SÜDWESTRUNDFUNK Anstalt des öffentlichen Rechts Radio Fernsehen Internet PRESSE Information Liebe Kolleginnen und Kollegen, nachfolgend bieten wir Ihnen eine Meldung an. Armin Laschet (CDU), stellvertretender Parteivorsitzender und Fraktionschef im nordrheinwestfälischen Landtag, gab heute, 30.12.16, dem Südwestrundfunk ein Interview zum Thema: Silvester und Sicherheit. Das „SWR2 Tagesgespräch“ führte Marion Theis. Mit freundlichen Grüßen Zentrale Information Chefredaktion Hörfunk Zentrale Information SWR Tagesgespräch Postadresse 76522 Baden-Baden Hausadresse Hans-Bredow-Straße 76530 Baden-Baden Telefon Telefax 07221/929-23981 07221/929-22050 Internet www.swr2.de Datum: 30.12.2016 CDU-Vize Laschet fordert einheitliche Sicherheitsstandards für ganz Deutschland Baden-Baden: Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Armin Laschet drängt auf einheitliche Anti-Terrormaßnahmen in Deutschland. Die Bundesländer müssten außerdem ihre Daten besser austauschen, forderte der CDU-Politiker im SWR (Südwestrundfunk). Man könne nicht in 16 Ländern verschiedene Richtlinien zur Sicherheit haben. Die Polizeigesetze seien zum Teil sehr unterschiedlich, so Laschet. Und er frage sich, warum es nicht funktioniere, dass überall in Deutschland der gleiche Rechtsstandard gelte. Dies zu durchforsten und zu sehen, wo der Föderalismus den Kampf gegen den Terrorismus behindere, werde eine der Aufgaben der nächsten Wochen sein. Laschet präzisierte im Gespräch mit dem SWR seine Forderung nach sogenannten Transitzonen für Flüchtlinge. Im Grunde könne auch in Erstaufnahmestellen der Länder geprüft werden, ob jemand Anspruch auf Asyl habe oder ob er abgewiesen werden müsse. Voraussetzung sei, dass das schnell und grenznah passiere und nicht in jedem Bundesland auf eine andere Art und Weise. Der CDU-Vize betonte, dass die Menschen in Deutschland morgen entspannt Silvester feiern könnten. Insbesondere Köln sei „der sicherste Ort überhaupt“. Jeder wisse, dass in diesem Jahr der Blick der Welt auf Köln gerichtet sei, so Laschet. Wortlaut des Live-Gesprächs: Theis: Wem haben wir es Ihrer Meinung nach zu verdanken, dass wir nicht mehr entspannt Silvester auf der Straße feiern können? Laschet: Also, ich glaube, man kann entspannt Silvester auf der Straße feiern. Und ich glaube, die Lehren aus der Kölner Silvesternacht im letzten Jahr, wo die Polizeibehörden zu spät eingegriffen haben, werden sich in diesem Jahr so nicht wiederholen. Ich glaube, da sind heute alle sensibilisiert. Theis: Dafür haben wir jetzt Videoüberwachung und Polizei an jeder Ecke. Ist das eine angenehme Antwort, eine „Wohlfühlantwort“ für die Menschen auf diese Situation vom letzten Jahr? Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) Laschet: Nein, wir haben noch nicht Videobeobachtung an jeder Ecke, sondern … Theis: In Köln aber schon, dieses Jahr… Laschet: In Köln haben Sie recht. Aber es gibt ja auch noch andere Orte in Deutschland. Mein Gefühl ist, dass Köln in diesem Jahr der sicherste Ort überhaupt ist, weil man weiß, der Blick der Welt ist in diesem Jahr auf Köln gerichtet. Aber man muss darauf achten, dass überall im Land, in allen großen Städten, wo potentiell Gefahren bestehen, ebenfalls die Sicherheit gewährleistet ist. Theis: Wir haben ja Gefahren, die potentiell nicht nur von „Antänzern“ ausgehen, sondern auch von Kriminellen, von Terroristen auch, und Ihre Idee darauf ist, die Videoüberwachung auszuweiten. Ist das die angemessene Antwort? Laschet: Das ist ein Punkt. Also, ich habe ja 15 Punkte vorgelegt. Wir brauchen beispielsweise für die wirklich terroristischen Gefährder, wenn ihr Asylantrag abgelehnt ist, eine verlängerte Form der Abschiebehaft. Man braucht neue Abschiebegründe. Es gibt die Möglichkeit, in Gewahrsam zu nehmen, in Nordrhein-Westfalen leider nur für 48 Stunden, in Bayern und Baden-Württemberg für 14 Tage. Also, da muss man jetzt aus dem Fall Amri die Konsequenzen ziehen und sehen, was ist schiefgelaufen. Und der Teil Videoüberwachung ist dann einer, der