Nostalgie-Trip durch die Obere Altstadt

Mindener Tageblatt vom 22.01.2015
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Von Anja Peper
2
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LOKALES-14
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Tageszeitung
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Nostalgie-Trip durch die Obere Altstadt
Kommentar
Thema: Wandel der Kneipenkultur
"Hey, wir machen noch einen Zug durch
die Altstadt. Kommst du mit?" Irgendwie habe ich den Satz lange nicht
gehört. Oder gesagt. Zumindest nicht in
Minden. Obwohl die Obere Altstadt ein
schönes Pflaster ist, macht ein Zug nur
dann richtig Spaß, wenn auch viele
Kneipen da sind. Inzwischen hat dieses
Stadtviertel andere Schwerpunkte. Viele
Initiativen und Organisationen sind hier,
darunter Friedenswoche, Caritas, Weltladen, Bildungswerk für Friedensarbeit
und die Fernuni Hagen. Ist auch gut so.
Trotzdem wird uns etwas wehmütig ums
Herz. Sehr präsent ist die Erinnerung an
die wilden Jahre, als wir uns Haare toupierten, in fragwürdige MoonwashedJeans zwängten, die dunkelgrüne BarFotograf:
Wörter:
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bour-Jacke vom Haken nahmen und uns
auf den Weg machten.
Zuvor gab es diverse Telefonkonferenzen, die sich vor allem um die Frage
drehten, welcher arme Tropf als Fahrer
des Abends auserkoren werden sollte.
Bei diesen Ausflügen ging es mitnichten nur ums Trinken. Es ging auch ums
Flippern, Billardspielen, Leute treffen.
Kann man damit heute noch irgendjemanden hinter dem Computer hervorlocken?
Eher nicht. Und: Wir haben das Cocooning erfunden. Das bedeutet nichts
anderes, als dass die Menschen weniger
ausgehen und damit weniger ausgeben
in Bars, Kneipen, Restaurants. Die Tendenz zum Rückzug in die eigenen 24
Wände - samt Kochshow auf dem
Luxus-TV, natürlich mit Full-HD-Dis-
siehe Bildtext
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play - sei besonders in Krisenzeiten zu
beobachten, behaupten Trendforscher.
Darunter leiden nicht nur Kneipen, sondern auch Restaurants, Bars, Clubs,
Kinos. Wirklich wundern müssen wir
uns also nicht.
Vielleicht deutet sich aber eine Trendwende an. Die Aufstellung des Hotelund Gaststättenverbandes für das Jahr
2013 zeigt: Es gab haargenau so viele
Anmeldungen wie Abmeldungen beim
"Gastgewerbe" im Kreis Minden-Lübbecke, nämlich 142. Wäre vielleicht
schon mal ein Schritt in die richtige
Richtung, sich die peu à peu einmal
anzuschauen. Vielleicht ist eine neue
Lieblingskneipe dabei.