pdf-ausgabe-2017-3 - Deutsche Gesundheits Nachrichten

Ausgabe | 03
20. Januar 2017
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Pharmabranche
Donald Trump wirft Pharma-Unternehmen Profitgier vor
Donald Trump glaubt, dass Pharma-Firmen bei Preisforderungen „über Leichen“ gehen. Die Branche muss neue Ansätze suchen.
D
iesmal hat der designierte US-Präsident Donald Trump nicht zum Tweet
gegriffen: Höchstpersönlich las der Milliardär der Pharmabranche bei der ersten
Pressekonferenz seit seiner Wahl die Leviten, kritisierte ihre Preispolitik scharf und
schürte damit die Angst vor Ertragseinbußen im weltgrößten Gesundheitsmarkt.
Die Reaktion erfolgte prompt: Noch während Trump in New York vor Journalisten
sprach, tauchten an der Wall Street die Aktien von Arzneimittelherstellern ab. Europas Gesundheitswerte schlossen sich dem
Abwärtstrend an.
Trump nahm kein Blatt vor den Mund
und kündigte einen härteren Kurs bei Preisverhandlungen für Medikamente für das
staatliche Gesundheitsprogramm an, berichtet Reuters. Er warf den Unternehmen
vor, bei ihren Preisforderungen an den Staat
„über Leichen zu gehen“. Zudem kritisierte er,
dass viele Firmen im Ausland produzierten.
Seine Äußerungen zeigten Wirkung:
Die USA ist der mit Abstand wichtigste
Markt für die eine Billion Dollar schwere
Die Pharma-Industrie macht fast die Hälfte ihrer
Umsätze in den USA.
Quelle: Flickr/Brandon Giesbrecht/CC BY 2.0
Pharmaindustrie - sie erzielt dort 40 Prozent ihrer Umsätze. Zudem verdienen die
Unternehmen dort überdurchschnittlich
gut, weil ihnen bislang bei dem, was sie für
ihre Medikamente verlangen, kaum Grenzen
gesetzt sind.
Die Aktien der Branchenriesen wie die
beiden Schweizer Arzneimittelhersteller
Novartis und Roche, die britische Shire und
der deutsche Merck-Konzern gingen auf
Talfahrt, verloren zum Teil mehr als drei
Prozent an Wert. Der europäische Sektorindex sackte um zwei Prozent ab. Dass sich
die Bayer-Aktien mit weniger als ein Prozent
Kursminus vergleichsweise gut hielten, liegt
Händlern zufolge daran, dass die Leverkusener und ihr Fusionspartner Monsanto bei
Trump für den 66 Milliarden Dollar schweren
Zusammenschluss der beiden Konzerne
geworben haben. Einem Firmensprecher
zufolge war das Gespräch produktiv.
Dabei wurde Trumps überraschender
Wahlsieg im November noch mit Kursgewinnen im Pharmasektor begrüßt. In einer
Präsidentin Hillary Clinton hatten die Investoren das größere Risiko gesehen, die demokratische Kandidatin hatte sich den Kampf
gegen den „Wucher“ im Arzneimittelsektor
ganz oben auf die Fahnen geschrieben. In
den Hintergrund rückte, dass auch Trump
das Thema im Wahlkampf schon aufgegriffen hatte. „Das war eine sehr oberflächliche
Einschätzung: Hillary ist schlecht für die
Pharmaindustrie und Trump gut“, sagt
Michael Nawrath, Pharma-Analyst bei der
Zürcher Kantonalbank (ZKB).
Analyse
Hohe Pflegekosten in Heimen fördern die häusliche Pflege
Im Dezember 2015 waren in Deutschland 2,86 Millionen Menschen pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes (SGB XI). Wie das Statistische
Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, hat
die Zahl der Pflegebedürftigen im Vergleich zum Dezember 2013 um 234.000
(+ 8,9 Prozent) zugenommen. 83 Prozent
der Pflegebedürftigen waren 65 Jahre und
älter, mehr als ein Drittel (37 Prozent) war
mindestens 85 Jahre alt. Die Mehrheit
der Pflegebedürftigen war weiblich (64
Prozent).
