Der Protestantismus und die Päpste im 20. und 21 - H-Soz-Kult

Der Protestantismus und die Päpste im 20. und 21. Jahrhundert
Der Protestantismus und die Päpste im
20. und 21. Jahrhundert
Veranstalter: Silke Satjukow, Otto-vonGuericke-Universität Magdeburg; Reformationsgeschichtliche Sozietät der Martin-LutherUniversität Halle/Wittenberg; Historische
Kommission für Sachsen-Anhalt
Datum, Ort: 10.11.2016, Wittenberg
Bericht von: Verena Schneider, Graduiertenkolleg „Kulturelle Wirkungen der Reformation“, am Projekt Spurenlese - Die Wirkungen
der Reformation, Reformationsgeschichtliche
Sozietät
Die konfessionellen und die kulturellen, die
sozialpsychologischen und die politischen
„Wirkungen der Reformation“ erstrecken sich
über ein halbes Jahrtausend der Weltgeschichte – sie wurden und werden im 20. und im 21.
Jahrhundert nicht nur besonders augenfällig,
sondern sie entwickelten gerade während der
vergangenen sechs Jahrzehnte bemerkenswerte und folgenreiche Dynamiken. Gleichwohl muss auffallen, dass Beiträge zu diesen Problemhorizonten aus der zeitgeschichtlichen Forschung weitgehend fehlen. In der
Leucorea zu Wittenberg trafen sich erstmals
Zeithistoriker und Kommunikationswissenschaftler, Religionswissenschaftler und Theologen beider Konfessionen, um diesem Manko abzuhelfen: Es galt, die Relationen zwischen den Päpsten der Moderne und den Protestanten im interdisziplinären Diskurs aufzuklären und zu diskutieren.
In seinem Grußwort ordnete der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Leucorea ERNSTJOACHIM WASCHKE (Halle) die Konferenz
in den Rahmen des Forschungsprogrammes
„Kulturelle Wirkungen der Reformation“ ein.
Der Beauftragte des Rektorats der MartinLuther-Universität Halle-Wittenberg für das
Reformationsjubiläum 2017 und Mitglied des
wissenschaftlichen Beirats für das Reformationsjubiläum stellte die Gretchenfrage, ob
es heute noch einen Konfessionskampf gebe
und mahnte an, beim Reformationsgedenken
die Katholiken nicht zu vergessen. Den Referenten schrieb er ins Stammbuch, dass ihre Beiträge auch in 100 Jahren noch in einem Tagungsband nachzulesen sein würden –
im Gegensatz zu zahlreichen anderen Veran-
staltungen anlässlich des Reformationsjubiläums, die allesamt mit der Zeit in Vergessenheit geraten würden.
SILKE SATJUKOW (Magdeburg) bezog
sich in ihrem einführenden Statement auf eindrückliche aktuelle Gesten und Worte des Lobes seitens des Papstes gegenüber Protestanten - und umgekehrt. Zum Beispiel erwähnte
sie die erstmalige Teilnahme eines Papstes an
einem Reformationsgedenken, mithin die Reise von Papst Franziskus zum gemeinsamen
Gottesdienst mit Vertretern des Lutherischen
Weltbundes im schwedischen Lund am 31.
Oktober 2016. Vielen Protestanten scheint gerade Papst Franziskus ein „Bruder“ im Geiste zu sein. Satjukow führte aus, das heutige
Lob sei Frucht des beharrlichen Dialogs der
Konfessionen seit dem Zweiten Vatikanischen
Konzil. Die Frage nach den Beziehungen zwischen Protestanten und Papsttum sei zudem
Teil eines umfassenderen Phänomens. Spätestens seit Mitte des 20. Jahrhunderts erreichten die Päpste mit ihren Botschaften nicht
nur Katholiken, sondern auch Christen aller
Konfessionen, Anhänger anderer Religionen
sowie Konfessionslose in aller Welt. Mit der
Ausfaltung der modernen Massen- und Mediengesellschaften seien die Päpste selbst zu
Medien geworden. In ihren Botschaften, Gesten und ihrem Habitus spiegelten sich Ängste
und Hoffnungen ganzer Gesellschaften. Um
die Überkomplexität moderner Gesellschaften zu reduzieren, suchten Gläubige ebenso
wie dem Glauben Fernstehende die Ansprache des Papstes als einer globalen Vaterfigur.
Ziel der Tagung sei, eine Geschichte der Kommunikationen um die Päpste aus protestantischer Perspektive zu initiieren.
