Nr. 10b/2017 vom 7.3.2017
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Abschiede bei den Menschenaffen
Zwei Bonobos verzogen, ein Bonobo verstorben – Neuzugang erwartet
Das Leben ist ein Kommen und Gehen – auch bei den Bonobos in der Wilhelma. Der ZoologischBotanische Garten in Stuttgart hat sich Ende vergangener Woche von drei seiner Menschenaffen
verabschieden müssen. Nayembi ist mit ihrer Tochter Nila in den Frankfurter Zoo umgezogen. Damals
vier Jahre alt, war sie 2010 mit ihren Eltern Liboso und Mobikisi aus dem Zoo Apenheul in den
Niederlanden in die Wilhelma gekommen. Daher stand fest, dass sie nicht auf Dauer in Stuttgart
bleiben konnte. Denn bei den Bonobos verlassen Töchter mit der Geschlechtsreife die Gruppe ihrer
Mutter. Nayembis Tochter Nila, deren Vater Kasai ist, kam im August 2015 als erster Bonobo in der
Außenanlage der neuen Menschenaffen-Anlage auf die Welt. Die Kleine ist inzwischen aus dem
Gröbsten heraus und hat mit ihrer Mutter den Transport nach Frankfurt begleitet von einer vertrauten
Tierpflegerin gut überstanden.
Die Zahl der in Zoos weltweit gehaltenen Bonobos ist mit rund 200 überschaubar. Um ihre Gene
möglichst gut zu mischen, ist jeweils nach einigen Jahren ein Austausch der Tiere angebracht. So
erhält die Wilhelma nach der Abgabe von Nayembi und Nila im Laufe dieses Jahres ein Weibchen
aus dem Zoo in Columbus im US-Bundestaat Ohio. Diese Umzüge werden auf Empfehlung der
Zuchtkoordinatoren geplant. Schmerzlich und unerwartet war dagegen der Verlust von Hermien am
Donnerstag, 2. März 2017. Das auf 38 Jahre geschätzte Weibchen machte vergangene Woche einen
geschwächten Eindruck und sprach auf die intensive Behandlung durch die Tierärzte nicht an. Wie
die Obduktion ergab, ist sie einer Lebererkrankung erlegen.
Bei der betagten Dame mit dem auffällig kahlen Kopf ließ sich das Geburtsjahr 1978 nur schätzen,
weil Hermien 1980 aus Privatbesitz in den Zoo von Antwerpen gekommen war. Dort war sie einige
Zeit die Matriarchin der Gruppe, bevor auch sie 2010 nach Stuttgart wechselte. „Bei uns hat sie sich
überraschend schnell mit Kombote, der Chefin unserer Bonobos, arrangiert“, berichtet Marianne
Holtkötter, Kuratorin für die Menschenaffen in der Wilhelma, „Hermien war zurückhaltend und hatte
ein wirklich freundliches Wesen. Pfleger und Stammbesucher begrüßte sie mit ihrem typischen
,Grinsgesicht‘.“ Zum Glück ist Hermiens jüngster Nachwuchs, Bobali, der im Juli 2013 zur Welt kam,
mit dreieinhalb Jahren nicht mehr auf seine Mutter angewiesen. In den Tagen seit ihrem Tod sucht er
die Nähe zur Matriarchin Kombote und dem Männchen Mobikisi, bei denen er sich geborgen fühlt.
Bild 1: Nayembi ist mit Tochter Nila in den Zoo Frankfurt umgezogen. Foto: Jutta Hof
Bild 2: Bonobo Hermien ist mit 38 Jahren gestorben. Foto: Jutta Hof