metaanalyse - Forschungsradar Erneuerbare Energien

Forschungsradar
Energiewende
METAANALYSE
Dezember 2016
Investitionskosten von
Energiewende-Technologien
Forschungsradar Energiewende
Metaanalyse: Investitionskosten von Energiewende-Technologien
Die Investitionskosten wichtiger Energiewende-Technologien
Im Jahr 2012 veröffentlichte die Agentur für Erneuerbare Energien einen Studienvergleich zur
Entwicklung der Investitionskosten neuer Kraftwerke. Die AEE verglich dabei die Aussagen
verschiedener Studien zur bisherigen und künftigen Entwicklung der Investitionskosten von
Kohle- und Gaskraftwerken mit denen von Stromerzeugungsanlagen auf Basis Erneuerbarer
Energien. Den Anlass lieferte die Debatte um die Kosten der Stromerzeugung aus Erneuerbaren
Energien.
Ein wesentliches Ergebnis der Analyse war, dass die Investitionskosten konventioneller
Kraftwerke in den vergangenen Jahren (2000-2010) gestiegen waren. Für die Zukunft nahmen die
meisten Studien eine Stagnation der Investitionskosten für konventionelle Kraftwerkstechnik an.
Würden fossile Kraftwerke jedoch aus Gründen des Klimaschutzes künftig mit Technik zur
Abscheidung von Kohlendioxid ausgestattet (CCS), rechneten die Autoren mit deutlich höheren
Investitionskosten. Daraus konnte die Schlussfolgerung gezogen werden, dass die Kosten der
Stromversorgung auch ohne den Ausbau der Erneuerbaren Energien steigen würden, denn eine
umfassende Erneuerung des in die Jahre gekommenen Kraftwerksparks in Deutschland und
Europa stand auf jeden Fall an.
Bei den betrachteten Anlagen zur Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien (On- und OffshoreWindenergie, Photovoltaik, Solarthermische Kraftwerke, Geothermische Kraftwerke) zeigte sich
der umgekehrte Trend. Für die Zukunft kalkulierten sämtliche untersuchte Studien mit teilweise
drastisch sinkenden Investitionskosten. Besonders ausgeprägt fielen die erwarteten
Kostenreduktionen bei der Offshore-Windenergie, der Photovoltaik und den solarthermischen
Kraftwerken aus. Bei den bereits im Jahr 2012 schon verhältnismäßig technisch reifen OnshoreWindenergieanlagen waren die Erwartungen an weitere Kostensenkungen weniger stark, aber
immer noch deutlich erkennbar. Große Unsicherheiten bestanden offensichtlich im Hinblick auf die
geothermische Stromerzeugung, hier herrschte sowohl für die Gegenwart als auch für die Zukunft
eine enorme Bandbreite bei den angegebenen Investitionskosten.
Heute, im Jahr 2016, ist die Debatte um die Kosten der Energiewende nach wie vor aktuell. Sie hat
sich jedoch verändert: Dass die Kilowattstunde Strom aus Windenergie und Photovoltaik künftig
kostengünstiger ist als aus fossil-nuklearen Kraftwerken, kann fast schon als Allgemeinwissen
betrachtet werden. In den Vordergrund der Kostendebatte rückt inzwischen vielmehr der Aufwand
zur Anpassung des übrigen Energiesystems an die fluktuierende Verfügbarkeit des Wind- und
Solarstroms sowie die Frage, wie auch die Versorgung mit Wärme und Kraftstoffen auf
Erneuerbare Energie umgestellt werden kann.
Vor diesem Hintergrund hat die AEE das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) damit
beauftragt, eine neue Metaanalyse zur Entwicklung der Investitionskosten wichtiger Energiewende-Technologien zu erarbeiten. Sie soll einerseits einen Teil der Ergebnisse aus dem Jahr
2012 aktualisieren und andererseits die Betrachtung auf weitere Energietechnologien ausweiten.
Ziel ist es, teilweise sehr unterschiedliche Aussagen zu den Investitionskosten und
Kostensenkungspotenzialen der verschiedenen Technologien transparent zu machen und
wesentliche Tendenzen aufzuzeigen. Damit soll eine Grundlage für weitere Forschungsarbeiten
und die Diskussion wichtiger Rahmenannahmen für die Modellierung von Energieszenarien
geschaffen werden.
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Dezember 2016 | Seite 2
Forschungsradar Energiewende
Metaanalyse: Investitionskosten von Energiewende-Technologien
Die vorliegende Metaanalyse untersucht und vergleicht hierfür die Aussagen von 15
verschiedenen Studien zu den Investitionskosten folgender Anlagen:
 Offshore-Windenergieanlagen
 Onshore-Windenergieanlagen
 Photovoltaik
 Geothermische Kraftwerke
 Solarthermische Kollektoren
 Wärmepumpen
 Batterien
 Elektrolyseanlagen
 Methanisierungsanlagen.
 Gas- und Dampfkraftwerke (GuD)
 Gasturbinen
Die Auswahl der Technologien für den Studienvergleich begründet sich dadurch, dass sie alle im
Zuge der Energiewende eine mehr oder weniger große Rolle spielen. Gaskraftwerke werden
immer zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit benötigt, egal ob sie mit Erdgas, Biomethan
oder mit synthetischem, aus Wind- und Solarstrom erzeugtem Gas, betrieben werden. Bei der
Photovoltaik und der Windenergie wird vermutet, dass sich die Annahmen zur Entwicklung der
Investitionskosten seit 2012 verändert haben könnten. Der Ausbau von geothermischen
Kraftwerken ist in Deutschland bisher nicht richtig vorangekommen, hier wurde im
Studienvergleich 2012 eine große Unsicherheit hinsichtlich der Investitionskosten festgestellt.
Eine Aktualisierung soll klären, ob und wie sich das inzwischen verändert hat.
Wasserkraft- und Bioenergieanlagen spielen natürlich auch eine wichtige Rolle in der
Energiewende. Sie werden jedoch aus Kapazitätsgründen nicht betrachtet. Bei den
Bioenergieanlagen kommt eine hohe technologische Vielfalt hinzu, sie weisen entsprechend
unterschiedliche Kostenstrukturen auf. Der Neubau von Kohlekraftwerken steht in Deutschland
angesichts von Überkapazitäten und den Klimaschutzzielen aus heutiger Sicht nicht mehr
ernsthaft zur Diskussion und der Einsatz der CCS-Technik in fossilen Kraftwerken kann als an
einer sehr geringen Akzeptanz gescheitert betrachtet werden. Gleichzeitig spielen die Initiativen
zur Errichtung von solarthermischen Kraftwerken in Nordafrika für den Stromimport nach
Mitteleuropa in der momentanen Diskussion um die Energiewende in Deutschland keine große
Rolle, so dass von einer Aktualisierung der Daten aus 2012 abgesehen wird.
