hifi und musik - Analog Natural Sound

D 12,50 € ■ A/IT/BENELUX 14,40 € ■ CH 20,60 SFR ■ S 151 SKR
02/2017 ■ 6. Jahrgang ■ März/April 2017
HIFI UND MUSIK
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lizenziert für: Analog Natural Sound | Cranachweg 2 | 55127 Mainz | Telefon 06131 3330249 | www.annasound.de
ABSOLUTE FIDELITY | EQUIPMENT – VERSTÄRKER
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RÖHREN-MONOENDVERSTÄRKER
Amplifon SET 140
R. I. P.,
HIGH
FIDELITY
Von Helmut Hack. Bilder: Ingo Schulz
Nach langem, schwerem Siechtum und einer unerfüllten Existenz ist die High Fidelity friedlich
entschlafen. Statt eines Nachrufs zwei gewichtige
Gründe, ihr keine Träne nachzuweinen.
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Das Ende von HiFi kann nicht mit
Fachbegriffen erläutert werden.
Mit Farben vielleicht. Oder höchs­
tens einem Gedicht.
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Sie wirken wie Dampf­
maschinen, deren Ära endete,
als der Eiserne Vorhang ersten
Flugrost ansetzte.
M
it einem Leistungsgewicht von einem halben Kilo
pro Watt sehen die Amplifon Röhrenmonos SET 140
aus Polen, zumindest auf dem Papier, im Vergleich
mit modernen Class-D-Verstärkern ziemlich alt aus.
Sie wirken wie Dampfmaschinen, deren Ära endete,
als der Eiserne Vorhang ersten Flugrost ansetzte. Um der Nachhaltigkeit nach einem anstrengenden Energiespartag gemütlich nach Hause
zu leuchten, glimmen ihre beiden imposanten Cookie-Jar-Trioden vom
Typ 833A hell wie 60-Watt-Birnen und genehmigen sich dabei großzügige 500 Watt aus dem Stromnetz. Dafür stört weder Glucksen aus
dem Heizkörper noch das Anfeuern der Gastherme. Mit den beiden
SET 140 spart man auch in eisigsten Polarnächten hundert Prozent
Heizkosten, und selbst Klirren bleibt allein der ausgesperrten Kälte
überlassen.
Perfekt, um (sich) die stille Zeit zwischen den Jahren zu vertreiben,
dachte ich, ohne die Folgen zu berücksichtigen. Denn zweimal 70 Kilo,
deren Hauptanteil sich jeweils ungünstig auf der hinteren Seite
konzentriert, erfordern eine gewisse Speditionslogistik, oder klarer
ausgedrückt, mindestens drei Männer von Statur. Dessen waren sich
die beiden halben Portionen durchaus bewusst, nachdem sie die zwei
Eisenquader unter Schweiß und Flüchen (und einer Verschnaufpause
im Lift) in den dritten Stock auf einen ebenen Platz vor der Anlage im
Hörraum gewuchtet hatten. Was in einem zwecks optimaler Dämpfung
ziemlich vollgerümpelten 20-Quadratmeter-Zimmer heißt: mitten im
Raum. Welch monströse Ausmaße die Heavy-Weight-Verstärker wirklich haben, fiel in der Redaktion gar nicht so auf.
Stabil wie Raubtierkäfige, sind die SET 140 aus acht Millimeter dicken
CNC-gefrästen Aluplatten konstruiert; Profile verstärken Ecken und
Kanten. Für den gelernten Maschinenbauer Andrzej Piwowarczyk,
der seit 1997 seine Firma Amplifon leitet, ist die ruhige, unerschütterliche Positionierung der Röhren von zentraler Bedeutung, um ihnen
Mikrofonie vom Leib zu halten. Die große Sendetriode 833, die trotz
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der enormen Leistung von 140 Watt nur 40 Prozent ihres Maximums
abruft, steckt aus diesem Grund sogar in einem rigiden Teflonsockel
von der Größe eines Hufeisens. Dass die Lüftungsgitter und der
Röhrenkäfig beim Darüberstreichen einen wundervollen Harfenton
erklingen lassen, hält Piwowarczyk dagegen für klanglich nicht relevant.
