Visite am 24. Januar 2017 im NDR-Fernsehen Rauchen: So schädlich sind E-Zigaretten Cholesterin: Zu hohe Werte werden oft vererbt Panikstörung: Wenn Ängste krank machen Arthrose in Fingern und Handgelenk: Was hilft? Welche Milch ist gesund? Abenteuer Diagnose: Paraneoplastisches Syndrom (Stiff-Person-Syndrom) Rauchen: So schädlich sind E-Zigaretten Elektrische Zigaretten gelten bei vielen als harmlose Alternative zu klassischen Tabakzigaretten. In Deutschland hat nach einer Studie der Uni Mainz schon jeder achte eine E-Zigarette geraucht. Zu den gesundheitlichen Folgen gibt es erst wenige Studien. Einige deuten darauf hin, dass E-Zigaretten weniger schädlich sind als Tabakzigaretten. Das bedeutet allerdings nicht, dass elektronische Zigaretten unschädlich sind. So funktionieren E-Zigaretten In einer E-Zigarette werden aromatisierte Flüssigkeiten elektrisch verdampft. Die Geräte bestehen aus einer Stromquelle (Akku), einem elektrischen Heizelement (Vernebler) und einer Kartusche für die zu verdampfende Flüssigkeit (Liquid). Es entsteht also kein Rauch, sondern ein Aerosol, das eingeatmet wird. Das Angebot an Liquids ist groß. Es gibt sie in allen Geschmacksrichtungen - vom klassischen Tabak über Erdbeere und Karamell bis zum Geschmack von Gummibärchen. Mehr als 8.000 Aromen werden verwendet, die wenigsten davon sind auf ihre Wirkungen im Menschen getestet. Weniger Schadstoffe als im Tabakrauch Tabakrauch enthält mehr als 70 verschiedene krebserregende Substanzen. Im Vergleich dazu enthält das Aerosol von E-Zigaretten tatsächlich weniger Schadstoffe, allerdings auch entzündungsfördernde, reizende und sogar krebserregende Substanzen. Das Bundesinstitut für Risikoforschung und das Deutsche Krebszentrum warnen deshalb davor, das Gefahrenpotenzial von E-Zigaretten zu unterschätzen. Propylenglykol kann Augen und Atemwege reizen Die Basis des Liquids besteht aus Propylenglykol, einem Stoff, der auch als Disko- oder Theaternebel eingesetzt wird. Dieser Dampf kann Augen- und Atemwegsirritationen auslösen. Bislang ist unklar, welche Folgen es hat, wenn man sich langfristig dieser Substanz aussetzt. Mit dem Dampf gelangen feinste Partikel bis tief in die Lunge und können sich dort ablagern. Nikotin kann süchtig machen Wie herkömmliche Zigaretten können auch die Liquids Nikotin enthalten, das eine körperliche und psychische Abhängigkeit verursacht. Im Tierversuch löst es arteriosklerotische Gefäßveränderungen aus. Es wirkt fruchtschädigend und fördert das Wachstum von bestehenden Tumoren. Krebserregende Substanzen im Liquid Beim Erhitzen der Liquids entstehen zudem die krebserregenden Substanzen Acetaldehyd und Formaldehyd. Die Substanzen reizen die Haut- und Schleimhäute, schädigen die Atemwege und gelten als krebserregend. Die beim Rauchen aufgenommene Menge ist vor allem vom Nutzungsverhalten abhängig. Vor allem beim starken Erhitzen der Flüssigkeit entstehen deutlich höhere Dosen als bei herkömmlichen Zigaretten. Beim Verbrauch von drei Millilitern Liquid entstehen etwa 14 Milligramm Formaldehyd. Das entspricht etwa dem 5- bis 14-Fachen der Menge, die beim Rauchen von 20 Tabakzigaretten aufgenommen wird. Höhere Spannung, mehr Schadstoffe Bei neueren Modellen von E-Zigaretten lässt sich die Akku-Spannung variieren. Dazu kann die Spannung, mit der der Zünddraht erhitzt wird, individuell eingestellt werden. Eine höhere Spannung bedeutet eine höhere Temperatur und mehr Dampf. Dadurch werden mehr Nikotin und mehr Schadstoffe freigesetzt. Entzündungen und Kontaktallergien durch