Grüne Anleihen: Neue Studie belegt rasantes Wachstum

Europäische Kommission - Pressemitteilung
Grüne Anleihen: Neue Studie belegt rasantes Wachstum und zeigt
Finanzierungspotenzial für europäische Klima- und Umweltziele auf
Brüssel, 2. Dezember 2016
Eine heute von der Europäischen Kommission veröffentlichte Studie zeigt, dass grüne
Anleihen seit ihrer Einführung im Jahr 2007 rasant zugenommen haben.
Die Studie über das Potenzial und die Funktionsweise der Märkte für grüne Anleihen weist auch auf
zentrale Engpässe hin und empfiehlt Maßnahmen, wie diese überwunden werden können, um das
enorme Potenzial dieser Märkte zu nutzen. Die Studie wird zwei Tage nach dem Maßnahmenpaket der
Kommission „Saubere Energie für alle Europäer“ vorgestellt, demzufolge ab 2021 zusätzliche 177 Mrd.
EUR pro Jahr mobilisiert werden müssen, um die Klima- und Energieziele bis 2030 zu erreichen. Damit
dies gelingt, sind neue, innovative Finanzierungs- und Investitionsmechanismen erforderlich. Grüne
Anleihen werden auch Thema der hochrangigen Expertengruppe für ein nachhaltiges Finanzwesen sein,
die am 28. Oktober 2016 von der Kommission eingesetzt wurde.
Der für den Euro und den sozialen Dialog verantwortliche Vizepräsident Valdis Dombrovskis,
außerdem zuständig für Finanzstabilität, Finanzdienstleistungen und Kapitalmarktunion, erklärte: „Die
Förderung langfristiger und grüner Finanzierungen gehört zu den Prioritäten des Aktionsplans zur
Kapitalmarktunion. Grüne Anleihen sind ein wichtiges Instrument, um am Kapitalmarkt
Finanzierungsmittel für umweltfreundliche und nachhaltigere Investitionen zu beschaffen. Die neue
hochrangige Expertengruppe für ein nachhaltiges Finanzwesen wird dazu beitragen, Wegmarken hin zu
grüneren Kapitalmärkten zu setzen.“
Kommissar Karmenu Vella, zuständig für Umwelt, Meerespolitik und Fischerei, erklärte: „Die EU ist gut
aufgestellt, sodass Unternehmen und Kommunen unter den Ersten sein können, die den
expandierenden Markt für grüne Anleihen nutzen. Wir müssen unsere Anstrengungen verdoppeln, um
bestehende Engpässe zu beseitigen. Dadurch werden grüne Anleihen zu den Investitionen beitragen
können, die wir brauchen, um zur Kreislaufwirtschaft zu finden und unsere energie- und
klimapolitischen Zusagen einzulösen.“
Im Jahr 2012 wurden weltweit 2,6 Mrd. EUR an grünen Anleihen aufgelegt. Bis 2015 hatte sich das
Emissionsvolumen auf 41,8 Mrd. USD vervielfacht. Ende November 2016 wurden gar 74,3 Mrd. USD
erreicht. Den größten Anteil am Weltmarkt für klimafreundliche Anleihen halten europäische und
chinesische Emittenten. Größte Emittenten in Europa sind Frankreich und das Vereinigte Königreich.
Angesichts der globalen Verpflichtung auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft dürfte der Markt für grüne
Anleihen weiter wachsen und noch eine größere Vielfalt von Emittenten und Anlegern anlocken. Neben
der Finanzierung über Bankkredite und Beteiligungskapital kann er eine weitere Quelle für langfristige
grüne Finanzierungen sein.
Dass es bislang keinen ausreichenden Bestand an grünen Projekten und keine Definition oder
Rahmenregelung für grüne Anleihen gibt, bremst der Studie zufolge die Entwicklung dieses Markts.
Allerdings gibt es in den EU-Mitgliedstaaten und darüber hinaus schon viele gute Praktiken, um diese
und andere Beschränkungen zu überwinden. Die Beispiele für Maßnahmen der öffentlichen Hand
reichen von „ weichen Maßnahmen“ wie Sensibilisierungskampagnen und Kapazitätenaufbau bis hin zu
stringenteren Maßnahmen wie der Pflicht zur Veröffentlichung von Indikatoren für grüne Emissionen
und Anlagen.
Ein weiterer Gegenstand der Studie war die Standardisierung. Viele Interessenträger betonen, dass
Standards erforderlich sind, um sicherzustellen, dass der Erlös aus grünen Anleihen tatsächlich in
grüne Projekte mit klaren und messbaren Umweltzielen fließt. Hier hat der Markt bereits weitreichende
Initiativen hervorgebracht. Die Studie spricht sich dafür aus, ausgehend von den bestehenden
marktgeführten Initiativen einen gemeinsamen europäischen Standard für grüne Anleihen zu
entwickeln.
Heute werden mit grünen Anleihen vorwiegend Projekte in den Bereichen erneuerbare Energie (45,8 %
der weltweiten Emissionen 2015), Energieeffizienz (19,6 %), kohlenstoffarmer Verkehr (13,4 %),
nachhaltiges Wasser (9,3 %) sowie Abfall und Umweltverschmutzung (5,6%) finanziert. Grüne
Anleihen sind damit ein wichtiges Finanzierungsinstrument, um die Ziele des am 30. November 2016
im Rahmen der Energieunion vorgelegten Pakets „Saubere Energie für alle Europäer“ zu verwirklichen.
Hintergrund
Eine grüne Anleihe unterscheidet sich von einer herkömmlichen Anleihe durch ihr Label, das anzeigt,
dass das Mittelaufkommen ausschließlich in die (Re-)Finanzierung grüner Projekte, Vermögenswerte
oder Geschäftstätigkeiten fließt. Grüne Projekte sind solche, die ökologisch nachhaltige Tätigkeiten
voranbringen. Grüne Anleihen bieten die Möglichkeit, Kapital für grüne Investitionen zu mobilisieren
und ermöglichen den Anlegern fundierte und bewusste Entscheidungen. Mit grünen Anleihen können
neue Investoren gewonnen und so liquide Mittel für grüne Investitionen mobilisiert werden.
Entwicklung des Markts für grüne Anleihen:
- Der Markt für grüne Anleihen entsteht 2007/08 mit den ersten Green-Bond-Emissionen
multilateraler Entwicklungsbanken.
- Unterstützt durch die Einführung der „Grundsätze für grüne Anleihen“, stoßen 2013-2014 private
Emittenten, darunter Unternehmen und Banken, auf den Markt vor. Seit 2013 haben die
Anleiheemissionen unter dem Label „Green Bonds“ rasant zugenommen.
- 2015 wird der Markt für grüne Anleihen von weiteren Ländern erschlossen. Mit 36 % aller
Emissionen entfällt ein Rekordanteil auf grüne Anleihen von Unternehmen, gefolgt von den
Kommunen mit 15 % und den Banken mit 12 %.
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