Die Forderung nach CO2-Limiten für Lastwagen - Alpen

«Die Forderung nach CO2-Limiten für Lastwagen
unterstützen in der Westschweiz 85 Prozent!»
Mathias Reynard, Vorstandsmitglied Alpen-Initiative
Die Gedanken des Alpenschutzes sind hoch aktuell. Auch in der Westschweiz, die vom alpenquerenden
Schwerverkehr weniger betroffen ist als die Kantone an der Gotthardachse. So wollen in der
Westschweiz 72 Prozent das Verlagerungsziel von maximal 650'000 alpenquerenden Lastwagen pro
Jahr erreichen oder die Zahl der Lastwagen sogar weiter senken. Die Forderung, dass CO2-Limiten für
Lastwagen eingeführt werden, um die Verlagerung der Gütertransporte auf die Schiene zu fördern und
das Klima zu schonen, unterstützen in der Westschweiz sage und schreibe 85 Prozent! Das kann doch
der Bundesrat nicht länger ignorieren. Seien wir doch in Europa wie bei der LSVA auch bei CO2-Limiten
Pioniere, der Klimawandel fordert das von uns, denn die Alpen werden von der Erwärmung des Planeten
doppelt so stark betroffen sein. Wir im Wallis erleben das hautnah. Sion ist übrigens jene Stadt in der
Schweiz, die sich am schnellsten erwärmt.
Die Schweiz muss ihre Verlagerungspolitik weiter entwickeln. Nur das ist zukunftsweisend. Ich kann beim
besten Willen nicht verstehen, weshalb gerade jetzt die Zahl der alpenquerenden Lastwagen angeblich
nicht weiter gesenkt werden kann. Soll denn der neue Basistunnel am Gotthard keinen Einfluss auf den
alpenquerenden Güterverkehr haben? Hat denn die Schweiz Milliarden investiert für einen hübschen
Weltrekord, der keinen Sinn macht? Möglicherweise werden die Statistiken zeigen, dass es 2016
erstmals wieder weniger als 1 Million Lastwagen waren, die die Alpen durchquert haben. Die Schweiz ist
auf dem richtigen Weg – im Gegensatz zu Italien und Österreich, wo der alpenquerende
Lastwagenverkehr weiter zunimmt.
Aber Verlagerung geschieht nicht von selbst. Es braucht neue Massnahmen. Das effizienteste Instrument
ist eine Alpentransitbörse. Bei ihr werden die Zahl der Fahrten durch die Alpen beschränkt und unter den
Transporteuren versteigert. Auch mit anderen Massnahmen kann die Schweiz die Verlagerung
entscheidend vorantreiben. Die Alpen-Initiative hat 10 vorgestellt, ich greife drei davon heraus:
Erstens: Die Schweiz kann gemäss Landverkehrsabkommen mit der EU eine Alpentransitabgabe (Toll+)
einführen für den alpenquerenden Schwerverkehr. Der Bund hat Spielraum, denn er verlangt bei der
LSVA noch längst nicht den Maximalbetrag. Zweitens: Die LSVA soll um ein CO2-Element ergänzt
werden. Das heisst, Lastwagen, die viel CO2 ausstossen, bezahlen mehr als sparsame Fahrzeuge. Die
Akzeptanz bei der Bevölkerung für CO2-Massnahmen wäre gross, wie die Umfrage nahelegt. Drittens:
Die Schweiz muss die Kontrollen bei den Lastwagen intensivieren und das längst angekündigte
Schwerverkehrskontrollzentrum südlich des Gotthards realisieren.
Der jüngste Skandal rund um die Manipulationen an Lastwagenmotoren mit AdBlue-Geräten hat deutlich
gemacht, dass Schienen- und Strassenverkehr noch längst nicht gleich exakt kontrolliert werden.
Vergessen wir nicht: In der Schweiz sterben jedes Jahr 3000 Menschen wegen der Luftverschmutzung
vorzeitig. Die Manipulationen bei AdBlue sind auch in diesem Zusammenhang äusserst bedenklich, denn
solche Lastwagen stossen bis zu fünf Mal mehr giftiges Stickoxid aus als erlaubt wäre! Und man weiss:
Tausende Lastwagen sind mit defekten Bremsen, übermüdeten Chauffeuren und schlecht gesicherter
Ladung durch die Schweiz unterwegs. Allein im Jahr 2015 hat die Polizei 34'066 Lastwagen genauer
angeschaut. Dabei wurden über 17'000 Mängel festgestellt.
Es braucht doch keine weiteren Skandale auf der Strasse, um zu erkennen, dass es beim Schwerverkehr
intensivere Kontrollen braucht. Es geht um die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden, um faire
Wettbewerbsbedingungen zwischen Strasse und Bahn, und wie der Ad-Blue-Skandal gezeigt hat: Es
geht auch ganz direkt um die Gesundheit der Menschen entlang der Transitachsen. Ich werde mein
Engagement in dieser Sache weiterführen und nächste Woche auch als Vorstandsmitglied der AlpenInitiative einen entsprechenden politischen Vorstoss einreichen.
Bern / Savièse 23.2.2017