SGM 6. Runde

SGM Schweizerische Gruppenmeisterschaft 2017
6. Runde
25.2.2017
Elo
Simme 1
Elo
Diff.
Resultat
Elo
1900
Bümpliz 1
1769
-131 4.5 : 0.5 +33.7
1 w Fridolin Marty
1974
Silvio Hasler
1663
-311
1
:
0
+3.3
2 s Martin Harsch
2004
Kurt Flükiger
1635
-369
1
:
0
+2.3
3 w Franck Yersin
1925
Peter Schmid
1768
-157
1
:
0
+10.4
4 s Stephan Bachofner
1810
Christian Esper
2007
197
5 w Rudolf Hauswirth
1787
Travis Rivera Petit
1771
-16
1
:
0
+11.5
1634
Belp 1
1614
-20
2
:
2
+21.4
1 s Beat Stucki
1780
Siegfried Pollach
1827
47
1
:
0
+13.6
2 w Jan Schmocker
1531
Peter Adam
1657
126
1
:
0
+24.2
3 s Kilian Gobeli
1494
Markus Jaggi
1358
-136
0
:
1
-16.4
4 w Rainer Borsdorf
1730
Johannes Schmid u10
0
:
1
Forfait
Simme 1+2
1767
beide Gegner
Simme 2 auswärts
1691
-75
0.5 : 0.5
+6.2
6.5 : 2.5 +55.1
Die drei höchsten Elo-Gewinner
Beat
Stucki
+13.6
Jan
Schmocker
Ruedi
Hauswirth
+
+24.2
+11.5
Simme 1
Bericht von Ruedi:
Dieser 25. Februar 2017 sollte erneut ein Schachfest für unser Team werden, obschon wir für einmal auf Captain
Simon verzichten mussten. Unsere Gegner, denen der starke Michael Winkler nicht zur Verfügung stand, überraschten uns mit einer semitaktischen Aufstellung: Captain Silvio wollte sich am 1. Brett „aufopfern“, gefolgt vom elomässig schwächeren Kurt. Dafür sollten Christian und das Jungtalent Travis hinten die „Kohlen aus dem Feuer“ holen.
Leider ging diese Rechnung gar nicht auf, da es ersterer mit unserem in Glanzform befindlichen Stephan zu tun bekam, während seinem Kollegen die undankbare Aufgabe zufiel, dem Tagescaptain am letzten Brett den ersten Punktverlust in dieser Saison zuzufügen.
Doch lassen wir die Ereignisse der Reihe nach passieren:
Als erster konnte Franck die Gratulation seines Gegners, mit dem er in der französischen Verteidigung nicht die geringste Mühe bekundete, entgegennehmen. Er schreibt dazu: „J'ai commencé par ouvrir le centre, tout en gardant le
contrôle. Suite à un échange (Cavalier contre Fou) de mon adversaire, j'ai pu ouvrir la colonne f, et ainsi monter une
grosse attaque sur le pion f7. J'ai ensuite affaibli son aile roi, tout en pouvant garder une pression sur son cavalier
bloqué sur l'aile dame. A la fin, je pouvais gagner une pièce grâce à un cavalier en f6“.
Kurz danach musste auch Kurt die Überlegenheit seines Gegners anerkennen und die Waffen strecken. Martin kommentiert seine Partie wie folgt: „Kurt Flücker spielte eine zahme Variante des Panow-Angriffs (Caro-Kann) und kam
mit einem schwachen Isolani aus der Eröffnung. Unter Hergabe seines guten Läufers eliminierte er seinen Isolani,
liess mir aber das Läuferpaar und Initiative. Anstatt sich zu verteidigen, suchte er sein Glück im Angriff und verrechnete sich prompt. Er musste die Dame für Turm plus 2 Bauern geben. Den Punkt ins Trockene zu bringen brauchte
nur noch etwas Geduld und Technik.“
Ruedi: „Ich selbst bekam es mit einem mir völlig unbekannten Spieler zu tun, der mir bei der Vorbereitung einigen
Respekt eingeflösst hatte. So hatte er z.B. in der dritten Runde Peter Nyffeler (1956) besiegt. Zu meiner Zufriedenheit bekam ich eine klassische Caro-Kann aufs Brett, die sich durch den Vorstoss des h-Bauern mit anschliessendem
Abtausch der weissfeldrigen Läufer auszeichnet. Wir investierten beide ziemlich viel Zeit in die ersten Züge und schoben die Rochade solange wie möglich hinaus, was sich für meinen Gegner schliesslich fatal auswirkte. Aus mir unverständlichen Gründen schlug Travis im 16. Zug meinen gedeckten h-Bauern. Mit der Mehrfigur war es eine Frage der
Zeit, bis die Partie beendet war. Wie sich in der Analyse zeigte, liess ich leider ein gutes Abspiel aus, das sofort zum
Matt geführt hätte. Auf den Gewinn hatte dies aber keinen Einfluss und damit war auch der Mannschaftssieg im
Trockenen."
