INHALT Pflanzen Obstbau Pflanzenhygiene im herbstlichen Obstgarten Österreichischer Apfel-Lagerstand auf Rekordtief Obstproduktion 2016: Gesamtmenge wegen Frost stark gesunken 1 2 4 Österreich Agrarpolitik Tiere, Pflanzen und Menschen - Natur verbindet Schultes zu EU-Winterpaket: Für Atom & Kohle-Ausstieg noch mehr Bioenergie notwendig 5 7 lko.at/Newsletter vom 1.12.2016 Seite 1 Pflanzenhygiene im herbstlichen Obstgarten Falllaub zur raschen Verrottung zu bringen oder zu entfernen bedeutet vorbeugenden Pflanzenschutz, ebenso sollen kranke Früchte entfernt werden, um Infektionen zu stoppen. Pilzsporen im Fallaub Nach einem feuchten Sommer mit vielen Pilzkrankheiten gilt es, die überwinternden Sporen möglichst zu reduzieren. Geschieht dies nicht, ist die Neuinfektion der Obstbäume im Frühjahr vorprogrammiert. Schorf an Kernobst oder die Marssonina-Krankheit der Walnuss sind zwei zentrale Problemfelder. Laubrotte beschleunigen oder kompostieren Die Verrottung des Laubes kann beschleunigt werden, indem man bei größeren Flächen mulcht bzw. bei kleineren Mengen im Garten das Laub zusammenrecht und kompostiert. Dies sollte zumindest bis März erledigt sein. Im Komposthaufen können sich die Schorfund Marssonina-Pilzsporen nämlich nicht weiter vermehren und aktiv werden. Dazu brauchen sie Licht und Luft. Überhälterfrüchte entfernen Nicht vergessen sollte man auf das Entfernen von Fruchtmumien, die noch an den Bäumen hängen. Meist handelt es sich um von Monilia befallene Früchte, welche erkennbar sind durch kreisförmig angeordnete, punktförmige Pilzkonidien. Kranke Triebe ausschneiden Ein Blick auf die Gesundheit der Äste und Triebe lohnt sich. Von Monilia bzw. Feuerbrand befallene Äste sind jetzt während der Vegetationsruhe ins gesunde Holz zurückzuschneiden. lko.at/Newsletter vom 1.12.2016 Seite 2 Österreichischer Apfel-Lagerstand auf Rekordtief Für Verkauf steht nur ein Viertel der Vorjahresmenge zur Verfügung. Die sehr schlechte Ernte der heimischen Apfelerzeuger zeigt unmittelbare und direkte Auswirkungen auf die erste Lagerstands-Erhebung der AMA für das neue Erntejahr. Demnach waren bei den Vermarktern zum Stichtag 1. November 2016 lediglich 38.991 t Äpfel eingelagert - im Vorjahr waren es bei einer durchschnittlichen Ernte 137.913 t. Unter den bei dieser Bestandsaufnahme enthaltenen Betrieben fanden sich sogar einige mit Nullmeldungen, ihnen stehen für die weitere Saison keine Äpfel zum Verkauf zur Verfügung. Aus dem geringen Anfangslagerbestand von 38.991 t ergibt sich, dass für den Verkauf lediglich etwas mehr als ein Viertel der Vorjahresmenge bereitsteht. In der Steiermark konnten nur 31.000 t Äpfel in die Lager eingebracht werden. Damit erscheint es unmöglich, die mühsam aufgebauten Exportmärkte zu bedienen. Zusätzlich haben die schweren Schnee- und Frostschäden des Frühjahres zu großen Qualitätseinbußen geführt. Eine teilweise Kompensation der Ernteausfälle über Preisverbesserungen ist laut AMA aktuell nicht in Sicht. Auf derartige Impulse muss noch gewartet werden. lko.at/Newsletter vom 1.12.2016 Seite 3 Deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern Im Bundesländervergleich ergeben sich große Unterschiede, allerdings auf einem wesentlich niedrigeren Niveau. Oberösterreich konnte das Ernteergebnis des Vorjahres halten, Niederösterreich erreichte 93% der Menge von 2015, in Wien waren es 84% und im Burgenland lagen die Einbußen bei 50%. Im Sortenvergleich hat sich Golden Delicious noch sehr gut gehalten. Hier konnten in der Steiermark mit 19.385 t immerhin 43% der Vorjahresernte eingebracht werden. Am besten abgeschnitten hat die Sorte Evelina. Die Lagerbestände liegen mit 2.913 t bei knapp 50% des Vorjahreswertes. Desaströs hingegen ist die Situation bei Jonagored und vor allem bei den volumenstarken Sorten Idared und Gala. Bei Idared hat es mit einer Lagermenge von 376 t im Vergleich zu 2015 (14.516 