Liquids Die meisten Studien beziehen sich auf die Auswirkungen der flüssigen Liquids - nicht aber auf die verdampften. Von einigen Aromastoffen weiß man, dass sie schädlich sind. So löst das süß-butterähnliche Diacetyl beim Einatmen schwere Entzündungen der Atemwege aus. Andere Duft- und Konservierungsstoffe wie Benzylalkohol und Zimtaldehyd können Kontaktallergien verursachen. Krebsrisiko offenbar etwas geringer Wer ausschließlich E-Zigaretten "dampft" und dabei auf nikotinhaltige Liquids verzichtet, hat nach derzeitigem Stand ein geringeres Krebsrisiko als ein Tabakraucher. Wer neben EZigaretten weiter Tabak raucht, hat gesundheitlich keinen Vorteil. Interviewpartner im Beitrag: Dr. Hans Klose, Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie Leiter der Sektion Pneumologie Onkologisches Zentrum Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistr. 52, 20246 Hamburg Prof. Dr. med. Rainer Thomasius Ärztlicher Leiter Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistraße 52, 20246 Hamburg Tel.:(040) 741052206 Fax: (040) 741056571 E-Mail: [email protected] www.uke.de www.dzskj.de Weitere Informationen: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung www.rauchfrei-info.de Cholesterin: Zu hohe Werte werden oft vererbt Wenn schlanke Menschen trotz viel Bewegung und gesunder Ernährung dauerhaft zu hohe Cholesterinwerte haben, kann eine sogenannte familiäre oder primäre Hypercholesterinämie vorliegen. Sie gehört in Deutschland zu den häufigsten genetischen Stoffwechselerkrankungen. Schätzungen zufolge leiden etwa 160.000 bis 200.000 Menschen an der Erbkrankheit. Wegen eines Gendefekts können die Zellen das "schlechte" LDL-Cholesterin nicht oder nur zu einem geringen Teil aufnehmen, sodass es im Blut verbleibt und früh eine Arteriosklerose auslösen kann. Die wiederum führt oft zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall, vor allem in Verbindung mit weiteren Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht. LDL-Cholesterin im Blut erhöht Bei Betroffenen sind die LDL-Cholesterinwerte im Blut oft um das Fünf- bis Zehnfache erhöht. In der Regel sind die Blutwerte schon in der Kindheit auffällig. Der Verdacht auf eine familiäre Hypercholesterinämie besteht, wenn der LDL-Spiegel Werte von über 190 Milligramm pro Deziliter erreicht und mehrere Familienmitglieder früh einen Herzinfarkt erlitten haben (Frauen unter 60 Jahren, Männer unter 55 Jahren). Ein Warnzeichen sind Fetteinlagerungen (Xanthome) in der Haut, die als gelbe Knötchen vor allem an der Achillessehne und den Fingergelenken auftreten. Therapie: Medikamente, Ernährung und Bewegung Wird der Gendefekt rechtzeitig entdeckt, kann eine frühzeitige Behandlung mit cholesterinsenkenden Medikamenten (Statinen) das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen auf das normale Niveau senken. Ziel ist ein Cholesterinwert von unter 100 Milligramm pro Deziliter, bei bereits geschädigten Gefäßen von weniger als 70 Milligramm pro Deziliter. Wichtig ist außerdem eine Ernährung mit reichlich Ballaststoffen und gesunden Fettsäuren, Nikotinverzicht und viel Bewegung. Reicht die Therapie nicht aus oder führen die Medikamente zu Nebenwirkungen wie Muskelbeschwerden, erhöhten Leberwerten oder Diabetes, können Ärzte überschüssiges Cholesterin per Blutwäsche (Lipidapherese) aus dem Blut filtern. Das aufwendige Verfahren wird aber nur in Einzelfällen von den Krankenkassen bezahlt. Eine LipidaphereseBehandlung kostet rund 50.000 Euro pro Jahr. Voraussetzung für eine Kostenübernahme ist eine