Segelflug Schweizermeisterschaften in Schänis So viele Medaillen forderung bezeichnete ein routinierter Pilot der gemischten Klasse die hohe Feuchtigkeit und die Abdeckungen. „Heute kommen nicht alle zurück“, so sein Kommentar. Ausgerechnet dieser Konkurrent musste dann ziemlich früh „aux vaches“. Interessante Aufgaben Die von Warmluft geprägten Wetterbedingungen sorgten während der ganzen Woche für äusserst anspruchsvolle Bedingungen. Trotzdem zauberten Konkurrenzleiter Silvan Gacond und sein Team immer wieder interessante Aufgaben So viele Preise: zum ersten Mal mussten für sechs FAI-Klas- aus dem Wetterhut. Die Strecken führten sowohl sen Medaillen und Pokale besorgt werden. in den Jura, als auch ins Mittelland und in die Bündner Alpen, mit einem abwechslungsreichen Vom 2. bis am 9. Juli wurden auf dem Flugplatz Mix aus Renn- und AAT-Aufgaben. Schänis die Schweizermeisterschaften im Streckensegelflug durchgeführt. Der Wettbewerb wurde in allen sechs FAI-Klassen ausgeschrieben. Als Schweizermeister durften sich folgende Piloten feiern lassen: Fridolin Hauser (15 m-Klasse); David Leemann (Clubklasse); Tizian Steiger (Standardklasse); Rolf Friedli (18 m-Klasse); Markus von der Crone (Offene Klasse) und Rainer Cronjäger (Doppelsitzerklasse). Die SG Lägern mit OK-Präsident Roland Hürlimann und Konkurrenzleiter Silvan Gacond sorgten für einen reibungslosen Ablauf der SM. Der erste Tag musste aus meteorologischen Gründen neutralisiert werden. Das folgende Zitat Konkurrenzleiter Silvand Gacond hat einen hervorragenden machte die Runde: „Wenn man eine SM in der Job gemacht. Vielen Dank. Wüste durchführen würde, würde es bestimmt auch dort regnen.“ Am 3. Juli konnte die SM dann richtig lanciert Gastgeschenk und eine AAT-Aufgabe Richtung Westen aus- In der Club- und in der gemischten Klasse machgeschrieben werden. Als besondere Heraus- ten die Junioren den Routiniers das Fliegerleben Segelflug Bulletin ONLINE Seite 1 OK-Präsident Roland Hürlilmann beim Auswerten der Flüge. Stefan Neyer stand der Konkurrenzleitung als Meteomann mit Rat und Tat zur Seite. nicht leicht. In der Clubklasse zeigte vor allem der Jungflieger David Leemann (Jg. 1993) aus der GVV Bex les Martinets während der ganzen SM eine souveräne Leistung. Seine grössten Konkurrenten waren Davide Giovanelli (Jg. 1994) aus der GVV Ticino und Edi Inäbnit (Jg. 1944) aus der SG Bern. Das Podest sah dann aber doch ein wenig anders aus, weil die deutsche Pilotin Maria Schneider auf dem abschliessenden Flug in die Alpen den Tagessieg holte. Somit musste ihr Edi Inäbnit als „Gastgeschenk“ die Bronzemedaille überlassen. Lägern-Dominanz In der gemischten Klasse sorgten die Piloten der SG Lägern für eine sehr gute Teamleistung. Mit den Rängen zwei bis sechs klassierten sich Tizian Steiger, Martin Bühlmann, Mario Straub, Fridolin Hauser und Mike Hürlimann noch vor dem „Rest der Schweiz“. Den Sieg in der gemischten Klasse beanspruchte jedoch Rainer Cronjäger aus der SG Knonaueramt für sich. Peter Schmid, verantwortlich für das Ressort Kommunikation. sich mit Rang fünf im Mittelfeld positionieren. Rolf Friedli und Fredy Zulliger lamentierten jeweils nach der Landung, es sei ihnen nicht so gut gelaufen, aber wenn dann die Tagesrangliste aufgeschaltet wurde, sah man ein ganz anderes Bild. Der Hang zu Perfektionismus lässt grüssen. Jürg Haas aus der SG Knonaueramt flog ebenso konstant und lag vor der letzten Wertung auf