Zusätzlich untersucht werden hingegen mehrere Speicher- und Wärmeversorgungstechnologien.
Angesichts des fortgeschrittenen Ausbaus der Stromerzeugung aus fluktuierenden Erneuerbaren
Energien und des mangelnden Fortschritts bei der Energiewende im Wärme- und Verkehrssektor
rücken nämlich zunehmend Fragen nach den Kosten von Energiespeichern, Technologien zur
Wärmeversorgung bzw. zur Kopplung von Strom-, Wärme- und Verkehrssektor in den
Vordergrund. Sie sollen den Klimaschutz in den Bereichen Wärme und Verkehr vorantreiben und
möglichst auch noch Flexibilität für den Stromsektor bereitstellen.
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Metaanalyse: Investitionskosten von Energiewende-Technologien
Ergebnisse
Inzwischen gibt es eine Vielzahl von wissenschaftlichen Veröffentlichungen, die sich mit den
Kosten der Energieversorgung bzw. der Frage einer möglichst kostengünstigen Transformation
des Energiesystems beschäftigen. Dabei stellt die Ermittlung der Investitionskosten in den
wenigsten Fällen ein Hauptgegenstand der Studien dar. Im Vordergrund steht meistens die
Systemanalyse von Szenarien, die auf eine Treibhausgasreduktion in Deutschland um mindestens
80 Prozent bis 2050 zielen oder ein weitgehend auf Erneuerbaren Energien basierendes
Energiesystem modellieren. Die Entwicklung von Investitionskosten wird dabei jeweils mit
unterschiedlicher inhaltlicher Tiefe einbezogen und auch sehr uneinheitlich dokumentiert.
Die Investitionskosten für die unterschiedlichen Technologien und ihre Entwicklung gehen häufig
als eine Variable in die Modelle mit ein. Meist finden sich nur wenige Angaben zu den zugrunde
gelegten Annahmen und Quellen für die Investitionskosten. Viele Studien beziehen sich auf
Literaturangaben und ergänzen sie gegebenenfalls durch eigene Abschätzungen, teilweise auch
mithilfe von Experteninterviews. Selten wird angegeben, aus welchen Bestandteilen sich die
Investitionskosten zusammensetzen. Beispielsweise ist in vielen Fällen nicht transparent, ob die
Angaben nur die reinen Beschaffungskosten der Anlagen umfassen, oder ob Kapital-,
Installations- oder weitere Systemkosten einbezogen sind. Teilweise werden verschiedene
Technologien unter einem Sammelbegriff zusammengefasst betrachtet (z.B. „Batterien“), teilweise
wird stärker nach Technologien und Anlagengrößen differenziert. Auch das Bezugsjahr der Daten
ist häufig nicht eindeutig dokumentiert.
Selbst starke Abweichungen bei den Aussagen verschiedener Studien können eine einfache
Begründung haben, auch wenn sich diese teilweise nur vermuten lässt und nicht explizit erläutert
wird. Bei der Interpretation der nachfolgenden Ergebnisse ist daher zu beachten, dass die in
verschiedenen Studien gefundenen Angaben häufig nur eingeschränkt vergleichbar sind.
Zusätzlich sei darauf hingewiesen, dass die hier betrachteten spezifischen Investitionskosten
bezogen auf die installierte Leistung nur ein Bestandteil der Gesamtkosten für die Strom- oder
Wärmeerzeugung bzw. Energiespeicherung und untereinander nicht direkt vergleichbar sind.
Es lassen sich allerdings einige Tendenzen feststellen und beschreiben. Dabei gilt: Je ausgereifter
eine Technologie ist (z.B. GuD-Kraftwerke, Gasturbinen), desto kleiner ist die Bandbreite der in den
verschiedenen Studien gefundenen Angaben zu den Investitionskosten und desto stabiler die
Annahmen für die Kostenentwicklung in der Zukunft. Je neuer eine Technologie ist (z.B. OffshoreWind), desto größer die Bandbreite bei den Kostenangaben in Gegenwart und Zukunft und desto
größer die Erwartungen an die durch technologischen Fortschritt und Skaleneffekte erzielbaren
Kostensenkungen.
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Metaanalyse: Investitionskosten von Energiewende-Technologien
Offshore-Windenergie
Die Nutzung der Windenergie auf See (Offshore) ist im Vergleich zur Nutzung der Windenergie an
Land (Onshore) eine verhältnismäßig neue Form der Stromerzeugung. Die Offshore-Windenergie
stellt zum Beispiel neue Anforderungen an die Errichtung und den Betrieb der Anlagen sowie die
Anbindung an das Stromnetz. Daher liegen die Investitionskosten aktuell deutlich höher als bei der
Windenergie an Land. Die in den untersuchten Studien angegebenen Werte weisen für den
Zeitraum 2010 bis 2015 eine Bandbreite von rund 3.000 bis 4.400 Euro pro Kilowatt (€/kW) auf.
Für die Zukunft gehen die meisten Studien aufgrund von Lernkurven- und Skaleneffekten von
stark sinkenden Investitionskosten aus. Für das Jahr 2050 wird in den meisten Studien mit
Investitionskosten im Bereich von 1.500 bis 2.800 €/kW gerechnet. Trotz der angenommenen
Kostenreduktion liegen die Werte damit immer noch höher als bei der Windenergie an Land.
Auffällig sind die flache Lernkurve in der Untersuchung des Reiner Lemoine Instituts (2015) und
die enorme Bandbreite in der Studie von Acatech/Leopoldina/Akademienunion (2015) für das Jahr
2050. In der RLI-Studie wird für die Zukunft von zunehmend schwieriger zu erschließenden
küstenfernen Standorten ausgegangen, was durch Lerneffekte erzielte Kostensenkungen
teilweise kompensiert.
