Newsletter | Dezember 2016

Newsletter | Dezember 2016
Liebe Unterstützerin, lieber Unterstützer,
anlässlich des 30. Ju-
mit radikaler Humanität unterwegs, klug
beiter engagieren sich mit Verstand, Weitsicht
biläums unserer Or-
handelnd, weit blickend, unserer Gesellschaft
und Herz ganz im Sinne unseres Gründers.
ganisation sagte der
den Spiegel vorhaltend. Damit hat er viele
Sie arbeiten oft in unbequemen, manchmal
im Mai verstorbene
Menschen begeistert. Mit seinem Tod haben
gar gefährlichen Einsätzen, um das Leben in
Rupert
Neudeck:
wir einen Freund verloren, der uns Vorbild
Not geratener Menschen zu verbessern.
„Ich will nie mehr
und steter Antrieb bleiben wird und der uns
Wir danken Ihnen, dass Sie unsere so wichti-
feige sein. Cap Ana-
weiterhin auffordert, nicht feige zu sein.
ge Arbeit unterstützen und wünschen Ihnen
mur ist das schönste
Was fortbesteht, ist unsere lebendige Organi-
einen friedvollen Jahresausklang.
Ergebnis des deut-
sation, die sich vor allem in den vergessenen
Herzlich,
schen
Verlangens,
Krisen und Kriegen dieser Welt einsetzt und
niemals wieder feige, sondern immer mutig
heute leider mehr denn je gebraucht wird.
zu sein.“ Rupert Neudeck war unermüdlich
Unsere mutigen Mitarbeiterinnen und Mitar-
Dr. Werner Strahl
Vorsitzender
Ihr Werner Strahl
>>> HELFEN, WO DIE NOT AM GRÖSSTEN IST
DIE VERGESSENEN KRISEN UND KRIEGE
in der sudanesischen Region der Nuba-Berge, die an der Grenze zum Südsudan liegt.
Hier stehen militante Rebellengruppen einer
ebenso gewaltbereiten Regierung gegenüber,
die allesamt ihre eigennützigen Interessen auf
Kosten der Zivilbevölkerung durchzusetzen
versuchen. Hunderttausende Nuba-Familien
wurden bereits aus ihren Dörfern vertrieben
und suchen Schutz in den nahegelegenen
Berghöhlen.
Cap Anamur versorgt diese Menschen seit
nunmehr fast 20 Jahren. Wir liefern mit hohem logistischem Aufwand Medikamente in
Cap Anamur hilft Menschen in langwierigen humanitären Krisen
diese sehr abgelegene Gegend, betreiben ein
Hospital im Dorf Lwere und sichern von dort
Die öffentliche Aufmerksamkeit für die zahl-
delt es sich bei ihnen zumeist um Menschen
aus den Betrieb von sechs umliegenden me-
reichen Krisen und Kriege dieser Welt ist
aus ohnehin schon armen und marginali-
dizinischen Einrichtungen. Darüber hinaus
begrenzt. Entsprechend spärlich ist oft das
sierten Bevölkerungsgruppen. Wir haben es
führt unser Team regelmäßig großflächige
Hilfsangebot, das Menschen in langwierigen
uns zur Aufgabe gemacht, Menschen in eben
Impfkampagnen durch und kümmert sich
humanitären Notlagen zuteilwird. Dabei han-
solchen Notlagen zu helfen: so zum Beispiel
um unterernährte Kinder. >>>
starben, ist das einheimische Team hoch motiviert, der Klinik mit unserer Unterstützung
wieder auf die Beine zu helfen. Die Fortschritte können sich sehen lassen: Wir haben eine
neue Intensivstation errichtet, renovieren die
Gebäude, liefern Medikamente sowie technische Geräte und bilden die Mitarbeiter fort.