Rückseitig zeigen sich die Monos solide, aber unspektakulär: ein Paar
vergoldete Kupfer-Schraubklemmen für LS-Kabel aller Art im oberen
Drittel und eine ebenso hochwertige Cinchbuchse seitlich unten;
beides von WBT. Auf der Front befindet sich lediglich ein Drucktaster
aus Edelstahl mit modernem LED-Ring. Obwohl diese Power-Schalter
zum Besten gehören, was der Markt offeriert, hätte vielleicht ein dicker
Kipp- oder Drehschalter besser zur nostalgisch glimmenden Röhre
darüber gepasst.
Man sollte sich allerdings davor hüten, auf liebgewonnene Klischees
hereinzufallen. Andrzej Piwowarczyk ist sicher kein Nostalgiker, auch
wenn seine SET-140-Endstufen objektiv betrachtet schon vor der
digitalen Revolution zum alten Eisen gehörten. Was sich beim Power-Schalter und im schnörkellosen Design andeutet, bestätigt sich auch
beim Blick ins Innenleben. Teflon-Kupfer-Kondensatoren von Duelund und VCap zählen nicht unbedingt zu den Sonderangeboten, gelten vielen aber als klanglich alternativlos. Sogar die Tantal-Widerstände
stammen vom japanischen Spezialisten Shinkoh oder von Audio
Note. Rotstiftspuren sind auch bei den „No-Name-Bauteilen“ nicht zu
finden. Die respektablen Netztransformatoren werden vom polnischen
Hersteller Trafber zugekauft, die Ausgangsübertrager müssen im Haus
gewickelt werden. Deren Qualität sei hauptsächlich für das klangliche
Ergebnis verantwortlich, meint Piwowarczyk. Schon ein breitbandiger AÜ für einen 50-Watt-SE-Verstärker stelle jeden Entwickler vor
eine komplexe Aufgabe; einen Übertrager für die dreifache Leistung
zu entwerfen und zu fertigen habe eine sehr lange Entwicklungsphase erfordert. Er wiegt 19 Kilogramm, die für die eingangs erwähnte
physische Unwucht sorgen, und hat seinen −3-dB-Punkt erst bei ▶
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Die polnischen Boliden setzen
auf Kraft statt Drehmoment.
23 bzw. 37 000 Hertz. „Lautsprecherimpedanz“ ist für diesen mehrfach
verschachtelten, kunstvoll gewickelten Eisenklumpen ein Fremdwort
ohne Bedeutung. Ziel seiner Arbeit sei es gewesen, die Dynamik und
Standfestigkeit der besten Transistorverstärker mit dem Charme und
Schmelz einer Single-ended-Röhre in Class A zu verschmelzen. Die
SET 140 kämen diesem Ideal schon sehr nahe, schiebt der bescheidene
polnische Entwickler mit spürbarem Stolz nach.
Vergleichbare Endstufen sind auch auf dem internationalen Markt rar.
Die legendärsten Vertreter mit 833er-Trioden dürften die HE-833-Monos von Wavac sein, die auf dem Datenblatt durchaus mit den SET 140
vergleichbar sind. Hören konnte ich sie leider noch nie, dafür hatte ich
erst kürzlich Monoendstufen von Silvercore zu Gast, denen ich heute
noch nachtrauere und die sogar noch günstiger als die Amplifon-Monos waren. Allerdings unterscheiden sich jene, bis auf die identischen
Leistungsröhren, doch ganz erheblich von den polnischen Schwergewichten. Silvercore verwendet ein kühles, leichtes Schaltnetzteil und
operiert bei wesentlich geringerer Leistung. Ungeachtet dessen müssen
die ungemein farbig aufspielenden Monos aus deutscher Fertigung im
weiteren Verlauf bisweilen als Referenz herhalten. Als die SET 140 von
Vertriebsleiter Christoph Kaintoch, der eine enge persönliche Beziehung zu Andrzej Piwowarczyk pflegt und erst als Fan zum Beruf kam,
persönlich in der Redaktion angeliefert wurden, erwartete sie schon
eine LAS 408 mit dreifach tieftonunterstütztem Koax-Chassis von Live
Act Audio. Schnell schalteten wir ein kleines Lindemann musicbook
15 DSD hinter den T+A MP 3000 HV als Quelle und gönnten den
Röhren dann eine kurze Phase der Akklimatisierung, um sich mit den
besten Kabeln, die AudioQuest zu bieten hat, vertraut zu machen.
