Visite am 24. Januar 2017 im NDR

Visite am 24. Januar 2017 im NDR-Fernsehen
Rauchen: So schädlich sind E-Zigaretten
Cholesterin: Zu hohe Werte werden oft vererbt
Panikstörung: Wenn Ängste krank machen
Arthrose in Fingern und Handgelenk: Was hilft?
Welche Milch ist gesund?
Abenteuer Diagnose: Paraneoplastisches Syndrom (Stiff-Person-Syndrom)
Rauchen: So schädlich sind E-Zigaretten
Elektrische Zigaretten gelten bei vielen als harmlose Alternative zu klassischen
Tabakzigaretten. In Deutschland hat nach einer Studie der Uni Mainz schon jeder achte
eine E-Zigarette geraucht. Zu den gesundheitlichen Folgen gibt es erst wenige Studien.
Einige deuten darauf hin, dass E-Zigaretten weniger schädlich sind als Tabakzigaretten.
Das bedeutet allerdings nicht, dass elektronische Zigaretten unschädlich sind.
So funktionieren E-Zigaretten
In einer E-Zigarette werden aromatisierte Flüssigkeiten elektrisch verdampft. Die Geräte
bestehen aus einer Stromquelle (Akku), einem elektrischen Heizelement (Vernebler) und
einer Kartusche für die zu verdampfende Flüssigkeit (Liquid). Es entsteht also kein Rauch,
sondern ein Aerosol, das eingeatmet wird.
Das Angebot an Liquids ist groß. Es gibt sie in allen Geschmacksrichtungen - vom
klassischen Tabak über Erdbeere und Karamell bis zum Geschmack von Gummibärchen.
Mehr als 8.000 Aromen werden verwendet, die wenigsten davon sind auf ihre Wirkungen im
Menschen getestet.
Weniger Schadstoffe als im Tabakrauch
Tabakrauch enthält mehr als 70 verschiedene krebserregende Substanzen. Im Vergleich
dazu enthält das Aerosol von E-Zigaretten tatsächlich weniger Schadstoffe, allerdings auch
entzündungsfördernde, reizende und sogar krebserregende Substanzen. Das
Bundesinstitut für Risikoforschung und das Deutsche Krebszentrum warnen deshalb davor,
das Gefahrenpotenzial von E-Zigaretten zu unterschätzen.
Propylenglykol kann Augen und Atemwege reizen
Die Basis des Liquids besteht aus Propylenglykol, einem Stoff, der auch als Disko- oder
Theaternebel eingesetzt wird. Dieser Dampf kann Augen- und Atemwegsirritationen
auslösen. Bislang ist unklar, welche Folgen es hat, wenn man sich langfristig dieser
Substanz aussetzt. Mit dem Dampf gelangen feinste Partikel bis tief in die Lunge und
können sich dort ablagern.
Nikotin kann süchtig machen
Wie herkömmliche Zigaretten können auch die Liquids Nikotin enthalten, das eine
körperliche und psychische Abhängigkeit verursacht. Im Tierversuch löst es
arteriosklerotische Gefäßveränderungen aus. Es wirkt fruchtschädigend und fördert das
Wachstum von bestehenden Tumoren.
Krebserregende Substanzen im Liquid
Beim Erhitzen der Liquids entstehen zudem die krebserregenden Substanzen Acetaldehyd
und Formaldehyd. Die Substanzen reizen die Haut- und Schleimhäute, schädigen die
Atemwege und gelten als krebserregend. Die beim Rauchen aufgenommene Menge ist vor
allem vom Nutzungsverhalten abhängig. Vor allem beim starken Erhitzen der Flüssigkeit
entstehen deutlich höhere Dosen als bei herkömmlichen Zigaretten. Beim Verbrauch von
drei Millilitern Liquid entstehen etwa 14 Milligramm Formaldehyd. Das entspricht etwa
dem 5- bis 14-Fachen der Menge, die beim Rauchen von 20 Tabakzigaretten aufgenommen
wird.
Höhere Spannung, mehr Schadstoffe
Bei neueren Modellen von E-Zigaretten lässt sich die Akku-Spannung variieren. Dazu kann
die Spannung, mit der der Zünddraht erhitzt wird, individuell eingestellt werden. Eine
höhere Spannung bedeutet eine höhere Temperatur und mehr Dampf. Dadurch werden
mehr Nikotin und mehr Schadstoffe freigesetzt.
