Ausgabe | 04 27. Januar 2017 powered by Wirtschaft EU hat Bedenken gegen Monsanto-Übernahme durch Bayer Der deutsche Chemiekonzern Bayer muss bei der geplanten Übernahme von Monsanto mit Widerstand aus Brüssel rechnen EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis befürchtet, dass Monsanto nach der Übernahme durch Bayer einen enormen Einfluss auf das Saatgut- und Pestizidgeschäft und auf die Bauern habe. In einem Gespräch mit dem Tagesspiegel kündigt er an, dass Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager sich das „sehr, sehr genau ansehen“ werde. Bayer setzt seinerseits offensichtlich auf einen guten Draht zum neuen US-Präsidenten Donald Trump, so die AFP. Ob das umstrittene Monsanto-Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat in der EU weiter eingesetzt werden darf, ist noch offen. Die Entscheidung will Andriukaitis von der Einschätzung der EU-Chemikalienagentur Echa abhängig machen. Diese soll bewerten, ob Glyphosat krebserregend ist oder nicht. „Die Frage ist: Wie wahrscheinlich ist es, dass Glyphosat Krebs erzeugen kann?“, so Andriukaitis im Tagesspiegel. „Kann man das Risiko managen oder nicht?“ Seine Aufgabe sei es, „eine Entscheidung auf Basis der Fakten zu fällen“. Bayer will die Übernahme von Monsanto Die Vorbehalte gegen Monsanto sind gewaltig. Immer wieder gehen Umweltschützer auf die Straßen. Quelle: Flickr/titouan russo/CC BY 2.0 bis zum Jahresende abschließen. Es stehen noch die Genehmigungen durch diverse Regulierungsbehörden aus – auch in den USA. Was das Verfahren dort angeht, äußerte sich Bayer-Vorstandsmitglied Liam Condon allerdings optimistisch. Er wies darauf hin, dass die Chefs von Bayer und Monsanto den neuen US-Präsidenten Trump noch vor dessen Amtsantritt getroffen und ihm versprochen hätten. Dies sei „ein produktives Gespräch“ gewesen. Die geplante Fusion hat große Kritik vor allem von Umweltschützern ausgelöst. Sie fürchten, dass das fusionierte Unternehmen zu viel Macht gegenüber Landwirten in aller Welt haben wird. Insbesondere gegenüber Monsanto gibt es ohnehin vielerorts Vorbehalte, weil das Unternehmen neben dem umstrittenen Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat auch gentechnisch veränderte Pflanzen herstellt. Wie Reuters berichtet, werben unterdessen sowohl Bayer als auch Monsanto in den USA mit dem Versprechen von Milliardeninvestitionen und neuen Jobs für ihre geplante Fusion. In den kommenden sechs Jahren sollten etwa 16 Milliarden Dollar in die Forschung und Entwicklung im Agrarbereich fließen, davon mindestens acht Milliarden Dollar in den USA, so die Unternehmen in einer gemeinsamen Mitteilung. Die Summe von acht Milliarden Dollar wurde zuerst vom Team des künftigen US-Präsidenten Donald Trump verbreitet. Die Konzerne, die bei der 66 Milliarden Dollar schweren Fusion auf das Wohlwollen der Aufsichtsbehörden angewiesen sind, kün- Analyse Durchschnittsalter der Deutschen legt deutlich zu Der Altersschnitt ist seit 1995 von 40,0 auf 44,2 Jahre gestiegen. Ältestes Bundesland ist Sachsen-Anhalt mit 47,4, jüngstes Hamburg mit 42,3 Jahren. Auf Kreisebene sind Dessau-Roßlau und das Altenburger Land am ältesten, Freiburg am jugendlichsten. Der Unterschied zwischen diesen Regionen beträgt fast zehn Jahre. Die steigende Lebenserwartung und niedrige Geburtenzahlen treiben das