Bei den verbleibenden beiden Partien wurde „Überzeit“ geleistet. Der vermeintliche Winkelried erwies sich für unseren Fridolin als ziemlich ebenbürtiger Gegner und leistete ihm erbitterten Widerstand. Schliesslich schlug das Pendel
aber auch hier zu unseren Gunsten aus. Er kommentiert seinen Kampf wie folgt: „Mein ehemaliger Klubkollege Silvio
- den ich seit 20 Jahren kenne - spielte überraschend klassisches Französisch, worauf ich mit Weiss die Steinitz-Variante wählte. Nach gutem Eröffnungsverlauf für mich, musste sich Silvio mit einem passiven Springer auf f8 und einem Loch auf g5 abfinden. Zudem erreichte ich ein festes Zentrum, was das primäre Ziel dieser Eröffnung für Weiss
ist. Leider machte ich einen ungenauen Damenzug, worauf Schwarz mit einem Trick hätte in Vorteil kommen können. Aber auch die gespielten Züge liessen den weissen Vorteil schmelzen. Silvio "revanchierte" sich mit einem unmotivierten Damenausflug auf a4 worauf ich nach Se2 das starke b3 spielen konnte. Nun war mein Vorteil wieder
klar ersichtlich. Silvio wehrte sich aber gut und stand zwischenzeitlich sogar leicht besser. Mit der Drohung "dreifache Stellungswiederholung" konnte er mir einen Bauern schnappen. Der Computer hätte nun "leicht" Remis erreicht,
aber für einen Computer aus Fleisch und Blut war die schwarze Stellung schwierig zu verteidigen. Weiss hatte nämlich viel mehr Raum und konnte diesen für einen Mattangriff nutzen.“
Am längsten spielte Stephan. Es war ein Vergnügen, ihm bei der Behandlung des äusserst interessanten Leichtfigurenendspiels zuzusehen. Nachdem beide Spieler gegenseitig ein Remisangebot ausgeschlagen hatten, folgte ein
Kampf bis „aufs Messer“, wobei Stephan alles erdenklich mögliche versuchte, gegen den elomässig überlegenen
Gegner den ganzen Punkt zu erhaschen. Leider musste er, nachdem die Bedenkzeit völlig aufgebraucht war, eine
Leichtfigur tauschen, und damit in eine theoretische Remisstellung einschwenken, um nicht Gefahr zu laufen, die
Partie noch zu verlieren. Eine grosse und lobenswerte Leistung. Stephan, wie immer bescheiden und prägnant,
schreibt über seine Partie: „Trotz leichtem Vorteil in der Eröffnung, sowie dem folgenden, sehr beachtenswerten
Angriff im Mittelspiel von Christian Esper am Königsflügel, gelang es mir mit Schwarz, sämtliche Drohungen zu neutralisieren. Es gelang mir danach sogar, in ein vorteilhaftes Endspiel zu meinem Vorteil abzuwickeln, wo ich mit meinem Läuferpaar und einer leicht besseren Bauernstruktur, gegen seinen Läufer und Springer, berechtigte Hoffnung
auf den Sieg haben durfte. Christian Esper spielte jedoch (ebenso) ein sehr starkes Endspiel! Die Punkteteilung, war
somit am Ende die logische und gerechte Folge!“
Nach getaner „Arbeit“ hatten wir – alle hungrig – uns das Nachtessen im Pöstli redlich verdient. Dabei wurden wir
von unseren Gegnern in sportlicher Weise begleitet. Es bot sich noch Gelegenheit zum Analysieren und Fachsimpeln.