Entzündungen und Kontaktallergien durch Liquids
Die meisten Studien beziehen sich auf die Auswirkungen der flüssigen Liquids - nicht aber
auf die verdampften. Von einigen Aromastoffen weiß man, dass sie schädlich sind. So löst
das süß-butterähnliche Diacetyl beim Einatmen schwere Entzündungen der Atemwege aus.
Andere Duft- und Konservierungsstoffe wie Benzylalkohol und Zimtaldehyd können
Kontaktallergien verursachen.
Krebsrisiko offenbar etwas geringer
Wer ausschließlich E-Zigaretten "dampft" und dabei auf nikotinhaltige Liquids verzichtet,
hat nach derzeitigem Stand ein geringeres Krebsrisiko als ein Tabakraucher. Wer neben EZigaretten weiter Tabak raucht, hat gesundheitlich keinen Vorteil.
Interviewpartner im Beitrag:
Dr. Hans Klose, Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie
Leiter der Sektion Pneumologie
Onkologisches Zentrum
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistr. 52, 20246 Hamburg
Prof. Dr. med. Rainer Thomasius
Ärztlicher Leiter
Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ)
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52, 20246 Hamburg
Tel.:(040) 741052206
Fax: (040) 741056571
E-Mail: [email protected]
www.uke.de
www.dzskj.de
Weitere Informationen:
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
www.rauchfrei-info.de
Cholesterin: Zu hohe Werte werden oft vererbt
Wenn schlanke Menschen trotz viel Bewegung und gesunder Ernährung dauerhaft zu hohe
Cholesterinwerte haben, kann eine sogenannte familiäre oder primäre
Hypercholesterinämie vorliegen. Sie gehört in Deutschland zu den häufigsten genetischen
Stoffwechselerkrankungen. Schätzungen zufolge leiden etwa 160.000 bis 200.000
Menschen an der Erbkrankheit.
Wegen eines Gendefekts können die Zellen das "schlechte" LDL-Cholesterin nicht oder nur
zu einem geringen Teil aufnehmen, sodass es im Blut verbleibt und früh eine
Arteriosklerose auslösen kann. Die wiederum führt oft zu einem Herzinfarkt oder
Schlaganfall, vor allem in Verbindung mit weiteren Risikofaktoren wie Rauchen,
Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht.
LDL-Cholesterin im Blut erhöht
Bei Betroffenen sind die LDL-Cholesterinwerte im Blut oft um das Fünf- bis Zehnfache
erhöht. In der Regel sind die Blutwerte schon in der Kindheit auffällig. Der Verdacht auf
eine familiäre Hypercholesterinämie besteht, wenn der LDL-Spiegel Werte von über 190
Milligramm pro Deziliter erreicht und mehrere Familienmitglieder früh einen Herzinfarkt
erlitten haben (Frauen unter 60 Jahren, Männer unter 55 Jahren). Ein Warnzeichen sind
Fetteinlagerungen (Xanthome) in der Haut, die als gelbe Knötchen vor allem an der
Achillessehne und den Fingergelenken auftreten.
Therapie: Medikamente, Ernährung und Bewegung
Wird der Gendefekt rechtzeitig entdeckt, kann eine frühzeitige Behandlung mit
cholesterinsenkenden Medikamenten (Statinen) das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen
auf das normale Niveau senken. Ziel ist ein Cholesterinwert von unter 100 Milligramm pro
Deziliter, bei bereits geschädigten Gefäßen von weniger als 70 Milligramm pro Deziliter.
Wichtig ist außerdem eine Ernährung mit reichlich Ballaststoffen und gesunden
Fettsäuren, Nikotinverzicht und viel Bewegung.
Reicht die Therapie nicht aus oder führen die Medikamente zu Nebenwirkungen wie
Muskelbeschwerden, erhöhten Leberwerten oder Diabetes, können Ärzte überschüssiges
Cholesterin per Blutwäsche (Lipidapherese) aus dem Blut filtern. Das aufwendige Verfahren
wird aber nur in Einzelfällen von den Krankenkassen bezahlt. Eine LipidaphereseBehandlung kostet rund 50.000 Euro pro Jahr. Voraussetzung für eine Kostenübernahme
ist eine über zwölf Monate dokumentierte diätetische und medikamentöse Therapie ohne
eine ausreichende Senkung des LDL-Spiegels.