Der Religionswissenschaftler und Theologe BERTRAM SCHMITZ (Jena) begann seine Einführung in das Amt des Papstes aus
christlich-konfessioneller und religionswissenschaftlicher Perspektive mit dem Bezug
auf die Kuppel des Petersdoms in Rom. Darin
befindet sich das fundamentierende Zitat aus
dem Matthäus-Evangelium: „Du bist Petrus,
und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und Dir gebe ich die Schlüssel zum
Himmelreich.“ (Mt 16, 18) Hier, im Petersdom, lasse sich eine axis mundi erkennen, eine Mittelachse der Welt, ein Symbol der Ewigkeit und des Zentrums zu Gott. Mit Petrus
© H-Net, Clio-online, and the author, all rights reserved.
werde eine Person eingesetzt, die das Papsttum verkörpere. Seine vorgebliche Grablage
unter dem Altar, an dem der jeweilig amtierende Papst den katholischen Ritus vollzieht,
bilden zusammen mit der axis mundi in der
Kuppel des Petersdoms eine Trias, die den
Anspruch der Absolutheit und der Ewigkeit
unterstreicht. Dieser „Weltanspruch“ konnte
in der Frühen Neuzeit durch das Zeitalter
der Entdeckung und der Mission verwirklicht werden. Dieser ist bei allen gewachsenen und gestifteten Religionen in seiner Absolutheit einzigartig (vielleicht mit Ausnahme des Hohepriesters des jüdischen Tempels).
Besonders im Protestantismus wird eine solche Hierarchie der Ämter ebenso wie der Universalanspruch einer einzelnen Kirche oder
Person abgelehnt. Alle Gläubigen werden als
Priester verstanden. Die Trennung zwischen
Papst und Protestantismus begann mit dieser
Verwerfung. Bis heute findet eine gegenseitige Ausgrenzung beim Abendmahl statt. Abschließend nahm Schmitz nochmals auf den
Petersdom Bezug. Das Christusbild als ewiger Hohepriester - im Petersdom finde diese
Idee bis heute ein idealtypisches Zeugnis.
Die Funktion von Papst Pius XI. in der
anti-katholischen Rhetorik der Schwedischlutherischen Kirche stand im Zentrum von
CHARLOTTE PISSORS‘ (Mainz) Vortrag. Dafür analysierte die Kommunikationswissenschaftlerin und Historikerin die Zeitschrift
Svensk Kyrkotidning in der Zeit von 1923 bis
1939. Diese vom Allgemeinen Schwedischen
Priesterverein herausgegebene, 14-tägig und
landesweit erscheinende Zeitschrift, die sich
vor allem an Angestellte der Kirche wandte, stand der Kirchenleitung traditionell sehr
loyal gegenüber. Sie galt daher als offizielle Zeitung der Schwedisch-lutherischen Kirche und wird häufig zur Analyse gesamtkirchlicher Positionen herangezogen. Es gibt
in Schweden einen starken Zusammenhang
zwischen konfessioneller Kultur und Nationalidentität. Der Untersuchungszeitraum war
für die Bildung dieser Identität von großer Bedeutung und bildete zugleich eine Hochzeit
des Antikatholizismus. Die Schwedische Kirche grenzte sich von Nationalismus ab, definierte sich aber als Volkskirche. Der Gegenpol, gegen den man sich sammelte, war der
Papst im fernen Rom. Nach dem Ersten Welt-
krieg wurde der Katholizismus zunehmend
als Bedrohung empfunden. Thematisch ging
es in der anti-katholischen Berichterstattung
vor allem um die katholische Missionstätigkeit. Hauptkritikpunkt war das Machtstreben
der katholischen Kirche. Pissors Analyse ergab, dass Papst Pius XI weniger präsent war
als erwartet. Kritik wurde eher an dessen Vorgängern geübt. Ab 1938 gab es Lob an Pius XI.
für dessen Verhalten gegenüber dem Nationalsozialismus und Kommunismus. Dass er
insgesamt eine geringe Rolle spielte, liegt Pissors zufolge auch an der Konzentration auf
„schwedische“ Themen, sodass sich die Kritik
auf andere Personen vor Ort bezog.