Als wir mittels SMS von Simon erfuhren, dass Kirchberg, unser Konkurrent um den Gruppensieg, seinen Wettkampf
gegen Bern hoch verloren hatte, schmeckte die Pizza noch eine Spur besser.
Simme 2
Bericht von Beat:
Wir erwischten einen denkbar schlechten Start: Kaum in Belp angekommen erfuhr ich von Rainer am Telefon, dass er
seit mehr als einer Stunde wegen einem Unfall auf der Autobahn im Stau steckt. Und bald war klar, dass er das Spiellokal nicht mehr reglementmässig bis spätestens 14:30 Uhr erreichen konnte. Also neue Brettreihenfolge, denn:
„Werden auf der Aufstellung bei Spielbeginn weniger Spieler aufgeführt als für die jeweilige Liga vorgesehen, so
bleibt das hinterste oder bleiben die hintersten Bretter leer“ (Art. 19 Abs.2 Turnierreglement SMM+SGM). Nach
kurzer Team-Absprache übernahm Jan das verwaiste Brett 2.
Und ein Unglück kommt bekanntlich selten allein: am jetzt leeren Brett 4 war der einzige Nachwuchsspieler des SK
Belp, Johannes Schmid u10 vorgesehen. Doch klar, der soll trotzdem spielen! Deshalb teilte ich meinem CaptainPartner Sigi Pollach mit, dass ich nichts dagegen habe, falls er den offensichtlich sehr enttäuschten jungen Spieler an
ein anderes Brett setzen will. Diese Idee entfachte aber zu unserer Überraschung eine recht heftige Diskussion im
Gegnerteam, nachdem der Captain und stärkste Spieler Sigfried Pollach gleich selber seinen Verzicht anbot! Denn
nun drohte die Nummer 2 des Teams gleich nach Hause zu gehen. Ein schwieriger Entscheid zwischen Nachwuchsund Teaminteressen für Tagescaptain Sigi Pollach. Priorität hatte schliesslich die Mannschaft vor dem Nachwuchs
und somit die aktuelle Aufstellung. Zwischenstand 1 : 0 für Belp. Rückstand aufholen war jetzt angesagt…
Beat: Wie erwartet stiess ich am 1. Brett auf den erfahrenen Sigfried Pollach, dem ich grossen Respekt zollte. Zu meiner Überraschung wählte er die mir nicht sehr geläufige Bird-Eröffnung 1. f4 (nebst g3, gefolgt von Lg2) und führte
dabei die Züge erstaunlich schnell aus. Als Gegenmittel versuchte ich, ein Übergewicht im Zentrum und am Damenflügel aufzubauen. Nach erfolgtem Bauerntausch im Zentrum war ich der Schnellere bei der Besetzung der nun offenen d-Linie mit meinen beiden Türmen. Sigi dagegen machte Druck mit Dame und Turm auf der nun ebenfalls offenen b-Linie, wo zwei meiner Leichtfiguren scheinbar ungenügend gedeckt waren. Nur „scheinbar“, weil ich mit
einem taktischen Trick den weissen Angriff stoppen und gleichzeitig zum Gegenangriff blasen konnte. Weiss deckte
seinen Läufer auf d3 mit der Dame. Beinahe hätte ich mich zur Verspeisung des weissen Isolani auf c4 verlocken lassen, als ich entdeckte, dass der Läufer d3 nur scheinbar gedeckt war und ich mit einem Turm-Scheinopfer den Läufer
schlagen konnte. Sigi sah natürlich rasch ein, dass das Zurücknehmen mit seiner Dame zwei Züge später deren Verlust bedeutet hätte. Denn es drohte ein Läuferangriff auf die gefesselte Dame auf der Diagonale g1 – a7. Kurz darauf
war dann der Isolani c4 auch noch fällig, worauf Sigi nach 24 Zügen und rund einer Stunde Spielzeit die Waffen
streckte.