Abb. 1: Investitionskosten für Offshore-Windenergieanlagen
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Metaanalyse: Investitionskosten von Energiewende-Technologien
Windenergie an Land
Die Windenergie an Land spielt in den Zukunftsszenarien aller Studien eine tragende Rolle für die
Energieversorgung in Deutschland. Es wird auf das weiterhin vorhandene große Ausbaupotenzial
und technische Entwicklungspotenziale hingewiesen, zum Beispiel durch neue Materialien für
Rotorblätter und Tragstrukturen. Auch die Entwicklung von Fertigungsverfahren für Großanlagen
in Kleinserie mit Teilautomatisierung wird als Kostenreduktionsfaktor angegeben. Da
Windenergieanlagen allerdings schon seit mehr als zwei Jahrzehnten in erheblichen Stückzahlen
produziert werden, verlaufen die Annahmen zu weiteren Kostensenkungen relativ flach. Die
heutigen Investitionskosten werden mit einer Bandbreite von rund 1.100 bis 1.500 €/kW
angegeben und sinken den Erwartungen zufolge künftig auf 1.000 bis 1.200 Euro. Auffällig ist die
große Bandbreite in der Studie von Acatech et al. 2015 in Höhe von 410 €/kW für das Jahr 2050.
Abb. 2: Investitionskosten für Windenergieanlagen an Land
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Metaanalyse: Investitionskosten von Energiewende-Technologien
Photovoltaik
Die angenommene Entwicklung der Investitionskosten von Photovoltaikanlagen weist in den
betrachteten Studien eine größere Varianz auf als bei der Windenergie. Vor allem bei der Höhe der
aktuellen Investitionskosten gibt es starke Unterschiede. Das liegt unter anderem an der in den
vergangenen Jahren erzielten Kostenreduktion, wodurch ältere Studien teils deutlich höhere
Kosten angeben.
Für das Jahr 2050 wird eine Reduktion der Investitionskosten um mindestens die Hälfte
angenommen, in mehreren Studien sinken die Werte im Betrachtungszeitraum sogar um etwa
zwei Drittel. Die erwarteten Kostensenkungen fallen damit bei der Photovoltaik höher aus als bei
anderen Technologien zur Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien. Die große Bandbreite
innerhalb einzelner Studien ergibt sich meist aus der differenzierten Betrachtung von Dach- und
Freiflächenanlagen.
Abb. 3: Investitionskosten für Photovoltaikanlagen
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Metaanalyse: Investitionskosten von Energiewende-Technologien
Tiefengeothermie
Die in den verglichenen Studien angegebenen Investitionskosten für die Strom- und
Wärmeerzeugung in tiefengeothermischen Anlagen (mindestens 400m tiefe Bohrungen) liefern
kein einheitliches Bild. Sowohl die Angaben zur aktuellen Höhe als auch die erwarteten
Kostenreduktionen variieren stark. Die Annahmen von DIW (2013) und Prognos/EWI/GWS (2014)
zu den aktuellen Investitionskosten liegen mehr als 10.000 €/kW auseinander. Während
Greenpeace (2015) für 2050 nur noch mit einem Drittel der heutigen Kosten rechnet, wird in der
Studie des DIW lediglich eine Verringerung um rund 30 Prozent angenommen.
Abb. 4 Investitionskosten der Tiefengeothermie
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Metaanalyse: Investitionskosten von Energiewende-Technologien
Solarthermie
Für die Solarthermie konnten auffallend wenige Studien gefunden werden, die Angaben zu den
Investitionskosten und ihrer künftigen Entwicklung beinhalten. Die Studien, die entsprechende
Werte für solarthermische Anlagen nennen, weisen eine große Bandbreite von rund 400 bis 800
2
2
Euro pro Quadratmeter Kollektorfläche (€/m ) im Zeitraum 2010-2013 und 100 bis 300 €/m im
Jahr 2050 aus.
Abb. 5: Investitionskosten für Solarthermie-Anlagen
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Metaanalyse: Investitionskosten von Energiewende-Technologien
Wärmepumpen
Bei der Wärmeversorgung kommen bereits heute zunehmend Wärmepumpen zum Einsatz, die
mithilfe von elektrischem Strom Wärme bereitstellen. Sie stellen in den meisten Studien ein
wichtiges Bindeglied zwischen Strom- und Wärmesektor dar, werden teilweise als
„Schlüsseltechnologie“ der Energiewende im Wärmebereich betrachtet (z.B. Fraunhofer ISE 2015).
Die für die Metaanalyse untersuchten Studien nehmen für die Investitionskosten von
Wärmepumpen überwiegend eine Kostenreduktion um rund 20 bis 30 Prozent bis 2050 gegenüber
aktuellen Werten an. Die Studien von Prognos et al. (2014) und Fraunhofer IWES et al. (2015)
geben für 2050 wesentlich höhere Investitionskosten an als die übrigen Studien. Dies ist mit dem
Einbezug von Heizflächen und Schornsteinen in die Investitionskosten (Prognos et al.) und mit
zusätzlichen Angaben zu Großwärmepumpen (Fraunhofer IWES) zu erklären. Die Bandbreiten bei
den Investitionskosten beruhen zum einen auf den Unterschieden zwischen Luft- und
Erdwärmepumpen, zudem erklären Öko-Institut/Fraunhofer ISE (2016) die breite Kostenspanne
mit der Abhängigkeit von den örtlichen Gegebenheiten (u.a. Bebauungsdichte,
Grundwasservorkommen, Bodenbeschaffenheit).
Abb. 6: Investitionskosten für Wärmepumpen
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Metaanalyse: Investitionskosten von Energiewende-Technologien
Batterien
Bei Batteriespeichern gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme (u.a. Blei-Säure-Batterien,
Lithium-Batterien, Natrium-Schwefel-Batterien), die mit sehr unterschiedlichen Investitionskosten
und Kostenreduktionspotenzialen verbunden sind. Batterien sind dabei sowohl als Großspeicher
zur Stabilisierung des Stromnetzes vorgesehen, als auch mit kleineren Speicherkapazitäten in
Elektroautos oder Wohnhäusern. Studienübergreifend wird vor allem in den kommenden fünf bis
acht Jahren eine starke Reduktion der Investitionskosten angenommen. Fraunhofer IWES et al.
(2015) erwarten für diesen Zeitraum eine Reduktion von bis zu 70 Prozent. Es wird dabei mit
erheblichen Economy-of-Scale-Effekten durch eine massiv gesteigerte Produktion gerechnet. Ein
wesentlicher Faktor ist hier der erwartete Einsatz von Batteriespeichern in der Elektromobilität. In
den darauffolgenden Dekaden fallen die Erwartungen an die weitere Reduktion der
Investitionskosten geringer aus. Die große Bandbreite bei den Investitionskosten ergibt sich aus
den unterschiedlichen Batterietypen. Agora Energiewende (2014) erklärt beispielsweise die
angegebenen Bandbreiten damit, dass nicht für alle Batterietechnologien mit Kostensenkungen
durch eine flächendeckende Anwendung (Economy-of-Scale)-Effekten zu rechnen sei.
