Ausgabe | 03 20. Januar 2017 powered by Pharmabranche Donald Trump wirft Pharma-Unternehmen Profitgier vor Donald Trump glaubt, dass Pharma-Firmen bei Preisforderungen „über Leichen“ gehen. Die Branche muss neue Ansätze suchen. D iesmal hat der designierte US-Präsident Donald Trump nicht zum Tweet gegriffen: Höchstpersönlich las der Milliardär der Pharmabranche bei der ersten Pressekonferenz seit seiner Wahl die Leviten, kritisierte ihre Preispolitik scharf und schürte damit die Angst vor Ertragseinbußen im weltgrößten Gesundheitsmarkt. Die Reaktion erfolgte prompt: Noch während Trump in New York vor Journalisten sprach, tauchten an der Wall Street die Aktien von Arzneimittelherstellern ab. Europas Gesundheitswerte schlossen sich dem Abwärtstrend an. Trump nahm kein Blatt vor den Mund und kündigte einen härteren Kurs bei Preisverhandlungen für Medikamente für das staatliche Gesundheitsprogramm an, berichtet Reuters. Er warf den Unternehmen vor, bei ihren Preisforderungen an den Staat „über Leichen zu gehen“. Zudem kritisierte er, dass viele Firmen im Ausland produzierten. Seine Äußerungen zeigten Wirkung: Die USA ist der mit Abstand wichtigste Markt für die eine Billion Dollar schwere Die Pharma-Industrie macht fast die Hälfte ihrer Umsätze in den USA. Quelle: Flickr/Brandon Giesbrecht/CC BY 2.0 Pharmaindustrie - sie erzielt dort 40 Prozent ihrer Umsätze. Zudem verdienen die Unternehmen dort überdurchschnittlich gut, weil ihnen bislang bei dem, was sie für ihre Medikamente verlangen, kaum Grenzen gesetzt sind. Die Aktien der Branchenriesen wie die beiden Schweizer Arzneimittelhersteller Novartis und Roche, die britische Shire und der deutsche Merck-Konzern gingen auf Talfahrt, verloren zum Teil mehr als drei Prozent an Wert. Der europäische Sektorindex sackte um zwei Prozent ab. Dass sich die Bayer-Aktien mit weniger als ein Prozent Kursminus vergleichsweise gut hielten, liegt Händlern zufolge daran, dass die Leverkusener und ihr Fusionspartner Monsanto bei Trump für den 66 Milliarden Dollar schweren Zusammenschluss der beiden Konzerne geworben haben. Einem Firmensprecher zufolge war das Gespräch produktiv. Dabei wurde Trumps überraschender Wahlsieg im November noch mit Kursgewinnen im Pharmasektor begrüßt. In einer Präsidentin Hillary Clinton hatten die Investoren das größere Risiko gesehen, die demokratische Kandidatin hatte sich den Kampf gegen den „Wucher“ im Arzneimittelsektor ganz oben auf die Fahnen geschrieben. In den Hintergrund rückte, dass auch Trump das Thema im Wahlkampf schon aufgegriffen hatte. „Das war eine sehr oberflächliche Einschätzung: Hillary ist schlecht für die Pharmaindustrie und Trump gut“, sagt Michael Nawrath, Pharma-Analyst bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Analyse Hohe Pflegekosten in Heimen fördern die häusliche Pflege Im Dezember 2015 waren in Deutschland 2,86 Millionen Menschen pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes (SGB XI). Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, hat die Zahl der Pflegebedürftigen im Vergleich zum Dezember 2013 um 234.000 (+ 8,9 Prozent) zugenommen. 83 Prozent der Pflegebedürftigen waren 65 Jahre und älter, mehr als ein Drittel (37 Prozent) war mindestens 85 Jahre alt. Die Mehrheit der Pflegebedürftigen war weiblich (64 Prozent). Annähernd drei Viertel (73 Prozent oder 2,08 Millionen) aller Pflegebedürftigen wurden zu Hause versorgt. Davon wurden 1,38 Millionen Pflegebedürftige in der Regel allein durch Angehörige gepflegt. Weitere 692.000 Pflegebedürftige lebten ebenfalls in Privathaushalten, sie wurden jedoch zusammen mit oder vollständig durch ambulante Pflegedienste versorgt. Gut ein Viertel (27 Prozent oder 783.000 Pflegebedürftige) wurde in Pflegeheimen vollstationär betreut. Im Vergleich mit Dezember 2013 ist die Zahl der in Heimen vollstationär versorgten Pflegebedürftigen um 2,5 Prozent (+ 19 000) gestiegen. Bei der Pflege zu Hause ist die Zunahme mit + 11,6 Prozent (+ 215.000 Pflegebedürftige) deutlich höher, was auch auf die Reformen der Pflegeversicherung zurückzuführen ist. Viele Bürger sind zudem verunsichert, ob ihre Familienangehörigen in deutschen Pflegeeinrichtungen wirklich qualitativ gut versorgt werden. Das geht aus einer Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) hervor. 