Wasser für Baustelle vergeudet

Dienstag, 13. Dezember 2016
4,00 N$ (inkl. mwst.)
seit 1916
Küstenstraße
Das Obergericht hat die
Klage gegen den angeblich
irregulär erteilten Auftrag
für den Bau einer Küstenstraße verworfen. Seite 2
100. Jahrgang, nummer 239
Korruption
Laut der ACC wird die
Korruption als drittgrößte Herausforderung nach
Arbeitslosigkeit und Armut
erkannt. Seite 3
issn 1560-9421
Begeistert
Im Gespräch: Die deutschen Fahrer Rebecca Robisch und Andreas Seewald
waren vom Radrennen Desert Dash begeistert. Seite 9
Das Wetter
Windhoek..................17o| 35o
Walvis Bay..................13o| 23o
Tsumeb.......................17o| 33o
Weitere Werte und Vorhersage Seite 2
Wasser für Baustelle vergeudet
• Stadt bewilligt Wasserquoten und erlaubt das Abpumpen ohne Kontrollen
Das Trinkwasser Windhoeks wird knapper und die Stadt kündigt
aufgrund der von NamWater gedrosselten Wasserversorgung
an, dass sich die nördlichen Vororte auf einen verminderten
Wasserdruck, sowie unterbrochene Versorgung vorbereiten
müssen. Hinter vorgehaltener Hand bricht sie selbst jede
moralisch-vertretbare Regel.
Von Frank Steffen
Windhoek
A
nfangs ging es lediglich um
ein Wasserreservoir und eine
Pumpanlage, die westlich von
Windhoek auf der Farm Klein-Aub,
gleich an der Kupferbergstraße (C26),
aufgebaut wurden. An Wochentagen laden dort Tankwagen der Firmen „China Railway Seventh Group“,
„Onamagongwa Trading Enterprises”
und „Sandworx“ Frischwasser und
verfrachten dies nach Windhoek. Einer der Sandworx-Tankwagen hat ein
Fassungsvermögen von 30 000 Liter
und liefert täglich mindestens vier
Frachten an die Coca-Cola-Füllanlage;
nachts fährt eine weitere Schicht. Auf
Nachfrage der AZ bestätigte der Geschäftsleiter des Getränkevertreibers,
Gordon Kingwell, dass es sich um
rechtmäßig gekauftes Wasser handelt. „Wir haben einen Lieferungsvertrag mit dem Farmer Jacobs, welcher
seine Permits vorwies, bevor wir die-
sen Schritt unternahmen. NamWater
und die Stadt haben diese Regelung
abgesegnet, laut welcher Jacobs uns
60% unserer Nachfrage liefert. Dies
bleibt eine vorübergehende Lösung,
denn wir zapfen den Windhoeker
Aquifer an. Im Übrigen haben wir vier
eigene Bohrlöcher im nördlichen Industriegebiet. Diese sind auch von der
Stadt gutgeheißen, erklärte Kingwell.
Was er nicht erklären konnte, war
wie die Stadt dieses Wasser in seine eigenen Berechnungen aufnimmt. Eine
Nachfrage bei der Stadt blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Dabei geht es einerseits um die weiteren
Frachten, welche per Tankwagen von
einer chinesischen- sowie einer namibischen Firma an verschiedene Wasserreservoirs transportiert werden,
wonach das Wasser für den Straßenbau genutzt wird. Dabei ist zu bedenken, dass der Goreangab-Damm laut
letztem Stand 3.5 Millionen Kubikmeter Wasser speichert, welches wegen
voriger Versäumnisse nicht als Trink-
Nördlich von Windhoek entlang der B1-Hauptstraße nehmen die Tankwagen ununterbrochen Frischwasser auf und nutzen dies zum größten Teil zur Bekämpfung des Staubs bei den Straßenbauarbeiten. • Fotos: Frank Steffen
wasser genutzt (bzw. wiederaufbereitet) werden kann. Dies Wasser ist
Dies ist eines der Reservoirs, in welches Frischwasser vom Farmer Jacobs gepumpt wird, nachdem die chinesische Straßenbaufirma das Wasser entlang der Kupferberg-Straße lädt und danach in diesen Becken zwischenlagert, bevor das
Wasser für den Bau Umgehungsstraße genutzt wird.