Der Historiker DIRK SCHUSTER (Potsdam) befasste sich mit dem Bild von Papst
und Führer bei den Thüringer „Deutschen
Christen“ (DC). In dieser Gruppierung wurde
ein rassistisch motiviertes Religionsverständnis verfolgt, das sich gegen sämtliche, jüdischen Einflüsse richtete. Das deutsche Volk
verstanden die Thüringer DC als das auserwählte Volk Gottes. Hitler nahm in ihrem Denken die Rolle eines Gottesgesandten ein. Ihr Ziel war eine überkonfessionelle Nationalkirche, der sowohl Protestanten
als auch Katholiken angehören konnten, sofern sie „nicht-jüdischer“ Abstammung waren. „Deutsche“ Katholiken gehörten demnach zum auserwählten Gottes-Volk, während die Thüringer DC im Papsttum eine
Fortsetzung des Weltjudentums sahen. Schusters Auswertung der DC-Schriften ergab, dass
das Papsttum dort keine große Rolle spielte.
Wenn es erwähnt wurde, wurde es als eine
jüdische Idee dargestellt. Demnach etablierte
sich die Idee der jüdischen Priesterherrschaft
im Christentum in personam des Papstes. Die
geringe Thematisierung liegt Schuster zufolge zum einen am Reichskonkordat zwischen
dem „Dritten Reich“ und dem Heiligen Stuhl,
infolgedessen die DC das Papsttum nicht direkt angreifen konnten, ohne damit auch Hitlers Politik zu kritisieren. Zum anderen hätte zu viel antirömische Agitation dem Ziel
einer überkonfessionellen Nationalkirche im
Weg stehen können.
Der Historiker und Kommunikationswissenschaftler RAINER GRIES (Wien) thematisierte das Selbstbild von Papst Johannes
XXIII. als „Bruder“ und „Vater“ aller Chris-
© H-Net, Clio-online, and the author, all rights reserved.
Der Protestantismus und die Päpste im 20. und 21. Jahrhundert
ten, ja aller Menschen. Der zu Beginn seines
Pontifikats 1958 bereits 77-Jährige erwies sich
als ein Papst der Übergänge und Überschreitungen. Er war der erste Papst, dessen Botschaften auch bei evangelischen und orthodoxen Christen, bei Anders- und Nichtgläubigen Gehör fanden. Protestanten bezeichnete er als „unsere getrennten Brüder“. Johannes XXIII. wollte ein Mensch unter Menschen
sein. Für Zeitgenossen galt er als die Personifizierung der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils: Die Paradigmen der Bewegung, Begegnung, der Reform und des Dialogs, seine Demut, Bescheidenheit und Selbstironie machten ihn kompatibel mit protestantischen Gefühls- und Glaubenswelten. Johannes charismatisierte das Konzil, das mit seiner
Wendung zur Welt eine Selbstreflexion erforderlich machte. Er beendete die Erhöhung des
Papsttums ins Übermenschliche. Die Kirche
akzeptierte nun den Grundsatz der Pluralität.
Zeitgleich mit dem Pontifikat fand ein gesellschaftlicher Wandel statt, ein Aufbruch in eine neue Zeit. Mit Johannes XXIII. konnte man
den Dialog wagen. Seine Väterlichkeit machte
ihn zu einem Hort des Vertrauens. Da Johannes einen partnerschaftlichen Bruder-Vater repräsentierte, darf er als Inkarnation eines neuen und modernen Vatermodells gelten.
Die Bedeutung des Zweiten Vatikanischen
Konzils für das Selbstverständnis des Papsttums war das Thema von BERNWARD
SCHMIDTS (Aachen) Vortrag. Dabei verwies
der katholische Theologe zunächst auf das
Erste Vatikanische Konzil 1869/70, das in der
dogmatischen Konstitution pastor aeternus
die Position des Papstes in der Kirche stärkte.
Von Zeitgenossen wurde die Unfehlbarkeitsdefinition als Gegendogma zu den Grundsätzen der französischen Revolution verstanden. Unter den Nachfolgern von Pius IX.
dauerte die antimoderne Positionierung der
Päpste an. Das Zweite Vatikanische Konzil
(1962 bis 1965) brachte schließlich in der dogmatischen Konstitution lumen gentium zuerst einen Abschnitt über das Volk Gottes,
dann einen über die Hierarchie. Damit erhielt die Hierarchie eine dienende Funktion
für das Volk Gottes. Im Abschnitt zur Unfehlbarkeit werden inhaltlich die Aussagen des
Ersten Vatikanischen Konzils wiederholt, jedoch mit sprachlichen Variationen: So wird
der Papst als „Bischof von Rom“ tituliert, der
als „Haupt des Bischofskollegiums“ handelt.
