Herbstzeit – Zeit für den jährlichen Mälzertreff Für die Mälzer ist es spätestens dann Herbst geworden, wenn die Einladung der Doemens Academy GmbH zur Mälzereitechnischen Arbeitstagung auf dem Tisch liegt. Nahezu die gesamte Malzbranche aus Deutschland und angrenzendem Ausland trifft sich mit Zulieferern und Züchtern seit über 50 Jahren immer Mitte Oktober. Dabei wird über die Qualität des aktuell geernteten Braugetreides aus den verschiedenen Anbaugebieten ebenso berichtet wie über den Stand der Vermälzbarkeit der eingefahrenen Ernte. Heuer wurde beispielsweise auch die Stellung des Braugerstenanbaus innerhalb des nationalen und internationalen Getreidemarkts beleuchtet und daraus Trends abgeleitet und erklärt. Für Mälzer wichtig sind auch Informationen, welche Richtung die Sortenentwicklung nimmt oder wie sich Änderungen in der Malzanalytik auswirken: welche Konsequenzen ergeben sich daraus, wie verändern sich dadurch die Zahlenwerte der beschreibenden Malzqualität? Das Besondere der Tagung liegt mit Sicherheit auch an dem Umstand, dass absolute Tabuthemen angesprochen und diskutiert werden. Bei der diesjährigen Veranstaltung waren es einmal mehr die Themen Gushingneigung, NDMA und, aus aktuellem Anlass, Glyphosat. Für alle Teilnehmer ist es sicher von großem Vorteil, dass „heiße Eisen“, die jeden Einzelnen betreffen können, offen diskutiert werden, ohne dass mit branchenspezifischen Nachteilen gerechnet werden muss. Auch Fragen „Wie kann man in kleinen Chargen, zum Beispiel mit Craft Malting, Absatz stabilisieren oder erschließen?“ oder „Wie kann man durch adiabatische Verdunstungskühlung Energie einsparen?“ wurden in Beiträgen behandelt. Auch im nächsten Jahr wird es wieder Herbst: Freuen Sie sich schon jetzt auf die 53. Mälzereitechnische Arbeitstagung am 17./18. Oktober 2017 und wenn Sie im Verlauf des Jahres auf eine interessante Thematik für die Mälzertagung treffen, so zögern Sie bitte nicht, sie mir mitzuteilen – ich bin für jede Anregung aus der Praxis dankbar. Allen Tagungsteilnehmern und Referenten wünsche ich eine weitere, erfolgreiche, neue Kampagne sowie Glück und Zufriedenheit im privaten wie im beruflichen Bereich! Es freut sich auf ein gesundes Wiedersehen Ihr Wolf Birk Rohstoffe, NIT-Kalibrierdienst 44 · BRAUINDUSTRIE 12/2016 52. Mälzereitechnische Arbeitstagung Die Mälzereitechnische Arbeitstagung von Doemens ist eine traditionsreiche Veranstaltung, die in all den Jahren ihr erfolgreiches Konzept beibehalten und sich als der aktuelle Branchentreff über viele Jahrzehnte hinweg etabliert hat. Inhaltlich wird auf die aktuelle Situation im nationalen und internationalen Malzgewerbe eingegangen und von Neuigkeiten speziell aus der Zulieferindustrie berichtet. Vielseitiges Vortragsprogramm Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch Seminarleiter Wolf Birk und Doemens-Geschäftsführer Dr. Werner Gloßner referierten im ersten Block namhafte Vortragende über die nationale und internationale Braugerstensituation. Die Teilnehmer erhalten so wichtige Erkenntnisse mit topaktuellen Zahlen. So zum Beispiel von Dr. Alexander Rosenberger, Evergrain, der Trends und Herausforderungen auf den internationalen Getreide- und Braugerstenmärkte aufzeigte. Der Referent geht davon aus, dass in den nächsten fünf Jahren der Bedarf nach braufähiger Gerste um 13 Prozent ansteigen werde. Die weltweite Weizen- und Maisernte falle positiv aus, was zu einer komfortablen Versorgungssituation führe und zum Bestandsaufbau beitrage, wohingegen die Bilanz der Weltgerstenernte weniger komfortabel sei. Europas Braugerstenbilanz habe sich aufgrund einer heterogenen Ernte und regional teils schwacher Ernten (u. a. Frankreich, Westdeutschland) spürbar verengt. England und Dänemark seien in dieser Saison Intra-EU-Schlüssellieferanten (Stichwort Brexit: schwaches Pfund attraktiv für Exporte). Die Industrie profitiere nach Dr. Rosenberger noch von