Das Buch des Monats Dezember 2016 Sarah Bakewell: Das Café der Existenzialisten. Freiheit, Sein und Aprikosencocktails. C. H. Beck Verlag , aus dem Englischen von Rita Seuß Die englische Schriftstellerin Sarah Bakewell schreibt nach ihrer Montaigne-Biographie „Wie soll ich leben? oder das Leben Montaignes in einer Frage und zwanzig Antworten“, die zu einem Bestseller avancierte, ein weiteres Werk über Philosophie. In „Das Café der Existenzialisten“ erzählt sie die Geschichte des Existenzialismus, wie es im Untertitel bereits anklingt, leichtfüßig und humorvoll, sodass der Leser/die Leserin nach der anregenden Lektüre dieses Buches mit Heidegger im Schwarzwald war, mit Sartre in Pariser Cafés diskutiert hat, den Alltag im Kriegsparis mit seinen Entbehrungen und Kompromissen beobachtet, ohne eine Tour de force hinter sich gebracht zu haben. Denn die Autorin bildet den Leser/die Leserin ganz nebenbei, sozusagen im Plauderton. Man erfährt unter anderem, was für Sartre die „littérature engagée“ ist und lernt, was es für die Existenzialisten bedeutet, ein Mensch mit freiem Willen zu sein, ganz entgegen den heutigen Ansichten, in denen der Diskurs mehr und mehr um Gene und den Einfluss der Umwelt kreist. „ Sei frei!“, sagt Jean-Paul Sartre und „Der Mensch ist nichts anderes, als wozu er sich macht“ . Auch wenn die berühmten Existenzialisten nicht mehr unter uns weilen und die Romane der Beauvoir nicht mehr so viel gelesen werden, so sind die Ideen des Existenzialismus, die eine Generation nachhaltig geprägt haben, in unserer Sprache und Zivilisation tief verankert. Schon allein deshalb lohnt es sich, Bakewells neuestes Werk zu lesen. Das ausführliche Literaturverzeichnis im Anhang macht Lust auf mehr , und die Anmerkungen unter dem Motto „Monsieur, wie schrecklich, Existenzialismus“ zeugen von feinem britischen Humor. Der Titel verweist natürlich auf die Pariser Cafés, in denen sich die Philosophen austauschten und den Cocktails zusprachen, gibt es aber in Wien einen besseren Ort zum Diskutieren und Sinnieren als ein Kaffeehaus? Vielleicht diesen Winter mit Sartre, Camus , Beauvoir und ihren Lehrmeistern? Gabriele Basty
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