Annähernd drei Viertel (73 Prozent
oder 2,08 Millionen) aller Pflegebedürftigen wurden zu Hause versorgt. Davon
wurden 1,38 Millionen Pflegebedürftige
in der Regel allein durch Angehörige
gepflegt. Weitere 692.000 Pflegebedürftige lebten ebenfalls in Privathaushalten, sie wurden jedoch zusammen
mit oder vollständig durch ambulante
Pflegedienste versorgt. Gut ein Viertel (27
Prozent oder 783.000 Pflegebedürftige)
wurde in Pflegeheimen vollstationär
betreut.
Im Vergleich mit Dezember 2013 ist
die Zahl der in Heimen vollstationär versorgten Pflegebedürftigen um 2,5 Prozent
(+ 19 000) gestiegen. Bei der Pflege zu
Hause ist die Zunahme mit + 11,6 Prozent
(+ 215.000 Pflegebedürftige) deutlich
höher, was auch auf die Reformen der
Pflegeversicherung zurückzuführen ist.
Viele Bürger sind zudem verunsichert, ob ihre Familienangehörigen in
deutschen Pflegeeinrichtungen wirklich qualitativ gut versorgt werden. Das
geht aus einer Studie des Zentrums für
Qualität in der Pflege (ZQP) hervor. 70
Prozent der über 2.000 Befragten glauben, dass sich die Pflegequalität je nach
Einrichtung sehr stark unterscheidet. Als
möglichen Grund für fehlende Qualität
gaben 71 Prozent fehlendes Personal und
daraus resultierende Arbeitsüberlastung
als Hauptursache für Missstände verantwortlich.
„Den mit Abstand größten Verbesserungsbedarf schätzen die Befragten im
Bereich der persönlichen Zuwendung
und Kommunikation, für die aus ihrer
Sicht mehr Zeit zur Verfügung stehen
sollte“, so die Studie.
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Andauernde öffentliche Kritik könnte dazu führen, dass die Listenpreise für
Medikamente weniger stark steigen, so die
Analysten von Morgan Stanley. Diese bilden
die Basis für die Abrechnung im staatlichen
US-Gesundheitssystem Medicare. Zwar werden noch Rabatte fällig, die bis zu 40 Prozent
betragen können. Doch bei der anfänglichen
Preisfestsetzung gibt es kaum Einschränkungen. Auch in direkten Preisverhandlungen
mit Medicare sehen die Experten daher
einen Risikofaktor.
Die Stellungnahmen von Pharmaunternehmen waren von Vorsicht und Zurückhaltung geprägt. Tenor: Abwarten, welche
Maßnahmen wirklich ergriffen werden.
„Die konkrete Ausgestaltung werden wir
erst später im Laufe des Jahres 2017 ana-
lysieren und bewerten können“, sagt eine
Sprecherin von Boehringer Ingelheim. Bei
Novartis hieß es, der Konzern wolle mit der
neuen US-Regierung, dem Kongress, den
Versicherungen und anderen Akteuren im
Gesundheitssystem zusammenarbeiten, um
tragfähige Lösungen und einen besseren
Zugang zu Arzneien für alle Patienten zu
ermöglichen.
„Preisverhandlungen für Medikamente sind in vielen Gesundheitssystemen
der Welt Normalität“, sagt Birgit Fischer,
Hauptgeschäftsführerin vom deutschen
Branchenverband vfa. „Wichtig ist, dass sie
fair und nach nachvollziehbaren Kriterien
ablaufen.“
Dass die Branche umdenken und bei
der Preisfindung und -rechtfertigung neue
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Ansätze suchen muss, zeichnet sich seit längerem ab. Nicht erst seit Preiseklats wie beim
Medikament EpiPen zur Behandlung allergischer Schocks von Mylan oder dem Mittel
Daraprim gegen die Infektionskrankheit
Toxoplasmose von Turing Pharmaceuticals
hinterfragen schuldengeplagte Regierungen,
Krankenkassen und Patienten die Preispraxis
Pharmakonzerne. Die Gesundheitssysteme
stoßen an ihre Grenzen, auch weil die Therapien immer komplexer werden. Ein Weg
ist dabei die wertbasierte Preisfestlegung.
