STECKBRIEF

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OBERÖSTERREICH
Freitag, 10. Februar 2017
Freitag, 10. Februar 2017
Fotos: Markus Wenzel
(7), „Krone“
Thomas Stelzer, zukünftiger VP-LH
von Oberösterreich, spricht abseits der
Politik über Hausübungen, Gitarre,
Einkaufen und Opa als SP-Gemeinderat
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OBERÖSTERREICH
Ganz private Einblicke
gewährte
Thomas Stelzer,
der Josef Pühriner am 6. April
als LH folgen
wird.
Seit gestern ist es offiziell: Thomas S t e l z e r (49)
folgt Josef Pühringer am 6. April als Landeshauptmann (mehr auf den Seiten 8 bis 11). Im Interview zeigte sich der Vater zweier Kinder von der ganz privaten
Seite, sprach nicht nur über Ehefrau Bettina und seine
Familie, sondern auch über seine „roten Wurzeln“.
Das Spekulieren um den
Zeitpunkt für Ihre Pühringer-Nachfolge als LH ist zu
Ende. Etwas erleichtert?
Ich freue mich und spüre
gleichzeitig, dass es eine rie-
Menschen ist, behält man
sich das Gespür, was wirklich los ist und wo es Sorgen gibt. Das heißt, der
zeitliche Einsatz wird noch
einmal zunehmen.
sige Verantwortung ist, die
auf mich zukommen wird.
Der Tag der offiziellen Bekanntgabe begann wie?
Etwas turbulenter, aber
sonst fast wie immer. Meine
Eier mit Schinken habe ich
selbst zubereitet und gemeinsam in der Küche mit
der Familie genossen.
Drehen wir das Rad vor:
Was wird sich in Ihrem Leben ab 6. April total ändern?
Klar ist, es wird von einem Landeshauptmann zu Recht - erwartet, dass er
einfach präsent und bei vielen Gelegenheiten für die
Menschen ansprechbar ist.
Das will ich sein. Nur wenn
man im Kontakt mit den
Kann man sich auf die
Dauerbeobachtung in der
Öffentlichkeit vorbereiten?
Natürlich mache ich mir
darüber Gedanken, aber auf
der anderen Seite mache ich
mich auch nicht kopfscheu.
Ich denke, ich bringe das
nötige Rüstzeug mit, damit
gut umgehen zu können.
Trotz vollem Terminkalender nehmen Sie sich viel
Zeit für die Familie. Wie
schaffen Sie das in Zukunft?
Zu meiner Person gehört
es eben, mit Kindern und
Familie zu leben. Und auch
sie haben mich nur einmal
und daher muss für die wesentlichen Anlässe ausreichend Zeit bleiben.
„Kinder sind so wichtig wie Staatsgeschäfte“
Wie zum Beispiel für . . .?
Sei das als Zuseher beim
Fußball meines Sohnes Lukas oder beim Geigenauftritt meiner Tochter Lena.
Das muss drinnen sein, wie
meine Mithilfe bei der einen
oder anderen Hausübung.
In welchen Fächern?
Etwa beim Übersetzen eines kurzen Lateintexts das war in der Schule mein
Lieblingsfach. Oder, so weit
es noch geht, in Mathematik. Da helfen moderne
Kommunikationsmittel wie
WhatsApp, damit kann
man als Vater bereits untertags unterstützen. Wobei unsere Kinder wirklich sehr
selbstständig sind.
’’
Familienmensch Thomas Stelzer mit Ehefrau Bettina (Unternehmerin) und den Kindern Lena (12) und Lukas (16).
Auch
meine
Familie hat
mich nur
einmal, daher
muss auch als
LH genug Zeit
für sie bleiben.
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Der letzte gemeinsame
Ausflug mit Ihrer Familie?
Mit meiner Frau war ich
gerade Langlaufen in Hinterstoder und als Familie
haben wir zu Weihnachten
einige klasse Skitage erlebt.
Hören Sie auf Ihre Frau
Bettina bei Entscheidungen?
Wir sind ein tolles Team.
Für mich heißt Partnerschaft, dass man sich über
alles, was einen bewegt, austauscht. Ich höre auch auf
ihre politische Meinung.
Mir hat jemand geflüstert,
dass Sie - wenn Ihre Kinder
am Handy anrufen -, durchaus auch einmal eine Besprechung unterbrechen.
Es wissen andere Gott sei
Dank nicht immer, wer gerade dran ist. Und wenn einen die Kinder brauchen,
kann es genauso wichtig
sein wie Staatsgeschäfte.