Neuer Risikofaktor Lipoprotein (a)
Zunehmend wird auch einem weiteren Blutfett, dem Lipoprotein (a), entscheidende
Bedeutung bei der Entwicklung arteriosklerotischer Veränderungen zugesprochen. Es ist in
seiner Struktur dem LDL-Cholesterin sehr ähnlich und gilt inzwischen als unabhängiger
Risikofaktor für die Entstehung von Arteriosklerose, beziehungsweise einer koronaren
Herzerkrankung. Auch die Menge an Lipoprotein (a) im Blut ist in hohem Maße erblich
bedingt. Sie kann durch Medikamente kaum beeinflusst werden. Hier bleibt als
Behandlung meist nur die Lipidapherese. Ab einem Wert von 30 Milligramm pro Deziliter
gilt das Risiko für eine koronare Herzerkrankung als erhöht.
Forscher entwickeln neue Medikamente
Derzeit arbeiten Forscher an neuen Medikamenten zur Cholesterinsenkung, den
sogenannten PCSK9-Hemmern. Sie bringen die Leberzellen dazu, vermehrt LDL-Cholesterin
aus dem Blut aufzunehmen und abzubauen. Erste Studien deuten darauf hin, dass der
Wirkstoff den LDL-Spiegel bei den meisten Patienten zunächst so gut senkt wie eine
Blutwäsche. Allerdings lässt die Wirkung mit der Zeit nach und es können allergische
Reaktionen auftreten.
Interviewpartner im Beitrag:
Prof. Dr. Sebastian Schmid
Bereichsleiter Endokrinologie, Diabetologie und internistische Adipositasmedizin
Medizinische Klinik I
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck
Interviewpartner im Beitrag:
Prof. Dr. Georg Brabant
Bereichsleiter Experimentelle und Klinische Endokrinologie
Medizinische Klinik I
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck
Priv.-Doz. Dr. Markus Meier, Facharzt für Innere Medizin, Nephrologie
Am Ladenzentrum 8, 21465 Reinbek
Tel. (040) 72 77 86 0, Fax. (040) 72 77 86 15
Internet: www.dialyse-reinbek.de
Weitere Informationen:
Deutsche Herzstiftung
www.herzstiftung.de/cholesterin.html
Panikstörung: Wenn Ängste krank machen
Die typischen Symptome einer Panikattacke sind plötzlich auftretende Angstanfälle mit
körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Schweißausbrüchen, Atemnot, Schwindel oder
Engegefühlen in der Brust. Dazu kommt die Angst, die Kontrolle über sich und ihr Leben zu
verlieren. Mit einer Verhaltenstherapie lassen sich die Beschwerden behandeln.
Panikstörung beeinträchtigt den Alltag
Jeder fünfte Mensch in Deutschland hat schon mindestens eine Panikattacke erlebt. In
etwa vier Prozent der Fälle entwickelt sich daraus eine Panikstörung: Wenn sich
Angstanfälle häufen und die "Angst vor der Angst" den Alltag beeinträchtigt, liegt nach den
Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Panikstörung vor. Frauen sind
häufiger betroffen als Männer.
Symptome einer Panikstörung
Angst hilft, Gefahren zu erkennen und darauf zu reagieren. Die Ausschüttung von
Stresshormonen führt dazu, dass Körper und Geist zu Höchstleistungen bereit sind.
Panikattacken treten jedoch ohne einen konkreten Auslöser auf. Die Botenstoffe Adrenalin
und Kortisol versetzen den Körper in Alarmbereitschaft, ohne dass eine Gefahrensituation
vorliegt. Das gesamte Nervensystem läuft auf Hochtouren, sodass sich Herzschlag und
Atmung beschleunigen. Das kann Unruhe und Beklemmungsgefühle hervorrufen. Die
Betroffenen glauben, dass sie krank sind, und ziehen sich immer mehr aus dem Leben und
der Öffentlichkeit zurück - um eine erneute Panikattacke zu vermeiden.