Durchschnittsalter in Deutschland immer weiter nach oben. Die Bevölkerung ist innerhalb von nur zwei Jahrzehnten um 4,2 Jahre gealtert und zählt inzwischen 44,2 Lenze. Das zeigt eine Auswertung der Initiative „7 Jahre länger“ auf Basis der finalen Bevölkerungsdaten des Statistischen Bundesamtes für 2015. Wegen der Zu- und Abwanderung der Menschen altern die Regionen unterschiedlich schnell. In Gebieten, die unter hoher Abwanderung leiden, sind die Bewohner eher überdurchschnittlich alt. Die älteste Bevölkerung aller Bundesländer hat Sachsen-Anhalt mit 47,4 Jahren; die jüngste mit 42,3 Jahren Hamburg.1995 lag die Differenz zwischen ältestem und jüngstem Bundesland nur bei 3,6 Jahren. Noch größer ist das Gefälle auf Kreisebene. In Dessau-Roßlau und im Altenburger Land liegt das Durchschnittsalter inzwischen bei 49,8 Jahren. Freiburg in Baden-Württemberg kommt als jüngster Kreis hingegen nur auf 40,2 Lenze – fast zehn Jahre weniger. Am bundesweit schnellsten gealtert ist die Bevölkerung seit 1995 in Suhl – um 10,5 Jahre. Mit durchschnittlich 49,4 Lenzen liegt die kreisfreie Stadt in Thüringen zugleich auf Platz 3 der bundesweit ältesten Regionen. Auf der anderen Seite gibt es auch ein paar Kreise, die sich seit 1995 verjüngt haben. Dazu zählt Frankfurt am Main, wo das Durchschnittsalter um 0,7 auf 40,8 Jahre gesunken ist. In Darmstadt und Trier sind die Einwohner heute ebenfalls etwas jünger als vor 20 Jahren. Im Vorjahr geriet die Alterung ins Stocken. Wegen der hohen Zuwanderung junger Menschen aus dem Ausland sank das Durchschnittsalter um 0,1 auf 44,2 Jahre. Es war der erste Rückgang seit der Wiedervereinigung. 1 powered by Ausgabe | 04/17 digten zudem die Schaffung von Tausenden High-Tech-Jobs in den USA an. Ein Sprecher Trumps bezifferte die Zahl auf 3000. Zudem erhalte Bayer alle 9000 Jobs in den USA. Donald Trump hatte sich in den vergangenen Wochen wiederholt damit gebrüstet, Konzerne zur Schaffung neuer Jobs in den USA bewegt zu haben. Bei der Ankündigung ihrer Fusionspläne im September hatten Bayer und Monsanto ihr gemeinsames jährliches Forschungs- und Entwicklungsbudget im Agrarbereich auf rund 2,5 Milliarden Euro beziffert. Über sechs Jahre gerechnet entspricht das in etwa den nun genannten 16 Milliarden Dollar. Bayer würde mit der Übernahme des Konzerns aus St. Louis der weltgrößte Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut mit einem Marktanteil von rund 28 Prozent. Die Aufsichtsbehörden in der EU und den USA müssen die Fusion aber noch genehmigen. In den USA liegt die Entscheidung 27. Januar 2017 beim Justizministerium und der Federal Trade Commission. Trump kann also nicht allein eine Genehmigung verhindern, mit der Nominierung seiner Kandidaten für die Chefposten beider Behörden aber die Richtung vorgeben. Er hatte angekündigt, dem Schutz der heimischen Wirtschaft und den dortigen Arbeitsplätzen Vorrang einzuräumen und Unternehmen bei einer Verlagerung von Jobs und Produktionsteilen ins Ausland mit finanziellen Nachteilen gedroht. Politik Erste Amtshandlung: Trump will „Obamacare“ abschaffen US-Präsident Donald Trump hat mit einem Dekret gegen die Gesundheitsreform „Obamacare“ seine Arbeit aufgenommen D onald Trump unterzeichnete noch am Tag seiner Amtseinführung eine Exekutivanordnung, um die „Lasten“ der Reform zu minimieren, berichtet