Davon profitieren würden in erster Linie
allerdings Arzneien, die das Leben der Patienten merklich verlängern, ihnen eine
bessere Lebensqualität, ein normales Leben
oder eine schnellere Rückkehr in den Alltag
versprechen.
Politik
Beamte als Kassenpatienten würden Haushalt entlasten
Die Einbeziehung der Beamten in die gesetzliche Krankenversicherung birgt Sparpotential. Realistisch ist das aber nicht.
E
ine Einbeziehung von Beamten und
Pensionären in die gesetzliche Krankenversicherung würde die öffentlichen
Haushalte einer Studie zufolge massiv
entlasten. Würde für sie dieselbe gesetzliche Versicherungspflicht gelten wie für
Arbeitnehmer, könnten die öffentlichen
Kassen bis zum Jahr 2030 rund 60 Milliarden Euro sparen, heißt es in einer Studie
der Bertelsmann Stiftung.
Von den derzeit gut drei Millionen privat versicherten Beamten und Pensionären
wären demnach dann zwei Drittel in der
gesetzlichen Krankenversicherung (GKV)
versicherungspflichtig. Zudem geht die
Studie davon aus, dass weitere 21 Prozent aus
finanziellen Gründen freiwillig in die GKV
wechseln würden, wodurch dann neun von
zehn Beamten gesetzlich versichert wären.
Den Bund würde das schon im ersten Jahr
um 1,6 Milliarden Euro und die Länder um
1,7 Milliarden Euro entlasten, so Reuters.
Die Länder müssten für ihre gesetzlich
versicherten Beamten den üblichen Arbeitgeberbeitrag zahlen. Das wäre im Bund und
in den meisten Ländern weniger, als das,
was sie derzeit für die steuerfinanzierte
Beihilfe ausgeben. Auf lange Sicht würden
der Studie zufolge 13 von 16 Bundesländern
entlastet werden - nur Sachsen, Bremen
und Mecklenburg-Vorpommern würden
geringfügig belastet. 2014 gab der Bund
den Angaben zufolge 4,5 Milliarden Euro
für die Beamtenbeihilfe aus. Die Länder
mussten dafür im selben Jahr 7,4 Milliarden
Euro aufbringen.
Auch die gesetzliche Krankenversicherung würde profitieren. Den zusätzlichen
Ausgaben für die Versorgung der Beamten
und Pensionäre in Höhe von knapp zwölf
Milliarden Euro stünden Mehreinnahmen
durch Beiträge von mehr als 15 Milliarden
Euro gegenüber. Mit dem positiven Saldo
von 3,4 Milliarden Euro könnte der Beitragssatz um 0,34 Prozentpunkte gesenkt werden.
Im Gegenzug zu den Entlastungen für
die Haushalte müssten die Ärzte in großem
Stil auf Einnahmen verzichten, da für sie die
höhere Bezahlung für die privat versicherten
Beamten wegfiele, sagt Gesundheitsexperte
Stefan Etgeton.
Bundesärztekammer-Präsident Frank
Ulrich Montgomery kritisierte, die Autoren
hätten sich ein Szenario zurechtgezimmert,
„dass jeglichen rechtlichen, politischen und
gesellschaftlichen Realitätssinn entbehrt“.
So sei eine verfassungs- oder beamtenrechtliche Bewertung des Modells nicht
erfolgt. Das Modell sei nichts anders als
der „Totengräber des dualen Krankenversicherungssystems und der Wegbereiter
zur Einheitskasse“. Einheitssysteme führten
zu Rationierung, Wartezeiten und zu Leistungsbegrenzungen.