demnach wohl eher für den Straßenbau geeignet. Ein weiterer Fahrer eines kleineren Tankwagens (geschätzte 10 000 Liter Fassungsvermögen)
erklärte der AZ, dass er mindestens
vier Frachten Wasser pro Tag in Windhoek abliefere. „Dieser Tankwagen
gehört meinem Arbeitgeber Deon
Jacobs und ich muss täglich Wasser
in der Stadt abliefern. Damit machen
wir Schwimmbäder und Tanks für die
Gärten voll. Du kannst auch Wasser
kaufen“, erklärte er der AZ.
Noch im Juni 2016 hatte die Stadt
eine Anweisung herausgegeben, dass
nicht mit Wasser gehandelt werden
dürfe. Baufirmen wurden beauftragt
sorgsam mit dem teilaufbereiteten
Wasser umzugehen, welches die
Stadt ihnen zur Verfügung stelle.
Permits für Wasser würden widerru-
fen werden, wenn Wasser beim Bau
verschwendet werde. Wenn Farmer
nun laut Absprache mit der Stadt, frisches Grundwasser für den Straßenbau zum Verkauf anbieten, darf sich
jeder vernünftig denkende Mensch
fragen wohin das führen soll? Denn
laut Aussage eines Pumpenwarts, bekommen die Straßenbaufirmen, die
die B1-Hauptstraße nach Okahandja ausbauen, ihr Wasser von italienischen Kleinsiedlungs-Eigentümern
auf der Höhe von Okapuka. Dieses
Frischwasser stammt ebenfalls aus
Bohrlöchern und wird in Reservoirs
gepumpt, bevor es am Straßenrand
in die Tankwagen der Konstrukteure
gepumpt wird und es besteht kein
Zweifel, dass dies Wasser nur dem
Staraßenbau gewidmet wird.
Postfach 86695 • General-Murtala-Muhammed-Avenue 11 • Windhoek • Tel.: +264-61-22 58 22 • Fax: +264-61-22 02 25, +264-61-24 52 00 • [email protected] • www.az.com.na
2
Dienstag, 13. Dezember 2016
INLAND
Der Kommentar
Im Süden sonnig und heiß, ansonsten teils bewölkt. Gewitter in
der Hardap- und Sambesi-Region
möglich. An der Küste ist es teils
bewölkt mit Nebel am Morgen.
Stefan
­Fischer
Wir empfehlen auch: www.namibiaweather.info/
Chefredakteur
Chef
redakteur
Allgemeine zeitung
[email protected]
Investment nicht
um jeden Preis
Die Regierung hat ernsthaftes Interesse daran, alleiniger Eigentümer des Mobilfunkunternehmens
MTC zu werden, wofür der private
Teilhaber ausgekauft werden müsste. In Zeiten knapper Staatskassen
sowie der erklärten Notwendigkeit
zur Förderung von öffentlich-privaten Partnerschaften (PPP) ist dies
allerdings das falsche Signal.
Seit der Gründung des halbstaatlichen Unternehmens gehört ein
privater Partner dazu, der 34% der
Anteile hält. Neben der Tatsache,
dass MTC als erster Anbieter ins
Mobilfunkgeschäft eingestiegen ist
und somit Platzhirsch wurde, darf
mit gutem Gewissen gesagt werden, dass der Privateinfluss bzw. die
Partnerschaft ein Schlüssel für den
Erfolg war/ist. Der Staat hat davon
durch üppige Dividende profitiert.
Wahrscheinlich hat das die Begehrlichkeit auf den Komplettzugriff
geweckt, von dem man sich noch
mehr Kapitalrückfluss erhofft. Das
wird sicher so eintreten, aber fraglich ist, ob MTC auch langfristig so
erfolgreich und profitabel bleibt.
Zwar möchte die Regierung einen
technischen Partner verpflichten,
der in einem hochtechnischen
und sich rasant verändernden
Markt die richtigen Entscheidungen empfiehlt. Aber hinsichtlich
Engagement, Motivation und
auch Mitverantwortung besteht
doch ein Unterschied, ob ein
Unternehmen Honorar bekommt
oder beteiligt ist.