die AFP. Sein Stabschef Reince Priebus sprach von einer Zwischenlösung, bis die Reform abgeschafft werde. Im Internetdienst Twitter veröffentlichten Priebus sowie Trumps Sprecher Sean Spicer und das offizielle Konto des US-Präsidenten Bilder von Trump, wie er im Büro des Weißen Hauses sitzt. Demnach unterschrieb er dort das Dekret gegen die Gesundheitsreform seines Vorgängers Barack Obama. Darin gab er allen staatlichen Stellen die Erlaubnis, „Obamacare“ nicht anzuwenden oder die Reform zu verzögern, sollte sie eine „finanzielle Belastung“ darstellen. Trump hatte die Gesundheitsreform in der Vergangenheit immer wieder kritisiert und angekündigt, sie abzuschaffen und durch ein neues System zu ersetzen. Die Republikaner, die nach Trumps Amtsantritt nun beide Parlamentskammern sowie das Weiße Haus kontrollieren, halten die Gesundheitsreform für zu teuer. Unter dem „Obamacare“-Projekt Affordable Care Act (ACA) wurde es Versicherungen verboten, Menschen mit Vorerkrankungen von einer Krankenversicherung auszuschließen. Junge Leute erhielten die Möglichkeit, bis zum Alter von 26 Jahren bei den Eltern mitversichert zu sein. Trump hat am 20. Januar in Washington das Zepter von Obama übernommen und war nach dem Ablegen seines Amtseids offiziell ins Weiße Haus eingezogen. Mit der Parole „Amerika zuerst“ startete US-Präsident Donald Trump weicht die Gesundheitsreform seines Vorgängers auf. Quelle: Flickr/Gage Skidmore/CC BY-SA 2.0 Trump in seine Amtszeit. In seiner Antrittsrede kündigte der 70-Jährige an, bei all seinen Entscheidungen, sei es zu Handel, Einwanderung oder Außenpolitik, stets die Interessen der USA voranzustellen. Umfrage Pflegereform hat Situation für Fachkräfte verschärft Höhere Arbeitsbelastung, weniger Fachkräfte. Die Pflegereform der Bundesregierung bringt die Pflegekräfte ans Limit D ie Ergebnisse der repräsentativen Umfrage „Altenpflege im Fokus“ zeigen deutlich, dass das zweite Pflegestärkungsgesetz (PSG II) und der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff die bereits angespannte Situation in der Altenpflege weiter verschärfen werden. Denn der Pflegeaufwand wird insgesamt steigen und der Pflegejob wird fordernder werden - aber die Fachkräfte für die Umsetzung fehlen weiterhin. Die Umfrage „Altenpflege im Fokus“ wurde von dem Fachverlag Vincentz Network Altenhilfe gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut cogitaris durchgeführt, um die Sicht der Pflegefachkräfte auf das Pflegestärkungsgesetz II, dessen Umsetzungsphase Anfang 2017 begonnen hat, zu erheben. Dafür wurden im Herbst 2016 727 Pflegekräfte in der stationären Langzeitpflege befragt. Das Resultat zeichnet ein düsteres Bild: Die Umfrageteilnehmer erwarten durch das PSG II steigende fachliche Anforderungen und noch höhere psychische wie auch körperliche Belastungen. Gleichzeitig gibt die überwiegende Mehrheit der Befragten an, dass es ihnen bereits jetzt unter den heutigen Rahmenbedingungen schwer fällt, gute Pflege zu gewährleisten. „Die Umfrage macht deutlich, wie sehr die Altenpflegerinnen und Altenpfleger bereits am Limit sind“, sagt Monika Gaier von Vincentz Network Altenhilfe. „Ohne 2 powered by Ausgabe | 04/17 wirksame Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel, ohne Absicherung der notwendigen Personalschlüssel, wird die Reform die Situation in