Die gesundheitspolitische Sprecherin
der Unionsfraktion, Maria Michalk, bescheinigte der Studie ebenfalls Mängel. Zudem
hätten sich das Nebeneinander von privater
und gesetzlicher Krankenversicherung und
der damit verbundene Systemwettbewerb
mit Blick auf die Qualität der Krankenversicherung in Deutschland bewährt. SPDFraktionsvize Karl Lauterbach erklärte indes,
gegen die Einbeziehung von Beamten in die
GKV sprächen weder verfassungsrechtliche
noch finanzielle Gründe. Die Studie zeige:
„Die Zeit ist reif für eine geordnete Einführung der Bürgerversicherung.“ Diese werde
auch von den meisten Bürgern gewünscht.
Gesetzliche Krankenkassen könnten durch die
neuen Zahler ihre Beiträge senken.
Quelle: Flickr/Partha S. Sahana/CC BY 2.0
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Umwelt
Höherer Fleischpreis soll Kosten für Umweltschäden decken
Die intensive Landwirtschaft schadet den Gewässern. Experten fordern weniger Tierprodukte, weniger Umweltverschmutzung.
Fleischliebhaber sollen über einen vollen Mehrwertsteuersatz für Fleisch zum Umdenken bewegt werden. Quelle: Flickr/Marius Boatca/CC BY-SA 2.0
D
eutschland ist von einem guten Zustand seiner Gewässer weit entfernt:
Zuviel Nitrat und mangelnde Gegenmaßnahmen haben 2016 zur Klage der
EU-Kommission beim Europäischen Gerichtshof gegen Deutschland geführt. Die
Reform der Düngeverordnung (DüV) sollte
eigentlich hier Abhilfe schaffen – auch, um
die Vorgaben der übergeordneten EU-Wasserrahmenrichtlinie zu erfüllen.
Seit zwei Jahren wird die DüV überarbeitet, jedoch von Umweltverbänden und der
Wasserwirtschaft als unzureichend kritisiert.
Auch die Wissenschaftlichen Beiräte für
Agrarpolitik (WBA) und für Düngungsfragen
(WBD) beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sowie der Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung (SRU) fordern, dass es zur guten
fachlichen Praxis gehören soll, die Düngung
am Bedarf der Pflanzen und des Bodens so
auszurichten, dass Gefahren für den Naturhaushalt weitestgehend vermieden werden.
Zudem sollte eine Rechtsgrundlage dafür
geschaffen werden, dass alle relevanten
Nährstoffströme eines Betriebes in einer
Hoftorbilanzierung erfasst werden können.
Außerdem werden die Kontrolle der Einhaltung der Düngeverordnung und schärfere
Sanktionen bei Verstößen gefordert. Und
obwohl in der Wasserrahmenrichtlinie das
Verursacherprinzip verankert ist, werden die
Landwirte nicht zur Deckung der Kosten der
Gewässerbelastung herangezogen.
„Die intensive Landwirtschaft ist eine
der größten Verursacherinnen negativer
Umweltfolgen“, so die Präsidentin des
Umweltbundesamtes Maria Krautzberger. „Es ist davon auszugehen, dass in
Deutschland mindestens eine Halbierung
der Stickstoffeinträge notwendig ist, um
bestehende nationale und europäische
Qualitätsziele zu erreichen“, so der SRU.
Und: Stickstoffüberschüsse könnten nur
dann ausreichend verringert werden,
wenn höhere Umweltanforderungen an
die Landwirtschaft in Deutschland mit
veränderten Konsummustern einhergehen.
85 Prozent der Bevölkerung isst täglich
oder fast täglich Fleisch. Der hohe Konsum tierischer Produkte wie Fleisch, Eier
und Milch sollte laut SRU gesenkt und
Lebensmittelabfälle reduziert werden. Um
einen schrittweisen Wandel zu erreichen,
empfehlen der SRU, das UBA und Umweltverbände Verbraucherinformationen über
die Umwelt- und Gesundheitsschäden eines
überzogenen Konsums von tierischem
Eiweiß und ökonomische Instrumente, die
dafür sorgen, dass die Umweltkosten sich
stärker im Preis von tierischen Produkten
spiegeln. Beispielsweise sollte der reduzierte
Mehrwertsteuersatz für Fleisch, Eier und
Milchprodukte abgeschafft werden. Solche
Forderungen weist das Bundeslandwirtschaftsministerium zurück, da man den
Verbrauchern nicht vorschreiben wolle,
was sie essen sollen.