Abb. 7: Investitionskosten für Batterien
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Metaanalyse: Investitionskosten von Energiewende-Technologien
Elektrolyse / Methanisierung (Power to Gas)
Elektrolyse- und Methanisierungsanlagen wandeln elektrischen Strom in chemische Energieträger (Wasserstoff, Methan) um. Sie dienen der Energiespeicherung und gelten als künftige
Schlüsseltechnologien der Energiewende, da bisher keine andere Möglichkeit zur Verfügung steht,
um größere Strommengen über einen längeren Zeitraum zu speichern. Bei der Elektrolyse wird
Wasserstoff erzeugt, der in weiteren Prozessen zu synthetischem Methan (auch EE-Methan
genannt) verarbeitet werden kann. Wasserstoff und Methan können gespeichert und als Energieträger in unterschiedlichen Sektoren verwendet werden: in der Stromerzeugung (durch Rückverstromung), im Verkehr (z.B. in Brennstoffzellen-Pkw und Gasmotoren), für die Bereitstellung von
Prozesswärme sowie als chemischer Grundstoff in der Industrie. Die Herstellungsverfahren für
strombasierte Kraftstoffe befinden sich aktuell noch in einer frühen Phase der Erforschung und
Entwicklung. Sie sind mit einem hohen technischen Aufwand, einem erheblichen Energieeinsatz
und hohen Kosten verbunden. Die meisten Szenarien sehen den Einsatz von Elektrolyseuren und
Methanisierungsanlagen daher erst ab ca. 2030.
Den Erwartungen der meisten Studien zufolge werden die Investitionskosten für Elektrolysesysteme bis 2050 um über 60 Prozent fallen, große Kostensenkungen werden bereits bis 2023
erwartet. Die Annahmen zu den aktuellen Investitionskosten schwanken zwischen rund 800 und
3.000 €/kW und für 2050 bewegen sich die Erwartungen auf Werte zwischen rund 200 und 600
€/kW. Die Bandbreite der Angaben erklärt sich aus der Unsicherheit über die gegenwärtigen
Investitionskosten und das weitere technologische Potenzial.
Abb. 9: Investitionskosten für Elektrolyseanlagen bzw. Wasserstoffspeicherung
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Dezember 2016 | Seite 12
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Metaanalyse: Investitionskosten von Energiewende-Technologien
Auch für die Methanisierung werden bereits bis 2023 deutliche Skalen- und Lernkurveneffekte
erwartet. OTH/FENES/Energy Brainpool (2015) begründen die von ihnen angenommene
Kostendegression mit ähnlichen Lerneffekten, Effizienzgewinnen, Skaleneffekten und
Innovationen wie bei der Photovoltaik. Bandbreiten werden dabei mit unterschiedlichen
Ausbaupfaden erklärt.
Abb. 8: Investitionskosten für die Methanisierung
Gas- und Dampfturbinenkraftwerke und Gasturbinen
Bei Gaskraftwerken handelt es sich um technisch ausgereifte Anlagentechnik. Wie bereits im
Studienvergleich aus dem Jahr 2012 rechnen die ausgewerteten Veröffentlichungen mit einer
Stagnation der Investitionskosten. Die Bandbreite der angegebenen Werte fällt bei beiden
Gaskraftwerken wesentlich geringer aus als bei allen übrigen betrachteten Technologien.
Die künftige Entwicklung der Stromgestehungskosten von Gaskraftwerken wird also nicht von den
Investitionskosten beeinflusst, sondern von anderen Faktoren wie dem eingesetzten
Energieträger (Erdgas, Biogas, Biomethan, EE-Gas), den Kosten für CO2-Zertifikate und der
Auslastung.
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Metaanalyse: Investitionskosten von Energiewende-Technologien
Abb. 10: Investitionskosten für GuD-Kraftwerke
Abb. 11: Investitionskosten für Gasturbinen
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Metaanalyse: Investitionskosten von Energiewende-Technologien
Schlussfolgerungen und Ausblick
Für die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien liegt mittlerweile ein Datenbestand vor, der
eindeutige Trends in der Entwicklung der Investitionskosten erkennen lässt. Für alle
Stromerzeugungstechnologien auf Basis Erneuerbarer Energien werden für die Zukunft noch
Kostensenkungspotenziale angenommen, insbesondere bei der Offshore-Windenergie und der
Photovoltaik. Bei Technologien, die noch am Anfang ihrer Entwicklung und der breiten Anwendung
stehen (z.B. Speicher- und Umwandlungstechnologien wie Methanisierung), gehen die Annahmen
zu den Investitionskosten relativ weit auseinander. Sehr unterschiedliche Schätzungen gibt es zur
Tiefengeothermie. Interessanterweise konnten nur sehr wenige Studien mit Angaben zur
Solarthermie gefunden werden und diese weisen eine große Bandbreite bei den Investitionskosten
auf.
Zusammengenommen wird deutlich, dass es noch Forschungsbedarf zu den Kosten und
Kostensenkungspotenzialen gibt, insbesondere für solche Technologien, die sich noch in der Pilotund Demonstrationsphase befinden und erst in den kommenden Jahren stärker ausgebaut
werden. Die Erfahrungen mit der Photovoltaik zeigen, dass Kostenreduktionen unter Umständen
deutlich schneller realisiert werden können als ursprünglich angenommen.
Ein großes Verbesserungspotenzial besteht vielfach hinsichtlich der transparenten Dokumentation
der getroffenen Annahmen und der Vorgehensweise. Nur in wenigen Studien werden die
unterstellten Kosten der verschiedenen Energietechnologien näher erläutert.
Ausgewertete Literatur und Erläuterungen
Die dargestellten Werte zur Entwicklung der Investitionskosten stammen aus folgenden 15
Studien.
 Acatech/Leopoldina/Wissenschaftsunion (Hrsg.) (2015): Flexibilitätskonzepte für die
Stromversorgung 2050. Technologien – Szenarien – Systemzusammenhänge
Ziel der Studie ist es, verschiedene Möglichkeiten aufzuzeigen, wie das Stromsystem der Zukunft
bei hohen Anteilen fluktuierender Erneuerbarer Energien ausgestaltet werden kann, um die
Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Untersucht werden verschiedene Kombinationen von
Erzeugungstechnologien und Flexibilitätsoptionen im Hinblick auf die Kosten des Systems, den
Klimaschutzeffekt und Fragen der gesellschaftlichen Akzeptanz.