70 Prozent der über 2.000 Befragten glauben, dass sich die Pflegequalität je nach Einrichtung sehr stark unterscheidet. Als möglichen Grund für fehlende Qualität gaben 71 Prozent fehlendes Personal und daraus resultierende Arbeitsüberlastung als Hauptursache für Missstände verantwortlich. „Den mit Abstand größten Verbesserungsbedarf schätzen die Befragten im Bereich der persönlichen Zuwendung und Kommunikation, für die aus ihrer Sicht mehr Zeit zur Verfügung stehen sollte“, so die Studie. 1 powered by Ausgabe | 03/17 Andauernde öffentliche Kritik könnte dazu führen, dass die Listenpreise für Medikamente weniger stark steigen, so die Analysten von Morgan Stanley. Diese bilden die Basis für die Abrechnung im staatlichen US-Gesundheitssystem Medicare. Zwar werden noch Rabatte fällig, die bis zu 40 Prozent betragen können. Doch bei der anfänglichen Preisfestsetzung gibt es kaum Einschränkungen. Auch in direkten Preisverhandlungen mit Medicare sehen die Experten daher einen Risikofaktor. Die Stellungnahmen von Pharmaunternehmen waren von Vorsicht und Zurückhaltung geprägt. Tenor: Abwarten, welche Maßnahmen wirklich ergriffen werden. „Die konkrete Ausgestaltung werden wir erst später im Laufe des Jahres 2017 ana- lysieren und bewerten können“, sagt eine Sprecherin von Boehringer Ingelheim. Bei Novartis hieß es, der Konzern wolle mit der neuen US-Regierung, dem Kongress, den Versicherungen und anderen Akteuren im Gesundheitssystem zusammenarbeiten, um tragfähige Lösungen und einen besseren Zugang zu Arzneien für alle Patienten zu ermöglichen. „Preisverhandlungen für Medikamente sind in vielen Gesundheitssystemen der Welt Normalität“, sagt Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin vom deutschen Branchenverband vfa. „Wichtig ist, dass sie fair und nach nachvollziehbaren Kriterien ablaufen.“ Dass die Branche umdenken und bei der Preisfindung und -rechtfertigung neue 20. Januar 2017 Ansätze suchen muss, zeichnet sich seit längerem ab. Nicht erst seit Preiseklats wie beim Medikament EpiPen zur Behandlung allergischer Schocks von Mylan oder dem Mittel Daraprim gegen die Infektionskrankheit Toxoplasmose von Turing Pharmaceuticals hinterfragen schuldengeplagte Regierungen, Krankenkassen und Patienten die Preispraxis Pharmakonzerne. Die Gesundheitssysteme stoßen an ihre Grenzen, auch weil die Therapien immer komplexer werden. Ein Weg ist dabei die wertbasierte Preisfestlegung. Davon profitieren würden in erster Linie allerdings Arzneien, die das Leben der Patienten merklich verlängern, ihnen eine bessere Lebensqualität, ein normales Leben oder eine schnellere Rückkehr in den Alltag versprechen. Politik Beamte als Kassenpatienten würden Haushalt entlasten Die Einbeziehung der Beamten in die gesetzliche Krankenversicherung birgt Sparpotential. Realistisch ist das aber nicht. E ine Einbeziehung von Beamten und Pensionären in die gesetzliche Krankenversicherung würde die öffentlichen Haushalte einer Studie zufolge massiv entlasten. Würde für sie dieselbe gesetzliche Versicherungspflicht gelten wie für Arbeitnehmer, könnten die öffentlichen Kassen bis zum Jahr 2030 rund 60 Milliarden Euro sparen, heißt es in einer Studie der Bertelsmann Stiftung. Von den derzeit gut drei Millionen privat versicherten Beamten und Pensionären wären demnach dann zwei Drittel in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) versicherungspflichtig. Zudem