Japans Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie entwickelt sich auf hohem Niveau stabil 24.02.2017 Nahrungsmittelsicherheit gewinnt an Bedeutung / Im Getränkebereich steigt das Gesundheitsbewusstsein der Konsumenten / Von Michael Sauermost (Januar 2017) Tokio (GTAI) - Die Inlandsfertigung von Nahrungsmitteln und Getränken in Japan dürfte 2016 um 0,4% auf rund 23,4 Bill. Yen zugenommen haben. Zu den Wachstumsbereichen zählt seit längerem der Joghurtmarkt. Die Re gierung strebt mehr Nahrungsmittelexporte und strengere Kennzeichnungspflichten an. Bei alkoholfreien Ge tränken werden weiterhin minimale, allerdings konstante Zuwächse erwartet. Jedoch spitzt sich der Wettbe werb vor allem in den Convenience Stores sowie beim weitverbreiteten Automatengeschäft zu. Trotz schrumpfender Bevölkerung setzt Japans Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie ihre stabile Entwicklung auf hohem Niveau fort. Impulse erhält sie durch sich verändernde Ernährungsgewohnheiten sowie durch die wachsende internationale Ausrichtung - sowohl der Industrie als auch der Konsumenten. Die Fachzeitschrift Nikkan Keizai Tsushinsha schätzt, dass die Inlandsfertigung von Nahrungsmitteln und Getränken im Kalender jahr 2016 auf rund 23,4 Bill. Yen (etwa 195,0 Mrd. Euro; 1 Euro = rund 120 Yen; im Jahresdurchschnitt 2016) ge stiegen ist. Dies würde ein Plus von 0,4% gegenüber 2015 bedeuten. Während Japans Großunternehmen ihre für das Fiskaljahr 2016 (1.4. bis 31.3.) geplanten Investitionen gegen Jah resende 2016 leicht nach unten korrigieren mussten, war dies für die Nahrungsmittel-, Getränke- und Genuss mittelindustrie nicht der Fall. Dies vermittelt die aktuelle Umfrage der Wirtschaftszeitung Nikkei. Demnach hal ten die circa 60 großen Branchenunternehmen an ihren Investitionsplänen von zusammen rund 1,0 Bill. Yen fest. Das bedeutet ein Plus von circa 15% gegenüber dem vorangegangenen Fiskaljahr. Produktion ausgewählter Nahrungsmittelprodukte (in 1.000 Tonnen, Index in %) Segment 2016 Menge 1) 2) 2015 Index 1) 3) 2016 Index 1) 2) 3) Milch 7.313 96 95 Instant-Ramen 5.150 107 104 Süßwaren 1.965 101 102 Gefrierkost/Fertiggerichte 1.350 111 114 Fleischverarbeitung 539 106 107 .Würste 313 105 107 .Schinken 136 106 105 .Speck 90 109 111 Käse 140 106 111 Pasta, Spaghetti 138 93 89 Gefrierkost/Konditorwaren 49 95 91 1) jeweils Kalenderjahr; 2) Prognose; 3) Index: 2010 = 100 Quelle: Nikkan Keizai Tsushinsha 1 www.gtai.de JAPANS NAHRUNGSMITTEL- UND GETRÄNKEINDUSTRIE ENTWICKELT SICH AUF HOHEM NIVEAU STABIL Stark im Blickfeld der Branche stehen die angestrebten Freihandelsabkommen. Nachdem der Trans-Pacific Part nership nach dem Ausgang der US-Wahlen ein starker Bedeutungsverlust droht, richtet sich der Fokus auf das bevorstehende Freihandelsabkommen mit der EU. Hier könnte es im Frühjahr 2017 zu einer Einigung kommen. Regierung strebt mehr Exporte und strengere Kennzeichnungspflichten an Generell will Japan mehr Nahrungsmittel exportieren. Das Ziel der Regierung, die Branchenausfuhren bis 2020 auf 1 Bill. Yen zu erhöhen, könnte bereits im Jahr 2017 realisiert werden. Um den europäischen Markt zu er schließen, hat die National Federation of Agricultural Cooperative Associations Anteile der SFG Holdings im Ver einigten Königreich im Wert von rund 1 Mrd. Yen übernommen. Im Zuge der zunehmenden Internationalisierung drängt die Regierung auf strengere Kennzeichnungspflichten auf den Nahrungsmittelverpackungen. Dabei geht es in erster Linie um die Offenlegung der Herkunftsländer auch bei den verwendeten Zutaten. Allgemein gewinnt Nahrungsmittelsicherheit in Japan an Bedeutung, was an der gestiegenen Nachfrage nach FSSC 22000-Zertifizierungen für größere Produktionsanlagen erkennbar ist. Auf die wachsende Nachfrage nach Brot reagiert der Hersteller Yamazaki, der bereits circa 30% des japanischen Backwarenmarkts kontrolliert: Neben einer bestehenden Anlage in Kobe soll die erste neue japanische Brotfa brik des Unternehmens seit 28 Jahren entstehen. Dafür sollen mehr als 20 Mrd. Yen investiert werden. Das Marktforschungsinstitut Fuji Keizai kalkuliert, dass Japans Brotkonsum bis 2020 einen Wert von rund 937 Mrd. Yen ausmacht - 13% mehr als im Jahr 2010. Auch Nissin Shokuhin will im Inland investieren. In der Präfektur Shiga soll im Wert von 58 Mrd. Yen eine Fabrik für Instant-Nudelgerichte entstehen. Die Anlage