1: The Activity Of Sound - Offene Improvisation, im Herzen des musikalischen Geschehens. Konzepte, Ideen und Fragen zu aktueller Improvisierter Musik. Improvisation deutet als Begriff auf etwas nicht Vorhersehbares, Unbekanntes. In der Beschäftigung mit musikalischer Improvisation gilt es zunächst, den Kontext zu klären, in dem improvisiert wird. Die melodischen und rhythmischen Variationen bei der Interpretation von Jazz Standards folgen anderen Gesetzen als die improvisierten Soli eines Volksmusikers oder eines Rockgitarristen. Hier sind gründliche stilistische Kenntnisse gefragt, die es den MusikerInnen erlauben, die dem jeweiligen Stil zu Grunde liegenden melodischen und harmonischen Gesetze zu befolgen, sowie eine fundierte Instrumentaltechnik zur spontanen Umsetzung derselben. Wenn wir über „Offene Improvisation“ sprechen (ein Terminus der auf den kanadischen Geiger Malcom Goldstein zurückgeht und sich gegen den etwas schwammigen und wenig aussagekräftigen Ausdruck "freie Improvisation" abgrenzen will) sind neben den instrumentalen Fähigkeiten noch ganz andere Kompetenzen gefragt. Hier sind die MusikerInnen gleichzeitig Komponisten, Interpreten und Klangforscher, sie erfinden die Musik im Moment der Performance und folgen dabei musikalischen Gesetzten, deren (Weiter)Entwicklung Teil der Improvisation ist und die nicht standarisiert werden können. In der Praxis wirft das viele Fragen auf: • • • • • Auf welcher Grundlage treffen MusikerInnen in der Offenen Improvisation ästhetische Entscheidungen? Wie werden diese Entscheidungen im Ensemble kommuniziert? Wie kann eine völlige Belanglosigkeit in der Offenen Improvisation vermieden werden, wenn es keine Einschränkungen bei der Wahl des Klangmaterials, der Konstruktion musikalischer Form oder bei der Rolle der verschiedenen Instrumente (Solo/ Begleitung, Rhythmus, Melodie, Begleitung) gibt? Wie verhält sich die Offene Improvisation gegenüber konventionellen musikalischen Kategorien und Klischees? Wie kann man Improvisieren üben? Wie steht es um die Beziehung zwischen dem „persönlichen Ausdruck“ und der musikalischen Gestalt? Es liegt auf der Hand, dass es auf diese Fragen keine „richtigen“ Antworten gibt und dass die entsprechenden Auseinandersetzungen Teil des kreativen Prozesses sind, der mit dem Begriff Offene Improvisation beschrieben werden soll.
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