Naturwiss.- technologisches Gymnasium Sprachliches Gymnasium Elternbrief der Beratungslehrerin zum Thema "Cybermobbing" im Januar 2017 Liebe Eltern und Erziehungsberechtigte, liebe Schülerinnen und Schüler, inzwischen ist die Verlagerung von Teilen des Alltagslebens ins Internet unbestritten. Diese Entwicklung ist nicht aufzuhalten und bietet viele positive Neuerungen und Möglichkeiten, die wir nicht mehr missen möchten. Wir tun also gut daran, uns mit dieser Entwicklung und ihren Auswirkungen auseinanderzusetzen. Freundschaften und Beziehungen werden heutzutage selbstverständlich über Internet und Handy geschlossen und gepflegt. Drei Viertel der deutschen Jugendlichen nutzen beispielsweise Instant Messenger regelmäßig. Auch Soziale Netzwerke werden immer wichtiger: Bereits 75 % aller 12-19-jährigen Jugendlichen nutzen täglich oder mehrmals wöchentlich Online Communities. Im Jahr 2014 besaßen 76% aller Kinder in Deutschland mit 10 oder 11 Jahren ein Handy. Ab dem zwölften Lebensjahr sind es 96%. Sie haben Zugang zum Internet und nutzen es durchschnittlich 13 Stunden in der Woche. Ca. 90 % der 12-Jährigen gehören sozialen Netzwerken wie Facebook an, obwohl die Betreiber selbst den Zugang erst ab 13 Jahren empfehlen. Gefahren und Risiken, die mit der Nutzung des Internets verknüpft sind, werden dahim ernst zu nehmende Themen. Kurzfristig kann es zu starker emotionaler Belastung, Angst, Erregung oder negativen Gedanken kommen; langfristig können sich Wahrnehmungen, Einstellungen und die Persönlichkeit der Betroffenen negativ verändern, da Kindern und Jugendlichen die geistige Reife und das Problembewusstsein im Umgang mit sozialen Netzwerken fehlt. Eine Gefahr, die in diesem Zusammenhang zu nennen ist, ist Cyber-Mobbing. Wissenschaftliche Untersuchungen und die pädagogische Fachliteratur zeigen, dass Cybermobbing eine Fortsetzung des seit einigen Jahren bekannten herkömmlichen Mobbing darstellt. Es wird definiert als „alle Formen von Schikane, Verunglimpfung, Betrug, Verrat und Ausgrenzung mithilfe von Informations- und Kommunikationstechnologien, bei denen sich das Opfer hilflos oder ausgeliefert und (emotional) belastet fühlt." (zitiert aus: Stephanie Pieschl / Torsten Posch, Schluss mit Cybermobbing! Das Trainingsund Präventionsprogramm „Surf-Fair", Beltz Verlag 2011). Erste Hinweise über die Verbreitung von Cyber-Mobbing liefern die JIM-Studien aus den Jahren 2008 und 2009 des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest. Demnach bestätigt ein Viertel der befragten Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren, dass im Bekanntenkreis schon einmal jemand in einem Sozialen Netzwerk bzw. im Internet allgemein von Mobbing betroffen war. Schülerinnen und Schülern ist häufig gar nicht bewusst, welche negativen Auswirkungen ein Bild oder eine Video-Montage, die im Internet veröffentlicht wurde, anrichten oder welche Gefühle verletzende oder bedrohliche Nachrichten bei den betroffenen Empfängern auslösen können. Oft sind diese Nachrichten als Spaß gemeint, doch ist festzustellen, dass sie sich hochspielen und mit der Zeit gröber, verletzender und beleidigender werden. Die Opfer können oder trauen sich nicht, sich zu wehren und ziehen sich zunehmend aus dem sozialen Umfeld zurück. Was Cybermobbing so wirksam macht, ist u.a. die Tatsache, dass das Opfer selbst noch zu Hause heimgesucht wird von den Schikanierungen und es keinen geschützten Rückzugsort mehr gibt. Für die Täter ist es ein Leichtes rund um die Uhr Nachrichten zu senden, zumal es per Mausklick geschieht und dadurch anonym wirkt. - Leider gibt es kein Patentrezept gegen Cyber-Mobbing. Die Arten und Motive sind zu unterschiedlich, um einheitlich dagegen vorgehen zu können. Darum ist es wichtig, dass sowohl Eltern als auch Lehrer ein Gespür für Mobbing und Cybermobbing entwickeln. Seit drei Jahren besteht am Gymnasium Parsberg ein Anti-Mobbingteam aus Lehrerinnen und Lehrern, die in Mobbingfällen einschreiten. Außerdem wurde ein Mobbingpräventionsprogramm entwickelt, das für mehrere Jahrgangsstufen Bausteine vorsieht, die der Förderung von Sozialkompetenzen und der Vermeidung von Mobbing und Cybermobbing dienen. Dazu gehört der LionsQuest-Projekttag der 5. Klassen zum Schuljahresbeginn ebenso wie die Mobbing-Theateraufführungen in den 7. Klassen. 