Wie weit ist Ihr Land bei der Digitalisierung? Europa

Europäische Kommission - Pressemitteilung
Wie weit ist Ihr Land bei der Digitalisierung? Europa macht Fortschritte – es
muss aber noch weiter aufholen
Brüssel, 3. März 2017
Der Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft ( Digital Economy and Society Index –
DESI) zeigt in seiner Ausgabe 2017, dass die EU zwar Fortschritte gemacht hat, doch die
Kluft zwischen den digitalen Spitzenreitern und den Ländern, die im digitalen Bereich
weniger leistungsfähig sind, nach wie vor zu groß ist. Um die Möglichkeiten des digitalen
Binnenmarkts optimal ausschöpfen zu können, bedarf es noch weiterer Anstrengungen und
Investitionen.
Die Europäische Kommission hat heute die Ergebnisse der Ausgabe 2017 des Index für die digitale
Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) veröffentlicht, mit dem sich die Leistung der 28 Mitgliedstaaten in
unterschiedlichsten Bereichen darstellen lässt – von der Internetanbindung und digitalen Kompetenzen
bis zur Digitalisierung der Unternehmen und öffentlichen Dienste.
Andrus Ansip, der für den digitalen Binnenmarkt zuständige Vizepräsident, erklärte dazu: „Die
Digitalisierung in Europa kommt allmählich voran, doch viele Länder müssen noch einen Gang zulegen.
Alle Mitgliedstaaten sollten mehr investieren, um den digitalen Binnenmarkt voll ausschöpfen zu
können. Wir wollen bei der Digitalisierung kein Europa der zwei Geschwindigkeiten. Wir sollten
zusammen darauf hinarbeiten, dass die Europäische Union eine weltweite Führungsrolle im digitalen
Bereich einnimmt“.
Insgesamt hat die EU zwar Fortschritte gemacht und ihre digitale Leistungsfähigkeit im Vergleich zum
letzten Jahr um 3 Prozenpunkte verbessert [1], doch die Entwicklung könnte schneller gehen, zumal es
auch große Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten gibt (die Kluft zwischen den Ländern mit den
größten und den geringsten Fortschritten in der Digitalisierung beträgt 37 Prozentpunkte gegenüber 36
Prozentpunkten 2014). Ganz vorn liegen dieses Jahr Dänemark, Finnland, Schweden und die
Niederlande, gefolgt von Luxemburg, Belgien, dem Vereinigten Königreich, Irland, Estland und
Österreich. Die drei Spitzenreiter der EU sind auch weltweit führend und liegen noch vor Südkorea,
Japan und den Vereinigten Staaten von Amerika. Die größten Fortschritte in der EU haben die Slowakei
und Slowenien gemacht. Trotz einiger Verbesserungen hinken mehrere Mitgliedstaaten wie Polen,
Kroatien, Italien, Griechenland, Bulgarien und Rumänien in ihrer digitalen Entwicklung im Vergleich
zum EU-Durchschnitt immer noch hinterher. Einzelne Länderprofile sind online abrufbar.
Die Kommission hat mittlerweile alle großen Initiativen ihrer Strategie für einen digitalen Binnenmarkt
vorgelegt. Das Europäische Parlament und die Mitgliedstaaten sind aufgerufen, diese Vorschläge so
bald wie möglich anzunehmen, damit Europa die Möglichkeiten der Digitalisierung voll ausschöpfen
kann.
Ausgehend von den DESI-Ergebnissen wird die Kommission im Mai die Halbzeitüberprüfung ihrer
Strategie für einen digitalen Binnenmarkt vorlegen, um aufzuzeigen, wo möglicherweise weitere
Anstrengungen oder Legislativvorschläge notwendig sind, um künftigen Herausforderungen zu
begegnen.
Der Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) ergibt folgendes Bild:
Die Internetanbindung hat sich zwar verbessert, ist jedoch mit Blick auf den künftigen
Bedarf noch unzureichend
- 76 % der europäischen Privathaushalte haben Zugang zu einem schnellen Breitbandanschluss (mit
mindestens 30 Mbit/s), wobei in einigen Mitgliedstaaten ein erheblicher Teil dieser Haushalte
bereits über einen Netzzugang mit 100 Mbit/s und darüber verfügt. Über 25 % der Privathaushalte
haben einen Vertrag über einen schnellen Breitbandanschluss abgeschlossen.