Wasserwerke wie in München oder
Leipzig kaufen Flächen auf, regeln die Bewirtschaftungsweise vertraglich mit den
Landwirten und gewähren Ausgleichszahlungen für Einkommensverluste. Diese
Vorgehensweise ist um ein Vielfaches
günstiger als Investitionen in Millionenhöhe für Trinkwasseraufbereitungsanlagen.
Die Stadtwerke München unterstützen die
Bauern zudem bei der Vermarktung ihrer
Bio-Produkte, indem sie über die Zusammenhänge zwischen Lebensmitteln und
Trinkwasserschutz informieren.
Digitalisierung
Klinik-Manager sind schlecht auf digitalen Wandel vorbereitet
Führungskräfte in deutschen Krankenhäusern haben zu geringes digitales Wissen. Langfristig wird das schwierig.
D
ie Führungskräfte an deutschen
Krankenhäusern stellen sich nur
durchschnittliche „digitale Noten“ aus:
Gerade einmal elf Prozent von ihnen
sind nach eigener Einschätzung „sehr fit“
in Sachen Digitalisierung. Für Kliniken
kann das auf ihrem Weg zur „Medizin 4.0“
schnell problematisch werden. Denn in
Zukunft wird schon gut jedes zweite Kran-
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kenhaus dieses Wissen bei der Einstellung ihres medizinischen und kaufmännischen Spitzenpersonals verlangen. Das
sind Ergebnisse der bereits zum zweiten
Mal durchgeführten Studie „Digitalisierung in der Gesundheitswirtschaft“. Im
Auftrag der Personalberatung Rochus
Mummert Healthcare Consulting wurden dafür 380 Führungskräfte an deutschen Kliniken befragt.
Wer das neue Jahr mit dem Vorsatz
beginnt, etwas für seinen Beruf zu lernen,
sollte das Thema Digitalisierung auf die
Agenda nehmen. Das gilt vor allem für die
Beschäftigten aus der Gesundheitswirtschaft. Halten sich doch bislang gerade
einmal sechs Prozent der medizinischen
und 19 Prozent der kaufmännischen Leiter
an deutschen Krankenhäusern für „sehr
fit“ mit Blick auf ihr digitales Know-how.
Zwar bewerten 41 Prozent der medizinischen und 36 Prozent der kaufmännischen
Klinik-Manager ihr Digitalisierungs-Wissen
mit der Schulnote 2. Der Knackpunkt ist
jedoch: Insgesamt gibt sich jede zweite
Führungskraft in dieser Beziehung nur
Noten zwischen 3 und 6.
„Grundsätzlich ist es positiv zu werten,
dass etwa jede zweite Klinik-Spitzenkraft ihr
Digitalisierungs-Wissen als gut bezeichnet.
Mit Blick auf die Medizin der Zukunft ist die
Zahl derjenigen, die sich für sehr fit halten,
aber zu gering, und umgekehrt der Anteil
der Manager mit mäßigen bis schlechten
Kenntnissen zu hoch“, mahnt Dr. Peter Windeck, Studienleiter und Geschäftsführer von
Rochus Mummert Healthcare Consulting.
„Für Krankenhäuser kann dies auf Dauer
schwierig werden - schließlich gilt fehlendes
digitales Know-how der Führungskräfte unserer Studie nach als einer der drei größten
Stolpersteine auf dem Weg zur Medizin 4.0“.
Bei den Managern herrscht also Nachholbedarf: Während Digital-Know-how
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Wer in Sachen digitalem Know-how nicht aufholt, wird in Zukunft auf der Strecke bleiben.