MTC ist eine „gute Investition“,
sagte Finanzminister Schlettwein.
Damit hat er genauso Recht wie mit
dem Wunsch, dass lokale Investitionen auch lokal umgesetzt werden
sollen. Allerdings sollte dieser Anspruch einer Partnerschaft mit dem
Privatsektor nicht im Wege stehen.
Ein staatliches Investment ist nicht
um jeden Preis nötig.
Impressum
Herausgegeben von Namibia Media Holdings /
NMH (Pty) Ltd., Windhoek, Namibia, Co. Reg.
No: 77/03366/07. 99. Jahrgang; erscheint Mo.
bis Fr. mit einer Tagesauflage von ca. 5 000
Exemplaren sowie einmal monatlich mit Journal
,,Tourismus Namibia” (ca. 50 000 Stück);
Druck: Newsprint Namibia, Windhoek.
Der Spruch
Das Wetter
Aus................................. 17o / 36o
Gobabis........................ 20o / 34o
Grootfontein.................14o / 34o
Henties Bay...................15o / 19o
Katima Mulilo............... 21o / 29o
Keetmanshoop.............19o / 38o
Khorixas.........................18o / 34o
Lüderitzbucht...............13o / 30o
Mariental.......................22o / 38o
Okaukuejo..................... 21o / 35o
Omaruru........................ 17o / 36o
Oranjemund................. 15o / 25o
Oshakati....................... 20o / 35o
Otjiwarongo...................18o / 31o
Outjo.............................. 18o / 33o
Rehoboth......................19o / 34o
Rundu............................ 18o / 32o
Swakopmund..................14o / 22o
Tsumeb...........................17o / 33o
Walvis Bay..................... 13o / 23o
Windhoek...................... 17o / 35o
SADC-Region
Gaborone...................... 19o / 33o
Harare............................18o / 28o
Luanda...........................21o / 30o
Lusaka............................19o / 30o
Kapstadt........................ 17o / 29o
Johannesburg................13o / 27o
Europa
Berlin..................................0o / 8o
Frankfurt/M.......................1o / 8o
München............................1o / 6o
Wien...................................3o / 8o
Zürich................................-3o / 5o
Auftragsvergabe legitimiert
• Gericht weist Klage gegen Zuschlag für Bau von Küstenstraße ab
Die Auftragsvergabe für den
Bau einer neuen Asphaltstraße
zwischen Swakopmund
und Walvis Bay war weder
willkürlich, noch irrational
oder rechtswidrig. Das hat
das Obergericht entschieden
und damit die Klage eines
erfolglosen Projektbewerbers
verworfen.
Von Marc Springer
Windhoek
D
ie Antragssteller Chico/Octagon Joint Venture Africa, ein
Zusammenschluss zwischen
der Firma China Henan International Co-Operation Group und dem
namibischen Betrieb Octagon Construction CC, war von einem mit
Sachverständigen besetzten Sonderausschuss (TEC) der Straßenbehörde (RA) zunächst zum bevorzugten
Bewerber erklärt worden. Dennoch
hatte der RA-Vorstand bei einer Sondersitzung am 28. April 2016 diesen
Vorschlag verworfen und den Auftrag
stattdessen dem Bewerber Unik/Thohi
Joint Venture zuerkannt, obwohl dessen Kostenvoranschlag rund 66 Millionen N$ über jenem der Kläger (892
Millionen N$) lag.
Diese Entscheidung halten jene für
unzulässig, weil sie dem Spardiktat
der Regierung widerspreche und von
der RA nicht schlüssig begründet worden sei. Schließlich habe das TEC (Tender Evaluation Committee) zuvor China Henan nicht nur große Erfahrung
bescheinigt, sondern die Firma auch
dafür gelobt, dass sie ein namibisches
Unternehmen mit 30 Prozent in das
Joint Venture einbezogen und bereits
Mitglied im Editors’ Forum of Namibia (EFN)
und in der AG Internationale Medienhilfe (IMH),
Köln. Es gilt die Preisliste von November 2016.