Geht Familie immer vor?
So gut es eben geht - ja,
weil die Phase, in der man
als Familie mit Kindern leben kann, ohnehin nur eine
gewisse Zeit dauert. Und
diese Zeit kann man nie
wieder nachholen.
Ehrlich, wie hoch stehen
die Chancen, Sie als Landeshauptmann beim Einkauf im
Supermarkt zu treffen?
Wenn man Wert darauf
legt, dann jedes Wochenen-
Das große
INTERVIEW
ANDI SCHWANTNER
de in Wolfern. Den Einkaufszettel tippe ich selbst
in mein iPhone hinein.
Politisch spielen Sie in
OÖ bald die erste Geige,
auch privat fiedeln Sie gerne
und spielen Gitarre. Ist das
Ihre Art, um zu relaxen?
Gerade in der letzten Zeit
habe ich mich öfter hingesetzt und mit der Gitarre
Songs der Beatles und von
Elvis gesungen. Dabei kann
ich in eine andere Welt abtauchen. Geige habe ich als
Kind gelernt, und als meine
Tochter damit begonnen
hat, habe ich den Ehrgeiz
entwickelt, wieder einzusteigen. Ich muss zugeben,
es ist bei mir an der Zeit fürs
Üben gescheitert. Das kann
man nicht irgendwie nebenbei machen. Jetzt höre ich
lieber meiner Lena zu.
Ihr Vater war Buchhalter,
Ihre Mutter war Hausfrau –
was haben Ihnen Ihre Eltern
mitgegeben?
Was mir erst im Nachhinein bewusst wurde, ist, dass
sie mir alles ermöglichten
und persönliche Vorlieben,
wie eine größere Wohnung,
zurücksteckten. In der Linzer Genossenschaftswohnung, in der ich aufgewachsen bin, lebt meine Mutter
übrigens auch heute noch.
Sie sind sicher auch mit
dem
Leistungsgedanken
groß geworden.
Bei mir hat sich verinnerlicht: Wer etwas im Leben
erreichen will, muss sich dafür auch selber anstrengen.
Ist es sehr provokant,
wenn ich jetzt behaupte, Sie
sind Landeshauptmann mit
politisch „roten Wurzeln“?
Nein, es stimmt. Mein
Großvater, den ich leider
nicht kennengelernt habe,
war in St. Florian bei Linz
Gemeinderat der SPÖ und
hat die Konsumgenossenschaft mitbegründet. Viel-
leicht habe ich daher auch
die Gene, mich politisch zu
betätigen. Es ist aber das andere Lager geworden.
Sie geben selbst an, dass
Ungeduld Ihre Schwäche ist.
Wie äußert sich diese?
Wann ich mir etwas vornehme, hätte ich gerne, dass
es, so bald es ausgesprochen
ist, geschieht. Da kann es
schon sein, dass ich mein
Team mit vielen SMS und
Anrufen „buseriere“.
Und worin unterscheiden
Sie sich vom Noch-LH?
Es ist nicht wichtig, was
ich anders mache oder worin ich mich unterscheide,
sondern, dass wir im totalen
Umbruch leben. Und daher
braucht es andere Zugänge,
Antworten und Lösungen.
Das Wichtigste, das Sie
von Josef Pühringer für Ihre
Amtszeit mitnehmen?
Oberösterreichs zukünftiger VP-Landeshauptmann
Thomas Stelzer sprach mit Andi Schwantner („Krone“).
Immer geerdet bleiben und dass Politik nicht irgendwie ein Kunsthandwerk ist, das auf einer übergeordneten Ebene passiert,
sondern immer auf Du und
Du mit den Menschen sein.
STECKBRIEF
Name:
Thomas Stelzer
Wohnort:
Wolfern
Alter
49
Familie:
Ehefrau Bettina, Tochter Lena
(12) und Sohn Lukas (16)
Beruf:
LH-Stellvertreter
Sternzeichen:
Fisch
Hobby:
Skifahren, Lesen und Reisen
Lieblingsorte:
Linz, Wolfern, New York
Das mag ich:
Ehrlichkeit und Hausverstand
Das mag ich nicht:
Stillstand und Oberflächlichkeit
Meine Stärken:
Genauigkeit
Meine Schwäche
Ungeduld
Typisch ich
Blumen am Schreibtisch
Lebensmotto:
Geht nicht, gibt’s nicht