soll auch als Testproduktion für neue Technologien dienen. Ta blemark errichtet in den kommenden fünf Jahren für 35 Mrd. Yen eine Produktionslinie für Udon-Tiefkühlnudeln in Niigata. Zu den Wachstumsbereichen zählt seit längerem der Joghurtmarkt. Morinaga plant die Erweiterung von zwei Joghurtfabriken in der Präfektur Ibaraki sowie in Tokio bis zum Juni 2019 für insgesamt 20 Mrd. Yen. Bis Januar 2019 will auch der Fleischverarbeiter Nippon Ham mit einer Produktionsanlage in Gunma in den Joghurtmarkt einsteigen. Wettbewerb in der Getränkeindustrie spitzt sich zu Kurz- bis mittelfristig werden auf dem Markt für alkoholfreie Getränke minimale, allerdings konstante Zuwäch se erwartet. Indes spitzt sich der Wettbewerb vor allem in den Convenience Stores sowie beim weitverbreiteten Automatengeschäft zu. Die Hersteller werden nicht müde, neue Getränkesorten zu entwickeln. Besondere Stei gerungsraten werden weiterhin bei Funktionsgetränken erwartet. 2 www.gtai.de JAPANS NAHRUNGSMITTEL- UND GETRÄNKEINDUSTRIE ENTWICKELT SICH AUF HOHEM NIVEAU STABIL Produktion ausgewählter alkoholfreier Getränke (in 1.000 Kiloliter; Index in %) Segment 2016 Menge 1) 2) 2015 Index 1) 3) 2016 Index 1) 2) 3) .Teegetränke 5.878 107 110 .Kohlensäurehaltige Getränke 3.855 108 112 .Mineralwässer 3.099 145 148 .Kaffeegetränke 3.008 104 105 .Fruchtsäfte 1.842 118 121 .Sportgetränke 1.458 99 80 .Getränke auf Milchbasis (trinkfertig) 586 106 121 .Gemüsesäfte 462 97 101 .Sojamilch 324 105 150 .Andere alkoholfreie Getränke 174 105 98 .Andere Getränke auf Milchbasis 151 105 109 .Tomatensaft 58 103 126 Insgesamt 21.250 109 111 1) jeweils Kalenderjahr; 2) Prognose; 3) Index: 2010 = 100 Quelle: Nikkan Keizai Tsushinsha Besonders deutlich wird die Diversifizierung des lokalen Getränkeangebots, wenn die Aktivitäten von Coca Cola betrachtet werden: Der Hersteller verfügt mittlerweile über rund 1 Mio. Getränkeautomaten im Land. Dabei setzt er keinesfalls nur auf seine Top-Marken, sondern vertreibt eigenen Angaben zufolge 850 verschiedene Ge tränke. Im Oktober 2016 wurden die Kooperationspläne zwischen Coca Cola und Kirin verkündet. Insbesondere ist eine Zusammenarbeit im Bereich der Distribution geplant. Einheitliche Biersteuer ab April 2017 Die Entwicklung auf dem japanischen Biermarkt zeigt weiter nach unten, auch wenn der Absatz in den ersten sechs Monaten 2016 im Vergleich zur Vorjahresperiode mit rund 1,2 Mio. Kilolitern relativ konstant geblieben ist. Dabei hielt Asahi 49,8% der Marktanteile, gefolgt von Kirin (23,9%), Sapporo (14,0%) sowie Suntory (11,3%). Zwangsläufig investieren die Hersteller in Auslandsmärkte. Asahi Holdings war dabei bislang zurückhaltender als die Konkurrenz. Mittlerweile konnte Asahi die Biermarken Peroni, Grolsch und Meantime von Sabmiller über nehmen. Damit dürfte der Anteil des Auslandsgeschäfts von Asahi auf rund 16% gewachsen sein. Ab April 2017 wird es in Japan eine einheitliche Biersteuer geben. Bislang war die Rate für Gerstensaft mit nied rigem Malzgehalt sowie für aus Malzersatz hergestelltes "Bier der dritten Kategorie" niedriger. Die Sätze variier ten in den drei Klassen zwischen 77, 47 sowie 28 Yen pro 350 Milliliter. Künftig soll ein einheitlicher Satz von 55 Yen gelten. Im Inland setzen die Hersteller tendenziell wieder auf Whisky. Nikka will im Jahr 2017 insgesamt 6 Mrd. Yen in eine Destillieranlage in Sendai (Präfektur Miyagi) sowie in eine Abfüllanlage in Kashiwa (Präfektur Chiba) inves tieren. 3 www.gtai.de JAPANS NAHRUNGSMITTEL- UND GETRÄNKEINDUSTRIE ENTWICKELT SICH AUF HOHEM NIVEAU STABIL Auch im Getränkebereich steigt das Gesundheitsbewusstsein der Konsumenten. Morinaga will deshalb mit Blick auf mittelalte und alte Konsumenten fettreduzierte beziehungsweise fettlose Milchgetränke auf den Markt bringen. (S.M.) Weitere Informationen zu Wirtschaftslage, Branchen, Geschäftspraxis, Recht und Zoll in Japan finden Sie unter http://www.gtai.de/japan. Einen Überblick zu verschiedenen Themen in Asien-Pazifik finden Sie unter http:// www.gtai.de/asien-pazifik. KONTAKT Oliver Höflinger +49 (0)30 200 099-327 Ihre Frage an uns Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck – auch teilweise – nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. © 2017 Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bun destages. 4 www.gtai.de
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