Gesamtrang zwei. Rolf Friedli gab auf dem Flug in die Alpen noch einmal „Vollgas“ und wurde mit 500 Punkte Vorsprung auf Fredy Zulliger Schweizermeister. Jürg Haas liess seinen zweiten Rang im Bündnerland liegen und gewann die Bronzemedaille mit 700 Punkten Rückstand auf Rolf. Ein ganz grosses Kompliment verdient Christine Bürki, welche als einzige Pilotin aus der Vereinigung der Schweizer Segelfliegerinnen (Hexen) am Start war. Wenn ihr der Flug in die Alpen ebenso geglückt wäre, wie die meisten Wertungen zuvor, wäre für sie eine Medaille realis- Hexe in der 18 m-Klasse In der 18 m-Klasse wurden zu Beginn der Woche von den Fans verschiedene Favoriten gehandelt. Die höchsten „Wettquoten“ erzielten dabei Rolf Friedli aus der SG Oberaargau, Fredy Zulliger aus der SG Basel Fricktal und Jürg Haas aus der SG Knonaueramt. Auch Werner Danz aus der SG Glarnerland und Pierre-Alain Desmeules aus der GVV Gruyères zählten zu den Medaillenanwärtern. Werner Danz hatte zwar mit dem dritten Rang am ersten Tag einen guten Start, danach musste er aber oft den „Motor schmeissen“. Pierre-Alain Desmeules konnte Prosit! Das verdiente Bier nach anstrengenden Flügen. Segelflug Bulletin ONLINE Seite 2 tisch gewesen. Aber der vierte Schlussrang ist sten der offizielle Abend statt. Dabei richtete u.a. allemal ein Superresultat! Weiter so, liebe He- auch Matthew Reiter, der neue VR-Präsident der xenkameradin! ASSAG, die Grussworte an die Anwesenden. Er löst Walter Almer ab, welcher diese verantworDas Markus-Duell tungsvolle Aufgabe mit viel Kompetenz und EnEr kam, flog und siegte. Die Rede ist von Markus gagement bewältigt hat. von der Crone in der Offenen Klasse. Markus von der Crone hatte 1997 -ebenfalls in Schänis- Herzlichen Dank seine letzte SM bestritten. Seine grössten Kon- Die SM mit OK-Präsident Roland Hürlimann, kurrenten waren zu Beginn der SM Daniel und Konkurrenzleiter Silvan Gacond sowie allen MitGabriel Rossier aus der Westschweiz. Aber bei gliedern und Helfern der SG Lägern war kompediesem hochkarätigen Teilnehmerfeld, welches tent organisiert, die Stimmung gut und kameradin der Offenen Klasse am Start war, lagen Straf- schaftlich - und mit einem Messer zwischen den punkte oder taktische Fehler nicht drin. Es kam Zähnen konnte niemand beobachtet werden! zu einem ultraspannenden Finale! Gabriel Ros- Herzlichen Dank! Lucretia Hitz sier gewann schliesslich die Bronzemedaille mit 24 Punkten Vorsprung auf seinen Neffen Daniel. „Serienschweizermeister“ Markus Gäumann startete gegen Ende der SM eine Aufholjagd und sicherte sich mit einem Tagessieg in der letzten Wertung definitiv die Silbermedaille. Markus von der Crone wurde mit 400 Punkten Vorsprung auf Markus Gäumann Schweizermeister. Die Abrechnung Weil sich nicht in allen sechs FAI-Klassen genügend Teilnehmer angemeldet hatten, flogen die Standard-, Doppelsitzer- und 15 m-Klasse als „gemischte Klasse“ die gleichen Aufgaben. Da die SM aber in allen sechs FAI-Klassen ausgeschrieben worden war, musste am Schluss die Rangliste der gemischten Klasse wieder so Schlepp-Pilot-Urgestein Paul Kläger (links) im Gespräch mit gerechnet werden, dass in der 15 m-, Doppelsit- dem Saison-Schlepppiloten. zer- und Standardklasse Klassen ein eigenständiger Schweizermeister gekürt werden konnte. In der 15 m-Klasse (mit lediglich drei Teilnehmern) wurde Fridolin Hauser aus der SG Lägern Schweizermeister (gemischte Klasse Rang 5). In der Standardklasse