Panikstörung erkennen und behandeln
Da die Betroffenen in der Regel eher über körperliche Beschwerden als über Angstgefühle
klagen, werden die Panikstörungen oft erst spät erkannt und behandelt. In den meisten
Fällen sind die Menschen jedoch körperlich gesund. Bei einer Panikstörung kann eine
Verhaltenstherapie helfen. Die Betroffenen lernen,
dass es einen Zusammenhang zwischen Ängsten und körperlichen Symptomen gibt.
dass Panikattacken nach einiger Zeit von allein abklingen und ihre Gesundheit nicht
gefährdet ist.
dass nicht jede körperliche Reaktion ein Anzeichen für eine ernsthafte Erkrankung
ist.
Dabei hilft das Erlernen von Entspannungsverfahren wie Qigong und Tai Chi. Den Umgang
mit angstauslösenden Reizen vermitteln Psychotherapeuten mit einer
Konfrontationstherapie. Diese macht deutlich, dass sich die Angst in bestimmten
Situationen nicht - wie befürchtet - ins Unendliche steigert, sondern wieder abnimmt.
Interviewpartner im Beitrag:
Dr. Benjamin Siemann
Facharzt für Psychosomatische Medizin & Psychotherapie
Verhaltenstherapie Falkenried MVZ GmbH
Jarrestraße 2, 22303 Hamburg
Tel. (040) 688 930 400
Internet: www.vt-falkenried.de
E-Mail: [email protected]
Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Bernd Löwe
Direktor des Instituts und der Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistr. 52, 20246 Hamburg
Tel. (040) 7410 597 33, Fax. (040) 7410 54975
Internet: www.uke.de
und
Chefarzt der Universitären Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Schön
Klinik Hamburg Eilbek
Dehnhaide 120, 22081 Hamburg
Tel. (040) 20 92 72 01, Fax. (040) 20 92 72 02
Internet: www.schoen-kliniken.de
Ratgeber:
Kelly Wilson: Und wenn alles ganz furchtbar schiefgeht? Lernen, mit Ängsten umzugehen.
128 S.; Junfermann Verlag (2011); €13,45
John Forsyth: Mit Ängsten und Sorgen erfolgreich umgehen. Ein Ratgeber für den
achtsamen Weg in ein erfülltes Leben mit Hilfe von ACT. 245 S; Hogrefe Verlag (2010);
€24,95
Arthrose in Fingern und Handgelenk: Was hilft?
In Deutschland leiden etwa fünf Millionen Menschen an einer Arthrose. Etwa zwei Drittel
der über 65-Jährigen sind betroffen. Durch eine voranschreitende Zerstörung des
Knorpelgewebes kommt es zu schmerzhaften Bewegungseinschränkungen und
Verformungen der Gelenke. Typische Symptome sind belastungsabhängige Schmerzen,
steife, "knirschende" und verformte Gelenke.
Knorpel nutzt sich ab
Bei einer Arthrose nutzt sich der Gelenkknorpel mit der Zeit ab. Die Zellen sterben ab,
sodass die Knorpelschicht mit der Zeit immer dünner wird. Schließlich beeinträchtigt die
beschädigte Knorpeloberfläche die Gleitfunktion des Gelenkes. Risse in der
Knorpeloberfläche und abgeriebene Knorpelteilchen reizen die Gelenkinnenhaut und
führen so zu schmerzhaften Entzündungsreaktionen.
So funktioniert der Gelenkknorpel
Normalerweise überzieht elastischer Knorpel die Gelenkflächen. Er dient als Polster und
"Stoßdämpfer" und schützt die schmerzempfindliche Knochenhaut. Der Gelenkknorpel
besteht zu 70 Prozent aus Wasser. Er hat keine Blutgefäße. Die Versorgung mit Nährstoffen
findet ausschließlich über die Gelenkflüssigkeit statt. Der regelmäßige Wechsel von Beund Entlastung sorgt dafür, dass die Nährstoffe im Gelenk verteilt werden und gut in den
Knorpel eindringen können. Daher ist regelmäßige Bewegung Voraussetzung für einen
gesunden Knorpel.
Primäre und sekundäre Arthrose
Obwohl zunehmendes Alter als Risikofaktor für die Arthrose gilt, sind nicht nur alte
Menschen von dem schmerzhaften Gelenkverschleiß betroffen. Bei der Entstehung spielen
zahlreiche andere Faktoren eine Rolle. Grundsätzlich werden zwei verschiedene Formen
der Arthrose unterschieden:
Die primäre Arthrose wird auf ein minderwertiges Knorpelgewebe zurückgeführt.
