SWR2 Tagesgespräch

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,
nachfolgend bieten wir Ihnen eine Meldung an.
Gitta Connemann, CDU, stellvertretende Vorsitzende
der Bundestagsfraktion, gab heute, 19.01.17,
dem Südwestrundfunk ein Interview zum Thema:
Kennzeichnung von Lebensmittel“.
Das „SWR2 Tagesgespräch“ führte Marion Theis.
Mit freundlichen Grüßen
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Datum:
19.01.2017
Unionsfraktionsvize Connemann: Neues Tierschutzlabel wird nur bei höheren Erlösen für
Landwirte funktionieren
Baden-Baden: Unionsfraktionsvize Gitta Connemann hat den Lebensmittelhandel aufgefordert,
sich mehr für das Wohl von Tieren zu engagieren. Dazu brauche es eine einfache und
verlässliche Kennzeichnung wie bei Eiern, sagte Connemann im SWR (Südwestrundfunk). Die
Vielzahl der Siegel bei Lebensmitteln sei derzeit wie ein Dschungel, da steige mancher nicht
mehr durch.
Der Verbraucher müsse wissen, was in den Produkten enthalten sei, forderte die CDUPolitikerin. Deshalb plane das Bundesernährungsministerium auch ein neues Fleischlabel zum
Tierwohl, wenn auch auf freiwilliger Basis. Obwohl dieses Label nicht verpflichtend sei, mache
es trotzdem Sinn. Schließlich genieße ein staatliches Siegel am Ende eine höhere
Wertschätzung und höheres Vertrauen als ein anderes, argumentierte die stellvertretende
Fraktionsvorsitzende.
Connemann lobte die Kennzeichnung von Eiern als Vorbild und durchschlagenden Erfolg.
Diesen Weg wünsche sie sich auch für das Tierwohl-Label. Allerdings müsse der Handel
mitziehen. Es könne keinen höheren Standard ohne Mehrwert, ohne höhere Erlöse für die
Bauern geben, so die CDU-Ernährungsexpertin.
Wortlaut des Live-Gesprächs:
Theis: Bei Aldi gibt es demnächst Milch mit dem Tierschutzlabel des Deutschen
Tierschutzbundes. „Für mehr Tierschutz“, steht dann da drauf. Wissen Sie, was das
genau bedeutet?
Connemann: Bis dato nicht, denn die Kriterien dieses Labels sind mir noch nicht bekannt.
Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
Theis: Dann stehen Sie, wie auch ich, wir beide, demnächst vor dem Regal und fragen
uns, ob wir jetzt lieber die Milch mit dem Bio- oder die mit dem Tierschutzsiegel nehmen
sollen. Warum geht das nicht einfacher?
Connemann: Tatsächlich ist das ein Problem. Wir haben inzwischen einen richtigen Label- oder
Siegel-Dschungel, und den müssen wir lichten, denn es kommen viele Siegel zusammen. Wir
haben die Siegel der Europäischen Union, wir haben die Siegel der Hersteller, wir haben Siegel
von Verbänden, von Organisationen, und da steigt tatsächlich Mancher nicht mehr durch. Ich
gehöre auch dazu.
Theis: Das Problem ist schon Jahrzehnte alt. Warum ist das nicht schon längst
angegangen worden?
Connemann: Weil zunächst sicherlich der Wunsch war, möglichst viel Transparenz zu schaffen,
denn am Ende braucht der Verbraucher umfassende und auch verständliche Informationen. Er
muss wissen, was drin ist. Da sollen Siegel und Label helfen. Das ist im Grunde auch eine
richtige Überlegung. Wenn es zu viel wird, dann kommt man tatsächlich erst durch den
Dschungel in die Irre. Und vor diesem Hintergrund will ja auch Bundesminister Schmidt ein
eigenes Tierwohllabel vorstellen, damit der Verbraucher weiß, hier ist wirklich das Siegel des
Staates drauf und darauf darf ich mich verlassen.
Theis: Der Effekt ist dann, dass es noch ein Siegel mehr gibt, außer denen, die es schon
bisher gibt. Wieso denn schon wieder etwas Neues, man könnte das doch einfach
vereinfachen oder zusammenführen, oder?