Überhängen aus der Ernte 2015, doch eine hohe Prämie sei nachhaltig notwendig, um einerseits Braugerste als Anreiz zu selektieren und andererseits die Fläche zu halten. International liege das Hauptaugenmerk auf der australischen Ernte und der Selektionsrate der argentinischen Ernte. Die weitere Preisentwicklung werde im Frühjahr von der Flächenentwicklung und den Aussaatbedingungen auf der Nordhalbkugel abhängen, betont Dr. Rosenberger. Einen Überblick zur deutschen Ernte gab Walter König vom Bayerischen Brauerbund. Mit einem durchschnittlichen Ertrag von 54,2 dt/ha Gerste liege dieser insbesondere im Osten, der Mitte und im Süden Deutschlands über den Erwartungen. Trotz des hohen Ertrags liege der durchschnittliche Eiweißgehalt mit 10,2 Prozent leicht unter dem Vorjahr. Der Referent betonte, dass die Sortierung im Vollgerstenanteil von durchschnittlich 84,6 Prozent aufgrund fehlender Photosynthese und Staunässe unter den Erwartungen bleibe. Insgesamt werde eine Braugerstenablieferungsmenge von ca. 1,2 Mio. t erwartet, so König. Für einen informativen Überblick über Sommer- und Wintergerste sowie über Brauweizen sorgte Dr. Markus Herz von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtshaft. Die Anbauflächen bei Sommergerste seien dieses Jahr stark eingebrochen. Bei Landessortenversuchen bestätigten neue Sommergerstensorten ihr Leistungsvermögen und es seien Zuchtfortschritte vor allem bei der Qualität (Cytolyse) zu erkennen. Die Wintergerste sei nach Dr. Herz von einer guten Malz- und Kornqualität bei knappen Erträgen geprägt. Sechszeilige Braugersten seien zwar mit guten Qualitäten möglich, zeigten aber Schwächen beim Extraktgehalt. Bestimmten Brauweizensorten attestierte der Referent gute Malzqualität, allerdings sei auf Fusarium-Toleranz zu achten. Den Einfluss des Labormaischverfahrens auf die Beurteilung der Malzqualität beleuchtete Dr. Martina Gastl, TU München. Hierzu wurden Gerstenmuster nach dem standardisierten Kleinmälzungsverfahren vermälzt und anschließend mittels Kongressmaischverfahren sowie Iso-65°C-Maischverfahren extrahiert und auf amylolytische, proteolytische und cytolytische Merkmale analysiert. Der Vergleich beider Labormaischverfahren habe gezeigt, dass sich die Ergebnisse im cyto- und proteolytischen Bereich voneinander merklich unterscheiden. Das Kongressmaischverfahren begünstige proteolytische Merkmale, wohingegen das Iso-65°C-Verfahren zu einer besseren Differenzierung cytolytischer Merkmale (-Glucan, Viskosität) beiträgt, so Dr. Gastl. Interessante Vorträge aus der Zulieferindustrie bestimmten den zweiten Teil der Tagung. Johannes Lauer, Kaspar Schulz, stellte ein neues Mälzungssystem für Chargengrößen zwischen 2,5 und 10 Tonnen Gerste vor. Das System sei durch einen geringen manuellen (Automatisierung) und Reinigungsaufwand sowie durch nur ein Gefäß für Keimen und Darren gekennzeichnet. Eine optimale Durchmischung sorge für homogene Malze. Das System erlaube eine Vermälzbarkeit verschiedenster Cerealien durch Austauschbarkeit der Hordenbleche und eine Herstellung eines breiten Spektrums an Malzsorten. Einsatzmöglichkeiten seien laut Lauer im Farmerbereich, in bestehenden Mälzereien und in Brauereien und vor allem in CraftBrauereien, gegeben. Gerade für den Craft-Bier-Bereich sei eine verstärke Nachfrage nach Spezialmalzen gegeben, so Kai Kruschhausen, Bühler, der in seinem Vortrag Technologien zur Herstellung von Farbmalzen vorstellte. Die Herstellung von Röstmalz erfordere viel Erfahrung im Prozess, um die richtigen biochemischen Reaktionen zur Geschmacks- und Farbentwicklung zu ermöglichen. Um Röstprodukte zu individualisieren, sei es erforderlich, einen möglichst flexibel einstellbaren Prozess zu fahren. Aus diesem Grund habe sich ein Batchverfahren bewährt, wobei die Kombination aus konvektivem Rösten eine große Rolle spiele. Insbesondere die Herstellung von dunklen Röstmalzen verlange eine