24 Tier BAUERNBLATT | 7. Januar 2017 ■ und Auswertung von Gesundheitsund Behandlungsdaten konzipiert worden, sodass deren Verwendung im Rahmen des „KuhVision“Projektes unproblematisch möglich ist. Mittlerweile nutzen zirka 25 % der LKV-Mitglieder MLP-Online, 450 verwenden zusätzlich die Smartphone-App MLP-Mobil. Zum Abschluss seines Geschäftsberichtes ging Hergen Rowehl nä- her auf mehrere vom DLQ initiierte Forschungsvorhaben ein. Hierbei stehen Verfahren und Methoden zur Verbesserung von Merkmalen der Tiergesundheit im Fokus. Vom besonderen Interesse seien hierbei die Forschungen auf dem Gebiet der Zelldifferenzierung. Die bisher vom LKV gemessenen somatischen Zellen umfassen eine Vielzahl verschiedener Zelltypen (zum Beispiel Makrophagen, Lymphozyten, Granulozyten). Bei einer entzündlichen Reaktion steigt bekanntermaßen der Zellgehalt an. Die relativen Anteile dieser Zellen in der Milch ergeben ein Zelldifferenzialbild, auf dessen Grundlage ein „Zelldiferenzierungsindex“ (ZDI) ermittelt werden soll. Anhand des ZDI soll eine bessere Einschätzung des Eutergesundheitsstatus einer Kuh und deren BehandlungswürdigGrafik: Entwicklung der Herdengrößen in den LKV-Mitgliedsbetrieben keit ermöglicht werden. Aber auch an der Weiterentwicklung zur Nutzung der bei der Milch analyse im Labor anfallenden Messdaten beteiligt sich der LKV zwischenzeitlich. Die Auswertung der anfallenden Spektraldaten könnte genutzt werden, um weitere Informationen zur jeweiligen Kuh zu erhalten, zum Beispiel über deren Stoffwechselstabili- tät oder auch über den individuellen Methanausstoß. Regularien und Wahlen Als Nachfolger für den satzungsgemäß nicht für eine Wiederwahl zur Verfügung stehenden langjährigen stellvertretenden Vorsitzenden Lorenz-Christian Carstensen aus Rantrum wurde Cord Riechmann aus Munkbrarup gewählt. Anschließend wurden Eckhard Marxen und Cord Riechmann als Mitglieder im Geschäftsführenden Vorstand ohne Gegenstimme wiedergewählt. Ebenfalls in ihren Ämtern im Schiedsgericht wurden Jürgen Kühl aus Heinkenborstel und Martin Berling aus Fitzen bestätigt. Für das Amt des Rechnungsprüfers hatte der Kreiskontrollverein Hamburg Jan-Hendrik Langeloh vorgeschlagen, der ohne Gegenstimme in dieses Amt gewählt wurde. Dr. Jörg Piepenburg Landeskontrollverband Schleswig-Holstein Tel.: 04 31-3 39 87-22 [email protected] Erfolgreich füttern: Rückkehr eines ungeliebten Bekannten Neue Nachweise des Schmallenberg-Virus Nachdem bereits im Frühsommer 2016 erste Berichte über erneute Fälle von Schmallenberg-Virus-Infektionen bei Rindern und Schafen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen erschienen, wurden im vergangenen September auch in Schleswig-Holstein erstmals seit Mitte 2013 wieder Rinder positiv auf das Schmallenberg-Virus (SBV) getestet. Neben den direkten Virusnachweisen bei einzelnen Tieren zeigt auch der zunehmende Anteil antikörper-positiver Rinder, die zum Beispiel im Rahmen von Exportuntersuchungen getestet wurden, dass das SBV in Schleswig-Holstein wieder kursiert (Übersicht 1). Die Untersuchungszahlen sind zwar zu gering, um zuverlässige Aussagen über die Verbreitung in verschiedenen Regionen des Landes zu treffen, es ist aber von einem neuen Aufflammen der zwischenzeitlich verschwundenen Erkrankung auszugehen. Diese Entwicklung besteht bundesweit (Übersicht 2) Ein recht neues Virus in Europa Es handelt sich bei