• Redaktion
Chefredakteur: Stefan Fischer (fis), Tel.:
081-1290174. Stellvertr. Chefredakteur: Frank
Steffen (ste), Tel.: 081-1240882. Reporter &
Fotografen: Bianca Ahrens (ba), Nina Cerezo
(nic), Olaf Mueller (omu), Wiebke Schmidt (ws),
Marc Springer (ms), Clemens von Alten (cev);
In einem Basislager beherbergt das Joint Venture Unik/Thohi nicht nur Straßenarbeiter, sondern lagert dort auch
schweres Gerät, das bei dem Bau der Straße zum Einsatz kommt, die östlich des Dünengürtels vorbeiführen und Swakopmund mit Walvis Bay verbinden soll. • Foto: Florian Gontek
hiesige Subunternehmer identifiziert
habe, die an dem Bauprojekt hätten
beteiligt werden sollen. Abgesehen
davon, dass China Henan weltweit
zahlreiche Bauprojekte erfolgreich
abgeschlossen habe, könne die Firma Namibia folglich einen wesentlich
größeren Wissens-Transfer bieten, als
Unik, dessen hiesiger Partner Thohi
nur mit 10 Prozent an dem Joint Venture beteiligt sei.
In seinem nun ergangenen Urteil
widerspricht Richter Collins Parker
dieser Darstellung mit Hinweis darauf, die RA habe ihre Entscheidung
entgegen der Darstellung der Kläger
detailiert und überzeugend begründet. Schließlich habe die RA deutlich
gemacht, dass sie bei der Auswertung
Freelancer: Wolfgang Drechsler (wd), Robby
Echel­meyer (re), Eberhard Hofmann (hf). ­Arne
Putensen (ap), Sven-Eric Stender (ses), Konny
von Schmettau (kvs)
• Hauptbüro Windhoek
General-Murtala-Muhammed-Avenue 11,
Postfach 866 95, Tel.: +264-61-225822, Fax:
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• Anzeigen & Marketing
Bahati Traut, Tel. 061-2972309 (Büro) und 081-
der Ausschreibung besonderen Wert
auf die fachliche Beurteilung der Bewerber gelegt habe, und das Joint Venture Unik/Thohi in dieser Kategorie
deutlich besser als die Kläger abgeschnitten habe.
Darüber hinaus habe die RA darauf verwiesen, dass die Kläger vor
kurzem bereits den Zuschlag für die
Instandsetzung von Straßen im Bezirk Otjiwarongo erhalten habe, für
das ein Betrag von rund 322 Millionen bereitgestellt und eine Bauzeit
von etwa drei Jahren eingeplant worden sei. In diesem Zusammenhang
hatte die RA befürchtet, dass sich die
Kläger übernehmen und die eigenen
Kapazitäten überschreiten könnten,
falls sie parallel zwei Projekte ver-
1271603; Fax: +264-61-245200, E-Mail: ads@
az.com.na, Agnes Hoffmann, Tel. 061-2972310
(Büro) und 081-2451238; Hennie Geldenhuys,
Tel. 061-2972201 (Büro) und 081-211 5973
• Küstenbüro Swakopmund
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Vergeben und vergessen heißt kostbare Erfahrungen zum Fenster hinauswerfen.
Schopenhauer
wirklichen müssten.
Parker zufolge sei diese Begründung schlüssig und es der RA als Auftragsgeber vorbehalten über die Gewichtung einzelner Auswahlkriterien
zu entscheiden. Weil die Kläger keine
Belege dafür vorgebracht hätten, dass
diese Gewichtung wie behauptet irrelevant und abstrus sei, stehe es dem
Gericht nicht zu sie in Frage zu stellen.
Obwohl der Kostenvoranschlag
von Unik/Thohi etwa 66 Millionen
N$ über jenem der Kläger gelegen
habe, bestehe folglich kein Anlass
zur Annahme, dass jene durch den
RA-Vorstand bewusst benachteiligt
oder zu Unrecht disqualifiziert worden seien, weshalb ihr Antrag zum
Scheitern verurteilt sei.
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