geht die Studie davon aus, dass weitere 21 Prozent aus finanziellen Gründen freiwillig in die GKV wechseln würden, wodurch dann neun von zehn Beamten gesetzlich versichert wären. Den Bund würde das schon im ersten Jahr um 1,6 Milliarden Euro und die Länder um 1,7 Milliarden Euro entlasten, so Reuters. Die Länder müssten für ihre gesetzlich versicherten Beamten den üblichen Arbeitgeberbeitrag zahlen. Das wäre im Bund und in den meisten Ländern weniger, als das, was sie derzeit für die steuerfinanzierte Beihilfe ausgeben. Auf lange Sicht würden der Studie zufolge 13 von 16 Bundesländern entlastet werden - nur Sachsen, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern würden geringfügig belastet. 2014 gab der Bund den Angaben zufolge 4,5 Milliarden Euro für die Beamtenbeihilfe aus. Die Länder mussten dafür im selben Jahr 7,4 Milliarden Euro aufbringen. Auch die gesetzliche Krankenversicherung würde profitieren. Den zusätzlichen Ausgaben für die Versorgung der Beamten und Pensionäre in Höhe von knapp zwölf Milliarden Euro stünden Mehreinnahmen durch Beiträge von mehr als 15 Milliarden Euro gegenüber. Mit dem positiven Saldo von 3,4 Milliarden Euro könnte der Beitragssatz um 0,34 Prozentpunkte gesenkt werden. Im Gegenzug zu den Entlastungen für die Haushalte müssten die Ärzte in großem Stil auf Einnahmen verzichten, da für sie die höhere Bezahlung für die privat versicherten Beamten wegfiele, sagt Gesundheitsexperte Stefan Etgeton. Bundesärztekammer-Präsident Frank Ulrich Montgomery kritisierte, die Autoren hätten sich ein Szenario zurechtgezimmert, „dass jeglichen rechtlichen, politischen und gesellschaftlichen Realitätssinn entbehrt“. So sei eine verfassungs- oder beamtenrechtliche Bewertung des Modells nicht erfolgt. Das Modell sei nichts anders als der „Totengräber des dualen Krankenversicherungssystems und der Wegbereiter zur Einheitskasse“. Einheitssysteme führten zu Rationierung, Wartezeiten und zu Leistungsbegrenzungen. Die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Maria Michalk, bescheinigte der Studie ebenfalls Mängel. Zudem hätten sich das Nebeneinander von privater und gesetzlicher Krankenversicherung und der damit verbundene Systemwettbewerb mit Blick auf die Qualität der Krankenversicherung in Deutschland bewährt. SPDFraktionsvize Karl Lauterbach erklärte indes, gegen die Einbeziehung von Beamten in die GKV sprächen weder verfassungsrechtliche noch finanzielle Gründe. Die Studie zeige: „Die Zeit ist reif für eine geordnete Einführung der Bürgerversicherung.“ Diese werde auch von den meisten Bürgern gewünscht. Gesetzliche Krankenkassen könnten durch die neuen Zahler ihre Beiträge senken. Quelle: Flickr/Partha S. Sahana/CC BY 2.0 2 powered by Ausgabe | 03/17 20. Januar 2017 Umwelt Höherer Fleischpreis soll Kosten für Umweltschäden decken Die intensive Landwirtschaft schadet den Gewässern. Experten fordern weniger Tierprodukte, weniger Umweltverschmutzung. Fleischliebhaber sollen über einen vollen Mehrwertsteuersatz für Fleisch zum Umdenken bewegt werden. Quelle: Flickr/Marius Boatca/CC BY-SA 2.0 D eutschland ist von einem guten Zustand seiner Gewässer weit entfernt: Zuviel Nitrat und mangelnde Gegenmaßnahmen haben 2016 zur Klage der EU-Kommission beim Europäischen Gerichtshof gegen Deutschland geführt. Die Reform der Düngeverordnung (DüV) sollte eigentlich hier Abhilfe schaffen – auch, um die Vorgaben der übergeordneten EU-Wasserrahmenrichtlinie zu erfüllen. Seit zwei Jahren wird die DüV überarbeitet, jedoch von Umweltverbänden und der Wasserwirtschaft als unzureichend kritisiert. Auch die Wissenschaftlichen Beiräte für Agrarpolitik (WBA) und für Düngungsfragen (WBD) beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sowie der Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung (SRU) fordern, dass es zur guten fachlichen Praxis gehören