über zwölf Monate dokumentierte diätetische und medikamentöse Therapie ohne eine ausreichende Senkung des LDL-Spiegels. Neuer Risikofaktor Lipoprotein (a) Zunehmend wird auch einem weiteren Blutfett, dem Lipoprotein (a), entscheidende Bedeutung bei der Entwicklung arteriosklerotischer Veränderungen zugesprochen. Es ist in seiner Struktur dem LDL-Cholesterin sehr ähnlich und gilt inzwischen als unabhängiger Risikofaktor für die Entstehung von Arteriosklerose, beziehungsweise einer koronaren Herzerkrankung. Auch die Menge an Lipoprotein (a) im Blut ist in hohem Maße erblich bedingt. Sie kann durch Medikamente kaum beeinflusst werden. Hier bleibt als Behandlung meist nur die Lipidapherese. Ab einem Wert von 30 Milligramm pro Deziliter gilt das Risiko für eine koronare Herzerkrankung als erhöht. Forscher entwickeln neue Medikamente Derzeit arbeiten Forscher an neuen Medikamenten zur Cholesterinsenkung, den sogenannten PCSK9-Hemmern. Sie bringen die Leberzellen dazu, vermehrt LDL-Cholesterin aus dem Blut aufzunehmen und abzubauen. Erste Studien deuten darauf hin, dass der Wirkstoff den LDL-Spiegel bei den meisten Patienten zunächst so gut senkt wie eine Blutwäsche. Allerdings lässt die Wirkung mit der Zeit nach und es können allergische Reaktionen auftreten. Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Sebastian Schmid Bereichsleiter Endokrinologie, Diabetologie und internistische Adipositasmedizin Medizinische Klinik I Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Georg Brabant Bereichsleiter Experimentelle und Klinische Endokrinologie Medizinische Klinik I Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck Priv.-Doz. Dr. Markus Meier, Facharzt für Innere Medizin, Nephrologie Am Ladenzentrum 8, 21465 Reinbek Tel. (040) 72 77 86 0, Fax. (040) 72 77 86 15 Internet: www.dialyse-reinbek.de Weitere Informationen: Deutsche Herzstiftung www.herzstiftung.de/cholesterin.html Panikstörung: Wenn Ängste krank machen Die typischen Symptome einer Panikattacke sind plötzlich auftretende Angstanfälle mit körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Schweißausbrüchen, Atemnot, Schwindel oder Engegefühlen in der Brust. Dazu kommt die Angst, die Kontrolle über sich und ihr Leben zu verlieren. Mit einer Verhaltenstherapie lassen sich die Beschwerden behandeln. Panikstörung beeinträchtigt den Alltag Jeder fünfte Mensch in Deutschland hat schon mindestens eine Panikattacke erlebt. In etwa vier Prozent der Fälle entwickelt sich daraus eine Panikstörung: Wenn sich Angstanfälle häufen und die "Angst vor der Angst" den Alltag beeinträchtigt, liegt nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Panikstörung vor. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Symptome einer Panikstörung Angst hilft, Gefahren zu erkennen und darauf zu reagieren. Die Ausschüttung von Stresshormonen führt dazu, dass Körper und Geist zu Höchstleistungen bereit sind. Panikattacken treten jedoch ohne einen konkreten Auslöser auf. Die Botenstoffe Adrenalin und Kortisol versetzen den Körper in Alarmbereitschaft, ohne dass eine Gefahrensituation vorliegt. Das gesamte Nervensystem läuft auf Hochtouren, sodass sich Herzschlag und Atmung beschleunigen. Das kann Unruhe und Beklemmungsgefühle hervorrufen. Die Betroffenen glauben, dass sie krank sind, und ziehen sich immer mehr aus dem Leben und der Öffentlichkeit zurück - um eine erneute Panikattacke zu vermeiden. Panikstörung erkennen und behandeln Da die Betroffenen in der Regel eher über körperliche Beschwerden als über Angstgefühle