Plakat - Universität Erfurt

Öffentlicher Vortrag am Max-Weber-Kolleg
„Ressentiment-‚Politik‘: PEGIDA zwischen Provinzaufstand und Krisenwelten“
Professor Dr. Karl-Siegbert Rehberg , TU Dresden
31. Januar 2017 | 18:00 Uhr | Landtag Thüringen, Erfurt, Jürgen-Fuchs-Straße 1
Karl-Siegbert Rehberg hat seit dem Sommersemester 2015 in Dresden die Forschungsprofessur für Soziologische Theorie, Theoriegeschichte und Kultursoziologie inne.
Zum Vortrag: Im Kontext des Erstarkens
rechtspopulistischer Bewegungen in vielen
Ländern (nicht nur in Europa) wurden wahrlich bedrohliche weltpolitische Ereignisse und
Krisenzuspitzungen in die scheinbar beschauliche Provinz gespült und so auch nach Dresden, das in der Gewissheit seiner Unvergleichlichkeit eine Stadt ist, die ‚kein Außen braucht‘.
Die gerade hier unvorhersehbar zunehmende,
medial weltweit sichtbar gemachte und Nachfolgegruppen von Edinburgh bis Sidney findende Form des PEGIDA-Protestes wurde oft
als bloß regional-lokales Ereignis gedeutet.
Schwer verständlich erschien die Explosion
der Ablehnung der parlamentarischen Ordnung, die nach der Friedlichen Revolution erst
vor 25 Jahren eingeführt worden war. Es spiegelt sich darin auch eine „Halbdistanz“ gegenüber dem Prozess der (Wieder-)Vereinigung,
die nicht umstandslos als „Zusammenwachsen
dessen, was zusammen gehört“ (Willy Brandt)
erlebt wurde.
Was – neben den auch anderswo spürbaren
sozialen Konfliktverschärfungen – als Besonderheit in den Neuen Bundesländern gelten
mag, ist die aktive Unterstützung oder stille
Akzeptanz für Veränderungen, welche für viele auch begleitet waren durch Enttäuschungen
über die ambivalenten Folgen der „Wende“:
Zahlreiche Gruppen verstehen sich im Rahmen
der institutionellen und personalen „Überlagerung“ durch aus dem Westen kommende wichtige Funktionsgruppen nach 1990 zumindest
als ‚Sinnverlierer‘. Auslösend war angesichts
der sprunghaften Zunahme der Flüchtlingszahlen im 2015 jedoch die Angst vor einer erneut von außen kommenden Infragestellung
der eigenen Lebensform – diesmal von unten.
Alle Interessenten sind herzlich eingeladen.
Der Eintritt ist frei. Die Teilnahme ist nur
nach vorheriger Anmeldung möglich unter:
[email protected].
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