dem Erreger um ein Mitglied einer Virenfamilie, zu der unter anderem das in Afrika vorkommende Virus der Akabane-Krankheit und andere in Amerika, Afrika, Asien und Australien auftretende Viren gehören, die alle ein ähnliches Krankheitsbild bei Wiederkäuern verursachen. SBV war im Jahr 2011 erstmals nachgewiesen worden und zuvor weltweit noch nicht beschrieben worden. Nach seiner Isolierung und Klassifizierung durch das Friedrich-Loeffler-Institut (Insel Riems) erhielt es seinen Namen nach der Herkunft der ersten Probe, der Stadt Schmallenberg in Nordrhein-Westfalen. Die Gefahr, dass missgebildete Kälber und Lämmer Geburtsprobleme verursachen, ist durch die Neuinfektionen wieder deutlich gestiegen. Foto: landpixel Krankheitsbilder variieren und betrifft auch andere europäi- derlanden, Belgien und dem VerDie Übertragung erfolgt bei sche Länder: So sind seit Juni 2016 einigten Königreich gemeldet wor- uns durch blutsaugende Gnitzen Ausbrüche ebenfalls aus den Nie- den. von Tier zu Tier sowie vom tra- Tier 25 ■ BAUERNBLATT | 7. Januar 2017 Übersicht 1: Schmallenberg-Virus-Antikörperuntersuchungen anzumerken ist. Beobachtet wur- nige Tage), als auch aus Abortmaden zum Beispiel Milchleistungs- terial. Eine Besonderheit ist hierin Schleswig-Holstein im Jahr 2016 rückgang, Fieber oder Durchfall. Das Virus wird von einem gesunProben den Tier schnell bekämpft und ist Positiv nur wenige Tage nachweisbar. In der Folge bilden die Tiere Antikörper, die über Monate bis Jahre nachweisbar bleiben und zunächst für einen Schutz vor einer erneuten Infektion sorgen. Eine Besonderheit ist die Infektion trächtiger Tiere. Erfolgt eine Infektion des Muttertieres in einem empfindlichen Zeitfenster der frühen bis mittleren Trächtigkeit, können schwere Missbildungen bei den Kälbern und Lämmern auftreten. Hierbei sind besonders der Kopf und das Nervensystem sowie die GliedmaWonnemann, Landeslabor ßen betroffen. Die Missbildungen der Gliedmaßen beruhen oft auf genden Muttertier auf das unge- erwachsenen Rindern und Scha- Verkürzungen der Sehnen und äuborene Kalb oder Lamm. Eine fri- fen zumeist milde Symptome, so- ßern sich in steifen Gelenken. Dasche SBV-Infektion verursacht bei fern den Tieren überhaupt etwas raus können große Probleme für die Geburtshilfe und das Leben der Übersicht 2: Meldepflichtige Nachweise des SchmallenMuttertiere entstehen. Weiterhin kann das Virus im trächtigen Uteberg-Virus (SBV) in Deutschland im Jahr 2016 rus sowie dem Fetus bis zur Geburt (Stand 15. Dezember 2016) erhalten bleiben. Ein Videofilm zu In Schleswig-Holstein wurde im September dreimal SBV nachgewiesen, im den typischen Symptomen beim inOktober und November jeweils einmal. Missgebildete Feten von Rindern fizierten Schaflamm findet sich auf oder Schafen mit Nachweis von SBV wurden bislang nicht eingesendet. der Internetseite der Tierärztlichen Hochschule H annover unter http:// www.tiho-hannover.de/aktuelles- presse/aktuelle-meldungen/ aktuelle-meldungen/article/video podcast-zum-schmallenberg/ Das empfindliche Zeitfenster für Missbildungen der Feten liegt nach aktuellen Einschätzungen beim Rind zwischen dem 75. und 175. Trächtigkeitstag und beim Schaf zwischen dem 30. und 50. Tag der Trächtigkeit. In den übrigen Zeiträumen kann das Virus aber auch zu Aborten und Umrindern, Frühgeburten, Totgeburten und mumifizierten Früchten führen. Diese Folgen können