klagen, werden die Panikstörungen oft erst spät erkannt und behandelt. In den meisten Fällen sind die Menschen jedoch körperlich gesund. Bei einer Panikstörung kann eine Verhaltenstherapie helfen. Die Betroffenen lernen, dass es einen Zusammenhang zwischen Ängsten und körperlichen Symptomen gibt. dass Panikattacken nach einiger Zeit von allein abklingen und ihre Gesundheit nicht gefährdet ist. dass nicht jede körperliche Reaktion ein Anzeichen für eine ernsthafte Erkrankung ist. Dabei hilft das Erlernen von Entspannungsverfahren wie Qigong und Tai Chi. Den Umgang mit angstauslösenden Reizen vermitteln Psychotherapeuten mit einer Konfrontationstherapie. Diese macht deutlich, dass sich die Angst in bestimmten Situationen nicht - wie befürchtet - ins Unendliche steigert, sondern wieder abnimmt. Interviewpartner im Beitrag: Dr. Benjamin Siemann Facharzt für Psychosomatische Medizin & Psychotherapie Verhaltenstherapie Falkenried MVZ GmbH Jarrestraße 2, 22303 Hamburg Tel. (040) 688 930 400 Internet: www.vt-falkenried.de E-Mail: [email protected] Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Bernd Löwe Direktor des Instituts und der Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistr. 52, 20246 Hamburg Tel. (040) 7410 597 33, Fax. (040) 7410 54975 Internet: www.uke.de und Chefarzt der Universitären Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Schön Klinik Hamburg Eilbek Dehnhaide 120, 22081 Hamburg Tel. (040) 20 92 72 01, Fax. (040) 20 92 72 02 Internet: www.schoen-kliniken.de Ratgeber: Kelly Wilson: Und wenn alles ganz furchtbar schiefgeht? Lernen, mit Ängsten umzugehen. 128 S.; Junfermann Verlag (2011); €13,45 John Forsyth: Mit Ängsten und Sorgen erfolgreich umgehen. Ein Ratgeber für den achtsamen Weg in ein erfülltes Leben mit Hilfe von ACT. 245 S; Hogrefe Verlag (2010); €24,95 Arthrose in Fingern und Handgelenk: Was hilft? In Deutschland leiden etwa fünf Millionen Menschen an einer Arthrose. Etwa zwei Drittel der über 65-Jährigen sind betroffen. Durch eine voranschreitende Zerstörung des Knorpelgewebes kommt es zu schmerzhaften Bewegungseinschränkungen und Verformungen der Gelenke. Typische Symptome sind belastungsabhängige Schmerzen, steife, "knirschende" und verformte Gelenke. Knorpel nutzt sich ab Bei einer Arthrose nutzt sich der Gelenkknorpel mit der Zeit ab. Die Zellen sterben ab, sodass die Knorpelschicht mit der Zeit immer dünner wird. Schließlich beeinträchtigt die beschädigte Knorpeloberfläche die Gleitfunktion des Gelenkes. Risse in der Knorpeloberfläche und abgeriebene Knorpelteilchen reizen die Gelenkinnenhaut und führen so zu schmerzhaften Entzündungsreaktionen. So funktioniert der Gelenkknorpel Normalerweise überzieht elastischer Knorpel die Gelenkflächen. Er dient als Polster und "Stoßdämpfer" und schützt die schmerzempfindliche Knochenhaut. Der Gelenkknorpel besteht zu 70 Prozent aus Wasser. Er hat keine Blutgefäße. Die Versorgung mit Nährstoffen findet ausschließlich über die Gelenkflüssigkeit statt. Der regelmäßige Wechsel von Beund Entlastung sorgt dafür, dass die Nährstoffe im Gelenk verteilt werden und gut in den Knorpel eindringen können. Daher ist regelmäßige Bewegung Voraussetzung für einen gesunden Knorpel. Primäre und sekundäre Arthrose Obwohl zunehmendes Alter als Risikofaktor für die Arthrose gilt, sind nicht nur alte Menschen von dem schmerzhaften Gelenkverschleiß betroffen. Bei der Entstehung spielen zahlreiche andere Faktoren eine Rolle. Grundsätzlich werden zwei verschiedene Formen der Arthrose unterschieden: Die