Quelle: Flickr/Michael Saechang/CC BY-SA 2.0
aktuell in 27 Prozent der Kliniken Einstellungskriterium für kaufmännische und
nur in 15 Prozent der Krankenhäuser für
medizinische Führungspositionen ist, wird
künftig etwa jede zweite Einrichtung dieses Wissen verlangen. Überdies wird eine
entsprechende Weiterbildung in Zukunft
für mindestens jeden zweiten leitenden
Angestellten Pflicht werden. „Unsere Studie zeigt, dass Klinik-Manager in Sachen
Digitalisierungswissen noch nachlegen
müssen, wenn sie sich auf die Medizin
4.0 vorbereiten wollen“, so KrankenhausExperte Windeck.
Zum Jobprofil der kaufmännischen
Spitzenkraft von morgen gehören insbesondere Erfahrung im Projekt- und ChangeManagement sowie Kenntnisse rund um
Datenschutz und IT-Sicherheit, wie die
Rochus-Mummert-Studie ergab. Medizinische Leiter dagegen sollten sich künftig mit
elektronischen Patientenakten und einem
mobilen Krankenhausinformationssystem
auskennen. Rochus-Mummert-Partner
Windeck: „Zumindest die medizinische
und pflegerische Ausbildung decken dieses
Digitalisierungswissen bei Weitem noch
nicht ab. Wer die Herausforderungen der
Medizin 4.0 annehmen will, braucht deshalb
viel Eigeninitiative, um den Wandel der
Berufsbilder in deutschen Krankenhäusern
aktiv mitzugestalten.“
Für die Rochus-Mummert-Studie „Digitalisierung in der Gesundheitswirtschaft“
wurden im Mai und Juni 2016 mittels einer
Online-Umfrage 380 Führungskräfte deutscher Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen befragt. Die Teilnehmer der Studie
üben vor allem Positionen in der Geschäftsführung oder andere leitende Funktionen
aus. Zu den befragten Krankenhäusern
gehören Kliniken in öffentlich-rechtlicher,
frei-gemeinnütziger, konfessioneller und
privater Trägerschaft.
Gesellschaft
Zahl der Organspenden ist weiterhin niedrig
Die Zahl der Organspender in Deutschland ist zu gering. Dabei steht ihr die Mehrheit der Bundesbürger positiv gegenüber.
A
chthundersiebnundfünfzig Menschen
haben im Jahr 2016 nach ihrem Tod Organe für schwer kranke Patienten gespendet.
Damit liegt die Zahl der Organspender in
etwa auf dem Niveau von 2014 (864 Spen-
der) bzw. 2015 (877 Spender). Demgegenüber
stehen nach wie vor über 10.000 Patienten
auf den Wartelisten, die in Deutschland dringend auf ein Spenderorgan warten.
Die Anzahl der postmortal gespendeten
Organe lag 2016 bei insgesamt 2.867 gegenüber 2.901 Organen im Vorjahr. Insgesamt
konnten bundesweit 3.049 Organe transplantiert werden, im Jahr zuvor waren es 3.084
Transplantationen. Die Differenz zur Zahl
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der jeweils gespendeten Organe ergibt sich
aus dem internationalen Organaustausch
über die Vermittlungsstelle Eurotransplant.
Im Vergleich der sieben Regionen der
Deutschen Stiftung Organtransplantation
(DSO) entwickelten sich die Organspendezahlen unterschiedlich. Die höchsten Spenderraten verzeichnen die DSO-Region Ost
(Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) und
die DSO-Region Nord-Ost (Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern) mit
14,2 Spendern pro eine Million Einwohner
gegenüber 10,4 Spendern im bundesweiten
Durchschnitt.
durch die Klinikleitung.“
Angesichts der im europäischen Vergleich
niedrigen Organspendezahlen erinnert Rahmel daran, die Organspende als gesamtgesellschaftliche Aufgabe wahrzunehmen und das
Schicksal der Patienten auf den Wartelisten
nicht aus dem Blick zu verlieren. Wichtig
sei, dass sowohl die Organspende als Akt der
Nächstenliebe als auch das Engagement der
Transplantationsbeauftragten in den Krankenhäusern zukünftig mehr Wertschätzung
und gesellschaftliche Anerkennung in Politik
und Öffentlichkeit erhalte, sagt der Mediziner.