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Daraufhin hörten wir Ray Charles und waren sehr zufrieden. Die impedanzkritischen LAS 408 folgten den SET 140 aufs Wort, die Stimmen
von Gladys Knight und Ray Charles schwebten bei „Heaven Help Us
All“ frei im Raum, während das Piano eine unerschütterliche Basis
hämmerte. Im Grunde ist der offizielle Test hier schon vorüber. Als
Fazit bleibt, dass sich die Amplifon SET 140 in einer zufällig zusammengewürfelten Kette ohne Mühe durchsetzen und gemäß gängiger
HiFi-Kriterien ihre herausragende Qualität in bestem orangenem Licht
präsentieren. Allein, mir fehlte noch etwas, was sich schwer in Worte
fassen lässt.
Schließlich landeten die Monos also doch bei meinen unbeschalteten
Breitbändern von Steinmusic. Und sie fügten sich ein wie ein Missing
Link, wie eine Erfindung, die alles bislang Dagewesene in Frage stellt
und ganz neue Aspekte eröffnet. Verglichen mit den SET 140 ist alles,
was bislang bei mir spielte, nur HiFi, ein verzweifeltes, ewig unerfülltes
Hobby. Sie veränderten alles und zugleich nichts. Nichts, weil sie sich
nicht vorlaut in Szene setzten, sich nicht eitel präsentierten, sondern
einfach nur Musik machten – und alles, weil diese Musik noch nie so
selbstverständlich erklang. Es war in der Redaktion noch so einfach,
Urteile zu fällen wie „kompromisslos im Tiefbass“ oder „transparente
Mitten“ und dergleichen Geschwätz mehr. Das ist nun auch alles nicht
falsch geworden, es mutet aber merkwürdig irrelevant an, es klingt so
nach HiFi-Messe und Vergleichstest. Und das ist, während Leonard
Cohen „You Want It Darker“ wie einen Gedenkstein an den Weltuntergang im Raum verankert, unendlich weit weg. Ich denke nicht an
Technik, sondern darüber nach, ob es pietätlos war, dem alten, sterbenden Poeten ein solch brutales Sounddesign mit abgrundtiefen
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Dreikammern-Aufbau:
Oben bzw. vorne die große
833-Triode mit Treibern, in
der Mitte das Netzteil, ganz
hinten die kurze Audioschal­
tung unter einem gewaltigen
19-Kilo-Ausgangsübertrager.
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Sehr ordentliches Platinenlayout
mit hochwertigen Bauteilen, die
Polklemmen sind von WBT.
Bässen zu verpassen. Komme aber zu keinem Schluss, weil des
Meisters Bariton meine Bauchdecke massiert, bis die Suppe in meinem
Gehirn überschwappt und kleine bunte Seen vor meinen Augen bildet.
Ein Augenblick der umfänglichen Entgrenzung, sowohl meiner selbst
als auch des ganzen HiFi-Gerümpels: Meine bemitleidenswerten AchtZoll-Fullrange-LS können per physikalischer Definition solch furchteinflößende Tiefbassorgien gar nicht wiedergeben, mein in die Jahre
gekommener D/A-Wandler ist keinesfalls in der Lage, so transparent,
so weiträumig, so gar nicht artifiziell zu klingen. Und doch geschieht
es: Schließe ich die Augen, verschwindet die gesamte Technik, es
befinden sich nur noch Leonard Cohen und ich und ein Erdbebensimulator im Raum. Immer noch digital in CD-Qualität „Take This
Hammer“, eine ausgesprochen audiophile Liveaufnahme von Harry
Manx, dem kanadischen „Bollywood-Bluesman“. Seine Interpretation
des amerikanischen Arbeitersongs schleicht sich mit leiser Slide-Gitarre an, die mehr und mehr ihren Körper perkussiv ins Spiel bringt. Von
links schiebt sich anfangs unscheinbar und vorgeblich unschuldig eine
Mundharmonika ins Bild. Aber mit ihr beginnen die Probleme: An zu
braven Anlagen kippt die ganze Nummer ins geschmäcklerisch Belanglose, ist die Kette zu scharf, zu anmachend, nervt die Mundharmonika,
dann das heisere Krächzen im Gesang, schließlich das Schnarren der
Slide-Gitarre, am Ende der ganze Song. Die Luft um die Stahlsaiten
muss Schmisse davontragen, die Schläge auf den Korpus müssen
widerhallen wie Donnergrollen, genau zwischen langweilig und
überdreht hat sich die Mundharmonika zu befinden, damit sich ihre
Melodie entfalten kann, sonor und trocken muss Henry Manx singen,
nicht dünn und aggressiv. Eben genau so, wie die Amplifon-Endstufen
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es angehen. Keine großen Gesten, keine Salutschüsse. Die Musik ist
einfach da. Das Ende aller Diskussionen.