Die durchgeführten Modellrechnungen sollen Orientierung liefern, welche Weichenstellungen
notwendig sind, um die für das Jahr 2050 gesteckten Ziele zu erreichen. Für acht ausgewählte
aktuelle Energieszenarien werden durch eigene Modellierungen möglichst kostengünstige
Portfolios an Flexibilitätstechnologien zusammengestellt, welche den Strombedarf zu jeder
Stunde des Jahres abdecken können. Zusätzlich werden 16 unterschiedliche Parametersätze für
Rahmenbedingungen kombiniert. Im Ergebnis werden Power-to-Heat, flexibel einsetzbare KraftWärme-Kopplungsanlagen (KWK) mit ganzjährigem Wärmebedarf (industrielle KWK) und DemandSide-Management (DSM) als robuste und kostengünstige Flexibilitätsoptionen bewertet.
Gaskraftwerke, die mit Erdgas, Biogas oder Wasserstoff betrieben werden, spielen in allen
Szenarien für die Stromversorgung 2050 eine zentrale Rolle.
In zehn begleitenden Fachgruppen wurden Technologiekosten als Parameter für die
Modellrechnungen festgelegt. Sie beruhen auf der Annahme, dass bei allen Technologien außer
Gaskraftwerken durch kontinuierliche technische Weiterentwicklung und Skaleneffekte
Kostensenkungen erzielt werden können.
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Metaanalyse: Investitionskosten von Energiewende-Technologien
 Agora Energiewende (2014): Stromspeicher in der Energiewende
Die Studie untersucht den Bedarf an Stromspeichern für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren
Energien bis zu einem Anteil an der Stromerzeugung von 90 Prozent. Es geht um die Frage,
welche neuen Speicher in welchem Umfang und zu welchem Zeitpunkt benötigt werden.
Schwerpunkte der Analyse bilden die Gesamtkosten des Stromsystems und die Bedeutung von
Stromspeichern im Verteil- und Übertragungsnetz, für die Bereitstellung von
Systemdienstleistungen sowie die Wechselwirkungen von Speichern mit dem Netzausbau und
anderen Flexibilitätsoptionen.
Ein zentrales Ergebnis lautet, dass viele andere Flexibilitätsoptionen in den nächsten Jahren
kostengünstiger seien als neue Stromspeicher. Neue Stromspeicher würden erst bei hohen
Anteilen Erneuerbarer Energien benötigt (ab ca. 60 Prozent). Das Szenario mit 90 Prozent
Erneuerbaren Energien zeige Kostenreduktionen bei zehn Gigawatt zusätzlichen Stromspeichern.
Wie viele und welche Stromspeicher sich als optimal erweisen würden, hänge davon ab, wie sich
ihre Kosten entwickelten, wie gut andere Flexibilitätsoptionen erschlossen würden und wie der
Ausbau der Erneuerbaren Energien fortschreite.
Die Investitionskosten für Batteriespeicher werden der Literatur- und Technologiestudie der
RWTH Aachen entnommen, während die Investitionskosten für Power-to-Gas-Technologien auf
Marktanalysen und Expertenbefragungen beruhen. Für Batterien, Elektrolyse und Methanisierung
werden bis 2050 sinkende Investitionskosten erwartet. Die große Bandbreite bei den angegebenen
Batteriekosten hängt vor allem mit den unterschiedlichen Batteriesystemen zusammen. Es wird
davon ausgegangen, dass nicht alle Batteriespeicher eine starke Kostenreduktion erfahren
werden.
 Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) (2013): Current and Prospective Costs of
Electricity Generation until 2050
Die in Zusammenarbeit mit dem Reiner Lemoine Institut und der TU Berlin erstellte Studie des
DIW, stellt eine Metaanalyse zu aktuellen und für die Zukunft erwarteten Kosten verschiedener
Stromerzeugungstechnologien bis 2050 für den europäischen Raum dar. Es werden diverse
Studien zum Thema Stromerzeugungskosten in Europa ausgewertet und „repräsentative Werte“
als Datendokumentation abgeleitet. Die Investitionskosten umfassen dabei „greenfield“ und
„overnight“ cost: Sie enthalten die Kosten für Beschaffung und Installation der Anlagen („EPC –
engineering, procurement and construction cost“), ohne die Kosten für Finanzierung, Infrastruktur,
Planung, Genehmigung und Rückbau der Anlagen.
Für die einzelnen Technologien werden spezifische Kostensenkungsraten ermittelt, die den
technologischen Fortschritt und die Entwicklung verschiedener Kostenfaktoren bis 2050
simulieren. Sie hängen entscheidend davon ab, wie ausgereift die Technologien bereits sind.
Daher geht die Studie im Ergebnis bei den konventionellen Technologien von keinen oder nur
geringen Kostensenkungspotenzialen durch Effizienzverbesserungen aus. Die größten
Kostensenkungen im Zeitraum 2010 bis 2050 werden für die Photovoltaik und solarthermische
Kraftwerke erwartet, gefolgt von Gezeitenkraftwerken und Geothermie. Im Vergleich mit den
anderen untersuchten Studien sind die angegebenen Investitionskosten für Photovoltaik gering.
Der Grund hierfür liegt darin, dass die zusammengetragenen Investitionskosten wegen des
starken Preisrückganges im Zuge der Studie nach unten korrigiert wurden.
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Metaanalyse: Investitionskosten von Energiewende-Technologien
 Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) / Fraunhofer Institut für Windenergie
und Energiesystemtechnik (IWES) / Ingenieurbüro für neue Energien (IfnE) (2012):
Langfristszenarien und Strategien für den Ausbau der erneuerbaren Energien in
Deutschland bei Berücksichtigung der Entwicklung in Europa und global
Die für das Bundesumweltministerium erarbeitete Studie beschäftigt sich ausführlich mit den
gesamtwirtschaftlichen Effekten des Ausbaus Erneuerbarer Energien. In drei Hauptszenarien wird
die notwendige Transformation in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr dargestellt, mit der
der Treibhausgasausstoß bis 2050 mindestens um 80 Prozent sinken soll. Die Investitionskosten
für neue Kraftwerke sind der Studie zufolge ein wesentlicher Baustein für die Ermittlung der
systemanalytischen Differenzkosten zwischen einem Energieversorgungssystem mit hohen
Anteilen Erneuerbarer Energien und einem fossil-nuklearen Vergleichssystem. Für die
konventionellen Kraftwerke rechnen die Autoren bis 2050 nur mit einem geringen
Kostensenkungspotenzial. Angaben zu den Investitionskosten von Speichertechnologien sind für
die Elektrolyse und für die Methanisierung enthalten.
 Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE (2015): Was kostet die Energiewende?
Wege zur Transformation des deutschen Energiesystems bis 2050
Die modellbasierte Studie untersucht die kostenoptimale Transformation des deutschen
Energiesystems unter Berücksichtigung aller Energieträger und Verbrauchssektoren in neun
verschiedenen Transformationspfaden. Vorausgesetzt wird dabei eine Reduktion des CO2Ausstoßes in Deutschland um mindestens 80 bis 90 Prozent im Vergleich zu 1990. Neun Szenarien
unterscheiden sich in Bezug auf die CO2-Zielwerte, den Beitrag der energetischen
Gebäudesanierung, Antriebskonzepte im Bereich der Mobilität und den Zeitpunkt des
Kohleausstiegs. Bei allen untersuchten Szenarien spielen Windenergie- und Photovoltaikanlagen
eine Schlüsselrolle. Die Anpassung der Nachfrage gelingt in den Szenarien über Flexibilisierung
des Verbrauchs und die zunehmende Nutzung von Strom aus Erneuerbaren Energien in den
Bereichen Wärme und Verkehr.
Die für die verschiedenen Technologien unterstellten Investitionskosten basieren auf vorhandener
Literatur sowie Lernkurven, wobei für die Speichertechnologien zusätzlich Experten befragt
wurden. Bei den konventionellen Kraftwerken wird von konstanten Investitionskosten
ausgegangen, bei Windenergie, Photovoltaik, Wärmepumpen und den Speichertechnologien
weitere Kostensenkungen erwartet. Besonders stark sinken die Investitionskosten im Zeitraum
2013 bis 2050 bei Batterien, bei der Herstellung von Wasserstoff bzw. Elektrolyse und bei der
Methanisierung. Zudem fällt auf, dass die Investitionskosten für solarthermische Anlagen im
Vergleich zu anderen Studien niedrig sind.
 Forschungsstelle für Energienetze und Energiespeicher (FENES) OTH Regensburg/Energy
Brainpool (2015): Bedeutung und Notwendigkeit von Windgas für die Energiewende in
Deutschland
Im Auftrag von Greenpeace Energy untersuchen die Forschungsstelle für Energienetze und
Energiespeicher der OTH Regensburg (FENES) und die Analysten von Energy Brainpool die
Notwendigkeit und die wirtschaftlichen Auswirkungen von Windgas (das auf Basis von Windstrom
durch Elektrolyse gewonnene Gas) in einem vollständig erneuerbaren Stromsystem. Die
Modellierungen basieren auf dem von Energy Brainpool entwickelten Modell Power2Sim.
Grundlage für die Berechnung des Großhandelsstrompreises im Modell ist die Zusammenführung
der sich unter den Modellannahmen ergebenden Angebots- und Nachfragekurven. Die Autoren
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Forschungsradar Energiewende
Metaanalyse: Investitionskosten von Energiewende-Technologien
beschäftigen sich mit der Frage, ab wann Windgas als Stromspeicher für die Versorgungssicherheit im Stromsystem erforderlich wird und wie sich die Technologiekosten entwickeln. Des
Weiteren vergleichen sie die Windgastechnologie mit anderen Flexibilitätsoptionen, erörtern
Anwendungsmöglichkeiten außerhalb des Stromsektors und die daraus zu ziehenden
Konsequenzen für die Markteinführung.
Es werden zwei Szenarien der Stromerzeugung analysiert, die eine nahezu 100 prozentige
Energieerzeugung aus Erneuerbaren Energien im Jahr 2050 erreichen. Je nach Ausgestaltung des
Stromsystems, Fortschritten beim Netzausbau, Steigerung der Energieeffizienz und Nutzung
anderer Flexibilitätsoptionen würden Stromspeicher bzw. die Windgas-Technologie spätestens ab
einem Anteil von 70 Prozent Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung bzw. ab dem Jahr
2035 systemrelevant. Bis zum Jahr 2050 seien durch den Einsatz von Windgas Kostenvorteile von
12 bis 18 Mrd. € zu erwarten.
Die Investitionskosten für Windgas gehen in die Modellierung der zukünftigen Kostenentwicklung
ein. Durch Unterstellung ähnlicher Lerneffekte, Effizienzgewinne, Skaleneffekte und Innovationen
wie bei der Photovoltaik wird bei Windgas von einer vergleichbaren, drastischen
Kostendegression ausgegangen.
 Fraunhofer IWES / Fraunhofer UMSICHT (2014): Abschlussbericht Metastudie
„Energiespeicher“
Die im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie erstellte Metastudie wertet 68
wissenschaftliche Studien zu Stromspeichern und Power-to-Gas aus im Hinblick auf
Wirtschaftlichkeit
und
Wettbewerbsfähigkeit
im
Vergleich
zu
unterschiedlichen
Flexibilitätsoptionen. Der Lastausgleichsbedarf bewegt sich in den ausgewerteten Studien für die
Jahre 2020 und 2030 meist zwischen 90 und 120 Gigawatt. Den Ergebnissen zufolge sind
Speichersysteme für die Primärregelleistung und in Elektrofahrzeugen bereits heutzutage
wirtschaftlich, während zukünftig insbesondere die Kombination aus Kleinbatterien,
Großspeichern und negativer Sekundärregelleistung wirtschaftlich sei. Die Autoren betonen die
Abhängigkeit der Ergebnisse von den impliziten Annahmen der untersuchten Studien.
 Fraunhofer IWES / Fraunhofer IBP / IFEU / SUER (2015): Interaktion EE-Strom, Wärme und
Verkehr
Auf Grundlage eines sektorenübergreifenden Optimierungsmodells für den Zubau verschiedener
Energietechnologien wird ein Energieversorgungssystem für das Jahr 2050 modelliert, welches
die Treibhausgasemissionen um 80 Prozent im Vergleich zu 1990 senken würde. Das Zielszenario
ist so konzipiert, dass die Kosten der Energieversorgung (einschließlich der Investitionskosten) in
den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr minimiert werden. Im Ergebnis wird deutlich, dass eine
kostenoptimale Nutzung von fluktuierenden Erneuerbaren Energien eine zunehmende
Stromnutzung für Wärme und Verkehr erfordert. Hierbei stehen im Wärmebereich die
Weiterentwicklung von Wärmepumpen und Elektrodenkesseln im Fokus, während im
Verkehrssektor vor allem vollelektrische Pkws, Plug-In-Hybrid Fahrzeuge und Oberleitungs-Lkw
zum Einsatz kommen. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse werden in der Studie für alle Sektoren
politische Maßnahmen zur Entwicklung der jeweiligen Schlüsseltechnologien vorgeschlagen.