„Eine Organspende ist das größte Ge-
Das Thema Organspende verdient mehr gesellschaftliche Anerkennung.
Quelle: Flickr/Karen Roe/CC BY 2.0
Einen wichtigen Partner in den Bemühungen um steigende Spenderzahlen sieht
die DSO, deren Hauptaufgabe die bundesweite
Koordinierung der postmortalen Organspende
ist, nach wie vor in den Krankenhäusern. Der
bundesweite Einsatz von Transplantationsbeauftragten in jedem Entnahmekrankenhaus sei
ein grundlegender Schritt des Gesetzgebers,
die Rahmenbedingung für die Organspende
zu verbessern. Entscheidend sei jedoch, dass
die strukturellen Voraussetzungen in den
Krankenhäusern auch flächendeckend umgesetzt würden, so der Medizinische Vorstand
der DSO, Dr. med. Axel Rahmel. „Das betrifft
vor allem die Ausgestaltung der Aufgaben
der Transplantationsbeauftragten, ihre kontinuierliche Weiterbildung, aber auch die
Entlastung von anderen Aufgaben und die
Wertschätzung ihrer Tätigkeit - nicht zuletzt
schenk, das ein Mensch an einen anderen
Menschen über seinen Tod hinaus weitergeben
kann. Deshalb werden wir als Koordinierungsstelle für die Organspende alles dafür tun, um
dem Willen der Verstorbenen zu folgen und
die Zusammenarbeit zwischen Entnahmekrankenhäusern und Transplantationszentren
bestmöglich zu unterstützen“, so DSO-Vorstand
Rahmel. Dazu hat die Koordinierungsstelle ein
umfassendes Unterstützungsangebot aufgebaut: Von umfangreichen Fachinformationen
wie Verfahrensanweisungen und Leitfäden
über zahlreiche Fortbildungsveranstaltungen bis zur personellen Unterstützung vor
Ort. Der DSO-Bereitschaftsdienst steht den
Kliniken rund um die Uhr zur Verfügung. Der
entscheidende erste Schritt sei jedoch, dass
auf den Intensivstationen mögliche Organspender erkannt würden und nach Feststel-
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lung des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls
das Gespräch mit den Angehörigen gesucht
werde. „Im stressigen Klinikalltag gelingt das
jedoch oft nur durch das außergewöhnliche
Engagement einzelner Ärzte und Pflegekräfte“,
bringt es Rahmel auf den Punkt.
Gemeinsam mit Landesministerien zeichnet die DSO jährlich einzelne Krankenhäuser
aus, die sich dieser Aufgabe besonders vorbildlich annehmen. „Diese Kliniken können stolz
auf ihre Expertise sein“, betont Rahmel. Eine
Organspende sei aufgrund der Vielzahl an benötigten intensivmedizinischen Maßnahmen
ein Qualitätsmerkmal jeder Intensivstation.
Zudem zeige die Klinik damit, dass sie sich
dem Willen ihrer verstorbenen Patienten
annimmt, wenn sich diese dafür entschieden
haben, Organe für schwer kranke Menschen
zu spenden.
Acht von zehn Bundesbürgern stehen
der Organspende positiv gegenüber, das belegt die jüngste Umfrage* der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
„Damit haben wir in Deutschland eine gute
Voraussetzung, um Transplantationen zu
ermöglichen“, so der Medizinische Vorstand
der DSO. „Wir wünschen uns jedoch, dass
noch mehr Menschen ihre Entscheidung in
einem Organspendeausweis und möglichst
auch in ihrer Patientenverfügung festhalten
und dokumentieren“, erklärt Rahmel. Dies
sei ein wichtiger Schritt, damit der eigene
Wille umgesetzt werde und gleichzeitig die
Angehörigen entlastet würden.