Gerne hätte ich jetzt einen gemütlichen Nachmittag verbracht, was leider beim Blick auf die beiden anderen Bretter
ausgeschlossen war …
Denn Jan hatte bei ansonsten perfekter Eröffnung mit dem 15. Zug eine Fesselung übersehen und dadurch den wichtigen Zentrumsbauern d4 verloren – gegen den starken und fortan aggressiv spielenden Peter Adam ein schweres
Los. Doch Jan kämpfte, spielte die weiteren 58 Züge nahezu perfekt und versuchte es auch mit zwei Remis-Angeboten, die aber der Gegner sofort dankend ablehnte. Super, dass Jan schliesslich auch dafür belohnt wurde. Denn dank
einer Ungenauigkeit des Schwarzen, konnte er mit dem 60. Zug den Verlustbauern zurückerobern und kurz darauf
die Damen tauschen. Das verbliebene Bauernendspiel behandelte er gekonnt und siegte wenig später dank entferntem Freibauer. Mit 72 Zügen und rund 5 Stunden Spielzeit bisher Jans längste Partie – herzliche Gratulation! Selber
schreibt er dazu: „Ich verlor in der Eröffnung einen Bauern. Danach konnte ich nur noch hoffen, dass mein älterer
Gegner später in der Partie Konzentrationsprobleme bekommt, ungenau spielt und ich mich dadurch in ein Remis
retten kann. Genau das ist auch eingetroffen, nur dass ich auf einmal eine Gewinnstellung hatte, die ich dann in einen Punkt umwandelte“.
Noch länger dauerte die Partie am dritten Brett und schien es lange Zeit, als ob dort keiner gewinnen will. Denn beide verschanzten sich hinter einer nahezu geschlossenen Bauernmauer und versuchten so, eine Niederlage abzuwenden. Kilian kommentiert selber: „Mein Gegner war ein offensichtlich erfahrener, sattelfester Senior. Ich hingegen
spielte eine ziemlich verkorkste Partie. Aus der Eröffnung kam ich schlecht heraus und hatte schon eine etwas löchrige Stellung. Man sollte die Eröffnung, die man selber mit Weiss spielt, auch mit Schwarz kennen… Nach Leichtfigurentausch auf dem Königsflügel konnte mein Gegner einen Springer zentral in eine meiner Schwachstellen positionieren. Diesen konnte ich zwar wieder vertreiben, da der Belper ihn nicht tauschen wollte. Der Springer sollte mir
später aber noch Schwierigkeiten bereiten. Ich liess mich auch etwas von seinem passiven Spiel anstecken, statt selber die Initiative zu ergreifen. So verpasste ich es, meinen schwachen b-Bauern durch Vorstossen auf b5 konsequenter ins Spiel zu bringen. Zudem sah ich eine sich anbahnende Angriffsoffensive meines Gegners am Königsflügel zu
spät und reagierte falsch darauf, was mich später durch eine Springergabel die Qualität kostete. Gegen Schluss verlagerte sich sein Angriff auf den Damenflügel und zog sich zwar noch lange hin. Die Bauernumwandlung und damit den
Verlust der Partie konnte ich jedoch nicht mehr abwenden. Mein Gegner behielt jederzeit den Überblick über das
ganze Brett. Nicht einmal von Fehlern aufgrund von aufkommender Müdigkeit konnte ich profitieren – er zeigte keinerlei Ermüdungserscheinungen. Selber machte ich zu viele Fehler. Bedaure, keine bessere Partie abgeliefert zu
haben“.
Fazit: Noch sind die Träume vom Gruppensieg und evtl. sogar Aufstieg nicht völlig untergegangen. Aber wir
brauchen dazu eine Super-Schlussrunde mit kräftiger fremder Beihilfe… Immerhin bleibt es spannend!
In der 7. und letzten Runde am 11.3.2017 spielt Simme 1 bei Kirchberg 2 und Simme 2 empfängt Bümpliz 2.
Liebe Grüsse
Beat