Tierhaltung Haltungsberater Herbert Heiligmann vom LKV Bayern prüft auch, ob ausreichend Licht im Stall ist. Profi-Check für den Kuh-Komfort Auch in bestehenden Kuhställen lassen sich die Haltungsbedingungen mit wenig Aufwand verbessern. Das LKV Bayern bietet dafür jetzt eine spezielle Beratung an. 34 top agrar südplus Fotos: Dorsch (2), LKV M it einfachen Verbesserungen der Haltungsbedingungen sind auch in bestehenden Ställen 2 bis 3 kg Milch pro Kuh und Tag mehr drin“, sagt Uwe Gottwald, Geschäftsführer des LKV Bayern. „Es gibt keinen Betrieb, egal ob mit Laufstall- oder Anbindehaltung, der nicht noch Potenzial hätte.“ Um diese Reserven zu heben, hat das LKV das Angebot „Haltungsberatung Rind“ entwickelt, das bayerische Milchviehhalter seit diesem Jahr nutzen können. Als Leitfaden für die Berater dient eine Checkliste, die in einer Pilotphase auf 100 Betrieben getestet und überarbeitet wurde. Die Beratung umfasst einen halbtägigen Stallrundgang. Dabei nehmen die Nach erfolgreicher Beratung erhalten die Milchviehhalter ein Stallschild. So zeigen sie Besuchern, dass sie sich um das Wohl ihrer Tiere kümmern. LKV-Berater systematisch alle Funktionsbereiche unter die Lupe. Sie überprüfen Abmessungen und Klimadaten. Sie kontrollieren die Beschaffenheit der Futterbarren, Laufgänge und Liegeboxen sowie die richtige Anordnung von Tränken, Kraftfutterstationen und Bürsten. Und sie schauen sich beim Stallrundgang intensiv die Kühe und deren Verhalten an. Insgesamt prüfen die Berater über 100 Einzelparameter. „In unserem Stall stecken noch mehr Reserven“ Tierverhalten sagt viel aus. „Am meisten Aussagekraft hat das Tierverhalten, weil sich daran Haltungsfehler am einfachsten erkennen lassen“, erläutert Herbert Heiligmann, der beim LKV die Haltungsberatung koordiniert. „An bestimmten Verhaltensweisen einer Kuh kann ich dem Landwirt auch gut erklären, warum und welche Verbesserungen notwendig sind“, ergänzt der Berater. Wenn z. B. eine Kuh lange zögere, bis sie in eine Liegebox geht, fehle ihr in der Regel der Platz, um dort gerade stehen und sich dann zielgerichtet ablegen zu können. Deutlich blanke Stellen am Fressgitter deuteten auf zu geringe Halsweiten hin. Heiligmann und seine vier Kolleginnen und Kollegen, die für die Haltungsberatung zuständig sind, fassen ihre Beobachtungen in einem Protokoll zusammen und leiten daraus Verbesserungsvorschläge ab. Beides senden sie dem Beratungsbetrieb zu. Auf Wunsch kommt der Berater ein zweites Mal auf den Betrieb, um die Umsetzung und Wirkung der Verbesserungsmaßnahmen zu prüfen. Nach erfolgreicher Beratung erhält der Landwirt ein Schild, das die Teilnahme an der Beratung dokumentiert. Der Haltungs-Check kostet für den Anbindestall 150 €, für den Laufstall 190 €. Für den Folgebesuch stellt das LKV weitere 95 € in Rechnung. Die Kosten enthalten die Anfahrt, aber nicht die Mehrwertsteuer. Zudem gewährt das LKV eine Zufriedenheitsgarantie. Ist der Landwirt mit der Beratung nicht zufrieden, erhält er die Kosten dafür zurück. Klaus Dorsch Lesen Sie auf den folgenden Seiten, wo die Beratung im Detail ansetzt. Dominikus Summerer junior und senior haben bereits die Wände ihres Stalls geöffnet. Jetzt nehmen sie Liegeboxen, Fressgitter und Tränken in Angriff. D ominikus Summerer senior aus Mangolding im Landkreis Rosenheim hat in seinem 22 Jahre alten Milchviehstall schon viel für den Kuhkomfort getan. „Weil die Wandboxen zu kurz waren und die Vollholzwände