Sport und Bewegung im öffentlichen Raum – Bedeutung, Möglichkeiten, Beispiele 06.03.2017 Grußwort von Dr. Sönke E. Schulz, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Schleswig-Holsteinischen Landkreistages Sehr geehrter Herr Minister Studt, Sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich, hier als Vertreter der kommunalen Landesverbände in SchleswigHolstein einige ergänzende Aspekte aus Sicht der Kommunen hinzufügen zu können. Zur Bedeutung des Sports im Allgemeinen und der Bewegung im öffentlichen Raum als niederschwelliges Angebot haben Sie, Herr Minister, schon Vieles gesagt. Ihren Ausführungen kann man sich nur anschließen. Ich möchte zunächst auch noch einmal die gesellschaftliche Rolle des Sports herausstellen. Neben dem gesundheitlichen Aspekt, den wir hier in den Vordergrund stellen, ist Sport – und dazu gehört meines Erachtens auch die Bewegung im öffentlichen Raum – wichtig, um Gemeinsamkeit und Gesellschaft erlebbar zu machen. Wer die Bilder aus asiatischen Ländern kennt, in denen viele Menschen – jeden Alters – friedlich nebeneinander auf öffentlichen Plätzen „Schattenboxen“ machen, dem dürfte auch diese Facette des Sports nur allzu deutlich werden. Insbesondere der organisierte Sport hat in den vergangenen zwei Jahren einen erheblichen Anteil zu einer gelingenden Flüchtlingsintegration geleistet. Sport bietet gerade jungen Menschen Beschäftigung und Ablenkung; man kann Verantwortung übernehmen und seine Kräfte friedlich und nach Regeln messen. Ich glaube aber auch, dass niederschwellige Angebote im Sinne des hier behandelten Themas auch für diese Personengruppe von besonderem Interesse sind: Bolzplätze, Skaterparks und Street-Basketballplätze seien hier nur als Beispiel genannt. Diese werden kommunal zur Verfügung gestellt; der organisierte Sport ist daran in der Regel nicht unmittelbar beteiligt. Dennoch finden sich Menschen zusammen, um gemeinsam Sport zu machen. Und mit dem Erfordernis der Selbstorganisation tritt ein weiteres positives Element hinzu, das Verantwortungsübernahme und damit Integration in die Gesellschaft befördert. Lassen Sie mich die Ausgangssituation noch anhand einiger Fakten verdeutlichen: Bewegungsmangel und ungesundes Essen verursachen in erheblichem Umfang gesundheitliche Probleme. Hier stehen wir vor einer wachsenden gesellschaftlichen Herausforderung. Gesundheitsförderung und Prävention werden immer wichtiger, und die Themen Bewegung und Sport sind hier von zentraler Bedeutung. Dazu möchte ich noch einmal betonen: Es muss gar nicht viel sein. Die WHO empfiehlt 150 Minuten moderate körperliche Aktivität pro Woche, das sind 21 Minuten pro Tag. Allerdings muss man auch sagen: Wer bisher nicht regelmäßig Sport treibt und nicht Mitglied im Sportverein oder Fitnessstudio ist, empfindet hier oft eine Hemmschwelle. Die Bereitschaft, sich langfristig an einen Verein zu binden und feste Trainingszeiten einzuhalten, nimmt tendenziell ab. Hier sei darauf hingewiesen, dass Möglichkeiten für Sport und Bewegung im öffentlichen Raum sicher keinen Gegensatz zum organisierten Sport darstellen, denn: Wer früh an Sport und Bewegung im Alltag und in Gemeinschaft herangeführt wird, bleibt auch dabei. Wir müssen auch die Menschen erreichen, denen dies noch nicht so vertraut ist. Die Schulen und Kitas und damit die Kommunen sehe ich auch in der Pflicht, junge Menschen frühzeitig an den Sport heranzuführen. Es lässt sich ein Trend beobachten, dass Menschen den öffentlichen Raum zunehmend für meist selbst organisierte und informelle Freizeitaktivitäten nutzen. Und wir müssen natürlich den demografischen Wandel berücksichtigen. Dieser erfordert es vor allem, Bereiche in den Blick zu nehmen, wo vielleicht aufgrund der schrumpfenden Bevölkerung Vereinssport nicht in ausreichendem Maße vorgehalten werden kann, die Bedürfnisse einer alternden Gesellschaft zu berücksichtigen und vieles mehr. Zur Ausgangssituation gehört aber auch, dass Investitionsmittel für Infrastruktur bei den Kommunen nur in begrenztem Umfang vorhanden sind. Lassen Sie uns nun gemeinsam über Lösungsansätze nachdenken. Die Gesundheitsministerkonferenz und die Sportministerkonferenz haben sich des Themas angenommen und in den Jahren 2014 bis 2016 gemeinsame Beschlüsse hierzu gefasst. Ziel ist es (kurz zusammengefasst), die Bürgerinnen und Bürger mit niedrigschwelligen Angeboten zu mehr Bewegung im Alltag zu animieren, und dies auch außerhalb etablierter Strukturen. Insbesondere soll der öffentliche Raum so gestaltet werden, dass er möglichst gute Voraussetzungen für einen körperlich aktiven Lebensstil bietet. Hierfür kommt eine große Spannbreite möglicher Maßnahmen in Betracht: Es gibt große Projekte der Quartiersentwicklung, z.B. den Sport- und Begegnungspark in Kiel-Gaarden. Es gibt aber auch niedrigschwellige Angebote, die mit wenig oder ganz ohne Materialeinsatz auskommen, wie z.B. „Sport im Park“, das „urban sports lab“ und „hood training“. Vor dem geschilderten Hintergrund ist es erfreulich und zu begrüßen, dass das Land Schleswig-Holstein Maßnahmen für Bewegung im öffentlichen Raum fördert. Voraussetzung hierfür ist, dass eine Sportentwicklungsplanung vorliegt, die es ja in vielen Kommunen bereits gibt. Das erste geförderte Projekt, der Motorik- und Bewegungspark Elmshorn, macht deutlich, dass es bei derartigen Vorhaben einer gemeinsamen Anstrengung vom Land (für die Finanzierung), den Kreisen (für Planung und Koordinierung), den Gemeinden (für Bau und Unterhalt) und den Vereinen (für die Nutzungsangebote) bedarf, um dies zu realisieren. Im Vergleich zu anderen „Baustellen“ im Bereich Sport ist der finanzielle Einsatz aber zunächst gering, und dennoch kann niederschwellig etwas erreicht werden. Dabei darf nicht aus dem Blick verloren werden: Aufbau und Investition ist das Eine, Unterhalt, Pflege und Erneuerung das Andere. Das sehen wir nicht nur an den Trimm-Dich-Pfaden der 70er und 80er Jahren, sondern auch an der Situation vieler Spielplätze. Mit der heutigen Veranstaltung möchten wir miteinander über diese Fragen ins Gespräch kommen und Sie dazu anregen, in den Kommunen derartige Projekte anzupacken und die Unterstützung des Landes zu nutzen, und dies möglichst als Teil eines ganzheitlichen Konzepts der Sportentwicklungsplanung und Stadt- bzw. Gemeindeentwicklung. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich wünsche der Veranstaltung gutes Gelingen und vor allem viele Impulse für die Umsetzung!
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