios, d.h. den Musikinformatikern, Sounddesignern, Tonmeistern
und Klangregisseuren, ihre Werke mit dem speziellen Equipment des
EXPERIMENTALSTUDIOS zu realisieren. Neben der Herstellung neuer
Werke ist es als Klangkörper auch bei der mittlerweile weltweiten Aufführung eben dieser aktiv. Mit nun 40 Jahren Präsenz im internationalen Musikbetrieb hat es sich als der führende Klangkörper für ambitionierte Werke mit Live-Elektronik etabliert und konzertiert fortwährend
bei nahezu allen bedeutenden Festivals (wie den Berliner Festwochen,
den Wiener Festwochen, den Salzburger Festspielen, dem Festival
d’Automne à Paris, der Biennale di Venezia etc.) wie auch etlichen renommierten Musiktheatern (wie dem Teatro alla Scala Mailand, der
Carnegie Hall New York, dem Théâtre de la Monnaie, dem Teatro Real
Madrid etc.).
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Zu den herausragenden Produktionen in der Geschichte des EXPERIMENTALSTUDIOS gehören Arbeiten so bedeutender Komponisten wie
Pierre Boulez, Karlheinz Stockhausen, Cristóbal Halffter, Vinko Globokar
und Luigi Nono, wobei letzterer nahezu sein gesamtes Spätwerk in enger Verbundenheit mit dem Studio und seinen Mitarbeitern erstellt
hat. Nonos »Hörtragödie« Prometeo, ist nach der UA 1984 mittlerweile
mehr als 50-mal verantwortungsvoll durch das EXPERIMENTALSTUDIO
realisiert worden und kann als richtungweisender Meilenstein der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden. Aus der jüngeren Generation sind insbesondere Mark Andre, Chaya Czernowin, José
María Sánchez-Verdú, Brice Pauset und Georg Friedrich Haas als die
Komponisten aufgefallen, welche zukunftweisende Werke in Koproduktion mit dem EXPERIMENTALSTUDIO hervorgebracht haben.
Unter den Interpreten, die durch langjährige Zusammenarbeit mit dem
Studio in Verbindung stehen, finden sich herausragende Musikerpersönlichkeiten wie Mauricio Pollini, Claudio Abbado, Peter Eötvös, Daniel
Barenboim, Gidon Kremer, Carolin und Jörg Widmann, Irvine Arditti
und Roberto Fabbriciani.
Für seine exemplarische Arbeit wurde das EXPERIMENTALSTUDIO international mit mehreren Preisen ausgezeichnet, unlängst für die Produktion von Werken Luigi Nonos mit dem Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik.
Nach Hans-Peter Haller und André Richard ist seit 2006 Detlef Heusinger künstlerischer Leiter des EXPERIMENTALSTUDIOS.
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SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg
Das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg gibt immer neuen Bewegungen, Gästen und Musikstücken Raum, im Sendegebiet des
SWR und auch unterwegs: Die Saison 2013/14 führte die Musiker u.a.
zu den großen Festivals in Salzburg, Luzern, Wien, Hamburg und Paris,
in Amsterdam gestalteten sie einen mehrtägigen Schwerpunkt mit der
Musik Luigi Nonos im Rahmen des Holland Festivals, in der Kölner Philharmonie den gefeierten Abschluss des Achtbrücken-Festivals mit Musik von Claude Debussy, György Ligeti und Pierre Boulez – in einer besonderen Programmdramaturgie von François-Xavier Roth.
Seit ihrer Neugründung im Jahr 1950 sind die Donaueschinger Musiktage und das SWR Sinfonieorchester untrennbar miteinander verbunden. Etwa 400 Kompositionen wurden dort durch das Orchester uraufgeführt, und das Orchester schrieb Musikgeschichte: mit Musik von
Hans Werner Henze oder Bernd Alois Zimmermann, von Karlheinz
Stockhausen oder Olivier Messiaen, Helmut Lachenmann oder Wolfgang Rihm. Bis heute ist das SWR Sinfonieorchester in Donaueschingen,
aber auch darüber hinaus, ein unverzichtbarer Partner für die Komponisten unserer Zeit.
»Im Zentrum der europäischen Kultur«, wie es der langjährige Chefdirigent Sylvain Cambreling formulierte, steht das Orchester jedoch nicht
nur in Bezug auf die zeitgenössische Musik. Seit seiner Gründung 1946
ist das SWR Sinfonieorchester Anziehungspunkt für internationale Dirigenten und Solisten und auch musikalischer Botschafter im In- und
Ausland, zwischen Hamburg und Madrid, Berlin und New York. Über
600 Werke aus drei Jahrhunderten hat das SWR Sinfonieorchester auf
Tonträgern eingespielt.
Motoren dieser vielfältigen Aktivitäten waren und sind die profilierten
Chefdirigenten von Hans Rosbaud über Ernest Bour bis zu Michael Gielen, Sylvain Cambreling und François-Xavier Roth. Sie leiteten und form-
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ten ein Orchester, das durch mehr als sechs Jahrzehnte besonderer
Herausforderungen zu einer andernorts selten erreichten Flexibilität
und Souveränität gefunden hat.