an besonders gefährdeten Plätzen eingesetzt werden sollte. Aber eines ist auch klar: Sie können nicht in Deutschland jeden Marktplatz videoüberwachen. Das ist technisch nicht möglich, das ist rechtlich nicht möglich, und das will auch niemand. Theis: Geht es nicht vielmehr darum, Gesetze, die jetzt schon da sind, anzuwenden statt neue zu schaffen? Denn eigentlich haben ja die Gesetze nicht versagt, sondern die Behörden. Laschet: Es geht um drei Dinge. Das Eine ist, die Gesetze, die da sind, anwenden. Und das ist im Falle Amri in Nordrhein-Westfalen nicht passiert. Und das Zweite ist: Was brauchen wir an neuen gesetzlichen Maßnahmen? Da hat der Bundesinnenminister lange vor dem terroristischen Anschlag ja beispielsweise vorgeschlagen, die Abschiebehaft zu verlängern und auch für besondere Gefährder einen neuen Tatbestand im Gesetz zu schaffen. Das liegt derzeit in der großen Koalition. Da hoffe ich auf schnelle Entscheidungen. Und das Dritte ist dann: Was kann man denn an Schlüssen ziehen, wo wir neue Gesetze brauchen? Und das muss man jetzt in aller Ruhe erörtern. Theis: Sie fordern konsequentere Abschiebungen, was ja auch nachvollziehbar ist. Aber das Problem ist doch: Wohin mit denen, die abgeschoben werden sollen, wenn die mal Ägypter, mal Iraker, mal Marokkaner sind oder gar keinen Pass haben oder das Land sie nicht nehmen will? Laschet: Das ist ein Problem. Viele könnte man abschieben. Den Täter Amri hätte man, wenn Tunesien, Marokko und Algerien sichere Herkunftsländer wären - auch da fehlt ja bisher noch die Entscheidung, weil Länder wie Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen da bisher nicht zustimmen - wenn man das gehabt hätte, hätte man das Verfahren sehr schnell beenden können. Und dann der zweite Punkt, außenpolitisch mit noch größerer Intensität bei den Ländern, die ja unsere Partner sein wollen, wie Tunesien, darauf zu drängen, dass sie auch ihre Staatsbürger zurücknehmen. Theis: Dann haben wir immer noch andere Menschen, die trotzdem bis nach Deutschland durchdringen werden, auch wenn strenger kontrolliert wird in Zukunft. Das wollen Sie mit Transitzonen an den deutschen Grenzen regeln. Das ist aber nur machbar mit Grenzkontrollen. Heißt das, wenn Sie so einen Vorschlag anbringen, dass Sie die Reisefreiheit in der EU als erledigt betrachten? Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) Laschet: Nein, ich will das Schengen-System erhalten, das System der offenen Grenzen. Aber der Asylbewerber, der nach Deutschland kommt, muss sich ja irgendwo melden, wo er sich dann registrieren lässt. Und da wäre der Ort, zu sagen, wir machen Transitzonen - oder wie immer man das nennt - Erstaufnahmestellen, wo man in einem sehr schnellen Verfahren prüfen kann, mit allen beteiligten Institutionen: Hat der überhaupt einen Anspruch auf Asyl, wenn er aus einem sicheren Herkunftsland kommt? Kann er gleich von da zurückgewiesen werden, ohne in die Kommunen übersendet zu werden? So ist das ja heute der Fall… Theis: Aber das passiert doch schon in den Erstaufnahmestellen. Laschet: Das passiert, ja. Aber es passiert noch nicht bei jedem Fall und auch nicht ausreichend und vor allem nicht grenznah, denn jedes Land macht das anders. Und in diesen sogenannten Transitzonen würde dieses Verfahren sehr grenznah durchgeführt werden. Theis: Also geht es doch am Ende eigentlich hauptsächlich um eine Vereinheitlichung in den Ländern und um Datenaustausch, oder? Laschet: Das wäre eine ganz wichtige Frage. Wir können nicht in 16 Ländern unterschiedliche Sicherheitsstandards haben. Die Polizeigesetze sind zum Teil sehr unterschiedlich, und da fragt man sich, warum kriegt man das nicht hin, dass überall in Deutschland der gleiche Rechtsstandard gilt? Und das jetzt mal zu durchforsten und zu sehen, wo behindert der Föderalismus den Kampf gegen Terrorismus, das wird eine der Aufgaben der nächsten Wochen sein. - Ende Wortlaut - Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
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