soll, die Düngung am Bedarf der Pflanzen und des Bodens so auszurichten, dass Gefahren für den Naturhaushalt weitestgehend vermieden werden. Zudem sollte eine Rechtsgrundlage dafür geschaffen werden, dass alle relevanten Nährstoffströme eines Betriebes in einer Hoftorbilanzierung erfasst werden können. Außerdem werden die Kontrolle der Einhaltung der Düngeverordnung und schärfere Sanktionen bei Verstößen gefordert. Und obwohl in der Wasserrahmenrichtlinie das Verursacherprinzip verankert ist, werden die Landwirte nicht zur Deckung der Kosten der Gewässerbelastung herangezogen. „Die intensive Landwirtschaft ist eine der größten Verursacherinnen negativer Umweltfolgen“, so die Präsidentin des Umweltbundesamtes Maria Krautzberger. „Es ist davon auszugehen, dass in Deutschland mindestens eine Halbierung der Stickstoffeinträge notwendig ist, um bestehende nationale und europäische Qualitätsziele zu erreichen“, so der SRU. Und: Stickstoffüberschüsse könnten nur dann ausreichend verringert werden, wenn höhere Umweltanforderungen an die Landwirtschaft in Deutschland mit veränderten Konsummustern einhergehen. 85 Prozent der Bevölkerung isst täglich oder fast täglich Fleisch. Der hohe Konsum tierischer Produkte wie Fleisch, Eier und Milch sollte laut SRU gesenkt und Lebensmittelabfälle reduziert werden. Um einen schrittweisen Wandel zu erreichen, empfehlen der SRU, das UBA und Umweltverbände Verbraucherinformationen über die Umwelt- und Gesundheitsschäden eines überzogenen Konsums von tierischem Eiweiß und ökonomische Instrumente, die dafür sorgen, dass die Umweltkosten sich stärker im Preis von tierischen Produkten spiegeln. Beispielsweise sollte der reduzierte Mehrwertsteuersatz für Fleisch, Eier und Milchprodukte abgeschafft werden. Solche Forderungen weist das Bundeslandwirtschaftsministerium zurück, da man den Verbrauchern nicht vorschreiben wolle, was sie essen sollen. Wasserwerke wie in München oder Leipzig kaufen Flächen auf, regeln die Bewirtschaftungsweise vertraglich mit den Landwirten und gewähren Ausgleichszahlungen für Einkommensverluste. Diese Vorgehensweise ist um ein Vielfaches günstiger als Investitionen in Millionenhöhe für Trinkwasseraufbereitungsanlagen. Die Stadtwerke München unterstützen die Bauern zudem bei der Vermarktung ihrer Bio-Produkte, indem sie über die Zusammenhänge zwischen Lebensmitteln und Trinkwasserschutz informieren. Digitalisierung Klinik-Manager sind schlecht auf digitalen Wandel vorbereitet Führungskräfte in deutschen Krankenhäusern haben zu geringes digitales Wissen. Langfristig wird das schwierig. D ie Führungskräfte an deutschen Krankenhäusern stellen sich nur durchschnittliche „digitale Noten“ aus: Gerade einmal elf Prozent von ihnen sind nach eigener Einschätzung „sehr fit“ in Sachen Digitalisierung. Für Kliniken kann das auf ihrem Weg zur „Medizin 4.0“ schnell problematisch werden. Denn in Zukunft wird schon gut jedes zweite Kran- 3 powered by Ausgabe | 03/17 kenhaus dieses Wissen bei der Einstellung ihres medizinischen und kaufmännischen Spitzenpersonals verlangen. Das sind Ergebnisse der bereits zum zweiten Mal durchgeführten Studie „Digitalisierung in der Gesundheitswirtschaft“. Im Auftrag der Personalberatung Rochus Mummert Healthcare Consulting wurden dafür 380 Führungskräfte an deutschen Kliniken befragt. Wer das neue Jahr mit dem Vorsatz beginnt, etwas für seinen Beruf zu lernen, sollte das Thema Digitalisierung auf die Agenda nehmen. Das gilt vor allem für die Beschäftigten aus der Gesundheitswirtschaft. Halten sich doch bislang gerade einmal sechs Prozent der medizinischen und 19 Prozent der kaufmännischen Leiter an deutschen Krankenhäusern für „sehr fit“ mit Blick auf ihr digitales Know-how. Zwar bewerten 41 Prozent der medizinischen und 36 Prozent der kaufmännischen Klinik-Manager ihr Digitalisierungs-Wissen mit der