t) beinahe einen Totalausfall gegeben. Gala erreichte mit 2.866 t lediglich 11% der Ernte von 2015. Beinahe noch größere Schäden verursachten die Wetterkapriolen im Biosektor. Für das kommende Vermarktungsjahr konnten nur 2.740 t Bioäpfel auf Lager gelegt werden, zum selben Stichtag 2015 waren es etwas mehr als 12.000 t. Daraus ergibt sich ein Lagerbestand, der bei 23% der Vorjahresmenge liegt (im konventionellen Anbau sind es 28%). Marktsituation in der EU von niedrigen Preisen geprägt In der EU waren die Apfelpreise schon im gesamten Jahresverlauf 2016 sehr niedrig. Hauptverantwortlich dafür war nach den Markbeobachtungen der EU-Kommission der hohe Lagerdruck aus der guten Ernte des Jahres 2015. Im Sommer konnte sich das Preisniveau etwas erholen. In Polen, dem größten Produktionsland der EU, verblieben die Preise allerdings auf einem sehr niedrigen Niveau. Im Ausblick auf die Saison 2016/17 geht die EU von einer guten Apfelernte (+1%) in Europa aus. Polen hingegen erwartet eine deutlich überdurchschnittliche Ernte, wobei aufgrund von Hagelschäden voraussichtlich ein sehr großer Anteil davon der Verarbeitung zugeführt werden muss. Wesentlich schlechter sind die Produktionserwartungen bei Birnen. Es wird hier mit einer um 9% niedrigeren EU-Ernte gerechnet, dies könnte in der Folge zu besseren Vermarktungsbedingungen führen. lko.at/Newsletter vom 1.12.2016 Seite 4 Obstproduktion 2016: Gesamtmenge wegen Frost stark gesunken Extreme Einbußen bei Kernobst aus Erwerbsanlagen. Die diesjährige Produktion von Tafelobst aus heimischen Erwerbsanlagen (ohne Holunder und Aronia) belief sich laut Statistik Austria auf 84.200 t. Das entspricht ungefähr dem Drittel einer Normalernte (Zehn-Jahres-Mittel) und gegenüber der Vorjahresmenge einem Minus von 67%. Verantwortlich für die schlechte Ernte ist in erster Linie der Frühjahrsfrost, der große Schäden, vor allem im steirischen Anbau, verursachte. Nahezu alle Obstarten waren betroffen. Das wenige Tafelobst, das heuer geerntet werden konnte, wies außerdem Qualitätsmängel wie Frostringe, Fruchtdeformationen oder innere Fäulnis bei Kernobst auf. Kernobst aus Erwerbsanlagen erbrachte eine Erntemenge von 65.600 t, das waren um 71% weniger als im Vorjahr. Verglichen mit dem Zehn-Jahres-Mittel entsprach die Erntemenge einer stark unterdurchschnittlichen Produktion (-69%). Von der Gesamtmenge waren 93% Äpfel (60.800 t, -72% zu 2015), wovon wiederum 58% aus steirischen Kulturen stammten. Die Birnenernte erbrachte 4.800 t (-52%). Auch bei Marille wesentlich geringere Erträge Bei Steinobst wurde immerhin die Hälfte einer Normalernte erzielt. Die Produktion belief sich auf 6.600 t, was einem Minus von 50% zum Vorjahr entspricht. Bei Marillen wurde eine Erntemenge von 4.200 t erreicht (-39%), wobei die Erträge je nach regionaler Lage stark variierten - von vergleichsweise sehr guten Hektarerträgen bis zum frostbedingten Totalausfall der Ernte in Teilen der Wachau. Die heurige Zwetschkenernte wird mit lediglich 840 t (-66%) beziffert. Kirschen und Weichseln erbrachten in Summe 780 t (-61%). lko.at/Newsletter vom 1.12.2016 Seite 5 Beerenobst: Unterdurchschnittliches Ergebnis Bei Beerenobst (ohne Holunder und Aronia) wurden vergleichsweise die geringsten Ausfälle verzeichnet. Es wurde aber auch hier mit einer Menge von 11.900 t nur ein unterdurchschnittliches Ergebnis erreicht (-32% zum Zehnjahresmittel); im Vergleich zu 2015 wurde ein Minus von 29% verzeichnet. Mit einem Anteil von rund 80% erbrachten Erdbeeren eine Ernte von 9.800 t (-27% zu 2015). Darüber hinaus wurden 790 t Ribiseln (-53%), 640 t Himbeeren (-22%) und 660 t Kulturheidelbeeren (-22%) geerntet. Die Erntemenge von Aroniabeeren, die heuer erstmals erhoben wurde, belief sich auf 1.400 t. Diese Früchte werden hauptsächlich zu Säften oder Marmelade verarbeitet, aber auch zur Farbstoffgewinnung verwendet. Bei Holunder, dessen