Flyer zum DIHK-Nachfolgereport 2016 - Deutscher Industrie

Empfehlungen der IHK-Organisation
Nach Einigung bei Erbschaftsteuer – steuerliche
Entlastung bleibt auf der Tagesordnung.
Trotz Rechtsicherheit und praxisnäherer Bewertungs­
verfahren wird die Übergabe an die nächste Generation
für viele Unternehmen teurer.
KMU-Korrekturfaktor ausbauen.
Das würde zunehmender EU-Regulierung der Kreditinstitute
entgegenwirken (Basel III und IV) und ihnen so die Ausreichung von Mittelstandskrediten nicht erschweren, was auch
der Finanzierung von Betriebsnachfolgen zugute käme.
Mittelstand und Nachfolger von Bürokratie entlasten.
Bürokratieabbau macht die Option „Unternehmertum“
attraktiver – und damit auch die Weiterführung bestehender Betriebe. So sollte der Bundestag im Rahmen des
Zweiten Bürokratieentlastungsgesetzes den Mittelstand
in der Breite entlasten und die Anhebung der seit 50
­Jahren gültigen Grenze für geringwertige Wirtschafts­
güter von 410 Euro auf 1.000 Euro beschließen.
Unternehmensgründungen fördern.
Zwar beobachten die IHKs mehr Personen, die sich für
die Übernahme eines Unternehmens interessieren. Doch
insgesamt geht das Interesse an der unternehmerischen
Selbstständigkeit seit Jahren zurück. Notwendig ist ein
konsistenter Politikmix aus erstens Bürokratieabbau, etwa
durch funktionierende One-stop-Shops in den Regionen,
zweitens besseren Bedingungen für die Finanzierung insbesondere durch privates Wagniskapital und drittens der
besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf, etwa durch
das Recht auf einen Platz in der Ganztagsschule.
Finanzierung erleichtern.
Die Politik sollte den Gesetzesentwurf zur Erleichterung
von Verlustvorträgen praxistauglich nachjustieren. So
müsste bei derzeitigem Gesetzesentwurf bspw. der Geschäftsbetrieb der Kapitalgesellschaft in den vorangegangen drei Jahren unverändert fortgeführt werden.
Doch gerade auch Unternehmensnachfolgen offenbaren
oft die Notwendigkeit, betriebswirtschaftlich umzusteuern, Geschäftsmodelle zu ändern oder neu zu entwickeln.
Herausgeber: © DIHK | Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V.
Breite Straße 29 | 10178 Berlin-Mitte | www.dihk.de
Bilder: Thinkstock by Getty Images | Redaktion: Dr. Marc Evers
Stand: Dezember 2016
Wachsende Herausforderung
– zunehmendes
Übernahme­interesse
DIHK-Report zur Unternehmensnachfolge 2016
Erfahrungen und Politikempfehlungen der
79 Industrie- und Handelskammern aus über
21.000 Gesprächen mit Senior-Unternehmern
und Nachfolgeinteressenten
DIHK-Report zur Unternehmensnachfolge 2016
IHK-Beratungen von
7.900
… Senior-Unternehmern
… potenziellen Nachfolgern
8.417
6.452
6.400
6.483
6.441
5.522
4.500
4.800
3.100
5.943
5.357
4.871
3.546
5.555
4.693
5.013
4.163
4.048
4.214
2.404
1.900
1.748
165
Differenz Senior-Unternehmen - potenzielle Nachfolger
2007
2008
2009
2010
2011
2012
-1.392
2013
-1.729
2014
-1.470
2015
IHKs sehen erste Lichtblicke.
Die IHKs haben 2015 rund 20 Prozent häufiger zur Übernahme eines Unternehmens Beratungsgespräche geführt.
Besonders erfreulich: Es gibt immer mehr weibliche Inter­
essenten. Der Anteil der Übernehmerinnen in spe liegt bei
22 Prozent, fünf Jahre zuvor waren es noch 15 Prozent.
Die Frage ihrer offenen Unternehmensnachfolge bleibt
für viele Mittelständler aber ein wunder Punkt.
Demografiebedingt ist die Zahl der Alt-Inhaber auf Nachfolger-Suche erneut gestiegen, die IHKs registrieren insgesamt ein Plus von knapp neun Prozent. In den neuen
Bundesländern sind es sogar über 20 Prozent. Damit vermelden die IHKs insgesamt 1.470 mehr Unternehmer auf
Nachfolger­suche als potenzielle Betriebsübernehmer.
Soviel Prozent der Senior-Unternehmer ...
2016
2015
Soviel Prozent der potenziellen Übernehmer ...
… sind nicht rechtzeitig
vorbereitet
… können emotional
nicht "loslassen"
… finden keinen
passenden Nachfolger
… fordern einen
überhöhten Kaufpreis
… befürchten hohe
Erbschaftsteuerbelastung
43%
44%
… haben Finanzierungsschwierigkeiten
37%
33%
45%
43%
44%
40%
21%
21%
… warten mit Verkauf,
um Altersvorsorge aufzustocken
andere
33%
30%
8%
12%
Häufiger Knackpunkt: Der Kaufpreis.
44 Prozent der Alt-Inhaber fordern den IHKs zufolge einen
gemessen am Marktumfeld zu hohen Kaufpreis. Oftmals kalkulieren Unternehmer die Mühen für ihr Lebenswerk in den
Kaufpreis ein, während Übernehmer einen eher nüchternen
Blick auf das Marktpotenzial der Unternehmen haben. Zudem
beobachten IHKs vielfach einen Investitionsstau bei Unternehmen auf Nachfolgersuche, was sich gerade im Zeitalter
der Digitalisierung und immer schnellerer Innovationszyklen
wertmindernd auf das Unternehmen auswirken kann. Auf der
anderen Seite unterschätzen 40 Prozent der Übernahmeinter­
essenten die Anforderungen an die Übernahme eines Betriebes. 43 Prozent berichten von Finanzierungsschwierigkeiten,
trotz des derzeit günstigen Finanzierungsumfeldes.
2016
2015
43%
43%
40%
… unterschätzen
Anforderungen
34%
47%
46%
… finden kein passendes
Unternehmen
23%
22%
… haben unzureichende
Qualifikation
17%
18%
… befürchteten hohe
Erbschaftsteuerbelastung
7%
andere
4%
Branchenbezogene Quotienten der Anbieter von Unternehmen und der
Nachfrager (Existenzgründer), die sich von der IHK beraten lassen
Industrie
4,6
1,9
1,9
Handel
1,8
Hotel- und
Gastgewerbe
1,7
Verkehr
Kredit/Versicherung
Sonstige
Dienstleistungen
5,2
0,6
0,4
0,5
2,2
2015
2014
2,2
0,9
Annahme: Die Verteilung der von potenziellen Nachfolgern
präferierten Branchen entspricht der Branchenverteilung
unter allen Teilnehmern an der IHK-Gründungsberatung.
Trotz Lockerungen: es bleibt eng.
In der Industrie, Heimatbranche vieler mittelständischer
„Hidden Champions“, kommen in der IHK-Beratung im
Schnitt fünf Alt-Inhaber auf einen Übernahmeinter­
essenten. Hoher Kapitalbedarf und hohe Know-howAnforderungen machen die Nachfolgersuche schwierig.
Im Handel, in der Gastronomie und im Verkehr zählen die
IHKs doppelt so viele Senior-Unternehmer wie potenzielle
Übernehmer. Wettbewerbsdruck, geringe Margen und zunehmender Strukturwandel sind große Herausforderungen für die Betriebsübernehmer in diesen Branchen.