Bezüglich des Papstamtes steht die Ekklesiologie in der Spannung von Primat und Kollegialität. Die Spitze der Hierarchie wurde mit
dem Papst als Vorsteher des Bischofskollegiums neu konzipiert, das Bischofsamt gestärkt.
Der Historiker GERULF HIRT (Jena) befasste sich in seinem Vortrag mit Paul VI. aus
britischen Augen. Zunächst erwähnte er das
legendäre Treffen von Papst Paul VI. mit Erzbischof Michael Ramsey, dem Oberhaupt der
Anglikanischen Gemeinschaft, am 23. März
1966 im Vatikan, das eine neue Ära der Ökumene ankündigte. Dafür, dass die ökumenischen Beziehungen damals auf eine neue Ebene gestellt wurden und man sich im Vereinigten Königreich intensiv mit dem Papst befasste, nennt Hirt zwei Gründe: Veränderungen in der römisch-katholischen Kirche sowie gesellschaftliche Transformationsprozesse in Großbritannien. Er erläuterte, dass das
Verhältnis der anglikanischen Gläubigen zum
Papst aufgrund der Geschichte und Struktur ihrer Staatskirche gespalten war. Vor diesem Hintergrund avancierte Paul VI. seit den
1960er-Jahren zu einem Politikum. In seinem
Habilitationsprojekt vollzieht Hirt die Kommunikationen von anglikanischen Gläubigen
mit und über Paul VI. nach. Dabei untersucht
er, welche Selbst- und Fremdbilder sich in
der Kommunikation der Anglikaner über den
Papst widerspiegeln. Hirt schloss mit der These, dass die Auseinandersetzung über Paul
VI. vielen Anglikanern Halt in einer dynamischen Zeit gesellschaftlicher Transformation
gab.
Der Historiker DAVID SCHMIEDEL
(Magdeburg) sprach über den Besuch von
Papst Johannes Paul II. bei der evangelischlutherischen Gemeinde in Rom am 11.
Dezember 1983. Dieser erste Besuch eines
Papstes in einer protestantischen Kirche
fiel in das Jahr des 500. Geburtstags Martin
Luthers. Die Einladung dazu wurde von
Mitgliedern des Kirchenvorstandes spontan
geäußert. Nach der Bestätigung kam es zu
einer Politisierung des zunächst für Januar
1983 angesetzten Termins. Seitens des Vatikans sollte der Besuch zu einem Zeichen
der Ökumene werden. Von protestantischer
Seite wollte man den Eindruck vermeiden,
© H-Net, Clio-online, and the author, all rights reserved.
dass der Papst das Lutherjahr eröffnete.
Daher wurde betont, dass weder die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) noch
die evangelisch-lutherische Kirche in Italien
(ELKI), zu der die Gemeinde gehörte, an der
Durchführung des Besuches beteiligt waren.
Seitens des Bundes der evangelischen Kirchen (BEK) in der DDR wurde keine eigene
Meinung zu dem Besuch vertreten. Was die
Medienrezeption anging, gab es in der DDR
kaum Berichterstattung darüber. Schmiedel
zufolge könnte dies daran liegen, dass 1983
auch der 100. Todestag von Karl Marx gefeiert
wurde. Um dennoch das Lutherjahr angehen
zu können, wurde der Reformator als frühbürgerlicher Revolutionär dargestellt, dessen
Abnabelung vom Papsttum einen Fortschritt
auf dem Weg zum Sozialismus bedeutete.
Für einen Diskurs über die Annäherung der
Konfessionen war kein Platz. Dies war in der
BRD anders, wo die Bedeutung des Besuches
durchaus erkannt wurde.
Die evangelische Theologin ULRIKE
TREUSCH (Gießen) befasste sich mit dem
deutschen Protestantismus und dem Papsttum zu Beginn des 21. Jahrhunderts unter
den Aspekten von medialem Interesse und
ökumenischer Zusammenarbeit. Den Untersuchungszeitraum bildeten die Pontifikate
von Benedikt XVI. (2005 bis 2013) und Franziskus (2013 bis heute). Bereits die Wahl
Joseph Ratzingers zum Papst stieß demnach
in der evangelischen Kirche und Theologie
auf großes Interesse und führte zu breiten
medialen Rezeptionen. Die Untersuchung
der Rezeption von Schriften Papst Benedikts
XVI. in der evangelisch-wissenschaftlichen
Theologie sowie von drei einschlägigen
protestantischen Zeitschriften (Zeitzeichen,
Chrismon, IdeaSpektrum), die sich an ein allgemeines Publikum wenden, führte Treusch
zur These, dass die patriarchale Autorität
des Papstes hier kaum thematisiert werde.