Früchte vornehmlich in der Lebensmittelfarbstofferzeugung Verwendung finden, betrug die Ernte 6.900 t und somit knapp 80% der Vorjahresmenge. Walnüsse hingegen fielen fast überall dem Frost zum Opfer, sodass bundesweit nur eine Produktion von 85 t verzeichnet werden konnte, das ist ein Minus von 90%. Tiere, Pflanzen und Menschen - Natur verbindet Eine artenreiche und vielfältige Kulturlandschaft bringt für Mensch und Natur viele Vorteile. Das Umweltministerium, die Landwirtschaftskammer und der Naturschutzbund bemühen sich in einem gemeinsamen Projekt um Blühflächen. Bunte Ackerränder und Böschungen,Wildblumenwiesenund naturnahe Wegränder -das sind die idealen Zutatenfür unser vielfältiges Landschaftsbild,von dem nichtnur der Tourismus profitiert.Die Flächen sind unersetzlicherLebensraum für Bienen,Schmetterlinge und Co. DieseInsekten sichern wiederumdie Bestäubung unsererKulturpflanzen und tragen sozur Produktion gesunder Lebensmittelbei. Eine Win-win-Situation, die den Einsatz fürBlühfl ächen mehr als rechtfertigt.Artenreiche und bunte Lebensräumefür Tiere, Pflanzenund Menschen zu erhalten,diesem Ziel hat sich derNaturschutzbund seit seinemBestehen verschrieben. Undauch für die Landwirtschaftskammerist die Bewahrungder biologischen Vielfalt einAnliegen. Deshalb setzen siesich mit der Kampagne "Naturverbindet" gemeinsam fürdie Naturvielfalt ein. Unterdem Motto "Jeder Quadratmeterzählt" werben sie für bunteund artenreiche Blühflächen. lko.at/Newsletter vom 1.12.2016 Seite 6 Vielfältige Landschaft als gemeinsames Anliegen Naturschutzbund und Landwirtschaftskammerwolleneine artenreiche und naturnaheKulturlandschaft fördern,indem sie sich dafür einsetzen,dassLandwirte ihre Vielfaltsflächenals Trittsteine für Tier- undPflanzenarten erhaltenauf den Wert von Blühflächenhingewiesen und gutefachliche Praxis für den Naturschutzvorgestellt wirdeine Wertschätzung undHonorierung von Naturschutzleistungenerfolgtdie Vorteile einer naturnahenKulturlandschaft einerbreiteren Öffentlichkeit bewusstgemacht werden "Natur verbindet"-Charta unterzeichnet Neben dem gemeinsamenThema "Blühflächen" wurdeaber auch - ausgehend vonden gemeinsamen Anliegenvon Naturschutz und Landwirtschaft - ein grundlegenderDialogprozess gestartet.Das Ergebnis ist die "Natur verbindet"-Charta, die vonden Präsidenten von Naturschutzbundund Landwirtschaftskammerund auch vomLandwirtschafts- und Umweltministerunterzeichnetwurde. "Kulturlandschaft brauchtBauern", so beginnt das Papier.Denn dass unsere Landschaft,wie wir sie heute vorfinden, zumeist menschengemachtund durch Nutzungentstanden ist und nur so erhaltenbleiben kann, darüberherrscht Einigkeit. Die Erklärungsagt aber auch, dass esVielfaltsflächen in der Kulturlandschaftbraucht und nebenintensiv genutzten Flächenauch Räume, wo die NaturVorrang hat. Dass der Bodenverbrauchreduziert werdenmuss und dass Versiegelungder Böden für Natur und fürLandwirtschaft schlecht ist,auch darüber besteht Konsens.Einigkeit herrscht auchdarüber, dass gesunde Lebensmittelaus der RegionVorrang haben müssen unddass der biologische Landbaueinen besonderen Beitragzur Erhaltung und Förderungdes Artenreichtums leistet. Inder Charta ist auch verankert,dass geschützte Arten undLebensräume erhalten werdenmüssen. In diesem Zusammenhangist auch das erklärteBekenntnis aller zumVertragsnaturschutz wichtig.Weitere gemeinsame Themensind die Erzeugung gesunder,regionaler Lebensmittel, dieauch dem Naturschutz dient,oder dass die Nutzungsaufgabegerade von extensiv bewirtschaftetenFlächen auch fürden Naturschutz ein Problemdarstellt. lko.at/Newsletter vom 1.12.2016 Seite 7 Konstruktiver Dialog ist wichtig In dem Dialogprozess hat sichauch gezeigt, dass zwischenLandwirtschaft und Naturschutznicht immer nur Verständnisund Einvernehmenherrscht. Wichtig ist aber, dassbeide Seiten um einen konstruktivenDialog bemüht sindund aufeinander zugehen. DieCharta