2015 war Jörg Kabierske von „Klicksalat“ an unserer Schule und hat Workshops in den 6. Klassen und einen Elternabend zum Thema „Cybermobbing“ gehalten. Daneben gibt es Lehrerfortbildungen, z.B. Ausbildung im Mobbing-Interventionsprogramm „No Blame Approach“, schulinterne Lehrerfortbildung zum Thema Mobbing am Pädagogischen Tag 2015 und LionsQuestSchulungen, um nur einige Beispiele zu nennen. Am 25. und 26. Januar 2017 wird Esther Christmann von der Jugendschutzstelle des Jugendamtes in Regensburg Workshops für die 6. und 7. Klassen durchführen. Am Donnerstag, den 2. Februar wird sie im Rahmen eines Elternabends ab 19 Uhr einen Vortrag zum Thema für die Eltern aller Jahrgangsstufen halten. Eine allgemeine Diskussion schließt den Elternabend ab. Sie als Eltern sind herzlich eingeladen, daran teilzunehmen. Die Schule reagiert auf bekannt werdende Fälle von Mobbing und/oder Cybermobbing konsequent unter Einbeziehung der betroffenen Schülerinnen und Schüler und deren Eltern mit sowohl pädagogischen als auch Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen (im extremsten Fall Schulausschluss). Ansprechpartner sind alle Lehrerinnen und Lehrer, das Anti-Mobbingteam des Gymnasiums oder die Schulleitung. Pädagogische Maßnahmen sind z.B. Moderationsgespräche zwischen den Tätern, Opfern und anderen Beteiligten (wie den „Assistenten, Verstärkern, Verteidigern und Außenstehenden") unter Leitung von Mitgliedern des Anti-Mobbingteams oder die Anwendung des „No-Blame-Approaches“. Ziel dieser Gespräche ist es, Mobbing zu beenden und respektvollen Umgang untereinander und miteinander (wieder) zu ermöglichen. Das Gymnasium Parsberg ist auf dem Weg, ein Medienkonzept für alle Klassen und Jahrgangsstufen zu entwickeln, in dem die Schüler/innen altersgerecht in den Umgang mit den Medien eingeführt und mit ihren Chancen und Gefahren vertraut gemacht werden. Die Schule ersetzt jedoch nicht das Elternhaus, wo die Ersterfahrungen mit Fernseher, Computer, Handys, Tablets usw. schon sehr früh gemacht werden. Gespräche innerhalb der Familie über die angemessene Nutzung und entsprechende Regelungen sind oft unabdingbar. Das betrifft auch ein anderes, oft vernachlässigtes Thema: Schülerinnen und Schüler und Eltern klagen manchmal über den Leistungsdruck in der Schule und erheblichen Zeitmangel, bedenken aber nicht, dass sich ihre Kinder oft stundenlang im Internet, Facebook, bei Online-Spielen bewegen und so kostbare Zeit buchstäblich vertrödeln, die zum Lernen oder realen Erlebnissen im sozialen Umfeld „draußen" genutzt werden könnte. Manchmal sind Eltern ratlos, welches sinnvolle Regelungen sind und wie man sie durchsetzen kann und es kommen weiterführende Fragen auf. Zahlreiche Informationen zu allen Themen, die sich mit dem Umgang mit den neuen Medien beschäftigen, finden Sie im Internet unter www.klicksafe.de, die EU-Initiative für mehr Sicherheit im Netz. Hier finden Sie z.B. Jugendschutzprogramme für PC, Tablet und Smartphones, gesetzliche Regelungen im Zusammenhang mit dem Netz, Ratschläge für den sicheren Umgang mit Sozialen Netzwerken, und Vieles mehr. Andererseits: „Nicht jeder Konflikt ist Mobbing". Mobbing ist Psychoterror oder physische Gewalt, um regelmäßige und längere Zeit stattfindende Erniedrigung, Ausgrenzung durch einen oder mehrere Mobber. Mobbing ist manchmal schwierig zu erkennen, auch für die Lehrerinnen und Lehrer, da es die „Täter" oft hervorragend verstehen, in den Pausen oder in unbeachteten Momenten zu agieren. Eine gute Präventionsarbeit macht Kinder und Jugendliche stark und selbstbewusst genug, sich an zuverlässige Klassenkameraden, Eltern oder Lehrerinnen und Lehrer zu wenden. Sie wissen, dass Petzen etwas anderes ist. Wir wünschen uns, dass unsere Schülerinnen und Schüler den Mut und die Zivilcourage aufbringen, benachteiligte Mitschüler zu schützen und zu unterstützen, und sich gegebenenfalls an MitschülerInnen, SchülersprecherInnen, Eltern, Lehrer, Verbindungslehrer, den Schulpsychologen, die Beratungslehrerin oder die Schulleitung zu wenden. Wir appellieren an alle am Schulleben Beteiligten, mutig und offen mit dem Thema umzugehen. So gelingt es uns, diese Herausforderungen anzunehmen und entschlossen und vertrauensvoll zum Wohl unserer Schulgemeinschaft zusammenarbeiten. Quellen: die Zahlen und Fakten stammen aus folgenden Quellen: JIM Studien 2008 -2013, Statistikportal Statistika, Shell-Studie 2010, www.saferinternet.at, www.klicksafe.de Mit freundlichen Grüßen gez. Maren Köhn, OStRin (Beratungslehrerin)
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