pdf-ausgabe-2017-4 - Deutsche Gesundheits Nachrichten

Ausgabe | 04
27. Januar 2017
powered by
Wirtschaft
EU hat Bedenken gegen Monsanto-Übernahme durch Bayer
Der deutsche Chemiekonzern Bayer muss bei der geplanten Übernahme von Monsanto mit Widerstand aus Brüssel rechnen
EU-Gesundheitskommissar Vytenis
Andriukaitis befürchtet, dass Monsanto
nach der Übernahme durch Bayer einen
enormen Einfluss auf das Saatgut- und
Pestizidgeschäft und auf die Bauern habe.
In einem Gespräch mit dem Tagesspiegel
kündigt er an, dass Wettbewerbskommissarin
Margrethe Vestager sich das „sehr, sehr genau
ansehen“ werde. Bayer setzt seinerseits offensichtlich auf einen guten Draht zum neuen
US-Präsidenten Donald Trump, so die AFP.
Ob das umstrittene Monsanto-Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat in der EU
weiter eingesetzt werden darf, ist noch offen.
Die Entscheidung will Andriukaitis von der
Einschätzung der EU-Chemikalienagentur
Echa abhängig machen. Diese soll bewerten,
ob Glyphosat krebserregend ist oder nicht.
„Die Frage ist: Wie wahrscheinlich ist
es, dass Glyphosat Krebs erzeugen kann?“,
so Andriukaitis im Tagesspiegel. „Kann man
das Risiko managen oder nicht?“ Seine Aufgabe sei es, „eine Entscheidung auf Basis der
Fakten zu fällen“.
Bayer will die Übernahme von Monsanto
Die Vorbehalte gegen Monsanto sind gewaltig.
Immer wieder gehen Umweltschützer auf die
Straßen.
Quelle: Flickr/titouan russo/CC BY 2.0
bis zum Jahresende abschließen. Es stehen
noch die Genehmigungen durch diverse
Regulierungsbehörden aus – auch in den
USA. Was das Verfahren dort angeht, äußerte
sich Bayer-Vorstandsmitglied Liam Condon
allerdings optimistisch. Er wies darauf hin,
dass die Chefs von Bayer und Monsanto
den neuen US-Präsidenten Trump noch
vor dessen Amtsantritt getroffen und ihm
versprochen hätten. Dies sei „ein produktives
Gespräch“ gewesen.
Die geplante Fusion hat große Kritik vor
allem von Umweltschützern ausgelöst. Sie
fürchten, dass das fusionierte Unternehmen
zu viel Macht gegenüber Landwirten in aller
Welt haben wird. Insbesondere gegenüber
Monsanto gibt es ohnehin vielerorts Vorbehalte, weil das Unternehmen neben dem
umstrittenen Unkrautvernichtungsmittel
Glyphosat auch gentechnisch veränderte
Pflanzen herstellt.
Wie Reuters berichtet, werben unterdessen sowohl Bayer als auch Monsanto in
den USA mit dem Versprechen von Milliardeninvestitionen und neuen Jobs für ihre
geplante Fusion. In den kommenden sechs
Jahren sollten etwa 16 Milliarden Dollar in die
Forschung und Entwicklung im Agrarbereich
fließen, davon mindestens acht Milliarden
Dollar in den USA, so die Unternehmen in
einer gemeinsamen Mitteilung. Die Summe
von acht Milliarden Dollar wurde zuerst vom
Team des künftigen US-Präsidenten Donald
Trump verbreitet.
Die Konzerne, die bei der 66 Milliarden
Dollar schweren Fusion auf das Wohlwollen
der Aufsichtsbehörden angewiesen sind, kün-
Analyse
Durchschnittsalter der Deutschen legt deutlich zu
Der Altersschnitt ist seit 1995 von
40,0 auf 44,2 Jahre gestiegen. Ältestes
Bundesland ist Sachsen-Anhalt mit 47,4,
jüngstes Hamburg mit 42,3 Jahren. Auf
Kreisebene sind Dessau-Roßlau und das
Altenburger Land am ältesten, Freiburg am
jugendlichsten. Der Unterschied zwischen
diesen Regionen beträgt fast zehn Jahre.