je nach Tierart Wochen bis Monate nach der Infektion der Muttertiere auftreten, und sind nach den aktuellen Infektionsnachweisen in den nächsten Monaten wieder verstärkt zu erwarten. Hier empfiehlt sich eine enge Geburtsüberwachung, um bei Geburtsstockungen infolge von Missbildungen oder toten Feten rechtzeitig eingreifen zu können, und so zumindest Schäden für das Muttertier zu verhindern. Ju li Au g Se ust pt em be Ok r to b No er ve m be r i Ju n ai M z r il Ap r är M ua Fe br Ja n ua r 500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 Möglichkeiten der Untersuchung Friedrich-Loeffler-Institut, Insel Riems Das Virus kann mit einer PCR-Untersuchung nachgewiesen werden, sowohl im akuten Fall bei fiebernden Tieren aus Blut (aber nur we- bei die Möglichkeit, den Nachweis aus Ohrtupferproben vom Fetus zu führen. Untersuchungen auf Antikörper werden in der Regel im Rahmen von Exportuntersuchungen, zum Teil auch als Bestandsuntersuchungen, durchgeführt, um den Status einer Herde zu ermitteln. Die gängigen Untersuchungen können im Landeslabor in Neumünster erfolgen. Dies kann sowohl im Rahmen von umfassenden Abklärungen von Abortursachen geschehen, als auch als alleinige, gezielte Untersuchung auf SBV. Möglichkeiten der Vorbeuge In der abgelaufenen Weidesaison war ein intensiver Schutz vor Gnitzenbefall ohnehin schon wegen der drohenden Einschleppung der Blauzungenkrankheit ratsam. Betriebe, die hier durch regelmäßige Anwendung von Repellentien am Tier Stechinsekten ferngehalten haben, sollten auch gleichzeitig das Risiko für einen Eintrag von SBV gesenkt haben. Im Gegensatz zur ersten Ausbruchswelle steht nun ein Impfstoff (Zulvac, Firma Zoetis) zur Verfügung, der europaweit zum Schutz gegen SBV bei Rind und Schaf zugelassen ist. Dieser kann mittlerweile auch direkt in Deutschland von Tierärzten bezogen werden. Die Erfahrungen mit dem Impfstoff sind allerdings noch begrenzt, sodass der Einsatz immer mit dem Hoftierarzt und dem Kreisveterinär gemeinsam für die einzelbetriebliche Situation abgewogen werden sollte. Rechtliche Situation und Exportregeln Aktuell wird die Infektion mit SBV als meldepflichtige Erkrankung eingestuft. Dies bedeutet, dass lediglich eine amtliche Erfassung von Virusnachweisen erfolgt. Rechtliche Folgen für die Betriebe ergeben sich hieraus nicht. Für den Export von Wiederkäuern und Samen oder Embryonen in Drittländer bestehen seit 2012 allerdings teils sehr strenge Einschränkungen. Für Betriebe mit positivem Nachweis scheidet daher die Vermarktung in viele Drittländer meist für mehrere Jahre aus. Um die eigenen Exportchancen besser abschätzen zu können, empfiehlt sich daher bereits vorab die Untersuchung auf Antikörper. 26 Tier BAUERNBLATT | 7. Januar 2017 ■ Weidetiere haben ein höheres Risiko für eine Ansteckung mit SBV durch Gnitzenstiche. Doch auch in der Stallhaltung sind SBV-Infektionen möglich. Foto: Ronja Mau Keine Gefahr für den Menschen Es handelt sich bei SBV um eine reine Tierkrankheit, die vor allem Rinder, Schafe und Ziegen, aber auch Wildwiederkäuer befällt. Ein Überspringen auf den Menschen ist für SBV noch nie beschrieben worden, und auch die anderen nahen Verwandten in dieser Virus-Gruppe sind für den Menschen ungefährlich. Somit gehen Exper- ten von keiner Gefährdung für Verbraucher und Tierhalter aus. Dr. Ole Lamp Landwirtschaftskammer Tel.: 0 43 81-90 09-16 [email