primäre Arthrose wird auf ein minderwertiges Knorpelgewebe zurückgeführt. Die Ursachen dafür sind eine erbliche Veranlagung oder Durchblutungsstörungen bei hormonellen Fehlfunktionen. Die sekundäre Arthrose entsteht durch mechanische Überbelastung beispielsweise bei angeborenen Fehlstellungen oder als Komplikation nach Knochenbrüchen mit Gelenkbeteiligung und entzündlichen Veränderungen. Sie kann aber auch die Folge von Stoffwechselerkrankungen wie Gicht und Diabetes sein. Arthrose an Knie, Hüfte, Fingern und Handgelenk Prinzipiell kann sich Arthrose an jedem Gelenk entwickeln. Am häufigsten sind die Knie- und Hüftgelenke betroffen. An einer Arthrose der Hand- und Fingergelenke leiden etwa zwanzig bis 30 Prozent aller Frauen und drei bis vier Prozent aller Männer. Die Arthrose des Handgelenks ist im Vergleich zu anderen Gelenkveränderungen sehr selten. Bei massiver Ausprägung führt sie jedoch zu einer sehr starken Funktionseinschränkung der Hand bis zum völligen Funktionsverlust. So verläuft Arthrose an Fingern und Handgelenken Die Verschleißerscheinungen beginnen in der Regel an Zeige- und Mittelfinger. Typischerweise bilden sich dort kleine Knötchen und Gelenkverformungen. Dabei sind insbesondere die kleinen Endgelenke der Finger betroffen. Sie unterliegen einer viel größeren Belastung als oft angenommen. Die Druckbelastung, die pro Quadratmillimeter auf den Gelenkknorpel einwirkt, ist etwa genauso hoch wie im Hüft- oder Kniegelenk. Dabei ist die Knorpelschicht in den Fingergelenken dünner. Alltägliche Bewegungen und Tätigkeiten, wie Schreiben, das Zuknöpfen von Blusen und Jacken, das Drehen des Türschlüssels oder das Aufheben von Geldmünzen sind dann mit plötzlichen, stechenden Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verbunden. Die Verschleißerscheinungen können auch im Daumengrundgelenk oder im Bereich der Handwurzelgelenke auftreten. Arthrose behandeln Eine Heilung der Arthrose ist nicht möglich. Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente können die Erkrankung nicht aufhalten, aber die Beschwerden lindern. Wegen ihrer Nebenwirkungen sollten sie nur kurzfristig eingesetzt werden. Eine physikalische Therapie kann die Beweglichkeit der Gelenke erhalten. Oft können Naturheilmittel die Beschwerden lindern. Wärmeanwendungen wie Moor- und Paraffinbäder fördern den Stoffwechsel, lösen verkrampfte Muskulatur und lindern Schmerzen. Bei akuter Entzündung helfen oft Eispackungen. Muskeldehnungen und Fingerübungen erhöhen die Beweglichkeit der Finger und sorgen für einen Austausch der Gelenkflüssigkeit, sodass Entzündungsstoffe abtransportiert werden. Linderung bringen auch sogenannte Traktions- und Kompressions-Behandlungen, bei denen die Gelenke durch Zug entlastet werden. Arthrose im Handgelenk operieren Bringt die konservative Therapie keine Linderung, kann die Arthrose im Handgelenk mit einer Operation behandelt werden. Dabei kann das Handgelenk durch ein künstliches Gelenk ersetzt oder aber versteift werden. Bei der Versteifung (Arthrodese) werden die Knochen des Handgelenks vollständig oder teilweise fest miteinander verschraubt. Dadurch verliert das Handgelenk einen Teil seiner Beweglichkeit, doch die Hand ist in der Regel wieder schmerzfrei und kann deutlich besser und kraftvoller genutzt werden. Ernährung: Vitamine, Ballaststoffe, Öle - und wenig Fleisch Eine fleischarme Mischkost mit viel Obst, Gemüse und pflanzlichen Ölen versorgt den Knorpel mit allen notwendigen Nährstoffen und führt auch zu einer Normalisierung des Körpergewichts, sodass