Im Quervergleich mit den Silvercore-Endstufen, deren Klang ich noch
gut im Ohr habe (und wohl nie wieder vergessen kann), zeigt sich
Amplifon deutlich neutraler, weniger verschwenderisch im Umgang
mit dem süßen Röhrencharme. Und dennoch hegen die SET 140 keine
Ambitionen, analytische Halbleiter-Verstärker auswärts auf deren
Platz zu schlagen. Amplifon genießt immer Heimrecht, egal in welcher
Anlage. Wo Amplifon herrscht, haben die anderen sogenannten
HiFi-Verstärker Sendepause, es sei denn, sie haben es auf eine blutige
Nase abgesehen. Im Tiefton fallen mir lediglich Monos aus der Fünfer-Reihe von Soulution ein, die den SET 140 eventuell an passenden
Schallwandlern auf Knien das Wasser reichen könnten. Die lustvoll
die Peitsche schwingenden Schweizer Edelverstärker haben mich
einst durch ihre schraubstockartige Kontrolle schwer beeindruckt,
aber sie raubten zumindest meinen Lautsprechern auch die Würde.
Dagegen setzen die polnischen Boliden auf Kraft statt Drehmoment,
der fünfstellige Dämpfungsfaktor von Soulution gegenüber den süßen
zwölf der SET 140 spricht Bände. Es gibt sicher Lautsprecher, die diese
ständige Disziplinierung benötigen, aber in meiner Kette überzeugt
das souveräne, schwungvolle Laufenlassen von Amplifon mehr als
das pedantische Stop-and-go der dominanten Eidgenossinnen. Man
nimmt die liquide Natürlichkeit des Ein- oder Ausschwingens von
Tönen der 833er-Monos wie selbstverständlich als ganzheitlich statt
gestückelt wahr. Bereits nach kürzester Zeit der pflichtbewussten
Evaluierung versinke ich regelmäßig voll und ganz in der Musik. Nicht
nur mit Paradeaufnahmen von Vinyl, sondern – was sich bereits ▶
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Die Luft um die Stahlsaiten
muss Schmisse davontragen,
die Schläge auf den Gitarren­
korpus müssen widerhallen
wie Donnergrollen.
Amplifon SET 140
HiFi – das sollen die
anderen machen.
Eine Komponente ist zu 100 % intuitiv,
wenn Sie unmittelbar ihr volles Potenzial
aus­schöpfen können.
ARBEITSWEISE EINER 833-SENDETRIODE
IM AUDIO-VERSTÄRKER
Anode, Gitter – gleichzeitig angelegt
werden dürfen, denn diese Röhre
besitzt eine thorierte Wolfram-Kathode. Bei Röhren mit Oxidkathoden
sollten die Anoden- und SchirmgitLangsam heizen
terspannungen erst nach einer vorDas beginnt schon beim Anheizen. geschriebenen Anheizzeit angelegt
Ein Einschalten der Heizung ist nur werden, da sich sonst die Kathodendann ohne besondere Maßnahmen schicht abzulösen droht.