zu wenig Licht und Luft in den Stall ließen, haben wir die Wände herausgesägt“, erläutert der Landwirt. Summerer, der den Betrieb mit seiner Frau Barbara und seinem Sohn Dominikus führt, hat dafür Curtains installiert. Die Maßnahme hat die Haltungsbedingungen deutlich verbessert. „Die Kühe können jetzt mit einem richtigen Kopfschwung aufstehen, außerdem ist jetzt viel mehr Luft und Licht im Stall“, freut sich der Milchviehhalter. Mehrstündiger Rundgang: T rotz- dem haben Summerers jetzt auch die Haltungsberatung des LKV in Anspruch genommen. Berater Herbert Heiligmann ist bei seinem mehrstündigen Stallrundgang unter anderem auf folgende Details gestoßen: • Er empfiehlt für die Hochboxen eine Streuschwelle von 5 cm Höhe, damit die Einstreu besser auf den Liegeflächen hält und die Kühe ihre Schwänze weniger auf die Lauffläche legen. • Zudem schlägt er einen flexiblen Nackenriegel vor. Das vorhandene Rohr hat eine zu geringe Höhe und einen zu geringen Abstand zum Liegeboxenende, obwohl es bereits ganz vorne angebracht ist. • Bei einer Erneuerung des vorhandenen Fressgitters aus Holz sollten Summerers auf eine größere Halsweite (22 bis 23 cm) und Gesamthöhe über der Standfläche (1,55 m) achten. • Die Schwimmer in den Tränken sind leicht zu erhöhen, damit der Wasserstand steigt und die Tiere mit flacher Kopfhaltung saufen können, ohne mit dem Kiefer auf der Trogkante aufzusetzen. Dominikus Summerer junior war erstaunt, welches Potenzial noch in der Haltung steckt. „Ich freue mich, dass wir noch so viel verbessern können“, so der junge Unternehmer. Er will jetzt mit seinem Vater einen separaten Abkalbe-, Kranken- und Trockensteherstall bauen und dann die Maßnahmen nach und nach umsetzen. top agrar südplus 35 Tierhaltung „Beim Check kommt alles auf den Prüfstand“ Liegeboxen, Laufgänge, Tränken, Fressgitter und Stallklima – auf der Suche nach Haltungsfehlern prüfen die LKV-Berater insgesamt mehr als 100 Details. top agrar-Südplus war bei einem Stallrundgang dabei. Liegeboxen: Bei den Liegeboxen geht es auch um die Einstellung des Nackenriegels. Er sollte 1,15 bis 1,25 m hoch und 1,70 m vom Liegeboxenende entfernt sein. Eine Lösung kann ein flexibles Nackenband (siehe Foto oben rechts) sein. Laufflächen: Der Stiefeltest mit dem Absatz zeigt, wie trittsicher die Laufgänge sind. Wenn Mistschieber im Aktivitätsbereich der Kühe parken, behindert das den Kuhverkehr und erhöht die Verletzungsgefahr der Kühe. 36 top agrar südplus Fressen: Die Oberkante der Barrenwand sollte 55 cm Höhe nicht überschreiten und der Barren mindestens 1,20 m breit sein. Ist das Fressgitter zu niedrig (Foto unten rechts), stoßen die Kühe mit dem Nacken daran und sie werden bei der Futteraufnahme behindert. Wasserversorgung: Die Tränke ist in diesem engen Laufgang sehr ungünstig platziert, weil die Kühe beim Saufen den Laufweg blockieren. Melken: Das Licht in Melkständen reicht häufig nicht aus. Für die Raumbeleuchtung sind mindestens 200 Lux anzustreben, im Euter bereich sollte die Intensität 400 bis 500 Lux betragen. Außerdem sollte es bei den Lauf wegen keine Hell-Dunkel-Unterschiede geben. Fotos: Dorsch (8), LKV (4) Stallklima: Mit einem Kombigerät und einem Luxmeter prüfen die Berater an verschiedenen Messpunkten im Stall die Temperatur, Luftfeuchte und Helligkeit. Die Nebelmaschine zeigt, wie sich die Luft im Stall bewegt und verteilt. top agrar südplus 37
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