die Gelenke weniger belastet werden. Empfohlen wird eine ausgewogene, vitamin- und ballaststoffreiche Ernährung: Omega-3-Fettsäuren in Fisch und pflanzlichen Ölen haben eine entzündungshemmende Wirkung und eignen sich daher gut für den Ernährungsplan bei Arthrose. Ungünstig sind Fleisch und Wurstwaren sowie tierische Fette. Sie führen dazu, dass sich im Körper die entzündungsfördernde Arachnidonsäure bildet. Im Studio: Dr. Ingo Arnold Chefarzt der Klinik für Orthopädie und operative Rheumatologie Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen St.-Pauli-Deich 24, 28199 Bremen Internet: www.roteskreuzkrankenhaus.de/kliniken/ortho/ Im Beitrag: Dr. Karsten Becker, Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie, Handchirurgie Handchirurgie Peiner Straße Peiner Str. 2, 30519 Hannover Tel. (0511) 98 59 98 10, Fax. (0511) 98 59 98 19 Internet: www.handchirurgie-peinerstr.de E-Mail: [email protected] Ilona Carstens, Physiotherapeutin Therapiezentrum für Physikalische Medizin Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen Sankt-Pauli-Deich 24, 28199 Bremen Internet: www.roteskreuzkrankenhaus.de Welche Milch ist gesund? Milch besteht aus Wasser, Milchzucker (Laktose), Eiweiß und Fett. Sie enthält wertvolle Vitamine und Mineralstoffe wie Calcium, Eisen und Magnesium. Doch bei den Inhaltsstoffen gibt es Unterschiede, zum Beispiel zwischen Vollmilch und fettarmer Milch, frischer und besonders lange haltbarer Milch. Bezeichnungen wie Alpenmilch, Landmilch und Weidemilch sagen dagegen nur wenig über die Qualität aus. Macht Milch krank? Die Studienlage zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Milch ist uneinheitlich, sagt Ernährungsberaterin Karin Riemann-Lorenz von der Verbraucherzentrale Hamburg: Es gibt keine Belege dafür, dass Milch - wie häufig vermutet - Knochenschwund (Osteoporose) begünstigt oder verhindert. Es gibt Hinweise darauf, dass ein Milchverzehr von mehr als einem Liter pro Tag das Risiko für Prostatakrebs erhöhen kann. Für Erkrankungen wie Diabetes (Typ 2) und Dickdarmkrebs deuten Studien auf eine schützende Wirkung von Milch hin. Höchstens ein Glas Milch pro Tag Ernährungsberaterin Riemann-Lorenz empfiehlt, höchstens ein großes Glas Milch (rund 300 Milliliter) pro Tag zu trinken. Viele Menschen können mit zunehmendem Alter Milchzucker nicht mehr so gut verdauen - sie sollten weniger Milch trinken. Empfehlenswert ist frische Milch mit 1,5 Prozent Fett. Sie enthält so viele wertvolle Inhaltsstoffe wie Vollmilch mit 3,5 Prozent Fett, ist aber kalorienärmer. Pasteurisieren tötet Keime Bevor Milch im Laden verkauft werden darf, wird sie in der Meierei verarbeitet. Dazu wird sie zunächst pasteurisiert, also für wenige Sekunden auf 75 Grad erhitzt. Dadurch werden die meisten Keime abgetötet, ohne dass sich der Nährwert, der Geschmack und die Konsistenz der Milch wesentlich verändert. Pasteurisierte Lebensmittel sind nicht hundertprozentig keimfrei. Sie müssen gekühlt gelagert werden und sind nur relativ kurz haltbar. Haltbare Milch leichter verdaulich Haltbare Milch (H-Milch) gibt es seit Ende der 60er-Jahre. Durch das Ultrahocherhitzen bei 130 bis 150 Grad werden alle Mikroorganismen und Enzyme in der Milch abgetötet. Die Milch ist so für mehrere Monate haltbar, ohne dass sie gekühlt gelagert werden muss. Dabei werden allerdings auch alle hitzeempfindlichen Vitamine zerstört. H-Milch ist leichter verdaulich und hat im Vergleich zu der sämigen Konsistenz der Frischmilch eine eher wässrige Konsistenz. Länger frische Milch