der stationären Altenhilfe weiter verschärfen“, so Gaier weiter. Aus der Befragung geht hervor, wie sehr die Pflegefachkräfte bereits jetzt unter dem Fachkräftemangel und den durch das PSG II drohenden Mehrbelastungen leiden. Auf die Frage, welche Maßnahmen den Perso- Pflegekräfte können den Senioren schon jetzt kaum gerecht werden. Quelle: Flickr/Gabriela Pinto/CC BY 2.0 27. Januar 2017 nalmangel lindern könnten, antworten die Befragten mit eindeutigen Forderungen: Die Bezahlung muss erhöht werden, ein bundesweit einheitlicher Personalschlüssel auf Basis eines Personalbemessungsverfahrens muss geschaffen werden und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie muss ebenfalls verbessert werden. „Die Ergebnisse sind mehr als besorgniserregend“, so die Präsidentin des Deutschen Berufsverbands der Pflegeberufe (DBfK) Prof. Christel Bienstein. „Altenpflege im Fokus“ ist die zweite Umfrage von Vincentz Network Altenhilfe innerhalb von neun Monaten und baut auf dem ersten Deutschen Altenpflegebarometer auf. Ziel der Umfragen ist, die Sicht der professionellen Pflege auf die gegenwärtigen Herausforderungen in der Branche wiederzugeben. Das Altenpflegebarometer hatte im Juni 2016 gezeigt, dass 86 Prozent der Führungskräfte der stationären Altenpflegeeinrichtungen mit der Altenpflegepolitik der Bundesregierung unzufrieden sind. Immobilien Health Care: Trinkwasseranlagen müssen neuesten Stand haben Trinkwasseranlagen sind oft Krankheitsträger. In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sind sie sensible Hygienepunkte D ie Partner für Wasser e.V. (PfW) setzten sich für eine optimale Beschaffenheit von Trinkwasseranlagen in HealthCare-Einrichtungen ein. Denn gerade hier können sie zum entscheidenden Gesundheitsfaktor werden. In den kommenden fünf Jahren werden in Deutschland rund 430 Neubau-, sowie Ersatz- und Erweiterungsbauten im Bereich der Gesundheitseinrichtungen geplant und umgesetzt. Das ist eine große Zahl und jede einzelne Maßnahme erfordert ein besonderes Augenmerk auf die Trinkwasserhygiene. Trinkwasser ist nicht nur das wichtigste Lebensmittel, es ist auch Trägermedium für Krankheitserreger jeglicher Art. Es ist daher wichtig, dass mit großer Sorgfalt gearbeitet wird und Trinkwasseranlagen über den neuesten Stand der Technik verfügen und das aktuelle Wissen über Zirkulation, Aufbereitung sowie Abgabe widerspiegeln. Der PfW-Vorsitzende Joachim Stücke erklärt, dass die Vereinigung angetreten sei, im Health-Care-Sektor stärker für die Trinkwasserhygiene zu sensibilisieren. „Wir diskutieren derzeit sehr viel über Wohnraum, der bezahlbar sein muss. In den Ballungsgebieten sind Wohnungen ein immer knapperes Gut. Das ist definitiv ein Problem. Darüber hinaus dürfen wir aber auch nicht vergessen, dass im Bereich der stationären und ambulanten Pflege sowohl in Krankenhäusern als auch in professionellen Pflegeinrichtungen enorm investiert wird in den nächsten Jahren. Wir reden hier über ca. 16.000 Pflegeplätze. Das ist ein großes Volumen, dem wir Augenmerk schenken sollten“, sagt Stücke bei einer Fachgruppensitzung in Berlin. Bakterien und Keime im Trinkwasser sind in vielen Gebäuden ein großes Problem. Quelle: Flickr/spline splinson/CC BY 2.0 3 powered by Ausgabe | 04/17 27. Januar 2017 Pharma Pflanzliches Medikament: Zusammensetzung ist entscheidend