Die steigende Lebenserwartung und
niedrige Geburtenzahlen treiben das
Durchschnittsalter in Deutschland immer weiter nach oben. Die Bevölkerung
ist innerhalb von nur zwei Jahrzehnten
um 4,2 Jahre gealtert und zählt inzwischen
44,2 Lenze. Das zeigt eine Auswertung der
Initiative „7 Jahre länger“ auf Basis der finalen Bevölkerungsdaten des Statistischen
Bundesamtes für 2015.
Wegen der Zu- und Abwanderung
der Menschen altern die Regionen unterschiedlich schnell. In Gebieten, die unter
hoher Abwanderung leiden, sind die Bewohner eher überdurchschnittlich alt. Die
älteste Bevölkerung aller Bundesländer
hat Sachsen-Anhalt mit 47,4 Jahren; die
jüngste mit 42,3 Jahren Hamburg.1995
lag die Differenz zwischen ältestem und
jüngstem Bundesland nur bei 3,6 Jahren.
Noch größer ist das Gefälle auf Kreisebene. In Dessau-Roßlau und im Altenburger Land liegt das Durchschnittsalter
inzwischen bei 49,8 Jahren. Freiburg in
Baden-Württemberg kommt als jüngster
Kreis hingegen nur auf 40,2 Lenze – fast
zehn Jahre weniger.
Am bundesweit schnellsten gealtert
ist die Bevölkerung seit 1995 in Suhl – um
10,5 Jahre. Mit durchschnittlich 49,4 Lenzen liegt die kreisfreie Stadt in Thüringen zugleich auf Platz 3 der bundesweit
ältesten Regionen. Auf der anderen Seite
gibt es auch ein paar Kreise, die sich seit
1995 verjüngt haben. Dazu zählt Frankfurt am Main, wo das Durchschnittsalter
um 0,7 auf 40,8 Jahre gesunken ist. In
Darmstadt und Trier sind die Einwohner
heute ebenfalls etwas jünger als vor 20
Jahren.
Im Vorjahr geriet die Alterung ins
Stocken. Wegen der hohen Zuwanderung
junger Menschen aus dem Ausland sank
das Durchschnittsalter um 0,1 auf 44,2
Jahre. Es war der erste Rückgang seit der
Wiedervereinigung.
1
powered by
Ausgabe | 04/17
digten zudem die Schaffung von Tausenden
High-Tech-Jobs in den USA an. Ein Sprecher
Trumps bezifferte die Zahl auf 3000. Zudem
erhalte Bayer alle 9000 Jobs in den USA.
Donald Trump hatte sich in den vergangenen Wochen wiederholt damit gebrüstet,
Konzerne zur Schaffung neuer Jobs in den
USA bewegt zu haben. Bei der Ankündigung
ihrer Fusionspläne im September hatten
Bayer und Monsanto ihr gemeinsames jährliches Forschungs- und Entwicklungsbudget
im Agrarbereich auf rund 2,5 Milliarden
Euro beziffert. Über sechs Jahre gerechnet
entspricht das in etwa den nun genannten
16 Milliarden Dollar.
Bayer würde mit der Übernahme des
Konzerns aus St. Louis der weltgrößte Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut
mit einem Marktanteil von rund 28 Prozent.
Die Aufsichtsbehörden in der EU und den
USA müssen die Fusion aber noch genehmigen. In den USA liegt die Entscheidung
27. Januar 2017
beim Justizministerium und der Federal
Trade Commission. Trump kann also nicht
allein eine Genehmigung verhindern, mit der
Nominierung seiner Kandidaten für die Chefposten beider Behörden aber die Richtung
vorgeben. Er hatte angekündigt, dem Schutz
der heimischen Wirtschaft und den dortigen
Arbeitsplätzen Vorrang einzuräumen und
Unternehmen bei einer Verlagerung von
Jobs und Produktionsteilen ins Ausland mit
finanziellen Nachteilen gedroht.
Politik
Erste Amtshandlung: Trump will „Obamacare“ abschaffen
US-Präsident Donald Trump hat mit einem Dekret gegen die Gesundheitsreform „Obamacare“ seine Arbeit aufgenommen
D
onald Trump unterzeichnete noch
am Tag seiner Amtseinführung
eine Exekutivanordnung, um die „Lasten“ der Reform zu minimieren, berichtet die AFP. Sein Stabschef Reince Priebus sprach von einer Zwischenlösung,
bis die Reform abgeschafft werde.