ging der Titel an Jungflieger Tizian Steiger (Jg. 1994) aus der SG Lägern, (gemischte Klasse Rang 2). Nur Rainer Cronjäger aus der SG Knonaueramt konnte sich in der Doppelsitzerklasse als Schweizermeister und zugleich als Sieger der gemischten Klasse feiern lassen. So viel Edelmetall wurde bei einer SM-Siegerehrung in den letzten 20 Jahren noch nie vergeben. Ganz herzlichen Glückwunsch an alle Medaillengewinner! Rahmenprogramm Am 6. Juli fand im Beisein von Behördenvertretern aus der Gemeinde Schänis, Delegierten aus dem Vorstand des SFVS und weiteren GäSegelflug Bulletin ONLINE Flugpionierinnen Beide waren/sind Segel- und Motorflugpilotinnen, beide haben als Schlepppilotinnen unzähligen Segelfliegern ermöglicht, überhaupt in die Luft zu kommen. Herzlichen Dank an Martha Bachmann und Lina Bregg. (von links) Seite 3 Doppelsitzerklasse (ein Teilnehmer) 1. und zugleich einziger Pilot: Rainer Cronjäger, SG Knonaueramt Clubklasse (7 Teilnehmer) 1. David Leemann, GVV Bex les Martinets 2. Davide Giovanell, GVV Ticino 3. Maria Schneider, SFG Werdenfels (D) Standardklasse (6 Teilnehmer) 1. Tizian Steiger, SG Lägern 2. Martin Bühlmann, SG Lägern 3. Mario Straub, SG Lägern 15 m- Klasse (3 Teilnehmer) 1. Fridolin Hauser, SG Lägern 2. Stefan Zlot, SG Bern 3. Nico Jägli, SG Bad Ragaz Podest Clubklasse v.l.n.r. Davide Giovanelli, GVV Ticino, (2. Rang); David Leemann, GVV Bex les Martinets, (Schweizermeister); Maria Schneider, SFG Werdenfels (D), (3. Rang). 18 m-Klasse (elf Teilnehmer) 1. Rolf Friedli, SG Oberaargau 2. Fredy Zulliger, SG Basel Fricktal 3. Jürg Haas, SG Knonaueramt Offene Klasse (9 Teilnehmer) 1. Markus von der Crone, SG Lägern 2. Markus Gäumann, SG Solothurn 3. Gabriel Rossier, GVV Bex les Martinets Weitere Resultate unter: www.schaenissoaring.ch/Tagesaufgaben/Resultate Podest Standardklasse v.l.n.r. Martin Bühlmann, (2. Rang); Tizian Steiger, (Schweizermeister); Mario Straub, (3. Rang). Alle drei Piloten fliegen in der SG Lägern. Sieger Doppelsitzerklasse Schweizermeister Rainer Cronjäger nahm als einziger Pilot in der FAI-Doppelsitzerklasse teil, siegte aber auch in der gemischten Klasse. Segelflug Bulletin ONLINE Podest 15 m-Klasse v.l.n.r. Stefan Zlot, SG Bern (2. Rang); Fridolin Hauser, SG Lägern (Schweizermeister); Nico Jägli, SG Bad Ragaz (3. Rang) Seite 4 Podest 18 m-Klasse v.l.n.r. Fredy Zulliger, SG Basel-Fricktal, (2. Rang); Rolf Friedli, SG Oberaargau, (Schweizermeister); Jürg Haas, SG Knonaueramt (3. Rang). Podest Offene Klasse v.l.n.r. Markus Gäumann, SG Solothurn (2. Rang); Markus von der Crone, SG Lägern, (Schweizermeister); Gabriel Rossier, GVV Bex les Martinets, (3. Rang). Bilder der Siegerehrung: Martin Bühlmann, SG Lägern Übrige Bilder: Lucretia Hitz Ragazer Fanclub Nico Jägli (rechts) erhielt Besuch von seinem Ragazer Fanclub. (Roman Stutz, Eltern von Nico und Regula Stutz von rechts). Die Piloten und Helfer genossen am Schlussabend noch einige gemütliche Stunden. Segelflug Bulletin ONLINE Seite 5 Sauerstoff, Hänge, Bartgeier und Capuns. BFK Gebirgsflug in Samedan Im Breitenförderungkurs lernen Teilnehmer alles, was man zwischen 1707 m/M und 5500 m/M können und wissen muss. Berge sind zuerst einmal eines: nämlich Hänge, Hänge, Hänge. Egal ob Waldhänge, Grashänge, oder Geröllhänge. Die Welt des Gebirgs-Segelfliegens besteht aus Hängen. Nur über den Hang erreicht man den Punkt, ab welchem immer mehr Gipfel sichtbar werden, bis man