Schulnote 2. Der Knackpunkt ist jedoch: Insgesamt gibt sich jede zweite Führungskraft in dieser Beziehung nur Noten zwischen 3 und 6. „Grundsätzlich ist es positiv zu werten, dass etwa jede zweite Klinik-Spitzenkraft ihr Digitalisierungs-Wissen als gut bezeichnet. Mit Blick auf die Medizin der Zukunft ist die Zahl derjenigen, die sich für sehr fit halten, aber zu gering, und umgekehrt der Anteil der Manager mit mäßigen bis schlechten Kenntnissen zu hoch“, mahnt Dr. Peter Windeck, Studienleiter und Geschäftsführer von Rochus Mummert Healthcare Consulting. „Für Krankenhäuser kann dies auf Dauer schwierig werden - schließlich gilt fehlendes digitales Know-how der Führungskräfte unserer Studie nach als einer der drei größten Stolpersteine auf dem Weg zur Medizin 4.0“. Bei den Managern herrscht also Nachholbedarf: Während Digital-Know-how 20. Januar 2017 Wer in Sachen digitalem Know-how nicht aufholt, wird in Zukunft auf der Strecke bleiben. Quelle: Flickr/Michael Saechang/CC BY-SA 2.0 aktuell in 27 Prozent der Kliniken Einstellungskriterium für kaufmännische und nur in 15 Prozent der Krankenhäuser für medizinische Führungspositionen ist, wird künftig etwa jede zweite Einrichtung dieses Wissen verlangen. Überdies wird eine entsprechende Weiterbildung in Zukunft für mindestens jeden zweiten leitenden Angestellten Pflicht werden. „Unsere Studie zeigt, dass Klinik-Manager in Sachen Digitalisierungswissen noch nachlegen müssen, wenn sie sich auf die Medizin 4.0 vorbereiten wollen“, so KrankenhausExperte Windeck. Zum Jobprofil der kaufmännischen Spitzenkraft von morgen gehören insbesondere Erfahrung im Projekt- und ChangeManagement sowie Kenntnisse rund um Datenschutz und IT-Sicherheit, wie die Rochus-Mummert-Studie ergab. Medizinische Leiter dagegen sollten sich künftig mit elektronischen Patientenakten und einem mobilen Krankenhausinformationssystem auskennen. Rochus-Mummert-Partner Windeck: „Zumindest die medizinische und pflegerische Ausbildung decken dieses Digitalisierungswissen bei Weitem noch nicht ab. Wer die Herausforderungen der Medizin 4.0 annehmen will, braucht deshalb viel Eigeninitiative, um den Wandel der Berufsbilder in deutschen Krankenhäusern aktiv mitzugestalten.“ Für die Rochus-Mummert-Studie „Digitalisierung in der Gesundheitswirtschaft“ wurden im Mai und Juni 2016 mittels einer Online-Umfrage 380 Führungskräfte deutscher Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen befragt. Die Teilnehmer der Studie üben vor allem Positionen in der Geschäftsführung oder andere leitende Funktionen aus. Zu den befragten Krankenhäusern gehören Kliniken in öffentlich-rechtlicher, frei-gemeinnütziger, konfessioneller und privater Trägerschaft. Gesellschaft Zahl der Organspenden ist weiterhin niedrig Die Zahl der Organspender in Deutschland ist zu gering. Dabei steht ihr die Mehrheit der Bundesbürger positiv gegenüber. A chthundersiebnundfünfzig Menschen haben im Jahr 2016 nach ihrem Tod Organe für schwer kranke Patienten gespendet. Damit liegt die Zahl der Organspender in etwa auf dem Niveau von 2014 (864 Spen- der) bzw. 2015 (877 Spender). Demgegenüber stehen nach wie vor über 10.000 Patienten auf den Wartelisten, die in Deutschland dringend auf ein Spenderorgan warten. Die Anzahl der postmortal gespendeten Organe lag 2016 bei insgesamt 2.867 gegenüber 2.901 Organen im Vorjahr. Insgesamt konnten bundesweit 3.049 Organe transplantiert werden, im Jahr zuvor waren es 3.084 Transplantationen. Die Differenz zur Zahl 4 powered by Ausgabe | 03/17 der jeweils gespendeten Organe ergibt sich aus dem internationalen Organaustausch über die Vermittlungsstelle Eurotransplant. Im Vergleich der sieben Regionen der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) entwickelten sich die Organspendezahlen unterschiedlich. Die höchsten Spenderraten verzeichnen die DSO-Region Ost (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) und die DSO-Region Nord-Ost (Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern) mit 14,2 Spendern pro eine Million Einwohner gegenüber 10,4 Spendern im bundesweiten Durchschnitt. durch die Klinikleitung.