Zu diesen besonderen Herausforderungen gehören auch zahlreiche
Kinder- und Jugendprojekte. Eine dreijährige Kooperation mit mehreren Freiburger Schulen gipfelte im Juni 2013 in einer szenisch-musikalischen Uraufführung von Manos Tsangaris. 2014 verbanden die PatchDays, ein neues Mitmach-Projekt, die Orchestermusiker in drei intensiven Arbeitsphasen mit insgesamt 300 Kindern und Laien zu Workshops,
Filmprojekten und gemeinsamen Aufführungen im Freiburger Konzerthaus.
Die vergangene Saison 2013/14 wurde mit dem Preis der deutschen
Musikverleger für das beste Konzertprogramm ausgezeichnet. Das Orchester erhielt für seine Verdienste »um eine lebendige heutige Musikkultur« den Ehrenpreis der Deutschen Schallplattenkritik, außerdem
den Special Achievement Award 2014 der International Classical Music
Awards, und, ganz aktuell, den ECHO Klassik als Orchester des Jahres
2014 für die Einspielung der »Logos-Fragmente« von Hans Zender.
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Orchesterbesetzung
1. VIOLINE
2. VIOLINE
VIOLA
VIOLONCELLO
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Christian Ostertag
Vivica Percy
Phillip Roy
Alexander Knaak
Ines Then-Bergh
Taru Erlich
Johannes Blumenröther
Matia Gotman
Min Wei
Anna Breidenstein
**Wolfgang Wahl
**Eva-Maria Bonk
Michael Dinnebier
Uta Terjung
Matthias Fischer
Margaret MacDuffie
Susanne Kaldor
Michael Mayer-Freyholdt
Katrin Melcher
Maria Stang
Catherina Lendle
**Patrick Peters
Jean-Eric Soucy
Raphael Sachs
Elisabeth Kliegel
Ewald Adam
Esther Przybylski
Mitsuko Nakan
Dorothea Funk
Boyhe Lee
Frank-Michael Guthmann
**Stefan Giglberger
Markus Tillier
Rahel Krämer
Panu Sundqvist
Dita Lammerse
Alexander Richtberg
KONTRABASS
FLÖTE
OBOE
Sebastian Breidenstein
France Beaudry-Wichmann
Lars-Olaf Schaper
**Alf Brauer
Dagmar Becker
Anne Romeis
**Washington Barella
Florian Hasel
KLARINETTE
Wolfhard Pencz
**Richard Haynes
**Anna Dietz
FAGOTT
Eckart Hübner
Angela Bergmann
Peter Bromig
Horst Ziegler
Franck Pulcini
Falko Schob
Frederic Belli
Klaus Schießer
Werner Götze
HORN
TROMPETE
POSAUNE
TUBA
PAUKE/
SCHLAGZEUG
Jochen Brenner
*Orchesterpraktikant
** Gast
BEETHOVEN plus
Festival vom 12. Januar bis 14. März 2015
SWR Sinfonieorchester ■ Dirigent | François-Xavier Roth
Mo 12. Januar 2015
Mi 4. März 2015
E-Werk Freiburg, 21 Uhr
Konzerthaus Freiburg, 20 Uhr
19.30 Uhr Beethoven plus-Podiumsgespräch
mit François-Xavier Roth und Podiumsgästen
Eintritt frei
György Ligeti
Ludwig van Beethoven
Ludwig van Beethoven
Streichquartett e-Moll
Cellokonzert
Richard Strauss
Sinfonie Nr. 8 F-Dur
Sinfonie Nr. 6 F-Dur
Metamorphosen
Jean-Guihen Queyras Violoncello
Serenus-Quartett
Do 15. Januar 2015
Konzerthaus Freiburg, 20 Uhr
Krzysztof Penderecki
Anaklasis
Ludwig van Beethoven
Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur
Pierre Boulez
Répons
Benjamin Grosvenor Klavier
Experimentalstudio des SWR
Fr 23. Januar 2015
E
UTBoulez
HEPierre
… explosante - fixe …
Konzerthaus Freiburg, 20 Uhr
Do 5. März 2015
E-Werk Freiburg, 21 Uhr
Hans Zender
33 Veränderungen
über 33 Veränderungen
Sa 14. März 2015
Konzerthaus Freiburg, 20 Uhr
Helmut Lachenmann
Tableau
Ludwig van Beethoven
Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll
Luciano Berio
Sinfonia
Benjamin Grosvenor Klavier
Synergy Vocals
Ludwig van Beethoven
Große Fuge B-Dur
Sinfonie Nr. 4 B-Dur
Emmanuel Pahud, Flöte
Experimentalstudio des SWR
TICKETS
SWR-Kartenbüro: 0761 3808-35333
BZ-Karten-Service: 0761 496 888
SWR.de/so
MEDIENPARTNER
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HERAUSGEBER
Südwestrundfunk
Marketing SWR2/SWR Orchester &Ensembles
76530 Baden-Baden
Die Programmhefte des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden
und Freiburg werden hergestellt in Zusammenarbeit der Bereiche
Musikredaktion SWR2 (Dr. Lydia Jeschke)
Orchestermanagement (Reinhard Oechsler, Inge Büscher)
und Marketing SWR2/SWR Orchester&Ensembles
Gestaltung: Markus Vogt · SWR Design
Druck: schwarzaufweiss · Freiburg
Werkeinführungen: Torsten Möller
Die Werkeinführungen sind Originalbeiträge für dieses Programmheft.
Bildnachweise beim Herausgeber.
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