protected] Dr. Hubert Wonnemann Landeslabor Schleswig-Holstein Tel.: 0 43 21-904-869 hubert.wonnemann@ lsh.landsh.de FAZIT Die Rückkehr des Schmallenberg-Virus nach Schleswig-Holstein war nach den Funden in südlicheren Regionen seit dem Frühjahr 2016 nur eine Frage der Zeit. Für den Export ergeben sich hieraus wieder erhebliche Einschränkungen. Doch auch für den Einzelbetrieb kann eine serologische Untersuchung sinnvoll sein. So lässt sich abschätzen, ob erneut vermehrt mit missgebildeten Kälbern und Lämmern zu rechnen ist. Missbildungen der Gliedmaßen und tote Früchte können zu Geburtsstockungen führen, die eine engmaschige Überwachung und rechtzeitige Geburtshilfe nötig machen, um Schäden für das Muttertier zu verhindern. Subklinische Ketose – ein verstecktes Problem wird sichtbar Strategische Messung deckt auch subklinische Form auf Dass die Transitphase der Zeitraum mit den größten Herausforderungen und meisten Problemen im Laktationszyklus ist, ist bekannt. In dieser Zeit zwischen Trockenperiode und Laktationsspitze erlebt der Organismus einer Kuh eine maximale Umstellung, aus der auch viele Gesundheitsstörungen resultieren. Häufig ist aber noch undeutlich, wie mit diesen Herausforderungen umgegangen werden kann. Mit der Kalbung stellt sich der Stoffwechsel einer Milchkuh innerhalb kurzer Zeit auf die Laktation ein: Die für die schnell steigende Milchmenge benötigte Energie beträgt ein Vielfaches des normalen Erhaltungsbedarfs. Während in der Trockenperiode der mäßige Energiebedarf mit relativ geringen Aufnahmen an Trockensubstanz (TS) bequem gedeckt wurde, muss nun schnell deutlich mehr Energie bereitgestellt werden. Diese Umstellung fällt allerdings in eine Zeit, in der viele Faktoren diesen Ausgleich erschweren: ●●Die TS-Aufnahme steigt insge- NEB wird der Zeitraum beschrie- giereserven, und das ist vor allem samt langsamer als die Milchleis- ben, in dem die Kuh über die Milch- Fett. Grundsätzlich ist dieser Protung mit entsprechendem Energie- produktion insgesamt mehr Ener- zess normal und kommt bei allen bedarf. Die Kuh nimmt also nicht gie verliert als sie über das Futter Säugetieren vor. Die Herausfordeausreichend Futter, das heißt Ener- aufnehmen kann: Die Folge ist die rung bei der Milchkuh ist allerdings, gie, auf. Mobilisierung körpereigener Ener- dass die enorm hohe Milchmenge ●●Äußere Umstände und die beschriebenen äußeren Faktoren wie Gruppenwechsel die NEB sowohl verund Überbelegung größern als auch in ihoder Gesundheitsstörungen wie zum rer zeitlichen Ausdehnung verlängern könBeispiel nach einer nen. Somit kann unter Schwergeburt, reduzieren die TS-AufnahUmständen mehr Fettme zusätzlich. gewebe über einen ●●Tiere, die mit hoher längeren Zeitraum Körperkondition abmobilisiert werden, als kalben (BCS > 3,5) erdies der Organismus reichen außerdem ihre problemlos bewältimaximale TS-Aufnahgen kann. Die dann me später als günstig anflutenden Fettbausteine (sogenannte konditionierte Tiere (siehe Tabelle 1). NEFA, das heißt, nicht Diese Risikofaktoveresterte Fettsäuren) ren bestimmen also, können die Leber an wie lange sich eine ihre Kapazitätsgrenabgekalbte Kuh in der ze bringen: Der Umsogenannten Negabau dieser Bausteine tiven Energie Bilanz in den Energieträger Traubenzucker kommt (NEB) befindet. Mit Ketosemessung drei bis neun Tage nach der Abkalbung.
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