möglich, wenn in den technischen
Daten keine Begrenzung für den Ein- Höchst empfindlich:
schaltstrom gefordert wird. Ist dage- die Kathode der 833
gen ein maximaler Einschaltstrom Doch auch bei der Kathode der
angegeben, so ist ein stufenweises 833 gibt es Wichtiges zu beachten:
Einschalten der Heizspannung vor- Der angegebene Heizspannungszusehen. Man muss immer berück- nennwert ist auf ±5 % konstant zu
sichtigen, dass der Kaltwiderstand halten. Dabei ist darauf zu achten,
des Heizfadens nur etwa 10 Prozent dass besonders die Heizanschlüsse
des Heißwiderstandes beträgt und absolut sauber gehalten werden. Es
die Zeitkonstante der Erwärmung empfiehlt sich, die Anschlüsse nach
in der Größenordnung von einigen einer gewissen Betriebszeit zu konSekunden liegt. Bei der 833, deren trollieren, um sicherzustellen, dass
Heizwerte im Betrieb bei 10 Volt die Kontaktflächen nicht oxydiert
und 10 Ampere liegen, bedeutet sind. Eine Oxidschicht bedeutet eidas, dass kurzzeitig beim Anheizen nen höheren Übergangswiderstand
etwa 100 Ampere fließen. Der Vor- und dadurch ein Unterheizen der
teil des Betriebs der 833 gegenüber Röhre. Das fällt in der Regel erst
vergleichbaren Senderöhren ist, dass dann auf, wenn die Röhre merklich
sämtliche Spannungen – Heizung, „dunkler“ wird.
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Unterheizung verringert die Emission der Kathode. Bei voller Ausnutzung der Emission kann schon
eine Unterheizung um 5 Prozent zu
einem Leistungsabfall des Verstärkers bis zu 15 Prozent führen. Wird
die Kathode dagegen nur schwach
ausgenutzt (kleine Anodenströme,
daraus resultierend weniger abgegebene Leistung), dann ist eine Unterheizung nicht kritisch. Bei einer
dauernden Überheizung hingegen
um mehr als 5 Prozent sinkt die
Lebensdauer der 833 auf etwa die
Hälfte ab. Eine möglichst genaue
Einstellung der Heizung in betriebswarmem Zustand gewährleistet also
eine hohe Lebensdauer und gute
Daten der Endstufe.
Die in der Praxis unvermeidlichen
Streuungen der Netzspannung und
der Schaltelemente im Gerät sind
natürlich zu berücksichtigen.
Rot glühend: die Graphit-Anode
Die Anode der Röhre ist, da sie für
den sehr rauen Betrieb als Sende­
röhre unter Bedingungen kurz unterhalb der Grenzdaten konstruiert
wurde, aus Graphit. Der Vorteil gegenüber einem normalen Anodenblech ist die thermische Stabilität.
Ein zur Rotglut aufgeheiztes Anodenblech würde sich verformen und
die technischen Daten der Röhre –
hier die Steilheit und somit die Verstärkung – verändern. Ein weiterer
Vorteil dieses Werkstoffs ist, dass er
dazu dient, das Vakuum in der Röhre
aufrechtzuerhalten: Das Graphit ist
mit Zirkon beschichtet und bindet
bei Glut restliche Luftmoleküle.
Das Gitter
Das Steuergitter ist ebenfalls mechanisch besonders stabil, denn im
Sendebetrieb fließt hier ein nicht zu
vernachlässigender Gitterstrom. Im
HiFi-Verstärker ist das aber nicht von
Bedeutung.
Fazit
Die 833 ist eine Röhre mit sehr hoher
Leistung und eignet sich gut als Audioröhre. Wer der Heizung viel Aufmerksamkeit schenkt, kann lange
Freude an ihr haben. ■
Erich Engel
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Wer sich mit dem Betrieb einer
Sende­röhre in der HiFi-Endstufe beschäftigt, muss andere Punkte beachten als bei „normalen“ Röhren.
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Keine großen
Gesten, keine
Salutschüsse.
Die Musik ist
einfach da.