Connemann: Es geht darum, tatsächlich, eine Verlässlichkeit zu erzeugen bei den
VerbraucherInnen und für VerbraucherInnen. Wir haben Erkenntnisse, dass Verbraucher
wirklich bereit sind, zu Gunsten von Tierwohl höhere Preise zu zahlen. Wir haben vor Kurzem
den neuen Ernährungsreport gelesen. Danach sind 88 Prozent der Deutschen bereit, Tierwohl
auch zu entgelten. Aber sie wissen häufig nicht, auf was kann ich mich wirklich verlassen? Und
ein staatliches Siegel, ein staatliches Label, genießt am Ende immer eine höhere
Wertschätzung, auch ein höheres Vertrauen.
Theis: Das ist aber ja nur der Fall, wenn es verbindlich ist und alle, die die Produkte
anbieten, auch mitmachen. Bisher gibt es da keinen großen Willen, übergreifend. Also,
was bringt das dann?
Connemann: Es bringt Sicherheit und es bringt auch am Ende Vertrauen in Produktion und
Hersteller-Kunden-Verbraucher-Beziehung. Wir haben bis dato freiwillige Label. Dieses Label
des Bundes soll auch freiwillig bleiben, aber es wird eben festgeschriebene Tierwohl-Kriterien
geben, die Verlässlichkeit auch erzeugen.
Theis: Warum soll es denn freiwillig bleiben? Der Verbraucher möchte es ja gerne
verbindlich haben und wissen, dass es für jedes Produkt zutrifft. Kuschen Sie da nicht zu
sehr vor der Agrar- und Lebensmittelindustrie?
Connemann: Nein, die Landwirtschaft würde sich sehr wünschen, dass Label verpflichtend
eingeführt würden, die dann auch entsprechend entgolten würden. Tierwohl oder über Tierwohl
entscheidet am Ende immer der Verbraucher an der Ladenkasse. Wir sehen dieses als
Versuch, als Unternehmen, diese Verkaufsentscheidung dann tatsächlich auch auf einer
gesicherten Grundlage zu machen.
Theis: Bei den Eiern ist es doch jetzt schon so. Da könnte man es doch bei Fleisch
genauso machen: Vier Stufen, verpflichtend, und klare Regeln, was jede Stufe bedeutet,
oder nicht?
Connemann: Es geht hier ja nicht nur um, am Ende, Fleisch. Es geht um verarbeitetes Fleisch,
es geht um kein so einfaches Produkt wie Eier. Das Eier-Siegel ist sicherlich ein Vorbild für
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jegliche Art der Kennzeichnung, denn es ist ein durchschlagender Erfolg. Wir sehen gerade bei
den Eiern, dass heute Verbraucher sehr bewusst entscheiden. Genau diesen Weg wünschen
wir uns auch für das Tierwohl-Label. Allerdings ist auch eines klar: Der Handel muss mitziehen,
es kann keinen höheren Standard ohne Mehrwert, ohne höhere Erlöse für die Bauern geben.
Theis: Bis jetzt zeigt der Handel da keinen großen Willen, obwohl auch sonst beim Essen
Verbraucherschützer seit Jahren für die einfache Lösung werben: Eine Ampel, die auf
Rot, Gelb oder Grün steht, je nachdem, wie viel Fett, Salz und Zucker in den
Lebensmitteln steckt. Das ist so simpel, warum ist das nicht machbar?
Connemann: Ich halte viel davon, dorthin zu schauen, wo es schon gelebt wird. Wir haben die
Ampel in Großbritannien. Ich will jetzt gar nicht davon erzählen, dass die EU sagt, dass es sich
am Ende um eine Art von Irreführung auch handelt. Aber in Großbritannien wird gelebt, dass
zum Beispiel eine Dattel auf Grund ihres Zuckergehalts in einer roten Kennzeichnung ist. Dass
beispielsweise dann ein Lightprodukt eines Erfrischungsgetränks aber dann in der grünen
Kennzeichnung ist, obwohl es ganz viele Zuckerersatzstoffe enthält. Das heißt, die Welt ist nicht
so einfach, wie es eine Ampel machen will. Und das Schlimmste ist, dass in Großbritannien
inzwischen ein Verbraucher, der sich nicht informiert, den Eindruck haben muss, dass Rot nicht
schlimm ist, sondern Rot ist lecker. Am Ende kommen wir nicht darum herum,
Verbraucherbildung zu erzeugen. Jeder muss sich informieren, anders geht es leider nicht.
- Ende Wortlaut -
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