In Sierra Leone engagieren wir uns seit dem Ende der verheerenden Ebola-Epidemie für den Wiederaufbau des Gesundheitssystems
Insgesamt behandeln wir jeden Monat rund
öffentliche Interesse abgeebbt. Doch der
20.000 Patientinnen und Patienten. Abgese-
zehnjährige Bürgerkrieg, der von 1991 bis
hen davon gibt es für diese Menschen kaum
2002 tobte, und der bisher größte Ebola-Aus-
internationale Hilfe und so werden wir ihnen
bruch der Geschichte haben große Folge-
mit unserem langjährigsten Projekt auch in
schäden hinterlassen: Das ohnehin schon
Zukunft zur Seite stehen.
schwache Gesundheitssystem Sierra Leones
ist vollständig kollabiert. Wenig verwunder-
Tausende Nuba-Familien mussten vor Bombenangriffen aus ihren Dörfern fliehen und suchen
Schutz in den nahegelegenen Berghöhlen
Ausbau der Versorgungsnetze
lich, immerhin hat das Virus allein in diesem
Ein ähnliches Konzept setzen wir in der
Land 3.500 Menschenleben gefordert, darun-
Zentralafrikanischen Republik um, einem
ter rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
Land, das trotz eines nicht enden wollen-
ter des Gesundheitswesens.
den Bürgerkriegs ebenfalls in den Schatten
Unser Team hat sich schon vor dem Ebo-
aktueller Krisen gerückt ist. Hier bauen wir,
la-Ausbruch in Sierra Leone mit der Sanie-
Bitte unterstützen Sie uns, Men-
ähnlich wie in den Nuba-Bergen, ausgehend
rung des Kinderkrankenhauses in Freetown,
schen in andauernden humani-
von unserem Krankenhaus in Bossembélé als
der Hauptstadt des Landes, engagiert. Und
tären Krisen zu helfen! Mit 70
zentralem Standort ein satellitenartiges Ver-
auch während der Epidemie standen wir den
Euro finanzieren Sie 20 Pakete
sorgungsnetz mit Gesundheitsposten auf, um
Menschen bei, haben eine Isolierstation ge-
hochkalorische Spezialnah-
die Menschen in den ländlichen Gebieten zu
baut und ein Schutzhaus für Ebola-Waisen
rung für unterernährte Kinder.
erreichen.
eingerichtet. Das offizielle Ende der Epide-
Einen Rundum-Impfschutz für
Eine ganz anders geartete Krise durchleben
mie war für uns der Auftakt für ein weiteres
fünf Kinder in den Nuba-Ber-
die Menschen in Sierra Leone. Nachdem die
Projekt: den Wiederaufbau des Gesundheits-
gen ermöglichen Sie uns mit
Ebola-Epidemie in den vergangenen beiden
systems. Inzwischen arbeiten wir seit einein-
110 Euro. 300 Euro kostet ein
Jahren weltweit größte Aufmerksamkeit auf
halb Jahren im Krankenhaus von Makeni, im
Set Untersuchungsinstrumen-
die betroffenen Länder Westafrikas gezogen
Herzen Sierra Leones. Obwohl 20 Mitarbeiter
te für die Ausstattung unserer
hat, ist mit dem Ende der Epidemie auch das
des Krankenhauses durch das Ebola-Virus
Gesundheitsposten.
Jede Spende hilft!
>>> MEDIZINISCHE VERSORGUNG VON BÜRGERKRIEGSFLÜCHTLINGEN
HILFE FÜR DAS SYRISCHE VOLK
Aufbau einer Container-Klinik
Im Flüchtlingslager bei Rukban, im Niemandsland des syrisch-jordanischen Grenzgebiets, sitzen laut Angaben von Amnesty International mittlerweile rund 75.000 syrische
Bürgerkriegsflüchtlinge fest. Sie harren hier
unter menschenunwürdigen Umständen aus
und warten auf die Einreiseerlaubnis nach
Jordanien – etliche von ihnen schon seit vielen Monaten.