Die Beurteilung von pflanzlichen Arzneimitteln ist eine Einzelentscheidung. Die Mixturen sind oft Firmengeheimnisse G Pflanzenextrakten. egen Atemwegser„Wi s s e n s c h a f t l i c h krankungen wie überprüfte PhytopharErkältung, Nasennebenh ö h l e n - E n t z ü n du n g , maka müssen den gleiHalsschmerzen oder Huschen schulmedizinischen ten gibt es diverse pflanzAnsprüchen genügen wie liche Medikamente. Die synthetische Arzneimittel“, verschiedenen Präparate sagte Fürst. Bei der Beursind aber nur selten mitteilung eines pflanzlichen einander vergleichbar. Medikaments hilft auch „Wenn auf der Packung der Blick auf die Packung. nur ‚enthält EfeublätSteht dort „traditionelles ter‘ steht, heißt das gar Arzneimittel“, wurde die nichts“, sagt Prof. Dr. RoWirksamkeit nicht in klinibert Fürst beim pharmaschen Studien untersucht. con, einem internationaFürst: „Das bedeutet nicht len Fortbildungskongress automatisch, dass das Meder Bundesapothekerdikament nicht wirksam kammer. ist. Die Wirksamkeit wurde Efeu hilft bei der Behandlung von Atemwegserkrankungen. aber nicht in klinischen „Über die Qualität Quelle: Flickr/Suzanne Schroeter/CC BY-SA 2.0 Studien nachgewiesen.“ eines pflanzlichen MediGegen Erkältungskaments entscheidet, aus welchem Pflanzenteil und vor allem wie der mazeutischer Sicht nicht“, so der Apotheker. krankheiten sind auch Tees aus getrockneten verwendete Extrakt hergestellt wurde. Das ist Patienten sollten sich bei der Auswahl Heilpflanzen beliebt. „Viel trinken tut bei oft ein Firmengeheimnis. Die Wirksamkeit eines pflanzlichen Medikaments in der Erkältung gut. Aber eine nachvollziehbare pflanzlicher Arzneimittel kann deshalb nach Apotheke beraten lassen. Wissenschaftlich medizinische Wirkung darf man von Erwissenschaftlichen Kriterien immer nur für gesichert ist die Wirksamkeit einzelner kältungstees nicht erwarten. Sie enthalten ein einzelnes Präparat beurteilt werden. Extrakte zum Beispiel aus Efeu, Thymian, nur geringe Mengen an Wirkstoffen, und Wirkstoffgleiche Nachahmerprodukte im Primel, Pelargonie, Purpursonnenhut und außerdem schwankt der Gehalt von Tasse Sinne von ‚Phyto-Generika‘ gibt es aus phar- Kombinationen aus verschiedenen anderen zu Tasse“, sagt der Fachmann. Finanzen Cannabis-Therapie: Kostenübernahme durch Kassen gesichert Der Bundestag hat beschlossen, dass Krankenkassen Cannabis für Schwerkranke als Schmerzmittel bezahlen müssen D ie Deutsche Schmerzliga e. V. (DSL) und die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V. (DGS) begrüßen die einstimmige Verabschiedung des Gesetzes zum Einsatz von Cannabis als Medizin im Deutschen Bundestag. Danach können künftig schwerkranke Patienten zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung mit Cannabis-Arzneimitteln versorgt werden. Mit dem nun vorliegenden Gesetz wird nicht nur eine Vereinfachung der Verordnung von Cannabis als Medizin möglich, sondern in vielen Fällen insbesondere auch die Kostenübernahme durch die Krankenkassen gesichert. So dürfen Krankenkassen die Erstattung der mit der Verordnung von Cannabis-haltigen Arzneien verbundenen Kosten nur in begründeten Ausnahmefällen verweigern und werden gleichzeitig verpflichtet, die Entscheidung über die Kostenübernahme binnen fünf Wochen (bei Patienten im Rahmen der SAPV binnen drei Tagen) ab Antragstellung zu