Empfehlungen der IHK-Organisation Nach Einigung bei Erbschaftsteuer – steuerliche Entlastung bleibt auf der Tagesordnung. Trotz Rechtsicherheit und praxisnäherer Bewertungs verfahren wird die Übergabe an die nächste Generation für viele Unternehmen teurer. KMU-Korrekturfaktor ausbauen. Das würde zunehmender EU-Regulierung der Kreditinstitute entgegenwirken (Basel III und IV) und ihnen so die Ausreichung von Mittelstandskrediten nicht erschweren, was auch der Finanzierung von Betriebsnachfolgen zugute käme. Mittelstand und Nachfolger von Bürokratie entlasten. Bürokratieabbau macht die Option „Unternehmertum“ attraktiver – und damit auch die Weiterführung bestehender Betriebe. So sollte der Bundestag im Rahmen des Zweiten Bürokratieentlastungsgesetzes den Mittelstand in der Breite entlasten und die Anhebung der seit 50 Jahren gültigen Grenze für geringwertige Wirtschafts güter von 410 Euro auf 1.000 Euro beschließen. Unternehmensgründungen fördern. Zwar beobachten die IHKs mehr Personen, die sich für die Übernahme eines Unternehmens interessieren. Doch insgesamt geht das Interesse an der unternehmerischen Selbstständigkeit seit Jahren zurück. Notwendig ist ein konsistenter Politikmix aus erstens Bürokratieabbau, etwa durch funktionierende One-stop-Shops in den Regionen, zweitens besseren Bedingungen für die Finanzierung insbesondere durch privates Wagniskapital und drittens der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf, etwa durch das Recht auf einen Platz in der Ganztagsschule. Finanzierung erleichtern. Die Politik sollte den Gesetzesentwurf zur Erleichterung von Verlustvorträgen praxistauglich nachjustieren. So müsste bei derzeitigem Gesetzesentwurf bspw. der Geschäftsbetrieb der Kapitalgesellschaft in den vorangegangen drei Jahren unverändert fortgeführt werden. Doch gerade auch Unternehmensnachfolgen offenbaren oft die Notwendigkeit, betriebswirtschaftlich umzusteuern, Geschäftsmodelle zu ändern oder neu zu entwickeln. Herausgeber: © DIHK | Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. Breite Straße 29 | 10178 Berlin-Mitte | www.dihk.de Bilder: Thinkstock by Getty Images | Redaktion: Dr. Marc Evers Stand: Dezember 2016 Wachsende Herausforderung – zunehmendes Übernahmeinteresse DIHK-Report zur Unternehmensnachfolge 2016 Erfahrungen und Politikempfehlungen der 79 Industrie- und Handelskammern aus über 21.000 Gesprächen mit Senior-Unternehmern und Nachfolgeinteressenten DIHK-Report zur Unternehmensnachfolge 2016 IHK-Beratungen von 7.900 … Senior-Unternehmern … potenziellen Nachfolgern 8.417 6.452 6.400 6.483 6.441 5.522 4.500 4.800 3.100 5.943 5.357 4.871 3.546 5.555 4.693 5.013 4.163 4.048 4.214 2.404 1.900 1.748 165 Differenz Senior-Unternehmen - potenzielle Nachfolger 2007 2008 2009 2010 2011 2012 -1.392 2013 -1.729 2014 -1.470 2015 IHKs sehen erste Lichtblicke. Die IHKs haben 2015 rund 20 Prozent häufiger zur Übernahme eines Unternehmens Beratungsgespräche geführt. Besonders erfreulich: Es gibt immer mehr weibliche Inter essenten. Der Anteil der Übernehmerinnen in spe liegt bei 22 Prozent, fünf Jahre zuvor waren es noch 15 Prozent. Die Frage ihrer offenen Unternehmensnachfolge bleibt für viele Mittelständler aber ein wunder Punkt. Demografiebedingt ist die Zahl der Alt-Inhaber auf Nachfolger-Suche erneut gestiegen, die IHKs registrieren insgesamt ein Plus von knapp neun Prozent. In den neuen Bundesländern sind es sogar über 20 Prozent. Damit vermelden die IHKs insgesamt 1.470 mehr Unternehmer auf Nachfolgersuche als potenzielle Betriebsübernehmer. Soviel Prozent der Senior-Unternehmer ... 2016 2015 Soviel Prozent der potenziellen Übernehmer ... … sind nicht rechtzeitig vorbereitet … können emotional nicht "loslassen" … finden keinen passenden Nachfolger … fordern einen überhöhten Kaufpreis … befürchten hohe Erbschaftsteuerbelastung 43% 44% … haben Finanzierungsschwierigkeiten 37% 33% 45% 43% 44% 40% 21% 21% … warten mit Verkauf, um Altersvorsorge aufzustocken andere 33% 30% 8% 12% Häufiger Knackpunkt: Der Kaufpreis. 44 Prozent der Alt-Inhaber fordern den IHKs zufolge einen gemessen am Marktumfeld zu hohen Kaufpreis. Oftmals kalkulieren Unternehmer die Mühen für ihr Lebenswerk in den Kaufpreis ein, während Übernehmer einen eher nüchternen Blick auf das Marktpotenzial der Unternehmen haben. Zudem beobachten IHKs vielfach einen Investitionsstau bei Unternehmen auf Nachfolgersuche, was sich gerade im Zeitalter der Digitalisierung und immer schnellerer Innovationszyklen wertmindernd auf das Unternehmen auswirken kann. Auf der anderen Seite unterschätzen 40 Prozent der Übernahmeinter essenten die Anforderungen an die Übernahme eines Betriebes. 43 Prozent berichten von Finanzierungsschwierigkeiten, trotz des derzeit günstigen Finanzierungsumfeldes. 2016 2015 43% 43% 40% … unterschätzen Anforderungen 34% 47% 46% … finden kein passendes Unternehmen 23% 22% … haben unzureichende Qualifikation 17% 18% … befürchteten hohe Erbschaftsteuerbelastung 7% andere 4% Branchenbezogene Quotienten der Anbieter von Unternehmen und der Nachfrager (Existenzgründer), die sich von der IHK beraten lassen Industrie 4,6 1,9 1,9 Handel 1,8 Hotel- und Gastgewerbe 1,7 Verkehr Kredit/Versicherung Sonstige Dienstleistungen 5,2 0,6 0,4 0,5 2,2 2015 2014 2,2 0,9 Annahme: Die Verteilung der von potenziellen Nachfolgern präferierten Branchen entspricht der Branchenverteilung unter allen Teilnehmern an der IHK-Gründungsberatung. Trotz Lockerungen: es bleibt eng. In der Industrie, Heimatbranche vieler mittelständischer „Hidden Champions“, kommen in der IHK-Beratung im Schnitt fünf Alt-Inhaber auf einen Übernahmeinter essenten. Hoher Kapitalbedarf und hohe Know-howAnforderungen machen die Nachfolgersuche schwierig. Im Handel, in der Gastronomie und im Verkehr zählen die IHKs doppelt so viele Senior-Unternehmer wie potenzielle Übernehmer. Wettbewerbsdruck, geringe Margen und zunehmender Strukturwandel sind große Herausforderungen für die Betriebsübernehmer in diesen Branchen.
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