- Auch die Zahl der Verträge für Mobilfunk-Datendienste ist gestiegen: von 58 Vertragskunden je
100 Einwohner 2013 auf 84 Vertragskunden im Jahr 2016.
- 4G-Mobilfunkdienste können von 84 % der Menschen in der EU genutzt werden.
Angesichts der steigenden Anforderungen künftiger Verbindungen an Geschwindigkeit, Qualität und
Zuverlässigkeit reicht das aber nicht aus. Der Internetverkehr verzeichnet eine jährliche Zunahme um
20 % bei einem Anstieg des mobilen Internets um über 40 % pro Jahr. Das Europäische Parlament und
der Rat erörtern derzeit die Vorschläge der Kommission zur Überarbeitung der EUTelekommunikationsvorschriften, mit denen auch Anreize für Investitionen in Netze mit sehr hoher
Kapazität gegeben werden sollen, damit der wachsende Bedarf der Europäer an Internetanbindungen
erfüllt werden kann und die strategischen Ziele für den Aufbau einer Gigabit-Gesellschaft bis 2025
erreicht werden. Zudem sollten die Mitgliedstaaten ihre Bemühungen nochmals intensivieren, um die
jetzt auch für das 700-MHz-Band geltenden Ziele der harmonisierten Frequenzzuweisung zu erreichen,
damit bis 2020 die nächste Generation von Kommunikationsnetzen (5G) flächendeckend zur Verfügung
gestellt werden kann. Die Koordinierung der Frequenzen in der EU ist eine wesentliche Voraussetzung
für eine flächendeckende Mobilfunkversorgung und für neue grenzüberschreitende Dienste. Außerdem
können demnächst Städte und Gemeinden in ganz Europa Fördermittel im Rahmen des
Kommissionsprogramms WiFi4EU beantragen, um kostenlose WiFi-Zugänge an öffentlichen Plätzen
anzubieten.
Trotz einer wachsenden Zahl von IT-Fachkräften fehlt es immer noch an Kompetenzen
- In der EU ist die Zahl der Absolventen in den technischen und naturwissenschaftlichen Fächern
(MINT-Fächern) (19 Absolventen je 1000 junger Menschen zwischen Zwanzig und Dreißig)
gestiegen.
- Der Anteil der IKT-Fachkräfte an den Arbeitnehmern (3,5 % im Jahr 2015 im Vergleich zu 3,2 %
im Jahr 2012) hat sich erhöht.
- Nahezu der Hälfte aller Europäerinnen und Europäer (44 %) fehlt es immer noch an grundlegenden
digitalen Kenntnissen, etwa für die E-Mail-Nutzung, die Text- oder Bildbearbeitung oder für das
Installieren neuer Geräte.
Mit der im Dezember 2016 als Teil der europäischen Agenda für Kompetenzen ins Leben gerufenen
Koalition für digitale Kompetenzen und Arbeitsplätze soll ein großes Reservoir an IT-Fachkräften
geschaffen und dafür gesorgt werden, dass die Bürgerinnen und Bürger und insbesondere die
Arbeitnehmer in Europa über angemessene digitale Kompetenzen verfügen.
Die Europäer nutzen verstärkt die digitalen Möglichkeiten
- 79 % der Europäerinnen und Europäer nutzen mindestens einmal pro Woche das Internet (im
Vergleich zu 2016 ist das ein Anstieg um 3 Prozentpunkte).
78 % der Internetnutzer gehen online, um zu spielen oder um Musik, Filme, Bilder oder Spiele
herunterzuladen.
70 % der europäischen Internetnutzer lesen Nachrichten online (2013: 64 %)
63 % sind in sozialen Netzen aktiv (2013: 57 %)
66 % kaufen über das Internet ein (2013: 61 %)
59 % nutzen das Online-Banking (2013: 56 %)
39 % tätigen Anrufe über das Internet (2013: 33 %)
Im Rahmen ihrer Strategie für einen digitalen Binnenmarkt setzt sich die Kommission dafür ein, das
Vertrauen in die Online-Welt zu stärken. So werden die neuen EU-Vorschriften für den Datenschutz im
Mai 2018 in Kraft treten, flankiert von neuen Vorschriften für den Schutz der Privatsphäre in der
elektronischen Kommunikation. Zudem setzt sich die Kommission dafür ein, dass mehr Inhalte im
Internet auch grenzüberschreitend zur Verfügung gestellt werden. Bereits ab Frühjahr 2018 werden die
Europäerinnen und Europäer ihre Abonnements für Filme, Musik, Videospiele und E-Bücher auch auf
Reisen in der EU nutzen können. Zudem schlägt die Kommission vor, es den Rundfunkveranstaltern zu
erleichtern, ihre Programme online in anderen EU-Mitgliedstaaten zur Verfügung zu stellen.