treffen. „Hiermit fällt voraussichtlich ab März 2017 für viele Menschen mit chronischen therapieschwierigen Schmerzen die entscheidende Hürde für den medizinischen Einsatz von Cannabis-haltigen Arzneien und wir dürfen hoffen, dass mit dieser fraktionsübergreifend getroffenen Entscheidung des Deutschen Bundestages sowohl das frustrierende Warten auf einen Entscheid über die Kostenübernahme als auch die hohe Zahl an ablehnenden Bescheiden endlich ein Ende hat“, fasst PD Dr. Michael A. Überall, Präsident der Deutschen Schmerzliga e.V. (DSL) und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS), seine Erwartungen bzgl. der positiven Auswirkungen dieses Gesetzes zusammen. „Erfreulich ist auch“, so Überall weiter, 4 powered by Ausgabe | 04/17 Der Weg für eine Cannabis-Therapie Schwerstkranker ist geebnet. „dass die im Rahmen der Anhörungen im Gesundheitsausschuss sowie in zahlreichen schriftlichen Stellungnahmen seitens Patienten- und Ärzteorganisationen formulierten Änderungsempfehlungen von den Fraktionen der Regierungskoalition aufgenommen und in dem nun verabschiedeten Gesetzestext zum größten Teil auch wirklich umgesetzt wurden. Diese positive Erfahrung und der konstruktive Dialog lässt hoffen, dass wir auch bezüglich anderer Anliegen chronisch schmerzkranker Menschen mit den verantwortlichen Gesundheitspolitikern ins Gespräch kommen und gemeinsam patientenorientierte Lösungen entwickeln können.“ Der Gesetzesnovelle zufolge bleibt der Eigenanbau von Cannabis in Deutschland aber weiterhin verboten, so die AFP. Mit der Neuregelung wird es schwer erkrankten Patienten unter bestimmten Voraussetzungen ermöglicht, getrocknete Cannabisblüten und Cannabisextrakte auf ärztliche Verschreibung in Apotheken zu erhalten. In Ausnahmefällen sollen Patienten auch Anspruch auf im Ausland zugelassene Fertigarzneimittel mit den Wirkstoffen Dronabinol und Nabilon erhalten. Geplant ist ein staatlich kontrollierter Anbau in Deutschland durch eine Cannabisagentur. Bis dieses gewährleistet ist, soll die Versorgung mit Medizinalhanf durch Importe gewährleistet werden. Selbst anbauen dürfen Patienten Cannabis weiterhin nicht. Der Gesetzgeber begründet dies mit der „Gefahr von mangelnden Qualitäts- und Sicherheitskontrollmöglichkeiten“. Eine Begleitstudie soll weitere Erkennt- 27. Januar 2017 Quelle: Flickr/Martijn/CC BY-SA 2.0 nisse über die Wirkung von Cannabis gewinnen. Dazu übermitteln die Ärzte künftig Daten etwa zu Diagnose, Therapie, Dosis und Nebenwirkungen anonymisiert an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Cannabis wird in der Medizin bei verschiedenen Krankheiten eingesetzt, zum Beispiel gegen Übelkeit und zur Appetitsteigerung bei Krebs- und Aidspatienten, bei Rheuma sowie bei spastischen Schmerzen bei Multipler Sklerose. Einigen Substanzen wird etwa eine krampflösende und schmerzlindernde Wirkung zugeschrieben. Bislang war dies mit hohen Kosten für die Patienten verbunden. Die Erlaubnis zum Erwerb von Cannabisprodukten gab es nur selten, die Krankenkassen zahlten bislang nur in Einzelfällen. Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Redaktion: Anika Schwalbe, Gloria Veeser, Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright: Blogform Social Media GmbH, Kurfürstendamm 206, D-10719 Berlin. 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