ist hier ein wichtigerSchritt in die richtige Richtungund Ausgangspunkt füreine weitere Zusammenarbeit. Schultes zu EU-Winterpaket: Für Atom & Kohle-Ausstieg noch mehr Bioenergie notwendig Klares Konzept für Ausbau der Erneuerbaren Energie fehlt in EU-Reformplänen. "So klar die Zielvorgaben für das zukünftige Energiesystem der EU sind, so unklar ist, wie das nunmehr vorgelegte Richtlinienpaket tatsächlich zu den ambitionierten Vorgaben für eine Energieerzeugung ohne Kohle-, Erdöl- und Erdgasverbrennung beitragen soll. Wer die vielen hundert Seiten der Entwürfe durchsucht, dem wird vor Augen geführt, dass die Absicherung der großen alten Energiekonzerne im Vordergrund steht, aber nicht der mutige Umbau des Energiesystems zu mehr Erneuerbaren. Vor allem bleibt die zentrale Frage unbeantwortet, wie eine Energiezukunft ohne teuren und riskanten Atomstrom in der EU zu erreichen ist", erklärte Hermann Schultes, Präsident der LK Österreich, zu den heute präsentierten Reformplänen der EU-Kommission zu einer europäischen Energieunion. EU braucht bessere Rahmenbedingungen für Erneuerbare Die Europäische Kommission legt mit dem "Winterpaket" insgesamt acht Richtlinienentwürfe vor, mit denen das Energiesystem der Union auf die Anforderungen der Zukunft ausgerichtet werden soll. "Der inzwischen ratifizierte Klimaschutzvertrag von Paris gibt die Richtung vor, die Verbrennung fossiler Energieträger soll bis Mitte des Jahrhunderts beendet werden. Erneuerbare müssen in wenigen Jahrzehnten den Energiemarkt dominieren, nur dann sind die Energie- und Klimaziele erreichbar", betonte Schultes. lko.at/Newsletter vom 1.12.2016 Seite 8 Zehn EU-Länder mit mehr als 80% Biomasseanteil bei Erneuerbaren "Biomasse ist in der EU der wichtigste erneuerbare Energieträger. Bei Bioenergie ist das Problem der Energiespeicherung längst gelöst, denn Energie aus Biomasse steht das ganze Jahr, Tag und Nacht, mit voller Leistung zur Verfügung", verweist der LKÖ-Präsident auf die Erfolgsgeschichte der Biomasse. Laut Eurostat werden 64% beziehungsweise zwei Drittel der erneuerbaren Energie in der EU aus biogenen Quellen hergestellt. "In zehn Mitgliedstaaten trägt Biomasse sogar zu mehr als 80% zur erneuerbaren Energie bei. Erneuerbare Wärme, biogene Treibstoffe und Ökostrom werden auf vielfältigste Weise aus Pflanzenmaterial generiert, vom kostengünstigen traditionellen Holzofen bis zur millionenschweren High-tech-Bioraffinerie steht eine immense Infrastruktur zur Energieerzeugung für unterschiedlichste Ansprüche zur Verfügung. Der Bioenergiesektor der EU erzielt einen Beschäftigungseffekt von 500.000 Arbeitsplätzen, ein hoher Anteil davon in ländlichen Gebieten. Österreich gilt bei Energie aus Biomasse als Vorzeigeland. Viele unserer Unternehmen gelten als internationale Technologieführer in diesem Bereich und mit dem Pariser Klimaschutzvertrag eröffnen sich nun neue Chancen auf internationalen Märkten", so Schultes weiter. "Winterpaket" verbessern: Neue Chancen schaffen statt neuer Barrieren "Mit den vorliegenden Entwürfen der EU-Kommissionen werden die immensen Leistungen des Bioenergiesektors für die europäische Energiezukunft leider nicht entsprechend gewürdigt. In den Reformplänen der Kommission findet man mehr neue Barrieren als neue Chancen und daher sind die vorliegenden Entwürfe dieses 'Winterpakets' noch in vielen Teilen zu verbessern. Es ist höchste Zeit, dass die Energieerzeugung aus Pflanzenmaterial als wichtiger Teil der Lösung anerkannt und die Rahmenbedingungen für die weitere Entwicklung des Sektors ganz klar positiv ausgerichtet werden. Die ambitionierten Energie- und Klimaziele der EU sind nur dann zu erreichen, wenn alle erneuerbaren Energien mit vollem Elan vorangetrieben werden. Bioenergie kann und muss dazu in Zukunft einen wichtigen Beitrag leisten", so Schultes abschließend.
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