Die Investitionskosten für verschiedene Energietechnologien werden aus Literaturrecherchen und
eigenen Annahmen zusammengestellt und gehen als Eingangsgrößen in die Modellierung eines
kostenoptimierenden Ausbaus ein. Dabei ist nicht für alle Technologien angegeben, was die
Investitionskosten konkret umfassen. Für die zukünftige Entwicklung wurde von „repräsentativen
Lernkurven“ und einem kalkulatorischen Zinssatz von fünf Prozent ausgegangen. Mit Ausnahme
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Dezember 2016 | Seite 18
Forschungsradar Energiewende
Metaanalyse: Investitionskosten von Energiewende-Technologien
von Batterien sind die Investitionskosten für die jeweiligen Technologien lediglich für das Jahr
2050 angegeben.
 Greenpeace (2015): Energy [R]evolution. A Sustainable World Energy Outlook 2015.
In der Studie werden dem Referenzszenario der International Energy Agency (IEA) zwei globale
Klimaschutzszenarien bis zum Jahr 2050 gegenübergestellt, um die Notwendigkeit weiterer
klimapolitischer Maßnahmen zu verdeutlichen. Die Szenarien unterscheiden sich durch
unterschiedlich ambitionierte Klimaschutzpfade (bis zu 100 Prozent Erneuerbare Energien im
Advanced Energy Revolution Szenario) und basieren auf verschiedenen technologischen
Entwicklungen. Im Ergebnis sinken die Stromgestehungskosten der beiden Energy Revolution
Szenarien im Jahr 2030 fast auf die Werte im Referenzszenario und liegen im Jahr 2050 sogar
deutlich darunter.
Die Annahmen für die Investitionskosten einzelner Technologien in der Region „OECD Europa“
werden auf Basis von Experteninterviews und einer Literaturauswertung sowie auf Grundlage von
Technologie-Lernkurven getroffen. In Anlehnung an die Prognosen der IEA („World Energy Outlook
2014“) wird von konstanten Investitionskosten der konventionellen Energien ausgegangen. Die
Investitionskosten der Erneuerbaren Energien sinken hingegen deutlich im Zeitraum 2012 bis
2050.
 Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbH (GWS)/ Deutsches Institut für
Wirtschaftsforschung (DIW)/ Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Prognos,
Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) (2015): Beschäftigung
durch Erneuerbare Energien in Deutschland: Ausbau und Betrieb, heute und morgen
Im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsprojekts zu den ökonomischen Wirkungen des
Ausbaus Erneuerbarer Energien haben die Autoren im Auftrag des BMWi die
Beschäftigungseffekte durch Erneuerbare Energien unter Berücksichtigung des Anlagenexports
analysiert. Im Ergebnis kommen die Autoren zu der Einschätzung, dass bis zum Jahr 2050 die
positiven ökonomischen Effekte durch den Ausbau Erneuerbarer Energien überwiegen. Neben
dem Bereich der Erneuerbaren Energien werden laut der Studie die Sektoren des Baugewerbes,
des Einzelhandels und der Sektor für „Elektrizitätserzeugungsgeräte“ am meisten profitieren. Die
zugrundegelegte Kostenstruktur für die Herstellung von Anlagen zur Nutzung Erneuerbarer
Energien basiert zum großen Teil auf eigens erhobenen Unternehmensdaten.
Die spezifischen Investitionskosten werden in den Szenarien als exogen behandelt und basieren
auf aktualisierten Werten der Studie DLR/IWES/IfnE (2012) Die zugrunde gelegten
Investitionskosten für Offshore-Windenergie im Jahr 2012 sind im Vergleich zu anderen Studien
relativ hoch, nehmen in den Folgejahren aber stark ab. Die Investitionskosten für OnshoreWindenergieanlagen liegen im Rahmen der anderen untersuchten Studien. Bei PV und
solarthermischen Anlagen wird ebenfalls ein großes Kostenreduktionspotenzial angenommen.
 Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) / Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) (2012):
Die Zukunft der Energiemärkte
Die im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie erstellte Studie zielt darauf ab,
mit Hilfe einer ökonomischen Analyse die Kosten und Potenziale der Energiewende bis zum Jahr
2050 aufzuzeigen. Mit Blick auf das energiepolitische Zieldreieck aus Umweltverträglichkeit,
Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit soll die Bedeutung marktwirtschaftlicher Prozesse
und staatlicher Handlungsmöglichkeiten herausgearbeitet werden. Für verschiedene
Handlungsalternativen werden das CO2-Minderungspotenzial und die CO2-Vermeidungskosten
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Forschungsradar Energiewende
Metaanalyse: Investitionskosten von Energiewende-Technologien
geschätzt. Unter den getroffenen Annahmen kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass Photovoltaik
und Elektromobilität die höchsten CO2-Vermeidungskosten aufweisen, während OnshoreWindenergie und industrielle Querschnittstechnologien kostengünstigere Optionen seien. Die
Investitionskosten verschiedener Technologien bis 2050 wurden unter anderem aus den Studien
von Prognos/EWI/GWS (2010) „Energieszenarien für ein Energiekonzept der Bundesregierung“
und DLR/IWES/IfnE (2010) „Langfristszenarien und Strategien für den Ausbau der erneuerbaren
Energien“ übernommen. Dabei wurden neben reinen Anlagenkosten auch Kapitalkosten (Zinssatz
7 Prozent) und weitere Kosten wie Netzanbindung einbezogen.
Für die Investitionskosten konventioneller Kraftwerke sieht die Studie keine weiteren
Kostensenkungspotenziale, während die Investitionskosten für Erneuerbare Energien bis 2050
weiter sinken. Für Offshore-Windenergie fällt der erwartete Rückgang der Investitionskosten
besonders deutlich aus. Die Investitionskosten für Photovoltaikanlagen fallen im Vergleich zu
anderen Studien hoch aus.
 Öko-Institut / Fraunhofer ISE (2016): Klimaneutraler Gebäudebestand 2050
Im Auftrag des Umweltbundesamtes untersuchen das Öko-Institut und das Fraunhofer ISE, wie
der deutsche Gebäudebestand bis zum Jahr 2050 nahezu klimaneutral werden kann. Auf Ebene
der Einzelgebäude werden die technischen Möglichkeiten einer energetischen Modernisierung
inklusive deren Kosten erörtert. Die zukünftigen Investitionskosten werden mittels Teillernkurven
für Material- und Arbeitskosten ermittelt. Mangels ausreichender empirischer Basis beruhen die
unterstellten Lernraten der Technologien auf eigenen Schätzungen. Für alle Erneuerbaren
Energien erwarten die Autoren sinkende Investitionskosten.
