NDR 2 Moment mal Montag bis Freitag 18:15 Uhr, Samstag und Sonntag 9:15 Uhr Klaus Böllert vom Erzbistum Hamburg Montag, 20. Februar 2017 Kann das nicht schneller gehen? Wie lange dauert das noch? Komme ich bei der anderen Schlange da vielleicht eher dran? Warten an der Kasse, auf einen wichtigen Brief, auf das Ergebnis einer Wahl. Wir alle warten, immer wieder. Warten gilt schnell als verlorene Zeit. Es passiert ja nichts. Wirklich? Die Hamburger Kunsthalle hat Arbeiten von 23 Gegenwartskünstlern zur Ausstellung "Warten" zusammengeführt. Da sieht man ein Zimmer mit endlos vielen Strichen. Verlorene Tage? Es gibt einen Däumchen-Dreh-Film als Endlosschleife und Fotos von Straßenprostituierten bei Barcelona, trostloses Warten auf den nächsten Kunden. Im Warten zeigen sich auch Machtverhältnisse: Menschen mit Macht lassen warten. Flüchtlinge werden gezwungen, teil jahrelang auf Entscheidungen zu warten. Was, wenn ich mein alltägliches Warten mal nicht als verlorene Zeit ansehe: endlich mal Zeit für mich, das können auch die drei Minuten sein, die ich auf die U-Bahn warte. Mich umschauen, nichts tun, nichts Zweckdienliches jedenfalls. Ein Mönch hat mir mal gesagt, dass er ein kurzes Gebet spricht, wenn er auf einer Rolltreppe steht. Dass Warten sogar cool sein kann, zeigen in der Ausstellung Fotos von Jugendlichen, die einen Parkplatz zu ihrem Treffpunkt gemacht haben. Zum Beispiel drei schweigende Jungs in einem Auto. Die können das noch: Wie war euer Tag? Super. Was habt ihr gemacht? Nichts. Katholisches Rundfunkreferat – www.ndr.de/kirche
© Copyright 2024 ExpyDoc