Vielmehr ringe der deutsche Protestantismus zu Beginn des 21. Jahrhunderts um
eine ökumenische Zusammenarbeit. Dabei
kann für einen Teil des (konservativen)
Protestantismus eine Annäherung an das
Papsttum festgestellt werden aufgrund einer
Übereinstimmung in Fragen der Ethik und
Frömmigkeit.
Der evangelische Theologe REINHARD
FRIELING (Bensheim) sprach über das Verhältnis von Protestantismus und Papsttum
in der Moderne. Zu Beginn erwähnte er die
1910 gegründete Bewegung für Glaube und
Kirchenverfassung. Seither habe es immer
wieder Vorstöße seitens des Papstes gegeben, zu den Protestanten zu sagen: „Was ihr
sucht, haben wir: die Einheit der Kirche.“
Erst nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil
und vielen Begegnungen räumten Vertreter
beider Konfessionen ein, dass eine gemeinsame Arbeitsgruppe gebraucht werde. Bis heute sind die Konfessionen uneins darin, wie
Kirche und Autorität strukturiert werden sollen. Frieling war Vorsitzender der ökumenischen Kommission, die 2001 die Charta Oecumenica verabschiedete. Die Charta wurde
von allen Kirchen in Deutschland unterzeichnet. Schwierigkeiten hatten jedoch die Orthodoxen. Ihnen zufolge wurde die Christenheit
mit der einen christlichen Kirche verwechselt. Frieling zufolge müssen in der ökumenischen Bewegung zwei Dialogmethoden unterschieden werden. Die „quantitative Methode“, wo es darum gehe, zu schauen, wie viel
der eigenen Wahrheit von der anderen Seite
anerkannt werde, führt ihm zufolge in eine
Sackgasse. Stattdessen solle die „qualitative
Methode“ zum Tragen kommen, wo es keine
Hierarchie der Wahrheiten gebe.
Die Päpste als Medien: Die Referenten der
Konferenz setzten mit diesem ebenso theologisch wie theoretisch wohl begründeten Zugang das Fundament zu einem fruchtbaren
und interdisziplinären Zugang zur Geschichte der Päpste und ihrer Publika im 20. und 21.
Jahrhundert.
Konferenzübersicht:
Bertram Schmitz (Jena): Einführung. Das Amt
des Papstes aus christlich konfessioneller und
aus religionswissenschaftlicher Perspektive
Charlotte Pissors (Mainz): Die Funktion von
Papst Pius XI. in der anti-katholischen Rhetorik der Schwedischlutherischen Kirche
Dirk Schuster (Potsdam): „Das Papsttum als
Verwirklichung jüdischer Priesterherrschaft.“
Das Bild von Papst und „Führer“ bei den Thüringer Deutschen Christen
Rainer Gries (Wien): Papst Johannes XXIII.
© H-Net, Clio-online, and the author, all rights reserved.
Der Protestantismus und die Päpste im 20. und 21. Jahrhundert
Der römische Papst als „Bruder“ und „Vater“
Bernward Schmidt (Aachen): Papsttum im
Umbruch? Zur Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils für das Papsttum
Gerulf Hirt (Jena): Paul VI. in britischen Augen: Gesellschaftswandel und Papsttum in
den 1960er- und 1970er-Jahren
David Schmiedel (Magdeburg): Der Bischof
von Rom predigt von der Kanzel. Über die
Auswirkungen des Besuches von Johannes
Paul II. bei der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Rom (1983) in Ost- und Westdeutschland
Ulrike Treusch (Gießen): Mediales Interesse und ökumenische Zusammenarbeit? Deutscher Protestantismus und Papsttum zu Beginn des 21. Jahrhunderts
Reinhard Frieling (Bensheim): Konklusion.
Zum Verhältnis zwischen Protestantismus
und Papsttum in der Moderne
Tagungsbericht Der Protestantismus und die
Päpste im 20. und 21. Jahrhundert. 10.11.2016,
Wittenberg, in: H-Soz-Kult 03.02.2017.
© H-Net, Clio-online, and the author, all rights reserved.