Die Ursachen dafür sind eine erbliche Veranlagung oder Durchblutungsstörungen
bei hormonellen Fehlfunktionen.
Die sekundäre Arthrose entsteht durch mechanische Überbelastung
beispielsweise bei angeborenen Fehlstellungen oder als Komplikation nach
Knochenbrüchen mit Gelenkbeteiligung und entzündlichen Veränderungen. Sie
kann aber auch die Folge von Stoffwechselerkrankungen wie Gicht und Diabetes
sein.
Arthrose an Knie, Hüfte, Fingern und Handgelenk
Prinzipiell kann sich Arthrose an jedem Gelenk entwickeln.
Am häufigsten sind die Knie- und Hüftgelenke betroffen.
An einer Arthrose der Hand- und Fingergelenke leiden etwa zwanzig bis 30 Prozent
aller Frauen und drei bis vier Prozent aller Männer.
Die Arthrose des Handgelenks ist im Vergleich zu anderen Gelenkveränderungen
sehr selten. Bei massiver Ausprägung führt sie jedoch zu einer sehr starken
Funktionseinschränkung der Hand bis zum völligen Funktionsverlust.
So verläuft Arthrose an Fingern und Handgelenken
Die Verschleißerscheinungen beginnen in der Regel an Zeige- und Mittelfinger.
Typischerweise bilden sich dort kleine Knötchen und Gelenkverformungen. Dabei sind
insbesondere die kleinen Endgelenke der Finger betroffen. Sie unterliegen einer viel
größeren Belastung als oft angenommen. Die Druckbelastung, die pro Quadratmillimeter
auf den Gelenkknorpel einwirkt, ist etwa genauso hoch wie im Hüft- oder Kniegelenk. Dabei
ist die Knorpelschicht in den Fingergelenken dünner.
Alltägliche Bewegungen und Tätigkeiten, wie Schreiben, das Zuknöpfen von Blusen und
Jacken, das Drehen des Türschlüssels oder das Aufheben von Geldmünzen sind dann
mit plötzlichen, stechenden Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verbunden. Die
Verschleißerscheinungen können auch im Daumengrundgelenk oder im Bereich der
Handwurzelgelenke auftreten.
Arthrose behandeln
Eine Heilung der Arthrose ist nicht möglich. Schmerzmittel und entzündungshemmende
Medikamente können die Erkrankung nicht aufhalten, aber die Beschwerden lindern.
Wegen ihrer Nebenwirkungen sollten sie nur kurzfristig eingesetzt werden. Eine
physikalische Therapie kann die Beweglichkeit der Gelenke erhalten. Oft können
Naturheilmittel die Beschwerden lindern. Wärmeanwendungen wie Moor- und
Paraffinbäder fördern den Stoffwechsel, lösen verkrampfte Muskulatur und lindern
Schmerzen. Bei akuter Entzündung helfen oft Eispackungen.
Muskeldehnungen und Fingerübungen erhöhen die Beweglichkeit der Finger und sorgen
für einen Austausch der Gelenkflüssigkeit, sodass Entzündungsstoffe abtransportiert
werden. Linderung bringen auch sogenannte Traktions- und Kompressions-Behandlungen,
bei denen die Gelenke durch Zug entlastet werden.
Arthrose im Handgelenk operieren
Bringt die konservative Therapie keine Linderung, kann die Arthrose im Handgelenk mit
einer Operation behandelt werden. Dabei kann das Handgelenk durch ein künstliches
Gelenk ersetzt oder aber versteift werden. Bei der Versteifung (Arthrodese) werden die
Knochen des Handgelenks vollständig oder teilweise fest miteinander verschraubt.
Dadurch verliert das Handgelenk einen Teil seiner Beweglichkeit, doch die Hand ist in der
Regel wieder schmerzfrei und kann deutlich besser und kraftvoller genutzt werden.