Im Internetdienst Twitter veröffentlichten Priebus sowie Trumps Sprecher
Sean Spicer und das offizielle Konto des
US-Präsidenten Bilder von Trump, wie
er im Büro des Weißen Hauses sitzt.
Demnach unterschrieb er dort das Dekret gegen die Gesundheitsreform seines
Vorgängers Barack Obama. Darin gab er
allen staatlichen Stellen die Erlaubnis,
„Obamacare“ nicht anzuwenden oder
die Reform zu verzögern, sollte sie eine
„finanzielle Belastung“ darstellen.
Trump hatte die Gesundheitsreform
in der Vergangenheit immer wieder kritisiert und angekündigt, sie abzuschaffen
und durch ein neues System zu ersetzen.
Die Republikaner, die nach Trumps Amtsantritt nun beide Parlamentskammern
sowie das Weiße Haus kontrollieren, halten die Gesundheitsreform für zu teuer.
Unter dem „Obamacare“-Projekt
Affordable Care Act (ACA) wurde es Versicherungen verboten, Menschen mit
Vorerkrankungen von einer Krankenversicherung auszuschließen. Junge Leute erhielten die Möglichkeit, bis zum Alter von
26 Jahren bei den Eltern mitversichert zu
sein.
Trump hat am 20. Januar in Washington das Zepter von Obama übernommen
und war nach dem Ablegen seines Amtseids offiziell ins Weiße Haus eingezogen.
Mit der Parole „Amerika zuerst“ startete
US-Präsident Donald Trump weicht die Gesundheitsreform seines Vorgängers auf.
Quelle: Flickr/Gage Skidmore/CC BY-SA 2.0
Trump in seine Amtszeit. In seiner Antrittsrede kündigte der 70-Jährige an,
bei all seinen Entscheidungen, sei es zu
Handel, Einwanderung oder Außenpolitik,
stets die Interessen der USA voranzustellen.
Umfrage
Pflegereform hat Situation für Fachkräfte verschärft
Höhere Arbeitsbelastung, weniger Fachkräfte. Die Pflegereform der Bundesregierung bringt die Pflegekräfte ans Limit
D
ie Ergebnisse der repräsentativen
Umfrage „Altenpflege im Fokus“
zeigen deutlich, dass das zweite Pflegestärkungsgesetz (PSG II) und der neue
Pflegebedürftigkeitsbegriff die bereits
angespannte Situation in der Altenpflege weiter verschärfen werden. Denn der
Pflegeaufwand wird insgesamt steigen
und der Pflegejob wird fordernder werden
- aber die Fachkräfte für die Umsetzung
fehlen weiterhin.
Die Umfrage „Altenpflege im Fokus“
wurde von dem Fachverlag Vincentz Network Altenhilfe gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut cogitaris durchgeführt,
um die Sicht der Pflegefachkräfte auf das
Pflegestärkungsgesetz II, dessen Umsetzungsphase Anfang 2017 begonnen hat, zu
erheben. Dafür wurden im Herbst 2016 727
Pflegekräfte in der stationären Langzeitpflege befragt. Das Resultat zeichnet ein düsteres
Bild: Die Umfrageteilnehmer erwarten durch
das PSG II steigende fachliche Anforderungen und noch höhere psychische wie auch
körperliche Belastungen. Gleichzeitig gibt
die überwiegende Mehrheit der Befragten
an, dass es ihnen bereits jetzt unter den
heutigen Rahmenbedingungen schwer fällt,
gute Pflege zu gewährleisten.
„Die Umfrage macht deutlich, wie sehr
die Altenpflegerinnen und Altenpfleger
bereits am Limit sind“, sagt Monika Gaier
von Vincentz Network Altenhilfe. „Ohne
2
powered by
Ausgabe | 04/17
wirksame Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel, ohne Absicherung der notwendigen Personalschlüssel, wird die Reform
die Situation in der stationären Altenhilfe
weiter verschärfen“, so Gaier weiter.