Die Digitalisierung der Unternehmen und der elektronische Geschäftsverkehr legen zu –
wenn auch nur langsam
- Unternehmen in Europa setzen verstärkt auf die Digitaltechnik, indem sie etwa für den
elektronischen Informationsaustausch (von 2013 bis 2015 ein Anstieg von 26 % auf 36 %) oder
für die elektronische Versendung von Rechnungen (von 10 % im Jahr 2013 auf 18 % im Jahr
2016) eine Unternehmenssoftware einsetzen.
- Auch bei den KMU ist ein leichter Anstieg beim Online-Handel zu verzeichnen (von 14 % 2013 auf
17 % der KMU 2016). Aber weniger als die Hälfte dieser Unternehmen tätigen Verkäufe in andere
EU-Mitgliedstaaten.
2016 schlug die Kommission neue Vorschriften vor, um das Problem des Geoblocking zu lösen, die
grenzüberschreitende Paketzustellung erschwinglicher und effizienter zu gestalten und für mehr
Vertrauen durch einen besseren Schutz der Verbraucher und eine bessere Durchsetzung der geltenden
Vorschriften zu sorgen, um so den Online-Handel anzukurbeln. Vorgeschlagen wurde auch eine
Vereinfachung der Mehrwertsteuererhebung im Online-Handel in der EU. Sobald diese Initiativen vom
Europäischen Parlament und den Mitgliedstaaten verabschiedet sind, werden grenzüberschreitende
Käufe und Verkäufe für Privatpersonen und Unternehmen leichter werden.
In Europa steigt die Nutzung behördlicher Online-Dienste
- 34 % der Internetnutzer reichten bei den Behörden ausgefüllte Formulare online statt auf Papier
ein (2013 lag dieser Anteil noch bei 27 %).
Immer mehr und zunehmend ausgefeiltere Dienste stehen online zur Verfügung, etwa für die
Anmeldung eines neuen Wohnsitzes, Geburtsanzeigen oder andere wichtige Ereignisse. Im Rahmen
ihres eGovernment-Aktionsplans wird die Kommission ein zentrales digitales Zugangstor (Single Digital
Gateway) einrichten, über das Informationen über den Binnenmarkt leicht abgerufen werden können,
eine Initiative starten, um das Unternehmensrecht und die Unternehmensführung weiter zu
digitalisieren, und den Europäischen Interoperabilitätsrahmen überarbeiten.
Hintergrund
Der DESI ist ein Online-Instrument zur Messung der Fortschritte der EU-Mitgliedstaaten auf dem Weg
zu einer digitalen Wirtschaft und Gesellschaft. Als solches vereint er eine Reihe relevanter Indikatoren
für den gegenwärtigen Politikmix Europas im digitalen Bereich. Der DESI soll die EU-Länder bei der
Ermittlung der Bereiche unterstützen, in denen ein besonders dringender Investitions- und
Handlungsbedarf besteht, damit ein echter digitaler Binnenmarkt entstehen kann – ein
Schwerpunktthema der Kommission.
Auf der Grundlage der DESI-Ergebnisse und in Ergänzung des Europäischen Semesters wird die
Kommission im Mai 2017 ihren Bericht über den Stand der Digitalisierung vorlegen, der eine
eingehende Bewertung der Fortschritte enthalten wird, die die EU und die Mitgliedstaaten bei ihrer
Digitalisierung erzielt haben. Außerdem wird sie Empfehlungen dazu abgeben, welche Schritte die
einzelnen Mitgliedstaaten ergreifen könnten, um ihre digitale Leistungsfähigkeit weiter zu verbessern.
Weitere Informationen
Rede des Vizepräsidenten der Kommission, Andrus Ansip, zum DESI
Fragen und Antworten
Länderprofile
Fakten zum digitalen Binnenmarkt
Advancing Europe's digital future – Digital Headlines
Digitaler Tag in Rom am 23. März 2017
#DESIEU
[1] Der DESI 2016 wurde für alle Länder neu berechnet, um einigen Verbesserungen in der Methodik
Rechnung zu tragen.. Deshalb können sich die Werte und Ränge der Länder gegenüber der vorherigen
Veröffentlichung geändert haben. Weitere Informationen finden Sie in den Fragen und Antworten und
in den Hinweisen zur DESI-Methodik.
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