“ Angesichts der im europäischen Vergleich niedrigen Organspendezahlen erinnert Rahmel daran, die Organspende als gesamtgesellschaftliche Aufgabe wahrzunehmen und das Schicksal der Patienten auf den Wartelisten nicht aus dem Blick zu verlieren. Wichtig sei, dass sowohl die Organspende als Akt der Nächstenliebe als auch das Engagement der Transplantationsbeauftragten in den Krankenhäusern zukünftig mehr Wertschätzung und gesellschaftliche Anerkennung in Politik und Öffentlichkeit erhalte, sagt der Mediziner. „Eine Organspende ist das größte Ge- Das Thema Organspende verdient mehr gesellschaftliche Anerkennung. Quelle: Flickr/Karen Roe/CC BY 2.0 Einen wichtigen Partner in den Bemühungen um steigende Spenderzahlen sieht die DSO, deren Hauptaufgabe die bundesweite Koordinierung der postmortalen Organspende ist, nach wie vor in den Krankenhäusern. Der bundesweite Einsatz von Transplantationsbeauftragten in jedem Entnahmekrankenhaus sei ein grundlegender Schritt des Gesetzgebers, die Rahmenbedingung für die Organspende zu verbessern. Entscheidend sei jedoch, dass die strukturellen Voraussetzungen in den Krankenhäusern auch flächendeckend umgesetzt würden, so der Medizinische Vorstand der DSO, Dr. med. Axel Rahmel. „Das betrifft vor allem die Ausgestaltung der Aufgaben der Transplantationsbeauftragten, ihre kontinuierliche Weiterbildung, aber auch die Entlastung von anderen Aufgaben und die Wertschätzung ihrer Tätigkeit - nicht zuletzt schenk, das ein Mensch an einen anderen Menschen über seinen Tod hinaus weitergeben kann. Deshalb werden wir als Koordinierungsstelle für die Organspende alles dafür tun, um dem Willen der Verstorbenen zu folgen und die Zusammenarbeit zwischen Entnahmekrankenhäusern und Transplantationszentren bestmöglich zu unterstützen“, so DSO-Vorstand Rahmel. Dazu hat die Koordinierungsstelle ein umfassendes Unterstützungsangebot aufgebaut: Von umfangreichen Fachinformationen wie Verfahrensanweisungen und Leitfäden über zahlreiche Fortbildungsveranstaltungen bis zur personellen Unterstützung vor Ort. Der DSO-Bereitschaftsdienst steht den Kliniken rund um die Uhr zur Verfügung. Der entscheidende erste Schritt sei jedoch, dass auf den Intensivstationen mögliche Organspender erkannt würden und nach Feststel- 20. Januar 2017 lung des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls das Gespräch mit den Angehörigen gesucht werde. „Im stressigen Klinikalltag gelingt das jedoch oft nur durch das außergewöhnliche Engagement einzelner Ärzte und Pflegekräfte“, bringt es Rahmel auf den Punkt. Gemeinsam mit Landesministerien zeichnet die DSO jährlich einzelne Krankenhäuser aus, die sich dieser Aufgabe besonders vorbildlich annehmen. „Diese Kliniken können stolz auf ihre Expertise sein“, betont Rahmel. Eine Organspende sei aufgrund der Vielzahl an benötigten intensivmedizinischen Maßnahmen ein Qualitätsmerkmal jeder Intensivstation. Zudem zeige die Klinik damit, dass sie sich dem Willen ihrer verstorbenen Patienten annimmt, wenn sich diese dafür entschieden haben, Organe für schwer kranke Menschen zu spenden. Acht von zehn Bundesbürgern stehen der Organspende positiv gegenüber, das belegt die jüngste Umfrage* der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). „Damit haben wir in Deutschland eine gute Voraussetzung, um Transplantationen zu ermöglichen“, so der Medizinische Vorstand der DSO. „Wir wünschen uns jedoch, dass noch mehr Menschen ihre Entscheidung in einem Organspendeausweis und möglichst auch in ihrer Patientenverfügung festhalten und dokumentieren“, erklärt Rahmel. Dies sei ein wichtiger