schliesslich über das Relief kommt. Im Engadin beginnt dieser Aufstieg für die Teilnehmer des Breitenförderungskurses bei jedem Flug aufs Neue: nämlich mit der Winde vom Flugplatz Samedan auf 1707 m/M. Nach oben ist alles möglich: Mit einer Freigabe sind auch Höhen von 5500 m/M in Reichweite. Text: Simon Stauber wurden. Nach einer langen Pause und tiefem, aktuellem Flugtraining habe ich Selbstvertrauen in meine alten Fähigkeiten gewonnen. Ich kann jetzt mit gutem Gefühl wieder in den Alpen fliegen und notfalls auch aussenlanden.” Res, (56) SG Lägern “Ich kann jetzt besser DG 500 fliegen, mich richtig anmelden und auf einem internationalen Flughafen (LSZS) mit den Jets landen. Das Lagerleben im Bungalow auf dem Campingplatz Garavatscha war der Hammer.” Sabine, (20) vom Aero-Club Fürth-Seckendorf Ihr Kommentar zum Kurs: “Ich getraue mich jetzt, in den Alpen zu fliegen, am Hang mit andern Höhe zu gewinnen, und ich fühle mich dabei nun sicher. Den Gletschern entlang zu fliegen, war das schönste Erlebnis.” Alex, (20) SG Glarnerland “Du hast vier verschiedene Fluglehrer, die Wert auf unterschiedliche Fakten legen. Es sagt dir niemand, dass du gut fliegst: Sie machen dich immer besser. Beeindruckend war, mit der DG 800 ab der Winde in einem 4m/sec Schlauch auf 4300 m/M zu steigen. Das Fliegen mit dem Bartgeier im Aufwind am Muottas Muragl werde ich nie vergessen.” Fritz, (61) SG Lägern „Dieser BFK war genial. Ich habe viele neue Freunde gewonnen, die mit mir unter “Top Gun” von sehr erfahrenen Fluglehrern „geschliffen“ Segelflug Bulletin ONLINE Seite 6 Oscar, (30) SG Lägern “Ich bin schon zum zweiten Mal dabei. Nach zwei Jahren, in welchen ich selten geflogen bin, ist dies ein guter Wiedereinstieg. Natürlich liebe ich auch die klare Sicht im Engadin.” Martin, (46) SG Winterthur “Den Piz Bernina, den Bianco Grat und den Morteratsch Gletscher muss man einfach von Nahem sehen. Mein Highlight war, mit dem Diamant meinen ersten Soloflug in den Alpen zu machen.” Patrick, (42) SG Cumulus Amlikon “Ich war ein Flachlandpilot. Nun werde ich mich gerne auch in die Berge wagen. Es herrschte super Wetter trotz den schlechten Prognosen.” Andreas, (24) SG Oberaargau “Thermische und dynamische Situationen kann ich besser einschätzen. An einem Tag an dem nichts möglich schien, beim Rosegtal in die Welle zu kommen und in absolut ruhiger Luft in der Stille einfach zu steigen, war neu für mich.” Hansueli, (74) SG Birrfeld “Meine Ziele: Standortbestimmung, VorbereiKonrad, (62) SG Lägern tung auf das Gebirgsfluglager der SGB in Vinon “Ich kann besser im Pulk fliegen und weiss, wie (Südfrankreich). Ziele erreicht. Ich habe grosse ich einen Übergang queren muss. “Kretenreiten” Fortschritte erzielt in Bezug auf sicheres Fliegen kann ich jetzt auch. Toll war, alle Pässe, welche in den Alpen. In der Welle auf 4550 m/M zu komins Engadin führen, in einem einzigen Flug auch men, über den Piz Palü zu fliegen und Bilder zu mal von oben zu sehen. (Albula-, Flüela-, Julier-, schiessen, während Domenic Planta flog, war Maloja-, Bernina- und Ofenpass).