 Prognos/EWI/GWS (2014): Entwicklung der Energiemärkte - Energiereferenzprognose
Im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums wird die als wahrscheinlich erachtete Entwicklung
der Energiemärkte in Deutschland bis zum Jahr 2030 untersucht und die Erwartungen in einem
Trendszenario bis 2050 fortgeschrieben. Die für die Referenzprognose unterstellten
Rahmenbedingungen beinhalten dabei bereits verschärfte energie- und klimaschutzpolitische
Maßnahmen. Sensitivitätsrechnungen betrachten die Auswirkungen unterschiedlicher Preise für
fossile Energieträger, andere Kostenentwicklungen bei den Erneuerbaren Energien und die
Effekte höherer CO2-Preise. In den meisten Szenarien werden die politischen Ziele nach dem
Energiekonzept nicht erreicht, wobei ein Zielszenario den zusätzlichen Handlungsbedarf
verdeutlicht.
Die in der Studie verwendeten Investitionskosten bilden zusammen mit anderen Kennzahlen die
Grundlage für die Abschätzung der zukünftigen energiewirtschaftlichen Entwicklung. Die
Zusammenstellung der Werte für den Zeitraum 2011 bis 2050 erfolgt mittels Analyse
verschiedener Veröffentlichungen und auf Basis von Gesprächen mit Experten aus Verbänden und
Unternehmen.
Im Gegensatz zur Investitionskostenentwicklung konventioneller Kraftwerke, welche als konstant
angesehen wird, werden für alle angegebenen Technologien der Erneuerbaren Energien zukünftig
Kostenreduktionen erwartet. Im Vergleich zu anderen Studien sind die angenommenen
Investitionskosten für geothermische Anlagen relativ hoch.
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Dezember 2016 | Seite 20
Forschungsradar Energiewende
Metaanalyse: Investitionskosten von Energiewende-Technologien
 Prognos /Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung
(IFAM) /Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien (IREES)/ BHKW-Infozentrum
(2014): Potenzial- und Kosten-Nutzen-Analyse zu den Einsatzmöglichkeiten von KraftWärme-Kopplung (Umsetzung der EU-Energieeffizienzrichtlinie) sowie Evaluierung des
KWKG im Jahr 2014
Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie erstellt das Konsortium eine
Potenzial- und Kosten-Nutzen-Analyse für Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und
Fernwärmeversorgung. Im Ergebnis werden mögliche Ausbaupfade für KWK und Fernwärme
sowie politische Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung des KWKG abgeleitet.
Dabei werden die Sektoren Private Haushalte, GHD und Industrie einzeln betrachtet und der
mögliche Beitrag von KWK und Fernwärme zur Flexibilisierung des Strom- und Wärmeversorgungssystems hervorgehoben. Das größte Potenzial für den KWK-Ausbau sehen die
Autoren im Bereich der allgemeinen Versorgung (Fernwärme) und der Industrie, empfehlen
aber politische Reformen zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit.
Die Wirtschaftlichkeit von KWK und Fernwärme wird u.a. auf Basis der Investitionskosten im
Vergleich zu anderen Technologien wie Wärmepumpen ermittelt. Die Annahmen für
Wärmepumpen basieren auf einer Studie des IER Stuttgart aus dem Jahr 2001.
 Reiner Lemoine Institut (2014): Vergleich und Optimierung von zentral und dezentral
orientierten Ausbaupfaden zu einer Stromversorgung aus Erneuerbaren Energien
Das Reiner Lemoine Institut vergleicht in der Studie die Auswirkungen eines dezentralen Ausbaus
der Erneuerbaren Energien auf die Gesamtsystemkosten und die kommunale Wertschöpfung mit
den Wirkungen einer zentralisierten Ausbaustrategie. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass
der dezentrale Ausbau der Erneuerbaren Energien energiewirtschaftlich zu bevorzugen sei. Die
Hauptgründe sehen sie in den Risiken beim Ausbau der Übertragungsnetze und der Entwicklung
von Speichertechnologien sowie der kommunalen und regionalen Wertschöpfung.
Mit Ausnahme der fossilen Energietechnologien, deren Investitionskosten in Zukunft als konstant
angesehen werden, beschreibt die Studie die zu erwartenden Kostenreduktionen verschiedener
Energietechnologien bis 2040 auf Grundlage von Lernkurven. Da die Studie keine Aussagen zum
Bezugsjahr trifft, wird für die Metaanalyse das Jahr 2012 als Preisbasis angenommen. Die
Lernkurven für Windenergieanlagen verlaufen im Vergleich zu anderen Studien sehr flach, es
werden lediglich Kostenreduktionen von 22 Prozent für Offshore-Windenergie und 8 Prozent für
Onshore-Windenergie im Zeitraum 2015 bis 2040 angenommen. Diese konservative
Kostenprojektion wird mit der Komplexität von Offshore-Projekten und der notwendigen
Erschließung von küstenfernen Gebieten begründet. Bei PV-Anlagen wird der Großteil der
Kostensenkung bis zum Jahr 2020 erwartet. Wesentlich steilere Lernkurven werden bei den
Speichertechnologien Batterien, Elektrolyse und Methanisierung angenommen. Im Vergleich zu
anderen Studien liegen vor allem die Investitionskosten für Batterien und Elektrolyse in einem
niedrigen Bereich, wobei die stärksten Kostenminderungen schon bis 2020 erwartet werden.
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Dezember 2016 | Seite 21
Forschungsradar Energiewende
Metaanalyse: Investitionskosten von Energiewende-Technologien
Bearbeiter:
Clemens Wunderlich (Forum Ökologisch Soziale Marktwirtschaft) / Swantje Fiedler (Forum
Ökologisch Soziale Marktwirtschaft) / Claudia Kunz (Agentur für Erneuerbare Energien)
Weitere Informationen und
www.forschungsradar.de.
Grafiken
finden
Sie
im
Forschungsradar
Energiewende:
Kontakt:
Agentur für Erneuerbare Energien e.V.
Claudia Kunz
Projektleiterin Forschungsradar Energiewende
Tel: 030-200535-43
E-Mail: [email protected]
www.unendlich-viel-energie.de
www.forschungsradar.de
Dezember 2016 | Seite 22