Schritt, damit der eigene Wille umgesetzt werde und gleichzeitig die Angehörigen entlastet würden. Die DSO ist die Koordinierungsstelle für die postmortale Organspende gemäß Transplantationsgesetz und bietet den rund 1.300 Entnahmekrankenhäusern in Deutschland umfassende Serviceangebote bei den Abläufen der Organspende an. Dazu gehören die organisatorische Unterstützung zur Durchführung der Feststellung des Todes durch irreversiblen Ausfall der Gesamtfunktionen des Gehirns, die Teilnahme am Gespräch mit den Angehörigen, die medizinischen Maßnahmen zur Erhaltung von Organen und zum Schutz der Organempfänger sowie die Koordinierung der Organentnahme und des Transports der Organe zum Transplantationszentrum. Alle Zahlen aus dem Jahr 2016 sind vorläufige Zahlen, Stand: 12.01.2017 *Repräsentativbefragung im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): „Wissen, Einstellung und Verhalten der Allgemeinbevölkerung zur Organ- und Gewebespende in Deutschland 2016“. 5 powered by Ausgabe | 03/17 20. Januar 2017 Finanzen Umsätze und Erträge der Apotheken sind gestiegen Das Honorar für Apotheker wurde in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht. Eine angemessene Bezahlung ist auch nötig. D as Honorar für Apotheker ist bei der Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneien klar reglementiert: Pro Arzneipackung erhalten sie drei Prozent vom Apothekeneinkaufspreis und einen Fixzuschlag in Höhe von 8,35 Euro. Dennoch, es steigt regelmäßig: Allein 2013 stiegen die Honorare um über 100 Millionen Euro durch die Erhöhung des Festpreises um 25 Cent, die Reduzierung des Kassenabschlags auf heute 1,77 Euro und die Einführung des Nacht- u. Notdienstfonds. Voraussichtlich zum 1. April dieses Jahres kommen erneut über 100 Millionen Euro durch das Inkrafttreten des Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetzes hinzu und zwar für die Beratung im Betäubungs- mittelbereich und bei der Herstellung von Rezepturen. „Das ist grundsätzlich auch die richtige Stellschraube, wenn es um die Sicherung der flächendeckenden Arzneimittelversorgung und eine angemessene Honorierung der Allgemeinwohlpflichten geht“, so Christian Buse, Vorsitzender des BVDVA. Er führt aus: „Apotheken auf dem Land leisten die gleiche Beratung wie Apotheken in umsatzstarken Innenstadtlagen und zudem überproportional Nacht- und Notdienst. Das sollte ausgleichend honoriert werden. Ein Beitrag dazu könnte die Erhöhung des Beitrages für den Nacht- und Notdienstfonds sein. Wenn alle Apotheken aus der eigenen Packungsmarge für verschreibungspflichtige Um die flächendeckende Arzneimittelversorgung zu sichern, müssen die Honorare stimmen. Arzneimittel einen Zusatzbetrag einzahlen, könnte der Nacht- und Notdienst besser honoriert werden.“ Diese durchaus nachvollziehbaren Schritte sollten aber den Wettbewerb im Apothekenbereich nicht vollkommen zum Erliegen bringen. Apotheken sollte die Möglichkeit, wie kürzlich vom EuGH aufgezeigt, eröffnet werden, Patienten und Krankenkassen an Wirtschaftlichkeitsreserven zu beteiligen. Wettbewerbstreibern, wie beispielsweise Versandapotheken würden diese Möglichkeit aufgreifen. Ein Verbot des Arzneimittelversandhandels, wie vor kurzem vom Minister Gröhe vorgelegt, wäre ein Schritt in völlig falsche Richtung, der niemandem nutzt. Quelle: Flickr/Metropolico.org/CC BY-SA 2.0 Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Redaktion: Anika Schwalbe, Gloria Veeser, Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright: Blogform Social Media GmbH, Kurfürstendamm 206, D-10719 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033. Email: [email protected]. Erscheinungsweise wöchentliches Summary: 52 Mal pro Jahr. Bezug: [email protected]. Mediadaten: [email protected]. www.deutsche-gesundheits-nachrichten.de 6
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