Aus der Befragung geht hervor, wie sehr
die Pflegefachkräfte bereits jetzt unter dem
Fachkräftemangel und den durch das PSG
II drohenden Mehrbelastungen leiden. Auf
die Frage, welche Maßnahmen den Perso-
Pflegekräfte können den Senioren schon jetzt kaum gerecht werden.
Quelle: Flickr/Gabriela Pinto/CC BY 2.0
27. Januar 2017
nalmangel lindern könnten, antworten die
Befragten mit eindeutigen Forderungen:
Die Bezahlung muss erhöht werden, ein
bundesweit einheitlicher Personalschlüssel
auf Basis eines Personalbemessungsverfahrens muss geschaffen werden und die
Vereinbarkeit von Beruf und Familie muss
ebenfalls verbessert werden.
„Die Ergebnisse sind mehr als besorgniserregend“, so die Präsidentin des Deutschen Berufsverbands der Pflegeberufe
(DBfK) Prof. Christel Bienstein.
„Altenpflege im Fokus“ ist die zweite
Umfrage von Vincentz Network Altenhilfe
innerhalb von neun Monaten und baut
auf dem ersten Deutschen Altenpflegebarometer auf. Ziel der Umfragen ist, die
Sicht der professionellen Pflege auf die
gegenwärtigen Herausforderungen in der
Branche wiederzugeben. Das Altenpflegebarometer hatte im Juni 2016 gezeigt,
dass 86 Prozent der Führungskräfte der
stationären Altenpflegeeinrichtungen mit
der Altenpflegepolitik der Bundesregierung
unzufrieden sind.
Immobilien
Health Care: Trinkwasseranlagen müssen neuesten Stand haben
Trinkwasseranlagen sind oft Krankheitsträger. In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sind sie sensible Hygienepunkte
D
ie Partner für Wasser e.V. (PfW) setzten sich für eine optimale Beschaffenheit von Trinkwasseranlagen in HealthCare-Einrichtungen ein. Denn gerade hier
können sie zum entscheidenden Gesundheitsfaktor werden.
In den kommenden fünf Jahren werden
in Deutschland rund 430 Neubau-, sowie
Ersatz- und Erweiterungsbauten im Bereich
der Gesundheitseinrichtungen geplant
und umgesetzt. Das ist eine große Zahl
und jede einzelne Maßnahme erfordert
ein besonderes Augenmerk auf die Trinkwasserhygiene.
Trinkwasser ist nicht nur das wichtigste
Lebensmittel, es ist auch Trägermedium
für Krankheitserreger jeglicher Art. Es ist
daher wichtig, dass mit großer Sorgfalt gearbeitet wird und Trinkwasseranlagen über
den neuesten Stand der Technik verfügen
und das aktuelle Wissen über Zirkulation,
Aufbereitung sowie Abgabe widerspiegeln.
Der PfW-Vorsitzende Joachim Stücke
erklärt, dass die Vereinigung angetreten
sei, im Health-Care-Sektor stärker für die
Trinkwasserhygiene zu sensibilisieren.
„Wir diskutieren derzeit sehr viel über
Wohnraum, der bezahlbar sein muss. In
den Ballungsgebieten sind Wohnungen ein
immer knapperes Gut. Das ist definitiv ein
Problem. Darüber hinaus dürfen wir aber
auch nicht vergessen, dass im Bereich der
stationären und ambulanten Pflege sowohl
in Krankenhäusern als auch in professionellen Pflegeinrichtungen enorm investiert
wird in den nächsten Jahren. Wir reden
hier über ca. 16.000 Pflegeplätze. Das ist
ein großes Volumen, dem wir Augenmerk
schenken sollten“, sagt Stücke bei einer
Fachgruppensitzung in Berlin.
Bakterien und Keime im Trinkwasser sind in vielen Gebäuden ein großes Problem.