Doch nach einem Autobombenanschlag auf
einen nahe gelegenen Militärposten im Juni,
bei dem sechs Soldaten starben, sperrte die
jordanische Regierung das Gebiet weiträuIn Syrien verliert ein ganzes Volk seine Heimat. Wir helfen den Menschen vor Ort und jenen, die in
die Nachbarländer Jordanien und Libanon geflohen sind.
mig ab. Auch für internationale Helfer bleibt
die jordanische Grenze verschlossen, und
damit der Weg, über Jordanien Hilfsliefe-
Die Gewalt in Syrien ist ungebrochen, und
Bernd Göken, in der syrischen Kleinstadt
rungen ins Flüchtlingslager zu bringen. Seit
ein Ende des Grauens nicht in Sicht. Es ist
Azaz nur knapp einer Entführung durch die
rund fünf Monaten sind diese Menschen nun
tragisch: Trotz aller militärischer und diplo-
Terrororganisation Islamischer Staat (IS) ent-
schon weitestgehend von humanitärer Hilfe
matischer Bemühungen zeichnet sich keine
ging. Seit diesem Übergriff arbeiten wir in
abgeschnitten: Es fehlt ihnen an Wasser, Nah-
Lösung für diesen Konflikt ab. Bisher haben
Syrien ausschließlich im Verborgenen und
rung und medizinischer Versorgung.
hunderttausende Menschen ihr Leben verlo-
betreiben auf diese Weise mittlerweile drei
Trotz der Abriegelung ist es unserem Team
ren. Rund die Hälfte der Bevölkerung ist auf
Polikliniken in dem Bürgerkriegsland, dar-
gelungen, eine Container-Klinik in das ent-
der Flucht: 6,5 Millionen als Binnenflüchtlin-
unter eine mit Gefäßchirurgie.
legene Wüstengebiet zu transportieren. Mo-
ge, und etwa 5 Millionen Menschen suchen
Neben der Unterstützung dieser Kran-
mentan versorgen die Ärztinnen und Ärzte
Schutz in den Nachbarländern Jordanien,
kenhäuser engagieren wir uns für syrische
in den sechs Containern rund 150 Kranke
Libanon, Türkei und Irak. Syriens Regierung
Flüchtlinge in den Nachbarländern, wo die
und Verletzte am Tag. Sie berichten von
und Rebellen verüben Kriegsverbrechen, und
Menschen zum Teil seit Jahren vergeblich auf
vielfältigen und teilweise schwerwiegenden
sogar die wenigen noch funktionstüchtigen
eine Rückkehr in ihr Heimatland hoffen. Wir
gesundheitlichen Problemen. „Diese Men-
Krankenhäuser werden gezielt bombardiert.
unterstützen zwei Kliniken in Jordanien und
schen brauchen dringend unsere Hilfe“, be-
„Als medizinische Organisation bleibt uns
betreiben ein Projekt im Libanon, bei dem
tont Bernd Göken. „Vor allem die Kinder
ein nur sehr geringer Handlungsspielraum“,
wir syrischen Männern, Frauen und Kindern
leiden unter den extremen Bedingungen in
erläutert Bernd Göken, der Geschäftsfüh-
durch den Transport in Krankenhäuser und
der Wüste. Bitte unterstützen Sie unsere so
rer von Cap Anamur. „Denn internationale
die Bezahlung ihrer Behandlung eine me-
wichtige Arbeit mit einer Spende für Medika-
Hilfsorganisationen werden gezielt angegrif-
dizinische Versorgung ermöglichen. Aktu-
mente und medizinisches Personal.“
fen.“ Wir mussten das vor drei Jahren selbst
ell setzten wir ein weiteres Projekt um: eine
miterleben, als unser Team, darunter auch
Container-Klinik für Geflüchtete.