Ernährung: Vitamine, Ballaststoffe, Öle - und wenig Fleisch
Eine fleischarme Mischkost mit viel Obst, Gemüse und pflanzlichen Ölen versorgt den
Knorpel mit allen notwendigen Nährstoffen und führt auch zu einer Normalisierung des
Körpergewichts, sodass die Gelenke weniger belastet werden. Empfohlen wird eine
ausgewogene, vitamin- und ballaststoffreiche Ernährung: Omega-3-Fettsäuren in Fisch und
pflanzlichen Ölen haben eine entzündungshemmende Wirkung und eignen sich daher gut
für den Ernährungsplan bei Arthrose. Ungünstig sind Fleisch und Wurstwaren sowie
tierische Fette. Sie führen dazu, dass sich im Körper die entzündungsfördernde
Arachnidonsäure bildet.
Im Studio:
Dr. Ingo Arnold
Chefarzt der Klinik für Orthopädie und operative Rheumatologie
Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen
St.-Pauli-Deich 24, 28199 Bremen
Internet: www.roteskreuzkrankenhaus.de/kliniken/ortho/
Im Beitrag:
Dr. Karsten Becker, Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie, Handchirurgie
Handchirurgie Peiner Straße
Peiner Str. 2, 30519 Hannover
Tel. (0511) 98 59 98 10, Fax. (0511) 98 59 98 19
Internet: www.handchirurgie-peinerstr.de
E-Mail: [email protected]
Ilona Carstens, Physiotherapeutin
Therapiezentrum für Physikalische Medizin
Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen
Sankt-Pauli-Deich 24, 28199 Bremen
Internet: www.roteskreuzkrankenhaus.de
Welche Milch ist gesund?
Milch besteht aus Wasser, Milchzucker (Laktose), Eiweiß und Fett. Sie enthält wertvolle
Vitamine und Mineralstoffe wie Calcium, Eisen und Magnesium. Doch bei den
Inhaltsstoffen gibt es Unterschiede, zum Beispiel zwischen Vollmilch und fettarmer Milch,
frischer und besonders lange haltbarer Milch. Bezeichnungen wie Alpenmilch, Landmilch
und Weidemilch sagen dagegen nur wenig über die Qualität aus.
Macht Milch krank?
Die Studienlage zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Milch ist uneinheitlich, sagt
Ernährungsberaterin Karin Riemann-Lorenz von der Verbraucherzentrale Hamburg:
Es gibt keine Belege dafür, dass Milch - wie häufig vermutet - Knochenschwund
(Osteoporose) begünstigt oder verhindert.
Es gibt Hinweise darauf, dass ein Milchverzehr von mehr als einem Liter pro Tag das
Risiko für Prostatakrebs erhöhen kann.
Für Erkrankungen wie Diabetes (Typ 2) und Dickdarmkrebs deuten Studien auf eine
schützende Wirkung von Milch hin.
Höchstens ein Glas Milch pro Tag
Ernährungsberaterin Riemann-Lorenz empfiehlt, höchstens ein großes Glas Milch (rund
300 Milliliter) pro Tag zu trinken. Viele Menschen können mit zunehmendem Alter
Milchzucker nicht mehr so gut verdauen - sie sollten weniger Milch trinken.
Empfehlenswert ist frische Milch mit 1,5 Prozent Fett. Sie enthält so viele wertvolle
Inhaltsstoffe wie Vollmilch mit 3,5 Prozent Fett, ist aber kalorienärmer.
Pasteurisieren tötet Keime
Bevor Milch im Laden verkauft werden darf, wird sie in der Meierei verarbeitet. Dazu wird
sie zunächst pasteurisiert, also für wenige Sekunden auf 75 Grad erhitzt. Dadurch werden
die meisten Keime abgetötet, ohne dass sich der Nährwert, der Geschmack und die
Konsistenz der Milch wesentlich verändert. Pasteurisierte Lebensmittel sind nicht
hundertprozentig keimfrei. Sie müssen gekühlt gelagert werden und sind nur relativ kurz
haltbar.
Haltbare Milch leichter verdaulich
Haltbare Milch (H-Milch) gibt es seit Ende der 60er-Jahre. Durch das Ultrahocherhitzen bei
130 bis 150 Grad werden alle Mikroorganismen und Enzyme in der Milch abgetötet. Die
Milch ist so für mehrere Monate haltbar, ohne dass sie gekühlt gelagert werden muss.
Dabei werden allerdings auch alle hitzeempfindlichen Vitamine zerstört. H-Milch ist
leichter verdaulich und hat im Vergleich zu der sämigen Konsistenz der Frischmilch eine
eher wässrige Konsistenz.