Quelle: Flickr/spline splinson/CC BY 2.0
3
powered by
Ausgabe | 04/17
27. Januar 2017
Pharma
Pflanzliches Medikament: Zusammensetzung ist entscheidend
Die Beurteilung von pflanzlichen Arzneimitteln ist eine Einzelentscheidung. Die Mixturen sind oft Firmengeheimnisse
G
Pflanzenextrakten.
egen Atemwegser„Wi s s e n s c h a f t l i c h
krankungen
wie
überprüfte PhytopharErkältung, Nasennebenh ö h l e n - E n t z ü n du n g ,
maka müssen den gleiHalsschmerzen oder Huschen schulmedizinischen
ten gibt es diverse pflanzAnsprüchen genügen wie
liche Medikamente. Die
synthetische Arzneimittel“,
verschiedenen Präparate
sagte Fürst. Bei der Beursind aber nur selten mitteilung eines pflanzlichen
einander
vergleichbar.
Medikaments hilft auch
„Wenn auf der Packung
der Blick auf die Packung.
nur ‚enthält EfeublätSteht dort „traditionelles
ter‘ steht, heißt das gar
Arzneimittel“, wurde die
nichts“, sagt Prof. Dr. RoWirksamkeit nicht in klinibert Fürst beim pharmaschen Studien untersucht.
con, einem internationaFürst: „Das bedeutet nicht
len Fortbildungskongress
automatisch, dass das Meder
Bundesapothekerdikament nicht wirksam
kammer.
ist. Die Wirksamkeit wurde
Efeu hilft bei der Behandlung von Atemwegserkrankungen.
aber nicht in klinischen
„Über die Qualität
Quelle: Flickr/Suzanne Schroeter/CC BY-SA 2.0
Studien nachgewiesen.“
eines pflanzlichen MediGegen Erkältungskaments entscheidet, aus
welchem Pflanzenteil und vor allem wie der mazeutischer Sicht nicht“, so der Apotheker. krankheiten sind auch Tees aus getrockneten
verwendete Extrakt hergestellt wurde. Das ist
Patienten sollten sich bei der Auswahl Heilpflanzen beliebt. „Viel trinken tut bei
oft ein Firmengeheimnis. Die Wirksamkeit eines pflanzlichen Medikaments in der Erkältung gut. Aber eine nachvollziehbare
pflanzlicher Arzneimittel kann deshalb nach Apotheke beraten lassen. Wissenschaftlich medizinische Wirkung darf man von Erwissenschaftlichen Kriterien immer nur für gesichert ist die Wirksamkeit einzelner kältungstees nicht erwarten. Sie enthalten
ein einzelnes Präparat beurteilt werden. Extrakte zum Beispiel aus Efeu, Thymian, nur geringe Mengen an Wirkstoffen, und
Wirkstoffgleiche Nachahmerprodukte im Primel, Pelargonie, Purpursonnenhut und außerdem schwankt der Gehalt von Tasse
Sinne von ‚Phyto-Generika‘ gibt es aus phar- Kombinationen aus verschiedenen anderen zu Tasse“, sagt der Fachmann.
Finanzen
Cannabis-Therapie: Kostenübernahme durch Kassen gesichert
Der Bundestag hat beschlossen, dass Krankenkassen Cannabis für Schwerkranke als Schmerzmittel bezahlen müssen
D
ie Deutsche Schmerzliga e. V. (DSL)
und die Deutsche Gesellschaft für
Schmerzmedizin e. V. (DGS) begrüßen die
einstimmige Verabschiedung des Gesetzes zum Einsatz von Cannabis als Medizin
im Deutschen Bundestag. Danach können
künftig schwerkranke Patienten zu Lasten
der Gesetzlichen Krankenversicherung
mit Cannabis-Arzneimitteln versorgt werden.
Mit dem nun vorliegenden Gesetz wird
nicht nur eine Vereinfachung der Verordnung von Cannabis als Medizin möglich,
sondern in vielen Fällen insbesondere auch
die Kostenübernahme durch die Krankenkassen gesichert. So dürfen Krankenkassen
die Erstattung der mit der Verordnung von
Cannabis-haltigen Arzneien verbundenen
Kosten nur in begründeten Ausnahmefällen verweigern und werden gleichzeitig
verpflichtet, die Entscheidung über die
Kostenübernahme binnen fünf Wochen
(bei Patienten im Rahmen der SAPV binnen
drei Tagen) ab Antragstellung zu treffen.