>>> DER ROSTOCKER KRANKENPFLEGER JOHANNES PLATE (33) ARBEITET SEIT 3 JAHREN IN DEN NUBA-BERGEN
„DIE MENSCHEN HIER BAUEN AUF UNS – HEUTE MEHR DENN JE“
Was ist das Besondere an diesem
ist zum Beispiel unsere Impfkampagne. Seit-
lernt. Wann immer hier der Einzelne nicht
doch sehr abgeschiedenen Projekt?
dem 2011 der Krieg nach neun Jahren Waf-
weiterkommt, ruft er die Dorfgemeinschaft
Cap Anamur ist seit 20 Jahren hier und
fenstillstand erneut ausgebrochen ist, wurde
zu Hilfe. Ob beim Häuserbau oder in der
mittlerweile eine echte Konstante. Die Men-
kein Kind mehr geimpft. Bei dem folgenden
Anbau- und Erntezeit, dann ziehen 20 bis
schen, für die der Krieg zum Alltag gehört,
Masernausbruch starben viele Kinder an der
30 singende Menschen gemeinsam auf die
vertrauen uns sehr. In den Monaten vor der
Infektion. Wir haben es innerhalb kürzester
Felder. Das ist ein so schönes Bild! Auch ich
Regenzeit hat sich die Situation nochmals
Zeit geschafft, Impfstoff zu organisieren, ihn
konnte bei den Arbeiten an unseren kleinen
verschlechtert: Flächenbombardements, auch
sicher in die Berge zu bringen und insgesamt
Kliniken, wie dem Ausbessern der Dächer,
auf zivile Einrichtungen und heftige Boden-
knapp 80.000 Kinder unter fünf Jahren in den
immer auf die tatkräftige Unterstützung der
kämpfe, bei denen viele Dörfer zerstört wur-
gesamten Nuba-Bergen zu impfen. Mittler-
Gemeinschaft zählen. Bei allem was ich gebe,
den. Internationale Hilfe gibt es in diesem
weile impfen wir in drei unserer Krankenhäu-
bekomme ich sehr viel zurück.
isolierten Gebiet, in dem knapp eine Million
ser wieder das gesamte Jahr über.
Menschen leben, kaum. Wir haben es trotzdem geschafft, unser Versorgungsnetz auszu-
Hat dich dieser Einsatz verändert?
weiten und behandeln in unseren sieben Ein-
Ich bin nachdenklicher, aber auch gelassener
richtungen monatlich zwischen 15.000 und
geworden und sehe viele Dinge, die uns in der
20.000 Patientinnen und Patienten. Tendenz
westlichen Welt begegnen mit mehr Abstand.
steigend. Die Menschen hier bauen auf uns –
In einer Welt wie den Nuba-Bergen, wo al-
heute mehr denn je.
les in einer unsicheren Zukunft liegt, erhalten viele Dinge eine andere Wertigkeit. Auch
Ist das der Grund, weshalb du
wenn mir Familie und Freunde schon immer
länger im Land bleiben möchtest?
sehr wichtig waren, so habe ich die Bedeu-
Ja. Und es ist einfach schön mitzuerleben, wie
tung von „Gemeinschaft“ und „den Moment
sich das Projekt entwickelt. Ein großer Erfolg
genießen“ noch einmal anders schätzen ge-
Unter www.cap-anamur.org finden Sie ausführliche
Jahresberichte und viele weitere Informatioonen.
Cap Anamur / Deutsche Not-Ärzte e.V.
Thebäerstraße 30 | 50823 Köln
Telefon: 0221 91 38 15 - 0
Telefax: 0221 91 38 15 - 9
www.cap-anamur.org
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Vorstand:
Dr. Werner Strahl, Dr. Werner Höfner, Mathias Lindstedt
Fotos:
Jürgen Escher, Cap Anamur / Archive Cap Anamur
UNSERE PROJEKTE:
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Sierra Leone | Sudan | Syrien | Zentralafrikanische Republik
SPARK ASSE KÖLN/BONN
IBAN: DE85 3705 0198 0002 2222 22
BIC: COLSDE33
Cap Anamur wurde vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI)
auch für das Jahr 2016 das Spendensiegel zuerkannt. Mit der Anerkennung
wird die satzungsgemäße und sparsame Verwendung der Spendengelder bestätigt. 2015 lagen die Kosten für Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit unter
10 Prozent.