Die DSO ist die Koordinierungsstelle für
die postmortale Organspende gemäß Transplantationsgesetz und bietet den rund 1.300
Entnahmekrankenhäusern in Deutschland
umfassende Serviceangebote bei den Abläufen
der Organspende an. Dazu gehören die organisatorische Unterstützung zur Durchführung
der Feststellung des Todes durch irreversiblen
Ausfall der Gesamtfunktionen des Gehirns,
die Teilnahme am Gespräch mit den Angehörigen, die medizinischen Maßnahmen zur
Erhaltung von Organen und zum Schutz der
Organempfänger sowie die Koordinierung
der Organentnahme und des Transports der
Organe zum Transplantationszentrum.
Alle Zahlen aus dem Jahr 2016 sind vorläufige Zahlen, Stand: 12.01.2017
*Repräsentativbefragung im Auftrag der
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): „Wissen, Einstellung und Verhalten der Allgemeinbevölkerung zur Organ- und
Gewebespende in Deutschland 2016“.
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Finanzen
Umsätze und Erträge der Apotheken sind gestiegen
Das Honorar für Apotheker wurde in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht. Eine angemessene Bezahlung ist auch nötig.
D
as Honorar für Apotheker ist bei der
Abgabe
verschreibungspflichtiger
Arzneien klar reglementiert: Pro Arzneipackung erhalten sie drei Prozent vom
Apothekeneinkaufspreis und einen Fixzuschlag in Höhe von 8,35 Euro. Dennoch,
es steigt regelmäßig: Allein 2013 stiegen
die Honorare um über 100 Millionen Euro
durch die Erhöhung des Festpreises um
25 Cent, die Reduzierung des Kassenabschlags auf heute 1,77 Euro und die Einführung des Nacht- u. Notdienstfonds.
Voraussichtlich zum 1. April dieses Jahres kommen erneut über 100 Millionen
Euro durch das Inkrafttreten des Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetzes hinzu
und zwar für die Beratung im Betäubungs-
mittelbereich und bei der Herstellung von
Rezepturen.
„Das ist grundsätzlich auch die richtige
Stellschraube, wenn es um die Sicherung der
flächendeckenden Arzneimittelversorgung
und eine angemessene Honorierung der
Allgemeinwohlpflichten geht“, so Christian
Buse, Vorsitzender des BVDVA. Er führt aus:
„Apotheken auf dem Land leisten die gleiche
Beratung wie Apotheken in umsatzstarken
Innenstadtlagen und zudem überproportional Nacht- und Notdienst. Das sollte ausgleichend honoriert werden. Ein Beitrag
dazu könnte die Erhöhung des Beitrages
für den Nacht- und Notdienstfonds sein.
Wenn alle Apotheken aus der eigenen Packungsmarge für verschreibungspflichtige
Um die flächendeckende Arzneimittelversorgung zu sichern, müssen die Honorare stimmen.
Arzneimittel einen Zusatzbetrag einzahlen,
könnte der Nacht- und Notdienst besser
honoriert werden.“
Diese durchaus nachvollziehbaren
Schritte sollten aber den Wettbewerb im
Apothekenbereich nicht vollkommen
zum Erliegen bringen. Apotheken sollte
die Möglichkeit, wie kürzlich vom EuGH
aufgezeigt, eröffnet werden, Patienten und
Krankenkassen an Wirtschaftlichkeitsreserven zu beteiligen. Wettbewerbstreibern, wie
beispielsweise Versandapotheken würden
diese Möglichkeit aufgreifen. Ein Verbot
des Arzneimittelversandhandels, wie vor
kurzem vom Minister Gröhe vorgelegt, wäre
ein Schritt in völlig falsche Richtung, der
niemandem nutzt.
Quelle: Flickr/Metropolico.org/CC BY-SA 2.0
Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV).
Redaktion: Anika Schwalbe, Gloria Veeser, Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright:
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