Länger frische Milch weniger vollmundig
Seit einigen Jahren ist neben frischer Milch aus dem Kühlregal und haltbarer Milch (HMilch) auch "länger frische Milch" erhältlich, sogenannte ESL-Milch (extended shelf life). Sie
hält zwar einige Tage länger als frische Milch, schmeckt aber nicht so vollmundig. Bereits
beim Pasteurisieren wird ESL-Milch auf Temperaturen von mehr als 120 Grad erhitzt.
Laktosefreie Milch schmeckt süßer
Menschen mit einer Laktoseintoleranz bekommen von Milch Blähungen, Bauchschmerzen
und Durchfall. Für sie ist laktosefreie Milch geeignet. Zur Herstellung wird Laktose durch
den Zusatz des Enzyms Laktase in die Einfachzucker Glukose und Galaktose aufgespalten.
Diese haben eine höhere Süßkraft als Laktose, daher schmeckt laktosefreie Milch süßer.
Wer Milchzucker verträgt, muss nicht zu laktosefreier Milch greifen: Sie ist teurer als
herkömmliche Milch.
Biomilch nicht automatisch gesünder
Bezeichnungen wie "Alpenmilch" und "Landmilch" sind reines Marketing. Fast jede Milch
ist Landmilch, da die wenigsten Kühe in der Stadt gemolken werden. Für "Weidemilch"
dürfen die Kühe sich mindestens 120 Tage auf Weiden sattfressen. Biomilch unterliegt
strengen Vorgaben zur Tierhaltung. Deshalb ist sie teurer, aber nicht automatisch gesünder
als konventionelle Milch. Die Inhaltsstoffe unterscheiden sich nur wenig. Biomilch kann
mehr Omega-3-Fettsäuren enthalten, weil die Tiere mehr Gras und Heu fressen.
Interviewpartnerin im Beitrag:
Oec. troph. Karin Riemann-Lorenz
Abteilung Lebensmittel und Ernährung
Verbraucherzentrale Hamburg
Tel. (040) 248 32 240
Internet: www.vzhh.de
Wilhelm Schnoor, Milchbauer
Meierei Horst eG
Dr. Tatjana Tegel
Vorstandsmitglied der Meierei Horst eG
Bahnhofstr. 42 - 44, 25358 Horst (Holstein)
Tel. (04126) 1213, Fax. 04126 - 2529
Internet: meierei-horst-eg.de
E-Mail: [email protected]
Abenteuer Diagnose: Paraneoplastisches Syndrom (Stiff-Person-Syndrom)
Unter einem paraneoplastischen Syndrom, werden Begleitsymptome von
Krebserkrankungen zusammengefasst, die nicht durch die bösartige Neubildung selbst also zum Beispiel durch das verdrängende Wachstum des Tumors oder durch die
Zerstörung von normalem Gewebe durch den Tumor - entstehen. Krebserkrankungen, bei
denen häufiger ein paraneoplastisches Syndrom auftritt sind zum Beispiel das kleinzellige
Bronchialkarzinom und Brustkrebs oder Blutkrebs. Die verschiedenen Symptome treten
meist im Bereich von Drüsen, des Nervensystems, der Haut, der Gelenke oder des Blutes
auf.
Ursache eines paraneoplastischen Syndroms kann zum einen eine Abwehrreaktion des
Körpers sein, die durch die Krebserkrankung provoziert wird. Zum anderen können durch
den Tumor freigesetzte Botenstoffe, wie zum Beispiel Zytokine und Hormone, die
Symptome auslösen.
Das Stiff-Person-Syndrom ist eine seltene, komplexe autoimmun-entzündliche Erkrankung
des zentralen Nervensystems und der endokrinen Drüsen. Es ist durch motorische, und
vegetative (Schwitzen, Herzrasen, Bluthochdruck) , psychiatrische (Angstattacken,
gesteigerte Schreckreaktionen) sowie orthopädische (Fehlstellung, Knochenbrüche) und
endokrinologische (Typ 1 Diabetes, Schilddrüsenüberfunktion) Symptome gekennzeichnet.
Im Vordergrund steht dabei eine generalisierte Tonuserhöhung der Muskulatur.