„Hiermit fällt voraussichtlich ab März
2017 für viele Menschen mit chronischen
therapieschwierigen Schmerzen die entscheidende Hürde für den medizinischen
Einsatz von Cannabis-haltigen Arzneien und
wir dürfen hoffen, dass mit dieser fraktionsübergreifend getroffenen Entscheidung des
Deutschen Bundestages sowohl das frustrierende Warten auf einen Entscheid über die
Kostenübernahme als auch die hohe Zahl
an ablehnenden Bescheiden endlich ein
Ende hat“, fasst PD Dr. Michael A. Überall,
Präsident der Deutschen Schmerzliga e.V.
(DSL) und Vizepräsident der Deutschen
Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS),
seine Erwartungen bzgl. der positiven Auswirkungen dieses Gesetzes zusammen.
„Erfreulich ist auch“, so Überall weiter,
4
powered by
Ausgabe | 04/17
Der Weg für eine Cannabis-Therapie Schwerstkranker ist geebnet.
„dass die im Rahmen der Anhörungen im
Gesundheitsausschuss sowie in zahlreichen
schriftlichen Stellungnahmen seitens Patienten- und Ärzteorganisationen formulierten Änderungsempfehlungen von den
Fraktionen der Regierungskoalition aufgenommen und in dem nun verabschiedeten
Gesetzestext zum größten Teil auch wirklich
umgesetzt wurden. Diese positive Erfahrung
und der konstruktive Dialog lässt hoffen,
dass wir auch bezüglich anderer Anliegen
chronisch schmerzkranker Menschen mit
den verantwortlichen Gesundheitspolitikern ins Gespräch kommen und gemeinsam
patientenorientierte Lösungen entwickeln
können.“
Der Gesetzesnovelle zufolge bleibt der
Eigenanbau von Cannabis in Deutschland
aber weiterhin verboten, so die AFP. Mit der
Neuregelung wird es schwer erkrankten
Patienten unter bestimmten Voraussetzungen ermöglicht, getrocknete Cannabisblüten und Cannabisextrakte auf ärztliche
Verschreibung in Apotheken zu erhalten.
In Ausnahmefällen sollen Patienten auch
Anspruch auf im Ausland zugelassene
Fertigarzneimittel mit den Wirkstoffen
Dronabinol und Nabilon erhalten.
Geplant ist ein staatlich kontrollierter
Anbau in Deutschland durch eine Cannabisagentur. Bis dieses gewährleistet ist, soll
die Versorgung mit Medizinalhanf durch
Importe gewährleistet werden. Selbst anbauen dürfen Patienten Cannabis weiterhin
nicht. Der Gesetzgeber begründet dies mit
der „Gefahr von mangelnden Qualitäts- und
Sicherheitskontrollmöglichkeiten“.
Eine Begleitstudie soll weitere Erkennt-
27. Januar 2017
Quelle: Flickr/Martijn/CC BY-SA 2.0
nisse über die Wirkung von Cannabis gewinnen. Dazu übermitteln die Ärzte künftig
Daten etwa zu Diagnose, Therapie, Dosis
und Nebenwirkungen anonymisiert an
das Bundesinstitut für Arzneimittel und
Medizinprodukte (BfArM).
Cannabis wird in der Medizin bei verschiedenen Krankheiten eingesetzt, zum
Beispiel gegen Übelkeit und zur Appetitsteigerung bei Krebs- und Aidspatienten, bei
Rheuma sowie bei spastischen Schmerzen
bei Multipler Sklerose. Einigen Substanzen
wird etwa eine krampflösende und schmerzlindernde Wirkung zugeschrieben.
Bislang war dies mit hohen Kosten für
die Patienten verbunden. Die Erlaubnis zum
Erwerb von Cannabisprodukten gab es nur
selten, die Krankenkassen zahlten bislang
nur in Einzelfällen.
Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV).
Redaktion: Anika Schwalbe, Gloria Veeser, Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright:
Blogform Social Media GmbH, Kurfürstendamm 206, D-10719 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033. Email: [email protected]. Erscheinungsweise wöchentliches Summary: 52 Mal pro Jahr. Bezug: [email protected]. Mediadaten: [email protected].
www.deutsche-gesundheits-nachrichten.de
5