weniger vollmundig Seit einigen Jahren ist neben frischer Milch aus dem Kühlregal und haltbarer Milch (HMilch) auch "länger frische Milch" erhältlich, sogenannte ESL-Milch (extended shelf life). Sie hält zwar einige Tage länger als frische Milch, schmeckt aber nicht so vollmundig. Bereits beim Pasteurisieren wird ESL-Milch auf Temperaturen von mehr als 120 Grad erhitzt. Laktosefreie Milch schmeckt süßer Menschen mit einer Laktoseintoleranz bekommen von Milch Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall. Für sie ist laktosefreie Milch geeignet. Zur Herstellung wird Laktose durch den Zusatz des Enzyms Laktase in die Einfachzucker Glukose und Galaktose aufgespalten. Diese haben eine höhere Süßkraft als Laktose, daher schmeckt laktosefreie Milch süßer. Wer Milchzucker verträgt, muss nicht zu laktosefreier Milch greifen: Sie ist teurer als herkömmliche Milch. Biomilch nicht automatisch gesünder Bezeichnungen wie "Alpenmilch" und "Landmilch" sind reines Marketing. Fast jede Milch ist Landmilch, da die wenigsten Kühe in der Stadt gemolken werden. Für "Weidemilch" dürfen die Kühe sich mindestens 120 Tage auf Weiden sattfressen. Biomilch unterliegt strengen Vorgaben zur Tierhaltung. Deshalb ist sie teurer, aber nicht automatisch gesünder als konventionelle Milch. Die Inhaltsstoffe unterscheiden sich nur wenig. Biomilch kann mehr Omega-3-Fettsäuren enthalten, weil die Tiere mehr Gras und Heu fressen. Interviewpartnerin im Beitrag: Oec. troph. Karin Riemann-Lorenz Abteilung Lebensmittel und Ernährung Verbraucherzentrale Hamburg Tel. (040) 248 32 240 Internet: www.vzhh.de Wilhelm Schnoor, Milchbauer Meierei Horst eG Dr. Tatjana Tegel Vorstandsmitglied der Meierei Horst eG Bahnhofstr. 42 - 44, 25358 Horst (Holstein) Tel. (04126) 1213, Fax. 04126 - 2529 Internet: meierei-horst-eg.de E-Mail: [email protected] Abenteuer Diagnose: Paraneoplastisches Syndrom (Stiff-Person-Syndrom) Unter einem paraneoplastischen Syndrom, werden Begleitsymptome von Krebserkrankungen zusammengefasst, die nicht durch die bösartige Neubildung selbst also zum Beispiel durch das verdrängende Wachstum des Tumors oder durch die Zerstörung von normalem Gewebe durch den Tumor - entstehen. Krebserkrankungen, bei denen häufiger ein paraneoplastisches Syndrom auftritt sind zum Beispiel das kleinzellige Bronchialkarzinom und Brustkrebs oder Blutkrebs. Die verschiedenen Symptome treten meist im Bereich von Drüsen, des Nervensystems, der Haut, der Gelenke oder des Blutes auf. Ursache eines paraneoplastischen Syndroms kann zum einen eine Abwehrreaktion des Körpers sein, die durch die Krebserkrankung provoziert wird. Zum anderen können durch den Tumor freigesetzte Botenstoffe, wie zum Beispiel Zytokine und Hormone, die Symptome auslösen. Das Stiff-Person-Syndrom ist eine seltene, komplexe autoimmun-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems und der endokrinen Drüsen. Es ist durch motorische, und vegetative (Schwitzen, Herzrasen, Bluthochdruck) , psychiatrische (Angstattacken, gesteigerte Schreckreaktionen) sowie orthopädische (Fehlstellung, Knochenbrüche) und endokrinologische (Typ 1 Diabetes, Schilddrüsenüberfunktion) Symptome gekennzeichnet. Im Vordergrund steht dabei eine generalisierte Tonuserhöhung der Muskulatur. Charakteristisch für das Syndrom ist eine über Monate bis Jahre zunehmende Steifigkeit der Muskulatur. In der betroffenen Muskulatur treten zudem Krämpfe auf. In den meisten Fällen sind die Rücken- und Hüftmuskulatur betroffen. Während bei einigen Betroffenen der Tonus der