“ ein unvergessliches Erlebnis. Text von Simon Stauber Segelflug Bulletin ONLINE Seite 7 Alex über dem Piz Mezzaun auf 2963 m/M unter dem “Staubsauger”. Bild: Peter Allegrini Frauen: Christine Levy (Fluglehrerin rechts) mit der jüngsten Kursteilnehmerin Sabine (Bild Hansueli Grenacher) Malojawind: Der Malojawind hat eingesetzt: Start am Pistenkopf 21 (Bild Hansueli Grenacher) © by Hansueli Grenacher www.hugrenacher.ch Segelflug Bulletin ONLINE Seite 8 Richtig Segelfliegen in den Alpen Der Breitenförderungskurs „Gebirgssegelflug“ wird vom Segelflugverband organisiert. Der Kurs findet jeweils im Juni in Samedan statt. Das Ziel ist, dass jeder Teilnehmer die Grundlagen für sicheres Gebirgssegelfliegen kennt und umsetzen kann. Um dies zu lernen, ist jeder Teilnehmer mindestens während zehn Stunden in der Luft. Fluglehrer Für zwei Teilnehmer steht in einem Turnus jeden Tag ein Fluglehrer zur Verfügung. Theorie/Praxis Während des Kurses gibt es jeden Tag einen Theorieblock und anschliessend ein detailliertes Wetterbriefing. Danach wird je nach Wetter geflogen. Für wen eignet sich der Kurs? Teilnehmen können frisch brevetierte sowie erfahrene Segelflieger aus der Schweiz und Deutschland, die lernen wollen, sicher im hochalpinen Gebirge zu fliegen. Die Erweiterung für den Windenstart ist keine Bedingung. Kosten Der Kurs wird vom Segelflugverband der Schweiz subventioniert. Der Beitrag pro Pilot ist entsprechend kostengünstig. Die Fluglehrer arbeiten ehrenamtlich und die Doppelsitzer stehen kostenlos zur Verfügung. Der Windenstart erfolgt zu landesüblich günstigen Tarifen (Absaufer 20.-). Unterkunft Privat, airbnb.com, Hotels oder auf dem Campingplatz Gravatscha. Anmeldung Fragen zum Kurs beantworten: Georg Krenger, administrativer Leiter, 052 338 23 90, E-Mail: [email protected] Christophe Petitpierre, Sekretär SFVS, 041 375 01 05, [email protected] Anmeldungen nehmen beide gerne entgegen. © by Hansueli Grenacher www.hugrenacher.ch Segelflug Bulletin ONLINE Seite 9 69. Saanenlager der SG Bern persönliche Gedanken Eigentlich war an dieser Stelle ein lustvoller, werbender und anregender Bericht zum diesjährigen 69. Berner Saanenlager geplant. Es kam anders. Mittwoch 6.Juli - ein sonniger Nachmittag im Büro und ich erledige letzte Pendenzen. Am Freitag beginnen die Ferien und ich will für die letzte Lagerwoche nach Saanen. Um 16:30 der Anruf aus dem Saanenlager: „Mir hei ä Unfall ghaa“. Eine kurze Information nur, noch ist eine offizielle Bestätigung ausstehend, aber offenbar gibt es keine Zweifel. Peter ist verunglückt. Kurz nach dem Anruf spreche ich mit dem Präsidenten, er ist ebenfalls bereits informiert und schon auf dem Weg nach Saanen. Ich bleibe in Bern, vor Ort kann ich im Moment nichts machen. Neben der Frage, wie der Unfall geschehen ist, stehen wir vor einer schwierigen Entscheidung - machen wir weiter? Brechen wir das Lager ab? Später am Abend entscheide ich gemeinsam mit dem Präsidenten, das Lager fortzuführen - jeder soll selber entscheiden können, ob er lieber wieder fliegt oder abreist. Segelflug Bulletin ONLINE In den ersten Tagen nach dem Unfall stellte ich mir auch generelle Fragen zum Saanenlager. Peter war eine treibende Kraft im Lager, er zog am Karren und dank seinen Kochkünsten in der Lagerküche entstand, was ein Lager von der normalen Vereins-Fliegerei unterscheidet: ein gemeinsames Zusammensein von Flugbegeisterten. Und gerade hier zeigt es sich, dass das Angebot „Saanenlager“ eigentlich überdenkt werden muss: Flexible Arbeitgeber, gut ausgebaute Verkehrswege und wohl auch veränderte Familien- und Feriengewohnheiten führen dazu, dass in den letzten Jahren ein Trend zur flexibleren Teilnahme entstand: Bei gutem Wetter fliegen, bei schlechtem Wetter möglichst nicht (ein-)gebunden sein. Ein legitimer