Charakteristisch für das Syndrom ist eine über Monate bis Jahre zunehmende Steifigkeit
der Muskulatur. In der betroffenen Muskulatur treten zudem Krämpfe auf. In den meisten
Fällen sind die Rücken- und Hüftmuskulatur betroffen. Während bei einigen Betroffenen
der Tonus der Muskulatur nur leicht gesteigert ist, ist die Steifigkeit bei anderen derart
stark ausgeprägt, dass sie die Beweglichkeit dramatisch einschränkt. Während die
Intensität der Symptomatik vor allem am Anfang noch schwankt, ist die Steifigkeit im
Verlauf schließlich oft dauerhaft vorhanden. Das Gangbild ist verlangsamt und erscheint
vorsichtig und ungeschickt. Die Muskelkrämpfe können durch Berührungen und
Bewegungen aber auch durch plötzliche Geräusche, Ärger oder Angst ausgelöst werden
und betreffen dann meistens beide Körperhälften. Sie beginnen typischerweise mit einer
kurzen unwillkürlichen Muskelkontraktion, auf die dann eine anhaltende und schmerzhafte
Kontraktion des Muskels folgt.
Die Diagnose stützt sich auf die Anamnese sowie körperliche, neurologische und
elektrophysiologische Untersuchungen. Der Nachweis spezieller Autoantikörper erhärtet
die Diagnose. Bei 60 bis 80 Prozent der Betroffenen lassen sich im Blut Autoantikörper
gegen das Enzym Glutamatdecarboxylase (GAD) nachweisen. Bei etwa zehn Prozent der
Betroffenen finden sich Autoantikörper gegen neuronale Glyzin-Rezeptoren. Diese
Rezeptoren sind wichtig für die Übermittlung von Informationen in den Nervenzellen.
Durch den Angriff werden die Nervenzellen überaktiv, und das führt zu den typischen
Beschwerden einer erhöhten Muskelspannung und Muskelzittern.
Die Therapie des Stiff-Person-Syndroms basiert auf zwei Ansatzpunkten. Grundsätzlich
muss die zu verursachende Krebserkrankung therapiert werden. Im Rahmen eines
symptomatischen Therapieansatzes kommen Wirkstoffe aus der Gruppe der
Benzodiazepine und Baclofen zum Einsatz. Sie reduzieren die Muskelspannung. Bei
drohender Gelenkschädigung können Injektionen von Botulinum-Toxin vorübergehende
Entlastung schaffen. Physiotherapeutische Maßnahmen können hilfreich sein, in einigen
Fällen können sie die Beschwerden allerdings auch verstärken.
Die immunmodulierende Langzeittherapie mit der intravenösen Gabe von
Immunglobulinen oder Kortikosteroiden ist wirksam aber nebenwirkungsträchtig. Durch
die Unterdrückung des Immunsystems (Immunsuppression) kann der autoimmune
Prozess abgeschwächt werden.
Mit Hilfe einer speziellen Blutwäsche (Plasmapherese) können die Auto-Antikörper aus dem
Blutentfernt werden. Es handelt sich hierbei allerdings um experimentelle
Behandlungsversuche.
Interviewpartner im Beitrag:
Dr. Ute Kruse, Fachärztin für Neurologie
Fruerlunder Str. 52, 24943 Flensburg
Prof. Dr. Nadezda Basara, Fachärztin für Innere Medizin
Hämatologie/Internistische Onkologie
geschäftsführende Chefärztin der Medizinischen Klinik I
Malteser Krankenhaus St. Franziskus-Hospital
Waldstr. 17 , 24939 Flensburg
Tel. (0461) 816 25 12, Fax. (0461) 816 20 22
Internet: www.malteser-franziskus.de/medizin-pflege/medizinische-klinik-i/teamkontakt.html
Prof. Dr. Henning Stolze, Chefarzt der Neurologischen Klinik
und
Birte Mesche, Oberärztin der Neurologischen Klinik
Diakonissenkrankenhaus Flensburg
Knuthstraße 1 , 24393 Flensburg
Internet: www.diako-krankenhaus.de
E-Mail: [email protected]
Weitere Informationen:
Stiff-Person-Syndrom Selbsthilfe Deutschland e.V.
Vorsitzende Ursula Metze
Raiffeisenstr. 50, 52372 Kreuzau-Stockheim
Tel. (02421) 504357
E-Mail: [email protected]
Internet: www.stiff-person.de
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