Muskulatur nur leicht gesteigert ist, ist die Steifigkeit bei anderen derart stark ausgeprägt, dass sie die Beweglichkeit dramatisch einschränkt. Während die Intensität der Symptomatik vor allem am Anfang noch schwankt, ist die Steifigkeit im Verlauf schließlich oft dauerhaft vorhanden. Das Gangbild ist verlangsamt und erscheint vorsichtig und ungeschickt. Die Muskelkrämpfe können durch Berührungen und Bewegungen aber auch durch plötzliche Geräusche, Ärger oder Angst ausgelöst werden und betreffen dann meistens beide Körperhälften. Sie beginnen typischerweise mit einer kurzen unwillkürlichen Muskelkontraktion, auf die dann eine anhaltende und schmerzhafte Kontraktion des Muskels folgt. Die Diagnose stützt sich auf die Anamnese sowie körperliche, neurologische und elektrophysiologische Untersuchungen. Der Nachweis spezieller Autoantikörper erhärtet die Diagnose. Bei 60 bis 80 Prozent der Betroffenen lassen sich im Blut Autoantikörper gegen das Enzym Glutamatdecarboxylase (GAD) nachweisen. Bei etwa zehn Prozent der Betroffenen finden sich Autoantikörper gegen neuronale Glyzin-Rezeptoren. Diese Rezeptoren sind wichtig für die Übermittlung von Informationen in den Nervenzellen. Durch den Angriff werden die Nervenzellen überaktiv, und das führt zu den typischen Beschwerden einer erhöhten Muskelspannung und Muskelzittern. Die Therapie des Stiff-Person-Syndroms basiert auf zwei Ansatzpunkten. Grundsätzlich muss die zu verursachende Krebserkrankung therapiert werden. Im Rahmen eines symptomatischen Therapieansatzes kommen Wirkstoffe aus der Gruppe der Benzodiazepine und Baclofen zum Einsatz. Sie reduzieren die Muskelspannung. Bei drohender Gelenkschädigung können Injektionen von Botulinum-Toxin vorübergehende Entlastung schaffen. Physiotherapeutische Maßnahmen können hilfreich sein, in einigen Fällen können sie die Beschwerden allerdings auch verstärken. Die immunmodulierende Langzeittherapie mit der intravenösen Gabe von Immunglobulinen oder Kortikosteroiden ist wirksam aber nebenwirkungsträchtig. Durch die Unterdrückung des Immunsystems (Immunsuppression) kann der autoimmune Prozess abgeschwächt werden. Mit Hilfe einer speziellen Blutwäsche (Plasmapherese) können die Auto-Antikörper aus dem Blutentfernt werden. Es handelt sich hierbei allerdings um experimentelle Behandlungsversuche. Interviewpartner im Beitrag: Dr. Ute Kruse, Fachärztin für Neurologie Fruerlunder Str. 52, 24943 Flensburg Prof. Dr. Nadezda Basara, Fachärztin für Innere Medizin Hämatologie/Internistische Onkologie geschäftsführende Chefärztin der Medizinischen Klinik I Malteser Krankenhaus St. Franziskus-Hospital Waldstr. 17 , 24939 Flensburg Tel. (0461) 816 25 12, Fax. (0461) 816 20 22 Internet: www.malteser-franziskus.de/medizin-pflege/medizinische-klinik-i/teamkontakt.html Prof. Dr. Henning Stolze, Chefarzt der Neurologischen Klinik und Birte Mesche, Oberärztin der Neurologischen Klinik Diakonissenkrankenhaus Flensburg Knuthstraße 1 , 24393 Flensburg Internet: www.diako-krankenhaus.de E-Mail: [email protected] Weitere Informationen: Stiff-Person-Syndrom Selbsthilfe Deutschland e.V. Vorsitzende Ursula Metze Raiffeisenstr. 50, 52372 Kreuzau-Stockheim Tel. (02421) 504357 E-Mail: [email protected] Internet: www.stiff-person.de (Die Redaktion erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit der angegebenen Adressen und Buchhinweise.) Impressum: NDR Fernsehen Redaktion Medizin Hugh-Greene-Weg 1 22529 Hamburg Tel. (040) 4156-0 Fax (040) 4156-7459
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