Anspruch, gewiss - nur gilt es einen Weg zu finden, diese „Kundengruppe“ einzubinden ohne dass der Lagercharakter kippt: Ein Lager, als von den Teilnehmenden organisierter Anlass basierend auf Eigenleistungen. Natürlich kann man über monetäre Anreize eine Steuerung erreichen, aber die Gefahr besteht, ein filigranes Umverteilungs- Seite 10 monster zu generieren. Die Lösung ist noch nicht gefunden. Samstag 9.Juli – ich reise nach Saanen. Ich treffe auf eine aufgeräumte Teilnehmerschaft, es scheint fast ein bisschen „wie immer“. Ein gutes oder schlechtes Zeichen? Ich vermute, in den meisten arbeitet es mehr, als sie sich anmerken lassen. In den Vorbereitungen für meinen ersten Flug bin ich jedenfalls angespannter als üblich... bis ich nach dem Schlepp am Eggli in die Thermik einkreisen kann. Die Unsicherheit legt sich, das Vertrauen in die Physik, Flugzeug und meine Fähigkeiten kommt zurück. Es tut gut, zu fliegen. Ich organisierte das Lager dieses Jahr zum dritten Mal in Folge. Dieses Jahr lief es „harzig“: Es meldeten sich weniger Teilnehmer als erhofft und auch Schlepppiloten liessen sich nur mit Mühe finden. Mir kamen Zweifel am Konzept: Warum scheint es im nach uns folgenden „Zürcher Lager“ keinen Teilnehmerschwund zu geben? Ich verstehe, dass man heute nicht mehr 40 Jahre am selben Ort Ferien macht - aber dann müsste es doch auch bei uns „neue“ Teilnehmer geben? Machen wir etwas falsch? Sonntag 10.Juli – ich sitze im Duo Discus hinter Bruno, welcher letztes Jahr in Bern die Prüfung absolvierte. Bruno ist einer der teilnehmenden Jungpiloten, welcher für die Weiterbildung nach Saanen gekommen ist. Gemeinsam können wir so Elemente und Situationen erfliegen, welche sich während der Ausbildung wenig oder nicht in Kombination ergaben: Thermikkreisen mit einer Vielzahl anderer Flugzeuge, Hangaufwinde nutzen, Sauerstoffbenutzung oder lesen von Wind, Segelflug Bulletin ONLINE Wolken und Gelände zur Entscheidungsfindung, um nur einige zu nennen. Kurz: Bruno und ich fordern uns gegenseitig und nach knapp vier Stunden Flug setzen wir wieder zur Landung an. Vor drei Jahren begannen wir, auch Jungpiloten mit ins Lager zu nehmen um sie, von Fluglehrerern am Doppelsteuer begleitet, in den sicheren Alpensegelflug einzuweisen. Einerseits bin ich überzeugt, dass eine mehrtägige Weiterbildung eine deutlich steilere Lernkurve gegenüber punktuellen, über die Saison verteilte Flüge ergibt. Andererseits habe ich die letzten Jahre beobachtet, dass wir viele Piloten in den ersten Saisons nach der Ausbildung wieder «verloren». Meine Hypothese ist, dass wir diese nach der Prüfung zu wenig stark begleiteten, dadurch die Erfolgserlebnisse rarer wurden und letztlich auch die Lust und Faszination am Segelflug abnahm. In Saanen bieten sich hier wirklich gute Möglichkeiten der fliegerischen Weiterbildung – und natürlich dürfen auch andere Gruppen teilnehmen. Dienstag 16.August. War ich vor einigen Wochen noch unsicher, ob es eine 70. Ausgabe geben wird bin ich mir jetzt ziemlich sicher: Es wird eine geben. Vorbehältlich dem Beschluss der Hauptversammlung der SG Bern, findet das Lager 2017 wie folgt statt: von Samstag 1.Juli 2017 bis Samstag 22.Juli 2017. Es würde mich freuen, möglichst viele im kommenden Jahr in Saanen begrüssen zu können. Hinweis: Das Zürcher Lager beginnt am Sonntag, 23. Juli 2017 und dauert bis am Sonntag 13. August 2017. Ivan Hausammann Seite 11 Segelkunstflug WM in Matkópuszta (Ungarn) Jonas in Aktion Erfolgreicher Einzelkämpfer Ränge. Jonas meint dazu: „Der Grund war wohl, dass ich einfach in einer Passage zu schnell Vom 20. bis am 30. Juli wurde in Matkópuszta unterwegs war und zu lange Figurentrennung (Ungarn) die Segelkunstflug WM durchgeführt. machte - denn ich war sowohl auf der Luv-, als Jonas Langenegger beendete den Wettbewerb auch auf der Leeseite der Box draussen (17 und in der Kategorie Advanced auf dem hervorra- 6 Sek.). Aber es geht weiter!