Das Ende aller
Diskussionen.
mit digitaler Kost andeutete – auch mit ganz normalen Einspielungen, sogar den alles andere als perfekten, aber von mir umso mehr
geschätzten historischen Aufnahmen. Bei aller Neutralität der SET 140
wirken sie doch nie teilnahmslos. Sie scheinen Vergnügen auch an den
kratzenden Tondokumenten eines Robert Johnson zu finden – das
verbindet uns. Ihre hervorragende, kundige Balance nimmt Schärfen
im Hochton so weit zurück, bis sie nicht mehr schmerzen, und unterfüttert die dünne, blecherne Aufnahme mit einem bislang ungehörten
warmen Grundton. So intim, von Angesicht zu Angesicht, stand ich
dem Gottvater des Blues, der einst seine Seele an den Teufel verschacherte, noch nie gegenüber. Erstmals höre ich, dass er richtig gehandelt
hat. Ich beschließe, mich durch das Concierto de Aranjuez in Form
einer 1976er Pressung mit Ernesto Bitetti an der Gitarre zu quälen. Ein
grenzwertig kitschiges Stück klassischer Musik, wenn Sie mich fragen.
Unwillkürlich läuft in meinem Kopf ein Disney-Trickfilm ab, in dem
eine barfüßige, rundliche Gitarre fröhlich über eine grüne Wiese hüpft,
während sich im Hintergrund Streicher mit Bläsern balgen. Trotzdem
bezieht das Konzert aus dem Wechselspiel zwischen heftigen Orchestertuttipassagen und nur sanft begleiteter Flamencogitarre enorme
dynamische Spannung. Im zweiten Satz entwickelt sich für blues- und
soulgeprägte Hörer gar eine Art Call-and-Response zwischen staunend
reagierendem Orchester und gockelhaft vortanzender Sologitarre. Mit
weiter Öffnung des Raumes nach hinten und fließender Verzahnung
des breit gestaffelten Instrumentariums lassen mich die Amplifon-Monos die kunstfertige Belanglosigkeit der Darbietung fast vergessen.
Fasziniert folge ich stattdessen den reichhaltigen, schwungvollen
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­ elodiebögen und bestaune Geigen, die wie ein Strauß Lilien einer
M
Oboe (vermutlich) entwachsen.
Ich plädiere allen Ernstes dafür, ABSOLUTE FIDELITY durch eine
Rubrik „Ohne Worte“ zu ersetzen. Für die Komponenten, die mit
dem Jargon, in dem wir gewohnt sind, über HiFi zu sprechen, nicht zu
fassen sind, weil eine Wasserpistole kein Bolzenschussapparat und ein
Kettenkarussell keine Hochseilbahn ist. Ein „Test“ ist keine adäquate
Form, sich Musikmaschinen wie den SET 140 anzunähern. So wie
die Apokalypse keinen weltlichen Berichterstatter haben wird, kann
auch das Ende von HiFi nicht mit Fachbegriffen erläutert werden. Mit
Farben vielleicht. Oder höchstens einem Gedicht. ■
MITSPIELER
Plattenspieler: Feickert-Analogue Firebird | Tonarme: Genuin Audio Point, Brinkmann 12.1 |
Tonabnehmer: Ortofon Quintet Bronze und 2M Black, Audio-Technica 50ANV und 33PTG I, Clear­
audio DaVinci, Lyra Kleos SL | CD-Player: Revox C 221 | D/A-Wandler: PS Audio Digital Link III |
Vorverstärker: MFE Tube One SE (inkl. Phono) | Endverstärker: DNM PA3S | Vollverstärker:
Genuin Straight | Lautsprecher: Steinmusic Masterclass SP 1.1 | Kabel: Analysis Plus, Musical Wire,
Audiophil | Zubehör: Feickert-Analogue, Subbase Audio, Steinmusic, Audiophil
Röhren-Monoendverstärker Amplifon SET 140 | Funktionsprinzip: Single-­
ended Röhrenendstufe in Class A | Ausgangsleistung: 140 W (4/8 Ω) | Röhren­
bestückung: EC86 (Eingang), 6C41C (Treiber), 833 (Leistung) | Frequenzbereich:
23–37 000 Hz (−3 dB/130 W) | Klirrfaktor: < 0,2 % (10 W/1 kHz) | Eingangsimpedanz: 120 kΩ | Ausgangsimpedanz: 4 und 8 Ω | Stromaufnahme: ca.
500 W | Maße (B/H/T): 31/41/69 cm | Gewicht: 70 kg | Garantiezeit: 2 Jahre |
Paarpreis: 50 000 €
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