punktgenaue und sichere Prozessführung, denn die Rösttemperaturen liegen nahe am Flammpunkt. Für Chargengrößen bis zu 100 kg hat Bühler eine Röstmaschine entwickelt, die auch auf der Brau Beviale zu sehen war. Abgerundet wurde die Vortragsreihe durch einen Vortrag von Karl Gasser, Rotasystem, der dem Auditorium ein System vorstellte, mit dem eine Energieeinsparung durch Verdunstungskälte und kontrollierte Luftfeuchte möglich sei. Verdunstungskühlung sei in der Natur gegeben: Bei der Verdunstung von Wasser in vorbeiströmende Luft werde ein Kühleffekt generiert. Pflanzen, Tier und Mensch geben bei großer Hitze Feuchtigkeit an der Körperoberfläche ab. Diesen adiabatischen Kühleffekt übertrug Gasser auf die Malzindustrie. Gerade bei der Keimkastenkühlung finde das Airtec-EasyLine-AHU-System für bis zu zwei Keimkästen Anwendung, wobei eine adiabatische Zusatzkühlung durch Hochdruckdüsensysteme in Verbund mit bestehenden Kühlaggregat stattfinde. Dabei steige konditionierte Luft nach oben, die dann durch das Malz gedrückt werde. Nicht in die Luft diffundierte Wasseraerosole fallen nach unten, so der Referent. Fazit Die traditionelle Mälzertagung der Doemens Academy ist zu einem festen Bestandteil der Mälzer geworden. Das Besondere der Veranstaltung ist der Teilnehmerkreis, der sich vorwiegend aus Mälzern zusammensetzt, die die Tagung dazu nutzen, sich intensiv unter Gleichgesinnten auszutauschen. Dieser Zusammenhalt macht sich auch am Vorabendtreffen der Veranstaltung bemerkbar, zu dem sich schon die meisten Teilnehmer einfinden. Hervorzuheben ist auch die inhaltliche Konzeption der Tagung. Seminarleiter Wolf Birk gelingt es immer wieder, neben Vorträgen von etablierten Branchengrößen die Tagung stets mit aktuellen Inhalten zu füllen. Es ist ein ausgewogener Mix zwischen aktuellen Informationen über nationale und internationale Entwicklungen im Braugersten- und Malzbereich sowie neueste Entwicklungen aus der Zulieferindustrie. Die Malzbranche darf schon gespannt sein, mit welchen Themen die 53. Arbeitstagung bestückt sein wird, die vom 17. bis 18. Oktober stattfindet. Andreas Hofbauer Doemens-Flash Doemens-Seminare Jahresabschlüsse und branchenspezifische Probleme der Getränkewirtschaft 17. Januar 2017 Aktuelle Themen dieses Seminars sind: Pfandrückstellungen und Pfandforderungen, Bewertung von teilfertigen und fertigen Produkten (Vorratsvermögen), Wirtedarlehen und Bierlieferungsrechte, Drohverlustrückstellung bei Pachtverhältnissen sowie bei Abnahme- und Lieferkontrakten, Kennzahlenanalyse, Vergleichbarkeit von Jahresabschlüssen. Absatzfinanzierung und -sicherung 18. bis 26. Januar 2017 Dieses Seminar wendet sich an Mitarbeiter des Verkaufs im Außen- und Innendienst, die mit der Bearbeitung und Betreuung von Gastronomiekunden beauftragt sind und daher die Grundlagen der Absatzfinanzierung und Getränkebezugsverträgen beherrschen sollten. Die Themen sind: Finanzierungsmöglichkeiten und Finanzierungsmodelle des Absatzweges Gastronomie für Brauereien, Sicherung der Lieferbeziehungen, Sicherung des eingesetzten Kapitals sowie aktuelle Rechtslage zu Bierlieferungsverträgen. Grundlehrgang für Getränkeschankanlagen (einschl. Prüfung gemäß BGG/GUV-G 968) 1. bis 3. Februar 2017 In diesem Seminar werden Kenntnisse über die Technik und Hygiene einer Getränkeschankanlage sowie deren Gefährdungsbeurteilung vermittelt, inklusive sicherheitstechnischer Überprüfung in Theorie und Praxis! Impressum: V.i.S.P. Dr. Wolfgang Stempfl Doemens e.V. Stefanusstraße 8 D-82166 Gräfelfing/ München Tel. +49 (0) 89/ 8 58 05 - 0 Fax +49 (0) 89/ 8 58 05 - 26 E-Mail: [email protected] www.doemens.org Ansprechpartner der Redaktion: Benedikt Meier Verlag W. Sachon GmbH Tel. +49 (0) 82 61/ 9 99 - 3 11 E-Mail: [email protected] 40 Teilnehmer fanden sich zur Mälzereitechnischen Arbeitstagung ein. BRAU INDUSTRIE 12/ 2016 · 45
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