“ genden fünften Gesamtrang. In der bekannten Kür gewann er zudem die Bronzemedaille. Mittwoch, 20. Juli Wegen der tiefen Wolkenbasis musste der erste Tag neutralisiert werden. Am Abend fand die Eröffnungszeremonie statt. Dabei wurde die Flagge der FAI von einem Fallschirmspringer übergeben und nebst anderen Darbietungen, flog auch der Grippen der ungarischen Luftwaffen ein Display. Am Donnerstag, 21. Juli, konnte die WM dann auch fliegerisch mit der „Free Known“ eröffnet werden. Obwohl Jonas Langenegger ziemlich nervös war, gelang ihm ein Flug ohne grössere Schnitzer, abgesehen von einem Box-Out. Die Bronzemedaille in der freien Kür hatte er somit in der Tasche, respektive um den Hals. Natürlich kam dadurch bereits ein leichter Erwartungsdruck auf, auch wegen der Leistungen vom letzten Jahr. (Jonas gewann damals in der Gesamtwertung die Bronze- und in der Kür die Goldmedaille.) Nun wird es ernst ... Samstag, 23. Juli Nicht mein Tag Text Original Jonas: „Was soll ich sagen. Ich bin etwas aus der Fassung. Der Flug verlief schlicht unter meinem Niveau. Das dritte Wertungs-Programm, die Free Unknown, die ich mir zusammengebastelt hatte, war ganz in Ordnung! Aber meine Ausführung war einfach ein „Gehudel“. Ich fühlte mich völlig gelassen und bereit für den Flug. Die Bedingungen waren auch nicht Am 22. Juli durfte Jonas mit Startnummer „acht“ schlecht. die erste unbekannte Pflicht absolvieren. Leider Oben angewackelt, 45° abwärts, und schon kosteten ihn die 23 Sekunden Box-Out einige geriet ich aus dem Konzept, weil ich bereits zu Segelflug Bulletin ONLINE Seite 12 nahe am Ende der Box war. Die zweite Figur: Hochziehen in einen gedrückten Humpty-Bump. Warum in aller Welt fliege ich eine 80° Linie nach oben, statt 90°? Gut, ruhig bleiben, nächste Figur. Aufschwung mit vier Achteln. Nicht mein Liebling, leicht aus der Richtung - und das ging immer so weiter. Der SAGA-Fox Fans, die aus der Schweiz (SG Cumulus) angereist waren. Das Weibchen und die Figurentrennungen wollten nicht so recht gehorchen, und auch sonst sei der Flug nicht so flüssig gewesen, gab Jonas zu Protokoll. Grössere Patzer konnte er jedoch vermeiden und sich den 14. Tagesrang sichern. Manfred Echter, welcher als Jury-Präsident an der WM im Amt war, würdigte Jonas mit folgenden Worten: „In der Schlussabrechnung erreichte Jonas den sehr guten fünften Gesamtrang von 39 Teilnehmern. Wenn man berücksichtigt, dass er dieses Jahr nur einen Bruchteil des Trainings hatte, das wir voriges Jahr allein schon aus meteorologischen Gründen absolvieren konnten und er als „Einzelmaske“ ohne den Rückhalt eines Teams antrat, ist das wirklich eine Leistung, die Respekt verdient!“ Am 30. Juli fanden eine kleine Airshow und die Siegerehrung statt. Bei der Rangverkündung durfte sich Jonas seine hochverdiente Bronzemedaille für den dritten Rang in der Bekannten Kür umhängen lassen und in der Gesamtwertung bekam er auch noch eine FAI-Urkunde für den fünften Gesamtrang. Dann folgte der Höhepunkt: Nach einem schrägen Humpty-Bump, bei dem man oben sehr langsam rauskommt, folgte ein Trudler. Ich hätte es eigentlich gewusst: mit 60 km/h geht der Fox kaum in den Trudler, 80 km/h müssten es sein bei meinem Gewicht. Dumm von mir, dass ich vorher nicht noch einmal Fahrt aufgenommen habe. Entsprechend wollte die Strömung gar nicht abreisen, erst nach ca. 60°. Da darf ich mit einem Nuller rechnen. Aber ich war immerhin noch so vernünftig, dass der Rest der Figuren in die Box passte.“ So schlimm war‘s dann doch nicht. Trotz der Siegerehrung Fehler konnte sich Jonas auf Rang acht positionieren. Die andern hatten auch Mühe! Wunsch nach grösserem Team Podest knapp verpasst Zum Schluss noch einige Zeilen von Jonas Das zweite unbekannte Pflichtprogramm lief persönlich: dann wieder etwas besser, und Jonas erflog sich „Auf mein Resultat bin ich trotzdem etwas stolz, den 7. Tagesrang bei immerhin 39 Teilnehmern, auch wenn ich mit meiner Flugleistung nicht so mit zum Teil wesentlich mehr Trainingsmöglich- ganz zufrieden war. keiten. Im Gesamtklassement lag er vor dem Die abschliessende Flugshow war echt gut!. fünften Programm auf Zwischenrang vier. Mit Modellflugzeuge, Formationsflüge, Display von dem Ziel, einen Podestplatz zu erobern, startete einem Grippen … alles war dabei. Mein persönJonas dann zum dritten unbekannten Pflicht- liches Highlight war das haarsträubende und programm. Unterstützung erhielt er von seinen gänsehauteinflössenden Programm von Zlotan Segelflug Bulletin ONLINE Seite 13 Veres. Nicht, dass man ihn als Vorbild nehmen sollte. Auch die altbekannte Sequenz von Ferenc Toth zu Musik ist immer wieder schön. Der Abend wurde mit einem Galadinner beendet, bei dem es doch noch Freibier gab und sich der Schwede beim Tanzen das Knie auskugelte… Soll mir noch einer sagen, Kunstfliegen sei gefährlich! Fazit: Es wäre schon schön, wenn die Schweiz wieder mal ein grösseres Team stellen könnte, damit es eine Teamwertung geben würde. Auch der Aufwand ist alleine doch etwas grösser und es fehlt ein gewisser Rückhalt (auch wenn Jochen (aus der Ferne), Anna und das Deutsche Team mir gut beigestanden sind). Dazu muss ich auch sagen, dass es schon mehr Freude macht, wenn man richtig gut trainiert an die WM geht. Leider hatte ich in diesem Jahr kaum die Gelegenheit dazu, und deshalb versuchte ich einfach meinen letztjährigen Trainingsstand wieder abzurufen oder noch etwas zu verbessern. Das geht dann leider am Wettbewerb aber nicht mehr. Darum bin ich mit meinem fünften Gesamtrang absolut zufrieden – auch wenn ich mir nach dem ersten Flug mehr erhofft hatte. In diesem Sinne wünsche ich mir für Zukunft neuen Nachwuchs, damit ich nicht mehr als Einzeldarsteller an eine WM reisen muss, sowie die Möglichkeit wenigstens etwas mehr zu trainieren. Wer weiss … Kategorie Advanced Die Podestplätze in der Gesamtwertung 1. Sebastian Jansson aus Schweden (Gold); 2. David Jozsa aus Ungarn (Silber); 3. Miroslav Wrzesniewski aus Polen (Bronze) ; 5. Jonas Langenegger (Schweiz). Der Bericht wurde von Lucretia Hitz nach freiem Ermessen aus den Originaltexten von Manfred Echter und Jonas Langenegger zusammengebastelt. Die Originaltexte (Tagesberichte) sind unter http://segelflug.ch/segelkunstflug-wm-2016/?lang=de zu finden. WM-Team Switzerland Segelflug Bulletin ONLINE Seite 14
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